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von RumbleFish
Agent
Im Geheimdienst ihrer Majestät (1969)
Szene 1 - Gunbarrel & PTS
Eine neue Gunbarrel erscheint und wir sehen einen neuen 007. Einen 007 dessen Schauspieler hier zum ersten Mal nicht Sean Connery, sondern vielmehr George Lazenby heisst. Mit Hut schreitet er durch den Pistolenlauf und geht ähnlich wie Connery beim Schuss in die Knie. Die Kamera schwenkt in Ms Büro und man sieht M und Q im Dialog. M erkundigt sich bei Moneypenny nach dem Aufenthaltsort 007s und die Kamera schwenkt abermals rasant auf eine portugiesische Landstraße und zeigt die Sicht aus einem schwarzen Aston Martin mit einem noch unbekannten Mann am Steuer. Dieser wird kurz darauf von einem roten Sportwagen überholt. Der Mann zündet sich in Ruhe eine Zigarette an und sieht das Auto am Straßenrand, sowie die Frau in das nahe gelegene Meer laufen. Schnell begreift er, dass sie im Stande ist sich das Leben zu nehmen und eilt ihr zu Hilfe. Kaum hat er die Dame gerettet, erfahren wir wer der Unbekannte ist – Es ist James Bond, der kurz darauf von zwei Killern attackiert wird. Er schafft es diese zu überwältigen, doch statt dankbar zu sein nutzt die Gerettete die Gunst der Stunde um davonzufahren.
Mein Kommentar
Ich mochte die Connery Gunbarrel eigentlich immer ganz gern, allerdings war es eben Sean Connerys Gunbarrel. Diese wurde hier für meinen Geschmack leider etwas zu lieblos kopiert. Ansonsten gefiel mir aber die kurze „Pause“ vor dem Einlauf Lazenbys, in der man den Saltzmann & Broccoli Schriftzug sieht in diesem Fall immer sehr gut. Die PTS startet in Portugal auf einer wunderbaren Landstraße. Ich selbst bin ein großer Fan solcher Landstraßen in Küstennähe und befahre sie selbst für mein Leben gern. Darum bietet der Film was das betrifft viel Raum für Identifikation. Auch der schwarze Aston Martin DBS ist ein Hingucker und die Art, mit der sich Bond die Zigarette anzündet wurde hervorragend inszeniert – so will ich Bond sehen. Diana Rigg am Strand ist einfach nur bezaubernd. Sie gefällt mir zu Beginn des Films ironischerweise fast am besten. Dieses aufsässige, spielerhafte, aber dennoch selbstbewusste Verhalten hat etwas. Auch die Kampfszenen sind gut gelungen. Man merkt einfach, wie sehr Lazenby sich für die Rolle ins Zeug legt. Allerdings sind mir die Schnitte teilweise doch zu schnell. Ich mag den coolen und auch actionlastigen Bond, aber dabei gerne etwas ruhiger. Gleich zu Beginn des Films wird hier ein ziemlich zugespitzt „bondiges“ Gefühl vermittelt. Darüber beschwere ich mich nicht.
Punkte: 9/10
Szene 2 – Das OHMSS - Theme
Das Theme ist in diesem Fall keinesfalls gesungener Art. Zum zweiten mal im Franchise ist es ein instrumentales Stück John Barrys. Visuell untermalt wird es durch die Hervorhebung der Farben Rot und Blau, die zur Symbolisierung des Union Jack dienen. Hinzu kommen diverse Filmausschnitte der Connery Ära.
Mein Kommentar:
Das OHMSS Theme ist qualitativ sicher deutlich besser als das Bond Theme. Es steckt einfach deutlich mehr Detail und Vielfalt in diesem Stück. Zudem passt es mit seinem martialischen Siund einfach perfekt zu diesem Film und zu Lazenby. Nicht auszudenken, hätten wir hier ein Theme im Stile „Moonrakers“ erhalten. Ich begrüße die Tatsache, dass rein instrumentale Themes im Franchise eher die Seltenheit sind. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb finde ich dieses Theme genial. Auch die visuelle Untermalung mit dem „Best of“ Connerys ist sehr gut gelungen. Eine runde Sache.
Punkte: 9/10
Szene 3 – Die ominöse Dame
Nachdem Bond trotz seiner Rettung nichtmal ein „Dankeschön“ erhielt, macht er sich nun wieder auf dem Weg zu seinem Hotel, vor dessen Eingang er prompt den roten Sportwagen entdeckt. Das Hotelpersonal nennt die Dame beim Namen – es ist die Contessa Teresa „Tracy“ di Vincenzo. Bond erhält eine fürstliche Suite mit Schlafbereich im freien und Blick auf den Pool. In den Abendstunden begibt sich Bond in das hoteleigene Casino und trifft am Spieltisch abermals auf Tracy. Diese spielt sehr übermütig und so kommt es, dass sie sich übernimmt und ihre Spielschulden nicht bezahlen kann. Bond rettet sie erneut und übernimmt die Schulden als ihr inoffizieller „Spielpartner“. Als „Entchädigung“ für Bonds Übernahme einigen sich beide auf ein Rendezvous. In Tracys Zimmer angekommen wird Bond jedoch von einem Angreifer überrascht. Es gelingt ihm den Eindringling auszuschalten und er begibt sich wieder in seine Suite. Dort angekommen überrascht ihn Tracy. Diese hat keinen Schimmer, was die Identität des Eindringlings betrifft und es kommt zum Rendezvous. Als Bond am nächsten Morgen erwacht ist Tracy verschwunden und sogar aus dem Hotel abgereist. Bond findet in seiner Schublade Jetons im Wert der Schulden, die Tracy komplett bezahlt hat.
Mein Kommentar
Was die Szenen im und nach dem Casino betrifft bin ich etwas zwiegespalten. Lazenby hat die nötige Ausstrahlung und die Eleganz um authentisch den „Casino-Playboy“ darstellen zu können. Dennoch fühle ich mich zu sehr in der Haut des Zuschauers einer Connery Imitation. Und ich denke, dass genau jenes dem damaligen Plan entsprach. Connery war der Publikumsliebling und das Gesicht Bonds – selbstverständlich wollte man mit Lazenby keine Neuschaffung des Charakters. Ich hätte mich jedoch sehr darüber gefreut, da Lazenby durchaus Potential bot – welches jedoch nicht wirklich ausgeschöpft wurde. Die Art wie er am Spieltisch raucht, seine Mimik, seine Gestik – alles erinnert zu sehr an Connery. In den Kampfszenen kommt dann wieder mehr der martialische Lazenby zum Vorschein. Das passt zu ihm. Er hat besitzt eher diese „kämpferische Eleganz“, bei Connery war es eher eine „arrogante Eleganz“. Die schnellen Cuts passen hier wieder hervorragend. Auch die Rendezvouz Szene mit Diana Rigg ist gut gelungen – hier passt in meinen Augen die Harmonie zwischen den Hauptdarstellern besser als in den meisten Bond Filmen. Diana Rigg gefällt mir hier ähnlich gut wie in den Eröffnungszenen. Mein Lieblingsaspekt dieser Szenen ist jedoch die instrumentale Interpretation „We have all the time in the worlds“ die hier während des Rendezvous langsam anläuft.
Punkte: 8/10
Szene 4 – Marc Ange Draco
Nach dem Aufwachen ohne eine Spur seiner Tracy, macht sich Bond auf den Weg zu seiner Abreise aus dem Hotel. Im Empfangsbereich angekommen wird er von zwei Henchmen überrascht. Diese zwingen ihn mit vorgehaltener Waffe in ihren Wagen, wo Bond wiederrum auf seinen Kampfgegner aus Tracys Apartment trifft. Gemeinsam fahren sie den Highway entlang, während Bond sich den ein oder anderen Spruch in Richtung seiner Entführer nicht verkneifen kann. Die Fahrt endet auf einem verlassenen Industriegelände. Bond schafft es seine Entführer zu überwältigen und stürmt einen Raum mit gezücktem Wurfmesser. Als er erkennt, dass wahrscheinlich keine weitere Gefahr droht, wirft Bond das Messer in Richtung Mobiliar, statt auf den dort anwesenden Mann. Dieser ist der Mafiosi Marc Ange Draco, seines Zeichens der Vater Tracys. Nachdem er seinen Dank für die Rettung seiner Tochter ausspricht, macht er Bond ein ganz spezielles Angebot. Er erzählt ihm von Tracys mentalen Problemen und fragt ihn, ob er Teresa zur Frau nehmen wolle. Als Belohnung dafür würde er ihm eine Mitgift von genau einer Million Pfund bezahlen. Bond schlägt das Angebot aus, willigt der Heirat jedoch ein, wenn Draco ihm dafür den Aufenthaltsort Ernst Stavro Blofelds verraten sollte.
Mein Kommentar
In der Anfangsphase des Films geht alles sehr schnell. Rasante Schnitte, kurze Dialoge – stets neue Actionszenen. Auch wenn Connery ebenfalls für Stunts bekannt war, so waren es bei ihm doch eher kurze Auseinandersetzungen. Beim Lazenby-Bond fühlt man sich jedoch eher in einen wahren Actionfilm hineingezogen. Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt, Fakt ist, dass es anders ist. Wie bereits gesagt, hätte ich es bevorzugt, wenn man sich noch mehr auf die Stunts und auf die Action konzentriert hätte, statt Lazenby hier und da wie ein Connery Double in Szene zu setzen. Das betrifft vor allem seinen Stil, seine Mimik, bzw. auch zuweilen seine Gangart. Alles wirkt zu „gewollt“. Aber Lazenby könnte einen durch und durch anderen Charakter darstellen – das stellt er eindrucksvoll in den Kampfszenen vor Dracos Büro unter Beweis. Die Szenen mit dem anschließenden Messerwurf betrachte ich als Bond Liebhaber als ikonisch. Sie haben sich in mein Gedächtnis gebrannt. Auch Dracos Büro ist ein wunderbares Set. Als Fan der Pate-Trilogie mag ich sowieso fast alles was sich um die Thematik italienischer Mafiosi dreht. So betrachte ich auch Draco als sehr interessanten Charakter – ähnlich charismatisch wie zB. Kerim Bey in FRWL. Die Idee ausgerechnet den Playboy Bond für seine Tochter zu gewinnen ist eventuell nicht sein bester, allerdings mag ich die Tatsache, dass Bond hier zum ersten Mal etwas persönlichere Anliegen verfolgt – ebenfalls neu im Franchise. Überragend ist an dieser Stelle wieder der Soundtrack während Bonds Entführung.
Punkte: 8/10
Szene 5 – Bond und die Monogamie
Zurück in Ms Büro folgt standesgemäß zunächst der Flirt mit Moneypenny. Danach legt Bond M indirekt seine Absichten nahe. M durchschaut ihn jedoch und setzt ihn endgültig vom Fall Blofeld ab. Bond, in seinem Stolz gekränkt, erklärt M über Moneypenny seine Kündigung. Er ist erstaunt und erzürnt zugleich, als M seine vermeintliche Kündigung akzeptiert. Moneypenny hat diese allerdings als Beurlaubung an M weitergereicht. Den „Urlaub“ nutzt Bond also, um Draco bei einem Stierkampf wiederzusehen. Dort ist auch Tracy zugegen, die Bond gegenüber ihr Herz endgültig öffnet und ihren Vater zwingt Bond die Blofeld-Informationen auch ohne die Hochzeit zu übergeben. Bond und Tracy kommen sich daraufhin dennoch näher und verlieben sich.
Mein Kommentar
Nachdem Bond in YOLT zum ersten mal nicht Ms Büro betrat, freut man sich als Zuschauer endlich wieder gewohnte Gefilde betreten zu können. Ms Büro inkl. Des Vorzimmers wirken immer wieder sehr eindrucksvoll und der Dialog zwischen Bond und M geht in gewohnter Art und Weise von statten. Schön dass man sich bei solchen Dingen treu blieb und hier nicht krampfhaft versuchte irgendetwas zu verändern. Die Idee mit Bonds vermeintlicher Kündigung und Moneypennys Trick zaubert mir immer wieder ein Schmunzeln aufs Gesicht. Hier erkennt man eindeutig die Macht, die Moneypenny tatsächlich über Bond besitzt. Herausragend sind hier außerdem die Hommagen an die alten Bondfilme. Auch hier zeigt sich abermals was man in dem Fall richtig und in anderen Szenen falsch macht. Die Hommagen wirken keinesfalls aufgesetzt und fügen sich eher nahtlos ein. Dabei spielt der Soundtrack natürlich auch eine wunderbare Rolle. Der Stierkampfarena kann ich leider nicht so viel abgewinnen, es gibt Sportarten von denen ich eher angetan wäre. Das Set wirkt mir auch immer zu exotisch – ironischerweise, da es immernoch ein Bondfilm ist. Mit exotisch meine ich in diesem Fall: etwas fehl am Platz. Danach überzeugt OHMSS jedoch wieder mit den Liebesszenen zwischen Bond und Tracy. Für den ein oder anderen werden sie zu schnulzig sein, aber sie wirken auf mich immer wieder authentisch und passend. Hinzu kommt Louis Armstrongs geniales „We have all the time in the world“. Wäre dieser Song das offizielle Theme des Films, wäre er in meinem Theme Ranking vermutlich auf Rang 1. Ein unglaubliches Stück.
Punkte: 9/10
Szene 6 – Gumboldt & Sir Hillary
Ein Hinweis Dracos führt Bond nach Bern – genau genommen zur Rechtsanwaltskanzlei der Gebrüder Gumboldt. Nachdem er sich von Tracy verabschiedet hat, begibt sich Bond in das Gebäude und betritt das Büro des Anwalts. Dort angekommen entdeckt er einen Tresor, schliesst ein Gerät an um diesen zu knacken und liest in der Zwischenzeit die aktuelle Ausgabe des „Playboy“, die im Büro anzufinden ist. Bond entdeckt im Safe ein Dokument, das eine Verbindung zwischen Ernst Stavro Blofeld und dem Heraldik-Amt offenbart. Blofeld möchte für sich den Titel „Graf de Bleuchamp“ in Anspruch nehmen. Bond kontaktiert daraufhin den berühmten Heraldiker Sir Hillary Bray und nimmt dessen Identität an, um ein Treffen mit Blofeld zu arrangieren.
Mein Kommentar
Die Gumboldt Szenen sehe ich immer wieder gerne. Das gesamte Gebäude der Kanzlei wirkt sehr majestätisch. Hinzu kommt eine sehr spannungsgeladene Atmosphäre mit passender musikalischer Untermalung. Als Zuschauer hat man hier durchaus sehr häufig das Gefühl, Gumboldt könnte in jedem Moment das Büro betreten. Gleichzeitig bestechen die Szenen mit einer vorher nicht da gewesenen Ruhe. Hier verzichtet man auf die schnellen Handlungsabläufe und lässt Bond in Ruhe die aktuelle Ausgabe des Playboy lesen während er einen Safe knackt. Ein netter Kontrast zu den vorherigen Szenen. Als besonders gut gelungen empfinde ich die Art und Weise mit der Bond den Koffer aus dem Büro schmuggelt. All das ist sehr eindrucksvoll inszeniert und trägt viel zum Gesamtbild dieser Szene bei. Auch das Büro Sir Hillarys ist abermals ein überaus geschmackvolles Set. Die Szenen Gumboldt und Sir Hillary Gray zähle ich zu den beiden Lichtblicken was Look & Ästhetik in diesem Film betrifft.
Punkte: 8/10
Szene 7 – Der Piz Gloria
Das Arrangement des Treffens um den vermeintlichen Hillary Bray, alias James Bond und Ernst Stavro Blofeld ist erfolgreich. Bond trifft dessen „Sekretärin“ Irma Bunt in der Schweiz. Untersützt wird Bond durch die verdeckte Hilfe eines Agenten. Mit Hilfe eines Helikopters und einer Seilbahn erreichen die beiden schließlich den Piz Gloria, den der Graf (eigentlich Blofeld) als Forschungseinrichtung für die Erforschung menschlicher Allergien benutzt. Irma Blunt erklärt ihm weiterhin, dass zehn Frauen die Einrichtung bewohnen und Blofeld an ihnen Impstoffe gegen spezifische Allergien testet. Bond erhält ein eigenes Zimmer, das sich aus „Sicherheitsgründen“ jedoch nur von außen öffnen lässt. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit den Frauen, lässt es sich der „Verliebte“ nicht nehmen mit einer Dame namens Ruby zu flirten. Diese schreibt ihm ihre Zimmernummer mit Hilfe ihres Lippenstiftes auf den Oberschenkel. Bond schafft es daraufhin den Schließmechanismus seiner Tür zu überlisten und trifft auf Ruby. Im Zimmer selber bemerkt er, dass Blofeld die Frauen mit Hypnose trainiert und Gehorsamkeit lehrt. Zurück in seinem Zimmer wird er von einer weiteren Dame überrascht und erfährt in einer Nacht gleich zwei Rendezvous. Zudem führt Bond eine Unterhaltung mit Blofeld über dessen Pläne das Familienwappen anerkennen zu lassen. Bond gibt weiterhin vor mit diesem Fall beschäftigt zu sein. Ein weiterer Versuch Bonds in der Nacht zu ermitteln schlägt fehl, als er plötzlich Irma Bunt in seinem Bett liegt. Bond erfährt seitens Blofeld, dass die Frauen Krankheitserreger auf der ganzen Welt verteilen sollen und Nutzvieh damit unfruchtbar machen werden. Damit will Blofeld Geldsummen erpressen. Der Agent, der Bond auf Schritt und Tritt folgte wurde gefoltert und umgebracht – zuvor verriet er den Schergen Blofelds Bonds wahre Identität. Bond wird daraufhin in einen Raum eingesperrt, in dem sich eine Winde der Seilbahn befindet.
Mein Kommentar:
Leider bin ich mit den gesamten Piz Gloria Szenen überhaupt nicht zufrieden. Was mir gut gefält ist Blofelds Büro, aber auch die gemütlichen Apartments der Forschungseinrichtung. Hier fühlt man sich jedes Mal wie ein Teil des Films und möchte in diesen geheimnisvollen Ort eintauchen. Den Rest finde ich leider nicht so überragend. Da wäre zum einen die sehr grobe und klobige Ausswirkung der Forschungseinrichtung - wohl wissend dass das kein Set sondern ein realer Schauplatz ist, muss ich leider zugeben, dass es das Gebäude nicht schafft mich endgültig in seinen Bann zu ziehen. Das ist schade, da der Film gerade mit dieser Forschungsstation zu punkten versucht. Sie ist quasi das Glanzstück des Films – mehr kommt nicht – das ist DAS große „Set“. Naja der Funke springt nicht über. Auch das drehende Restaurant finde ich wenig spektakulär, auch wenn es das für damalige Verhältnisse sicher war. Die schlimmsten Szenen sind jedoch die zwischen Bond und den Frauen. Noch einmal – Lazenby ist nicht Connery. Es hätte hier einfach besser gepasst wenn es keine Flirts und Romanzen zwischen dem Lazenby Bond und den Frauen gegeben hätte. Er wirkt einfach zu hölzern. Zudem reihen sich diese Frauen (vor allem Ruby) nahtlos in die nervigsten Bondgirls des Franchise ein. Unerträgliche Dialoge, Lazenbys Fremdscham Outfit, Ruby mit ihrer Lockenwicklerfrisur und der dazu passenden Persönlichkeit… Man denkt es würde nichtmehr schlimmer gehen, da liegt Irma Bunt auf einmal in Bonds Bett. Der Versuch eines Jumpscare, der den Neuling wohl wirklich erschrickt, ich erblicke mittlerweile immer wieder einen Charakter mit dem ich auch nie wirklich warm wurde. Potential wird hier verschwenkt, da Telly Savalas wohl den besten Blofeld aller Zeiten liefert. Aber dieser kommt für meinen Geschmack zu wenig zum Vorschein, sondern sperrt Bond lieber in ein Verlies mit einem offenen Fenster, frei nach dem Motto: „Lauf ruhig weg, dann zeige ich dir meine Ski-Skills“. Im Großen und Ganzen lässt man hier mal wieder Potential liegen, die Sets hätten insgesamt liebevoller sein können, die Frauen finde ich fürchterlich gecasted, Irma Bunt bleibt ein blasser Charakter, die Szenen passen nicht zum Lazenby Bond, wahrscheinlich hätten sie noch am ehesten zum Moore Bond gepasst. Punkte gibt es hier vor allem für die längeren Dialogszenen mit Telly Savalas.
Punkte: 4/10
Szene 8 – Die große Flucht
Bonds Situation scheint zunächst aussichtslos, doch dann entdeckt er eine kleine Öffnung in der Wand, ganz unter der Decke. Durch diese Öffnung führt das Seil der Seilbahn. Ein gewagtes Manöver beginnt und Bond schafft es durch das Loch zu entkommen. Es dauert nicht lange und er sieht sich im Besitz einer Skiausrüstung, die eigentlich für die Henchmen Blofelds bestimmt war. Bond fährt davon, wird aber schon bald von Blofeld und dessen Schergen verfolgt. Dabei gelingt es Bond die Henchmen auszuschalten und augenscheinlich auch Blofeld. Im Tal angekommen fährt Bond geradewegs in eine Art „Weihnachtsfest“ in einem im Tal gelegenen Dorf. Weiterhin auf der Flucht – diesmal vor Irma Bunt sowie weiteren Henchmen – trifft Bond hier zufällig auf Tracy, die sich im Dorf erholt und durch die Nähe zum Piz Gloria insgeheim gehofft hat ihn hier anzutreffen. Beide schaffen es zu entkommen und Bond macht Tracy in einer Scheune einen romantischen Heiratsantrag. Am nächsten Tag gehen beide in den Bergen Ski fahren, als die erneut von Blofelds Männern überrascht werden. Die Verfolgungsjagd endet in einer Lawine, in der Bond nichtmehr entdeckt werden kann und für tot erklärt wird. Er überlebt jedoch und kann entkommen, während Tracy von Blofeld wieder auf den Piz Gloria entführt wird. Der Secret Service will indes auf Blofelds Erpressung eingehen, statt einer von Bond vorgeschlagenen Invasion des Piz Gloria zuzustimmen.
Mein Kommentar:
Wurde George Lazenby zuvor gefühlt in Szenen „geworfen“ in die er nicht hineinpasste, hat man hier wieder das Gefühl, dass er richtig am Platz ist. Hier gehe ich als Connery-Fan auch soweit zu sagen, der Film sei in diesen Szenen mit Connery weniger gut zurecht gekommen. Lazenby macht seine Sache hervorragend und ist in seinem Element – vielleicht ein früher Daniel Craig – zumindest was die Authentizität in Actionszenen betrifft. Auch die Verfolgungsjagd ist sehr gut inszeniert. Hier weiss der Film wieder zu punkten – es kommt zu den rasanten, schnellen Schnitten und dem imposanten Filmstil, der der Film auf dem Piz Gloria leider verlor. Auf dem „Weihnachtsmarkt“ angekommen, verliert der Film allerdings wieder viel von seiner zurückgewonnenen Stärke. Ab hier wirkt auf einmal alles kitschig. Das passt auch absolut nicht. Vor allem zu Beginn bis zu den Szenen in Sir Hillarys Büro wusste OHMSS mit Stil und Ästhetik zu überzeugen. Die Weihnachtsthematik wirkt dem gegenüber einfach zu überspitzt und eben kitschig. Auch die Scheunenszenen sind jenseits von Gut und Böse und fernab jeglichen Geschmacks. Dafür sind die Bobszenen abermals sehr gut gelungen, auch wenn der Zuschauer wohl nie erfahren wird warum Bond und Tracy ausgerechnet dort romantisch Ski fahren, wo man Bond am Vortag beinahe getötet hätte. Nichtsdestotrotz sind die Verfolgungsjagden phänomenal, trotz teilweise schlechtem Greenscreen. Insgesamt machen die Szenen zwar Spaß, werden aber niemals mine favorisierten Bond Skiszenen sein. Der Dämpfer des Weihnachtsmarktes und der Scheunenszene trifft die Actionszenen jedoch leider zu hart.
Punkte: 6/10
Szene 9 – Rettung, Hochzeit, Tod
Verärgert von den Entscheidungen seiner Vorgesetzten, beschliesst Bond die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Dazu fragt er seinen künftigen Schwiegervater Marc Ange Draco um Rat, der im Besitz einer Flotte aus Helikoptern ist, mit denen er als „Rotes Kreuz“ getarnt zur Rettung schreitet. Bond schafft es Tracy zu befreien und die Forschungsstation auf dem Gipfel wird mit Dracos Hilfe zerstört. Blofeld gelingt indes die Flucht, aber Bond setzt sich auf seine Fersen. Beide gelangen in eine Bob-Rennbahn und bekämpfen sich in dieser gegenseitig. Es kommt zum vermeintlichen Tod Blofelds, als dieser an einem Ast hängenbleibt. Was folgt ist die groß angelegte Hochzeit zwischen Bond und Tracy. Auf dem Weg in die Flitterwochen kommt es dann allerdings zum Skandal. Bond hält das Auto an, als plötzlich ein weiterer Wagen rasant überholt. Am Steuer sitzt niemand Geringeres als Blofeld und auf dem Beifahrersitz Irma Bunt, die aus einem Gewehr eine Kugel auf den Wagen abfeuert. Bond überlebt das Attentat, muss jedoch zu seinem Entsetzen feststellen, dass Bunt Tracy tödlich verwundet hat. Als wenig später ein Polizeikommissar eintrifft erklärt Bond „Wir haben alle Zeit der Welt“ und eben jenes Lied Louis Armstrongs ertönt.
Mein Kommentar
Dass Bond trotz erfolgreicher Ermittlung abermals vom Secret Service im Stich gelassen wird ist für den Zuschauer wenig nachvollziehbar. Trotzdem mag ich seinen Entschluss, sich bei der weiteren Vorgehensweise abermals auf Draco zu verlassen. Die darauffolgenden Szenen sind sehr eindrucksvoll. Abermal geht es in die Forschungsstation, wo mir die Dialoge zwischen Blofeld und Tracy sehr gut gefallen. Die Helikopterszenen sind für die damalige Zeit sehr gut inszeniert und machen auch heutzutage noch was her. Irgendwie empfinde ich es auch als doppelte Genugtuung, dass der Piz Gloria in die Luft fliegt. Zum einen aus storytechnischer Sicht und zum anderen, weil die Station einfach nicht mein Set ist. Wie dem auch sei, die Hochzeit wird kurz gehalten und Tracys Todesszene auch. Dennoch ist gerade die Todesszene wieder sehr ikonisch inszeniert. So etwas brennt sich einfach ein und ist auch keineswegs unpassend. Zum großen Finale kommt dann nochmal „We habe all the time in the world“ und beendet somit einen großartigen Bondfilm.
Punkte: 8/10
Durchschnittspunktzahl: 7,67
Fazit:
Leider ist auch OHMSS einer der Bondfilme, der eben nicht das Beste aus seinen Möglichkeiten macht, sondern seine Möglichkeiten in meinen Augen ziemlich verschenkt. Denn eigentlich ist hier alles gegeben – eine gute Story (vielleicht Flemings bester Roman), ein Darsteller mit neuem Elan, eine eigentlich gute Voraussetzung für ein überragendes Set (vor allem nach dem Ding in YOLT), ein grandioser Soundtrack der alles wunderbar untermalt – doch der Film scheitert an sich selbst. Er verliert nach und nach an Stil, Lazenby wird falsch in Szene gesetzt, Nebendarsteller sind Licht und Schatten, das Set auf dem Piz Gloria ist zu wenig für einen Bondfilm. Vergleicht man OHMSS beispielsweise mit Goldfinger, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass OHMSS besser ist – allerdings zieht sich bei GF der Stil besser durch, bei OHMSS nimmt er ab. Beide sind zudem Bondfilme mit vergleichsweise wenig verschiedenen Schauplätzen – auch das machen seine Vorgänger einfach besser. Hätte man OHMSS ein besseres „Gewand“ verpasst und Lazenby besser inszeniert – vielleicht wäre er mein Lieblingsbond geworden. So bleibt er sehr stark, aber nicht so überragend wie er hätte sein können.