Henrik hat geschrieben: 22. November 2024 17:46
Die FYEO-Story fand ich auch schon immer etwas kurios. Bond sucht eigentlich das ATAC, wird dann aber von Kristatos darauf aufmerksam gemacht, dass Columbo Heroin schmuggelt (was soll das denn jetzt?). (...) Obwohl es Bond ja eigentlich nie um Heroin ging
Bond erhält von Kristatos die Information, es handle sich bei Columbo um "die Taube", einen Unterweltboss, der u.a. Heroin schmuggelt, aber eben auch Geschäfte mit den Russen abwickelt und somit im Besitz des ATAC sein müsste. Als Bond gegen Columbo ermittelt, wird er von diesem entführt und von Columbo darüber aufgeklärt, in Wahrheit handle es sich bei Kristatos um "die Taube". Kristatos sei der, der Heroin schmuggelt. Und das will er Bond beweisen, in dem sie gemeinsam eines von Kristatos' Lagern stürmen, sodass Bond sich selbst ein Bild machen kann. Da Bond keine Möglichkeit hat, zu wissen, wem er glauben soll (und in Gefangenschaft auch nicht viele andere Optionen hat), willigt er ein.
Ergibt absolut Sinn und ist eigentlich weder kurios noch wirklich verwirrend, sondern recht vernünftig erzählt.
Henrik hat geschrieben: 22. November 2024 17:46
Etwas merkwürdig finde ich, dass Bond das ATAC zerstört. Klar, Hauptsache die Russen haben es nicht, aber wenn es sowieso egal ist, ob die Briten es zurückbekommen oder es zerstört wird, hätte es auch gleich unter Wasser zerstört werden können.
Das ist aber nicht die Wahrheit und so passiert das im Film auch nicht.
Es ist natürlich nicht "egal", ob die Briten das ATAC zurückbekommen oder nicht. Das ATAC (alias der Automatic Targeting Attack Communicator) ist ein Gerät, das vom Verteidigungsministerium zur Kommunikation und Koordinierung der Polaris-U-Boot-Flotte der Royal Navy eingesetzt wird. Sicherlich werden die Briten keine Luftsprünge machen, dass es nun irgendwo im Gebirge zerdeppert wurden. Bond hat in der Situation im Finale von FYEO aber schlicht keine andere Wahl, als es zu zerstören, da er es ansonsten den bewaffneten KGB-Agenten überreichen müsste und die Russen es somit ohne jeden Zweifel bekommen würden! Was soll er da groß anderes machen?
Wenn er es hätte zurückbringen können, hätte er es definitiv mit nach England genommen, aber in der Situation hatte er nur die Wahl, das ATAC dem Feind zu überlassen oder es zu zerstören. Und das ist keine Wahl, denn es den Russen zu überreichen, ist keine Option. Ich bin mir sicher, Ms Vertretung hat Bond bei genauer Schilderung seiner misslichen Lage schnell verziehen, dass er das Computerchen einmal bergabwärts geschleudert hat.
danielcc hat geschrieben: 22. November 2024 17:34
Hatte anderswo geschrieben, dass die Handlungen der MGW Skripte Zeit oft irgendwie unentschlossen sind und verschiedene Handlungen parallel laufen.
Im Falle von OP ist das am deutlichsten. Da gibt es zwei völlig unabhängige Geschichten, die zwar verknüpft sind es aber nicht sein müssten.
Da ist der Schmuggel Plot mit Kamal Khan, und da ist der WW3 Plot von Orlov. Es ist ja kein Zufall, dass man bei OP häufig Unklarheit bzgl. des Main Villains hat. Wer von beiden ist es? Keiner so richtig.
Ich weiß nicht, ob ich das Argument so ganz verstehe. Mal langsam:
- Die Unklarheit bezüglich des "Main Villains" liegt ja nicht am Film, sondern am Schubladendenken der Fans, die - zum Beispiel in Foren
- gerne über "Die besten Bösewichte" oder sowas abstimmen und sich dann erstmal einigen müssen, wen sie da für OP jetzt gelten lassen. Aber das kann man nun kaum den einzelnen Filmen vorwerfen. Ein Bond-Film braucht nicht den einen eindeutigen Main Villain. Warum soll es nicht völlig okay sein, dass es zwei gleichberechtigte Partner wie Orlov und Khan gibt, die gemeinsame Sache machen und beide von Bond aufgehalten werden müssen?
Auch FRWL hat nicht den eindeutigen Main Villain (Ist es Klebb? Blofeld? Grant?), TLD hat das nicht (Ist es Whittaker? Ist es Koskov?) und TWINE ebenfalls nicht (Ist es Elektra? Ist es Renard?). Selbst in SP könnte man, wenn man will, die Frage eröffnen (Ist es wirklich Blofeld? Ist es nicht eher Denbigh? Oder Barbara Broccoli?) und sogar in FYEO (Ist es Kristatos? Oder nicht eigentlich bei genauerer Betrachtung dessen Auftraggeber und Strippenzieher: General Gogol?).
Fans denken gerne in solchen Kategorien, aber die Filme an erfundenen Schubladen von Fans zu messen, ist nicht unbedingt fair.
- Ich weiß nicht, ob ich das mit den zwei unabhängigen Geschichten in Octopussy teile. Eigentlich gibt es da doch konstant nur eine Geschichte: die Schmuggelaffäre. Bond erfährt zu Beginn, dass 009 getötet wurde, und offenbar hinter einem Schmugglerring her war. Also ermittelt er in dem Fall und findet heraus, dass der Schmuggel von Octopussy und Kamal Khan betrieben wird. Zufällig bekommt er mit, dass Khan einen Geschäftspartner aus der Sowjetunion hat und verfolgt weiter diese Spur, bis er im dritten Akt erfährt, welches Ziel Khan und Orlov verfolgen: die Detonation einer Atombombe.
Es gibt da keine zwei Geschichten, da wir von der Atombombe genau wie Bond bis 30 Minuten vor dem Abspann überhaupt nichts wissen. Für uns existiert nur die Schmuggelgeschichte und die mündet direkt in die Enthüllung der Bombengeschichte. Das ist eigentlich nicht anders als in Goldfinger. Da geht es 90 Minuten darum, dass ein dicker Deutscher womöglich Gold schmuggelt (was Bond untersuchen soll), ehe sich herausstellt, er wolle in Wahrheit eine schmutzige Bombe in Fort Knox zünden.
danielcc hat geschrieben: 22. November 2024 17:34
Man hat das Gefühl, eine Story habe MGW nicht gereicht, so dass er verschiedene Versatzstücke genommen haben und miteinander verwoben.
Das hat er sicherlich gemacht und sich aus verschiedenen Fleming-Quellen bedient, aber es gibt in Octopussy nüchtern betrachtet trotzdem nur eine Geschichte, in der Bond stetig ermittelt, bis er zu einem überraschenden Ergebnis kommt. Aber ist das nicht in einigen Bondfilmen so? Wie gesagt: In Goldfinger ermittelt er wegen Goldschmuggel, bis es plötzlich um einen atomaren Anschlag auf Fort Knox geht. In Im Geheimdienst ihrer Majestät sucht er eigentlich nur Blofeld, bis das Skript Hypnose-Giftgasengel aus dem Hut zaubert. In Diamantenfieber geht es ewig lang um den Schmuggel von Diamanten, bis Blofeld auftaucht und die Klunker für seinen Satelliten-Laserpointer nutzt. Usw. Usf.
danielcc hat geschrieben: 22. November 2024 17:34
TLD ist da nicht weniger verwirrend, soweit dass man der Story eigentlich kaum folgen kann im Detail. Auch hier gibt es zwei Bösewichte und man fragt sich, wer eigentlich DER Bösewicht ist.
Aber ist da nicht eher das Problem, dass du unbedingt DEN Bösewicht bestimmen willst und TLD sich nicht an deine Spielregeln hält?
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: Warum nicht zwei gleichberechtigte Schurken, die zur Erfüllung ihrer jeweiligen Ziele gemeinsame Sache machen?