Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"
Verfasst: 24. November 2015 00:00
Wieso waren die Rachepläne von 006 nicht überzeugend? Letzten Endes ist doch in beiden Fällen (Alec/Silva) die Motivation für den Racheakt beinahe dieselbe, nur das sie in SF personengebunden und in GE auf die Nation England bezogen wird. Aber in überzeugend oder nicht überzeugend würde ich tatsächlich gar nicht unterteilen. Tatsächlich finde ich beide Charaktere in dieser Hinsicht absolut nachvollziehbar handelnd.ProfessorDent hat geschrieben:Nachdem die Rachepläne Trevelyans in GoldenEye nicht gerade realistisch rübergekommen sind, wirken Silvas Rachepläne gut durchdacht und überzeugend.
Wirkt nicht gerade im direkten Triple Feature mit den Vorgängern SF etwas merkwürdig, weil er den gerade noch jungen 007 als alten Mann thematisiert? Ich stimme dir zwar zu, dass Craig rein optisch deutlich älter ausschaut, aber das macht diesen Bruch im Charakter ja eigentlich noch schlimmer (und umso lustiger, dass SP dies dann gleich gar nicht mehr anspricht). Stören tut es mich zwar nicht, da SF hier viel mit der Meta-Ebene spielt und man den Film da in der Hinsicht etwas sehr gesondert betrachten muss, aber so wie du es sagst klingt es für mich etwas merkwürdig.ProfessorDent hat geschrieben:Daniel Craig, der im Film wirklich alt ausschaut, passt hier wie die Faust aufs Auge, denn nach den Charakterstudien in Casino Royale und Ein Quantum Trost ist Skyfall die optimale Fortsetzung.
Uff. Na ja, ich glaube, hier im Forum wurde oft genug aufgeführt, dass Silvas Plan bei genauerer Betrachtung ziemlicher Käse ist und das auch durchaus mehr als die meisten anderen Schurkenpläne. Allerdings muss ich SF zugestehen, dass einem einfach die Zeit fehlt, das ganze genauer nachzuvollziehen, wenn dann die eigentliche Idiotie beginnt, weil Mendes das Tempo zu hoch hält. Das ist clever gelöst und gut gemacht, aber kann in letzter Konsequenz nicht ganz verdecken, dass da inhaltlich ein ziemliches Erklärungsloch über SF schwebt, auf das man keine zufriedenstellende Antwort erwarten bzw. sich selbst schaffen kann.ProfessorDent hat geschrieben:Erst mit der Zeit kommt man darauf, dass der von Bardem dargestellte Charakter einen derart ausgeklügelten Plan entwickelt hat
Ich fand Dench tatsächlich in TWINE und QOS viel intensiver als in SF. Das hat gar nicht so viel mit SF zu tun, sondern mehr damit, dass in den anderen beiden Filmen ihre Gedankengänge und Emotionen mehr zwischen den Zeilen dargestellt werden müssen (durch den anderen Handlungsfokus in ihren Szenen) und sie daher mehr gefordert wird. Ihre Leistung in SF ist dennoch sehr gut, aber handlungsbedingt nicht ganz so herausragend wie in den beiden genannten Filmen.ProfessorDent hat geschrieben:Judi Dench hat ihre Rolle zwar schon 6 mal wunderbar gespielt, eine solch schauspielerische Glanzleistung ist ihr in dieser Dimension vorher jedoch nicht gelungen
Um auf eine andere Diskussion zurückzugreifen: So ist es. SF ist ein Bond mit viel Retro-Charme, der besonders durch seine Erinnerungen an die vorherigen Klassiker profitiert, der auch viel mit den altmodischen Elementen spielt und diese am Ende sogar als Endlösung präsentiert (also diesen Konflikt zwischen der alten Gangart und den modernen Actionfilmen im Film selbst thematisiert). Das ist stark gemacht (witzigerweise sehr ähnlich zu GE, der dieselbe Thematik anging) und ein schönes Fazit nach 50 Jahren, auf das Mendes auch konsequent hinarbeitet, wenngleich er damit bewusst die beiden Vorgänger komplett ad absurdum führt, was wohl so nur die 4-Jahres-Pause möglich war.ProfessorDent hat geschrieben: Doch nicht nur das Feeling lässt Skyfall wie einen Klassiker wirken, auch mit dem oben erwähnten (wieder)eingeführten Charakteren kommt ein Stück „Bondklassik“ zurück
Eine Untermalung, die ich nie verstanden habe. Hatte Newman einfach keinen Bock, seine eigene Version des berühmten Themas zu komponieren oder war er so von Arnolds CR-Version überzeugt, dass er sie unbedingt benutzen wollte? Wir werden es wohl nie erfahren (ich tippe auf ersteres, aber das ist Spekulation), ansonsten stimme ich dir zu, in der Endszene spielt Mendes ultimativ mit den Gefühlen der Bond-Jünger und präsentiert die volle Ladung Nostalgie und Klassik. Ein Moment, der schnell aufgesetzt hätte wirken können (einfach, weil er es ist), aber emotional perfekt funktioniert und die richtige Dosierung erfährt. So endet SF trotz aller Tragik in einem triumphalen Moment. Schön gemacht und gut überlegt, inszenatorisch nett aufgelöst.ProfessorDent hat geschrieben:Besonders beim Ende in London bekomme ich immer Gänsehaut, Moneypenny stellt sich vor, und Bond trifft M in seinem alten (und schönsten) Büro, unterlegt mit dem Bondtheme
Hehe, das klingt gut, ist aber angesichts ihrer Rollendarstellung in SF und ihrer Screentime im Außeneinsatz vs. ihrer Screentime hinter dem Schreibtisch keine so große Kunst.ProfessorDent hat geschrieben:Moneypenny wird von Naomi Harris gespielt, die ihre Sache gut macht, aber mehr im Außeneinsatz überzeugt, als hinter dem Schreibtisch
Ja, das ist der ganz große Bruch in SF. Und Mendes macht hier alles richtig, da der Film kein Bondgirl braucht und deshalb auch einfach mal keines hat. So muss das sein und genau mit dem Mut muss seine Handlung in einem Bondfilm eben einfach konsequent erzählen... auf dem Papier. Wirklich unsetzen tut es Mendes dann ja doch nicht, weil er uns mit Ersatz-Bondine Severine abspeist, die er dann aber folgerichtig nach kurzer Zeit wieder aus dem Spiel nehmen muss. Ihren Auftritt hätte man sich sparen können, er wirkt wie ein Alibi-Moment für die Fans, die auf eine solche Szene in einem Bondfilm warten.ProfessorDent hat geschrieben:Kommen wir zum Bondgirl: In diesem Film ist es nicht ganz eindeutig, da das richtige Bondgirl nur eine Nabenrolle und keine Hauptrolle spielt
Der Logik kann ich nicht folgen. Newmans Soundtrack vermittelt also mehr Bondfeeling als... ja, als was eigentlich? Als die der beiden Vorgänger? Das fänd ich doch etwas merkwürdig im Vergleich, da die durch ihren "Prequel-Reboot-whatever-Charakter" ja bewusst auf das Bond-Thema verzichten mussten/sollten. Oder mehr als Arnolds Scores im allgemeinen? Dann fänd ich die Begründung bezüglich des Themas etwas komisch, da dieses wohl keiner so oft wie Arnold eingesetzt hat im Falle von TND, TWINE und ganz extrem DAD.ProfessorDent hat geschrieben:Sein Soundtrack vermittelt deutlich mehr Bondfeeling, da das Bondthema ständig in den Tracks eingebaut ist und häufig Film verwendet wird.
Läuft bei dir.ProfessorDent hat geschrieben:Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, wenn nicht, dann ist mir das jetzt egal