Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Casino Hille hat geschrieben: 17. August 2023 16:05 Okay, zeig her. Welche Fragen stellt Madeleine ihm, die Vesper ihm auch gestellt hat? Mir ist da nichts aufgefallen, aber ich habe SP auch nur zweimal gesehen und vielleicht verwechsel ich die Zugszene in dem ja auch mit den vielen anderen "Bond und Trulla unterhalten sich im Zug miteinander"-Szenen der Reihe. :D

Ansonsten hätte ich bei SP locker bezweifelt, dass sich die Autoren überhaupt darüber im Klaren waren, welche Bedeutung Mr. White eigentlich für Bond haben müsste, wie sich das realistisch auf seine Beziehung zu Madeleine ausdrücken könnte etc. Das ist weder "in your face in Form einer Erklärbär-Szene verhandelt" noch subtil in den Film eingeflossen, es findet einfach gar nicht statt. Bond findet ja irgendwann sogar die Vesper-Kassette in Whites Hotelzimmer, aber selbst daraus folgt nie irgendetwas. Er ändert daraufhin nicht sein Verhalten Madeleine gegenüber, er ist dadurch nicht auf irgendeine Art betroffen. Er guckt kurz drauf, verzieht angedeutet die Mine und weiter geht's. Aber nun sag mir doch trotzdem nochmal, welche Bedeutung der Handel, den White und Bond beschließen, hat. Vielleicht lerne ich SP mit ganz anderen Augen kennen. Die Frage ist übrigens absolut ernstgemeint.
Da wäre zum einen die Frage danach, ob es Bond was ausmacht, diese Menschen zu töten, und die Frage nach Alternativen. Das kann nur als Reminiszenz geschrieben worden sein. Ist schwer, ich weiß, aber soviel „Fingerspitzengefühl“ dürfen wir P&W schon zutrauen, wenn das denn von ihnen kommt.
Zum Handel - Vesper versprach Whites Organisation das Geld aus dem Pokerturnier, wenn diese Bond verschont. Im Grunde genommen, haben wir es in SP mit einer ironischen Umkehrung zu tun, da ausgerechnet White nun mit Bond einen Handel abschließt, um eine ihm nahestehende Person zu schützen, die Bond für seine Ermittlungen noch braucht. Das mag sich zwar zwischen den Zeilen abspielen, ich erachte es dennoch für absolut relevant, da es den Konflikt zwischen White und Bond mit einen cleveren Twist auflöst.
Leider ist das dann das einzig wirklich clevere an SP, nach der Hofflerklinik baut der Film rapide ab, bis er im letzten Akt die Spannung leider überhaupt nicht mehr aufrecht erhalten kann. Von der herbeigedichteten Verbindung zwischen Bond und Blofeld, dessen Autorenschaft aller Leiden Bonds etc. ganz zu schweigen.
Im Übrigen sehe ich das wie du, die Autoren haben sich tatsächlich nicht viel gedacht, aber die von mir hervorgehobenen Aspekte wurden durchaus berücksichtigt und subtil in die Handlung eingeflochten, wie ich finde.
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"Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Samedi hat geschrieben: 18. August 2023 10:29
Revoked hat geschrieben: 17. August 2023 21:00 Ein Wunder, dass sich Primo nicht als Bruder von Patrice herausgestellt hat.
Wirkt eher wie ein Bruder von Elvis aus QOS. :mrgreen:
Ja, es ist schon frappierend, dass sich die Henchmen der Craig-Ära bis auf Hinx vor allem durch ihr verhältnismäßig schmächtiges Erscheinungsbild auszeichnen. Keine übermenschlich angelegten Killermaschinen mehr, stattdessen Profis, Mitläufer und Opportunisten. Primo ist relativ interessant geraten, wie ich finde, was vor allem auf Dali Benssalahs Präsenz und Erscheinungsbild zurückgeht. Hinzu kommt sein Seitenwechsel und die witzige Sequenz, in der er Ash trifft und sich vorher schick macht. Auch Elvis empfinde ich durchaus als memorabel, weil er in Verhalten und Auftreten so ziemlich gegen alles verstößt, was einen wirkungsvollen Henchman ausmacht - auch ein interessanter Take, wie ich finde. Schade, dass von ihm nicht mehr zu sehen war, zumal seine kurzen Auftritte im Kino damals für viel Heiterkeit gesorgt haben. Besonders lustig ist jene Szene geraten, in der Elvis, sichtlich berührt von Tosca und den Tränen nahe, erwartungsvoll zu seinem stoischen Kollegen schaut.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Elvis? Wer ist denn das? Einen 'Kratt' gibt es auch noch, glaube ich. Einer ist in CR und einer in QOS.

Ich muss sagen, dass mir diese Henchman überhaupt nicht in Erinnerung geblieben sind und hätte ich die Namen nicht kürzlich gelesen, hätte ich keine Ahnung, wer das ist, beziegungsweise wie die Rollen heissen. Ich finde beide zu unscheinbar und uninteressant.

Patrice finde ich im Gegensatz dazu besser geraten, wobei der erer ein selbstständiger Profikiller als ein Henchman ist. Aber SP lässt die Rolle auch in einem anderen Licht erscheinen. (Patrice wird doch ale einer der 'Arme' von SPECTRE dargestellt, oder?). Das passt nicht zu der Rolle.

Mit Hinx hat man endlich mal wieder einen Übermensch-Henchman geschaffen, aber zum Glück auf solchen Unsinn wie das Stahlgebiss verzichtet. So etwas brauche ich echt nicht mehr. Wobei, er hat Figernägel aus Stahl, oder? (was mir lange Zeit gar nicht bewusst war). Aber mit einem Stahlgebiss, mit dem man Stahlseile durchbeißen kann, hat auch das nicht zu tun. Oder habe ich gerade eine Szene übersehen, die stark Richtung Beißer geht? (Stahlseile durchbeißen, ganz easy mit bloßen Händen einen PKW zerlegen,..).

Am besten gelungen ist der Kompromiss zwischen 'körperlich starker Henchman' und 'normaler Mensch' meiner Meinung nach bei Stamper. Er hat eben nicht so etwas wie ein Stahlgebiss, ragt körperlich aber doch an die klassischen Henchan wie Oddjob oder Beißer heran. Dass er sprechen kann (beziehungsweise mehr als nur vier Worte sagt und ein paar mal rumschreit), lässt ihn auch gleich etwas normaler wirken, was ihm aber nichts von seiner Bedrohlichkeit nimmt, finde ich. Kriegler geht auch in die Richtung, kann es bei mir aber nicht ganz mit Stamper aufnehmen (aber körperlich kann er es definitiv mit Stamper aufnehmen)
Zuletzt geändert von Henrik am 19. August 2023 10:58, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Stamper ist mir optisch und auch von seiner Vorgehensweise her zu generisch und gewollt böse. Aus Götz Otto hätte man mehr rausholen können. Leider kommt "Stampfers" Trademark-Kill nur in einer Deleted Scene zum Vorschein, die als zu brutal für ein 12er Rating in GB erachtet wurde.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Die Szene wurde nicht wegen ihrer Brutalität geschnitten (denn um ehrlich zu sein ist sie super harmlos). Roger Spottiswoode erklärt in den Extras der Ultimate Edition, warum er die Szene kürzen musste – weil sie einfach absolut keinen Sinn ergab, da er bei der Inszenierung einen Fehler machte. Stamper sollte einen Typen killen, der die Überwachungskameras im Stealth Boot bewacht und dabei nicht mitbekommt, dass Wai Lin zu sehen ist. Es handelt sich um den Mann, den Carver im Film anbrüllt: "Wozu bezahle ich euch eigentlich?" In der ursprünglichen Szene wird er daraufhin von Stamper zu Boden geworfen und tot gestampft (daher der Name). Carver stellt dann fest, dass er noch einen Haarbüschel des Mannes in den Händen hält.

Diese unverhältnismäßig brutale Tötung sollte daraus resultieren, dass der Mann vor den Bildschirmmonitoren eingeschlafen ist. Da Spottiswoode aber keine Nahaufnahme vom Wachmann drehte und somit kaum erkennbar war, dass dieser schlief, passte die ausgedehnte Tötungsszene nicht mehr. Und um ehrlich zu sein, wenn man sie sich mal in voller Länge anschaut: Ich bin froh, dass die geschnitten wurde. Sie ist viel zu langsam, passt null zur Situation und hält den Film unnötig auf.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Casino Hille hat geschrieben: 19. August 2023 11:06 Die Szene wurde nicht wegen ihrer Brutalität geschnitten (denn um ehrlich zu sein ist sie super harmlos).
Dass einem Mann der Schädel mit lautem Splatter-Krachgeräusch eingestampft wird, empfindest du also als super harmlos? Interessant...
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Man sieht doch nix. Ich bin da ehrlich gesagt recht schmerzfrei, aber selbst nach Bond-Maßstäben finde ich das nicht allzu brutal. Und "super harmlos" ist dennoch relativ gemeint, jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, dass sie damit ernsthaft das Rating gefährdet hätten. Zumal – wie gesagt – Spottiswoode einen schlüssigeren Grund für den Cut nennt. Die Szene hätte so absolut nicht funktioniert, und es war vernünftig, sie zu schneiden.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Für Bond finde ich das schon ziemlich "derb", zumal das ja wirklich nur ein total beiläufiger Kill ist und keinen Hauptantagonisten trifft.
Dennoch schade um die Herkunft des Namen Stampers. Aber gut, so multidimensional hätte es die Figur dann doch nicht gestaltet, dass das wirklich ins Gewicht fällt und ja, auch ich finde die Szene definitiv zu lange, auch wenn ich Pryces Gesichtsausdruck köstlich finde, als er sieht, dass er noch ein Haarbüschel des soeben zertrampelten Angestellten in der Hand hält.
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Re: Bond 26 - Wünsche und Spekulatius

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Casino Hille hat geschrieben: 19. August 2023 14:45
craigistheman hat geschrieben: 19. August 2023 11:31 Für Bond finde ich das schon ziemlich "derb"
Wirklich? Ich hab es mir extra nochmal angeschaut und finde nahezu alles in LTK und auch einiges in GE härter. Von späterem Kram wie der Tötungsmethode von Augenquetscher Hinx ganz zu Schweigen.
Was mich hier stört, ist die Unverhältnismäßigkeit der Strafe, und die - wie du ausführst - Länge der Sequenz. In GE ist die Erschießung durch Xenia ebenfalls recht verstörend für einen Bondfilm, und soweit ich weiß, wurde die Sequenz für das 12er Release der VHS Kassette und für TV-Ausstrahlungen gekürzt. Dennoch trägt es eindeutig zu Charakterisierung Xenias bei und erfüllt, ob der Härte einen objektiven Zweck in der Agenda der AntagonistInnen.
Hinx ist brutal, das stimmt. Aber das sind die Craiger alle auf ihre Art, finde auch die Aktion mit Safins Arm ziemlich "derb". Hinx ist zudem irgendwie bondig "badass" - wie er sich stilvoll die Finger mit seinem Einstecktuch abwischt z.B.. Stamper hingegen einfach nur "Stampf" :D.
LTK ist ein klarer Ausreißer was die Gewalt angeht. Mir ist das für einen Bond schon fast too much, allen voran Felix' Folterung durch Sanchez und Krest. Der Film hätte auch ohne direkte Darstellung dieses Gewaltexzesses funktioniert.
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