So, ich habe nunmehr die aktuellste verfügbare Version des Drehbuchs gelesen, welche wohl bis auf wenig Feinschliff auch die ist, die verfilmt wird.
Mein Eindruck:
- Spectre wird die Bondfilme wieder zu alter Bombast-Größe zurückführen wie wir sie bei Filmen wie TSWLM oder auch GE hatten.
- es gibt große Actionszenen, wobei ich mir bei 1 bis 2 die Frage stelle, wie man das ohne viel CGI verwirklichen wird.
- es gibt viel mehr Humor, was allen gefallen sollte, die diesen zuletzt vermisst haben. Das Drehbuch wirkt zumindest in der ersten Hälfte wie ein Moore/Brosnan Bondfilm
- es ist eigentlich KEIN psychologischer Bondfilm mehr. Bonds Entwicklung aus CR-SF ist abgeschlossen. Er wird nicht weiter tief psychologisch beleuchtet. Auch das sollte den Leuten gefallen, die darauf keinen Bock mehr haben
- dennoch ist es wieder eine "rogue Bond" Mission. Über weite Strecken ist Bond ohne MI6 Befehle unterwegs, bzw. stellt sich sogar gegen seine Chefs
- es gibt interessante Einblicke in die Spectre Organisation, aber nur sehr oberflächlich. Das Ganze wird lose verknüpft mit den vorherigen Craig Filmen, was aber einer genauen logischen Prüfung wohl nicht standhalten würde. Nett finde ich die Einbettung von Mr. White. Ein wenig wirkt das Script, als könne es auch anstelle von QOS verfilmt werden. Man ignoriert ein wenig von QOS, und SF ist sowieso eher so wie das Ende der Craig Ära, was man einfach zu früh verfilmt hat. Ich finde es bedenklich, dass eine der Story-mäßig wichtigsten Aspekte wieder mal sehr oberflächlich in die Hände von Q gelegt wird (in Spectre war es der ganze Shit mit der Entschlüsselung von Silvas COmputer und sein späterer Satz "er hat das alles voraus geplant", hier ist es die Tatsache, dass Q durch Computer Recherche herausfindet, wie alles zusammenhängt und dass jemand bestimmtes dahinter steckt)
- überhaupt macht das Script zwar einen interessanten und spaßigen Eindruck, aber es fehlt etwas die Raffinesse. Viele Szenen sind aus alten Bondfilmen bekannt, viele Ideen bereits benutzt, manches wurde sogar 1 zu 1 aus verworfenen alten Bonddrehbüchern übernommen. Es gibt viele Floskeln, die was Großes andeuten, was aber das Drehbuch dann nicht liefert ("he is a genius...!")
- es gibt eine an sich hoch aktuelle Thematik um die Vernetzung der Geheimdienste, totale Kontrolle per Überwachungsstaat etc. Das Ganze kennt man aber schon ähnlich und es ist nicht gut genug ausgearbeitet um wirklich zu überraschen.
- es fehlt für mich die persönliche Dramatik der vorherigen Craig Filme. Die persönliche Note die es gibt, ist eher schwach und eigentlich unnötig.
- die Konstellation der Bondgirls ist auch typisch P&W. Eine wahnsinns Schauspielerin wie Belucci dürfte ziemlich verschenkt werden und sie exakt die gleiche Funktion wie Solange in CR. Das Hauptgirl könnte interessant werden. Der Henchman Hinx klingt vielversprechend. Sein "signature move" ist recht hart für einen Bondfilm
- alles in allem glaube ich nicht, dass Mendes wirklich begeistert ist von diesem Script. Bin überzeugt, dass das ein super Bondfilm wird, aber sicher wird Mendes nicht zurückkehren. und es wird kein Oscar-Potenzial geben wie bei SF
Was mich überrascht hat, ist wie genau P&W die Actionszenen beschreiben. Weiß nicht ob das schon immer so war, aber in der Connery / Moore Zeit hatte ich immer das Gefühl, im Drehbuch steht nur "Actionszenen" und die Second Unit überlegt sich dann was.
Hat jemand Fragen?