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von danielcc
00-Agent
so, ich bin bei meinem bond marathon bei OHMSS angekommen.
ich gebe zu, selbst als langjähriger bond fan konnte ich nie ganz verstehen, warum so viele fans den film als einen der besten ansehen.
gut, nun habe ich ihn erstmals auf englisch gesehen und obwohl dies ja normalerweise immer eine positive bereicherung ist, muss ich in diesem fall sagen, dass mich insbesondere die engl. stimme von lazenby sehr gestört hat. dass dann seine stimme noch lange im film UND VOLLKOMMEN UNSINNIGERWEISE mit der von sir hillary brey gedubbt wird, ist ein zusätzliches ärgernis. um es kurz zu machen: ich finde hier wirklich die deutsche version (bis auf blofelds synchro) besser!
aber davon abgesehen kann ich inzwischen mehr begeisterung für den film aufbrigen.
zunächst mal kann ich mir aber vorstellen, dass der stil des films, der eine totale abkehrung vom stil der direkten vorgänger darstellt, eine gewaltige "herausforderung" fürs damilige publikum war (um nicht "enttäuschung" zu sagen). man muss sich vorstellen: seit DN wurde die filme immer fantastischer und epischer und der erfolg zumindest bis TB zeigte, dass die leute das verlangten und wollten. dann kam OHMSS, nicht nur mit einem neuen darsteller sondern auch mit einem total anderen stil. nach exotischen locations in TB und YOLT spielt der film über weite strecken, sehr statisch im schnee, an einer location. es gibt nur ein girl, bond verliebt sich, er heiratet sie... vieles ist gewöhnungsbedürftig.
gewöhnungsbedürftig und eigentlich ein no go ist auch die tatsache, dass es sehr lange dauert bis man zumindest ungefähr weiß, worum es geht. doch hier zeigen sich auch die stärken des films: im gegensatz zu TB, der ebenfalls sehr lange braucht um den plot zu starten, legt OHMSS wert auf charaktere und deren entwicklung. daher geht es nicht los mit szenen die blofelds plan zeigen, sondern der film startet mit der einführung von tracy und ihrer beziehung zu bond. damit ist von anfang an klar, dass es hier weniger um einen üblichen "Bond jagt den bösen" plot geht, sondern die schwerpunkte anders liegen. und wenn man sich darauf einlässt, kann man auch den film wirklich genießen.
rigg ist toll als tracy, erinnert ein wenig an eva green. ihre beziehung zu bond ist aber nicht gut geschrieben und leider merkt man lazenby bei jedem satz an, dass er KEINE schauspielerfahrung hat. seine gestik und mimik ist OK, seine stimme und sprache ist es nicht. dafür ist er brillant in den actionszenen. hinzukommt, dass diese szenen sehr gut geschnitten sind. man ist mittendrin statt nur dabei, ohne wackelkamera, nahaufnahmen und blitz-schnitte (QOS).
doch man muss feststellen, dass weder connery noch moore oder dalton diesen film besser hätten spielen können. ich neige aber dazu zu sagen, dass der film für craig perfekt gewesen wäre.
telly savalas als blofeld ist gut, auch wenn ich generell den blofeld charakter uninteressant finde. warum er unbedingt graf sein möchte ist albern und blödsinnig. merkwürdig ist hier, dass blofeld vollständig alleine operiert. zuvor gab es immer diverse "Nummern", die für den eigentlichen plan zuständig waren. hier ist blofeld deutlich operativer und es savalas ist dafür gut.
auch wenn ich bond lieber an exotischen locations mag, so kann man nicht leugnen, dass das lange verweilen in den alpen doch eine tolle, passende stimmung erzeugt.
wie viele filme hat auch dieser film ein pacing problem in der zweiten hälfte. und hier zeigt sich auch das problem mit der story: diese ist so schwach (blofelds plan ist ein witz und zu keinem zeitpunkt eine reale bedrohung, wirkt eher wie aus einer avengers folge), dass sie im letzten drittel kein potenzial zur entwicklung bietet. was dann folgt ist zwar spektakulär aber auch eine frechheit. die letzten 30min des films sind praktisch eine lange actionszene bei der es scheinbar die ganze zeit mit ski, bob und auto durch den schnee geht. das ist unglaublich gut gefilmt aber letztlich zu wenig für einen 2,5 stunden film.
OHMSS ist ein schöner film, ein stimmungsvoller, ein bondfilm der zeigt, dass es auch anders geht. doch im direkten vergleich zu CR (dem ähnlichsten film) fallen die schwächen von OHMSS auf:
- Craig ist natürlich deutlich besser
- die chemie zwischen craig und green ist deutlich besser
- CR ist besser geschrieben und somit auch die im zentrum stehende liebesgeschichte
- CR zeigt, dass wenn bei bond charaktere im vordergrund stehen und deren beziehung zu einander, dann kann man nicht gleichzeitig noch einen "weltbedrohungs-plot" gleichbedeutend aufbauen. OHMSS versucht das und beide schwerpunkte leiden darunter.
trotzdem respekt für die leistung von lazenby!
"It's been a long time - and finally, here we are"