Seite 89 von 164
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 12:09
von danielcc
Haha, Funksoulbrother und ich scheinen was das angeht zu 100% Brüder im Geiste zu sein.
Auch auf mich wirken diese Dinge so DERMAßEN 90er mäßig und längst überholt.
und ja, grade Teil 2 fehlt Selbstironie. Teil 1 und 3 sind ja durchaus noch ernste Thriller bzw. ernster Actionfilm. Aber Teil 2 ist so dermaßen over the top, dass das ohne Selbstironie eigentlich nicht machbar ist.
Ich finde übrigens auch die Shandhai Sache cool - wohlwissen das Abrams hier die MacGuffin Sache auch actionmässig auf die Spitze treibt, in dem er sich einfach ein Späßchen daraus macht, dass er die vom Publikum erwartete Einbruchszene gar nicht zeigt, und stattdessen eine Straßen-Hatz zeigt, die ein wenig an die Eröffnungsszene von I.J - Temple of Doom erinnert (Gegengift,...)
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 12:31
von Funksoulbrother
danielcc hat geschrieben:Aber Teil 2 ist so dermaßen over the top, dass das ohne Selbstironie eigentlich nicht machbar ist.
Das ist halt pathetischer Bombast, weil Woo diese Art der Inszenierung total ernst meint, was den Kontrast zum dürftigen Inhalt und zu den unechten Emotionen eklatant offenlegt. Das ist alles zu bizarr und zu grotesk, als dass ich mir das als "gulity pleasure" noch gefallen lassen kann. Ja, Woo kann Action inszenieren und ist da auf der rein sinnlichen Ebene ein Großmeister, aber er versteht gleichzeitig zu wenig von Gefühl. (In "Hard Boiled" funktioniert sein Stil, das ist einfach ein maßlos derbes Gemetzel ohne Vergleich, aber bei Mainstream-Hollywood-Action geht der Ansatz voll in die Hose.)
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 12:45
von Casino Hille
Funksoulbrother hat geschrieben:Das ist halt pathetischer Bombast, weil Woo diese Art der Inszenierung total ernst meint, was den Kontrast zum dürftigen Inhalt und zu den unechten Emotionen eklatant offenlegt.
Das sehe ich anders. Alle Mission: Impossible Filme haben nicht mehr als dürftigen Inhalt zu bieten und keiner von ihnen wartet mit echten Emotionen auf. Bis vielleicht streckenweise auf den De Palma Film sind das alles flache, rein auf das Spektakel ausgelegte Filme, Mogelpackungen. Und, wie das bei solchen Geschenken ist, muss die Verpackung das sein, was stimmt, die den Kauf rechtfertigt. Woo macht etwas aus dem Film, gibt ihm eine eigene Note, einen eigenen Stil, etwas eigenständiges (auch, wenn das Woo Light ist, und schon deutlich hinter seinen Wohltaten aus den Vorjahren zurückbleibt). Aber er macht etwas mit und aus dem Script. Genau, wie dies auch Bird und McQuarrie auf ihre - wenngleich für das US-Publikum gefälligere, gewohntere - Art geschafft haben. Abrams ist mir da visuell zu einfallslos, er filmt ein belangloses 08/15 Script nahezu leidenschaftslos ab. Die Shanghai-Action ist eine coole Idee, aber so bieder inszeniert, dass sie mir keinen Spaß bringt und seiner Action fehlt fast durchgehend eine innere Dramaturgie, etwas besonderes, was sie klar zu Höhepunkten macht. Die Brückenszene hat das, ist aber gerade deshalb für das Tempo des Films falsch, sie müsste die letzte große Szene dieser Art sein. Das ist auch ein Problem in seinen Star Trek und Star Wars Filmen, weshalb bei mir kein Abrams Film bislang die 6 Punkte Marke schaffen würde. Das ist alles ganz nett, aber vor allem hinsichtlich der Action nie so recht on point.
Und natürlich nimmt Woo diese Inszenierung ernst, das erwarte ich auch, dass ein Regisseur seinen eigenen Stil schon ernst nimmt. Aber es gibt auch im zweiten Teil genügend auflockernde Momente, genug witzigere Szenen, die den durchweg dramatischen Ton wieder etwas brechen (allein Hopkins' verlängerter Cameo sei hier zu nennen!). M:I 2 macht mir da schon Spaß, beispielsweise die Inszenierung der Mission: Impossible in diesem Forschungslabor ist superb, die ersten 15-20 Minuten sind großartig, Thandie Newton wird wahnsinnig schön inszeniert. Und auch einige andere Highlight-Momente (Cruise hinter der brennenden Tür, Newtons Ankunft beim Baddie etc.) sind einfach toll geworden.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 12:58
von Funksoulbrother
Casino Hille hat geschrieben:Alle Mission: Impossible Filme haben nicht mehr als dürftigen Inhalt zu bieten und keiner von ihnen wartet mit echten Emotionen auf.
Das stimmt, aber auch bei Blockbuster-Mainstream kannst du tonal voll danebengreifen ... und das tut für mich eben Woo, der das "Genre" Hollywood-Blockbuster stilistisch eben weit weniger versteht als Abrams. Abrams ist gefälliger - und das ist in diesem Kontext einfach besser. Du stellst ja einen Action-Sternekoch wie John Woo (ich spreche hier vom manischen "The Killer"- und "Hard Boiled"-Heroic-Bloodshed-Hongkong-John-Woo) nicht in ein Fastfood-Restaurant (das ist das Hollywood-Blockbusterkino), weil das einfach nicht zusammengeht und und wenig stimmige - kompromittierte - Kreationen zur Folge hat ("Broken Arrow", "Face/Off", "M:I2" usw., also: the worst of two worlds), wenn der Maitre de cuisine das Konzept Fastfood nicht versteht. John Woo will Oper und Ballett, das wirkt in der Techno-Disse oder in der Rock-Kneipe deplaziert. Heroic Blodshed transportiert halt andere Emotionen als ein Heist-Movie ... und das versteht Woo nicht.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 13:27
von Casino Hille
Die Argumentation klingt aber einleuchtender, als sie eigentlich ist. Wenn ich an der Currywurst-Bude Woche für Woche das selbe fade Essen bekomme, weil man sich als Fastfood-Koch eben nicht mehr Mühe geben muss oder will, bin ich dankbar für jede Variation. Ob die von jemandem kommt, der sein unfassbares Talent dabei stark verschwendet oder einfach von einem revolutionären Querdenker, das kümmert mich doch beim Geschmack erstmal wenig. Genau das ist es eben, Abrams inszeniert Seifenblasenkino, das ist im Kino 2 Stunden mal ganz nett und tut auch nicht weh, aber es platzt mit dem Abspann eben auf und danach habe ich schon wieder vergessen, was ich da eigentlich geschaut habe. Bei Woo bleibt immerhin etwas im Kopf, er schafft die prägenderen, außergewöhnlicheren Momente. Klar verkauft sich Woo bei dem Film unter Wert, aber ein halber Woo kann immer noch besser sein als ein ganzer Abrams. Sofern man eben nicht mit einem festen Schubladendenken ins Kino geht.
Ich würde mich an Opernmusik in einer Rock-Kneipe übrigens nicht stören, genauso wie in Opern gerne auch mal die E-Gitarre benutzt werden darf.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 13:40
von Funksoulbrother
Casino Hille hat geschrieben:Klar verkauft sich Woo bei dem Film unter Wert, aber ein halber Woo kann immer noch besser sein als ein ganzer Abrams.
Das kann man so pauschal jetzt nicht sagen.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 13:43
von Casino Hille
An der Aussage ist nichts pauschal. Da steht ja schon extra ein "kann", weil das eine subjektive Frage ist und nicht zweifelsfrei zu beantworten. Für mich ist das definitiv so, und bei deiner gewählten Metapher hast du mir eigentlich nur verdeutlicht, warum diese Möglichkeit auch so bestehen muss und für mich im Falle der Mission: Impossible Reihe sogar zutrifft.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 26. Mai 2017 13:46
von Funksoulbrother
Casino Hille hat geschrieben:Wenn ich an der Currywurst-Bude Woche für Woche das selbe fade Essen bekomme, weil man sich als Fastfood-Koch eben nicht mehr Mühe geben muss oder will, bin ich dankbar für jede Variation.
Auch ein Fastfood-Koch kann seine einfachen Gerichte in guter Qualität zubereiten. Burger ist ja nicht gleich Burger, der aber auch in einer gehaltvolleren Zubereitung trotzdem Fastfood bleibt. Nicht alles ist McDonald's. Ich finde, dass Abrams mit dem dritten Teil ein sehr schmackhafter, bodenständiger Burger gelungen ist, der von guten Zutaten aufgewertet wird.
Pro7 sei dank
Verfasst: 20. Juni 2017 17:06
von Thunderball1965
Gibt es hier auf den letzten Seiten irgendwo interessante Reviews? Da ich keins gefunden habe, musste ich jetzt wohl oder übel selbst eins schreiben. Zu:
MISSION: IMPOSSIBLE 5 – ROGUE NATION
Der fünfte Teil der MISSION IMPOSSIBLE-Reihe dreht sich um bürokratische Probleme, die die Auflösung des Geheimdienstes bedeuten würden und gleichzeitig den bzw. die Protagonisten auf sich selbst (und ihre übliche Hightech-Ausrüstung) stellt/-en. Diese sind damit beschäftigt, eine kriminelle Organisation zu zerschlagen.
Abgesehen von diesen Genreklischees als Fundament fußen die recht lose (und z.T. betont lose) verknüpften Szenen, die von spektakulär bis virtuos reichen, auf einem recht stabilen dramaturgischen Gerüst mit einem ganz nicen Ende. Die Hauptrolle spielt Tom Cruise, den ich für halbwegs passabel halte und gleichzeitig die Kritik an seiner mangelnden Ausdrucksfähigkeit in Mimik und Gestik teile. Inwiefern es ein Besetzungsproblem ist, oder drehbuchbedingt, dass seine Rolle Ethan Hawke etwas blass wirkt, kann ich nicht klar entscheiden; vermutlich von beidem etwas.
Um nicht zum Boddymovie zu verkommen, wird er in der Figurenkonstellation in die Nähe der Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson, die auch in der Fortsetzung mitspielen wird) gerückt, deren Rollenkonzipierung zu einigen Wendungen führt, um die Figur weder zur Enttäuschung der Zuschauer zu kreieren noch leicht zu erraten sein zu lassen. Eine gewisse Vorhersehbarkeit ist vermutlich auch aus dem Verhältnis zwischen dem Film, seinen Genremarkierungen und der Erfahrung der Zuschauer zu erklären. In der weiteren Figurenkonstellation ist noch die Besetzung zweier unterschiedlicher Rollen mit ähnlich aussehenden Schauspielern irritierend, zumal es sich bei ihnen nicht um bekannte Persönlichkeiten handelt.
Der Ensemblefilm verfügt insgesamt gar nicht so sehr über Humor, Charme und Coolness. Manchmal wirkt er etwas zu selbstverliebt und schwächelt durch seine starke Präsenz der Organisationen hinter den Protagonisten. Dies ist auch eine der Schwächen, die er gegenüber der Genreverwandtschaft zeigt. Dort gelingt häufig das eine oder andere unbeachtet ‚besser‘ als bei MISSION IMPOSSIBLE (hust). Gleichzeitig zeigt ROGUE NATION aber auch gegenüber der aktuellen Konkurrenz die Möglichkeiten dieses (Sub-)Genres auf (doppelhust), da er unterm Strich ein starker Film bleibt (oder eine starke Szenensammlung?). Der qualitative Anschluss an den Vorgängerfilm wurde trotz (oder gerade wegen?) des Regiewechsels gewahrt.
7*
/e:
Herrje! Er heißt natürlich Ethan Hunt.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 20. Juni 2017 21:01
von danielcc
und das kommt dabeo heraus, wenn man selbst offensichtlichste Dinge als Spoiler behandeln will. Ich habe teils nicht mal gewusst, wovon oder von wem du schreibst, obwohl ich den Film 5 mal gesehen habe
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 20. Juni 2017 21:12
von Casino Hille
Was kann man daran nicht verstehen?
Bis auf die Frage, seit wann Tom Cruise den Darsteller Ethan Hawke in Mission Impossible spielt.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 20. Juni 2017 21:40
von danielcc
Ich möchte nicht ausführlicher schreiben, sonst könnte es gemein klingen.
"Speziell" ist aber dieser Satz:
"Der Ensemblefilm verfügt insgesamt gar nicht so sehr über Humor, Charme und Coolness"
oder:
"In der weiteren Figurenkonstellation ist noch die Besetzung zweier unterschiedlicher Rollen mit ähnlich aussehenden Schauspielern irritierend, zumal es sich bei ihnen nicht um bekannte Persönlichkeiten handelt."
oder:
"Um nicht zum Boddymovie zu verkommen, wird er in der Figurenkonstellation in die Nähe der Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson, die auch in der Fortsetzung mitspielen wird) gerückt, deren Rollenkonzipierung zu einigen Wendungen führt, um die Figur weder zur Enttäuschung der Zuschauer zu kreieren noch leicht zu erraten sein zu lassen."
Scheiße, das liest sich alles so gut, das ist schon fast sowas wie geschriebener Slapstick. Ich stelle mir grade vor, wie Loriot in einem Sketch einen Feuilleton Kritiker veralbert... so hätte es ausgesehen
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 21. Juni 2017 10:18
von Thunderball1965
Sorry für den Anfängerfehler. TOm Cruise spielt natürlich wie immer sich selbst.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 21. Juni 2017 10:33
von Samedi
Thunderball1965 hat geschrieben:Sorry für den Anfängerfehler. TOm Cruise spielt natürlich wie immer sich selbst.
Ich hoffe ja immer noch darauf, dass Cruise irgendwann von M:I die Nase volll hat und ein anderer Schauspieler die Hauptrolle übernimmt.
Re: Mission: Impossible
Verfasst: 21. Juni 2017 19:25
von danielcc
Das wäre witzlos oder? M:I ist Tom Cruise mit allem was dazu gehört. Natürlich ist Ethan Hunt als Charakter total blass aber ohne Cruise wäre doch irgendwie der Dreh- und Angelpunkt des ganzen weg. Es macht auch eigentlich nur so viel Spaß, weil er die Stunts selbst macht.