Casino Hille hat geschrieben: 28. Februar 2019 00:44
Melina ist sehr gut gespielt, aber mir für einen langen Teil des Films zu wenig präsent
Würdest du dies auch OHMSS hinsichtlich der Tracy-Rolle ankreiden? Die Präsenz der Contessa über den Film ist ja sehr vergleichbar mit der von Melina (was vermutlich kein Zufall ist).
Casino Hille hat geschrieben: 28. Februar 2019 00:44
die gute Gräfin hält den Film eher auf, nur um dann recht schnell ins Gras zu beißen. Ihre Rolle wirkt mir zu sehr nur zu dem Zweck reinkonstruiert, um Bonds Womanizer-Qualitäten auszuspielen, da es mit Melina erst ganz am Ende und mit Bibi gar nicht zum Schäferstündchen kommt.
Das ist sicherlich auch ein Aspekt ihrer dramaturgischen Relevanz, allerdings übersiehst du hier meiner Ansicht nach den deutlich wichtigeren Aspekt dieser Rolle, nämlich dass sie dazu dient den Verdacht gegen Columbo zu verstärken (und damit vice versa den Zuschauer hinsichtlich der Kristatos-Figur in Sicherheit zu wiegen), ultimativ durch ihre Ermordung direkt im Anschluß an ihr Schäferstündchen mit Bond, welches dadurch wie Verrat gegenüber ihrem Liebhaber Columbo aussieht. Für die anschliessende erstmalige Konfrontation zwischen dem griechischen Schmuggler und Bond wird so eine enorme Spannung aufgebaut, die mit einer verblüffenden figürlichen Kehrtwende aufgelöst wird (naja, nicht so ganz, da ja zumindest leichte Zweifel am Wahrheitsgehalt von Columbos Ausführungen bis zum gemeinsamen nächtlichen Überfall auf Kristatos albanisches Lager offenbleiben, allerdings lenkt vor allem die joviale Art von Columbo den Zuschauer schon in diese Richtung). Das mag für den wiederkehrenden Zuschauer keine allzu große Rolle mehr spielen, aber nichtsdestotrotz ist dies vom Drehbuch sehr clever aufgebaut, auch hinsichtlich der gegenläufigen Kristatos-Figur (dazu gleich noch mehr).
Casino Hille hat geschrieben: 28. Februar 2019 00:44
Bibi mag ich gar nicht (die Jar Jar Binks der Bond-Reihe)
Samedi hat geschrieben: 28. Februar 2019 01:03
Und diesen Raum, der Kristatos tatsächlich fehlt, hätte er habe können, wenn man auf den ganzen Subplot mit Bibi verzichtet hätte.
Tscheims.Hond hat geschrieben: 28. Februar 2019 01:19
Haha.. kein schlechter Vergleich
Aber Bibi ist ja echt der überflüssigste Charakter ever..
Ich teile keine der von euch geäusserten Ansichten. Hilles launiger (Helau!) JJ Binks-Vergleich mag angesichts Bibis oftmals klamaukiger Figurenzeichnung halbwegs zutreffen (halbwegs, da mir da auf Anhieb mindestens eine Handvoll Figuren in der Bondserie einfallen, die in ihrer auf humorige Effekte abzielenden Überzeichnung deutlich mehr den Vergleich mit dem tollpatschigen Star Wars-Goofy herausfordern als die hier und da durchaus auch ernsthaft in Szene gesetzte Bibi), hinsichtlich ihrer dramaturgischen Relevanz sehe ich die Bibi-Figur aber ganz anders. Denn Bibi erfüllt diesbezüglich gleich mehrere Funktionen. Zum einen ist sie elementarer Bestandteil der Kristatosschen Charakterzeichnung, in dem bereits kurz nach Einführung der Kristatos-Figur durch deren eher unnatürliche Art der Beziehung zur unreifen Bibi erste Zweifel an ihrer Integrität aufkommen. Hier agiert das Drehbuch sehr geschickt, da es damit auf sehr subtile Art den Inhalt des Dialoges zwischen Kristatos und Bond konterkariert (der ausbleibende Handschlag gegenüber Ferrara ist ein weitereres Indiz hinsichtlich Kristatos eigentlicher Funktion als Schurke und ist gleichzeitig auch eine Art Omen für das weitere Schicksal des italienischen Agenten). Von daher würde meiner Ansicht nach ein Weglassen der Bibi-Figur die Kristatos-Figur nicht stärken, sondern schwächen.
Durch die Integration der Bibi-Figur wird zudem auf elegante Weise die Kriegler-Figur etabliert und damit einhergehend die durch das Attentat auf Bond in Gang gesetzte Actionszene auf den Weg gebracht. Natürlich hätte man z.B. auch Bonds erstes Treffen mit Kristatos beim Biathlon statt am Eislaufring machen können – allein wäre das deutlich weniger stimmig und glaubhaft. Dass ein Teenager-Girl mit einem älteren Herrn zum Biathlon gehen will (um dort ihren eigentlichen – weil deutlich jüngeren – Schwarm zu bewundern und ihn mit dem reifen Mann eifersüchtig zu machen) ist in meinen Augen wesentlich glaubhafter als dass sich ein ganz offensichtlich auf aufwändigen und kultivierten Lebensstil Wert legender Informant mit einem Geheimagenten zwecks konspirativem Austausch bei einer Sportveranstaltung trifft (man stelle sich etwa vor, wenn Kristatos zu Bond plötzlich meinen würde: „Schauen Sie da, das ist der ostdeutsche Meister!“ – das wäre nicht nur sehr merkwürdig, sondern auch ziemlich dämlich, da er ja seinen Gegenspieler auf denjenigen aufmerksam machen würde, der ihn in seinem (zumindest indirekt) Auftrag liquidieren soll).
Auch der finale Frontenwechsel von Jacoba Brink ergibt nur durch die Bibi-Figur Sinn (zumal es ohne Bibi ja auch keine J.Brink gäbe). Man mag argumentieren, dass man das Finale auch ohne die ortskundige Frau Brink hätte in Szene setzen können, aber auch das ist wieder eines der vielen subtilen Details, mit denen FYEO dramaturgisch aufzuwarten weiss und welche die Handlung wesentlich flüssiger und glaubhafter machen.
Und last not least ermöglicht die Bibi-Figur eine wunderbar selbstironische Persiflage von Bonds Womanizer-Klischee, denn ausgerechnet der Superagent, der jedem Rock hinterjagt und der keine Frau je von der Bettkante gestossen hat muss sich nun händeringend gegen die amourösen Avancen eines Teenagers zur Wehr setzen.
Auch hier gilt natürlich mal wieder: gefallen muss einem das alles nicht, allerdings ist der Vorwurf der Überflüssigkeit wie auch der JJ Binks-Vergleich bei der Bibi-Figur meiner Meinung nach aus den genannten Gründen nicht wirklich fair, da sie dafür dramaturgisch zu stark eingebunden ist und im Gegensatz zum fischigen Alien nicht weitgehend nur als komödiantischer Sidekick und inhaltliches Sprungbrett dient.