Re: Filmbesprechung "GoldenEye"
Verfasst: 19. März 2010 05:25
BOND – MARATHON / DETAILLIERTE FILMANALYSE .17
GOLDENEYE
Die Story:
Zunächst halte ich es für ausgesprochen wichtig den Geist damaliger Zeit als essentiellen Background des Films zu beleuchten. 6 Jahre lagen zwischen Bonds letztem Abenteuer der 80er Jahre- Lincence to Kill und Goldeneye. Dies ist eine lange Zeit, führt man sich vor Augen wie rasant sich die Filmindustrie vor Allem in der Art der Umsetzung einer Blockbusterproduktion, innerhalb dieser Jahre verändert hat, wie auch die Ansprüche des Publikums einen darüber hinaus, zügig vorangetriebenen Wandel durchliefen. Die 90er änderten alles! Vor allem veränderten die 90er den kommerziellen Film für immer. Dem generellen Zeitgeist vorweg, waren es in erster Linie Revolutionäre Entdeckungen im Bereich der tricktechnischen Möglichkeiten welche die 90er zu dem Jahrzehnt der XXL, larger then Life - Blockbuster machten. Mit der laufenden Weiterentwicklung der gewonnenen CGI Technik steuerte man zielstrebig auf „Bombast“ zu, dieser mit Ende des Jahrzehnts seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen sollte. Diese Dekade konzentrierte sich vordergründiger auf technischen Fortschritt als auf dramaturgischen Anspruch im klassischen Sinn.
Dies galt nicht nur für den Film alleine, sondern für beinahe jede im Entertainmentbereich angesiedelte Form des kreativen Schaffens. Auch die Musikindustrie machte sich deren technischen Fortschritt zu Nutze. Techno, Trance und vor Allem Eurodance beherrschten fortan den weltweiten Markt. Anspruch suchte man meist(!) vergebens. Es ging eher darum alles so weit als Möglich überdimensional und fortschrittlich zu vermarkten. In den 90ern musste alles größer wirken. Es war das Jahrzehnt der Katastrophen Filme aller Independence Day, Armageddon, Godzilla, Jurasik Park… und, und, und. Hauptsache es kracht ordentlich und unterhält auf leichte Art. All dies begann in etwa zu jener Zeit als auch James Bond auf die Leinwand zurück kehrte und endete vordergründig(!) erst mit darauf folgender Dekade, im Laufe derer man erkannte dass man genug geklotzt hatte und sich eher auf ein Back tot he Roots, Retro Prinzip konzentrierte. (Auch in diesem Fall galt und gilt dies noch für fast alle Bereiche der Unterhaltungsindustrie). War der letzte James Bond Film zum bis Dato größten Misserfolg der gesamten Reihe avanciert, stellte sich folgende Frage: Liese sich eine Figur wie James Bond, die abgesehen davon dass sie in einer völlig anderen Zeit ins Leben gerufen wurde, und in bloß diesen 6 rasant- fortschrittlichen Jahren zu einem Relikt vergangener Tage mutierte, in eine derart modernisierte Welt transportieren?
GE lieferte die schlagfertige Antwort: Ja! Und darüber hinaus stellten die beginnenden Mittneunziger sogar einen idealen Zeitpunkt für die Rückkehr der Serie zu einstigem Blockbusterformat dar. Und in erster Linie ist dieser Umstand quasi die Essenz hinter Goldeneye: Der Film katapultierte die Reihe zurück in das Format der Blockbuster. Sowohl was die Machart als auch den kommerziellen Erfolg betrifft. Und was daran so interessant ist, ist der Umstand dass GE dennoch alles beinhaltet was Bond immer schon ausmachte und worauf man in vorhergegangenem Jahrzehnt größtenteils verzichtete, „vergaß“. Funktionieren tut dies in erster Linie auf Grund der klugen Verknüpfung alt bekannter Elemente mit dem Geist der „neuen Zeit.
Die PTS wartet sogleich mit spannender Vorgeschichte, einem charismatischen Schurken (der besser nicht in einen Bond Film passen könnte), unglaublich einfallsreicher und beeindruckender Action und einem großartigen neuen Bond Darsteller auf. Tatsächlich brachte Brosnan den James Bond zurück den viele über Jahre vermisst hatten: Smart, weltgewandt, gutaussehend, charmant, ironisch und dennoch ernst zu nehmend. Der perfekte Bond für die 90er. Die von Martin Campbell inszenierte Action alleine gründet nicht bloß auf einer spannenden Situation, sondern sprengt in deren Einfallsreichtum und handfester Machart, in nur knapp 10 Minuten alles bisher in einem Bond Film der letzten Jahre gesehene. Die darauf folgende Titelsequenz präsentiert sich als episch-ästhetisch makelloses Beispiel für die gelungene Verknüpfung moderner Tricktechnik mit der Serie typischen und unverzichtbaren Elementen. Modern, revolutionär – ohne dabei an Stil zu verlieren. Neuartig und doch klassisch. In goldene Farben getauchte Bilder auf künstlerisch höchstem Anspruch, dazu die Musik von Tina Turner, welche als eine Art Omage an Shirley Basey,s Goldfinger wirkt, und vollendet wäre die wohl beste Titelsequenz der gesamten Serie. (großartig übrigens auch wie die kalte Krieg Thematik des Films in die Optik eingearbeitet wurde).
Überaus „bondig“ und ebenso an Goldfinger angelehnt geht es dann auch gleich weiter. Der Asthon Martin kommt erstmals in seiner ursprünglichen Form zurück, und dies im Zuge einer rasanten Konfrontation mit Xenia Onatopp, der wohl besten Henchwoman eines Bondfilms generell. Sowohl das Umfeld als auch das Geschehen selbst erinnern stark an ähnliche Szene aus Goldfinger, in der Bond Tilly “Soams“ Masterson verfolgt. Alles an dieser Szene ist schlicht großartig. Die Action ist derart gekonnt in Szene gesetzt was Schnitt, Kameraarbeit und Stunts betrifft, dass sie einem das Gefühl gibt mitten drin zu sein. Brosnan kommt in seiner Darstellung der Figur vollends zur Geltung, zumal man ihm mit der Psychologin quasi eine Art „GAG-Garantie“ zur Seite gestellt hat und Bond im Wettstreit mit einer schönen Frau wohl zwangsläufig zu Höchstform aufläuft. Außerdem wirkt Brosnan, wie er in dem Aston Martin sitzt als wäre er immer schon Bond gewesen. Unglaublich wie schlüssig er sich mit dem Bild des Wagens ergänzt den wir ja eigentlich nur aus Connery Zeiten kennen. Die anschließende Casinoszene besticht durch edelste Optik und einem großartigen Katz und Maus Spiel zwischen Bond Und Xenia. Auch für diese Szene gilt wieder: P.Brosnan ist James Bond! Wenn er die magischen Worte ausspricht:“ mein Name ist Bond. James Bond“ dann glauben wir ihm das auch, ohne jeden Zweifel. Alles an den ersten 20Min des Films versprüht unglaublich an Bond Flair. Nach der Entführung des Militärhubschraubers widmet GE sich dem Vorhaben der Schurken. Diese stehlen mit Hilfe des gegen elektromagnetische Impulse unempfindlichen Helikopters, das russische Waffensystem Goldeneye, welches in Form eines Satelliten eine Atombombe in oberer Atmosphäre zündet um eben einen derartigen Impuls auszulösen, welcher sämtliche sich im Umkreis des Ziels befindlichen elektronischen Geräte außer Kraft setzt. Die Handlung orientiert sich an den gängigen Schemata der Connery Ära, ohne dabei zu fantastisch zu wirken um als altmodisch oder gar lächerlich abgetan zu werden, was ich als eine der großen Stärken des Films betrachte. Ein klassisches Bond Thema. Die klassische Universalbedrohung durch den Schurken mit Superwaffe, doch weit glaubhafter und realitätsnäher umgesetzt als dies vor Jahrzehnten der Fall war.
Die recht kaltblütige Szene in Sibirien zeigt den Schurken Ourumov von seiner kältesten und charismatischsten Seite, hingegen Famke Janssen die Henchwoman Xenia als mordlüsternes, perverses Miststück spielt und sichtlich Spaß daran hat, wie auch der Zuseher. Großartig. So müssen richtige Schurken gespielt werden. Es folgen gelungene Modelarbeiten (Zündung Goldeneye – Absturz der Kampfflieger und die Zerstörung der Station) und auch das schlagfertige Bond Girl Natalya wird uns auf Grund des Umstands dass wir die Szenerie über weite Strecken aus ihrer Sicht verfolgen auf interessante Art näher gebracht. Da Bond nichts von dem Insider Grischenko weiß dieser Ouroumov bei der Aktion behilflich war, hält er zunächst Natalya für die Verräterin und spürt diese in Sankt Petersburg auf. Der mittlerweile erfolgreiche Gangsterboss und ehemalige KGB Agent Valentin Zukovsky verhilft Bond schließlich zu einem Treffen mit der Verbrecherorganisation Janus. Die Szenen zwischen ihm und Bond sind ein weiterer kleiner Leckerbissen des Films. Ein weiteres Mal liefert Brosnan gekonnt eine Symbiose aus lässiger Coolness und den ernsthafter angelegten Zügen eines Top Agenten. Robbie Coltrane in der Rolle des Zukovsky ist einer der wohl unterhaltsamsten Randfiguren der Reihe. Die Chemie zwischen Bond und ihm hat auch später in dessen zweitem Auftritt „TWINE“ nichts an Pfiffigkeit und Unterhaltungswert eingebüßt.
Das Zusammentreffen Bonds mit dem bisher tot geglaubten Alec Trevelyan präsentiert sich dem Zuseher als theatralisches Endzeit Epos um Gut und Böse und markiert in Gewisser Weise den Kern des Plots. Der Umstand dass Alec einst Bonds Freund und zugleich selbst Mi6 Agent war gibt der Situation, der Fehde zwischen gut und böse einen noch theatralischeren Anstrich, zumal die Thematik des gefallenen Engels der sich entschlossen gegen „Gott“ stellt, sich in den Strom des Bösen wirft und somit stärker wird als zuvor, immer für eine anständige Konfrontation gut ist. Quasi aus dem Schatten gefallener „Helden“ heraus (tolle Idee die Figuren aus der Titelsequenz ein zu bauen) verschmäht Alec die Briten welche er für den Tod seiner Eltern verantwortlich macht um uns anschließend sein vernarbtes Gesicht zu zeigen, welches ihn noch eine Spur böser wirken lässt. Brosnan wirkt dabei glaubhaft enttäuscht von seinem einstigen Wegbestreiter. Die Idee Alec, s ihn und Natalya schließlich auf ironisch, boshafte Art gleichzeitig mit dem überflüssig gewordenen Hubschrauber zu beseitigen ist spitze, zumal sie den Verlauf einer weiteren tollen und sehr unterhaltsamen Actionszene ebnet. Die Situation um das anschließende Verhör im Verteidigungsministerium welches in den von Ouromov verübten Mord am Verteidigungsminister selbst gipfelt ist spannend inszeniert, wobei Gottfried John in seiner Schurkenrolle zu einem darstellerischen Höhepunkt aufläuft. Sein hämisches Grinsen macht ebenso viel Spaß wie seine schmierige, falsche Art und die boshafte Skrupellosigkeit. (Verteidigungsminister Dimitri Miskin, ermordet von dem britischen Agenten James Bond… den ich dummerweise erschießen musste, weil er versucht hat zu fliehen) Köstlich. Die daraus resultierende Verfolgungsjagt durch Sankt Petersburg trumpft mit Lamont, s glaubhaftesten Set Bauten und tollen Stunts auf. Keine Sekunde würde man merken dass es sich nicht um das echte Sankt Petersburg handelt. Auch die Szene im Archiv empfinde ich als sehr unterhaltsam. Als Natalya sich dann in Gefangenschaft befindet darf Sean Bean in seiner Rolle als Trevelyan erneut so richtig ekelig, bösartig sein. Stark ist der Moment in welchem alle im Kern der Handlung stehenden Personen im Zug aufeinander treffen, allem voran der Versuch Bonds, Ourumov über die böswilligen Absichten Trevelyan, s aufzuklären. Interessant daran finde ich dass Ourumov sich auf Grund der Aussagen Bonds plötzlich nicht mehr so sicher ist wem er nun glauben soll. Und als Alec Bond und Natalya schließlich im gepanzerten Zug einsperrt und sich zynisch mit den Worten (ich habe den Zeitzünder auf 4 Minuten eingestellt, die Selben 4 Minuten die du mir gegeben hast) von Bond verabschiedet ist klar wie ebenbürtig sich Held und Schurke in diesem Film sind. Fast wie zwei Brüder die sich zanken, wenn auch auf Leben und Tod.
Danach gibt es einen drastischen Location Wechsel der uns in exotischere Gefilde verschlägt und praktisch den atmosphärischen Gegenpol zum grauen, kalten Russland darstellt. Zum Showdown hin dominieren entgegen der bewusst sehr geerdeten Grundstimmung vorhergegangener Szenen schließlich abenteuerliches Flair und große Sets das Bild, was abermals aufzeigt wie gekonnt GE, die für einen moderneren und dennoch klassischen Bond notwendigen, Elemente miteinander verbindet. Die letzte halbe Stunde des Films funktioniert nach dem gängigen James Bond Showdown Prinzip. Der Unterschied zu anderen Filmen der letzten Jahre liegt allerdings darin dass man sich mehr auf den Ursprung dieses Prinzips konzentriert, sich eher ein Beispiel an der Connery Ära nimmt. Wie bereits erwähnt tut man dies jedoch mit ungeheuerlichem Feingefühl was die Abstimmung dieses Prinzips mit der notwendigen Portion an Glaubwürdigkeit betrifft. Überdimensional und fantastisch, jedoch glaubwürdig. Und gerade der Showdown zeigt auf dass dieses Unterfangen bei GE vollends aufgeht. Die Idee mit der Satellitenschüssel die in einem künstlich angelegten See versteckt ist erinnert uns stark an Filme wie You only live twice oder The Spy who loved me. Dennoch ist das Set optisch, realitätsnäher konstruiert. Ähnlich wie on YOLT steht Bond auch hier im Kontrollraum neben dem Schurken dieser heroisch seinen Plan ausführt. Auch ist es hier nicht eine mit Minikanone versehene Zigarette mit Hilfe derer sich Bond aus seiner Gefangenschaft befreit, sondern eine als Kugelschreiber getarnte Bombe. All das erinnert uns aufs köstlichste an frühe Phasen der Serie. Nur dass es in diesen niemals einen derart nervenaufreibenden und beeindruckenden Endkampf zwischen Bond und dessen Widersacher gab. Der Mann gegen Mann Kampf fesselt abseits der knallhart, brutal-realistischen Machart in der Tatsache dass beide die gleiche Ausbildung genossen hatten und darüber hinaus in jederlei Hinsicht ebenbürtige Charaktere sind. Auch die Verfolgung in schwindel erregender Höhe sowie die Schweiß treibende Konfrontation an der Spitze der Satellitenschüssel bieten Spannung und Action auf aller höchstem Niveau. Ich wage zu behaupten dass kein Finale in der Geschichte der Reihe derart gesessen hat. Großartig.
Die Figuren, Darsteller:
Da wäre natürlich an erster Stelle Pierce Brosnan als Mann der Stunde zu würdigen. Mit unverkrampfter Leichtfüßigkeit Kämpft, witzelt und kokettiert sich Brosnan durch seinen ersten Einsatz als wäre er immer schon James Bond gewesen, als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet. Er hat sichtlich Spaß daran Bond zu sein, was sich vor allem in der Darstellung sämtlicher „ Pflicht“ – Verhaltensweisen der Figur bemerkbar macht. Bringt Brosnan den Satz der Sätze so tut er dies als hätte er es seine gesamte Kindheit hindurch schon vor einem Spiegel geprobt. Und dies spricht für ihn. Es ist erfrischend ihn als Bond zu sehen und vermittelt jene Energie die sowohl Dalton generell als auch Moore in dessen letzten Filmen nicht mehr aufleben ließen, lassen konnten. Brosnan hat zudem optisch anmutige, edle Züge die einem Dalton gefehlt hatten bzw. sieht in einem Smoking einfach glaubwürdiger aus und ist der generell wohl smarteste aller Bonds. Man kann diese Ära mögen oder nicht, doch könnte man Brosnan wohl kaum vorwerfen ein schlechter James Bond gewesen zu sein. Ich halte ihn für den perfekten Darsteller – zur richtigen Zeit – am richtigen Ort.
Sean Bean an sich mag vielleicht nicht unbedingt der bahnbrechendste Darsteller eines Schurken gewesen sein, doch ist es vor allem der Plot um Bond und dessen Gegenspieler der ihn so hervorhebt. Die Beziehung zwischen gut und böse hat im Falle von GE tatsächlich Substanz und hinsichtlich dessen macht Bean zweifellos einen guten Job. Trevelyan sieht sich einerseits als Märtyrer an obgleich seine Taten der bloßen Befriedigung dessen von Rachegelüsten getriebener Paranoia dienen. Unverschämt und ekeliger Weise findet er im Tod seiner Eltern quasi noch eine Rechtfertigung dafür sich schamlos zu bereichern. Die Tatsache dass er sich selbst als Idealisten betrachtet und sich auch danach verhält, jedoch gleichzeitig noch abkassieren will macht ihn zu einem ungeheuer dreisten und allem voran - falschen Menschen. Er ist das vollkommene Gegenstück zu James Bond, kennt dessen Welt und die damit in Verbindung stehenden Tricks und Verhaltensmuster. Wie er sich abfällig und zynisch über den Mi 6 und James Bond selbst auslässt ist einfach köstlich. Die Chemie zwischen Bean und Brosnan stimmt dahingehend allemal. Gottfried John beweist in dessen Rolle als durchtriebener General Ourumov, das es durchaus möglich ist zwei gleichwertig überzeugende Schurken in einen Bond Film zu packen. Dies versuchte man auf ähnliche Weise bereits in Octopussy oder The Living Daylights, jedoch ging dieses Konzept nie vollends auf. In GE glückt dieses Unterfangen schließlich. Sämtliche Szenen mit John sind ein Erlebnis, was vor allem der charismatischen Darstellung Johns und dessen unvergleichbarer Ausstrahlung zu verdanken ist. Er spricht seinen Text stets so dass jedes Wort aus seinem Mund (so belanglos es auch sein mag)interessant und unterhaltsam wirkt.
Dann wäre da mein Lieblings Hench“man“ der Reihe – Xenia Onatopp. Sie zerquetscht Männer, euphorisch stöhnend, die Luftröhre während dem Sex mit ihren Beinen, was quasi ihr Markenzeichen im Stil der Metallzähne eines Beißers oder der Mordwaffen eines Grant oder Necros wäre, wird bei von ihr vollzogenem Massenmord sexuell erregt und repräsentiert die wohl verrückteste und gefährlichste Frau die je in einem Bond Film zu sehen war. Wunderbar ist die Konfrontation zwischen ihr und Bond im Bad des Hotels. Was Janssen und Brosnan da gemeinsam abliefern macht unglaublich Spaß und gibt schlicht enorm viel her. Xenia ist meiner Meinung nach der kreativste und eigenwilligste Hench“man“ aller Bondfilme. Entertainment pur! Izabella Scorupcu gibt ein solides Bond Girl ab, obgleich sie nicht unbedingt als unvergesslich zu werten wäre wie ich finde. Da haben ihr andere Charaktere wie etwa der, der Vesper Lindt einfach zu viel voraus. Dennoch würde ich ihre Darstellung als im oberen Mittelfeld angesiedelt bezeichnen. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Sie wirkt überzeugend stark, schlagfertig und passte zweifellos zu der angestrebten Richtung in welche man das Prinzip des Bond Girls generell entwickeln wollte. Bloß ist es eben so dass die anderen, eben erwähnten Charaktere ihr zu weiten Teilen die Show stehlen, weil sie einfach interessanter geschrieben sind.
Die Nebenrollen in GE sind ebenso interessant konstruiert und tadellos besetzt. Alan Cumming lockert die vereinnahmende Düsternis der restlichen Schurken auf humorvolle Art etwas auf, was ich als gelungene Idee erachte, Valentin Zukovsky ist wie bereits erwähnt stets für einen pfiffige Witz am Rande zur Stelle und Desmond Llewelyn hat in GE seinen mit Abstand witzigsten und auch unvergesslichsten Auftritt als Q. Dies liegt nicht bloß daran dass man etwas mit dem Kultstatus des Charakters kokettierte, sondern auch an der Chemie zwischen ihm und Brosnan. Man merkt erstmals wie sehr Bond und Q sich eigentlich mögen, was im Falle anderer Bond Darsteller nie deutlich spürbar war, zumal diese ihn eher zu ignorieren schienen und bestenfalls etwas belächelten. Doch die unbestritten beeindruckende aller Nebenrollen geht hier an Judi Dench, die mit GE zu der Ehre gelangt erstmals einen etwas komplexeren und gewichtigeren M. zu spielen als deren Vorgänger das durften. Überzeugend spielt sie die autoritäre und knallharte Powerfrau und lässt dabei die Vorstellung dass sie uns irgendwann ans Herz wachsen würde noch in weiter Ferne liegend erscheinen. Doch eben das sollte auf Grund ihrer komplexen Darstellung und dem großartigen Zusammenspiel mit Brosnan allerdings passieren. Sie ist uns im Laufe der Serie ans Herz gewachsen. Und auch in GE wird überdeutlich wie gerne sie Bond, rein persönlich eigentlich hat, wenn man nur ein wenig zwischen den Zeilen liest. Großartige Darstellung, großartiger Charakter und aus einem Bond Abenteuer mittlerweile kaum noch weg zu denken.
Was mich wiederrum aus rein persönlicher Sicht ein wenig stört, so quasi wie die winzig kleine Grete in einem sonst durchwegs vorzüglichen Fischfilet, ist die Wahl Joe Don Bakers für die Rolle des lockeren Zeitgenossen Jack Wade. Ich würde das aus objektiver Sicht nie als Schwachpunkt des Films bezeichnen zumal Baker seine Sache auch wirklich gut macht. Als Fan von TLD will ich bloß keinen einstigen Bondschurken in der Rolle des witzigen Sprücheklopfers sehen. Das entmystifiziert seinen Part als wahnsinnigen in genanntem Vorgängerfilm deutlich, weshalb ich nicht verstehe warum man sich dafür entschied ausgerechnet ihn in dieser Rolle zu besetzen. Wie dem auch sei, beinhaltet diese kleine Ungereimtheit in meinem „6“Sterne Dinner jedoch noch die groteske und weitgehend abstoßende Darstellung der Samantha Bond in der Rolle der Miss Moneypenny. Einst handelte es sich um einen charmanten, beinahe süßen Charakter den man einfach gerne haben konnte. Von GE an wandelte sich dieser jedoch auf Grund anstößiger, recht vulgärer und vor allem billiger Witze in ein schmuddeliges Anhängsel das keiner braucht. Die Dialoge sind unterstes Niveau und einem Bond in keinster Weise würdig. Denn schmuddelig war der Charakter der Miss Moneypenny nie. In GE bewegen sich die Dialoge noch im Bereich des erträglichen - soll heißen: diese waren zwar unnötig und strohdumm, doch zumindest nicht abstoßend. Doch spätere Ausbrüche wie etwa die Szene in welcher Bond ihr eine Zigarrenhülse hinstellt und sie zu diesem meint :“ich weiß schon einen geeigneten Ort dafür“ oder Aussprüche wie „sie waren ja immer schon sehr Zungenfertig James“ müssen in einem Bond Film nun wirklich nicht sein. Das hat einfach keinen Stil. Abgesehen davon gibt es an der sonst makellosen Besetzung von GE nicht im Geringsten etwas auszusetzen.
Die Produktionswerte:
Die Wahl der Locations unterstreicht wie so vieles an GE die geglückte Symbiose aus klassischen, fantastischen und realitätsnahen Elementen. Die rein atmosphärischen Wechsel zwischen düsterer „kalter Krieg“ Stimmung und exotischen Schauplätzen, wissen nach ursprünglichster Bond Tradition zu unterhalten, in andere Welten zu entführen ohne dabei in Utopie oder gänzlich unglaubwürdige Fiktion zu kippen. Die unmittelbaren Szenen nach der Titelsequenz erinnern stark an Filme wie Goldfinger oder andere Abenteuer der Connery Ära, die sich in Russland abspielenden Szenen integrieren die kalte Härte eines Films wie TLD und der Showdown präsentiert sich als XXL Abenteuer aller YOLT oder TSWLM. Doch die Optik des Films habe ich bereits weitgehend im Zuge des „Story“ Kapitels abgehandelt. Zur Action sei noch zu sagen dass Martin Campbell eindeutig der Erwähnung bedarf, zumal ich ihn für den wohl geeignetsten Bond Regieseur überhaupt halte. Der Mann weiß worauf es bei einem James Bond Film ankommt und stellte dies einmal mehr mit Casino royal unter Beweis. Meiner Ansicht nach hätte man ihn über längeren Zeitraum verpflichten sollen wie einst John Glen.
Die Rolle welche Goldeneye im Kontext der Reihe spielt:
Der Film schafft was über mehr als ein Jahrzehnt lang nicht mehr geglückt ist. Er gibt der Bond Reihe den Blockbusterstatus zurück und nutzt dabei den frischen Wind der 90er Jahre entgegen aller Befürchtungen als Auftrieb. GE ist frisch, ist energiegeladener als dessen Vorgänger, größer, einfallsreicher und dennoch klassischer! Trotz oder gerade auf Grund dessen modernisierter Machart ist GE der klassischste aller bis Dato gedrehten Bond Filme seit Beginn der 80er. Man erkannte den Zahn damaliger Zeit als geeignete Gelegenheit dafür an der Reihe wieder zurück zu geben was sie vor allem in früher Phase ausmachte.
Denn irgendwo passte die generelle Richtung der 90er Jahre zu James Bond.
Wie auch die 60er Jahre zeichneten sich die 90er als revolutionäre Phase kreativer Möglichkeiten aus, was Anlass gab das Spektakel(!) Bond wieder zurück zu bringen, das fantastische an Bond, das XXl an Bond. Und dies ist gelungen. Der Erfolg des Films spricht für sich und ist bspw. Casino Royal in meinen Augen der Dr.No des neuen Jahrtausends, so wäre Goldeneye für mich der Goldfinger der 90er Jahre. Ein Ausschlaggebender Film, ein Kernstück der Reihe ohne den es heute wohl keine Bond Serie mehr gäbe. Zumindest nicht in kommerziell bahnbrechendem Kontext. Also zweifellos und überdeutlich:
6 VON 6 PUNKTEN
Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:
1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion
GOLDENEYE
Die Story:
Zunächst halte ich es für ausgesprochen wichtig den Geist damaliger Zeit als essentiellen Background des Films zu beleuchten. 6 Jahre lagen zwischen Bonds letztem Abenteuer der 80er Jahre- Lincence to Kill und Goldeneye. Dies ist eine lange Zeit, führt man sich vor Augen wie rasant sich die Filmindustrie vor Allem in der Art der Umsetzung einer Blockbusterproduktion, innerhalb dieser Jahre verändert hat, wie auch die Ansprüche des Publikums einen darüber hinaus, zügig vorangetriebenen Wandel durchliefen. Die 90er änderten alles! Vor allem veränderten die 90er den kommerziellen Film für immer. Dem generellen Zeitgeist vorweg, waren es in erster Linie Revolutionäre Entdeckungen im Bereich der tricktechnischen Möglichkeiten welche die 90er zu dem Jahrzehnt der XXL, larger then Life - Blockbuster machten. Mit der laufenden Weiterentwicklung der gewonnenen CGI Technik steuerte man zielstrebig auf „Bombast“ zu, dieser mit Ende des Jahrzehnts seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen sollte. Diese Dekade konzentrierte sich vordergründiger auf technischen Fortschritt als auf dramaturgischen Anspruch im klassischen Sinn.
Dies galt nicht nur für den Film alleine, sondern für beinahe jede im Entertainmentbereich angesiedelte Form des kreativen Schaffens. Auch die Musikindustrie machte sich deren technischen Fortschritt zu Nutze. Techno, Trance und vor Allem Eurodance beherrschten fortan den weltweiten Markt. Anspruch suchte man meist(!) vergebens. Es ging eher darum alles so weit als Möglich überdimensional und fortschrittlich zu vermarkten. In den 90ern musste alles größer wirken. Es war das Jahrzehnt der Katastrophen Filme aller Independence Day, Armageddon, Godzilla, Jurasik Park… und, und, und. Hauptsache es kracht ordentlich und unterhält auf leichte Art. All dies begann in etwa zu jener Zeit als auch James Bond auf die Leinwand zurück kehrte und endete vordergründig(!) erst mit darauf folgender Dekade, im Laufe derer man erkannte dass man genug geklotzt hatte und sich eher auf ein Back tot he Roots, Retro Prinzip konzentrierte. (Auch in diesem Fall galt und gilt dies noch für fast alle Bereiche der Unterhaltungsindustrie). War der letzte James Bond Film zum bis Dato größten Misserfolg der gesamten Reihe avanciert, stellte sich folgende Frage: Liese sich eine Figur wie James Bond, die abgesehen davon dass sie in einer völlig anderen Zeit ins Leben gerufen wurde, und in bloß diesen 6 rasant- fortschrittlichen Jahren zu einem Relikt vergangener Tage mutierte, in eine derart modernisierte Welt transportieren?
GE lieferte die schlagfertige Antwort: Ja! Und darüber hinaus stellten die beginnenden Mittneunziger sogar einen idealen Zeitpunkt für die Rückkehr der Serie zu einstigem Blockbusterformat dar. Und in erster Linie ist dieser Umstand quasi die Essenz hinter Goldeneye: Der Film katapultierte die Reihe zurück in das Format der Blockbuster. Sowohl was die Machart als auch den kommerziellen Erfolg betrifft. Und was daran so interessant ist, ist der Umstand dass GE dennoch alles beinhaltet was Bond immer schon ausmachte und worauf man in vorhergegangenem Jahrzehnt größtenteils verzichtete, „vergaß“. Funktionieren tut dies in erster Linie auf Grund der klugen Verknüpfung alt bekannter Elemente mit dem Geist der „neuen Zeit.
Die PTS wartet sogleich mit spannender Vorgeschichte, einem charismatischen Schurken (der besser nicht in einen Bond Film passen könnte), unglaublich einfallsreicher und beeindruckender Action und einem großartigen neuen Bond Darsteller auf. Tatsächlich brachte Brosnan den James Bond zurück den viele über Jahre vermisst hatten: Smart, weltgewandt, gutaussehend, charmant, ironisch und dennoch ernst zu nehmend. Der perfekte Bond für die 90er. Die von Martin Campbell inszenierte Action alleine gründet nicht bloß auf einer spannenden Situation, sondern sprengt in deren Einfallsreichtum und handfester Machart, in nur knapp 10 Minuten alles bisher in einem Bond Film der letzten Jahre gesehene. Die darauf folgende Titelsequenz präsentiert sich als episch-ästhetisch makelloses Beispiel für die gelungene Verknüpfung moderner Tricktechnik mit der Serie typischen und unverzichtbaren Elementen. Modern, revolutionär – ohne dabei an Stil zu verlieren. Neuartig und doch klassisch. In goldene Farben getauchte Bilder auf künstlerisch höchstem Anspruch, dazu die Musik von Tina Turner, welche als eine Art Omage an Shirley Basey,s Goldfinger wirkt, und vollendet wäre die wohl beste Titelsequenz der gesamten Serie. (großartig übrigens auch wie die kalte Krieg Thematik des Films in die Optik eingearbeitet wurde).
Überaus „bondig“ und ebenso an Goldfinger angelehnt geht es dann auch gleich weiter. Der Asthon Martin kommt erstmals in seiner ursprünglichen Form zurück, und dies im Zuge einer rasanten Konfrontation mit Xenia Onatopp, der wohl besten Henchwoman eines Bondfilms generell. Sowohl das Umfeld als auch das Geschehen selbst erinnern stark an ähnliche Szene aus Goldfinger, in der Bond Tilly “Soams“ Masterson verfolgt. Alles an dieser Szene ist schlicht großartig. Die Action ist derart gekonnt in Szene gesetzt was Schnitt, Kameraarbeit und Stunts betrifft, dass sie einem das Gefühl gibt mitten drin zu sein. Brosnan kommt in seiner Darstellung der Figur vollends zur Geltung, zumal man ihm mit der Psychologin quasi eine Art „GAG-Garantie“ zur Seite gestellt hat und Bond im Wettstreit mit einer schönen Frau wohl zwangsläufig zu Höchstform aufläuft. Außerdem wirkt Brosnan, wie er in dem Aston Martin sitzt als wäre er immer schon Bond gewesen. Unglaublich wie schlüssig er sich mit dem Bild des Wagens ergänzt den wir ja eigentlich nur aus Connery Zeiten kennen. Die anschließende Casinoszene besticht durch edelste Optik und einem großartigen Katz und Maus Spiel zwischen Bond Und Xenia. Auch für diese Szene gilt wieder: P.Brosnan ist James Bond! Wenn er die magischen Worte ausspricht:“ mein Name ist Bond. James Bond“ dann glauben wir ihm das auch, ohne jeden Zweifel. Alles an den ersten 20Min des Films versprüht unglaublich an Bond Flair. Nach der Entführung des Militärhubschraubers widmet GE sich dem Vorhaben der Schurken. Diese stehlen mit Hilfe des gegen elektromagnetische Impulse unempfindlichen Helikopters, das russische Waffensystem Goldeneye, welches in Form eines Satelliten eine Atombombe in oberer Atmosphäre zündet um eben einen derartigen Impuls auszulösen, welcher sämtliche sich im Umkreis des Ziels befindlichen elektronischen Geräte außer Kraft setzt. Die Handlung orientiert sich an den gängigen Schemata der Connery Ära, ohne dabei zu fantastisch zu wirken um als altmodisch oder gar lächerlich abgetan zu werden, was ich als eine der großen Stärken des Films betrachte. Ein klassisches Bond Thema. Die klassische Universalbedrohung durch den Schurken mit Superwaffe, doch weit glaubhafter und realitätsnäher umgesetzt als dies vor Jahrzehnten der Fall war.
Die recht kaltblütige Szene in Sibirien zeigt den Schurken Ourumov von seiner kältesten und charismatischsten Seite, hingegen Famke Janssen die Henchwoman Xenia als mordlüsternes, perverses Miststück spielt und sichtlich Spaß daran hat, wie auch der Zuseher. Großartig. So müssen richtige Schurken gespielt werden. Es folgen gelungene Modelarbeiten (Zündung Goldeneye – Absturz der Kampfflieger und die Zerstörung der Station) und auch das schlagfertige Bond Girl Natalya wird uns auf Grund des Umstands dass wir die Szenerie über weite Strecken aus ihrer Sicht verfolgen auf interessante Art näher gebracht. Da Bond nichts von dem Insider Grischenko weiß dieser Ouroumov bei der Aktion behilflich war, hält er zunächst Natalya für die Verräterin und spürt diese in Sankt Petersburg auf. Der mittlerweile erfolgreiche Gangsterboss und ehemalige KGB Agent Valentin Zukovsky verhilft Bond schließlich zu einem Treffen mit der Verbrecherorganisation Janus. Die Szenen zwischen ihm und Bond sind ein weiterer kleiner Leckerbissen des Films. Ein weiteres Mal liefert Brosnan gekonnt eine Symbiose aus lässiger Coolness und den ernsthafter angelegten Zügen eines Top Agenten. Robbie Coltrane in der Rolle des Zukovsky ist einer der wohl unterhaltsamsten Randfiguren der Reihe. Die Chemie zwischen Bond und ihm hat auch später in dessen zweitem Auftritt „TWINE“ nichts an Pfiffigkeit und Unterhaltungswert eingebüßt.
Das Zusammentreffen Bonds mit dem bisher tot geglaubten Alec Trevelyan präsentiert sich dem Zuseher als theatralisches Endzeit Epos um Gut und Böse und markiert in Gewisser Weise den Kern des Plots. Der Umstand dass Alec einst Bonds Freund und zugleich selbst Mi6 Agent war gibt der Situation, der Fehde zwischen gut und böse einen noch theatralischeren Anstrich, zumal die Thematik des gefallenen Engels der sich entschlossen gegen „Gott“ stellt, sich in den Strom des Bösen wirft und somit stärker wird als zuvor, immer für eine anständige Konfrontation gut ist. Quasi aus dem Schatten gefallener „Helden“ heraus (tolle Idee die Figuren aus der Titelsequenz ein zu bauen) verschmäht Alec die Briten welche er für den Tod seiner Eltern verantwortlich macht um uns anschließend sein vernarbtes Gesicht zu zeigen, welches ihn noch eine Spur böser wirken lässt. Brosnan wirkt dabei glaubhaft enttäuscht von seinem einstigen Wegbestreiter. Die Idee Alec, s ihn und Natalya schließlich auf ironisch, boshafte Art gleichzeitig mit dem überflüssig gewordenen Hubschrauber zu beseitigen ist spitze, zumal sie den Verlauf einer weiteren tollen und sehr unterhaltsamen Actionszene ebnet. Die Situation um das anschließende Verhör im Verteidigungsministerium welches in den von Ouromov verübten Mord am Verteidigungsminister selbst gipfelt ist spannend inszeniert, wobei Gottfried John in seiner Schurkenrolle zu einem darstellerischen Höhepunkt aufläuft. Sein hämisches Grinsen macht ebenso viel Spaß wie seine schmierige, falsche Art und die boshafte Skrupellosigkeit. (Verteidigungsminister Dimitri Miskin, ermordet von dem britischen Agenten James Bond… den ich dummerweise erschießen musste, weil er versucht hat zu fliehen) Köstlich. Die daraus resultierende Verfolgungsjagt durch Sankt Petersburg trumpft mit Lamont, s glaubhaftesten Set Bauten und tollen Stunts auf. Keine Sekunde würde man merken dass es sich nicht um das echte Sankt Petersburg handelt. Auch die Szene im Archiv empfinde ich als sehr unterhaltsam. Als Natalya sich dann in Gefangenschaft befindet darf Sean Bean in seiner Rolle als Trevelyan erneut so richtig ekelig, bösartig sein. Stark ist der Moment in welchem alle im Kern der Handlung stehenden Personen im Zug aufeinander treffen, allem voran der Versuch Bonds, Ourumov über die böswilligen Absichten Trevelyan, s aufzuklären. Interessant daran finde ich dass Ourumov sich auf Grund der Aussagen Bonds plötzlich nicht mehr so sicher ist wem er nun glauben soll. Und als Alec Bond und Natalya schließlich im gepanzerten Zug einsperrt und sich zynisch mit den Worten (ich habe den Zeitzünder auf 4 Minuten eingestellt, die Selben 4 Minuten die du mir gegeben hast) von Bond verabschiedet ist klar wie ebenbürtig sich Held und Schurke in diesem Film sind. Fast wie zwei Brüder die sich zanken, wenn auch auf Leben und Tod.
Danach gibt es einen drastischen Location Wechsel der uns in exotischere Gefilde verschlägt und praktisch den atmosphärischen Gegenpol zum grauen, kalten Russland darstellt. Zum Showdown hin dominieren entgegen der bewusst sehr geerdeten Grundstimmung vorhergegangener Szenen schließlich abenteuerliches Flair und große Sets das Bild, was abermals aufzeigt wie gekonnt GE, die für einen moderneren und dennoch klassischen Bond notwendigen, Elemente miteinander verbindet. Die letzte halbe Stunde des Films funktioniert nach dem gängigen James Bond Showdown Prinzip. Der Unterschied zu anderen Filmen der letzten Jahre liegt allerdings darin dass man sich mehr auf den Ursprung dieses Prinzips konzentriert, sich eher ein Beispiel an der Connery Ära nimmt. Wie bereits erwähnt tut man dies jedoch mit ungeheuerlichem Feingefühl was die Abstimmung dieses Prinzips mit der notwendigen Portion an Glaubwürdigkeit betrifft. Überdimensional und fantastisch, jedoch glaubwürdig. Und gerade der Showdown zeigt auf dass dieses Unterfangen bei GE vollends aufgeht. Die Idee mit der Satellitenschüssel die in einem künstlich angelegten See versteckt ist erinnert uns stark an Filme wie You only live twice oder The Spy who loved me. Dennoch ist das Set optisch, realitätsnäher konstruiert. Ähnlich wie on YOLT steht Bond auch hier im Kontrollraum neben dem Schurken dieser heroisch seinen Plan ausführt. Auch ist es hier nicht eine mit Minikanone versehene Zigarette mit Hilfe derer sich Bond aus seiner Gefangenschaft befreit, sondern eine als Kugelschreiber getarnte Bombe. All das erinnert uns aufs köstlichste an frühe Phasen der Serie. Nur dass es in diesen niemals einen derart nervenaufreibenden und beeindruckenden Endkampf zwischen Bond und dessen Widersacher gab. Der Mann gegen Mann Kampf fesselt abseits der knallhart, brutal-realistischen Machart in der Tatsache dass beide die gleiche Ausbildung genossen hatten und darüber hinaus in jederlei Hinsicht ebenbürtige Charaktere sind. Auch die Verfolgung in schwindel erregender Höhe sowie die Schweiß treibende Konfrontation an der Spitze der Satellitenschüssel bieten Spannung und Action auf aller höchstem Niveau. Ich wage zu behaupten dass kein Finale in der Geschichte der Reihe derart gesessen hat. Großartig.
Die Figuren, Darsteller:
Da wäre natürlich an erster Stelle Pierce Brosnan als Mann der Stunde zu würdigen. Mit unverkrampfter Leichtfüßigkeit Kämpft, witzelt und kokettiert sich Brosnan durch seinen ersten Einsatz als wäre er immer schon James Bond gewesen, als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet. Er hat sichtlich Spaß daran Bond zu sein, was sich vor allem in der Darstellung sämtlicher „ Pflicht“ – Verhaltensweisen der Figur bemerkbar macht. Bringt Brosnan den Satz der Sätze so tut er dies als hätte er es seine gesamte Kindheit hindurch schon vor einem Spiegel geprobt. Und dies spricht für ihn. Es ist erfrischend ihn als Bond zu sehen und vermittelt jene Energie die sowohl Dalton generell als auch Moore in dessen letzten Filmen nicht mehr aufleben ließen, lassen konnten. Brosnan hat zudem optisch anmutige, edle Züge die einem Dalton gefehlt hatten bzw. sieht in einem Smoking einfach glaubwürdiger aus und ist der generell wohl smarteste aller Bonds. Man kann diese Ära mögen oder nicht, doch könnte man Brosnan wohl kaum vorwerfen ein schlechter James Bond gewesen zu sein. Ich halte ihn für den perfekten Darsteller – zur richtigen Zeit – am richtigen Ort.
Sean Bean an sich mag vielleicht nicht unbedingt der bahnbrechendste Darsteller eines Schurken gewesen sein, doch ist es vor allem der Plot um Bond und dessen Gegenspieler der ihn so hervorhebt. Die Beziehung zwischen gut und böse hat im Falle von GE tatsächlich Substanz und hinsichtlich dessen macht Bean zweifellos einen guten Job. Trevelyan sieht sich einerseits als Märtyrer an obgleich seine Taten der bloßen Befriedigung dessen von Rachegelüsten getriebener Paranoia dienen. Unverschämt und ekeliger Weise findet er im Tod seiner Eltern quasi noch eine Rechtfertigung dafür sich schamlos zu bereichern. Die Tatsache dass er sich selbst als Idealisten betrachtet und sich auch danach verhält, jedoch gleichzeitig noch abkassieren will macht ihn zu einem ungeheuer dreisten und allem voran - falschen Menschen. Er ist das vollkommene Gegenstück zu James Bond, kennt dessen Welt und die damit in Verbindung stehenden Tricks und Verhaltensmuster. Wie er sich abfällig und zynisch über den Mi 6 und James Bond selbst auslässt ist einfach köstlich. Die Chemie zwischen Bean und Brosnan stimmt dahingehend allemal. Gottfried John beweist in dessen Rolle als durchtriebener General Ourumov, das es durchaus möglich ist zwei gleichwertig überzeugende Schurken in einen Bond Film zu packen. Dies versuchte man auf ähnliche Weise bereits in Octopussy oder The Living Daylights, jedoch ging dieses Konzept nie vollends auf. In GE glückt dieses Unterfangen schließlich. Sämtliche Szenen mit John sind ein Erlebnis, was vor allem der charismatischen Darstellung Johns und dessen unvergleichbarer Ausstrahlung zu verdanken ist. Er spricht seinen Text stets so dass jedes Wort aus seinem Mund (so belanglos es auch sein mag)interessant und unterhaltsam wirkt.
Dann wäre da mein Lieblings Hench“man“ der Reihe – Xenia Onatopp. Sie zerquetscht Männer, euphorisch stöhnend, die Luftröhre während dem Sex mit ihren Beinen, was quasi ihr Markenzeichen im Stil der Metallzähne eines Beißers oder der Mordwaffen eines Grant oder Necros wäre, wird bei von ihr vollzogenem Massenmord sexuell erregt und repräsentiert die wohl verrückteste und gefährlichste Frau die je in einem Bond Film zu sehen war. Wunderbar ist die Konfrontation zwischen ihr und Bond im Bad des Hotels. Was Janssen und Brosnan da gemeinsam abliefern macht unglaublich Spaß und gibt schlicht enorm viel her. Xenia ist meiner Meinung nach der kreativste und eigenwilligste Hench“man“ aller Bondfilme. Entertainment pur! Izabella Scorupcu gibt ein solides Bond Girl ab, obgleich sie nicht unbedingt als unvergesslich zu werten wäre wie ich finde. Da haben ihr andere Charaktere wie etwa der, der Vesper Lindt einfach zu viel voraus. Dennoch würde ich ihre Darstellung als im oberen Mittelfeld angesiedelt bezeichnen. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Sie wirkt überzeugend stark, schlagfertig und passte zweifellos zu der angestrebten Richtung in welche man das Prinzip des Bond Girls generell entwickeln wollte. Bloß ist es eben so dass die anderen, eben erwähnten Charaktere ihr zu weiten Teilen die Show stehlen, weil sie einfach interessanter geschrieben sind.
Die Nebenrollen in GE sind ebenso interessant konstruiert und tadellos besetzt. Alan Cumming lockert die vereinnahmende Düsternis der restlichen Schurken auf humorvolle Art etwas auf, was ich als gelungene Idee erachte, Valentin Zukovsky ist wie bereits erwähnt stets für einen pfiffige Witz am Rande zur Stelle und Desmond Llewelyn hat in GE seinen mit Abstand witzigsten und auch unvergesslichsten Auftritt als Q. Dies liegt nicht bloß daran dass man etwas mit dem Kultstatus des Charakters kokettierte, sondern auch an der Chemie zwischen ihm und Brosnan. Man merkt erstmals wie sehr Bond und Q sich eigentlich mögen, was im Falle anderer Bond Darsteller nie deutlich spürbar war, zumal diese ihn eher zu ignorieren schienen und bestenfalls etwas belächelten. Doch die unbestritten beeindruckende aller Nebenrollen geht hier an Judi Dench, die mit GE zu der Ehre gelangt erstmals einen etwas komplexeren und gewichtigeren M. zu spielen als deren Vorgänger das durften. Überzeugend spielt sie die autoritäre und knallharte Powerfrau und lässt dabei die Vorstellung dass sie uns irgendwann ans Herz wachsen würde noch in weiter Ferne liegend erscheinen. Doch eben das sollte auf Grund ihrer komplexen Darstellung und dem großartigen Zusammenspiel mit Brosnan allerdings passieren. Sie ist uns im Laufe der Serie ans Herz gewachsen. Und auch in GE wird überdeutlich wie gerne sie Bond, rein persönlich eigentlich hat, wenn man nur ein wenig zwischen den Zeilen liest. Großartige Darstellung, großartiger Charakter und aus einem Bond Abenteuer mittlerweile kaum noch weg zu denken.
Was mich wiederrum aus rein persönlicher Sicht ein wenig stört, so quasi wie die winzig kleine Grete in einem sonst durchwegs vorzüglichen Fischfilet, ist die Wahl Joe Don Bakers für die Rolle des lockeren Zeitgenossen Jack Wade. Ich würde das aus objektiver Sicht nie als Schwachpunkt des Films bezeichnen zumal Baker seine Sache auch wirklich gut macht. Als Fan von TLD will ich bloß keinen einstigen Bondschurken in der Rolle des witzigen Sprücheklopfers sehen. Das entmystifiziert seinen Part als wahnsinnigen in genanntem Vorgängerfilm deutlich, weshalb ich nicht verstehe warum man sich dafür entschied ausgerechnet ihn in dieser Rolle zu besetzen. Wie dem auch sei, beinhaltet diese kleine Ungereimtheit in meinem „6“Sterne Dinner jedoch noch die groteske und weitgehend abstoßende Darstellung der Samantha Bond in der Rolle der Miss Moneypenny. Einst handelte es sich um einen charmanten, beinahe süßen Charakter den man einfach gerne haben konnte. Von GE an wandelte sich dieser jedoch auf Grund anstößiger, recht vulgärer und vor allem billiger Witze in ein schmuddeliges Anhängsel das keiner braucht. Die Dialoge sind unterstes Niveau und einem Bond in keinster Weise würdig. Denn schmuddelig war der Charakter der Miss Moneypenny nie. In GE bewegen sich die Dialoge noch im Bereich des erträglichen - soll heißen: diese waren zwar unnötig und strohdumm, doch zumindest nicht abstoßend. Doch spätere Ausbrüche wie etwa die Szene in welcher Bond ihr eine Zigarrenhülse hinstellt und sie zu diesem meint :“ich weiß schon einen geeigneten Ort dafür“ oder Aussprüche wie „sie waren ja immer schon sehr Zungenfertig James“ müssen in einem Bond Film nun wirklich nicht sein. Das hat einfach keinen Stil. Abgesehen davon gibt es an der sonst makellosen Besetzung von GE nicht im Geringsten etwas auszusetzen.
Die Produktionswerte:
Die Wahl der Locations unterstreicht wie so vieles an GE die geglückte Symbiose aus klassischen, fantastischen und realitätsnahen Elementen. Die rein atmosphärischen Wechsel zwischen düsterer „kalter Krieg“ Stimmung und exotischen Schauplätzen, wissen nach ursprünglichster Bond Tradition zu unterhalten, in andere Welten zu entführen ohne dabei in Utopie oder gänzlich unglaubwürdige Fiktion zu kippen. Die unmittelbaren Szenen nach der Titelsequenz erinnern stark an Filme wie Goldfinger oder andere Abenteuer der Connery Ära, die sich in Russland abspielenden Szenen integrieren die kalte Härte eines Films wie TLD und der Showdown präsentiert sich als XXL Abenteuer aller YOLT oder TSWLM. Doch die Optik des Films habe ich bereits weitgehend im Zuge des „Story“ Kapitels abgehandelt. Zur Action sei noch zu sagen dass Martin Campbell eindeutig der Erwähnung bedarf, zumal ich ihn für den wohl geeignetsten Bond Regieseur überhaupt halte. Der Mann weiß worauf es bei einem James Bond Film ankommt und stellte dies einmal mehr mit Casino royal unter Beweis. Meiner Ansicht nach hätte man ihn über längeren Zeitraum verpflichten sollen wie einst John Glen.
Die Rolle welche Goldeneye im Kontext der Reihe spielt:
Der Film schafft was über mehr als ein Jahrzehnt lang nicht mehr geglückt ist. Er gibt der Bond Reihe den Blockbusterstatus zurück und nutzt dabei den frischen Wind der 90er Jahre entgegen aller Befürchtungen als Auftrieb. GE ist frisch, ist energiegeladener als dessen Vorgänger, größer, einfallsreicher und dennoch klassischer! Trotz oder gerade auf Grund dessen modernisierter Machart ist GE der klassischste aller bis Dato gedrehten Bond Filme seit Beginn der 80er. Man erkannte den Zahn damaliger Zeit als geeignete Gelegenheit dafür an der Reihe wieder zurück zu geben was sie vor allem in früher Phase ausmachte.
Denn irgendwo passte die generelle Richtung der 90er Jahre zu James Bond.
Wie auch die 60er Jahre zeichneten sich die 90er als revolutionäre Phase kreativer Möglichkeiten aus, was Anlass gab das Spektakel(!) Bond wieder zurück zu bringen, das fantastische an Bond, das XXl an Bond. Und dies ist gelungen. Der Erfolg des Films spricht für sich und ist bspw. Casino Royal in meinen Augen der Dr.No des neuen Jahrtausends, so wäre Goldeneye für mich der Goldfinger der 90er Jahre. Ein Ausschlaggebender Film, ein Kernstück der Reihe ohne den es heute wohl keine Bond Serie mehr gäbe. Zumindest nicht in kommerziell bahnbrechendem Kontext. Also zweifellos und überdeutlich:
6 VON 6 PUNKTEN
Mein Wertesystem für folgende Kritiken bezüglich meines Marathons:
1 PUNKT – SCHLECHT
2 PUNKTE - unter dem durchschnitt
3 PUNKTE – Mittelmaß, Durchschnitt
4 PUNKTE – überdurchschnittlich
5 PUNKTE – SEHR GUT
6 PUNKTE - Perfektion