danielcc hat geschrieben:
Darum geht es aber zumindest für mich nicht, wenn ich Dalton nicht viel abgewinnen kann.
Die Emotionalität ist ja schön und gut, aber leider hat Dalton dafür die typischen Charakterzüge der Rolle, wie man sie aus den vorherigen Filmen kannte, total vernachlässigt. Ich rede von Charme, von Coolness, von Witz und Sexapeal. Craig spielt auch einen emotionaleren Bond aber dabei vernachlässigt er eben nicht diese Eigenschaften.
Zudem ist es eben fragwürdig, warum ein Darsteller bewusst alles, was die Rolle beliebt gemacht hat beim Publikum, verdrängt und misachtet nur um dem Publikum seine Interpretation der Romanfigur aufzuzwingen...
Ich finde Dalton vernachlässigte Charme, Coolness und Witz in seinen Filmen nicht. Das Ende der PTS von TLD ist ein gutes Beispiel dafür.
Dalton dürfte nach Lazenby dem am meisten unrecht getane Bond-Darsteller sein. Einmal ist er von seinen Schauspielfähigkeiten weltklasse und zum anderen gehören TLD und insbesondere LTK wohl zu den künstlerisch/emotional wichtigsten Filmen der Bondreihe. LTK ist einer der wenigen Filme in denen Bond auf emotionaler Ebene "angegriffen" wird. Ansonsten gibt es hier nur OHMSS, GE, CR und QOS. Die letzten drei sind wohlgemerkt nach TLD und LTK entstanden.
Ich denke dieser Wechsel vom "weichen" Moore, der nur ab und zu eine rauere Seite aufblitzen lies, zu einem mehr raueren realistischeren Dalton wird der Grund sein wieso Dalton als Bond bis heute so unbeliebt ist.
Dabei wird übersehen was für eine famose Leistung er als Bond bringt. Dalton ist eine eher ungewöhnliche Person für die Rolle: Theaterschauspieler (Shakespeare!) und dazu noch wohl einer der besten Englands. Schauspieltechnisch ist er möglicherweise sogar der beste Darsteller der Reihe. Er könnte den Bond morgens um halb vier zwei Minuten nach dem Aufstehen geben.
Dalton war schon seinem Aussehen her wesentlich "rauer" als Roger Moore. Das Publikum war mehr als Jahrzehnt den weicheren Bond bei dem "Over-The-Top"-Elemente inklusive waren gewohnt. Dalton und die Produzenten wollten diese Schiene allerdings nicht weiterfahren. Ich denke sie werden sowohl in OP als auch in AVTAK gesehen haben, dass dieser Weg eine Sackgasse ist. Man musste sich weiterentwickeln und oft ist das beste ein "Back to the Roots" (siehe Star Trek, CR). Man darf auch nicht vergessen, dass die Zweitwahl zu Dalton der Australier Sam Neil gewesen wäre: Mit ihm wäre Bond wohl auch die härtere realistischere Schiene gelaufen. Es liegt also nicht nur an Dalton.
Der Schritt weg von Moores Art ist meiner Sicht nach auch der Grund wieso Bond überhaupt heute noch besteht. Man stelle sich nur vor, man hätte mit anderem Darsteller die Moore-Schiene weitgefahren...
Dazu kommt noch der Zeitgeist. In den 80ern gab es keine große Katastrophe, kein aufrüttelndes Element. Der harte Bond traf auf ein Publikum das einen Film nach Moore-Art erwartete.
CR mit Daniel Craig hatte ganz andere Rahmenbedingungen. In der Post-9/11-Ära sind wir harte und gleichzeitig emotional aufgeladene Helden gewohnt: Jack Bauer, Jason Bourne...
Außerdem hatte Craig als Vorgänger Pierce Brosnan, der immer einen Mix aus Dalton und Moore servierte und durchaus seine harte Seite hatte. Das Publikum wurde also nicht hinterrücks von einem raueren Verhalten Bonds überrascht.
Daniel Craig hatte es als Bond leichter, seine Performance wird am ehesten von den Traditionalisten kritisiert. Die Kritiker und das allgemeine Publikum sind von ihm begeistert. Laut imdb.com ist CR der beste Bond überhaupt. In die Nähe kommt sonst nur GF.
Im übrigen sei noch gesagt, dass die Basis für GE eigentlich für Dalton geschrieben wurde. Ich halte GE für einen der besten Filme der Reihe, doch mit Dalton wäre womöglich sogar noch besser geworden....