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Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 19. Februar 2018 17:48
von GoldenProjectile
Casino Hille hat geschrieben:Wichtiger noch: Als Blofeld am Telefon über Bonds Flucht per Ski informiert wird, klatscht er seine Muschi einfach schnell auf den Tisch, um Bond hinterher eilen zu können. Noch deutlicher kann Hunt eigentlich nicht werden.
Ja, Hunt und Savalas zeigen in OHMSS mustergültig, wie man den Blofeld-Charakter umdeuten und neu interpretieren kann und damit etwas Grosses schafft. Gleichzeitig funktioniert der Savalas-Charakter natürlich auch unabhängig von der in den vorherigen Filmen aufgebauten Figur Blofeld und ist einfach nur ein starker Schurke, der seinen Platz im Film exakt erfüllt. In meiner Rangliste der pösen-Pond-Puben hat er jedenfalls nach dieser jüngsten Sichtung einen Riesensprung nach oben gemacht.
Casino Hille hat geschrieben:wirklich wirklich wirklich ganz wirklich nicht guten Performance aus.
Ihr geht aber etwas gar streng mit dem alten Big Fry ins Gericht. Ist er an manchen Stellen bemerkenswert gut? Ja. Ist er an anderen Stellen weniger gut? Das wohl auch. Aber für mich gibt es weder einen Anlass dass er den fertigen Film so wie er ist nach unten ziehen könnte noch finde ich dass seine Co-Stars ihm ernsthaft Schaden zufügen. Wie ich gesagt habe ist es in erster Linie der Film, der die Bond-Figur hier prägt, und nicht Lazenby. Und dessen Performance halte ich eigentlich durchgehend für mindestens zweckdienlich-ordentlich, so dass der Film dieser Aufgabe auch ungestört nachgehen kann. Was ihm am meisten fehlt ist wie Anatol sagt wohl eine ganz besondere Anziehungskraft, eine Ausstrahlung die ihn als Zentrum des Films auf ein noch höheres Level bringt. Gleichzeitig frage ich mich, ob OHMSS sowas überhaupt nötig gehabt hätte. Ich kann mir zumindest Connery und Moore nur schwer im Film vorstellen, Dalton dagegen wäre wohl ideal gewesen.
AnatolGogol hat geschrieben:Das liegt wie ich finde auch daran, dass LTK trotz der vordergründigen Rache- und Rogue-Motive (von denen letzteres damals ja wirklich noch etwas besonderes war, während Bond heutzutage ja praktisch in jedem Film zumindest zeitweise sein eigenes Süppchen kocht und damit dieser „auf-eigene-Faust-und-damit-außerhalb-des-Erlaubten“-Aspekt mehr oder weniger entwertet wurde) eigentlich durchgängig ein klassischer und wenn man so will stinknormaler Bondfilm ist. Bond ist ja noch nicht einmal vom MI6 abgeschnitten, da er von Penny und vor allem Q soviel Unterstützung bekommt, wie sonst nie (uns selbst der grummelige Brown-M ist ihm am Ende ja gleich wieder wohlgesinnt). In dieser „normalen“ Konstellation wäre ein „Moralisieren“ wie unterschwellig bei OHMSS und sehr offensichtlich dann in der Craig-Ära auch sehr unpassend (und unglaubwürdig) finde ich. Am Ende zwinkert halt dann doch immer der Fisch.
Das ist ein sehr guter Punkt, ich dachte mir dass ich nicht der einzige sein kann der damit seine Schwierigkeiten hat. OHMSS und LTK zeigen beide auf ihre Art einen Bond, der weitgehend ohne geheimdienstliche Rückendeckung operiert (was dem Titel des Big Fry Films einen ganz schön ironischen Beigeschmack gibt, der mir aber gefällt). Dass die Rogue-Thematik in LTK oberflächlicher ist als oft angenommen stimmt natürlich, dennoch finde ich dass sie dem Film genau den richtigen Rahmen und den Background für die härtere Gangart gibt und erkennbar genug ist, um LTK eben als den "Rogue-Bond" zu positionieren, der aber gleichzeitig auch die gewohnten strukturellen Merkmale nicht verleugnet. In OHMSS wird Bond natürlich nicht wirklich abtrünnig, aber wendet sich anderen und so gesehen auch unlauteren Mitteln zu (konkret die Zusammenarbeit mit Draco) um einen offiziellen Auftrag zu erfüllen, der ansonsten gerade auf Eis liegt. Die Craigs hingegen sind wirklich ausnahmslos Filme in denen er wie du so schön sagst sein eigenes Süppchen kocht, und der unmittelbar davor erschienene DAD gehört auch gleich noch dazu. Nun ist es natürlich so dass Bond immer ein Rebell war, der gerne eigene Nachforschungen betreibt, auch ohne hochoffiziellen Befehl von M (in OHMSS sicher mit am deutlichsten vertreten), dabei aber nicht zwingend riskiert, auf der Abschussliste der eigenen Reihen zu landen. Craig aber tut das quasi andauernd, wodurch das Alleinstellungsmerkmal von LTK schon ein wenig entwertet wird.
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 19. Februar 2018 19:20
von Henrik
Das Bond-Theme passt für mich gar nicht in den Film. Barry ist ein großartiger Soundtrack gelungen, aber der beschränkte Einsatz des Bond-Themes stört mich da doch. Grundsätzlich gefällt das Bond-Theme sehr gut und es ist das Musikstück mit dem größten Wiedererkennungswert, aber neben dem OHMSS-Theme wirkt es doch sehr deplatziert.
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 19. Februar 2018 20:32
von Mr.Chrismas Jones
Gerade am Ende finde ich das Bond-Theme perfekt. Das macht das Ende gerade so richtig schön böse.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 11:11
von craigistheman
Die Neusynchro ist derart grauenhaft, dass ihre bloße Erwähnung Brechreiz bei mir verursacht. Wie konnte man das nur tun?! Vor allen Dingen wurden ganze Passagen neu vertont, die weder neu hinzu gekommen sind, noch in irgend einer Form einer „Überarbeitung“ bedurften. Hoffentlich finde ich irgendwann die richtige Version mit alter deutscher Synchro. Hatte mal die VHS, aber das ist mittlerweile Schnee von gestern. Ganz schrecklich ist auch, wie die Musik umsynchronisiert wurde. Diese Sprünge vom Deutschen ins Englische... Unfassbar. Hat das ein Computer gemacht? Eigentlich könnte man fast einen eigenständigen Thread zur neuen OHMSS-Synchro aufmachen...
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 11:27
von Berni
Die Special Edition (DVD) hat auch noch die Originalsynchro, ohne den späteren Murks, leider hat aber die DVD nur die Mono-Tonspur und natürlich ein schwächeres Bild
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 11:54
von craigistheman
Berni hat geschrieben:Die Special Edition (DVD) hat auch noch die Originalsynchro, ohne den späteren Murks, leider hat aber die DVD nur die Mono-Tonspur und natürlich ein schwächeres Bild
Danke sehr! Muss ich mir irgendwann besorgen.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 12:02
von Maibaum
Mono Ton ist absolut ausreichend, da das ja der Original Kinoton ist.
Ansonsten hat die uralte SE zwar die Kinosyncro komplett drauf, ist aber gekürzt. Dann lieber uncut auf englisch, auch wenn bei den SE "nur" ca zweieinhalb min fehlen.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 13:03
von craigistheman
Bis auf die Szene, in der Campbell versucht den Seilbahn-Posten zu passieren und verjagt wird, sind mir die Schnitte egal. Die Tracy/Draco-Szene im Auto ist doch total überflüssig und an Sexismus nicht zu übertreffen... Ich werde mir die SE zulegen. Auf 2 recht belanglose Filmminuten kann ich gerne verzichten, wen ich dafür einen schönen Ton habe.
Re: Regie & Stil
Verfasst: 8. März 2018 14:16
von Maibaum
craigistheman hat geschrieben: Die Tracy/Draco-Szene im Auto ist doch total überflüssig und an Sexismus nicht zu übertreffen...
Wo finden wir da Sexismus? Erst Recht im Kontext der oftmals sexistischen Bond Serie betrachtet?
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 15:08
von AnatolGogol
craigistheman hat geschrieben: Auf 2 recht belanglose Filmminuten kann ich gerne verzichten, wen ich dafür einen schönen Ton habe.
Schöner Ton ist aber hier recht relativ. Die Audioqualität der in der SE-DVD verwendeten Monospur ist nüchtern betrachtet unterdurchschnittlich, da stark gefiltert. Zwar kein Filterverbrechen wie diverse ältere MGM-Titeln auf DVD (und glücklicherweise auch in der richtigen Tonhöhe, d.h. da DVD mit PAL-Speedup), aber eben wirklich unterdurchschnittlich, dumpf und übersteuert und z.B. der Audioqualität der Warner-Collection-VHS meilenweit unterlegen. Zudem kommt auch die SE nicht gänzlich ohne Nachsynchro aus, da die hier enthaltene Gumbold-Szene zumindest bei den das Büro verlassenden Sekretärinnen neuvertont ist (und zudem in der kompletten Gumboldszene der Sprung in der Hintergrundatmosphäre zur Kinosynchro deutlich wahrnehmbar ist). Abgesehen davon, dass in Zeiten weltweiter Einheits-VÖ eine Verbesserung der aktuellen Situation eh äusserst unrealistisch ist, wäre die einzig konsequente Fassung hinsichtlich einer durchgängigen Synchro die alte Kinofassung, also auch ohne Gumbold-Szene.
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 15:13
von Maibaum
Ich finde für Synchron Fans sollte die neue Fassung ein absolutes Muß sein. "Malone" hat doch genau so viel Kult Charakter wie das "Döschen im Höschen", und sorgt für einen reibungslosen Übergang von OHMSS zu DAF, so daß der chronologisch auf deutsch schauende Fan der Syncro-Schock erspart bleibt.
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 15:18
von AnatolGogol
...der Schock sollte aber spätestens nach dem schnell schwitzenden Gräflein aus Detmold (,wie!?) eh nicht mehr allzu gravierend ausfallen.

Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 15:23
von Casino Hille
Detmold ist mehr Kult als Döschen im Höschen, Malone und alle Bambi/Klopfer Sprüche zusammen. Detmold ist super und ich bin jedes Mal enttäuscht, wenn ich TB im Originalton gucke, dass der Spruch nicht echt ist, sondern ein Synchroerzeugnis.
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 15:35
von Maibaum
Casino Hille hat geschrieben: Detmold ist super und ich bin jedes Mal enttäuscht, wenn ich TB im Originalton gucke, dass der Spruch nicht echt ist, sondern ein Synchroerzeugnis.
Na da bin ich jetzt aber auch überrascht. Damit fällt TB wohl aus meiner Top 10 heraus ...
Re: Filmbesprechung: "On Her Majesty's Secret Service (OHMSS)"
Verfasst: 8. März 2018 19:53
von Revoked
Detmold ist auch eine schöne Stadt. Bei mir um die Ecke.... Grafschaft Lippe...