Re: Zuletzt gesehener Film

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Nightcrawler (2014)
Absolut toller und kurzweiliger Film, der die Schattenseiten der Berichterstattung auf recht brutale Art und Weise zeigt.
Klasse inszeniert, tolle Charakterzeichnung und ein sehr dezenter, aber durchaus passender Soundtrack.
Zum Ende jedoch recht vorhersehbar.

8/10
"Are you looking for shells?"
"No, I'm just looking."

Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben: 7. November 2022 22:40… Und das Ensemble ist hier doch einfach nur phänomenal! Sean Connery, Klaus Maria Brandauer, Roy Scheider und Michelle Pfeiffer spielen sich gegenseitig dermaßen an die Wand, dass es an allen Ecken und Enden nur so kracht …
Mit Brandauer kann ich nix anfangen. Kenne ihn aus NSNA und jetzt aus „Das Russland Haus“. Ich habe bei beiden Filmen das Gefühl, dass er im Gegensatz zum restlichen Cast seine Rolle zu gewollt und überspitzt spielt. Die Szene in geselliger Runde, in der er als einziger nur grimmig da sitzt und kein Wort sagt, zeigt dies ganz gut. Auf mich wirkt das vom schauspielerischen Talent ähnlich wie jenes aus einem durchschnittlichen Tatort. Ich kann da für meinen Geschmack nicht behaupten, dass er irgendwas gegen die Wand spielt. Vor allem im direkten Vergleich zu seinen Schauspielkollegen.
Manche haben eine Waltz-Allergie, ich hab anscheinend eine Brandauer-Allergie 🫣

Re: Zuletzt gesehener Film

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Gut, unsere gegensätzlichen Ansichten sind wenigstens sehr konsequent, denn "Nightcrawler" fand ich wiederum wahnsinnig langweilig und würde höchstens die Hälfte deiner Punkte geben. Das war für mich ein erschreckend plumper "Erhebe den Zeigefinger"-Film, der insbesondere dramaturgisch ein beachtlicher Totalausfall ist. Für eine vernünftige Sozial- und Medienkritik sollte man Klischees idealerweise aufbrechen, statt sie platt zu überhöhen und in billige, altbekannte Empörungsnarrative zu verfallen.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Himmel, da schaut man mal einen Abend nicht ins Forum und dann solche Abgründe! :D
Nur gut, dass unser Mod der Herzen allzeit bereit ist und in die Presche springt, wenn es nötig ist. :)
Zum Russland-Haus: mmh, ich kann glaube ich schon irgendwo nachvollziehen, wenn man keinen Zugang zu dem Film findet. Wer hier einen konventionellen Spionage-Thriller erwartet, der wird sicherlich enttäuscht. Auch ist er natürlich schon sehr dialogintensiv, schwelgt in Atmosphäre, lässt seine Darsteller hemmungslos zelebrieren. Das erzeugt zusammen mit der Regie von Schepisi, welche die genannten Elemente dennoch immer zielgerichtet steuert, dann schon eine ungeheure Wirkung, was man in dieser Form und Qualität so nur sehr, sehr selten findet. Aber genau deswegen ist es natürlich auch überhaupt kein konventioneller Film und wenn die genannten Elemente beim Zuschauer nicht ankommen oder zünden, dann kann das schon nach hinten losgehen. Ich jedenfalls liebe den Film über alle Maßen, der drückt genau dir richtigen Knöpfe bei mir, die 10 Punkte zücke ich da vorbehaltlos.

Zu Brandauer: gut, es lässt sich sicherlich nicht abstreiten, dass Brandauer eigentlich immer etwas theatralischer agiert, als man es gemeinhin von Kino-Darstellern gewohnt ist. Das hängt sicherlich mit seinem Theater-Hintergrund zusammen. Als störend empfand ich es aber nie und auch nie derart auffallend, dass es aus einem Gesamtensemble unangenehm herausragen würde. Darstellerisch ist Brandauer für mich eigentlich immer Extraklasse, da macht seine Schlüsselrolle im Russland-Haus keine Ausnahme. Gerade im Zusammenspiel mit Connery sind das für mich darstellerische Sternstunden, das toppt ihre bereits kongeniale Kollaboration aus NSNA nochmals deutlich.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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Maibaum hat geschrieben: 8. November 2022 11:00 Ich fand Das Russlandhaus genau so schlaff wie den Roman, der für mich zu Le Carres schwächeren zählt.
Keine Ahnung, nie was gelesen von dem Kerle. Aber die Verfilmungen mochte ich fast durch die Bank nicht. Einzige Ausnahmen sind Der Spion, der aus der Kälte kam (ganz ok) mit einem formidablen Old Burton und eben das grandios-grandiose Russland-Haus (das ich bis zu meinem allerletzten Atemzuge abfeieren werde mit Pauken, Trompeten und zur Not auch nem Kamm mit nem Blatt Papier :D ). Hab vor einiger Zeit - nachdem ich bereits krachend beim Kinofilm gescheitert war - der alten Tinker, Tailor-Serie mit Obi-Wan Guinness eine Chance gegeben: ich war wirklich erschüttert. :D Von daher: Le Carre is nix für mich und wenn du sagst, dass Das Russland-Haus ihn nicht in typischer Form zeigt, dann würde ich das eher als Vorteil bzw. Begründung dafür sehen, dass mir der Schepisi-Film derart gut gefällt.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben: 8. November 2022 01:52 … Das war für mich ein erschreckend plumper "Erhebe den Zeigefinger"-Film, der insbesondere dramaturgisch ein beachtlicher Totalausfall ist…
Mit einem „Erhebe den Zeigefinger“-Film hat Nightcrawler recht wenig zu tun und würde so nur funktionieren, wenn er Themen ansprechen würde, die das Publikum genau ansprechen (bspw. wie Avatar ein „Erhebe den Zeigefinger“-Film in Richtung Umweltverschmutzung und Artenvielfalt ist). Einen solchen Ansatz kann ich bei Nightcrawler beim besten Willen nicht erkennen.
Der Film ist ein dramaturgischer Totalausfall, da er ein Thriller / Krimi und kein Drama ist 😉
Casino Hille hat geschrieben: 8. November 2022 01:52 Für eine vernünftige Sozial- und Medienkritik sollte man Klischees idealerweise aufbrechen, statt sie platt zu überhöhen und in billige, altbekannte Empörungsnarrative zu verfallen.
Klischees werden hier doch nicht wirklich verstärkt, oder? Man sieht ja im Film auch noch andere Nightcrawler, die aber bei weitem nicht so krass agieren wie Bloom. Der Film zeigt ja im Verlauf der Handlung, wie Regeln und Werte gebrochen werden können um eine gute Story erzählen zu wollen und verkaufen zu können, gepaart mit einer psychischen Störung des Hauptcharakters. Es ist ja eher diese Störung, die den Verlauf des Films maßgeblich beeinflusst und nicht die anscheinenden Klischees die bedient werden.

Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben: 8. November 2022 11:13
Maibaum hat geschrieben: 8. November 2022 11:00 Ich fand Das Russlandhaus genau so schlaff wie den Roman, der für mich zu Le Carres schwächeren zählt.
Keine Ahnung, nie was gelesen von dem Kerle. Aber die Verfilmungen mochte ich fast durch die Bank nicht. Einzige Ausnahmen sind Der Spion, der aus der Kälte kam (ganz ok) mit einem formidablen Old Burton und eben das grandios-grandiose Russland-Haus (das ich bis zu meinem allerletzten Atemzuge abfeieren werde mit Pauken, Trompeten und zur Not auch nem Kamm mit nem Blatt Papier :D ). Hab vor einiger Zeit - nachdem ich bereits krachend beim Kinofilm gescheitert war - der alten Tinker, Tailor-Serie mit Obi-Wan Guinness eine Chance gegeben: ich war wirklich erschüttert. :D Von daher: Le Carre is nix für mich und wenn du sagst, dass Das Russland-Haus ihn nicht in typischer Form zeigt, dann würde ich das eher als Vorteil bzw. Begründung dafür sehen, dass mir der Schepisi-Film derart gut gefällt.
Die Tinker, Tailor TV Serie fand ich toll, wie auch den Roman, der auch allgemein und zu Recht neben The Spy Who Came in from the Cold zu Le Carres Höhepunkten zählt.

Über den Roman Das Russland Haus hatte ich damals ganz gute Sachen gelesen, aber ich fand ihn dann etwas langweilig, wie übrigens auch den Nachtmanager und später Der Schneider von Panama. Witzigerweise sind die alle recht prominent verfilmt worden, stattdessen waren die 5 Romane um diese herum alle sehr gut.

Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben: 8. November 2022 20:34
Revoked hat geschrieben: 8. November 2022 20:09
Hat der Film nicht diesen eigenartigen „Synchro-Bug“?

Sagt Michelle Pfeiffer nicht regelmäßig „das kalkuliert nicht“, oder „das kombiniert nicht“ oder gar „das computiert nicht“?
"es konveniert nicht" :)
Es wird im Film auch erklärt, warum dieser Satz so häufig fällt. Funktioniert aber (vermutlich ?) auf Englisch besser…

Ist somit höchstens ein nicht unumgänglicher Synchro-Bug. Aber das können Muttersprachler besser beurteilen 😉
"Are you looking for shells?"
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Ich würde das nicht als Bug bezeichnen, da "konvenieren" ja tatsächlich ein - nicht sonderlich gebräuchliches - deutsches Wort ist und "convenient" im Englischen entspricht. Der Witz daran soll ja gerade sein, dass die Russen das Wort benutzen, eigentlich aber ein anderes meinen, da der Begriff im Russischen auch "proper" bzw. im Deutschen "ziemen" bedeutet. Passt für mich gut, gerade weil "konvenieren" so ungebräuchlich ist und es daher Connerys Stutzen umso verständlicher ist. :)
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Re: Zuletzt gesehener Film

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AnatolGogol hat geschrieben: 9. November 2022 07:22 Ich würde das nicht als Bug bezeichnen, da "konvenieren" ja tatsächlich ein - nicht sonderlich gebräuchliches - deutsches Wort ist und "convenient" im Englischen entspricht. Der Witz daran soll ja gerade sein, dass die Russen das Wort benutzen, eigentlich aber ein anderes meinen, da der Begriff im Russischen auch "proper" bzw. im Deutschen "ziemen" bedeutet. Passt für mich gut, gerade weil "konvenieren" so ungebräuchlich ist und es daher Connerys Stutzen umso verständlicher ist. :)
Ja, stimmt. Deswegen auch die Anführungsstriche. Wie gesagt erinnere mich nur noch an das komische Wort.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Zuletzt gesehener Film

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Patrice hat geschrieben: 8. November 2022 11:26 Mit einem „Erhebe den Zeigefinger“-Film hat Nightcrawler recht wenig zu tun und würde so nur funktionieren, wenn er Themen ansprechen würde, die das Publikum genau ansprechen (bspw. wie Avatar ein „Erhebe den Zeigefinger“-Film in Richtung Umweltverschmutzung und Artenvielfalt ist). Einen solchen Ansatz kann ich bei Nightcrawler beim besten Willen nicht erkennen.
Wie bitte? :) Der Zeigefinger Richtung voyeuristischen Medien und der Sensationsgier der Konsumenten könnte doch wirklich nicht offensichtlicher sein - außer vielleicht, Jake Gyllenhaal würde das Anliegen des Films direkt und frontal in die Kamera brüllen. Gerade mittels der arg überzeichneten und in ihrem toternst gemeinten Zynismus auf mich auch sehr unglaubwürdig wirkenden Hauptfigur folgt "Nightcrawler" meines Erachtens gängigen Empörungsnarrativen: "Oh, die bösen Gaffer da draußen. Oh, die noch böseren Medien, die dieses Verhalten auch noch fördern." Da wird dann halt jedes Soziopathen-Klischee bedient, aber erzählt wird mir leider nix. Stattdessen prügelt man mir ein, wie furchtbar diese Menschen doch sind und das System und überhaupt ... :wink:

Wenn ich "Nightcrawler" mit ähnlich gelagerten Filmen wie "Taxi Driver", "You Were Never Really Here", "The King of Comedy" oder "Falling Down" vergleiche, kann ich ihn nur als bestenfalls mittelmäßig einschätzen.
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