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von HCN007
Agent
Die letzten 3 Abende war bei mir wie so oft Kino angesagt - Zu den 3 Filmen möchte ich an dieser Stelle mal ausnahmsweise keine Einzelposts, sondern einen Sammelpost erstellen.
iHaveCNit: Spotlight-Sneak 13.07.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
Spotlight-Sneak Nummer 13 für mich im Jahre 2022.
Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)
9. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Der Hinweis war folgender:
Einen konkreten Hinweis auf Facebook gab es nicht, eine Instagram-Story hat nur den Hinweis geliefert, dass der Film ab morgen (14.07.2022) im Programm der Kinos läuft. Dementsprechend hätte es entweder „Meine Stunden mit Leo“ von Sophie Hyde oder den Film „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou sein können. „Meine Stunden mit Leo“ wäre offensichtlich eine sichere Bank, aber gerade das asiatische und chinesische Kino ist in der Spotlight-Sneak klar unterrepräsentiert, womit „Eine Sekunde“ auch eine gute und interessante Wahl geworden wäre.
Die Auflösung:
Geworden ist es „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou, der in der chinesischen (hochchinesisch, mandarin) Fassung mit deutschen Untertiteln gezeigt worden ist. Das Drama über ein Katz- und Mausspiel zwischen einem Vagabund und einem Waisenkind um eine Filmrolle mit besonderer Bedeutung hat eine Wertung von 2,4 bekommen – und wird von mir noch einmal am kommenden Dienstag gesehen und konkret besprochen.
Das Ranking an der Stelle:
1. Come On, Come On (1,9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
7. Spencer (2,7) / Sundown (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. France (3,4)
10. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)
Eigene Note: 2
Wertung: 9/10
iHaveCNit: Eine Sekunde (2022) – Zhang Yimou – Mubi
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Mubi-Start: 16.09.2022
gesehen am 13.07.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
In den letzten Jahren ist für den Arthouse-Sektor eine Internetplattform entstanden, auf der immer wieder Klassiker der Filmgeschichte sowie Arthouse-Filme zur Verfügung stehen. Ähnlich wie andere bekanntere Plattformen im Bereich des „Streamings“ öffnet man sich auch gegenüber hin zu einer Veröffentlichung im Kino. Die Plattform „Mubi“ hat im Mai bereits „Memoria“ im Kino kurzzeitig veröffentlicht, den ich mir aber erst auf Mubi ansehen werden. Bei diesem Film hier ist es aber anders, weil mich der Film durchaus interessiert hat. Die Rede ist von Zhang Yimous großartigem Film „Eine Sekunde“, der bereits seit 2019 eigentlich abgedreht worden ist. Leider kam es im Rahmen der Postproduktion zu Einwänden der chinesischen Behörden, womit sich letztendlich die Veröffentlichung verzögert hat.
Ein Vagabund streift durch die Wüste Gobi zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution. Sein Ziel erreicht er erst spät am Abend und leider hat er die Gelegenheit einer dortigen Kinovorstellung verpasst, so dass sein Ziel der nächste Ort auf der Kinotour sein wird. Er wird durch Zufall Zeuge, wie ein Waisenmädchen eine Filmrolle aus dem transportierenden Motorrad klaut, so dass er sich auf den beschwerlichen erneuten Weg durch die Wüste zum nächsten Ort macht und das Waisenmädchen in einem ereignisreichen Katz- und Mausspiel verfolgt, aus dem sich für beide nachvollziehbare Gründe für die Wichtigkeit der Filmrolle ergibt.
In schönen weiten Aufnahmen der Wüste Gobi und einem tollen allgemeinen Set- und Kostümdesign schafft Regisseur Zhang Yimou erst einmal eine großartige Atmosphäre des ländlichen Chinas zur Zeit der kulturellen Revolution. Genauso wie der Wind Sandschicht um Sandschicht verweht und freilegt, genauso legt Yimou Schicht für Schicht seines Films frei, so dass sich zum einen die Handlung immer schrittweise entwickelt und sich dabei auch die Geschichte seiner Charaktere offenbart, die in beiden Fällen durchaus emotional ergreifend, sehr gut gespielt und auch glaubwürdig herausgearbeitet wird. Die beiden gebotenen Einzelschicksale passen zur Zeit. Insgesamt ist das alles sehr spannend, unterhaltsam, emotional und an ein paar Stellen heiter bis witzig geworden. Dass sich ein Großteil des Films auch in und um ein Kino abspielt ist das Ganze in gewisser Art und Weise auch ein Kammerspiel, indem auch der Filmvorführer, von allen nur „Kino-Onkel“ genannt wird, auch eine wichtige Rolle einnimmt. Gerade wenn es um die Mobilisierung des gesamten Ortes geht mit dem Ziel eine besondere Filmrolle wieder instand zusetzen zeigt sich vor allem der gesellschaftliche Hintergrund des gesamten Films, auch wenn sich der gesamte Ort am Ende im Kino versammelt um den Film zu sichten, zeigt der Film den Einfluss der filmischen Propaganda, die damit über das Volk verbreitet wird. In dieser Form habe ich den Film wie bereits in den Kopfdaten in der chinesischen Fassung (bzw. hochchinesisch / mandarin) mit deutschen Untertiteln gesehen, der die Authentizität des Films noch mehr verstärkt hat. Das Trio aus Zhang Yi, Liu Haocun und Fan Wei gibt dem Film noch das darstellerische Etwas und es wäre sicherlich interessant gewesen, wie die eigentliche Vision Yimous gewesen ist. Schade, dass wir diese durch die Zensur des chinesischen Regimes nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht hätte das noch den letztendlichen emotionalen Einschlag gegeben, womit mich der Film vollends bekommen hätte.
„Eine Sekunde“ - My First Look – 9/10 Punkte.
iHaveCNit: The Gray Man (2022) – Anthony und Joe Russo – Netflix
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Netflix-Start: 22.07.2022
gesehen am 14.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 19:45 Uhr
Netflix bietet ab und an mal ganz interessante Action-Filme in ihrem Angebot, die man als das ganz große Ding verkauft und auch nicht mit einer großen Besetzung und einem großen Budget geizt. Ab und An kommt es auch zu einem limitierten Kino-Release. Für mich, der dem Kino eher zugetan ist als dem Streaming habe ich die Gelegenheit ergriffen, den neuen Film der Russo-Brüder „The Gray Man“ im Kino zu sehen, da er wie ein unbedeutendes Blatt Papier in einer Loseblattsammlung des Streaminganbieters für mich komplett untergegangen wäre.
Der Häftling Court Gentry wird von Donald Fitzroy für ein CIA-Projekt rekrutiert. Als Sierra-Agent Nummer 6 ist er als Auftragskiller unterwegs. Bei einem Auftrag in Bangkok jedoch entpuppt sich sein Zielobjekt als weiterer Sierra-Agent, der im Besitz brisanter Unterlagen ist, die deren Auftraggeber kompromittieren können. Da der Einsatz in Bangkok nicht so verläuft wie geplant gerät Sierra Six ins Fadenkreuz seines Auftraggebers, der den Killer Lloyd Hansen auf Gentry ansetzt.
„The Gray Man“ ist ein groß inszenierter und aus meiner Perspektive sehr unterhaltsamer und actionreicher Film geworden, der sich auch mit der Besetzung von Ryan Gosling, Chris Evans, Ana de Armas, Regé-Jean Page, Jessica Henwick, Dhanush und Billy Bob Thornton sehen lassen kann. Mir persönlich hat „The Gray Man“ gefallen, auch wenn das volle Potential auch im Hinblick auf die Besetzung nicht entfaltet worden ist. Das hängt an mehreren Faktoren. „The Gray Man“ bedient sich offensichtlich an vielen Versatzstücken von „James Bond“, „Bourne“, „Mission: Impossible“, „John Wick“ und „Fast and Furious“, was in gewisser Art und Weise die formelhafte und generische Struktur des Films unterstreicht, da sich der Film nicht wirklich aus der Masse hervorhebt und damit auch mit seinem Thema einer von vielen Filmen seiner Art ist. Die Actionsequenzen jedoch haben mir gut gefallen, auch wenn die Szenerien und Effekte ein wenig artifiziell und steril wirken. Und wie schon bei Michael Bays „Ambulance“ aus dem März diesen Jahres muss ich feststellen, dass ich absolut nichts mit Drohnenkameras bei der Inszenierung von Actionfilmen anfangen kann.
„The Gray Man“ – My First Look – 7/10 Punkte.
iHaveCNit: Meine Stunden mit Leo (2022) – Sophie Hyde – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 14.07.2022
gesehen am 15.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:45 Uhr
Wer sich für charmantes und stilvolles Kino an diesem Wochenende begeistern möchte, dem sei an dieser Stelle Sophie Hydes „Meine Stunden mit Leo“ beziehungsweise „Good Luck to you, Leo Grande“ ans Herz gelegt. Ein Kammerspiel und Tragikomödie mit Emma Thompson und Daryl McCormack, das mir wunderbar gefallen hat.
Nancy Stokes ist Mittfünfzigerin, Religionslehrerin und seit 2 Jahren Witwe. In ihrer streng konservativen Ehe war es für sie nicht möglich sexuelle Erfahrungen zu machen und sexuelle Erfüllung zu erreichen, so dass sie den jungen Callboy Leo Grande für diesen Zweck engagiert – ohne zu ahnen wie nervös sie dann sein wird, ohne zu ahnen wie einfühlsam er sein wird und wie befreiend die offenen, nicht immer konfliktfreien Gespräche sein werden.
Das Kammerspiel lebt von seinem Leinwand-Dou aus Emma Thompson und Daryl McCormack, die hier nicht nur großartig besetzt sind, sondern auch großartig spielen und eine tolle gemeinsame Chemie und Dynamik entwickeln. Interessant ist hier vor allem, dass das klassische filmisch aufbereitete Thema eines Mannes in der Mid-Life-Crisis, der mit einer jungen Frau seinen zweiten Frühling erlebt umgekehrt wird und wir mit Emma Thompsons Nancy Stokes eine Frau zu sehen bekommen, die in einer Art Mid-Life-Crisis mit einem jungen Mann den zweiten oder in ihrem Fall sogar ersten richtigen Frühling erleben möchte. Diese Verschiebung in den Verhältnissen aus Alter und Erfahrung ergibt eine ganz interessante Dynamik, die dem Film auch sehr gut tut. Der Film ist in gewisser Art und Weise ein Plädoyer für den offenen und komplett nicht zu beschämenden Umgang mit Intimität, Sex und körperlicher Lust als teil menschlicher Bedürfnisse und in diesem Film vor allem aus weiblicher Perspektive. Darüber hinaus ist der Film ein Plädoyer für das positive, eigene Körpergefühl abseits propagierter Schönheitsideale in egal welchem Alter. Ebenso ist der offene und differenzierte Umgang mit dem Thema Sex-Arbeit in Bezug auch auf Ethik und Moral sehr interessant als eines von vielen Themen in den Film eingeflochten worden. Strukturell legt der Film einen Fokus auf eine episodenhafte Struktur, die jedes der Treffen als ein Teil der Entwicklung der Beziehung von Emma Thompsons Nancy und Daryl McCormacks Leo zeichnet, wobei natürlich ein Teil der etwas banaleren Gesprächsthemen und auch ein erzwungen wirkender erzählerischer Haken und Twist gegen Ende hin nicht unbedingt hätten sein müssen. Dennoch bleibt für mich ein sehr rasanter, charmanter, stilvoller und unterhaltsamer Eindruck, wenn es um „Meine Stunden mit Leo“ geht.
„Meine Stunden mit Leo“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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