Re: Zuletzt gesehener Film

10171
Im Kino: Elvis (Baz Luhrman, 2022)

All shook up! - or Baz having a buzz

Ein Leben wie im Rausch verdient einen rauschhaften Film und wer wäre da besser geeignet als Baz Luhrmann? Der exaltierte Popart-Stil des Australiers, geprägt von schnellen Schnitten, knalligen Farben, großen Gesten und einem dauerdröhnenden Score, der sämtliche Musikstile in einem Art Jukebox-Thermomix ordentlich durchschüttelt, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber auch kaum jemand wird bestreiten, dass er so angestaubten Sujets wie Shakespeares „Romeo and Juliet“ oder Scotts Fitzgeralds „The Great Gatsby“ mit elektrisierender Verve die Patina weg geblasen hat. Nein, ein Mann der kleinen Gesten oder gar der subtilen Inszenierung ist Luhrmann ganz sicher nicht. Selbst der große Pinsel wird überflüssig, wenn die Farbeimer im Stakkato-Stil auf die Leinwand geklatscht werden ...

https://www.ofdb.de/review/361597,879631,Elvis
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

10172
Ich sehe nahezu alles in dem Text genau wie du, gebe aber statt 8/10 Punkten nur 3/10. :D Du erfasst den Film perfekt, nur immer dann, wenn bei dir ein "Aber all das ist schlicht beeindruckend" kommt, würde ich ein "Aber all das ist nervtötend und reizüberflutend bis zum größtmöglichen unnötigen Exzess" setzen. Ein wirklich bemerkenswerter Fall von "Gleicher, und doch ungleicher Wahrnehmung".
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10173
iHaveCNit: Abenteuer eines Mathematikers (2022) – Thorsten Klein – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 30.06.2022
gesehen am 10.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 13:00 Uhr


Da ich die Filme aus dem aktuellen Wochenende bereits abhaken konnte, habe ich mich kurzfristig noch dazu entschlossen einen Film aus der vorigen Woche nachzuholen, der mich dann doch ein wenig interessiert hat. Die Rede ist von Thorsten Kleins „Abenteuer eines Mathematikers“. Bevor der eher unbekannte und kleinere Film nicht mehr in den Kinos läuft, wollte ich ihn dann doch noch im Kino sehen.

Der jüdische und polnische Mathematiker Stanislaw Ulam lebt seit kurzer Zeit nach einer Flucht mit seinem Bruder zu Zeiten des zweiten Weltkrieges in den vereinigten Staaten und unterrichtet als Professor in Harvard. Angetrieben von den Sorgen um seine Hinterbliebenen wird er Teil des Teams in Los Alamos in New Mexiko, das an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt ist. In dieser Zeit muss er sich als bereits Familienvater durchaus wichtigen moralischen und ethischen Fragen stellen, die mit seinem Job am Manhattan-Projekt einhergehen.

Das mit knapp 100 Minuten knackige Biopic ist relativ nüchtern und trocken geraten, wusste mich aber trotzdem sehr zu interessieren. Der Film selbst mag ein paar Potentiale liegen gelassen haben. Das vor allem wenn es um den von Philippe Tlokinski sehr gut gespielten Stanislaw Ulam geht, der im Grunde ja der Kern des Films ist. Zum einen bleibt einem der Charakter ein wenig fern und auch das Gesamtwerk von ihm wird nur oberflächlich beleuchtet. Viel eher ist das persönliche Drama und sein Umgang mit dem moralischen und ethischen Dilemma seiner Arbeit, seine Verantwortung gegenüber seinem Job, seiner neu gegründeten Familie, seiner hinterbliebenen Familie und der Gesellschaft allgemein das, was den Film dann doch sehr interessant und sehenswert macht. Da wird es interessant, inwieweit auch Ulams Einfluss in Christopher Nolans „Oppenheimer“ thematisiert wird, der nächsten Sommer in die Kinos kommt.

„Abenteuer eines Mathematikers“ - My First Look – 7/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10174
Meine Wochenend-Ausbeute:


Crazy Heart (2009)

Eine der vielen interessanten Nebenfiguren der Serie „Yellowstone“ ist die des Gitarrencowboys Walker, gespielt von Ryan Bingham, der neben seiner Filmkarriere auch noch erfolgreicher Countrymusiker ist und für den Film „Crazy Heart“ den Oscar-prämierten Song „The Weary Kind“ beisteuerte. So kamen wir auf diesen Film, für den Jeff Bridges als alkoholabhängiger Alt-Countrystar ebenfalls einen Oscar gewann. Klassisches Säuferdrama mit Maggie Gyllenhaal, Collin Farrell und Robert Duvall. Der ähnlich gelagerte „A Star Is Born“ hat in Sachen Dramaturgie vielleicht noch die Nase vorn, „Crazy Heart“ ist aber allemal sehenswert.


Vice – Der zweite Mann (2018)

Endlich mal nachgeholt. Adam McCay mag man oder mag man nicht, ich mag ihn, allerdings kann man diesem Film durchaus den Vorwurf machen, mit Inszenierung und Maske sehr viel Effekthascherei zu betreiben, ohne aber dem Menschen Dick Cheney wirklich nahe zu kommen. Ein Husarenritt durch die jüngere amerikanische Geschichte, die für mich aber einige Fragen offen lässt. Wenn man akzeptiert, dass das nicht die Herangehensweise McKays ist, ist der Film natürlich ein Riesenvergnügen.


Little Women (2019)

Wie kann man dieses schön gefilmte kleine Meisterwerk mit Saoirse Ronan, Emma Watson und Timothee Chalamet nicht mögen? Zum Beispiel, indem man sich von Greta Gerwig („Lady Bird“) irgendwie mehr erwartet hat als dieses inhaltlich etwas seichte, bieder inszenierte, wahllos zwischen den Zeiten hin und her springende Historienstück über vier Schwestern während des US-amerikanischen Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts. Hat mich nur so halb mitgenommen.


Thor: Love and Thunder (2022)

Wie schon erwähnt interessieren mich Marvel-Filme im Allgemeinen so gar nicht. Aber auf Wunsch eines ganz besonderen kleinen Jungen… Während „Eternals“ ja zu den eher schwächeren Beiträgen des MCU gezählt wird, hat der Film in meinen Augen immerhin den Vorteil, dass er doch mal so etwas Ähnliches wie echte Schauplätze nutzt. Hier mal ein Wald, da mal ein Strand – finde ich sehr erholsam im Vergleich zu anderen Werken wie diesem, die zu 100 Prozent aus dem Rechner kommen. Mit dieser Art des Filmemachens werde ich einfach nicht mehr warm. Andererseits ein sehr kurzweiliger Spaß mit einigen wirklich guten Gags und prima Soundtrack von Guns’n’Roses bis Abba, und Russel Crowe als Zeus ist natürlich großes Kino. Dass Gorr von Christian Bale gespielt wurde, sehe ich allerdings jetzt erst. Und ob die schreienden Ziegen aus dem „Grinch“ abgekupfert sind?
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10175
ollistone hat geschrieben:wahllos zwischen den Zeiten hin und her springende Historienstück
Also wahllos finde ich das eigentlich nicht. Der Film weiß schon ziemlich genau, wann er welche Geschehnisse an welcher Stelle zeigt, um bestimmte Informationen vorzuenthalten und so später Szenen oder Charakteren eine neue Geltung zu geben (oder sie in interessante neue Kontexte zu setzen) . Das fand ich eine interessantere Herangehensweise, als einfach den Roman neu abzufilmen.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Zuletzt gesehener Film

10176
Ein Muster konnte ich da nicht erkennen, und vor allem musste man sich jedes Mal zusammenreimen, in welcher Zeit die Szene gerade spielt, da sich die Darsteller ja optisch nicht unterscheiden, außer dass die eine früher einen Pony trug und später nicht. Außerdem wechselte das zeitweise im Dreiminutentakt.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Zuletzt gesehener Film

10177
Die letzten 3 Abende war bei mir wie so oft Kino angesagt - Zu den 3 Filmen möchte ich an dieser Stelle mal ausnahmsweise keine Einzelposts, sondern einen Sammelpost erstellen.

iHaveCNit: Spotlight-Sneak 13.07.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 13 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Licorice Pizza (2,5)
6. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
7. Massive Talent (2,8)
8. France (3,4)
9. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Der Hinweis war folgender:
Einen konkreten Hinweis auf Facebook gab es nicht, eine Instagram-Story hat nur den Hinweis geliefert, dass der Film ab morgen (14.07.2022) im Programm der Kinos läuft. Dementsprechend hätte es entweder „Meine Stunden mit Leo“ von Sophie Hyde oder den Film „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou sein können. „Meine Stunden mit Leo“ wäre offensichtlich eine sichere Bank, aber gerade das asiatische und chinesische Kino ist in der Spotlight-Sneak klar unterrepräsentiert, womit „Eine Sekunde“ auch eine gute und interessante Wahl geworden wäre.

Die Auflösung:
Geworden ist es „Eine Sekunde“ von Zhang Yimou, der in der chinesischen (hochchinesisch, mandarin) Fassung mit deutschen Untertiteln gezeigt worden ist. Das Drama über ein Katz- und Mausspiel zwischen einem Vagabund und einem Waisenkind um eine Filmrolle mit besonderer Bedeutung hat eine Wertung von 2,4 bekommen – und wird von mir noch einmal am kommenden Dienstag gesehen und konkret besprochen.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
7. Spencer (2,7) / Sundown (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. France (3,4)
10. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Eigene Note: 2
Wertung: 9/10


iHaveCNit: Eine Sekunde (2022) – Zhang Yimou – Mubi
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Mubi-Start: 16.09.2022
gesehen am 13.07.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


In den letzten Jahren ist für den Arthouse-Sektor eine Internetplattform entstanden, auf der immer wieder Klassiker der Filmgeschichte sowie Arthouse-Filme zur Verfügung stehen. Ähnlich wie andere bekanntere Plattformen im Bereich des „Streamings“ öffnet man sich auch gegenüber hin zu einer Veröffentlichung im Kino. Die Plattform „Mubi“ hat im Mai bereits „Memoria“ im Kino kurzzeitig veröffentlicht, den ich mir aber erst auf Mubi ansehen werden. Bei diesem Film hier ist es aber anders, weil mich der Film durchaus interessiert hat. Die Rede ist von Zhang Yimous großartigem Film „Eine Sekunde“, der bereits seit 2019 eigentlich abgedreht worden ist. Leider kam es im Rahmen der Postproduktion zu Einwänden der chinesischen Behörden, womit sich letztendlich die Veröffentlichung verzögert hat.

Ein Vagabund streift durch die Wüste Gobi zur Zeit der chinesischen Kulturrevolution. Sein Ziel erreicht er erst spät am Abend und leider hat er die Gelegenheit einer dortigen Kinovorstellung verpasst, so dass sein Ziel der nächste Ort auf der Kinotour sein wird. Er wird durch Zufall Zeuge, wie ein Waisenmädchen eine Filmrolle aus dem transportierenden Motorrad klaut, so dass er sich auf den beschwerlichen erneuten Weg durch die Wüste zum nächsten Ort macht und das Waisenmädchen in einem ereignisreichen Katz- und Mausspiel verfolgt, aus dem sich für beide nachvollziehbare Gründe für die Wichtigkeit der Filmrolle ergibt.

In schönen weiten Aufnahmen der Wüste Gobi und einem tollen allgemeinen Set- und Kostümdesign schafft Regisseur Zhang Yimou erst einmal eine großartige Atmosphäre des ländlichen Chinas zur Zeit der kulturellen Revolution. Genauso wie der Wind Sandschicht um Sandschicht verweht und freilegt, genauso legt Yimou Schicht für Schicht seines Films frei, so dass sich zum einen die Handlung immer schrittweise entwickelt und sich dabei auch die Geschichte seiner Charaktere offenbart, die in beiden Fällen durchaus emotional ergreifend, sehr gut gespielt und auch glaubwürdig herausgearbeitet wird. Die beiden gebotenen Einzelschicksale passen zur Zeit. Insgesamt ist das alles sehr spannend, unterhaltsam, emotional und an ein paar Stellen heiter bis witzig geworden. Dass sich ein Großteil des Films auch in und um ein Kino abspielt ist das Ganze in gewisser Art und Weise auch ein Kammerspiel, indem auch der Filmvorführer, von allen nur „Kino-Onkel“ genannt wird, auch eine wichtige Rolle einnimmt. Gerade wenn es um die Mobilisierung des gesamten Ortes geht mit dem Ziel eine besondere Filmrolle wieder instand zusetzen zeigt sich vor allem der gesellschaftliche Hintergrund des gesamten Films, auch wenn sich der gesamte Ort am Ende im Kino versammelt um den Film zu sichten, zeigt der Film den Einfluss der filmischen Propaganda, die damit über das Volk verbreitet wird. In dieser Form habe ich den Film wie bereits in den Kopfdaten in der chinesischen Fassung (bzw. hochchinesisch / mandarin) mit deutschen Untertiteln gesehen, der die Authentizität des Films noch mehr verstärkt hat. Das Trio aus Zhang Yi, Liu Haocun und Fan Wei gibt dem Film noch das darstellerische Etwas und es wäre sicherlich interessant gewesen, wie die eigentliche Vision Yimous gewesen ist. Schade, dass wir diese durch die Zensur des chinesischen Regimes nie zu Gesicht bekommen. Vielleicht hätte das noch den letztendlichen emotionalen Einschlag gegeben, womit mich der Film vollends bekommen hätte.

„Eine Sekunde“ - My First Look – 9/10 Punkte.

iHaveCNit: The Gray Man (2022) – Anthony und Joe Russo – Netflix
Deutscher Kinostart: 14.07.2022 / Netflix-Start: 22.07.2022
gesehen am 14.07.2022
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 19:45 Uhr


Netflix bietet ab und an mal ganz interessante Action-Filme in ihrem Angebot, die man als das ganz große Ding verkauft und auch nicht mit einer großen Besetzung und einem großen Budget geizt. Ab und An kommt es auch zu einem limitierten Kino-Release. Für mich, der dem Kino eher zugetan ist als dem Streaming habe ich die Gelegenheit ergriffen, den neuen Film der Russo-Brüder „The Gray Man“ im Kino zu sehen, da er wie ein unbedeutendes Blatt Papier in einer Loseblattsammlung des Streaminganbieters für mich komplett untergegangen wäre.

Der Häftling Court Gentry wird von Donald Fitzroy für ein CIA-Projekt rekrutiert. Als Sierra-Agent Nummer 6 ist er als Auftragskiller unterwegs. Bei einem Auftrag in Bangkok jedoch entpuppt sich sein Zielobjekt als weiterer Sierra-Agent, der im Besitz brisanter Unterlagen ist, die deren Auftraggeber kompromittieren können. Da der Einsatz in Bangkok nicht so verläuft wie geplant gerät Sierra Six ins Fadenkreuz seines Auftraggebers, der den Killer Lloyd Hansen auf Gentry ansetzt.

„The Gray Man“ ist ein groß inszenierter und aus meiner Perspektive sehr unterhaltsamer und actionreicher Film geworden, der sich auch mit der Besetzung von Ryan Gosling, Chris Evans, Ana de Armas, Regé-Jean Page, Jessica Henwick, Dhanush und Billy Bob Thornton sehen lassen kann. Mir persönlich hat „The Gray Man“ gefallen, auch wenn das volle Potential auch im Hinblick auf die Besetzung nicht entfaltet worden ist. Das hängt an mehreren Faktoren. „The Gray Man“ bedient sich offensichtlich an vielen Versatzstücken von „James Bond“, „Bourne“, „Mission: Impossible“, „John Wick“ und „Fast and Furious“, was in gewisser Art und Weise die formelhafte und generische Struktur des Films unterstreicht, da sich der Film nicht wirklich aus der Masse hervorhebt und damit auch mit seinem Thema einer von vielen Filmen seiner Art ist. Die Actionsequenzen jedoch haben mir gut gefallen, auch wenn die Szenerien und Effekte ein wenig artifiziell und steril wirken. Und wie schon bei Michael Bays „Ambulance“ aus dem März diesen Jahres muss ich feststellen, dass ich absolut nichts mit Drohnenkameras bei der Inszenierung von Actionfilmen anfangen kann.

„The Gray Man“ – My First Look – 7/10 Punkte.

iHaveCNit: Meine Stunden mit Leo (2022) – Sophie Hyde – Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 14.07.2022
gesehen am 15.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:45 Uhr


Wer sich für charmantes und stilvolles Kino an diesem Wochenende begeistern möchte, dem sei an dieser Stelle Sophie Hydes „Meine Stunden mit Leo“ beziehungsweise „Good Luck to you, Leo Grande“ ans Herz gelegt. Ein Kammerspiel und Tragikomödie mit Emma Thompson und Daryl McCormack, das mir wunderbar gefallen hat.

Nancy Stokes ist Mittfünfzigerin, Religionslehrerin und seit 2 Jahren Witwe. In ihrer streng konservativen Ehe war es für sie nicht möglich sexuelle Erfahrungen zu machen und sexuelle Erfüllung zu erreichen, so dass sie den jungen Callboy Leo Grande für diesen Zweck engagiert – ohne zu ahnen wie nervös sie dann sein wird, ohne zu ahnen wie einfühlsam er sein wird und wie befreiend die offenen, nicht immer konfliktfreien Gespräche sein werden.

Das Kammerspiel lebt von seinem Leinwand-Dou aus Emma Thompson und Daryl McCormack, die hier nicht nur großartig besetzt sind, sondern auch großartig spielen und eine tolle gemeinsame Chemie und Dynamik entwickeln. Interessant ist hier vor allem, dass das klassische filmisch aufbereitete Thema eines Mannes in der Mid-Life-Crisis, der mit einer jungen Frau seinen zweiten Frühling erlebt umgekehrt wird und wir mit Emma Thompsons Nancy Stokes eine Frau zu sehen bekommen, die in einer Art Mid-Life-Crisis mit einem jungen Mann den zweiten oder in ihrem Fall sogar ersten richtigen Frühling erleben möchte. Diese Verschiebung in den Verhältnissen aus Alter und Erfahrung ergibt eine ganz interessante Dynamik, die dem Film auch sehr gut tut. Der Film ist in gewisser Art und Weise ein Plädoyer für den offenen und komplett nicht zu beschämenden Umgang mit Intimität, Sex und körperlicher Lust als teil menschlicher Bedürfnisse und in diesem Film vor allem aus weiblicher Perspektive. Darüber hinaus ist der Film ein Plädoyer für das positive, eigene Körpergefühl abseits propagierter Schönheitsideale in egal welchem Alter. Ebenso ist der offene und differenzierte Umgang mit dem Thema Sex-Arbeit in Bezug auch auf Ethik und Moral sehr interessant als eines von vielen Themen in den Film eingeflochten worden. Strukturell legt der Film einen Fokus auf eine episodenhafte Struktur, die jedes der Treffen als ein Teil der Entwicklung der Beziehung von Emma Thompsons Nancy und Daryl McCormacks Leo zeichnet, wobei natürlich ein Teil der etwas banaleren Gesprächsthemen und auch ein erzwungen wirkender erzählerischer Haken und Twist gegen Ende hin nicht unbedingt hätten sein müssen. Dennoch bleibt für mich ein sehr rasanter, charmanter, stilvoller und unterhaltsamer Eindruck, wenn es um „Meine Stunden mit Leo“ geht.

„Meine Stunden mit Leo“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10178
Sondervorstellung
iHaveCNit: Grease (1978) – Randal Kleiser – Paramount
Deutscher Kinostart: 28.09.1978
gesehen am 17.07.2022 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Lumiere – Reihe 5, Platz 14 – 18:00 Uhr

Im Rahmen der Vorstellungsreihe „Cinéma Nostalgica“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es eine Wiederaufführung der Musicalverfilmung „Grease“ aus dem Jahre 1978 mit Einführungsvortrag des Literatur- und Filmwissenschaftlers Dr. Timo Ruget. Diese Wiederaufführung war mein erster wirklicher Kontakt mit „Grease“. Ich verstehe, warum „Grease“ zum Kultklassiker geworden ist. Die Songs, die Choreographien, das nostalgische, beschwingte Lebensgefühl mit einer einfach gestrickten und überdrehten Liebesgeschichte von John Travoltas Danny Zuko und Olivia Newton Johns Sandy Olsson, haben auf jeden Fall das gewisse Etwas.
„Grease“ – My First Look – 9/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10179
"Grease" finde ich auch total gut: Die Musik und die Chemie die John Travolta und Olivia Newton John hatten, das alles zieht mich schon in seinen Bann.
Irgendwie fand ich "Grease" immer viel besser als "Saturday Night Fever."
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

10180
iHaveCNit: Der Sommer mit Anais (2022) – Charline Burgeois-Tacquet – Prokino Filmverleih
Deutscher Kinostart: 21.07.2022
gesehen am 23.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 20:30 Uhr


Wem in diesem Jahr bereits Joachim Triers „Der schlimmste Mensch der Welt“ begeistern konnte, dem sei an dieser Stelle auch der französische Film „Der Sommer mit Anais“ ans Herz gelegt. Da genau das auch bei mir der Fall war, habe ich mich auch auf einen Sommer mit Anais hinreißen lassen, auch wenn Anais mich nicht ganz so mitreißen konnte wie Julie in Triers Film.

Die 30-jährige Anais lebt ein sprunghaftes, flüchtiges und beiläufiges Leben, bei der sie sich von einer Situation zur anderen hangelt ohne sich wirklich festlegen zu wollen. Bis sie durch die Affäre mit einem weitaus älteren Verleger auf die Spur der Schriftstellerin Emilie Ducret kommt und erst eine Obsession und später eine romantische, emotionale Anziehung für sie entwickelt.

Der Film ist ähnlich sprunghaft, flüchtig und beiläufig inszeniert wie die von Anais Demoustier großartig gespielte Anais. Das mag durchaus auf die Entwicklung des Films etwas holprig und chaotisch wirken, liefert aber eine durchaus fühlbare Atmosphäre des Charakters Anais, deren Charme durchaus auch mitreißend und faszinierend sein kann. Es ist auch interessant, wie beiläufig auch etwas ernstere Themen wie Abtreibungen und Krebserkrankungen eingeflochten werden und auch welches Chaos Anais durch ihren Charakter hinterlässt, was den doch unbeschwert leichten Film eine gewisse Bodenhaftung wahren lässt. Die aufkeimende Chemie zwischen Anais und der von Valeria Bruni Tedeschi gespielten Emilie ist auch sehr gut herausgearbeitet und gespielt worden.

„Der Sommer mit Anais“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10181
Sondervorstellung
iHaveCNit: Pornfluencer (2022) – Joscha Bongard – Edition Salzgeber
Deutscher Kinostart: 14.07.2022
gesehen am 25.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr

In der Reihe „Schamlos Harmlos – Die Reihe für Queer-, Sex- und Subkultur“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es im Rahmen einer Kinotour des Regisseurs Joscha Bongard eine Aufführung seines Dokumentarfilmdebüts „Pornfluencer“. In „Pornfluencer“ beleuchtet Bongard in etwas über 70 Minuten vor allem das Pärchen Jamie Young und Nico Nice, die gemeinsam seit einigen Jahren als Pärchen ins Online-Porno-Geschäft eingestiegen sind. Eingebettet in den Stil eines Desktop-Thrillers erhalten wir einen Einblick in das Leben und die Arbeit des Pärchens, die gemeinsam in ihrer damaligen Villa auf Zypern leben. Dabei wird das gesamtgesellschaftliche Geschäft der Online-Porno-Industrie eingeflochten und bewertet als auch vor allem aufgezeigt, wie Jamie und Nico auf die Idee gekommen sind bis hin zu durchaus toxischen Selbstoptimierungsmethoden vor allem auf Nicos Seite durch Businesscoaches und Pick-Up-Artists, die sich durchaus auch toxisch auf die Beziehung von ihm und Jamie auswirken und zu befremdlich wirkenden Motivationsmethoden wie tägliche Affirmationen geführt haben.
„Pornfluencer“ - My First Look – Ohne Wertung
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10182
iHaveCNit: Der Perfekte Chef (2022) – Fernando León De Aranoa – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 28.07.2022
gesehen am 29.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema - Petit – Reihe 1, Platz 6 – 20:30 Uhr


Das spanische Kino ist dieses Jahr sehr interessant und vielseitig. Von Müttern und Kriegsverbrechen in Pedro Almodovars „Parallele Mütter“ über Terror und Trauma in Iciar Bollains „Maixabel“ hin zu Filmproduktionen in Mariano Cohns und Gaston Duprats „Der Beste Film Aller Zeiten“ bekommen wir nun auch Fernando León De Aranoas „Der Perfekte Chef“ bzw. „El Buen Patron“ oder „The Good Boss“, der in Spanien der ganz große Hit geworden ist und vor allem mit Javier Bardem einen der größten, aktuellen Schauspieler des Landes in der Hauptrolle zu bieten hat.

Julio Blanco führt seit Jahrzehnten ein Familienunternehmen, dass sich auf Industriewaagen spezialisiert hat. Er und seine Firma hat bisher nahezu jeden Preis gewonnen, den es zu gewinnen gibt. Nur der spezielle und prestigeträchtige Preis für „Exzellente Unternehmensführung“ fehlt ihm noch und der unangekündigte Besuch der Jury steht auch unmittelbar bevor. Von Ehrgeiz getrieben ist ihm jedes Mittel recht, auch diesen Preis zu gewinnen. Blöd nur, dass ein gekündigter Mitarbeiter Stress macht, ein langjähriger Freund und Mitarbeiter gerade private Probleme mit auf die Arbeit bringt, durchaus der ein oder andere unpassende Gefallen eingefordert wird und er sich auf die Avancen einer geheimnisvollen neuen Praktikantin einlässt – und sich damit die Probleme scheinbar zu überschlagen drohen. Schafft er es, dieses Ungleichgewicht wieder herzustellen ?

Mein wohl naheliegendster Grund, warum ich mich für „Der Perfekte Chef“ interessiert habe, war die Besetzung und Beteiligung von Javier Bardem und hier liefert er natürlich richtig gut ab, denn seine Rolle des Julio Blanco ist sehr vielseitig und ambivalent – und daher sowohl gleichermaßen sympathisch als auch unsympathisch. Der Film spiegelt quasi einen Verlauf von wenigen Tagen und Arbeitstagen im Leben von Julio Blanco ab und kann sowohl in tägliche Kapitel als auch einzelne Handlungsstränge unterteilt werden, die allesamt durchaus einen vielseitigen Blick in das Innenleben von Julio Blanco, das Innenleben seiner Firma und auch den zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander liefern. Die gesamten Situationen sind allesamt sehr witzig, unterhaltsam und runden die charmante und amüsante schwarze Komödie ab. Als bitterböse Satire und Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus und dem Patriarchat jedoch ist der Film ein wenig zahm, harmlos und oberflächlich geraten. Da lag der Fokus des Films sicherlich dann eher darin, eine unterhaltsame, massentaugliche und leicht verdauliche schwarze Komödie zu liefern, deren Gleichgewicht leichter zu erreichen ist. Hervorzuheben möchte ich dennoch neben Bardem die junge spanische Schauspielerin Almudena Amor, die hier in der wichtigen Nebenrolle der Praktikantin Illiana ein richtig gutes Debüt abliefert.

„Der Perfekte Chef “ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Zuletzt gesehener Film

10184
Der Film hat sich nicht zu Unrecht zu einem Genre-Klassiker gemausert, ich resümiere folgendermaßen:

„Point Break" ist bis heute einer der besten Actionfilme nicht nur der 1980er-1990er Jahre, rasant geschnitten und gefilmt, mit wahnwitzigen Stunts auf dem Surfbrett und in der Luft. Das energetische Duo Keanu Reeves und Patrick Swayze ist pures Adrenalin, die nicht sonderlich originelle Bankraub-Rahmenhandlung fällt da kaum ins Gewicht. Die später Oscar-prämierte (2009) Regisseurin Kathryn Bigelow beweist bereits hier eindrucksvoll ihre Expertise und Ausnahmestellung im ansonsten Männer dominierten Action-Genre.

Drop Zone entstand 4 Jahre später und ist auch ein guter und ähnlich angelegter Actionfilm, aber er erreicht nicht ganz die Intensität von Point Break. Zu ersterem gibt es übrigens ein müdes und vor allem seelenloses Remake von 2015, welches die Qualitäten des Originals erst so richtig unterstreicht.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Zuletzt gesehener Film

10185
iHaveCNit: Spotlight-Sneak 27.07.2022
Überraschungsfilm in OmU mit unbekanntem Kinostart
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr


Spotlight-Sneak Nummer 14 für mich im Jahre 2022.

Wie immer ein Überraschungsfilm mit unbekanntem Kinostart aus dem Programm der Arthouse-Kinos Frankfurt – meist aus der kommenden oder übernächsten Kinowoche – Mit Anmoderation, gelegentlichem Gewinnspiel und am Ende darf eine Wertung abgegeben werden.

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On Come On (1,9) / Der schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2) / Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
7. Spencer (2,7) /Sundown (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. France (3,4)
10. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Der Hinweis war folgender:
Wohl jede Jugendgeneration ist von Sehnsüchten und Aufbruchsstimmung erfüllt, von Rebellion und Orientierungslosigkeit, Schmerz und lustvoller Ekstase. Und wie bei jeder Generation ist es vor allem Musik, die den Soundtrack des eigenen Lebens in dieser prägenden Adoleszenz-Phase definiert.

Die Auflösung:
In der gestrigen Spotlight-Sneak haben wir euch „Die Magnetischen“ gezeigt. Das französische Coming-of-Age-Drama um einen jungen Mann aus der Provinz, der sich im Zeitalter der Musikkassette aus dem Schatten seines Bruders löst und Tonkünstler wird, habt ihr mit 2,5 bewertet. Wir starten den atmosphärischen Musikfilm heute regulär bei uns in der Harmonie
Eure Bewertung = 2,5
Note 1 = 3x
Note 2 = 11x
Note 3 = 8x
Note 4= 5x
Note 5 & 6 = 0x

Das Ranking an der Stelle:

1. Come On, Come On (1,9)
Der Schlimmste Mensch der Welt (1,9)
2. Abteil Nr. 6 (2,0)
Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (2,0)
3. One Of These Days (2,1)
4. Belfast (2,2)
Was geschah mit Bus 670 ? (2,2)
5. Eine Sekunde (2,4)
6. Licorice Pizza (2,5)
Die Magnetischen (2,5)
7. Spencer (2,7)
Sundown (2,7)
8. Massive Talent (2,8)
9. France (3,4)
10. Willkommen in Siegheilkirchen (4,6)

Eigene Note: 2
Wertung: 8/10


Bisher vergebene eigene Noten Spotlight Sneaks 2022 (in Klammern 10er-Wertung):

1 – Spencer (9) / Licorice Pizza (9) / Come On Come On (10) /
2 – Belfast (8) / Abteil Nr. 6 (9) / Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush (9) / Der Schlimmste Mensch der Welt (9) / One Of These Days (8) / France (8) / Eine Sekunde (9) / Die Magnetischen (8)
3 – Sundown (7) / Massive Talent (7)
4 – Willkommen in Siegheilkirchen (5)

iHaveCNit: Die Magnetischen (2022) – Vincent Mael Cardona – Port Au Prince Films
Deutscher Kinostart: 28.07.2022
gesehen am 27.07.2022 in OmU in der Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 30.07.2022
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 18:45 Uhr

Als weiteren interessanten Filmbeitrag aus dem europäischen und französischen Raum gibt es an diesem Wochenende den Debütfilm von Vincent Mael Cardona „Die Magnetischen“, den ich sowohl in der Originalfassung mit Untertiteln als auch der deutschen Fassung gesehen habe, weil er es wert war und durchaus für den ein oder anderen faszinierendes Kino sein kann.

Während im Mai 1981 Francois Mitterand Francois Mitterand zum neuen französischen Präsidenten gewählt wird, verbringen die beiden Brüder Jerome und Philippe ihr Leben in der französischen Provinz, betreiben einen eigenen kleinen Radiosender und arbeiten in der KFZ-Werkstatt ihres Vaters. In dieser Zeit zieht die junge Mutter Marianne in die Kleinstadt um eine Ausbildung zur Friseurin zu machen. Während sie mit dem älteren und extrovertierten Jerome zusammenkommt, scheint auch Philippe Gefühle für sie zu entwickeln. Problem ist nur, dass seine Einberufung zum Militär ansteht und er fernab seiner Heimat in West-Berlin eingesetzt wird. Dort macht er auch eine Bekanntschaft, die ihm den Ausdruck seiner Gefühle und die Fragen bezüglich seiner persönlichen Zukunft mithilfe von Musik und Tontechnik ermöglichen.

„Die Magnetischen“ ist ein Film, der viele unterschiedliche Bereiche abdeckt – Zeitgeschichte, Vater-Sohn-Drama, Coming-Of-Age, Dreiecks-Liebesgeschichte – und das in weniger als 100 Minuten. Der Film lebt dabei vor allem durch seine durchaus authentische Atmosphäre und Inszenierung, die mit den Farben, der Kameraarbeit, dem Sound und auch der Musik ein sehr schönes Bild ergibt. Auch wenn ich weniger mit den dort integrierten Songs und der damaligen Musik von Iggy Pop, The Undertones und Joy Division in Berührung gekommen bin, so haben diese perfekt die Stimmung und Handlung unterstützt und ausbaut. Das Lebensgefühl der damaligen Zeit kommt mit der Inszenierung und der Musik sehr gut rüber. Das integrierte Vater-Sohn bzw. Brüder-Drama sowie die Dreiecks-Liebesbeziehung wirkt vor allem genau wie die Liebe zur Musik als storytechnische Elemente, die den Coming-Of-Age-Aspekt der Geschichte des jungen introvertierten Philippe unterstützt haben – womit auch ich mich ein wenig habe identifizieren können, auch wenn die Faszination zur Tontechnik und Musik vom Film für mich eine nicht erklärte Behauptung bleibt und es hier mehr um das Gefühl und Staunen geht, wenn es hier zu dem ein oder anderen sehr starken Moment dahingehend kommt, so dass der Film ein gutes Gefühl trotz thematischer Überfrachtung sowie flachem, oberflächlichen Inhalt zurücklässt.

„Die Magnetischen“ - My First Look – 8/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "