Re: Zuletzt gesehener Film

1006
American Psycho
mit: Christian Bale, Willem Damfoe
Irgendwie hatte ich etwas mehr davon erwartet. Erstmal war ich ziemlich enttäuscht, dass der großartige Jared Leto hier so eine undankbare Rolle hatte. Zudem kam der Film irgendwie nicht so richtig in Fahrt. Die ganze Zeit hofft man auf einen guten Höhepunkt, der irgendwie nicht so richtig kommt. Erst gegen Ende kam etwas Spannung auf, die dann aber durch den schlappen und für mich nicht ganz nachvollziehbaren Schluß wieder verblasst.
Zwar wies der Film gewissen Parallelen mit "Der talentierte Mr.Ripley"(einer meiner Lieblingsfilme)auf, aber dort wurde es etwas besser umgesetzt. Dennoch muss ich Christian Bale loben, der das kranke Schwein wirklich hervorragend gespielt hat.
Dank dessen toller Leistung und der ein oder anderen spannenden Szenen gebe ich noch mal:
6 von 10 Punkten.
"Verstehen Sie mich nicht falsch es ist nichts persönliches, es ist was rein geschäftliches."

Re: Zuletzt gesehener Film

1007
Oben, Up, Pete Docter, Pixar 2009

Vorab: "Oben" ist mein erster 3D Film der neuen Generation und ich muss gestehen, ich glaube ich habe im wahrstne Sinne eine neue Dimension von Filmen erlebt.

Aber zum Film selbst, denn der funktioniert auch in zwei Dimensionen perfekt.
Alle Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten von "normalen" Filmen sollten sich in Grund und Boden schämen - denn wieder ein mal zeigt Pixar wie man kreative Filme macht. Oben ist vermutlich der reifste und erwachsenste Animationsfilm bisher, einige Szenen sind absolut überraschend für einen "Kinderfilm". Überhaupt liegt hier der Fokus weniger auf Slapstick Humor (den es auch gibt), als vielmehr auf Drama, Abenteuer und Emotionen. Ich gestehe, wenige Filme haben mich bislang emotional so berührt, wie es die Jungst von Pixar hier in einigen Szenen scheinbar mühelos schaffen. Zwischendurch gibt es aber eine wunderbare Abenteuer Geschichte, mit liebenswerten Charakteren (der Film beginnt praktisch wie eine Kopie von Eastwoods wunderbarem Gran Torino) und tollen Actionszenen à la Indiana Jones.

Kurzum, 9/10
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1008
Cocktail für eine Leiche
Alfred Hitchcock, 1948

Zwei wohlhabende Studenten (John Dall und Farley Granger) erwürgen einen Freund in ihrem Appartement kurz bevor sie eine Partie für seine Freunde und Verwandte geben. Das perfekte Alibi. Aber ein perfekter Mord?....


Auch wenn Rope (Originaltitel) nicht zu Hitchcocks erfolgreichsten Filmen gehört, so ist er aber einer der einflussreichsten Filme der Geschichte und einer der wichtigsten seiner Karriere. Hitches Vision war, das Drehbuch, welches auf einem Theaterstück basiert, eben wie ein solches zu verfilmen. In Echtzeit und aus nur einer Einstellung bestehend.
Ersteres sollte ein neues Kapitel in der Filmgeschichte aufschlagen, das noch Klassiker wie Zwölf Uhr Mittags und Die 12 Geschworenen hervorbringen würde. Letzteres war zu Zeiten der analogen Filmrolle mit ca. 10 Minuten Band unmöglich. So musste er die Illusion eines Schnittfreien Films schaffen. Und die Illusion ist perfekt.
Fünf mal schneidet Hitch im Appartement nach dem Zoom auf ein dunkles Objekt, welches den Bildschirm füllt. So offensichtlich dies scheinen mag, ist der Schnitt nach dem Zoom nur sehr schwer zu erkennen. Dies hat nicht nur den Zweck zwei Filmrollen zu trennen, sondern auch den, von mehreren harten Schnitten abzulenken, die durch eine nahtlose Kontinuität und ablenkende Dialoge gänzlich unsichtbar sind und selbst bei der Suche nach ihnen durch die von den Zoom-Schnitten manipulierte Erwartungshaltung übersehen werden.
Dies ist der Höhepunkt des unsichtbaren Schnitts gemäß der decoupage classique - Hollywoods Filmregeln.

Der Film war für Hitchcock in sofern wichtig, das er ihm wohl mehr denn je die Wichtigkeit der Montage erschloss, wie seine späteren Aussagen zum Film als zweitgrößten Fehler seiner Karriere nahe bringen. Da erst mehrere Jahre später Handkamera und Steadycam zum Einsatz kommen sollten, war keine Umrundung des Schauplatzes möglich – höchstens Bewegungen in einem ca. 150° Winkel – und so war eine regelmäßige, optische Reizerneuerung erst recht nicht möglich. Man sieht überwiegend nur eine Hälfte des einen Raums, dessen Ausstattung parallel zur Kamera angeordnet ist, so wie es auch die Darsteller in Dialogen sind. Trotz oder gerade wegen dieser Anordnung unterbricht Hitch die statische Eigenschaft dieser Szenen durch Kamerafahrten- und schwenks, wobei er unmotivierte Kamerabewegungen vermeidet (Bewegungen, in denen die Kamera keinem Objekt folgt sondern eigenständig als eine Art dritte Person mitagiert, was im Gegensatz zu der Idee eines Theaterstücks und der sonst eher statisch, distanzierenden Bildkomposition stehen würde).
Interessant ist, wie man es geschafft hat, mit einer Kamera in der Größe eines Kleinwagens in andere Räume zu fahren.
Abgesehen davon ist die Bildkomposition einfach gestaltet. Obwohl es sein erster Farbfilm ist, bleiben die Farben neutral (auch wenn John Dalls dunkelblauer Anzug für die Aristokratie und den Tod stehen kann). Das Licht ist dagegen ein weiterer, interessanter Aspekt. Neben der vermeintlich ununterbrochenen Inszenierung untermalt eine zunehmende Dämmerung die Idee der in Echtzeit ablaufende Handlung und man könnte fast meinen, sie spiegele auch das Schicksal der beiden Mörder und scheitern ihres perfekten Mordes wieder, da sie sich zunehmend selbst verraten. Ihre spannende Entlarvung durch James Stewart (einer der wenigen Rollen in denen er nicht den durch und durch guten Kerl spielt) wird somit von den Reflektionen einer Leuchtreklame visuell unterstützt. Dabei ist die Idee eines Zusammenhangs zwischen den 3 abwechselnden Farben der Leuchtreklame in Bezug auf die 3 Charaktere verlockend: Weiß für den guten James Steward; Rot für den bösen John Dall und Grün für den vom Mord und Alkohol vergifteten Farley Granger.

Ohne die Mittel der Montage schafft es Hitchcock allein mit der Kamera die Grundspannung der tollen Story visuelle zu unterstützen durch Bildkomposition (wenn die Hausfrau langsam die Truhe abdeckt und die Bücher verstauen will) und Variation von Einstellungsgrößen (Nahaufnahme des Seils, oder des Revolvers) die sich beide den audiovisuellen OF – das was außerhalb des Bildes geschieht – zunutzen machen.
Man kann nur davon Träumen was Hitchcock mit einer Handkamera oder Steadycam hier (und auch allgemein) anstellen hätte können.

8 von 10 Punkten

Re: Zuletzt gesehener Film

1009
interessant bei Rope (die Doppeldeutigkeit des OT geht leider auf deutsch verloren) ist noch der Aufwand der betrieben werden musste was die Kulissen angeht. So mussten ja für Kamerafahrten die Kulissen verschiebbar sein und alles so, dass auch ja nichts davon zu hören ist...

Außerdem halte ich den finalen Monolog von Stewart hier für einige der besten Drehbuchzeilen bei Hitchcock, der ja nicht unbedingt viel Wert auf Dialoge gelegt hat- Liegt aber auch hier wohl eher an der Theatervorlage.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1010
danielcc hat geschrieben:interessant bei Rope (die Doppeldeutigkeit OT geht leider auf deutsch verloren) ist noch der Aufwand der betrieben werden musste was die Kulissen angeht. So mussten ja für Kamerafahrten die Kulissen verschiebbar sein und alles so, dass auch ja nichts davon zu hören ist...
Ja das ist absolut faszinierend.

Aber apropos Doppeldeutigkeit. Sind dir die Andeutungen auf die Homosexualität der beiden Mörder und Stewart aufgefallen? In der Originalgeschichte sind die beiden Mörder ein Paar und Stewarts Charakter hatte ein Verhältnis mit einem oder beiden. Deswegen wollte Cary Grant nicht Stewarts Rolle spielen und Montgomery Clift nicht einen der Mörder. Ich wäre nie von alleine darauf gekommen aber wenn man’s weiß, erscheint das gemeinsame Wohnen der Mörder und der Kommentar von dem blonden Partygast und Freund, "Er [John Dall] hat teilweise bis in die späten Abendstunden mit ihm [James Stewart) diskutiert.....Er [Dall] lag ihm [Stewart] zu Füßen", erscheint dann auch in einem klareren Licht. :oops:
Und wo ich schon am schreiben bin: hast du von der ursprünglichen Drehbuchversion gehört in der wir den Mord gar nicht sehen, dieser irgendwie aber angedeutet wird und wir uns nicht fragen ob, wie und wann sie auffliegen, sondern ob da überhaupt eine Leiche in der Kiste ist. Auch eine interessante Richtung, aber die Wirkung wäre wohl weniger intensiv, da es ja klar ist, das er darin sein muss und selbst wenn nicht, wir uns veräppelt fühlen würden.

Re: Zuletzt gesehener Film

1011
1. das mit dem homosexuell wusste ich, ich kann aber nicht mehr sagen ob ichs erst gelesen habe oder es mir im film erst aufgefallen ist. allerdings nur was die beiden mörder angeht, nicht was die stewart rolle angeht. witzig übrigens, dass stewart im gegensatz zu grant bei hitchcock fast immer dann spielt, wenn der hauptcharakter einen physischen oder psychichschen defekt hat (ich glaube bei rope humpelt er)

2. interessanterweise habe ich die ersten beiden male rope erst NACH em mord eingeschaltet, so dass ich praktisch den film sowieso ohne den mord kenne :-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1012
Inglorious Basterds
Quentin Tarantino, 2009


Das Urteil von Nürnberg (1961), Holocaust (1978), Schindlers Liste (1993).... Diese Filme stellen die Extremen ihrer Zeit in der filmischen Konfrontation der Gesellschaft mit den Grausamkeiten der Nazis dar. Die Grausamkeiten an die Welt - speziell die Juden.
Tarantino jedoch dreht den Spieß um, indem er im Laufe seines Films die historischen Fakten in einem Maß ignoriert, wie es nie ein Film vor diesem tat, was ihm nur die oben genannten Filme ermöglichten und die Tatsache, das die Gewalt - abgesehen vom Anfang - sich nur gegen die Nazis richtet. Das hatte für Tarantino einen Vorteil, wegen dem er sich wahrscheinlich jetzt noch verstohlen die Hände reibt. Er konnte seine Gewaltausbrüche in einem sich selbst übertreffenden Maß für Zuschauer unter 18 Jahren und ohne den Folgen ethischer Kritik auf die Leinwand fabrizieren. Seine Gewaltausbrüche sind ein Grund, warum ich ihn mit einem kritischen Blick betrachte. Aber nie waren sie gerechtfertigter als in diesem Film. Während ich mich bei einem seiner Gangster-Filme eher geekelt hätte, habe ich hier mich hier amüsiert…
Glücklicherweise sucht man diesmal pseudo-coole Dialoge vergeblich. Sie sind sogar richtig gut, wenn auch oft lang, was sich jedoch bei zwei Stellen mit der bösen Vorahnung eines Konflikts dermaßen aufsaugt, das das Herz schneller pocht.
Eine Passage zählt für mich zu einer der Besten überhaupt. Es ist Landaus Juden-Ratten Vergleich. Auf simple Weise wird hier perfekt die Ideologie der Nazis erklärt. Jede Nation schlachtet massenweise etwas ab, was sie als niedere Lebensform ansieht (Tiere) und somit die Tat als absolut gerechtfertigt sieht. Warum ist dann das massenhafte Töten von etwas, was die Nazis aus gleicher Überzeugung als untere Lebensform ansehen, nicht gerechtfertigt? Landaus Gesprächspartner antwortet hier genau richtig: „interessanter Vergleich“. Diese Frage stellte man sich zu Zeiten der Nürnberger Prozesse ebenfalls. Kann man Menschen für eine Untat an den Galgen bringen, die ihre eigene Ideologie aus Überzeugung als absolut gerechte Tat bezeichnet? Zum Glück haben die Amerikaner darüber nicht allzu lange nachgedacht. Und Tarantino auch nicht, wenn er seinen Basterd die nächste richtige Antwort geben lässt: „….Deshalb werden wir sie auch nicht wie menschliche Wesen behandeln“. Sie werden quasi mit ihrer eigenen Ideologie bekämpft.
So etwas Tiefgründiges, das noch offensichtlicher als der sehr ähnliche Vergleich in der Story von Camerons Aliens ist, hatte ich Tarantino gar nicht zugetraut.

Was ich ihm jedoch umso mehr zutraute, waren endlose Szenen mit denen er wohl die seines Vorbilds Sergio Leone in den Schatten stellen wollte. Trotzdem leidet das Pacing über die drei Stunden wenig, das aber nur, weil die Szenen mit Christoph Waltz von einer intensiven Grundspannung beherrscht sind. Hanz Landa elektrisiert Dialoge und Situation dermaßen, das man nicht zu blinzeln wagt, da man mit allem Rechnen muss. Neben dem jüngsten Joker einer der best geschriebenen und gespielten Schurken der Filmgeschichte. Ohne ihn wäre der Film in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus.
Aber auch Brad Pitt spielt den amerikanischen Draufgänger überzeugend. Hier wird deutlich, dass sich Tarantino an Leones „Zwei glorreiche Halunken“ orientiert. Brad Pitt ist wie Clint Eastwood der einzige Charakter dem man die Rolle des Protagonisten zuschreiben kann und Inglorious Basterds hat ähnlich wie Zwei glorreiche Halunken über eine weite Strecke kein Rückgrat. Erst wenn das Kino ins Spiel kommt „geht es um etwas“.
Das Kino und die Premiere von Goebbels Film ist ein raffinierter und amüsanter Einfall, zunehmend spannend (Grandios ist die Erwürgungsszene!) und am Ende sehr überraschend, doch gerät durch das Maschinenpistolenmassaker ins lächerliche.
Umso stärker ist dann aber die Endszene mit Pitt und Waltz im Wald, dessen sehr intensive Inszenierung einzig und allein Landas sonst ungeschorenes Davonkommen vor dem Publikum rechtfertigt.

Tarantino inszeniert das Ganze mit ein paar guten ästhetischen Griffen, wie die gekippte Bildkomposition in der Keller-Bar, Hitchcocksche Aufnahmen aus der oberen Ecke eines Raums und arbeiten mit dem Off-Screen für Schockmomente. Wieder aber schustert er Musik zusammen die zwischendurch einfach nicht passt, obwohl mir dieser Western-?Wiener-Walzer? in der Eröffnungsszene gefiel. Trotzdem hätte mehr original komponierte musikalische Untermahlung zur Atmosphäre beigetragen die durch das schöne Setting vorhanden ist.
Genauso hätte er die ganze Szene mit den Basterds in dem Graben entfernen und ersetzen können, die vor allem durch dem „Bärenjuden“ wieder typisch unreal und effekthaschend wirkt, sowie das „Brett vorm Kopf“ Spiel mit den deutschen Flitzpiepen in der Keller-Bar kürzen können.


7,5 von 10 Punkten


PS: Den Holzhacker Establishing-Shot gibt es auch in Eastwoods wesentlich lahmeren Unforgiven. :shock: :wink:

Re: Zuletzt gesehener Film

1013
Equilibrium, 2002, Kurt Wimmer

Ein Film von dem man fast nichts gehört hat und der damals gnadenlos gefloppt ist im Kino. Schade wenn man bedenkt wie erfolgreich im Gegensatz die stilistisch ähnlichen Matrix Filme waren. Auch storymäßig ist der Film gar nicht soweit weg von der Matrix Utopie. Auch hier geht es um eine Welt, in der die Menschen im Grunde versklaft sind und eine geheimnissvolle Macht im Hintergrund, die die Fäden zusammen hält. Außerdem erinnern die Kleriker (Christian Bale wie immer in einer unsympatischen Hauptrolle) an die Agenten der Matrix, die ebenfalls die Einhaltung der Regeln und somit den Fortbestand des "Systems" sicherstellen. Noch deutlicher sind hier aber die Parallelen zu George Orwells visionärem Roman "1984". Die Überwachungsstaat-Szenerie ist praktisch die gleiche bis hinzu zum Verzicht auf Emotionen und Bales nüchternem, inhumanen Arbeitsplatz.

Zwar wirken die Actionszenen übertrieben und zu sehr stilisiert, aber das nimmt man gerne in Kauf.

Ein faszinierender Film, visionär und sozialkritisch.

7/10
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1014
Eins, Zwei, Drei
Billy Wilders Meisterstück (zusammen mit "Manche mögen's heiss"). Grandioser Wortwitz, messerscharfe Satire und tolle Darsteller. Bereits öfters gesehen und immer wieder entdeckt man neue Gags.

10/10


Dobermann
Früher Film von Vincent Cassel. Quasi ein französischer Remix aus Bonny & Clyde, Desperado und Heat Pfeift in Orkanstärke auf politische Korrektheit (und wie!) und bietet allerlei skurrile Momente. Definitiv nichts für Menschen mit schwachen Nerven (Brutalität, Charaktere die einer böser als der andere sind) Leider weist der Film schwere Drehbuchschwächen auf, ansonsten hätte das ein Kultfilm werden können.

6/10


Der letzte Kampf
Luc Bessons erster abenfüllender Spielfilm ist wahrhaftig ungewöhnlich. Bis auf zwei Worte wird den ganzen Film über nicht gesprochen. Der Grund liegt in der Story: Nach einer weltweiten Katastrophe sind nur noch wenige Menschen übrig, fast alles zudem Männer. Diese streiten sich um alles. Wasser, Nahrung und die letzten wenigen Frauen. Gefilmt in Schwarz/Weiß und mit mehreren surrealen Momenten gehört er zu den besten Endzeitfilmen.

9/10
"In a Bond film you aren't involved in cinema verite or avant-garde. One is involved in colossal fun."

Terence Young

Re: Zuletzt gesehener Film

1015
This Is It, Kenny Ortega, 2009

Wie soll man einen Film beurteilen, den es niemals hätte geben sollen? Wie soll man ernsthaft und kritisch das letzte große Wirken der größten Entertainment-Legende bewerten insbesondere im Hinblick auf die tragischen Umstände? This Is It war der Name von Jacksons geplanter Konzertreihe in London und ist nun der Name des Films, der von Show-Regisseur Kenny Ortega aus dem Material der Proben zusammengestellt wurde. Klar, es handelt sich um Geldmacherei, klar Jackson hätte das nicht gewollt. Aber soll das Einfluss auf die Bewertung haben? Nein! Die größte Überraschung des Films ist die Tatsache, dass Ortega in keinster Weise versucht hat, sich in den Vordergrund zu spielen: Keine Off-Kommentare, keine Lobhudeleien von ihm, praktisch kaum Aufnahmen von ihm selbst und auch in keinster Weise der Versuch, hier forciert etwas Episches zu inszenieren. Stattdessen stellt er nahezu ausschließlich das in den Vordergrund, um das es auch gehen sollte: Den Künstler Michael Jackson, seine Musik, seinen Tanz und sein Engagement, welches er offensichtlich in dieses Lebenswerk gesteckt hat. Sicher, Jackson probt hier teilweise mit angezogener Handbremse (wie früher auch) aber dennoch sieht man einen aktiven, fitten und engagierten Star, der es noch immer konnte. Auch die Struktur des Films überrascht. Wer viel "making of" und Füll-Material oder Interviews Drumherum befürchtet hatte, wird positiv überrascht, denn Ortega zeigt praktisch ausschließlich und chronologisch die Performances der Show. Dass das Material dabei häufig aus 2 oder 3 verschiedenen Proben zusammengeschnitten ist, stört nicht und verleiht dem Film teilweise sogar eine gewisse kompositorische Raffinesse. Highlight sind die mit viel Aufwand gedrehten 2D oder 3D Zwischen-Filme, die Jacksons-Klassiker wie Thriller, Smooth Criminal oder Earth Song spektakulär unterstützt hätten. Keine Frage, der Film wird Fans begeistern und hat das Potenzial, Nörgler und Zweifler zu überzeugen. Filmisch gesehen fällt wiederum das Fehlen jeglicher Dramaturgie auf. Auch in dieser Hinsicht hat Ortega bewusst Verzicht geübt. So zeigt er auch keine Szene oder Aussagen, die in irgendeiner Weise auf Jacksons tragische Ende anspielen könnten. Ortega drückt niemals auf die Tränendrüse - er weiß, dass das Gezeigte und der Gedanke an das Drama dahinter für sich sprechen. Zwischendurch bekommt man immer wieder in kurzen Momenten einen Blick auf den Menschen Michael Jackson. Ein Mensch der Spaß hatte, der schüchtern und bescheiden war, aber der wusste was er wollte was er der Menschheit hinterlassen wollte. So wird This Is It dann doch noch das brillante Vermächtnis des Megastars, ein Statement für die Ewigkeit, was grade dank seiner Beschränkung auf das Wesentliche und auch dank seiner Unvollkommenheit faszinierender ist als alle anderen Filme und Videos Jacksons zuvor.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1017
007James Bond hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben: Wie soll man einen Film beurteilen, den es niemals hätte geben sollen?
Ganz einfach: Nicht als Film sondern Dokumentation beurteilen. :wink:
hab ich doch oder? aber eine reine dokumentation ist es auch nicht.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1019
007James Bond hat geschrieben:OK, ich gebe es zu, ich habe nur den halben Beitrag gelesen :oops:, und konnte mir den Kommentar genrell nicht verkneifen. Im Endeffekt habe ich diesen ?Dokumentalfilm? ja nicht einmal gesehen. :wink:
sechs, setzen und schämen ;-)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

1020
Batmans Rückkehr
Tim Burton, 1992


Trostloser Versuch Batman dunkel und ernst erscheinen zu lassen.
Die Atmosphäre ist es durch die häufiger Nachtaufnahmen, das Set Design und die Beleuchtung und den wiederkehrenden Schattenmotiven freilich, aber das Drehbuch versagt auf voller Linie. Unkausalitäten schmücken die bizarre Story um einen Pinguinmenschen, der Bürgermeister werden will, wenn Batman ihn von der einen auf die andere Sekunde erst bemitleidet und dann nach Beweisen für seine böse Überzeugung sucht; der Pinguin plötzlich die Konstruktionspläne vom Bat-Mobil besitzt; oder die ihn verehrenden Bürger Obst zu einer seiner Reden mitbringen.
Das ganze kann zwar erwachsender wirken, aber bei den ganzen Albernheiten niemals dunkel und ernst.
Lächerlich ist der Wandel der kleinen schüchternden Sekretärin zum Karate Biest, nachdem sie vom unterbelichteten Max Schraeck aus dem Fenster geworfen wird (da wäre sogar eine "Joker-Substanz" angemessener gewesen), der nicht einmal versucht die vermeintliche Leiche zu entsorgen - Menschen fliegen nicht einfach so mit dem kompletten Rahmen aus dem Fenster. Mit Catwoman wird versucht Batman mit einem Konflikt zu konfrontieren, der nicht unglaubwürdiger sein könnte. Zwischen den beiden Menschen hinter den Masken wird nur ein wackeliger Beziehungsansatz aufgebaut, der auf die Unterhaltung über die doppelte Identität mit anschließender Fummelei resultiert. Zu dünn um ihn vor einem wahren Konflikt zu stellen, den man dann überspringt und Batman - nicht wirklich berührt von Catwomans wahrer Identität - "bedingungslos" Partei für sie ergreift. Viel Tiefgreifender wäre ein Dilemma gewesen welches ihn vor der Opferung von Catwoman und ihrer "normalen" Persönlichkeit für die Gerechtigkeit, der Rettung von Menschen stellt. Aber Batman ist in diesem Film nicht nur passiv, er hat gar nihilistische Züge an sich - an ihm geht alles vorbei.

Durch Burtons charakteristische Kamerafahrten-Schwenker und Schattenspielen (Michelle Pfeifers Brille wirft einen Schatten der wie Catwomans Maske wirkt und schon ihren Wandel vorweg nimmt) und dem Production Design ein visuelles Echo einer dunklen Märchenwelt mit Unkausalem und schwachen Inhalt.

4,5 von 10 Punkten