chief hat geschrieben:
Hier nun meine Kritik zum CR Score. Und ich warne Euch gleich, meine Begeisterung hält sich in Grenzen…aber dazu später mehr. Ich habe die CD gewissermaßen „seziert“ und beurteile die Tracks einzeln. Es handelt sich hier um meine ganz persönliche Meinung. Aber da ich mich schon seit längerem mit Filmmusiken auseinander setze, gestehe ich mir selbst einfach das Recht zur Kritik zu.
1.African Rundown
Geht mächtig ran. Man wird sofort akustisch ins Geschehen geworfen. Sehr hornlastig und temporeich aber zu wenig Melodik. Erinnert stellenweise an Michael Kamen´s Machart. Die Percussions unterstützen das „Afrika-Flair“
2. Nothing Sinister
Ein kurzes und ziemlich belangloses Stück. Dunkel und nichtssagend.
3.Unauthorized Acces
Noch Kürzer. Track 2 und 3 hätte man vielleicht besser zusammengefasst.
4.Blunt Instrument
Dunkel und ruhig um das Wort lahm mal nicht zu gebrauchen. Und dann, plötzlich bei 1:17 wird es 100% Bond! Ab hier gefällt der Score das erste Mal so richtig. Leider ist nach einer Minute schon alles wieder vorbei.
5. CCTV
Leider in seiner Wirkung dem Track Nr. 3 sehr ähnlich…
6. Solange
Erinnert wohltuend an John Barry, aber leider zu kurz.
7.Trip Aces
Melodische Fortsetzung des vorherigen Tracks. Vielleicht wäre hier eine Suite sinnvoller gewesen. Zumal sich auch dieser Track in Dunkelheit verliert, wenigstens aber einmal das bekannte Bondthema zitiert.
8. Miami International
Wohl als der musikalische Climax gedacht…Klingt stellenweise störend. Bei 2:28 erfolgt ein akustischer Bruch, hier hätte man trennen können, zumal der Gesamttrack mit über 12 Minuten der längste auf der CD ist. Dunkel und stakato baut er bei 4:45 langsam Tempo auf. Ein zweiter Bruch dann bei 5:53. Ab da dann mehr Tempo. Lobenswert hier der verstärkte, höherklingende Bläsereinsatz, ebenso die Streicher.
Man glaubt, es kommt bald der Höhepunkt…Die letzten Minuten werden durch eine hintergründige E-Gitarre beschleunigt. Die letzten 30 Sekunden sind schnell und doch fade.
9.I´m the Money
Sehr kurz-aber auch sehr melodisch. Ein Lichtblick des Scores.
10. Aston Montenegro
Wie Track 9 sehr schön anzuhören.
11.Dinner Jackets
Die erste Hälfte ist geradezu langweilig. Die zweite Hälfte strahlt ein sehr ruhiges, aber typisches. Bondfeeling aus.
12. The Tell
Dunkel, nichtssagend…fast langweilig.
13. Stairwell Fight
Abrupte Wechsel von Tempo und Rhythmus. Klingt geradezu disharmonisch.
14. Vesper
Schöne, aber sehr ruhige Klavier und Streicher Komposition. Wirkt melancholisch.
15. Bond loses it all
Wirkt wie von Trauer und Agonie bestimmt…ein Tiefpunkt des Scores.
16.Dirty Martini
Nach dunkel kommt…dunkler…Zitternde Bratschen und quietschende Violinen. Mehr Soundeffekt als Musik. Mit Dirty Martini assoziiere ich Schärfe und Süße. Der Tracktitel ist fast schon ein Etikettenschwindel.
17.Bond wins it all
Schließt sich leider nahtlos an. Passt eher zum Auge als zum Ohr. Will sagen, eine Musik, die zwar die Szene unterstützt für sich alleine genommen aber nicht gefällt.
Wenn Bond „etwas gewinnt“, wo bleibt dann das Heldenthema das zu einem Gewinner passt? Erst zum Schluss kommt es in Form des Bondthemas, aber leider eher traurig.
18.The End of an Aston Martin
Ein stuck im Rhythmus einer Treibjagd. Das kommt ganz gut rüber.
19.The Bad die young
Und wieder dunkel und traurig. Die Melodie ist fast keine und wirkt wie die Vertonung von Schmerz.
20.City of Lovers
Ein Liebesthema, absolute klassisch. John Barry hätte es nicht besser machen können.
21.The Switch
Mit den schnellen Streichern klingt es ganz kurz nach James Horner.
Baut sich da etwa nach zwei Minuten auf?...Nein, doch nicht. Es bleibt experimentell.
22.Fall of a House in Venice
Die Machart setzt sich fort. Hier wenigstens mit etwas mehr Schwung. Ja man hört ansatzweise David Arnolds alten Stil…
23.Death of Vesper
Na bitte! Es geht doch. Konventionell arrangierte Sterbeszenenmusik. Traurig zwar – aber passend.
24.The Bitch is dead
Interessanter Titelname…Ruhiges Stück mit wenig Aussage. Wenigstens nicht so disharmonisch …
25. The Name is Bond…James Bond
Am Schluss wird man doch belohnt. Das Bondthema in einer schönen, wenn auch nicht neuen Interpretation.
Ich habe den Score jetzt intensiv genug gehört um einen, leider nicht sehr positiven Schluss ziehen zu müssen. David Arnold scheint offensichtlich eine Stiländerung vorgenommen zu haben. Warum nur wirkt die gesamte CD auf mich so wenig melodisch, so wenig harmonisch? Sicher passen die einzelnen Cues gut zu den einzelnen Szenen. Aber für sich alleine stehend ist die CD nur ein sehr zweifelhafter Genuss. Die bisherigen 007 Scores von ihm sind für mich ausnahmslos Meisterwerke. Ich könnte mich gar nicht entscheiden, welcher der drei der beste ist. Aber Casino Royale ist sein definitiv schlechtester Beitrag. Bislang gab es für mich nur zwei misslungene Bondscores (LTK und GE) nun gesellt sich ein dritter dazu. Was der CD vor allem fehlt ist: Gefühl. Und zwar das Gefühl, welches ich mal als „Bondfeeling“ bezeichnen möchte. Diese akustische Mischung aus Action, Thrill, Sex…sie fehlt. Desweiteren fehlt der Song von Chris Cornel. Ein Novum, denn bislang war auf jedem Soundtrack der Song mit drauf. Positiv ist die Lauflänge, mit 74:19 bekommt man viel für sein Geld.
Ein schlechter Bondfilm ist immer noch ein guter Film. Aber leider ist ein schlechter Bondscore ist leider noch lange kein guter Soundtrack.
Für einen Bondfan ist diese CD ein absolutes Muss! Aber nur der Vollständigkeit halber.