Nach Casino Royale: Bonds Ende

1
Hallo!

Was ich hier im Threadtitel geschrieben habe, war lange meine größte Befürchtung, aber ich glaube, dass sie demnächst eintreten wird! Ob es wirklich noch eine Befürchtung ist, weiß ich auch nicht mehr so genau.

Immerhin haben die Produzenten ein Zeichen gesetzt: Bond begins ist das Motto für Casino Royale und genau deswegen sehe ich schwarz für die Serie. Der Film kann nichts werden, man wird sich das eigene Grab schaufeln, wenn man das wirklich macht (was spätenstens sicher ist, seit Campbell und nun auch die Drehbuchschreiber es betonten). Wie soll das gehen? Ich habe keinen Schimmer, wie man einem Millionenpublikum verkaufen will, dass der Bond, der eigentlich schon vor mittlerweile über fünfzig Jahren im damals schon stolzen Alter von 35 Jahren sein erste Mission beging, im Jahre 2006 (Bond-Filme nahmen für sich schon immer in Anspruch, zeitgemäß zu sein) wieder neu anzufangen. Wieso hat Bond die gleiche Vorgesetzte, den gleichen Q, der eigentlich der Nachfolger Boothroyds war, nun aber doch in der ersten Mission plötzlich schond da ist!
Als ich mir vorhin die Meinungen im CBn-Forum durchlas, die zum neuen Drehbuch-"Überarbeiter" Haggis abgegeben wurden, bin ich auf eine Antwort gestßen, die auch mir wirklich aus der Seele spricht:
So, basically, there will be 5 people in theaters that weekend when Casino Royale opens. The reboot idea is one of the dumbest ideas I have ever heard. Yeah, we just came off a big, successful Bond, let's throw everything we have done in 40 yrs out the window for no other reason then because everyone else is doing prequels. There is no originality, no spark, not one shred of vision for this series right now. Gone as the days when Bond led the pack and set the bar.
Müssen denn vierzig Jahre Bond-Film-Geschichte (plus zwölf Jahre Fleming) denn deswegen zunichte gemacht werden, weil es gerade so im Trend liegt, zu zeigen, wie alles begann? Dass die Abfolge der Filme schon immer logisch völlig unerklärbar war und dass es als der größte Fehler gilt, eine Chronologie hineinzuinterpretieren, die ohnehin immer falsch sein wird, ist bestimmt nicht nur unter Bond-Fans schon lange kein Geheimnis.
Wie man in einer Serie, in der jede Episode eher als potentielle Neben- bzw. Parallelhandlung, auf keinen Fall als Fortsetzung des Geschehens, wie es in den Romanen der Fall war, einen ersten Fall nach zwanzig vorherigen, die alle mit der Zeit gingen, einbauen will, ist komplett unmöglich, möchte ich fast sagen. Meint man denn wirklich, das Kinopublikum sei mittlerweile durch das ohnehin gesunkene Qualitätsniveau der teuren aber qualitativ billigen Hollywood-Produktionen auf einen derartigen Level gerutscht, dass es nicht einmal mehr bemerken soll, dass Bond in seinem "ersten Fall" vor der gleichen Vorgesetzten (fem.!) sitzt wie Jahre später, diese aber genauso alt ist wie im letzten Film!? Unheimlich konfus und total verworren erscheint mir die ganze Situation. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man Casino Royale unter dem Motto "Bond begins" zufriedenstellend produzieren soll.

Vielleicht sehe ich auch nicht über den Tellerrand hinaus oder übergehe ein wichtiges Detail, aberich komme zu folgenden Schluss: Hält man sich an die jetzt abgegebenen Kommentare zum Film, wird er entweder der größte Logikfehler der Bond-Geschichte oder ein höchstgenialer Geniestreich!

Ich glaube eher an das erste, und damit auch an das Ende der Serie! Was soll denn danach gemacht werden? Flemings Anschlussromane Live And Let Die und Moonraker zu verfilmen, um die neu begonnene Serie so wenigstens enigermaßen logisch fortzuführen, ist mehr als unwahrscheinlich.
Aber man wird sich keinen Darsteller nur für einen Film verpflichten, und deshalb muss man wohl oder übel auch darauf achten, dass die Serie logisch bleibt. Jetzt hat man sich erstmal in die gegenwärtige Vergangenheit (so komplex ist die Lage leider) hineinmanövriert, und dann muss man auch drinbleiben. Mit dem gleichen Darsteller, der den ersten Fall spielt, irgendeinen anderen Film zu machen, wäre unbefriedigend. Und es würde auch so aufgenommen.
Ich sage es auch jetzt so, wie ich es denke: Bond wurde oft totgeredet, er hat aber alles überstanden - 40 Jahre lang! Aber immer nur deswegen, weil er sich selbst treu blieb. Wenn man allerdings jetzt anfängt, irgendeinen ersten Fall "dazwischenzuwurschteln", ist das das Ende. Diese Idee alleine schon kommt mir vor wie die Ratlosigkeit in Person. Man wollte "back to the roots", man wollte Casino Royale, aber das, was es jetzt werden wird, wollte bestimtm keiner. Man merkt gerade den neuen Produzenten schon lange eine gewisse "Bond-Müdigkeit" an, und ein aus Logikgründen verhindertes Weiterführe der Serie wäre die Ausrede, den immerhin scon 50 Jahre alten Schuh James Bond endlich auszuziehen. Und dann? Michael G. Wilson kündigte ja schon an, er würde liebend gern einen weiteren Film mit Halle Berry machen. Und er weiß so gut wie jeder andere auch, dass das im Rahmen der 007-Filme nie möglich sein wird!
Der einzige Ausweg wäre jetzt noch, für Bond 22 einen neuen Darsteller zu verpflichten, um den Neuanfang nach dem Neuanfang zu schaffen.. Aber das wird nicht geschehen!
Die Bond-Serie war schon spätestens mit Einführung des Roger Moore unlogisch geworden, und den Filmgenuss kann man nur haben, wenn man oberflächlich bleibt und wegschaut. Darauf spekulieren die Produzenten, denke ich. Aber sie werden mit Casino Royale einen Schritt zu weit getan haben!

Egal, wie der Film wird: Anschauen werde ich ihn mir. Und vielleicht wird er auch gut, als Enizelwerk betrachtet. Aber ich rechne fest damit, dass man früheroder später das Ende der Serie bekanntgibt.
Die einzige Lösung wäre ein "period piece" gewesen. Denn in dem Film, der jetzt kommt, wird ja doch wieder mehr Purvis/Wade-Material sein als origianales.

Und, wie ich schon zu Beginn bemerkte: Ich kann für mich gar nicht mehr so genau definieren, ob ich das Ende der Serie als "schlimm" oder "tragisch" empfinden werde! Ich hoffe darauf, dass man die Rechte Leuten zugänglich macht, die sich zum Auftrage machen, die originalen Bond-Stories Wort für Wort als "period pieces" auf den Bildschirm zu bringen - und wenn es auch nur für das TV ist! Eine Serie, die nach der 20. Folge aufhört. Denn dann hat auch Fleming aufgehört.
Und vielleicht hätten das auch die Produzenten der EON-Filme tun sollen!
Mir blutet das Herz!

Grüßle
ernst

2
Ein schöner und interessanter Beitrag - wenn ich auch (mal wieder) nicht deiner Meinung bin.

Ich glaube nicht, dass die Serie stirbt - das werden die Produzenten nicht zulassen. Da haben sie nicht den Mut zu. (Übrigens eines der größten Mankos der Bondfilme: Sie haben nicht den Mut jemanden sterben zu lassen - wie gern hätte ich M in TWINE sterben gesehen)

Übrigens auch mein Wunsch für das Ende der Serie: Lasst Bond sterben - lasst die Serie nicht auslaufen. Wenn Bond stirbt ist das entgültig. Bond ist tot - da fließt sicher die ein oder andere Träne - aber es ist done. Ein ehrenvoller Tod gebührt ihm und das ist wichtig.

Aber ich glaube nicht, dass die Serie nach CR endet.

Wie du schon gesagt hast - Prequels sind in Mode und egal was man davon halten mag - es stört das Publikum nicht. Und ich muss zugeben - mich auch nicht wirklich.
Seien wir doch mal ehrlich - die Bondfilme funktionieren seit geraumer Zeit immer nach demselben Prinzip. Der letzte große Einschnitt war LTK - es ist wieder Zeit fdür einen Bruch. Doch was will man an der Serie nach 20 Filmen und 40 Jahren noch groß verändern - wenn man sie in ihrer gewohnten Form fortführt.

Ich muss ehrlich gestehen - mir fällt nichts ein - klar kann Bond Mojito trinken, eine ebenbürtige Partnerin bekommen, er kann in einem Ferrari fahren, aber das ist nichts essentielles.
Was Bond braucht ist ein drastischer Schritt. Das KANN das Ende der Serie einläuten - aber es muss nicht. Und auch wen diese Einschnitte nie besodners erfolgreich waren: Sie gelten unter vielen Bondfans als beste Filme.

Was gibt es noch für welten die Bond retten kann ? Was kann Bond noch für hübschere Frauen vögeln ? Das man jetzt etwas üpber Bonds "jugend" erfährt - warum er so ist wie er ist - halte ich für äußerst positiv.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass Bond temporär für ein Verbrechersyndikat arbeitet - warum auch immer.

Ich halte den Schritt für sehr gewagt - aber ich habe höchste Respekt vor den Produzenten, dass sie ihn gegangen sind - das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.

Leider hat man mit Campbell nicht gerade meinen Lieblingsregisseur verpflichtet, und meine meinung von Purvis und Wade ist auch nicht die höchste (der 2. Teil von TWINE und DAD ist furchtbar) aber ich habe dennoch die Hoffnung, dass etwas großartiges entsteht.

Wie wird es weitergehen mit der Serie ? Gute Frage. Man weiß es nicht. Es wird sicherlich keinen Sprung zurück zum alten Konzeot geben - dafür spricht auch die These dass kein Schauspieler für nur einen Bondfilm als Bond verpflichtet wird.

Doch in welche Richtung sich Bond entwickelt hängt maßgeblich vom Erfolg des Filmes ab. Das Geld regiert die Welt ;)


Zum MI6-Staff:
Das Q nicht mitspielt ist relativ sicher, jedenfalls war er in einer früheren Drebuchversion nicht vorgesehen (bestätigt vonb P. & W.) Nach dem Ausscheiden von Samantha Bond ist natürlich auch die Stelle der Moneypenny vakant - ich bezweifele derzeit, dass wir eine Moneypenny sehen werden.

Es wäre ein trauriger Abgang für eine Legende der Bondserie. Denn ihr auftritt in DAd war mehr als schlecht.

M wird es wieder geben - es gibt sicherlich ein erweitertes Briefing - wird interessant.
Robinson und Tanner dürften sich erledigt haben.

Also auch dort viel veränderung in sicht.
Bild

3
007 hat geschrieben:Zum MI6-Staff:
Das Q nicht mitspielt ist relativ sicher, jedenfalls war er in einer früheren Drebuchversion nicht vorgesehen (bestätigt vonb P. & W.) Nach dem Ausscheiden von Samantha Bond ist natürlich auch die Stelle der Moneypenny vakant - ich bezweifele derzeit, dass wir eine Moneypenny sehen werden.
Hallo 007!

Ich sehe das anders. Q sollte ursprünglich nicht mitspielen, das stimmt. Das haben damals auch Purvis & Wade bestätigt, aber im Hollywood Reporter, der wirklich eine seriöse Quelle ist und den Produktionen sehr nahe steht, ist folgendes zu sehen:
  • "Casino Royale" is scheduled to start production in January for an October release. Once again, Judi Dench will play M. and John Cleese will be Q. The casting of a new Miss Moneypenny is moving forward.
Ich denke schon, dass Q dabei sein wird. Und dann definitiv als John Cleese, alles andere wäre größerer Schwachsinn, als ihn zu lassen. M ist klar, denke ich. Auch die Produzenten wollen Dench und sind begeistert von ihr. Und Moneypenny wird es bestimmt auch geben - aber dann in wesentlich jüngerer Version. Sie gehört einfach dazu. Warum denn nicht?

Grüßle
ernst

4
Das Judi Dench zurückkehrt halte ich für eine gute Entscheidung. Sie hat M immer in einer vielfältigen Weise verkörpert. Und das sie zurüclkkommt ist ja auch schon lange beschlossene Sache.

Dass der Hollywood Reporter eine gute Quelle ist sehe ich auch so. Wenn Q auftaucht - natürlich mit John Cleese schließlichhat er ja noch einen Vertrag.

Was Moneypenny angeht - das ist einfach ein Gefühl. Es würde für mich mehr Sinn machen sie jetzt nicht wiederkommen zu lassen - aber wir werden sehen...
Bild

5
@ ernst:
Ich kann dem, was du in deinem ersten Beitrag hier geschrieben hast, zustimmen.

Leider bin auch ich nicht gerade davon überzeugt, dass Casino Royale Bonds Zukunft positiv beeinflussen wird.

Die James Bond-Filme sind, wie ernst schon richtig anmerkte, als einzelne Kunstwerke zu betrachten, in deren Abfolge keine durchgehende Handlung interpretiert werden kann.
Versucht man es doch, so stößt man unumgänglich auf Logikfehler in der Abfolge.

Aus diesem Grunde ist es aus meiner Sicht nicht richtig, wenn man versucht, eben diese durchgehende Handlung durch das Einfügen eines Filmes, der die Vorgeschichte Bonds beschreibt, heraufzubeschwören.
Diese Handlung ist nicht vorhanden und man kann sie auch nicht im Nachhinein einfügen.
Mir hat das Prinzip der Bondfilme, auf dass man sie immer als Einzelwerke betrachten sollte, sehr gut gefallen, da es durchaus einen gewissen Spielraum lässt, den man intelligent und auch innovativ nutzen kann, um der Serie immer wieder einmal einen interessanten Aspekt hinzuzufügen oder einen anderen aus ihr zu entfernen.

Casino Royale wird diese Möglichkeit durch das "Bond begins", sofern es denn wirklich umgesetzt wird (Ich habe trotz aller Statements noch immer die Hoffnung, dass das alles eine riesige PR-Aktion ist!), entfernen - nicht nur für den einen Film, sondern für alle weiteren nachfolgenden.

Und hier kommen wir zur nächsten Frage: Wird Casino Royale der letzte Bondfilm sein?
Besteht eine Möglichkeit, den Logikfehler, den ein "Bond begins" unvermeidlich in die Serie einbauen würde, wieder auszumerzen?

Ich bin - das muss ich ehrlich sagen - nicht davon überzeugt.
Die Produzenten scheinen entweder Bonds überdrüssig zu sein oder haben eine wirklich geniale Idee in petto, wenn sie denn diese Idee des "Bond begins" in Casino Royale umsetzen wollen.

Meine Hoffnung ist, wie ich das schon erwähnte, jedoch die der PR-Aktion, um Bond wieder ins Gespräch zu bringen.
Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

So far
GoldenEye
"Walther PPK, 7,65 Millimeter. Ich kenne drei Männer, die eine solche Waffe tragen. Ich glaube, zwei davon habe ich getötet."