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von danielcc
00-Agent
Schreibe später mehr.
Hat mir sehr gut gefallen! Wirklich wie eine Sherlock Holmes Kurzgeschichte die man ausgeweitet hat. Toller Cast.
jetzt ausführlicher
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery
Mir hatte Knives Out damals hervorragend gefallen, was sich auch in den erneuten Sichtungen bestätigte. Für mich war das gar keine inhaltliche Revolution - ich habe es einfach nur genossen, einen schönen, altmodischen Film zu sehen, bei dem tolle Darsteller und Dialoge im Vordergrund stehen, man als Zuschauer nicht geistig unterfordert wird, und zudem noch den ein oder anderen schönen Twist serviert bekommt.
Die Fortsetzung Glass Onion war dann tonal deutlich anders, allerdings behielt Johnson das Grundkonzept bei: Eine Riege von großartigen Darstellern in einer clever/mysteriösen Handlung die sich auf begrenztem Spielfeld abspielt. Dennoch wirkte die Fortsetzung etwas fad. Das eigentlich Rätsel wurde sofort aufgelöst, der Showdown mit neuer Auflösung zog sich irgendwie hin und wirkte nicht so richtig clever.
Teil 3 ist nun aber wieder und noch mehr als Teil 1 GENAU MEIN DING. Johnson hatte verkündet, er wolle in eine düstere Richtung orientiert an Christie und Edgar Allen Poe. Daran hat er sich gehalten, und auch Anlehnungen an Sherlock Holmes sind überdeutlich. Zudem hat mich die Ausgangsbasis der Story durchaus an die deutschen Pater Brown Verfilmungen mit Rühmann erinnert (Pater wird in eine kleine Gemeinde geschickt, wo es mysteriöses passiert,...)
Sehr gut gefallen hat mir, dass hier ein klassisches Mystery-Rätsel im Vordergrund steht, und dass der Film auch vor Schockelementen und Andeutungen in Richtung einer übernatürlichen Auflösung nicht zurückschreckt. Zusammen mit Branaghs (ebenfalls) drittem Poirot Outing lässt das für ein fast vergessenen Genre hoffen.
Die Darsteller sind durch die Bank hervorragend, und überraschen teilweise auch: Craig bringt dieses Mal gleich 2 Bond-Film Buddies mit, und vor allem Andrew Scott wirkt mal nicht wie seine eigene Parodie. Josh Brolin ist gewohnt brillant, Jeremy Renner ebenfalls ungewöhnlich besetzt, Kerry Washington ist optisch und darstellerisch zum Dahinschmelzen, Josh O'Connor das emotionale Herz des Films, und Glenn Close einfach überragend. Einzig Mila Kunis wirkt etwas verloren bzw. die Rolle wäre vielleicht besser mit einer gänzlich Unbekannten Darstellerin besetzt worden.
Dem gegenüber hatte ich so meine Probleme mit Daniel Craig. Das ist natürlich so eine Rolle, die schnell von Kritikern in den Himmel gelobt wird. Für mich war das (dieses Mal?) etwas zu viel Overacting, zu viel trara, zu dick aufgetragen, ein Tick zu sehr bemüht, seinen Blanc kauzig erscheinen zu lassen. Klingt schlimmer als es wirklich ist, denn es macht immer noch großen Spaß ihm zuzusehen.
Ungewöhnlich war auch dieses Mal die Erzählstruktur, so bestehen die ersten rund 30 Minuten praktisch nur aus einer Nacherzählung, die uns alle Figuren ausführlich näher bringt, ohne dass Hauptfigur Blanc überhaupt auftaucht.
Ja sicher, Johnson erzählt seine Motive schon mit dem Holzhammer, aber mich stört sowas gar nicht, zumal es ja munter hin und her geht, und man dann doch irgendwie nicht weiß, was er eigentlich aussagen will, oder ob er eine echte Meinung hat. Ich persönlich sehe bei sowas immer die einzelne Figur in einem Film, und nicht eine generalistische Aussage oder gar Abrechnung des Autors.
Kurzum: Teil 1 war vielleicht frischer und in seiner Auflösung raffinierter, aber Teil 3 überzeugt mich voll und ganz durch seine Atmosphäre und seine Darsteller. Eine weitere Fortsetzung darf folgen.
"It's been a long time - and finally, here we are"