Casino Hille hat geschrieben: 9. Oktober 2025 14:31
Aber ... die ist doch die Grundlage für fast alles im Plot? Der ganze Mittelteil dreht sich darum, wie diese vermeintlich tolerante Familie nach und nach demaskiert wird in ihrem Verhalten gegenüber der Ana de Armas Rolle.
Nur das genau das für den Plot die meiste Zeit absolut irrelevant ist. Erst als sie als Alleinerbin verkündet wird, was schon weit in der zweiten Hälfte sein dürfte entwickelt das eine Relevanz für den Plot. Davor läuft dieser Punkt und auch die von dir genannte Diskussion neben dem Plot. Die Beziehung der Familie zu Martha spielt für den Plot eine relativ untergeordnete Rolle. Die Beziehungen von Thromby zu seinen Kindern einerseits und zu Martha andererseits ist um ein vielfaches relevanter um nicht zu sagen das klar dominierende Element. Und in diesen Beziehungen spielt Rassismus überhaupt keine Rolle. Da geht es um Egoismus auf der einen Seite und ein gutes Herz auf der anderen. Und das ist es auch, was mich am Ende emotional viel mehr catched. Du kannst die ganze Rassismussache aus dem Skript streichen und musst nur das Gesetz ändern, das Martha zum Verhängnis werden könnte und der Plot verläuft exakt gleich. Natürlich hast du dann einen anderen Film mit zumindest in Teilen anderer Message, aber der Plot funktioniert genauso gut.
Casino Hille hat geschrieben: 9. Oktober 2025 14:31
Das Schlussbild des Films, also die letzte Einstellung, funktioniert komplett über dieses Motiv. Die Katharsis des Plots liegt darin, dass die von allen Seiten diskriminierte Einwanderer-Tochter am Schluss über den weißen Schnöseln thront.
So schaust du vielleicht Filme, der Großteil der Kinogänger aber kaum. Die letzte Einstellung funktioniert in meinen Augen vor allem als Klammer mit der ersten Einstellung, wo wir die Tasse ebenfalls zu sehen bekommen. Und eben weil die Figur, mit der man logischerweise mitfiebert am Ende triumphiert - ohne es jemals darauf angelegt zu haben. Und dass die Kotzbrocken aus der Familie verlieren. Wegen ihres Rassismus, ihrer Überheblichkeit, ihres Egoismus, etc..
Casino Hille hat geschrieben: 9. Oktober 2025 14:31
Man könnte sogar sagen: das Erzählinteresse des Films liegt vor allem darin, weit mehr als im Murder Mystery (das ja auch für weite Strecken fallengelassen wird zugunsten einer Perspektivverschiebung).
Ja, der Murder Mystery wird zu gunsten eines Hitchcock-Thrillers fallen gelassen. Und Hitchcock verbinde ich jetzt nicht unbedingt mit moralisierenden Geschichten, sondern mit Suspense. Und das gelingt hier hervorragend. Durch die frühzeitige scheinbare Auflösung des Murder Mysteries lässt sich der Zuschauer auf den Hitchcock-Thriller ein und merkt gar nicht, dass er sich immer noch in einem Murder Mystery befindet. Weil er - um es mit Blances Worten zu sagen - sich in seinem Donut Hole befindent.
Casino Hille hat geschrieben: 9. Oktober 2025 14:31
Ich weiß nicht, ob man diesen Film drehen und das Thema NOCH STÄRKER in den Fokus rücken könnte.
Natürlich könnte man das. Eben indem es tatsächliche Relevanz für den Plot hätte und zwar durchgehend. Indem der Rassismus zum handlunsgtreibenden Motiv wird. Das ist hier nämlich nie der Fall. Das handlungstreibende Motiv sowohl von Ransom, als auch vom Rest der Familie ist durchgehend Egoismus und nicht Rassissmus.