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von Agent 009
00-Agent
Twixt (2011), Francis Ford Coppola
Mit Twixt inszenierte Francis Ford Coppola eine sehr persönliche, selbst verfasste Kurzgeschichte über den drittklassigen Horror-Autor Hall Baltimore (Val Kilmer), der in einer Kleinstadt Halt macht, um sein Buch vorzustellen. Der örtliche Sheriff Bobby LaGrange (Bruce Dern) schlägt ihm vor, gemeinsam ein Buch über einen brutalen Mord an einem jungen Mädchen zu schreiben, dem ein Holzpflock ins Herz gerammt wurde. LaGrange ist dabei weniger nüchterner Gesetzeshüter als exzentrischer Kleinstadtsheriff – abgestumpft, merkwürdig und gierig nach Aufmerksamkeit.
Die Figuren sind insgesamt skurril, wirken aber wie Abziehbilder in Reinform. Natürlich ist der drittklassige Autor müde vom Schreiben von Stoffen, die ihn selbst nicht berühren. Natürlich trinkt er, natürlich wird er von einem persönlichen Verlust verfolgt. Alles wirkt vorhersehbar und schon tausendfach gesehen. Dass Baltimore seine Tochter auf ähnliche Weise verloren hat, wie Coppola seinen Sohn, mag der Geschichte eine persönliche Note verleihen, in der Umsetzung bleibt es jedoch platt und oberflächlich. Zwischen Alkohol und Klischees verliert er sich in seinen Träumen, wo er sowohl Edgar Allan Poe begegnet als auch der geheimnisvollen Virginia (Elle Fanning). Fanning bringt eine zerbrechlich-unheimliche Präsenz ein, doch diese blitzt nur auf und verhallt im schwachen Drehbuch.
Optisch setzt Coppola auf bewusst unwirkliche Kulissen. Ein Mix aus billig wirkenden Effekten, auffälligen Greenscreens und künstlicher Beleuchtung erzeugt einen sonderbaren Look. Ursprünglich wollte Coppola sogar mit 3D-Elementen und Live-Editing bei Vorführungen experimentieren – ein Beweis für seinen unkonventionellen Ansatz, der hier aber eher planlos als poetisch wirkt. Statt Traumhaftigkeit entsteht oft nur unfreiwillige Komik.
Auch thematisch wirkt der Film zusammengewürfelt: Vampire am See, ein Priester als Kindermörder, Poe-Referenzen und Kleinstadt-Gothic – alles wird angerissen, ohne sich je zu einer kohärenten Handschrift zu fügen. Coppola wagt zwar ein unkonventionelles Experiment, scheitert jedoch daran, der Geschichte Rhythmus, Tiefe und emotionale Resonanz zu verleihen.
Man mag erahnen, welcher Schmerz Coppola antrieb, welche Bedeutung das Projekt für ihn hatte und wie viel Herzblut er investierte. Doch das Endprodukt bleibt wirr, oberflächlich und unfokussiert. Twixt ist ein wirres, kraftloses Horror-Märchen über Schuld, Trauma, Vampire und mehr, dem jede emotionale Wucht fehlt – schade um den Cast und die Ansätze, die nie wirklich zünden.
4/10