Henrik hat geschrieben: Gestern 09:55
Zu LTK/Felix: Das funktioniert mit der Freundschaft zwischen den beiden für mich auch ganz gut und wird in LTK gut eingeführt, halte aber dennoch nichts davon, hier eine Rolle zu nehmen, die wirklich noch nie aufgetaucht ist. Da ist der Schock beim Zuschauer doch deutlich größer, wenn hier eine seit langem etablierte Rolle so übel zugerichtet wird.
Aber das ist genau mein Punkt: Man hat in LTK eine Figur eingeführt, die noch nie aufgetaucht ist (nämlich Felix' Frau) plus Felix in den alten Filmen ist gewissermaßen gleichbedeutend mit einer Figur, die noch nie aufgetaucht ist.

Kaum ein Zuschauer wird 1989 beim Schauen von LTK mit der Figur von Hedison wirklich den Charakter verbunden haben, der schon von Jack Lord, Cec Linder oder Norman Burton gespielt wurde. Felix Leiter war dem normalen Kinogänger überhaupt kein Begriff, und deshalb wird er in LTK auch neu eingeführt. Sie hätten ihn auch Dennis Knospers nennen können und es hätte für 99 Prozent der Zuschauer keinen Unterschied gemacht.
John Glen, Richard Maibaum und Michael G. Wilson wussten, dass Felix Leiter ein Name ist, der manchmal in den Filmen benutzt wird, zu dem es aber quasi keine "Idee" gibt, der nicht mit irgendeinem Konzept oder einer Emotionalität verbunden ist. Also geben sie ihm und seiner Frau in LTK am Anfang einige kurze effektive Charaktermomente, damit wir ihn lieben lernen und er uns leid tut, wenn er von den Haien übel zugerichtet wird und seine Frau verliert. Alleine schon Bond und ihn gemeinsam in Action zu zeigen (beim Luft-Abschleppen von Sanchez und gemeinsamem Fallschirmsprung zur Hochzeit runter), erzeugt eine Bindung zu
diesem Felix, die wir zu dem in GF oder in DAF oder in TLD nicht haben.
Dafür ist überhaupt nicht wichtig, ob es ihn vorher schon in einem anderen Film gegeben hat. Sonst würden ja Rachefilme wie "Ein Mann sieht rot" oder "John Wick" oder so nie funktionieren. Die müssen immer in wenigen Minuten die Charaktere etablieren, damit die Rache dann auch für uns emotional grundiert ist.
Agent 1770 hat geschrieben: Gestern 15:31
In LTK funktioniert das für mich in der Tat deutlich besser, warum, kann ich nicht einmal mit Bestimmtheit sagen. Und stimmt, auch hier geht es um Figuren - speziell Della - die eigentlich nicht groß eingeführt wurden. Trotzdem nehmen mich Felix' Verstümmelung und Dellas Tod tatsächlich mehr mit als Leiters Tod in NTTD.
Mich nimmt das in LTK auch mehr mit. Nur den Moment von Wrights Tod finde ich in NTTD wirklich effektiv. Gerade weil der Dialog da sitzt. Aber ich denke nicht, dass es in NTTD schlechter funktioniert, weil man in den vorherigen Filmen Bond und Felix zu wenig gemeinsamen Raum gegeben hat oder ihre Freundschaft "behauptet" wäre (klar, ist sie das, für mehr ist auch keine Zeit bei Bond). Man hat Bond und Felix in NTTD selbst einfach zu wenig gemeinsame Leinwandzeit gegeben. Im Club reden sie mit so einem "Alte Freunde"-Gestus, aber eigentlich ist Felix nur als Auftraggeber und Expositionsmaschine da. Fast alles, was er in der Szene sagt, erklärt die Mission oder den Plot oder sind irgendwelche Plattitüden für den Trailer. Die ganze Action im Anschluss auf Kuba erlebt Bond dann mit Paloma, nicht mit Felix.
Ich wette darauf: Wenn Paloma auf dem Boot von Logan Ash erschossen würde, wären viel mehr Zuschauer davon ergriffen, weil Paloma als Charakter viel klarer gezeichnet ist in NTTD, weil sie mit Bond mehr gemeinsam erlebt. Ihr Tod wäre ein einschneidenderes Erlebnis als das von Felix, der einfach nur die Funktion als Ersatz-M erfüllt.
Trotzdem möchte ich nochmal betonen: Der Dialog, als Felix stirbt, fand ich rührend geschrieben. Es ist aber "too little too late".