Ich sagte ja aber auch sowieso nicht, dass Eastwoods Figur ein Schwulenhasser ist. Oder das er Frauen hasst oder Indianer oder das er Vergewaltigungen gutheißt. Obwohl er es meinetwegen auch sein könnte, immerhin gibt's solche Leute im echten Leben, warum sollen sie als Charaktere nicht auch in Filmen stattfinden?AnatolGogol hat geschrieben: Heute 07:23 Ich finde Kontext hier wie generell tatsächlich durchaus entscheidend. Es ist in der moralischen Einordnung z.B. schon relevant, ob Eastwoods Figur einen Schwulen hasst oder ein Schwulenhasser ist.
Für die moralische Einordnung ist der Kontext sicher relevant, aber mein Punkt war doch ein anderer (und die moralische Einordnung ist mir weitgehend wumpe, ich hab mit keinem Inhalt in Eiger Sanction irgendein moralisches Problem), nämlich das die Romanvorlage von Eiger Sanction als direkte Kritik an inhärent misogynen, rassistischen und homophoben Tendenzen in Ian Flemings Bond-Romanen (und anderer Spyploitation-Literatur) gedacht gewesen ist, Eastwood diese ironische Doppelbödigkeit aber aufgibt und all diese Szenen straight spielt. Im Roman sind der Umgang mit Frauen und andere derbe Figuren und Plotelemente als ironische Kritik am Genre zu verstehen, in Eastwoods Film fehlt diese Ebene. Bei ihm ist da keinerlei Subversion. Der Roman ist Satire, der Film nicht. Der Roman macht sich über Macho-Gebaren in dem Genre lustig, der Film stellt einfach nur Macho-Verhalten da.
Mich hat das moralisch nicht erschüttert oder sonstiges und ich hatte an vielen der derben Sprüche meinen Spaß. Das ist alles politisch völlig unkorrekt, offensichtlich, aber das ist ja kein Problem an sich (und auch kein Wert an sich). Ich bin weder empört noch beleidigt oder sonstiges, ganz im Gegenteil. Ich hab mich an vielen Stellen gut amüsiert, aber der Film wirkt als Ganzes auf mich, als hätten alle eine Parodie drehen wollen und es vergessen, Eastwood zu sagen. Also wie ein Film, der sich eigentlich über etwas lustig machen wollte, aber dann einfach nur genauso ist wie die Filme, die er als Ziel ursprünglich anvisiert hatte. Und gewissermaßen ist es ja auch exakt so, zumindest im Vergleich zum Roman.
Die Bond-Filme haben in der Tat sehr schnell angefangen, auch sehr selbstironisch zu werden, sich in Zügen selbst zu parodieren. Schon in YOLT fangen die Filme an, ihre eigenen Klischees zu kommentieren, was bei der kurzen Zeitspanne relativ bemerkenswert ist (allerdings kam im selben Jahr auch schon die erste tatsächliche Bond-Parodie heraus).