Wie bewertet ihr den Roman Der Spion, der mich liebte?

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2/10
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (10%)
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Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (20%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 10

Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)

1
Tja, wie bewertet man dieses Roman. Der Film hat ja lediglich den selben Titel wie das Buch. Inhaltlich gibt es nicht einmal eine winzige Gemeinsamkeit.

In dem Buch kommt James Bond nur in Form eines Gastauftrittes vor, und das auch erst nach der 2. Hälfte des Buches.

Abgesehen davon wird der Roman aber auch sehr gelobt, weil gesagt wird, das James Bond sich nahezu perfekt in die Gefühlswelt einer Frau hineingeschrieben hat. Aber wie sieht ihr das? Würde ihr dem zustimmen? Ich selber bin mir etwas unsicher wie ich den Roman bewerten soll. Als James Bond Roman fand ich ihn eher schlecht, aber neutral betrachtet fand ich ihn eher wieder ganz Ok.
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Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte

2
Fleming war meines Wissens selbst nicht so ganz glücklich mit diesem Roman, weshalb er verfügt hat, dass lediglich der Titel, nicht aber die Story für einen Film herangezogen werden darf. Woher ich das weiß? Keine Ahnung mehr, habe das irgendwo gelesen oder gehört. Natürlich würde ich dafür auch nicht meine Hand ins Feuer legen, aber da im Film überhaupt keine einzige Szene aus dem Buch vorkommt, ist das schon ziemlich wahrscheinlich.

Das Buch ist auf alle Fälle gewöhnungsbedürftig und so komplett anders. Es ist schon ein spannendes Experiment von Fleming, aus der Perspektive einer Frau zu schreiben. Das ist gar nicht so einfach und Fleming hat das ganz passabel hinbekommen. Allerdings ist das nicht ein wirklicher Bondroman, sondern eher der Roman einer Frau, die plötzlich bösartigen Männern ausgeliefert ist und irgendwann durch das Eintreffen von James Bond gerettet wird.
Wo waren Sie, als ich Sie nicht brauchte?
Lieber etwas misstrauisch, als etwas tot.
Ich habe Sie ganz nass gemacht. - Aber mein Martini ist trocken geblieben.
Ich liebe es, früh auszureiten. - Ich bin ebenfalls Frühaufsteher!
Ein Eispalast – Sie fühlen sich hier sicher wie zuhause!
Einen Wodka Martini bitte. Mit viel Eis, wenn sie haben!

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)

5
Ich finde ja immer noch: Das Finale weist Ähnlichkeiten mit dem Showdown von SF auf - und nicht zufällig steht ja bei SF auch eine Dame im Fokus - man könnte fast sagen, dass der Film aus ihrer Sicht erzählt wird.
Ich muss aber gestehen, habe den Roman nur ein mal vor vielen Jahren gelesen.

Aber ich meine, dass sei sogar recht spannend gewesen, wie sie sich in einem Haus verbarrikadieren und dann angegriffen werden...
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)

9
Buchreview zu „James Bond 10: Der Spion, der mich liebte“

Im Original „The Spy Who Loved Me“ von Ian Fleming in der Neuübersetzung von Cross-Cult aus dem Jahr 2013 nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1962

„James Bond 10: Der Spion, der mich liebte“ ist das 10. Bondbuch und der 9. Roman von Ian Fleming

Mein Ranking entwickelt sich von Buch zu Buch in der Nachbetrachtung. Nach folgendem Stand würde ich wie folgt ranken:

1. Moonraker , Casino Royale, Dr. No, Der Spion, der mich liebte
2. Liebesgrüße aus Moskau
3. Leben und Sterben Lassen, Feuerball
4. Goldfinger
5. Diamantenfieber

Worum geht es in „Der Spion, der mich liebte“ ?:

Es sollte eigentlich ein ganz ruhige Nacht im Dreamy Pines Court Motel für die junge Vivienne Michel werden. Alleine auf das Motel aufpassen, die Inventur begutachten und die letzten Schritte unternehmen, das Motel winterfest zu machen. Als sie dabei ihr vergangenes Leben Revue passieren lässt, stürmen 2 der übelsten Gestalten und kurze Zeit später ein geheimnisvoller Agent das Motel – und aus der ruhigen Nacht wird die Ereignisreichste im noch jungen Leben von Vivienne Michel

Kapitelverzeichnis der deutschen Version 2013:

TEIL 1: ICH
1. Angsthase
2. Liebe Tote Tage
3. Frühlingserwachen
4. „Liebe Viv“
5. Ein Vogel mit einem verletzten Flügel
6. Auf nach Westen, junge Frau

TEIL 2: SIE
7. Im Netz der Spinne
8. Dynamit aus dem Alptraumland
9. Dann begann ich zu schreien

TEIL 3: ER
10. Was war das ?
11. Gutenachtgeschichte
12. Schlafen – vielleicht auch sterben!
13. Schusswechsel
14. Mieze
15. Die Inschrift meines Herzens

Seitenanzahl: 217 / Kapitelanzahl: 15 = Kapitelfrequenz von ca. 14-15 Seiten.

Hauptschauplätze: Adirondack Mountains (US-Bundesstaat New York)

Wichtige Charaktere (neben Bond):


Vivienne Michel
Sol Horror
Sluggsy Morant
Derek Mallaby
Kurt Rainer

Was halte ich davon ?


Irgendwann im Jahre 2013, als sich mein deutsch übersetzter Bondbuch-Vorrat erschöpft hat, habe ich mir auch die schöne Vintage-Edition von den englischen Originalbüchern geholt und da hat es nicht lange gedauert, bis ich „The Spy Who Loved Me“ gelesen habe. Und ich habe selten erlebt, dass mich ein Buch so gefesselt hat, dass ich es an einem Tag ausgelesen habe. Ich liebe dieses Buch. Warum erkläre ich euch gerne.

Ian Fleming hat sich mit diesem Buch endlich mal komplett davon gelöst, die Geschichte oder große Teile davon durch die Perspektive Bonds zu erzählen und präsentiert uns eine der perfektesten Charakterstudien einer Frau in einem Bondbuch, die es gibt. Vivienne Michel wird uns hier als starke, aber verletzliche Frau mit ihrer Hintergrundgeschichte geliefert, die die extremste Nacht ihres Lebens durchmachen muss und hier entsprechend eine Achterbahn der Gefühle durchlebt. Die Hintergründe zu ihren großen Liebschaften wie Derek und Kurt sind absolut notwendig, um die Beziehung zu Bond später im Buch perfekt zu unterstützen. Die beiden sinistren Gangster Sol Horror und Sluggsy Morant werden ebenfalls als absolute, abgebrühte Killer präsentiert, die zu allem bereit sind. Die Story um den Versicherungsbetrug mit Großbrand und Kollateralschäden scheint im Vergleich zu den anderen Bondstorys weniger groß zu sein. Für den Rahmen in diesem Buch ist das jedoch perfekt. Und mit der Beteiligung von Bond, der ebenfalls noch eine kurze Nebenstory über seinen aktuellsten Einsatz zum Besten gibt, ist nicht nur Höchstspannung, sondern auch extrem viel Action garantiert, die extrem brutal dargestellt wird.

Die perfekte Kombination aus Charakterstudie und Film Noir in der Bondbuch-Reihe !
Ich kann aber verstehen, wenn man nichts mit der Ich-Perspektive von Vivienne und einem zu geringen Bond-Anteil anfangen kann. Doch die Story selbst hat für mich genug von der klassischen Portion Bond. Ich liebe das Experiment, auf das sich Ian Fleming hier eingelassen hat – auch wenn er sich danach gegen dieses Werk gestellt hat.

„Der Spion, der mich liebte“ bekommt von mir auf der 007er-Skala 007/007 Punkte

Im 10er-System würde ich das ganze auf 10/10 bewerten.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte (Fleming)

10
Ich lese gerade zumindest teilweise die Fleming-Romane neu und TSWLM habe ich tatsächlich zum ersten Mal gelesen.

Und ich bin absolut positiv überrascht und halte das Experiment für geglückt. Vor allem in der ersten Hälfte, die biographische Annäherung an das vermeintlich verkorkste (Liebes-)Leben einer jungen Frau Anfang der 1960er, kann Fleming seine Stärken der kleinen, fast schon banalen Lebensgeschichten mit einem Hauch von rührender Überhöhung schön ausspielen. Die Perspektive wird konsequent durchgehalten, höchstens durch die vielleicht etwas zu ausführlichen Geschichten Bonds über Blofeld, Thunderball und den Einsatz in Toronto wird sie etwas aufgebrochen, da ich als Leser dadurch Einblicke kriege, die mir vertrauter sind als der Erzählerin.

Zumindest etwas hat der Roman im weitesten Sinne mit dem gleichnamigen Film gemein, nämlich die unverblümte Heroisierung unseres Agenten, hier aus einem ganz neuen Blickwinkel. Natürlich kann man das als etwas zu dick aufgetragen sehen, die sexuellen Misserfolge und Enttäuschungen von der Männerwelt einer Frau minutiös geschildert zu kriegen, nur um dann Bond als Idealbild präsentiert zu bekommen, der alles verändert, ein ganzes Leben rettet und zwar nicht nur im äusserlichen Sinne. Aber ist das nicht gerade der Clou an unserem Helden? Nobody does it better anyway. Und Fleming hat das vor fast sechzig Jahren in einem gänzlich anderen Territorium schon bewiesen.

Ein Buch, das ich liebte.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)

11
Der seltsamste aller Bond Romane.
Das erste Drittel, des in der 1. Person aus der Sicht einer Frau erzählten Romans, ist eine lange Rückblende in der die Protagonistin von gescheiterten Liebschaften mit sie ausnutzenden Männern erzählt, und dabei zumindest beginnt ihren eigenen Weg zu gehen. Das ist alles überraschend subtil beschrieben, und das wäre heute ein netter Beitrag zur Me Too Debatte.
Danach aber wandelt TSWLM sich zu einem konventionellen, aber auch sehr schwachen Thriller, mit 2 sehr langweiligen Gangstern und einem farblosen Bond, der erst in der 2. Hälfte auftaucht, um die weiße Frau vor den schmierigen Schurken zu retten. Und dabei auch noch so einige Fehler macht, ohne die das kurze Buch halt noch kürzer geworden wäre.
Die Beziehung Viviennes zu Bond ist dabei so oberflächlich pilcherhaft beschrieben, daß ich mich frage ob das gelungene 1. Drittel wirklich von Fleming geschrieben wurde?

Da der 1. Teil des Romans eigentlich Null Bedeutung für den Rest hat, ist das ein ein sehr unzusammenhängendes Werk, das ohne das Bond Etikett wohl damals kaum einen Verleger gefunden hätte.
Das 1. Drittel wäre eine 7/10, aber als Ganzes dürfte das Flemings schwächster Roman sein. 4/10

Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)

12
Wohl der ungewöhnlichste Bond-Roman Flemings. Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Vivienne Michel erzählt, unser Held James Bond taucht erst im letzten Drittel auf, rettet die arme Vivienne vor zwei Killern und legt nebenbei noch das Hotel, in dem die Handlung spielt, in Schutt und Asche. (Wobei es genaugenommen natürlich die Killer sind, die dies tun…) Kann das gut gehen? Ja, es kann – wobei man als Leser dafür auch erst einmal einiges an Durchhaltevermögen braucht.

Denn wieder einmal kommt die Handlung nicht richtig in Gang. Wir lesen seitenlang die Hintergrundgeschichte von Vivienne Michel. Die Geschichten ihres Erfolges oder eben vielmehr Misserfolges mit Männern, an die sie sich zurückerinnert, sind detailreich beschrieben und wichtig für das Verstehen ihrer späteren Beziehung zu Bond, doch zu lang. Anfangs ist das ja noch ganz spaßig, in einem Bond-Roman das Gefühlsleben einer Frau zu erkunden, doch Fleming treibt es wie so oft etwas zu soll. Und sind wir mal ganz ehrlich: Ja, sie steht auf Bond, weil er der erste Mann in ihrem Leben ist, der Vivienne gut behandelt, aber steht nicht sowieso jede Frau auf Bond, egal, was er tut? Ist das nicht der Sinn der Sache?

Erst mit dem Eintreffen der beiden Gangster kommt Fahrt in die Handlung. Relativ schnell wird klar, dass diese beiden komischen Typen nichts Gutes im Sinn haben. Man fiebert mit Vivienne mit, doch fragt sich weiterhin: „Wo ist Bond?“ Und dann kommt Bond. Es ist ein spannender Kniff, den Protagonisten der Reihe mal auf eine ganz andere Art beschrieben zu sehen. Ist die Handlung sonst aus der Sicht eines personalen Erzählers erzählt, der Bonds Gefühlsleben kennt, ist es diesmal eben Vivienne und wir lesen Bond nur aus ihrer Perspektive. Dennoch haben wir als Leser einen Wissensvorsprung, wir kennen Bond, wir wissen von seiner letzten Mission. Das ist eine ganz neue Art, Bond zu beschreiben und es macht Spaß, mal eine neue Art des Erzählens zu lesen. Aus dieser Perspektive erleben wir Bond dann auch den Rest des Buches über, bis er sich kurz vor Ende verabschiedet und wir noch einmal zusammen mit Vivienne Resümee ziehen können. Dass ein Bond-Buch auch lange ohne Bond auskommen kann, hat ja die erste Hälfte von FRWL schon gezeigt, aber durch die Verlagerung der Erzählperspektive ist es nochmal etwas anderes.

Die Handlung mit dem Versicherungsbetrug ist für Bond-Verhältnisse und gerade im Vergleich mit dem Vorgänger-Roman, in dem es um Atombomben ging, nichts Weltbewegendes, doch es passt zur Geschichte. Die Gangster bleiben etwas blass, sind nicht übertrieben stark charakterisiert und ich musste ständig überlegen, wer nochmal wer ist, aber sie erfüllen ihren Zweck. Die einzige Frage, die ich mir stellte, warum einer der beiden immer beim Namen beschrieben wurde und der andere nur mit „der Dürre“… Sei es drum.

Zu hundert Prozent bin ich nicht überzeugt von diesem Versuch, aber grundsätzlich hat mir das Experiment, Bond kaum auftauchen zu lassen und dann aus einer anderen Perspektive zu zeigen, gut gefallen. Auch die Länge bzw. Kürze des Buches tut gut, denn so ist es eine schöne, runde Geschichte, die sich in jeglicher Hinsicht vom Rest des Bond-Kosmos abhebt.
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Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)

13
Nico hat geschrieben: Gestern 15:22 Und sind wir mal ganz ehrlich: Ja, sie steht auf Bond, weil er der erste Mann in ihrem Leben ist, der Vivienne gut behandelt, aber steht nicht sowieso jede Frau auf Bond, egal, was er tut? Ist das nicht der Sinn der Sache?
Das ist ein nicht zu schlagendes Argument. :lol:
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Re: Romanbesprechung: Der Spion, der mich liebte - TSWLM (Fleming)

15
Interessant ist ja, dass Fleming eigentlich überhaupt kein guter Autor für Frauenfiguren war. Selbst losgelöst vom 50er Jahre Weltbild, sind die Damen in seinen Romanen immer eindeutig als Männerfantasien zu erkennen und sofern ihr Eigenleben überhaupt von Interesse ist, dann hat es immer diese unangenehme "So stellen sich Männer die Gedankenwelt von Frauen vor"-Perspektive, die mich peinlich berührt zurücklässt.

Gemessen daran ist TSWLM noch ziemlich in Ordnung und das erste Drittel mag jetzt keine schriftstellerische Meisterleistung sein, ist aber Flemings wohl differenzierteste und geglückteste Auseinandersetzung mit dem weiblichen Innenleben. Als Experiment gefällt mir das Buch daher ganz gut, auch wenn es tatsächlich nicht so viel zu bieten hat und im Rahmen der Bond-Reihe fast albern erscheint.
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