Casino Hille hat geschrieben: 24. März 2025 12:54
So stark habe ich den qualitativen Abfall nicht wahrgenommen, aber es stimmt, dass der Film einige hanebüchene Haken schlagen muss, um zu seiner - gar nicht mal so originellen - Schlusspointe zu kommen.
Zugegeben - die hatte ich tatsächlich dann auch nicht auf dem Schirm, fand sie aber aus anderen Gründen dann wieder sehr dämlich, dazu aber gleich noch mehr.
Casino Hille hat geschrieben: 24. März 2025 12:54Im letzten Drittel gab es da mehrere Entwicklungen, die mir aufgesetzt und konstruiert vorkamen. Ich würde Berger zudem auch vorwerfen, dass sein Film schon bemüht ist, ausgeglichen in der Darstellung von Glauben und religiöser Institution zu sein, die kritischere Beleuchtung der Katholischen Kirche aber immer noch mit Samthandschuhen daherkommt.
Interessant, das sehe ich tatsächlich dann ganz anders. Für mich ist die 2. Hälfte des Film Bashing der Katholischen Kirche in Reinkultur. Der ganz Aufbau des Films hin zu einer: "wir zeigen der katholischen Kirche jetzt mal, wie man sie richtig modernisieren und aufziehen sollte" finde ich aufgrund seiner Plumpheit einfach nur peinlich. Vertseh mich nicht falsch: Kritikpunkte gäbe es genug und die könnte man auch im Rahmen einer eher auf den Mainstream zielenden Verfilmung auch gerne und gut anbringen. Aber das macht der Film ja gerade nicht. Und - so wie ich es sehe - nicht weil er das nicht will, sondern weil er es schlicht aufgrund seiner Voreingenommenheit nicht kann. Wer ein so eindimensionales Bild der katholischen Kirche und ihrer spirituellen Führer zeichnet, der hat an echter Kritik kein Interesse. Ich fass mal kurz zusammen: die Preferiti setzen sich zusammen aus einem reaktionären, rassistischen Kriegstreiber, einem korrupten Lügner und Betrüger, einem aggressiven Frauen- und Homosexuellendiskriminierer und einem egomanischen A.r.schloch.
Dem gegenüber stellt der Film als einzig wahre Zukunft für die katholische Kirche eine biologische Frau als Anführer.
Klar, so einfach kann man sich die Weltsicht auch gestalten, aber darf sich dann halt nicht wundern, wenn man nicht für voll genommen wird.
Casino Hille hat geschrieben: 24. März 2025 12:54Letztlich haben mich die durchweg exzellenten Darsteller (neben Ralph Fiennes vor allem noch John Lithgow und Isabella Rossellini) und die sehr ästhetische Umsetzung (Regenschirme!) aber gut genug unterhalten, um mit 7/10 aus "12 Angry Cardinals" rauszugehen.
Lithgow fand ich aufgrund der Eindimensionalität seiner Rolle gar nicht mal so toll, Fiennes hat mich aber auch dieses Mal wieder sehr überzeugt - auch wenn auch er schon deutlich besser war. Die Regenschirme, ja das sah schön aus, war aber irgendwie auch wieder symptomatisch für die Plakativiät des Films: die Art und Weise wie auch die Länge, wie diese Szene integriert ist, schreit förmlich: "Hallo Zuschauer!!! Hier kommt eine visuell künstlerisch-anspruchsvolle Einstellung!!!". Hätte mir besser gefallen, wenn man so etwas subtiler eingebaut hätte und nicht dann gefühlt (wenn es in echt überhaupt weniger war) eine halbe Minute die Regenschirme gezeigt hätte. Aber gut, Subtilität ist nun auch nicht unbedingt die Forte dieses Films.
