GoldenProjectile hat geschrieben: 20. Februar 2025 22:29
Die Vorbereitungen für den diesjährigen Superman-Film haben begonnen, mit einem lockeren Marathon der bisherigen Filme
Da ich bei dem Marathon mit dabei bin, ist es eigentlich ein Frevel meinerseits, nicht längst geantwortet zu haben. Dabei ist das Fazit so einfach: Schee war's!

"Superman" ist ein toller Film und ich freue mich immer sehr, ihn zu sehen. Aber etwas ausführlicher darf man natürlich trotzdem werden, also ...
GoldenProjectile hat geschrieben: 20. Februar 2025 22:29
Donners
Superman (1978) ist lang. Vielleicht ein bisschen zu lang. Und er ist ambitioniert. Vielleicht etwas zu ambitioniert für den ersten wirklichen Superheldencomic-Kinofilm (oder vergesse ich einen?), er deckt nämlich Vorgeschichte, Origins-Story Love Interest und Schurkenplot alle ausführlich und mehr oder weniger nacheinander ab.
Ja, das ist sicherlich nicht falsch, aber irgendwie ist es ja auch erstaunlich, wie sehr sich "Superman" beim jeden neuen Anschauen als Prototyp des ganzen Genres entpuppt. Eigentlich ist hier alles schon da: die klassische Origin-Geschichte, das Spiel mit der doppelten Identität, die Liebesbeziehung, der größenwahnsinnige Bösewicht, und selbst die Sequel-Köder. Was bei Marvel heute nach dem Abspann stattfindet, erledigt Donner in den ersten paar Minuten, als Marlon Brando den ollen Zod und seine Gefolgsleute in die Phantomzone befördert. Ob das zu ambitioniert ist, ist eine gute Frage. Sicherlich sorgt es dafür, dass "Superman" als Film ins Episodische verfällt: Zerstörung von Krypton, Leben auf der Farm, Screwball-Komödie, Supermans erste Abenteuer, Gefahr durch Lex Luthor ...
Man kann sich daran stören, aber für mich macht gerade das Donners Film aus. Es ist gewissermaßen auch ein großer Film über die Americana-Kultur, ein Film, der mit einer Variation eines biblischen Mythos (Superman = Moses) beginnt, und dann vom Landleben in die Großstadt wechselt, gewissermaßen vom Heimat- zum Stadtfilm. Und das alles aufgeladen mit viel Romantik. Die Bilder vom idyllischen Smallville sind Donner beispielsweise ein spürbares Anliegen, weil sich in ihnen der Superman-Charakter begründet. Das ist sicherlich ein Kino der Sentimentalitäten, wozu auch die hymnenartige Filmmusik von John Williams viel beiträgt, aber für mich geht die Rechnung auf, ich nehme dem Film seine unschuldig-naive Sichtweise ab.
GoldenProjectile hat geschrieben: 20. Februar 2025 22:29
Christopher Reeve als Clark Kent. Reeve liefert eine tolle Darbietung und zeigt exzellent auf, was die Doppelrolle von Clark Kent und Superman ausmacht, mit unantastbar coolem und bodenständigen Charisma in der einen Variation der Rolle, und nervöser aber liebenswürdiger Tollpatschigkeit in der anderen. Reeve kann wie auf Knopfdruck wechseln, und das beeindruckt mich mehr als was viele andere Schauspieler machen. Die Screwball-Szenen zwischen Clark und Margot Kidder als Lois sind somit auch mit die stärksten Passagen des Films
Das sehe ich ganz genauso, und eigentlich verkacken das alle anderen Superman-Darsteller. Man muss sowohl Clark Gable als auch Cary Grant sein können! Reeve ist sensationell in der Titelrolle, und die berühmte Szene, gedreht ohne Schnitt, in der er in etwa 40 Sekunden das Kostüm (und damit auch die "Rolle") off screen wechselt, ist ein wirklich erstaunliches Beispiel für sein Können. Eine der definitiven Superhelden-Performances, ähnlich wie Hugh Jackman als Wolverine oder Robert Downey Jr. als Iron Man. Seine Chemie mit Margot Kidder ist auch exzellent, weshalb es Sinn ergab, in der Fortsetzung noch mehr Fokus auf die beiden zu legen. Diese ganze Szene mit den beiden auf dem Balkon beim Interview ist so süß und pur, ganz großartig!
GoldenProjectile hat geschrieben: 20. Februar 2025 22:29
Zwiegespalten bin ich bei der Besetzung Hackmans als Luthor. Einerseits sind Hackmans charismatische Eskapaden für sich gesehen ein Spass, andererseits fremdle ich ein bisschen mit der Rollenauslegung inklusive Hide-out und zweiköpfiger Handlangerbande aus tumbem Assistenten und weichgespülter Femme Fatale. Das erinnert alles ein bisschen an Darkwing Duck oder die Panzerknacker oder etwas in der Art.
Stimmt, aber ich liebs. Und so unpassend auf den früheren Comic-Luthor ist Hackman gar nicht, zumal er blitzschnell auch eine große Kaltschnäuzigkeit durchschimmern lassen kann ("Is that how a warped brain like yours gets its kicks? By planning the death of innocent people?" - "No, by causing the death of innocent people.")! Vielleicht ist Otis an 2-3 Stellen etwas zu albern und klamaukig und man kann eigentlich gar nicht anders, als Luthor als Parodie auf einen Bond-Schurken zu sehen, aber das viele "MISS TESCHMACHER !!!!"-Gebrülle von Hackman möchte ich auf keinen Fall missen. Und ich freue mich schon wie ein Schneekönig, dass James Gunn für seinen 2025er "Superman" ausgerechnet Miss Teschmacher als Figur zurückholt!
Ich mag "Superman" 1978, es ist ein schöner Klassiker, der mit Herzblut gemacht wurde und unverkrampfte Unterhaltung bietet. Der Superman-Mythos aus den Comics wird würdevoll auf die große Leinwand transportiert, mit einigen Spezial Effekten, die heute noch toll aussehen, aber damals eben bahnbrechend waren. Und alleine die Montage, in der Superman durch Metropolis fliegt und einfach verschiedenen Menschen hilft (sogar einem kleinen Mädel, dessen Katze im Baum sitzt) ist Gold. Das ist der Shit, den ich in Superhelden-Filmen sehen will! Wenn James Gunn eines machen sollte, um mich glücklich zu machen, dann muss Superman nicht als unaufhaltbarer Gott oder mit sich hadernder Übermensch gezeigt werden, sondern als netter Kerl, der wo er kann Menschen hilft oder ihnen eine Freude macht. 8/10.