Gestern haben wir in unserem kleinen Filmclub Mutiny on the Bounty von 1962 gesehen. Nach einem etwas langsamen Start wurde es rasch richtig gut. Klar, er hätte vielleicht nicht ganze drei Stunden sein müssen, aber dafür ist es ein bildgewaltiges Spektakel in Ultra Panavision 70 mit überwältigend exotischen Locations in knallbunten Farben, viel Abenteuerflair und wirklich nur ganz wenigen schlechten Rückprojektionen. Dazu kommt ein grossartiges darstellerisches Triumvirat aus Brando, Howard und Harris.
@Anatol was denkst du würde noch gut in die Reihe der bisher gesehenen River Kwai, Great Escape und jetzt Bounty passen? Also diese Art starbesetztes Spektakelkino aus den 50ern und 60ern mit viel Aufwand und einer Mischung aus Abenteuer und Drama? Klar, du wirst Ben-Hur nennen, aber was sonst noch?
GoldenProjectile hat geschrieben: 15. Februar 2025 11:00
Gestern haben wir in unserem kleinen Filmclub Mutiny on the Bounty von 1962 gesehen. Nach einem etwas langsamen Start wurde es rasch richtig gut. Klar, er hätte vielleicht nicht ganze drei Stunden sein müssen, aber dafür ist es ein bildgewaltiges Spektakel in Ultra Panavision 70 mit überwältigend exotischen Locations in knallbunten Farben, viel Abenteuerflair und wirklich nur ganz wenigen schlechten Rückprojektionen. Dazu kommt ein grossartiges darstellerisches Triumvirat aus Brando, Howard und Harris.
Ich mag den auch sehr gerne, ist für mich ebenbürtig mit der 1935er-Fassung (und auch die 1984er Fassung mit Tony Hopkins und Uns Mel ist aller Ehren wert). Das grandiose Spektakel und die bärenstarken Stars rocken da einfach maßlos die Leinwand. Auch wenn ich wie ein ewiggestriger alter Knacker klingen mag: aber solche Filme werden heute wirklich nicht mehr gedreht. Übrigens halte ich gerade die Rückprojektionseffekte für mit das Beste, was mit dieser Technik je produziert wurde. Die Kap Hoorn-Szene ist diesbezüglich sensationell authentisch.
GoldenProjectile hat geschrieben: 15. Februar 2025 11:00
@Anatol was denkst du würde noch gut in die Reihe der bisher gesehenen River Kwai, Great Escape und jetzt Bounty passen? Also diese Art starbesetztes Spektakelkino aus den 50ern und 60ern mit viel Aufwand und einer Mischung aus Abenteuer und Drama? Klar, du wirst Ben-Hur nennen, aber was sonst noch?
Spontan würde ich als absolute diesbezügliche No-Brainer empfehlen:
Die glorreichen 7
El Cid
Die Kanonen von Navarone
Lawrence von Arabien
55 Tage in Peking
Das dreckige Dutzend
Ich bin zwar nicht der allergrößte Fan der West-7 (und der Aufwand ist da genre-bedingt auch etwas geringer, ist halt ein Western ), aber Spass macht der auch jede Menge und er ist ja quasi der direkte Great Escape-Vorgänger mit gleichem Regisseur, Jimmy, Steve und Charlie sowie Bernsteins epischem Soundtrack. Bei den anderen ist Navarone mein ganz persönlicher Favorit (Greg Peck, David Niven und mein geliebter Tony Quinn sind einfach zum niederknien). Aber El Cid ist auch ein Knaller par excellence.
Und ja, wenn du starbesetztes, gross angelegtes Abenteuer-Drama-Spektakel sehen willst, dann wirst du tatsächlich nicht mehr lange um Ben-Hur drum rum kommen.
Edit: jetzt habe ich die heißeste Empfehlung glatt vergessen: Der Flug des Phoenix von Robert Aldrich muss da natürlich auch in die Aufzählung mit rein. Was für ein grandioser Film! Jimmy Stewart und Hardy Krüger könnte ich fortwährend bei ihren Kabbeleien zuschauen. Aber der ist natürlich aufgrund seiner Handlung was das grosse Spektakel angeht auch ein bisschen im Hintertreffen zu den anderen Filmen, spielt halt ausschliesslich im Sandkasten. Also nehmen wir ihn mal als Empfehlung etwas außerhalb der geforderten Kriterien mit rein (Stars bekommt man ja aber immerhin jede Menge).
Ja, GoldenProjectile, "Lawrence" sollte eh klar sein, aber unbedingt auf den General hören und "Die Kanonen von Navarone" und "Das dreckige Dutzend" weit oben auf die Liste setzen. Zwei Spitzenfilme.
Und volle Zustimmung zur 62er Meuterei auf der Bounty, ich habe den letztes Jahr noch auf der großen Leinwand genießen dürfte und alleine tricktechnisch ist der eine absolute Schau. Anatol hat ganz recht, wenn er die Kap Hoorn Szene hervorhebt, denn das ist hinsichtlich des Einsatzes von Rückprojektionen die absolute Königsklasse und könnte auch heute noch kaum authentischer getrickst werden. Der Film ist ansonsten ein großer Spaß. Brando spielt völlig drüber, wie so oft, aber sein intensives Spiel funktioniert hier sehr gut, und man leidet irgendwann wirklich enorm mit der Besatzung mit, unter der Schikane, die sie erdulden müssen. Die Schönheit Tahitis wird wunderbar eingefangen, das Ende ist dann auch eine Punktlandung, und mir ging dasselbe wie Anatol durch den Kopf: Wo sind solche Filme heute?
Okay, ja, er ist gemessen an seinem erzählerischen Gehalt einen Tacken zu lang, aber was macht das schon? So verbringt man noch etwas mehr Zeit auf dem Schiff und mit dem Leid der Figuren, was durchaus seinen Wert für die Immersion hat.
Ich kann mich darüber hinaus auch sonst gut mit den Figuren im Film identifizieren, immerhin hab ich früher auch immer gemeutert, wenn meine ältere Schwester mir die Bountys weggegessen hat.
AnatolGogol hat geschrieben: 15. Februar 2025 12:06
Übrigens halte ich gerade die Rückprojektionseffekte für mit das Beste, was mit dieser Technik je produziert wurde.
Casino Hille hat geschrieben: 15. Februar 2025 14:11
denn das ist hinsichtlich des Einsatzes von Rückprojektionen die absolute Königsklasse und könnte auch heute noch kaum authentischer getrickst werden.
Ja, das ist super. Aber wenn die Jungs nach der Meuterei ein zweites Mal nach Tahiti segeln und mit ihren Frauen am Strand rumhängen gibt es im Dialog einige Einstellungen von Harris und seinem Kollegen (der, welcher Harris recht früh im Film auspeitschen musste), die eindeutig eine Rückprojektion von Himmel und Palmen zeigen, und das sieht jämmerlich aus wenn alle Einstellungen drumherum und dazwischen und überhaupt alles andere auf Tahiti eindeutig vor Ort gedreht wurde. Das meinte ich mit "wirklich nur ganz wenige".
Die Kanonen ohne Narwal, die zwölf Schmutzfinke und der flatternde Phoenix sind schon mal auf der Liste!
Nicht schlecht, das sind fast alles Filme die mir nur wenig bis nichts geben, einige sind sogar ziemlich große Enttäuschungen gemessen an den Möglichkeiten die Stoff, Regisseur und auch Besetzung versprechen.
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2025 17:24
Nicht schlecht, das sind fast alles Filme die mir nur wenig bis nichts geben, einige sind sogar ziemlich große Enttäuschungen gemessen an den Möglichkeiten die Stoff, Regisseur und auch Besetzung versprechen.
Ja, aber die Anforderung von GP war "starbesetztes Spektakelkino aus den 50ern und 60ern mit viel Aufwand und einer Mischung aus Abenteuer und Drama". Davon, dass sie Maibaum gefallen müssen, stand da nichts.
... aber es gibt ja starbesetztes Spektakelkino aus der Zeit, daß mir auch Spaß macht. Jedoch diese sehr, sehr teuren Filme mit gefühlt 10 Stunden Laufzeit sind meist etwas zu schwerfällig und zu mainstreamig in Konzept und Machart.
AnatolGogol hat geschrieben: 15. Februar 2025 17:36
Ja, aber die Anforderung von GP war "starbesetztes Spektakelkino aus den 50ern und 60ern mit viel Aufwand und einer Mischung aus Abenteuer und Drama". Davon, dass sie Maibaum gefallen müssen, stand da nichts.
Offizielle Nomination für den Beitrag des Monats!
Maibaum hat geschrieben: 15. Februar 2025 17:49
... aber es gibt ja starbesetztes Spektakelkino aus der Zeit, daß mir auch Spaß macht.
Und wie erfahre ich die? Doppelklick auf deinen Post hat schon mal nichts gebracht, in die Hände klatschen und Purzelbaum auch nicht.
Einfach mit dem Flieger nach Girona, dann mit dem Bus nach Cadaques, und im Can Shelabi nach einer Kopie fragen (Codewort "grande basura)", aber bitte nicht vor Mitternacht, das wäre unhöflich.
Von der Bounty Meuterei sah ich alle drei Filme, wobei der letzte - ich glaub das war nur ein TV Film- der faktentreueste war.
Mein Mutter kaufte mir damals in den 1970igern das Buch zum 2. Film mit Marlon Brando.
Ich war als ich den Epilog las, etwas geschockt. Die Meuterer waren in realiter alles andere als die edlen Unterdrückten, die sich gegen einen sadistischen Kapitän erhoben. Auf Pitcairn ermordeten sie sich gegenseitig bis nur noch EIN Seemann übrig blieb.
Später erfuhr ich auch, dass sie die männlichen Tahitianer, die sie mitnahmen als Sklaven hielten.
Das hat meine damalige Begeisterung arg gedämpft
Kennt hier irgendjemand den japanischen Regisseur und Schauspieler Takeshi Kitano? Ich jedenfalls nicht, bis ich zufällig bei einer meiner Filmrecherchen drüber gestolpert bin. Auch wenn offenbar einige, mit denen ich seither gesprochen habe, seine TV-Spielshow Takeshi's Castle zu kennen scheinen. Mein Interesse war anhand einiger kurzer Trailer und der irgendwie absurden Prämisse eines TV-Comedians und Spielshow-Hosts, der mit über 40 plötzlich ein ambitionierter Filmregisseur wird, jedenfalls geweckt, und so hab ich mir gleich mal die Dreier-Collection von BFI besorgt und in den letzten Tagen geschaut.
In einem Wort: Geil.
In mehreren Worten:
Violent Cop (1989)
In seinem Regiedebüt sollte Kitano ursprünglich nur die Hauptrolle spielen, übernahm aber die Regie, nachdem der ursprüngliche Regisseur Kinji Fukusakau ausgestiegen war. Dazu gehörte auch, das Drehbuch massiv zu verändern, denn obwohl man es kaum glauben mag, war Violent Cop in seiner früheren Fassung noch als Komödie angedacht. Der fertige Film ist hingegen so etwas wie die japanische Variante von Dirty Harry, nur dass Kitanos Film noch einmal deutlich brutaler und pessimistischer ist als der Siegel-Klassiker. Takeshi spielt einen Polizisten, der bekannt dafür ist, Gewalt und rechtswidrige Mittel anzuwenden und dessen Ermittlungen gegen einen Yakuza-Drogenring nach und nach zu einem blut- und bleihaltigen Krieg ausartet. Die nur gut 90-minütige Geschichte braucht etwas, um in die Gänge zu kommen, und auch im späteren Verlauf holpert es teils noch etwas an der Dramaturgie, dafür entschädigen aber die pointierten Gewaltspitzen, die nihilistischen Untertöne und das selbst in diesem Film unerwartet derbe Ende. Ein vielversprechender Auftakt für eine Regiekarriere.
Wertung: 8 / 10
Boiling Point (1990)
Kitanos zweiter Film ist höchst merkwürdig, und dadurch umso interessanter. Boiling Point handelt von einem zweitklassigen Baselballspieler, der sich Ärger mit einer lokalen Yakuza-Bande einhandelt. Als der Teamcoach, seines Zeichens selber ein ehemaliger Yakuza, den Konflikt nicht lösen kann, reist der Protagonist mit einem Teamkameraden nach Okinawa, um sich Waffen zur Selbstverteidigung zu besorgen. Diese Story ist eigentlich schnell erklärt, aber Kitano nimmt sich Zeit, ausschweifend zu erzählen, ohne dass es langweilig wird. Die skurrile Mischung aus Sportfilm, Gangsterdrama und rabenschwarzer Komödie ist bereits deutlich ausgefeilter als Violent Cop, was Bildaufbau und Inszenierung angeht. Takeshi scheut überraschende, ungewöhnliche und teilweise regelrecht irritierende Ideen nicht, und genau darin liegt der Spass. Nichts an Boiling Point ist 08/15, dafür lädt vieles dazu ein, sich das Gezeigte gleich nochmal anzusehen. Takeshi selber spielt übrigens diesmal eine wesentlich kleinere Rolle als jähzorniger und völlig durchgeknallter Kleinganove, in dessen Entourage die beiden Protagonisten auf ihrer Reise hineingeraten. Ein toller Film, in dem das Seltsame und Ungewohnte ausgezeichnet funktioniert.
Wertung: 8,5 / 10
Sonatine (1993)
Auf Takeshis wohl bekanntesten Film war ich besonders gespannt und wurde nicht enttäuscht. Sonatine lässt sich wohl am ehesten als Symbiose aus Gangsterballade, Yakuza-Satire, meditativem Drama und Hangout-Film à la Rio Bravo beschreiben und dreht sich inhaltlich um eine zusammengewürfelte Yakuza-Schlägertruppe, die als Bereitschafts-Team zu einem schwelenden Bandenkonflikt auf Okinawa geschickt wird, um sowohl bei Verhandlungen wie auch bei einer Eskalation unterstützen zu können. Ohne viel zu den dramatischen Wendepunkten und Gewalteruptionen zu sagen, derer es auch reichlich gibt, handelt der Film zu einem Grossteil auch vom Warten. Die Bande wird nach ihrer Ankunft völlig absurd wie eine Reisegruppe mit dem Bus abgeholt und verbringt den grossen Mittelteil der Geschichte in einem abgelegenen Strandhaus, wo sie sich mit zunehmend albernen Spielen und Streichen die Zeit vertreiben, vom Einstudieren traditioneller Tänze bis zur Schlacht mit Sandburgen und Feuerwerksböllern. Es sind diese Teile, in denen man den Charakteren näherkommt und immer mehr mit ihnen in ihre Welt entrückt, die den Film zusammenhalten und in denen umso mehr passiert, desto weniger zu passieren scheint. Am liebsten möchte man die farbenfrohen, sorgsam komponierten Bilder und den schlichten, aber eingängigen Soundtrack von Joe Hisaishi (bekannt als Stammkomponist von Hayao Miyazaki) nicht mehr loslassen. Ein sinnlicher und komplexer, leichtfüssiger und herzlicher, aber auch trauriger Film, den ich am liebsten gleich noch mal sehen möchte.
Wertung: 10 / 10
Der Takeshi, absolute Charakterfresse und begnadeter Stone-Face Darsteller. Lange nichts mehr von ihm gehört, in den späten 90ern waren seine Filme mal sehr angesagt, vor allem Hana-Bi, mit dem er den großen Preis von Venedig gewann.
kann irgendwer was zu dem neuen Gibson Film sagen? Der Trailer wirkte wie für einen ganz billigen Shyamalan Film. Kaum vorstellbar, dass das von Gibson ist.
"It's been a long time - and finally, here we are"