ollistone hat geschrieben: 20. Dezember 2024 10:32
Hast du nicht gerade erst bei Serienweise darum gebeten, dass man dich mit Superhelden-Filmen in Ruhe lässt?
Absolut. Ich brauche die in der Masse nicht mehr. Meinetwegen kann Marvel ganz aufhören und DC vier Fünftel der geplanten Projekte abblasen. Superman ist für mich aber genau wie Batman oder James Bond oder Sherlock Holmes eine feste Instanz der Popkultur. Auf die lasse ich mich immer gerne ein, wenn richtig umgesetzt.
(Und dann kommt ja noch hinzu, dass ich die Dinger beruflich eh alle gucken muss, und von daher bin ich dankbar, wenn ich ausnahmsweise mal einen tollen Superheldenfilm gucken muss. James Gunn hat mir 2021 mit "The Suicide Squad" da einen meiner bisher liebsten Filme des Genres präsentiert, also bekommt er Vertrauensvorschuss.)
vodkamartini hat geschrieben: 20. Dezember 2024 08:45
Ist das der Köter? Muss zugeben, den kannte ich gar nicht.
Zumindest in den bisherigen Kinofilmen ist Krypto auch nie aufgetaucht, und viele der Comics (vor allem aus den letzten Jahren) ignorieren ihn sehr gerne. Das Konzept wirkt auf manche wohl zu albern. Aber seit ich gehört habe, dass Krypto bei Gunn dabei ist, freue ich mich auf diesen Film. Gunn hat bei "The Suicide Squad" gezeigt, dass er und ich wohl dieselben Comics lesen und mögen.
Daniel hat weiter oben geschrieben, dass man wieder mehr zum Camp zurückkehrt. Und Gott sei dank tut man das. Superhelden sind campy. Gerade die Comics mit Superman sind groß, bunt und naiv. Ich brauche da keinen nihilistischen Übermenschen wie bei Zack Nixda, der uns in zwanzig Filmminuten fünftausend 9/11s beschert.
Bei Snyder hat es ja deswegen nicht funktioniert, weil er nur den düsteren Look drauf gepappt und darunter einen großen Blödsinn veranstaltet hatte. Er dachte wohl, Nolan hat es mit "Erdung" hinbekommen, also machen wir auch einen auf Ernst. Nur ist es halt dennoch eine Faschingsparty geworden, nur eben eine für Gothic Freaks.
Bei Batman ist der "realistische" Ansatz aber auch am leichtesten umzusetzen, da passt es am ehesten. Aber Superman ist eine knallbunte Popikone, da ist Gunns Herangehensweise auf jeden Fall die nahleliegendere weil erfolgversprechendere.
Ich finde Comic-Fans sind faszinierende Wesen. Ich beobachte das jetzt seit ungefähr 20 Jahren und JEDES Mal wenn zum X-ten Mal eine Serie neu aufgelegt wird (oder ein Sequel, Prequel, whatever) liest man die gleichen begeisterten Stimmen:
- "Endlich setzen sie die X-Phase um"
- "Endlich hat er das richtige Kostüm"
- "Der Regisseur X wird es dieses mal richtig machen"
. "Das wird die erste richtige X Verfilmung seit Jahren"
Da geht es dann selbst um kleinste Banalitäten wie ob er die Unterhose drüber oder drunter trägt, ob er Brustwarzen hat, ob sein Kostüm golden oder blau ist,...
Wenn der Film dann gelaufen ist, reden sich die Hälfe ein, dass sie recht hatten, die andere Hälfte ist zu tiefst beleidigt und empört, und 2 Jahre später ist man wieder einig, dass der nächste aber jetzt so wirklich wirklich richtig und endlich würdig werden wird
"It's been a long time - and finally, here we are"
Die Vorbereitungen für den diesjährigen Superman-Film haben begonnen, mit einem lockeren Marathon der bisherigen Filme und dem Quest, nicht for Peace, sondern jedem davon einen coolen Superman-Song zuzuordnen. Angefangen natürlich mit diesem Knaller einer ganzen Generation. Gesungen von Gert Fröbe höchstpersönlich, ehrlich...
Donners Superman (1978) ist lang. Vielleicht ein bisschen zu lang. Und er ist ambitioniert. Vielleicht etwas zu ambitioniert für den ersten wirklichen Superheldencomic-Kinofilm (oder vergesse ich einen?), er deckt nämlich Vorgeschichte, Origins-Story Love Interest und Schurkenplot alle ausführlich und mehr oder weniger nacheinander ab. Was den Nachteil birgt, dass er seinen grössten Trumpf erst nach etwa einer Dreiviertelstunde ausspielen kann, nämlich Christopher Reeve als Clark Kent. Reeve liefert eine tolle Darbietung und zeigt exzellent auf, was die Doppelrolle von Clark Kent und Superman ausmacht, mit unantastbar coolem und bodenständigen Charisma in der einen Variation der Rolle, und nervöser aber liebenswürdiger Tollpatschigkeit in der anderen. Reeve kann wie auf Knopfdruck wechseln, und das beeindruckt mich mehr als was viele andere Schauspieler machen. Die Screwball-Szenen zwischen Clark und Margot Kidder als Lois sind somit auch mit die stärksten Passagen des Films, hier ist die Geschichte endlich in ihrem Kernsetting angelangt und muss nicht länger Exposition betreiben.
Weitere starke Passagen sind alles, was sich in Smallville abspielt. Rein visuell fand ich die Smallville-Teile bei Superman immer mit am besten, und es ist kein Zufall, dass For All Seasons einer meiner Lieblingscomics ist. Die bilderbuch-pittoresken Farmlandschaften sind immer wieder eine Freude und bei Donner machen sie Malicks Days of Heaven aus dem gleichen Jahr Konkurrenz.
Weniger gelungen fand ich die sehr ausführlichen Krypton-Passagen, hier hat der Zahn der Zeit am stärksten an den Bildern und Effekten genagt (die Phantom Zone!), und funktionieren selbige noch am ehesten wenn man sie als psychedelischen Anstrich betrachtet und nicht als die teuren Damals-wohl-State-of-the-Arts-Tricks, die sie eigentlich sind. Dazu leiert Brando für ein Millionensalär steif seinen Text runter, gerade nachdem ich letzte Woche Mutiny on the Bounty gesehen habe wirkt dieser kurze Schlagabtausch mit Trevor Howard ziemlich schlapp.
Zwiegespalten bin ich bei der Besetzung Hackmans als Luthor. Einerseits sind Hackmans charismatische Eskapaden für sich gesehen ein Spass, andererseits fremdle ich ein bisschen mit der Rollenauslegung inklusive Hide-out und zweiköpfiger Handlangerbande aus tumbem Assistenten und weichgespülter Femme Fatale. Das erinnert alles ein bisschen an Darkwing Duck oder die Panzerknacker oder etwas in der Art. Hier hätte eine Spur mehr Seriosität nicht geschadet. Womöglich war das damals so, ich bin halt viel mehr mit den Comics der 90er und frühen 2000er vertraut.
Nachdem der Mittelteil trotz aller Screwball-Spässe ein bisschen viel Studio- und Indoor-Geruch versprüht, protzt der grosse Showdown in Kalifornien wieder deutlich mehr mit seinen Bildern und ist ganz gelungen, wenn auch an diesem Punkt des Films zu lang und ein wenig zu ermüdend. Der Film als Ganzes ist gepflegt unterhaltsam. Er hat seine eindeutigen Stärken, die Besetzung von Reeve ganz zuvorderst, aber er hat auch seine Schwächen und ist nicht immer ganz rund. Ich würde 6 Punkte vergeben, was manchem vielleicht zu tief vorkommt (und Maibaum bestimmt viel zu hoch), aber wie gesagt: Gepflegte Unterhaltung. Trotzdem bin ich auf den zweiten Teil gespannt, da Lester eigentlich noch nie langweilig war.
Welche Version hast du denn geschaut, die Kinofassung oder den DC? Weil letzterer ist dann tatsächlich doch etwas zu viel und zu ausführlich und auch zu lang. Sind zwar keine Riesendifferenzen und auch die Kinofassung ist schon viel und ausführlich und hier und da ein klein bisschen zu lang, aber in Summe dann doch runder und stimmiger wie ich finde.