Casino Hille hat geschrieben: 17. Februar 2025 13:44
In deinem cinephilen Freundeskreis hat niemand von einem der Oscar-Anwärter dieses Jahr gehört?
Ich will das alles gar nicht in Abrede stellen, aber a) ist "Konklave" nun sicher nicht der massentauglichste Film (mich wundert eher, dass der Stoff als Roman wohl ein Hit gewesen ist) und b) heißt das vielleicht auch nicht, dass diese Filme fehlen, sondern sich die Kulturlandschaft eben im Allgemeinen verändert und das Kino somit mittlerweile einen anderen Stellenwert hat.
Ist "Philadelphia" massentauglich?
Wenn 3 Mio Leute ins Kino gehen, dann gehen immer noch 81 Mio nicht ins Kino.
"Konklave" scheint ja in Deutschland immerhin "massentauglicher" zu sein als Fortsetzungen zu "Planet der Affen", "Alien", "Godzilla" oder "Twister".
"Konklave" fällt doch genau in die Kategorie Film, die früher dreimal soviele Leute angelockt hätte. Mainstreamig, unterhaltsam, ohne erhobenen Zeigefinger, Starbesetzung. Tut niemandem weh.
Natürlich hast du Recht mit der veränderten Kulturlandschaft.
Aber die Kulturlandschaft ist immer im Wandel.
Das Kino hatte in den 80ern mit dem Aufkommen von VHS und Privatfernsehen einen kommerziellen Tiefpunkt. In den 90ern und 00ern gingen dann aber wieder mehr Leute ins Kino, obwohl es viel mehr Alternativen im Filmsegment gab.
Und dass es immer noch Filme gibt, die über 10 Mio anlocken (Avatar) oder über 4 Mio (Oppenheimer), zeigt ja, dass es mit den richtigen Filmen zur richtigen Zeit möglich ist.
Es ist ja auch nicht so, dass es überall so "schlimm" aussieht wie in Deutschland. Und da muss man gar nicht nach China oder Südkorea blicken, wo das Kino boomt.
In Frankreich hatten letztes Jahr zwei einheimische Produktionen 10.823.168 (Was ist schon normal?) und 9.429.939 (Der Graf von Monte Christo) um die 10 Mio Besucher. Und große Hollywood-Hits wie "Alles steht Kopf 2" hatten 8.564.110 Besucher, fast 3 Mio Besucher mehr als in Deutschland - und das bei 15 Mio weniger Einwohnern.
Und auch wenn man sagt, dass Frankreich ebenfalls kein gutes Beispiel ist, weil es eben das cinephilste Land in Europa ist, kann man in weitere westliche Länder schauen, in denen es ebenfalls deutlich besser läuft als in Deutschland.
Und all diese Länder haben Streaming etc. - das kann nicht die Erklärung für das Abebben des Interesses am Kino in Deutschland sein.
Ich glaube eher, dass es ein Marketing-Problem ist. Nicht nur von den Verleihern, sondern vor allem auch von den Kinos selbst.
Viele Kinos werden noch so betrieben wie vor 25 Jahren. Einmal pro Woche aktualisieren sie ihr Programm auf der Website und fertig. Heute ist aber mehr nötig, um Aufmerksamkeit zu erhalten.