Als plakativ sehe ich The Left Handed Gun nicht, eher als etwas überambitioniert, wenn auch aus heutiger Sicht teils etwas zu bemüht. Das seltsam melodramatisch inszenierte Ende ist leider der Tiefpunkt des Films, zumal Newman da fast schon lächerlich wirkt mit seiner Gestik.
Da hatte ich mir auch etwas mehr von erwartet, aber da der Film doch viele starke Szenen enthält mag ich ihn ganz gerne, und für die 50er sehe ich ihn immer noch als einen bemerkenswerten Western (mit ein paar Einschränkungen).
Was James Dean betrifft, so gehörte Newman ja auch zur neuen Generation die intensives Method Acting betrieben, wurde damals glaube ich auch als Brando Kopie empfunden (dem er damals sogar etwas ähnelte), aber hier übertreibt er tatsächlich gewaltig. Zum Glück hat er so nicht weiter gemacht, sonst wäre er der Pacino/De Niro der 60er geworden (oh je), statt dessen hat er ja später teils auch Rollen gespielt in denen er fast gar nicht spielte, und auch da ist er sehr intensiv.
Aber ich denke daß dieses Method Acting von Penn auch so gewünscht war.
Ich sag mal, schöner Film. 7,5/10
Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
362Kann ich absolut nachvollziehen. Mir war er persönlich zu sprunghaft und obwohl ich das Besondere durchaus erkenne, reicht es bei mir nicht für eine vergleichsweise hohe Wertung. Dafür ist mir das Gesamtbild zu unausgegoren.Maibaum hat geschrieben: 15. Januar 2025 16:42 Da hatte ich mir auch etwas mehr von erwartet, aber da der Film doch viele starke Szenen enthält mag ich ihn ganz gerne, und für die 50er sehe ich ihn immer noch als einen bemerkenswerten Western (mit ein paar Einschränkungen).
Interessant, bei Newman an eine Brando Kopie zu denken ist so falsch nicht.
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
363Ich habe endlich mal wieder was im Western abgehakt, wie einst angekündigt ging es diesmal in die Welt von Sergio Corbucci.
Django (1966)
Ich hatte irgendwann mal erfahren, was ich zuvor gar nicht wusste, nämlich dass Django ein weiteres Remake der alten Yojimbo-Geschichte sein soll. Jetzt wo ich ihn gesehen habe sind die Parallelen aber um Einiges geringer als erwartet. Dass ich mir zur Einstimmung Tags zuvor nochmal das Dollar-Fäustchen angesehen habe, hat aber natürlich trotzdem nicht geschadet. Django ist noch einmal eine ganze Ecke wüster, dreckiger, billiger und exzentrischer als Fistful, und eine ganze Weile funktioniert diese skurrile Mischung ganz ausgezeichnet, bis die KKK-ler auftauchen und Django erstmals seinen Sarg öffnet. Die zweite Hälfte lässt hingegen nach, da ist die simple Geschichte nicht mehr so gut strukturiert, dafür kommt es zu einigen musikalischen Entgleisungen und zu Actionszenen, die fast schon ein bisschen wie ein Stilbruch zur ersten Hälfte wirken. Das Ende ist dann nochmal ganz eigen führt zu einem wiederum tollen Schlussbild. Den zwangsläufigen Direktvergleich mit dem Dollar-Fäustchen verliert Django als Film, und als Figur verliert Neros Django auch den Vergleich mit Eastwood, aber die punktuelle Brillanz ist durchaus erkennbar.
Wertung: 7 / 10
Il Mercenario (1968)
Corbucci Nummer zwei ist wesentlich aufwändiger produziert und visuell opulenter als Django. Darüber hinaus ist auch die Geschichte um Einiges ausgefeilter, mit einer interessanten allegorischen Charakterkonstellation zwischen dem Revolutionsmacher Nero und dem revoluzzenden Träumer Musante. Die Eröffnungsszene in medias res und Neros Voice-over, dass erst zurückblickt und den Kreis dann später wieder schliesst, helfen mit, der Handlung eine epische Tragweite zu verleihen. Die ungewohnt frühe Platzierung des Duells mit dem prägnantesten Gegenspieler hält den Ausgang offen. Vor allem aber baut Corbucci hier fast durchgehend spannende Bilder, die er fliessend und elegant verknüpft. Rein handwerklich gibt es hier kaum was auszusetzen, und von Ennio gibt es was Gutes zu hören. Es gibt also einen neuen Ranglistenersten in der Westernrundschau von dieser Woche. Leider wird er diesen Rang nicht lange halten können.
Wertung: 8 / 10
Il Grande Silenzio (1968)
Corbucci Nummer drei ist klar der interessanteste und beste Film diese Woche, mal abgesehen von der zwangsläufig sehr unsauberen Lippensynchronität in der italienischen Fassung und dem deutschen Titel ("Ein glorreicher Halunke pflastert den Gehweg mit Leichen und kriegt Ärger mit dem Strassenbauamt" oder so ähnlich), um meine beiden Standard-Mäkeleien noch unterzubringen. Dafür steckt in Morricones Score, den Bildern und dem alpinen Setting etwas Abstraktes, Böses und Mythisches, was bis zuletzt an den Bildschirm fesselt. Ich habe zumindest noch nie einen Western gesehen, der sich so sehr nach einem Horrorfilm anfühlt. Und das Ende ist ein grausamer, traurig-schöner Albtraum. Es sagt so Einiges über die Qualität und das Faszinationspotential eines Films aus, wenn Klaus Kinskis wuchtige Präsenz allein eigentlich gar nicht so sehr heraussticht.
Wertung: 9 / 10
Django (1966)
Ich hatte irgendwann mal erfahren, was ich zuvor gar nicht wusste, nämlich dass Django ein weiteres Remake der alten Yojimbo-Geschichte sein soll. Jetzt wo ich ihn gesehen habe sind die Parallelen aber um Einiges geringer als erwartet. Dass ich mir zur Einstimmung Tags zuvor nochmal das Dollar-Fäustchen angesehen habe, hat aber natürlich trotzdem nicht geschadet. Django ist noch einmal eine ganze Ecke wüster, dreckiger, billiger und exzentrischer als Fistful, und eine ganze Weile funktioniert diese skurrile Mischung ganz ausgezeichnet, bis die KKK-ler auftauchen und Django erstmals seinen Sarg öffnet. Die zweite Hälfte lässt hingegen nach, da ist die simple Geschichte nicht mehr so gut strukturiert, dafür kommt es zu einigen musikalischen Entgleisungen und zu Actionszenen, die fast schon ein bisschen wie ein Stilbruch zur ersten Hälfte wirken. Das Ende ist dann nochmal ganz eigen führt zu einem wiederum tollen Schlussbild. Den zwangsläufigen Direktvergleich mit dem Dollar-Fäustchen verliert Django als Film, und als Figur verliert Neros Django auch den Vergleich mit Eastwood, aber die punktuelle Brillanz ist durchaus erkennbar.
Wertung: 7 / 10
Il Mercenario (1968)
Corbucci Nummer zwei ist wesentlich aufwändiger produziert und visuell opulenter als Django. Darüber hinaus ist auch die Geschichte um Einiges ausgefeilter, mit einer interessanten allegorischen Charakterkonstellation zwischen dem Revolutionsmacher Nero und dem revoluzzenden Träumer Musante. Die Eröffnungsszene in medias res und Neros Voice-over, dass erst zurückblickt und den Kreis dann später wieder schliesst, helfen mit, der Handlung eine epische Tragweite zu verleihen. Die ungewohnt frühe Platzierung des Duells mit dem prägnantesten Gegenspieler hält den Ausgang offen. Vor allem aber baut Corbucci hier fast durchgehend spannende Bilder, die er fliessend und elegant verknüpft. Rein handwerklich gibt es hier kaum was auszusetzen, und von Ennio gibt es was Gutes zu hören. Es gibt also einen neuen Ranglistenersten in der Westernrundschau von dieser Woche. Leider wird er diesen Rang nicht lange halten können.
Wertung: 8 / 10
Il Grande Silenzio (1968)
Corbucci Nummer drei ist klar der interessanteste und beste Film diese Woche, mal abgesehen von der zwangsläufig sehr unsauberen Lippensynchronität in der italienischen Fassung und dem deutschen Titel ("Ein glorreicher Halunke pflastert den Gehweg mit Leichen und kriegt Ärger mit dem Strassenbauamt" oder so ähnlich), um meine beiden Standard-Mäkeleien noch unterzubringen. Dafür steckt in Morricones Score, den Bildern und dem alpinen Setting etwas Abstraktes, Böses und Mythisches, was bis zuletzt an den Bildschirm fesselt. Ich habe zumindest noch nie einen Western gesehen, der sich so sehr nach einem Horrorfilm anfühlt. Und das Ende ist ein grausamer, traurig-schöner Albtraum. Es sagt so Einiges über die Qualität und das Faszinationspotential eines Films aus, wenn Klaus Kinskis wuchtige Präsenz allein eigentlich gar nicht so sehr heraussticht.
Wertung: 9 / 10
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
364Irgendwie war Il Grande Silenzio bislang immer ein Film, den ich mehr respektiert als gemocht habe, aber deine Worte inspirieren mich dazu, ihn und auch die anderen beiden (in meiner Erinnerung meisterhaften) Corbucci-Western mal wieder anzuschauen. Sehr schöne Zusammenfassung, der ich eigentlich substanziell nur hinzufügen kann, dass ausnahmsweise dein Gemecker um einen deutschen Titel mal angebracht ist.
https://filmduelle.de/
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
365Meine Reihenfolge aus der Erinnerung wäre:
1 Django 2 Leichen pflastern seinen Weg und 3 Mercenario, allerdings auf ähnlich hohem Niveau.
Django hatte ich als ersten, im Teenageralter und noch dazu auf der Leinwand gesehen. Das prägt. Obwohl ich ebenfalls der Meinung bin, dass er im Vergleich mit Leones Dollar-Filmen den Kürzeren zieht, was aber keine Schande ist. Die anderen beiden kamen erst sehr viel später im Pantoffelkino. Ich werde mir die Tage die 4K von Silencio holen und dann auch mal wieder die anderen beiden sichten. Mal sehen, ob sich da etwas verschiebt.
1 Django 2 Leichen pflastern seinen Weg und 3 Mercenario, allerdings auf ähnlich hohem Niveau.
Django hatte ich als ersten, im Teenageralter und noch dazu auf der Leinwand gesehen. Das prägt. Obwohl ich ebenfalls der Meinung bin, dass er im Vergleich mit Leones Dollar-Filmen den Kürzeren zieht, was aber keine Schande ist. Die anderen beiden kamen erst sehr viel später im Pantoffelkino. Ich werde mir die Tage die 4K von Silencio holen und dann auch mal wieder die anderen beiden sichten. Mal sehen, ob sich da etwas verschiebt.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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Re: Das Western-Genre: Tipps, Kritiken & Diskussionen
366Sehe ich praktisch genauso, nur würde ich jeweils einen Punkt weniger vergeben. Bin trotzdem mit Corbucci nie so wirklich warm geworden, das Leichenpflaster ist dann auch der einzige, der für mich über ganz ok herausragt. Ich hab jetzt nicht so wahnsinnig viel vom Sergio gesehen, aber das was ich über die drei genannten geschaut habe hat mich eher unterwältigt, zb Navajo Joe oder Lasst uns töten, Companeros. Wobei Burt Reynolds als Indianer und Franco Nero als Schwede natürlich durchaus interessante Besetzungen sind.GoldenProjectile hat geschrieben: Heute 00:02 Ich habe endlich mal wieder was im Western abgehakt, wie einst angekündigt ging es diesmal in die Welt von Sergio Corbucci.
Die sind immer angebracht, weil sie bei mir für höchste Unterhaltung sorgen!Casino Hille hat geschrieben: Heute 01:20 Sehr schöne Zusammenfassung, der ich eigentlich substanziell nur hinzufügen kann, dass ausnahmsweise dein Gemecker um einen deutschen Titel mal angebracht ist.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"