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von Nico
Agent
DAF hat mich als Roman etwas ratlos zurückgelassen. Nach dem wirklich tollen MR weiß ich nicht so ganz, was ich von dem Buch halten soll.
Diamantenschmuggel ist etwas, von dem man nicht unbedingt erwartet, dass der Auslandsgeheimdienst sich mit der Sache befasst. So denkt wohl der Leser und so denkt auch Bond, als er sich in die Mission stürzt und erst einmal jede Menge langweiligen Kram über Diamanten erfährt. Fleming hat ein untrügliches Gespür dafür, immer genau eine Nuance zu viel Hintergrundinformationen zu geben, als dass die Beschreibungen spannend wären. Dieses Problem zog sich schon durch die Vorgängerbücher, hier tritt es wieder einmal zutage.
Der verlauf der Handlung ist, auch wenn er theoretisch dem Verlauf der Pipeline folgt, recht wirr. Vom Oberboss des Schmugglerrings über die erste Begegnung mit der wirlich gut ausgestalteten Figur der Tiffany Case und dem gemeinsamen Schmuggel im Flugzeug hin zu Shady Tree landen Bond und der Leser plötzlich mitten in einem Pferderennen und erleben mit, wie Jockeys bestochen werden (???). Schon hier dachte ich beim Lesen "Wie sind wir denn jetzt plötzlich da gelandet?" Dann landet Bond in einem Schlammbad und bei einem freundlichen Taxi-Fahrer, trifft zwischendurch wieder auf Felix Leiter und findet sich ungeahnt in einer Westernstadt (?????) wieder und muss vor einem alten Zug mit einer noch älteren Dampflok vorne dran auf einer Draisine fliehen. (???????) Irgendwie entgleist der Zug dann auf einmal, nur weil Bond eine Weiche umstellt, und es gibt ein Finale auf der RMS Queen Elizabeth. Wem das jetzt schon absurd vorkommt, der möge sich die Namen der Bösewichte anschauen: Serrafimo Spang, Shady Tree, "Windy", "Boofy" etc. inklusiver ihrer Angewohnheiten, wie an einer Warze zu lutschen. Ich fass es nicht.
Kein Wunder, dass der spätere Film, auch wenn er herzlich wenig mit dem Roman zu tun hat, ebenso wirr geraten ist. Insgesamt ist es ist doch lustig zu sehen, welche Versatzstücke Guy Hamiltons Werk aus dem Jahr 1971 gelandet sind; einzelne Details sind in völlig neuem Kontext dann drin geblieben, so zum Beispiel
- das Schlammbad
- Namen wie Peter Franks, Tiffany Case, Wint & Kidd, Shady Tree
- eine Reise mit einem Ozeandampfer zum Abschluss
- der Schmuggel der Diamanten aus der Quelle über den Zahnarzt
- der Skorpion in der Wüste
An Skurrilität und innerer Verwirrtheit ist DAF schon als Roman nicht zu überbieten. Und so verwirrt war auch ich nach der Lektüre. Ich kann wieder einmal nicht genau sagen, ob mir das, was ich da gelesen habe, nun eigentlich gefallen hat, oder nicht...
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