Ich mach es kurz, das Filmjahr war ein recht mittelprächtiges. Wenn von 45 Kinobesuchen 9 auf Klassiker und 11 auf Wiederholungssichtungen fallen, dann spricht das eine deutliche Sprache. Ein Novum auch, dass es kein Film auf die Höchstwertung von 10 Punkten schaffte. Bei den Streaming-Premieren sah es nicht viel besser aus, aber da bin ich es eher gewohnt. In diesem Sinne kurz und knackig:
TOP
1 Challengers
Luca Guadagnia erforscht in diesem Erotik-Thriller über Verlangen, Kontrolle und Macht das Seelenleben einer toxischen Dreierbeziehung und wählt dafür die Welt des Tennissports. Das ist auch dank audiovisueller und erzählerischer Kniffe so faszinierend wie fesselnd. (9/10)
2 The Fall Guy
David Leitchs Liebeserklärung an die Stuntarbeit ist eine rundum vergnügliche Genre-Melange aus Adventure, Crime, Action und Love. Mit Ryan Gosling und Emily Blunt perfekt besetzt und einem zeitgeistigen Meta-Ansatz hätte man dem Film einen wesentlich größeren Erfolg vorhergesagt und vor allem gegönnt. (8/10)
3 Deadpool and Wolverine
Wer von Meta-Kalauern nicht genug kriegen kann, ist hier goldrichtig. Narrativ und charakterlich ein schwarzes Loch, macht diese ungleiche Bromance aus sarkastischem Blödelbarden und Dirty Harry mit Krallen vor allem in der Originalversion einen Heidenspaß. Das Superheldengenre ist dennoch, oder gerade deswegen durch. (8/10)
4 Alien: Romulus
Nach Ridley Scott und James Cameron wurde es zunehmend finster im Xenomorphen-Land. Horrorprofi Fede Alvarez führt das Franchise zurück zu seinen Wurzeln und sorgt endlich wieder für Beklemmung. Vor allem stilistisch und visuell faszinierend. (8/10)
FINE
5 A Killer Romance
Glen Powell zum ersten. Der Top Gun-Gockel hat sichtlich Spaß als spleeniger Philosophie-Professor, der in seine Freizeit als Hitman-Darsteller verbringt. Wendungsreich, witzig, böse. Ein kleiner, aber feiner Feelgood-Thriller. (7,5/10)
6 Twisters
Glen Powell zum zweiten. Als Stürme jagender Sprücheklopfer Texas Ranger spielt er seine Partnerin mühelos an die Wand und kann sich auch gegen das Feuerwerk famos getrickster Tornados behaupten. Auf Augenhöhe mit dem seinerzeit geschmähten und heute geadelten Original von Jan de Bont. (7,5/10)
7 Bikeriders
Wenn überhaupt jemand Glen Powell als kommenden Leading Man für alle Fälle Paroli bieten kann, dann Austin Butler. In der nostalgischen Bikersaga fesselt er ganz ohne die üblichen Derbheiten und Brutalitäten. Ein melancholischer, beinahe dokumentarischer Blick auf die meist dämonisierte Subkultur. (7,5/10)
8 Zone of Interest
Den Schrecken des Holocaust mit der Schilderung des biederen Alltags von KZ-Kommandant Rudolf Höß mitsamt Familie zu vermitteln ist ein genialer Kunstkniff. Die konsequente Banalisierung des Bösen ist erschreckender und wirkungsmächtiger als so manches Holocaust-Drama. (7,5/10)
NOT BAD
9 Horizon
Western-Ikone Kevin Costner erfüllte sich eine Lebenstraum und fusionierte das elegische serielle Erzählen moderner TV-Produktionen mit den Mechanismen des Kinofilms. Dem ersten Teil der Saga fehlt zwar etwas der Fokus, aber die wuchtig bebilderte Ausbreitung verschiedener figürlicher und territorialer Panoramen macht Lust auf mehr. (7/10)
10 Konklave
Edward Bergers verhunzte Remarque-Adaption wirkte trotz Oscarerfolg eher abschreckend. Umso überraschender ist die kongeniale Adaption von Robert Harris Vatikan-Thriller. Spannend, toll besetzt und mit interessanten Einblicken in unbekannte Rituale. Nur sein nerviger Fetisch für dröhnende Töne bleibt weiterhin störend. (7/10)
11 Beetlejuice Beetlejuice
Auch Tim Burton reitet nun auf der 1980er-Retrowelle und lässt nach gut 35 Jahren seinen Lottergeist Beetlejuice aus der Flasche. Alte Stars kehren zurück, neue stoßen dazu, der Rest ist launige Hommage mit Burtonesken Halloween-Vibes. Bei entsprechender Neigung zum Fest ein Spaß für die ganze Familie. (7/10)
12 Gladiator 2
Spätes Sequel zum modernen Monumental-Klassiker Gladiator, das als uninspirierte 1:1 Kopie des Originals eine Vergleichs-Schlacht vom Zaun bricht, die kaum zu gewinnen ist. Paul Mescal ist als Russel Crowe-Klon auf verlorenem Posten, dafür sorgen Denzel Washington und Pedro Pascal für ordentlich Ehre und Stärke. (7/10)
13 Wo die Lüge hinfällt
Glen Powell zum dritten. Lügen, Bertrügen, Täuschen. Selten wurden diese miesen Charaktereigenschaften charmanter und unterhaltsamer präsentiert als in dieser nicht sonderlich lebensnahen, aber lebensbejahenden Sommerkomödie. (7/10)
14 Furiosa: A Mad Max Saga
Das Prequel zum vielfach gefeierten und prämierten Mad Max-Reboot ist erneut eine beindruckende Leistungsschau in Sachen kinetischer Effekte, elegischer Optik und apokalyptischem Worldbuilding. Auf das angestrebte große Epos im Dystopie-Franchise von Mastermind George Miller müssen wir allerdings noch etwas warten. (7/10)
15 Dune: Part Two
Bildgewaltiges Sequel-Epos vom zweiten Regisseur der Stunde nach Christopher Nolan. Deniz Villeneuves Primat des Audiovisuellen ist allgegenwärtig. Große Emotionen und mehrdimensionale, lebensechte, selbst "nur" ikonische Figuren stehen äquivalent zu Kollege Nolan eher weniger auf der Habenseite. (7/10)
OKAY
16 Trap
Ein Killer wird auf einem Pop-Konzert in die Falle gelockt. Twist-Fetischist M. Night Shyamalan liefert hier eine lange Zeit geradlinig spannend erzählten Thriller, greift gewitzt die brandaktuelle Swiftie-Mania auf und tritt – wie so viele Genre-Kollegen- erst im Finale aufs Pedal der Unglaubwürdigkeiten. Josh Hartnett ist aber schon fast allein die Sichtung wert. (6,5/10)
17 Bad Boys: Ride or die
Im vierten Auftritt der bösen Jungs des Miami Police Department geht es entspannt zu. Altersmilde dürfen die bösen Jungs der Gegenseite dennoch nicht erwarten. Auch mit altersbedingten Zipperlein sind die beiden zänkischen Cops nach wie vor bewaffnet und gefährlich. (6/10)
18 Planet der Affen: New Kingdom
Im vierten Prequel der berühmten SiFi-Saga gibt es mal wieder einen Neustart. Das ist ein wenig überflüssig und auch ein wenig ermüdend. Die enorme Lauflänge tut ein Übriges, um die gemächlich erzählte Coming of Age Geschichte zu ziehen. Die Tricks sind aber erneut fantastisch. (6/10)
19 Alter weißer Mann
Simon Verhoeven beweist erneut sein Talent für zeitgeistige teutonische Komödien, die den Finger immer nur so sehr in die Wunde legen, dass man den Biss spürt, sich aber nicht ernsthaft verletzt. Vielleicht ein wenig zu berechenbar und routiniert, aber von Liefers und Co sympathisch getragen. (6/10)
20 Ich – einfach unverbesserlich 4
Knuffige Routineübung für die Minions und Gru, das für gute Laune sorgt und mit Tears for Fears Übersong „Everybody wants to rule the World“ ein Highlight parat hält, das eine niedrigere Wertung unmöglich macht. 6/10
FLOP
21 The Beekeeper
Nur in Hälfte eins schnörkelloser Action-Klopper aus dem Hause Statham. Danach wird’s blöd, überkandidelt und chaotisch. (4,5/10)
22 A quiet place: Tag eins
Plakativ auf die Emotions-Drüse drückendes zweites Sequel des Horror-Franchise. Sehr schnell sehr vorhersehbar und erstaunlich unspannend, liegt man innerhalb der Trilogie überraschend deutlich auf dem letzten Platz. (4,5/10)
23 Ghostbusters: Frozen Empire
Sequel des Reboots, das dank einer unübersichtlichen Figurenfülle und diversen Plotsackgassen auf der Stelle tritt und den subversiven Charme der beiden Originalfilme vermissen lässt. (4,5/10)
Außer Konkurrenz:
Das fünfte Element (7,5/10), Donnie Darko (7/10), Der Name der Rose (9/10), Star Wars – Episode I (4/10), The Doors (5/10), Der bewegte Mann (8/10), Harry Potter und die Kammer des Schreckens (8/10), Zurück in die Zukunft (10/10),
Eine schöne Bescherung (7,5/10)
Re: Wir blicken zurück auf 2024
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https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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