Welcher Winnetou-Film ist der beste?

Der Schatz im Silbersee (Harald Reinl, 1962) (Keine Stimmen)
Winnetou I (Harald Reinl, 1963)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Old Shatterhand (Hugo Fregonese, 1964) (Keine Stimmen)
Winnetou II (Harald Reinl, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Unter Geiern (Alfred Vohrer, 1964)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (29%)
Der Ölprinz (Harald Philipp, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou III (Harald Reinl, 1965) (Keine Stimmen)
Old Surehand (Alfred Vohrer, 1965) (Keine Stimmen)
Winnetou und das Halbblut Apanatschi (Harald Philipp, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und sein Freund Old Firehand (Alfred Vohrer, 1966) (Keine Stimmen)
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (14%)
Winnetous Rückkehr (Marijan David Vajda, 1998) (Keine Stimmen)
Winnetou – Eine neue Welt (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Das Geheimnis vom Silbersee (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Winnetou – Der letzte Kampf (Philipp Stölzl, 2016) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 7

Re: Der Karl May Thread

856
Invincible1958 hat geschrieben: 29. August 2021 14:24
Agent 1770 hat geschrieben: 29. August 2021 14:17
vodkamartini hat geschrieben: 29. August 2021 10:59 Wie üblich, typisch deutsches Drögheitskino.
Invincible1958 hat geschrieben: 29. August 2021 10:13 Drehbuch und schauspielerische Leistungen sehen nach mittelmäßigem Schultheater aus.
Und dennoch wird sich wieder ein Großteil der Zuschauer über "Gags" wie "Haut euch aufs Ohr." köstlich amüsieren. Und genau darin liegt denke ich auch das angesprochene Problem: Man traut den Zuschauern nichts mehr zu. Und nur wenige erkennen, oder es ist ihnen schlicht egal, dass man mittlerweile größtenteils nur noch mit Fließbandware abgespeist wird. Als ich vor zwei Jahren "Honig im Kopf" im TV bewundern durfte, traute ich meinen Augen kaum ob dem Gesehenen. Das war nun also dieser in Deutschland so bahnbrechend erfolgreiche Film? Unglaublich, mit welch einfachen Mitteln man heute einen Großteil der Zuseher erfolgreich bespaßen kann. Niveau unter der Gürtellinie und schon wird es ein Erfolg.
Ich bin mir sicher, auch diese Winnetou-Verfilmung wird ihr Zielpublikum finden und vor meinem geisteigen Auge sehe ich auch schon die Fortsetzung.
Du hast Recht.

Ich finde es schade, dass viele deutsche Produktionen selten anspruchsvoller gedacht werden.
Es gibt ganz wunderbare Kinder- und Jugendfilme aus anderen Ländern, in denen die Charaktere nicht alle nur Karikaturen sind,
die aber dafür toll gespielt und spannend inszeniert sind.
Vor allem gibt es unheimlich viele gute Kinder- und Jugendbücher, die viel Potential bieten. Gut, vielleicht nicht für Mädchenrollen, in meinen Büchern waren die Hauptcharaktere doch meistens Jungs, aber gerade die HP-Welle hat doch den Markt für Kinder- und Jugendbücher, vor allem natürlich im Fantasybereich, richtig gepusht.

Ich trauere ja immer noch heimlich darum, dass sie damals die Eragon-Verfilmung, trotz teils hochkarätiger Schauspieler (Jeremy Irons, John Malkovich), so verkackt haben. :cry:
Aber eigentlich wurden die Bücher bereits im 2.Teil zu blutig für Kinder. Zumindest für eine ordentliche Verfilmung.

Re: Der Karl May Thread

857
Invincible1958 hat geschrieben: 29. August 2021 14:24 Ich finde es schade, dass viele deutsche Produktionen selten anspruchsvoller gedacht werden.
Es gibt ganz wunderbare Kinder- und Jugendfilme aus anderen Ländern, in denen die Charaktere nicht alle nur Karikaturen sind,
die aber dafür toll gespielt und spannend inszeniert sind.
Stimmt, Skandinavien hat uns da einiges voraus zum Beispiel. Zu nennen wären da spontan "Petter und Leo" oder "Kim und die Wölfe". Wunderbare familientaugliche Filme, die sich etwas von den früheren Familienfilmen bewahrt haben, gleichzeitig aber nicht altmodisch und angestaubt wirken, sondern auch erfolgreich die Brücke in die heutige Zeit schlagen. Und Kinder ernst nehmen. Auch von der Jim Knopf Realverfilmung war ich bitter enttäuscht und dabei hätten die Bücher so viel Potential.
Wäre interessant, wie man dort den Young-Winnetou-Film angegangen wären. Sicher weniger klischeehaft. Auch wenn ich auf eine Jugendserie die die Kindheit Winnetous beleuchtet im Grunde genommen verzichten kann, könnte ich mir trotzdem vorstellen, dass man das was Anständiges draus machen könnte. Siehe z.B. den DEFA-Puppentrickfilm "Die Spur führt zum Silbersee", der sich zudem auch noch sehr eng an die Vorlage hält.
You have this nasty habit of surviving

Re: Der Karl May Thread

858
Agent 1770 hat geschrieben: 29. August 2021 17:48
Invincible1958 hat geschrieben: 29. August 2021 14:24 Ich finde es schade, dass viele deutsche Produktionen selten anspruchsvoller gedacht werden.
Es gibt ganz wunderbare Kinder- und Jugendfilme aus anderen Ländern, in denen die Charaktere nicht alle nur Karikaturen sind,
die aber dafür toll gespielt und spannend inszeniert sind.
Stimmt, Skandinavien hat uns da einiges voraus zum Beispiel. Zu nennen wären da spontan "Petter und Leo" oder "Kim und die Wölfe". Wunderbare familientaugliche Filme, die sich etwas von den früheren Familienfilmen bewahrt haben, gleichzeitig aber nicht altmodisch und angestaubt wirken, sondern auch erfolgreich die Brücke in die heutige Zeit schlagen. Und Kinder ernst nehmen. Auch von der Jim Knopf Realverfilmung war ich bitter enttäuscht und dabei hätten die Bücher so viel Potential.
Wäre interessant, wie man dort den Young-Winnetou-Film angegangen wären. Sicher weniger klischeehaft. Auch wenn ich auf eine Jugendserie die die Kindheit Winnetous beleuchtet im Grunde genommen verzichten kann, könnte ich mir trotzdem vorstellen, dass man das was Anständiges draus machen könnte. Siehe z.B. den DEFA-Puppentrickfilm "Die Spur führt zum Silbersee", der sich zudem auch noch sehr eng an die Vorlage hält.
Stimmt, Jim Knopf ist einfach ein tolles Buch und eine einmalige Geschichte von einem grandiosen Autor. Die Realverfilmung war dann aber enttäuschend. Da ist die Verfilmung der Augsburger Puppenkiste um Welten besser gewesen.
Wobei es bei Jim Knopf vor einigen Jahren doch eine Rassimusdebatte und so gab, völlig bescheuert.

Winnetou ist halt noch mal so eine Sache. Wieviele Kinder kennen denn heutzutage noch die Karl May-Bücher, etc.
Und woher nimmt man bitteschön die Geschichten?
Hat da jemand über Winnetous Kindheit geschrieben?

Re: Der Karl May Thread

859
00Spion hat geschrieben: 29. August 2021 18:45 Winnetou ist halt noch mal so eine Sache. Wieviele Kinder kennen denn heutzutage noch die Karl May-Bücher, etc.
Und woher nimmt man bitteschön die Geschichten?
Hat da jemand über Winnetous Kindheit geschrieben?
Woher man die Geschichten nimmt?

Erstmal sollte eine Autorin oder ein Autor eine gute Idee haben, und dann ein Drehbuch schreiben.

Re: Der Karl May Thread

860
Der May-athon im Forum ist lange her. Und wenn in Hollywood doch nur noch Remakes und Legacy Sequels produziert werden, warum nicht auch in diesem Forum? Vodka und ich haben uns heute mal den Spaß gemacht, und zusammen "Der Schatz im Silbersee" angeschaut, den Auftakt der elfteiligen Reihe, die von 1962 bis 1968 erschienen ist. Elf Filme in sechs/sieben Jahren. So sah deutsche Effizienz mal aus. Aber ich schweife ab.

Jedenfalls: Ich hatte "Der Schatz im Silbersee" als guten Film abgespeichert, aber nicht als Highlight der Reihe. Ich erinnere mich, dass ich ihn als Kind sogar fast am wenigsten mochte, und laut unseren alten May-athon Texten missfiel mir damals, dass durch die Einbindung der Utah in der zweiten Hälfte des Films zu sehr vom eigentlich Plot der Schatzsuche abgelenkt wird. Nun gut: wir waren alle mal jünger und dümmer. Was schert es mich also, was ich da irgendwann mal fabuliert habe?

Heute, immerhin beinahe 10 Jahre nach dem May-athon, hat mich der Auftakt der Winnetou-Reihe ganz prächtig unterhalten. Das ist richtig tolles, buntes Abenteuerkino. Die Farben sind ein Traum, allein das Blau des Silbersees ist unglaublich. Reinls Heimatfilmherkunft kam ihm beim Wilden Westen Faschingsumzug in Jugoslawien sehr zu gute, denn er hat ein prächtiges Auge für Landschaften und was er da teilweise an Aufnahmen bietet, ist wahnsinnig schön und beeindruckend. Ganz toll gefiel mir eine kurze Szene, als Old Shatterhand und seine Mannen auf die Farm von Karin Dor und ihrem Vater zureiten und im Hintergrund einerseits unfassbar schöne Berge und Landschaften zu sehen sind, zugleich aber auch eine ganze schwarze Wand an Widersachern ihnen auf den Fersen ist. Super gefilmt ist auch der Anfang, der Überfall auf die Postkutsche. Das sieht sehr modern aus, ohne das ich konkret beschreiben kann, wieso eigentlich.

Ich langweile jetzt mal niemanden damit, wie punktgenau Pierre Brice aus Winnetou eine fast mystische Figur macht, wie unironisch ehrenhaft Lex Barker als Old Shatterhand auftritt oder wie sehr die eh schon schwelgerischen Bilder durch die romantisch-majestätische Musik von Martin Böttcher verewigt werden, denn: ihr wisst das alles! Ich möchte daher nochmal drauf hinweisen, was für eine Freude es macht, Karin Dor und Götz George zuzuschauen. Im Falle Karin Dors liegt das sicherlich daran, dass sie einfach eine wahnsinnig hübsche Frau war, die zudem eine große Ausstrahlung hatte. Beim Götz hat es noch mehr damit zu tun, was für einen Star-Appeal der Mann hatte. Er schmeißt sich mit vollem Körpereinsatz in jeden Kampf, wirkt dabei ungemein charismatisch und darf im Finale noch etwas oben ohne posieren (zum Glück habe ich den Film ohne meine Freundin geschaut!) - ein richtiger deutscher Leading Man!

Ansonsten ist das bemerkenswerte an den Winnetou-Filmen im Allgemeinen, und "Der Schatz im Silbersee" ist da tonangebend, dass sie eine tatsächlich uneingeschränkt deutsche Perspektive auf den Wilden Westen einnehmen und gar nie versuchen, die "Originale" zu kopieren. Von den Subtexten, die in US-Western verhandelt werden (oft geht es um Männlichkeit, Wehmut, Rassismus oder den Frontier-Mythos) oder den zynischen politischen Untertönen, die sich später im Italowestern finden lassen, ist nix zu spüren. Man schaut diesen Darstellern eher so dabei zu, wie man Kindern im Garten zuschaut, wenn sie Cowboy und Indianer spielen. Die gängigen Western-Tropen werden zelebriert, gefeiert, und sind absolut ernstgemeint. Winnetou ist der noble Wilde, Shatterhand der freiheitliche Westler, die Bösen sind raffgierige Gauner. Teilweise ist Reinl dem Grimmschen Märchen da sogar näher als dem Western-Genre.

Das macht alles großen Spaß, weil diese Naivität von sich selbst auch absolut für voll genommen wird. Zudem gibt es richtig schicke Actionszenen (die große Schießerei in der Mitte des Films ist hervorragend arrangiert und verheizt zig Statisten) und ein sehr hübsches Finale. Absolutes Highlight ist die Schlussszene, als Winnetou und Shatterhand den Silbersee überqueren und nur noch feststellen können, was passiert ist, ehe sie wieder ihrer Wege ziehen. Sie selbst sind eigentlich nur die Nebenfiguren in dieser Geschichte, die beiden freundlichen Western-Polizisten, die "einen Fall übernehmen", und genauso funktionieren sie ganz hervorragend.

Ihr lest schon, ich hatte mächtig Spaß, werte meine damals knappen 7/10 auf glasklare 8/10 auf und schenke zudem diesem Thread zur Feier des Tages noch eine Umfrage! Der Einfachheit halber habe ich mal nur die Winnetou-Filme aufgeführt (alle Karl May Adaptionen würden den Rahmen etwas sprengen) und mich dabei nur auf die elf 60er Filme plus "Winnetous Rückkehr" mit Pierre Brice und die Karl-May-Trilogie von RTL aus 2016 beschränkt. Kritik, Anmerkungen und Wünsche gerne vermelden.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Der Karl May Thread

861
Na, das trifft sich doch gut, denn ich habe gestern Abend mal wieder Winnetou 1. Teil geschaut! Und was soll ich sagen: ich war begeistert, wie toll hier jedes Rädchen ins andere greift und der Film ohne Verluste sein hohes Niveau durchgängig beibehält. Es nötigt mir auch immer wieder Ehrfurcht ab (und das gilt genauso für den Silbersee), mit wieviel Mut und Einfallsreichtum Wendlandt & Co. eine deutsche Großproduktion von internationalem Standard gestemmt haben. Gerade die Begeisterung ist in den ersten Serienbeiträgen noch förmlich greifbar und trägt zusammen mit den in dieser ersten Phase ebenfalls noch qualitativ deutlich überlegenen Drehbüchern viel zum Mythos der Filme bei. Wie - und da bin ich ganz bei Hille - eben auch die formidable Besetzung. Gestern dachte ich: was für eine begnadete Besetzung Brice und Barker für die Rollen auszuwählen! Der eigentlich immer so steif wirkende Barker ist hier wirklich ideal besetzt, weil seine Steifheit hier ihm sogar ihn die Karten spielt bei der Darstellung des immer aufrechten Heldenideals. Und Brice wurde wirklich geboren um den entrückt-edlen Apachen-Häuptling zu spielen. Das ist einfach Weltklassebesetzungspolitik auf dem gleichen Niveau wie Connery als Bond oder Reeve als Superman zu besetzen: es geht schlicht nicht besser!
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Karl May Thread

862
Ja, was soll ich sagen (bei meinem Avatar ;)), unverhofft kommt oft und die spontane Silbersee Sichtung war mal wieder ein großes Vergnügen. In meiner Jugend habe ich den Film ja stets hinter der Winnetou-Trilogie und natürlich Unter Geiern verortet, aber inzwischen sehe ich ihn auf Augenhöhe. Die immerhin schon damals betagte - wenn auch selbst bei der Jugend enorm populäre - Buchvorlage dermaßen kongenial auf die Leinwand zu bringen und dem vorherrschenden Zeitgeist anzupassen ist schon ein Meisterstück der deutschen Kinogeschichte. Granden vom Format eines Wendlandt und später Eichinger sucht man hierzulande leider seit langer Zeit vergeblich.

Hier stimmt einfach alles. Das richtige Wagnis zur richtigen Zeit. Ein Regisseur, der Landschaften und Action gleichermaßen beherrscht und ein untrügliches Gespür für den teutonischen Massengeschmack mitbringt. Ein Komponist, der Märchen, Mystik und Action zu einem Score vereint, der seinerzeit sogar die Pop.Charts anführte und auch die spätere Vertonung der Italo-Konkurrenz beeinflusste. Ein Darstellerduo, das dermaßen ikonisch auftrat, dass man beim Lesen der Bücher automatisch Barker und Brice sah.
Götz George wurde ja schon von Hille ausgiebig gewürdigt, aber er bringt jugendlichen Schwung und Virilität in die Chose und ist der eigentliche Actionstar des Films.

Nach dem berauschenden Erfolg fokussierte Reinl dann in der folgenden Winnetou-Trilogie viel stärker auf die Blutsbrüder als Im Silbersee, der sie gar nicht mal so zentral involviert, sondern als Schmuckstück eines Ensembles präsentiert.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Der Karl May Thread

863
Ihr habt mich überzeugt. Werde mir auch mal wieder einen der beiden (I, Silbersee) anschauen. Haben für mich sowieso einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen seit der Kindheit (Neben den Filmen auch deshalb weil ich in direkter Nähe zur Elsper Festivalbühne aufgewachsen bin , und Briece lebte in der Zeit immer bei uns im Ort).
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Karl May Thread

864
danielcc hat geschrieben: Gestern 21:13Haben für mich sowieso einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen seit der Kindheit (Neben den Filmen auch deshalb weil ich in direkter Nähe zur Elsper Festivalbühne aufgewachsen bin , und Briece lebte in der Zeit immer bei uns im Ort).
Ist bei mir ähnlich. Hier musst du nur Elspe durch Bad Segeberg austauschen (30 Autominuten entfernt).
Habe Pierre Brice hier auch Anfang der 90er als Winnetou am Kalkberg erlebt.

Re: Der Karl May Thread

865
Ach witzig.
Ich war wohl damals - ohne mir der Bedeutung klar zu sein - bei der letztens Show mit Briece. Er war gerade noch gestorben und ließ sich dann ewig lange im strömenden Regen feiern
"It's been a long time - and finally, here we are"