*aktiver Verachtung
Aber das ist schon okay. Wir schreiben unser Projekt, weil es uns Spaß macht. Und das tut es.
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
32Ich meine das gar nicht böse aber ich mag die konfuse Mischung aus Buch>/Drehbuch nicht. Als Buch müssten die DIaloge anders formatiert sein, als Drehbuch müsste es nur aus DIalogen bestehen. So wie es ist, ist es mir wahnsinnig viel Text ohne Struktur. Daher meine Aussage mit der Zusammenfassung der Story
"It's been a long time - and finally, here we are"
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
33Ich meinte das gar nicht böse ABER... KONFUSE Mischung... Ja ne is klar Daniel.
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
34Ihr Flieger landet am nächsten Vormittag bei bestem Wetter in der dominikanischen Hauptstadt. Bond und Ruby schlagen sich durch die Sicherheitskontrollen. Ein besonders schlecht gelaunter Beamter durchwühlt ausführlich Bonds Q-Köfferchen. Er untersucht nacheinander das Parfüm (in einem verschlossenen Klarsichtbeutel natürlich), den Rasierapparat und den Haarföhn oder hält sie leicht fragend hoch und erntet jedes Mal ein geduldiges, wortloses Lächeln von Bond. Die Laune des Zollbeamten wird immer mieser. Zuletzt nimmt er den Kamm zur Hand, ein weiterhin lächelnder Bond zieht vielsagend die Augenbrauen etwas hoch. Der Beamte beäugt Bond und den Kamm grimmig und misstrauisch, dann kämmt er sich kurz durch das ölige Haar und schmeisst ihn zurück in den Koffer. «Gracias», sagt Bond, packt sein Köfferchen rasch zusammen und schliesst zu Ruby auf, die am Ausgang des Flughafens bereits mit einem Taxifahrer verhandelt.
Das Taxi fährt sie an der Küstenstrasse entlang nach Westen ins Stadtzentrum. Als sie an einem 40 Meter hohen, bunt bemalten Obelisken vorbeikommen, bedeutet Bond dem Fahrer, rechts am Crowne Plaza Hotel zu halten. Ein beschwingter Hotelpage begrüsst Bond, als dieser aus dem Taxi steigt. Bond erkundigt sich nach freien Zimmern. «Si, Señor!», strahlt der Page und fragt, mit einem fröhlichen Blick zu Ruby, die noch im Auto sitzt, ob es denn ein Zimmer oder zwei sein dürfen. «Diese Entscheidung liegt selbstverständlich bei der Dame», meint Bond höflich. Doch besagte Dame entgegnet mit bedauerndem Gesichtsausdruck: «Tut mir leid, Mr. Bond, aber ich glaube nicht, dass unsere Methoden besonders gut zusammenpassen». Und auf ihr Zeichen hin gibt der Taxifahrer Gummi und reiht sich wieder in den Verkehr ein. Wie das Taxi auf der Küstenstrasse verschwindet, blicken ihm Bond und der Page einige Augenblicke lang leicht verblüfft hinterher. Dann sagt Bond, als sei gar nichts passiert: «Ein Zimmer wird reichen» und der Page, der sofort wieder sein strahlendes Gesicht aufsetzt, weist ihm den Weg zur Lobby.
Anderswo in der Stadt steigen Marcos Torres und einer seiner Adjutanten aus einem Mietwagen. Beide tragen, was sich Soldaten unter Zivilkleidung vorstellen: Olivgrüne T-Shirts, Outdoor-Hosen, Stiefel. Torres hat den Koffer bei sich, den ihm ein Techniker in Las Palmas überreicht hat. Sie befinden sich in einem weitläufigen, etwas verwahrlosten Industriegebiet von Santo Domingo und halten zielstrebig auf ein unauffälliges Lagerhaus zu. Der Parkplatz ist von Unkraut überwuchert, brüchige Mauern und eine verwahrloste Autowaschanlage bieten fast rundum Sichtschutz. Aus einer Tür tritt Mr. Block, der kein Jackett trägt, aber trotzdem stark schwitzt. «Meine Herren, ich muss Sie um Ihre Waffen bitten», sagt er und streckt fordernd die Hand aus. Torres und der Adjutant wechseln missmutige Blicke und überreichen ihm dann widerstrebend ihre Pistolen. Block legt sie vorsichtig beiseite und öffnet dann per Knopfdruck ein Rolltor, aus dem Malin Skarre persönlich erscheint. Im Gegensatz zu Block wirkt er ganz frisch. «Ich hörte, Sie haben eine Sonderlieferung für mich?», sagt er. Torres streckt ihm den Koffer hin, aber Block geht dazwischen, nimmt den Koffer entgegen und zeigt Skarre kurz den Inhalt, der einem kompliziert verkabelten Stapel Festplatten ähnelt. Skarre nickt und Block verschwindet mit dem Koffer nach drinnen. Torres sagt: «Jedes wichtige Einzelteil wird genau nach Ihren Vorgaben zerlegt und entsorgt». Skarre antwortet: «Das ist gut zu wissen, aber um das Kronjuwel möchte ich mich doch am liebsten selbst kümmern. Man kann nie vorsichtig genug sein, nicht wahr?». Block erscheint wieder aus dem Lagerhaus, ohne Koffer. Alle vier stehen sich in Zweiergruppen gegenüber, eine Pause entsteht. Dann sagt Skarre: «Mir ist auch zu Ohren gekommen, dass sie gestern einige Probleme hatten?». Torres wählt seine Worte vorsichtig: «Zwei Spione oder Saboteure haben rumgeschnüffelt, ein Mann und eine Frau. Sie haben womöglich Einblick in das Unternehmen gewonnen. Wir konnten sie vertreiben». Er wirkt trotzig. «Vertreiben?», spottet Skarre. «Sie meinen, sie sind Ihnen entkommen. Obwohl Sie einen klaren Auftrag hatten und zahlenmässig weit überlegen waren». Block beobachtet amüsiert das Treiben und wie Skarre zu wachsen und Torres zu schrumpfen scheint. «Es gab eine Schiesserei. Einige meiner Männer wurden getötet, mehrere Fahrzeuge zerstört», sagt Torres verteidigend. «Wie viele Tote?», fragt Skarre. Torres antwortet: «Zehn». Skarre: «Sind Sie sich sicher?» Torres: «Natürlich bin ich mir sicher!» Skarre fragt: «Zehn Ihrer Männer wurden getötet, keiner mehr, keiner weniger?» Torres ruft trotzig: «Ja!» Skarre macht eine leichte Handbewegung, Block zieht eine Pistole und schiesst Torres’ Adjutanten über den Haufen. Noch während der Schussknall verhallt zieht sich Skarre mit einem verächtlichen Blick wieder ins Lagerhaus zurück. Block tritt an Torres heran, die rauchende Pistole immer noch in der Hand. «Sprechen wir über Ihre Gehaltsforderungen, die Sie am Telefon gestellt haben», sagt er. «Ich habe Männer und Hardware verloren», sagt Torres und funkelt zornig. «Wenn wir weiterhin für Sie arbeiten sollen, müssen wir entsprechend entschädigt werden». Block verschränkt die Arme. «Wir sind davon ausgegangen, dass Sie für solche Situationen ausgebildet sind. Ihr Job war es, in Argentinien für strengste Sicherheit zu sorgen. Wenn Sie die einzigen Eindringlinge entkommen lassen und dabei noch Personal verlieren, dann sind Sie nicht besonders gut in Ihrem Job, nicht wahr? Sie haben versagt, so einfach ist das». Torres wird allmählich richtig wütend, aber er hat keine Pistole mehr und Block schon. Trotzdem lässt er sich nicht unterkriegen und sagt: «Dennoch haben Sie mich hierherbestellt, und ich habe grosse Risiken auf mich genommen, um Waffen, Munition und den Rest meiner Männer ins Land zu schmuggeln. Also wollen Sie doch unsere Dienste? Entscheiden Sie sich einfach!» Block steckt die Waffe weg und wirft ihm ein dickes Bündel Geldscheine vor die Füsse. «Es ist bereits entschieden. Lassen Sie Ihre Männer die Posten beziehen. Wir verstärken vorläufig unsere Sicherheitsmassnahmen und erledigen die beiden Spione, falls sie auch hier herumschnüffeln. Aber merken Sie sich zwei Dinge: Erstens, Sie sind mir unterstellt. Zweitens, Sie sind nützlich, wenn Sie Erfolg haben, aber entbehrlich, wenn Sie weiterhin bei Ihrer beachtlichen Sterbensrate bleiben». Mit diesen Worten wirft er dem toten Adjutanten einen fast mitleidigen Blick zu, lässt Torres stehen und kehrt ins Lagerhaus zurück.
Wieder anderswo in der Stadt schlendert Bond die Kaimauer entlang und lässt seinen Blick über die Leute wandern: Ein Vater und sein Sohn beim Angeln, eine Obstverkäuferin, ein Mechaniker, der sich über ein Boot beugt. Bonds Blick hält am Ende der Mauer, wo ein EINHEIMISCHER (Francis Cruz) in einem kleinen Boot vor sich hindöst. Er steuert darauf zu und stösst das Boot leicht mit dem Fuss an, um den Mann zu wecken. «Ich würde gerne Ihr Boot mit Ihnen teilen». Der Einheimische öffnet langsam die Augen und antwortet mit den Codeworten, die er vor langer Zeit auswendig gelernt hat: «Sitzen wir nicht sowieso alle schon im selben Boot?» Bond lächelt. «James Bond, Universal Exports. Sie leiten also unsere hiesige Aussenstelle». Der Einheimische brummt verschlafen. «Miguel Gallo. Ich leite ein Spirituosengeschäft in der Zona Colonial. Meine Arbeit für Universal Exports ist eher eine Art Bereitschaftsdienst». Bond nimmt seine Sonnenbrille ab. «Sie haben hier nicht viel zu tun?» Miguel Gallo schüttelt leicht den Kopf. «Nicht mit unseren Leuten». Bond hakt nach: «Mit anderen Leuten?» Gallo denkt nach. «Vor einiger Zeit kam ein Amerikaner vorbei, aus Texas, glaube ich. Er wollte meine Aufzeichnungen des Schiffsverkehrs zwischen Hispaniola und Kuba. Er sagte, dass wir doch verwandt seien. Hat übrigens nach CIA gestunken». Bond fragt neugierig. «Sind Sie darauf eingegangen?» Gallo macht Anstalten wieder einzunicken und murmelt: «Ich hab ihm gesagt, dass ich für diese Aufzeichnungen in Pfund, und nicht in Dollar bezahlt werde. Und dass wir sicher nicht verwandt sind». Bond streckt ihm eine Hand hin. «Sind wir beide verwandt?» Gallo öffnet wieder die Augen und antwortet nach kurzer Überlegung: «Ich denke, wir könnten entfernte Cousins sein». Er ergreift die Hand und lässt sich von Bond aus dem Boot ziehen.
Nach einem Schnitt setzen Bond und Miguel Gallo sich unter einer bunten Markise an einen Tisch vor einem Spezialitäten- und Spirituosengeschäft mit Offenausschank. Gallo präsentiert stolz eine Flasche Mamajuana (ein dominikanischer Likör aus Rum, Honig und Gewürzen) seiner Eigenmarke und schenkt zwei kleine Gläser ein. Eine rundliche Frau serviert Tapas. «Also, Mr. Bond von Universal Exports», sagt Gallo. «Wie kann ich Ihnen behilflich sein, um mir mein Londoner Taschengeld auch endlich zu verdienen?» Bond wartet sicherheitshalber einen Augenblick, bis die rundliche Frau wieder im Geschäft verschwunden ist. «Ich versuche, an Malin Skarre ranzukommen». Gallo kratzt sich am Kinn. «Skarre? Was hat er Ihnen denn getan?» Bond antwortet: «Er verhält sich nur etwas merkwürdig». Gallo lacht. «Noch merkwürdiger, als der Rest dieser Tech-Millionäre?» Bond zuckt mit den Schultern. «Merkwürdig genug, um höchst misstrauisch zu sein. Kennen Sie ihn gut?» Gallo leert seinen Mamajuana in einem Zug. «Skarre hat in den letzten Jahren eine Menge Geld in diesem Land investiert», antwortet er. «Ihm gehört der grösste Teil der Goldmine in Pueblo Viejo. Gerüchten zufolge hat er Beamte im Wirtschaftsministerium besprochen und sich billige Arbeitskräfte aus Haiti geholt. Aber soweit ich weiss, ist nichts bewiesen. Offiziell kann ich nichts Schlechtes über ihn sagen. Persönlich schon gar nicht». Bond nimmt einen Schluck und setzt sein Glas ab. «Was meinen Sie mit persönlich?» Gallo lacht erneut. «Er ist mein bester Kunde! Hier in der Stadt gehören ihm ein Yachtclub und das Kongresszentrum am Flughafen. Dort finden Veranstaltungen statt. Für Veranstaltungen braucht man Getränke». Er schenkt sich selber grosszügig nach. «Sie wissen sicher, dass er in wenigen Tagen eine grosse Präsentation seiner neuen App angesetzt hat. Und im Yachtclub findet heute Abend eine exklusive Party statt, um die Gäste aus der High Society schon mal ein bisschen warmzuhalten». Bond beugt sich interessiert vor. «Können Sie mich da irgendwie einschleusen? Heute Abend, meine ich». Gallo wiegt den Kopf. «Auf die Gästeliste habe ich keinen Einfluss», sagt er und grinst dann verschmitzt. «Aber ich kann Sie bis zum Lieferanteneingang bringen».
Nun ist es Abend und ein klappriger Kleinlaster fährt auf den Club Náutico de Santo Domingo zu, ein elegantes, weisses, halbmondförmiges Gebäude mit grossem Pool, das zwischen Palmen an einem Yachthafen in der Bucht von Boca Chica liegt. Am Eingang bildet sich schon eine Schlange von partytauglich gekleideten Leuten. Aber der Laster fährt an den Eingang zum Parkplatz, wo sich der Fahrer, Miguel Gallo, gegenüber dem in einem Häuschen sitzenden Wachmann zu erkennen gibt. Der Wachmann winkt den Laster durch die Sicherheitsschranke, er hält mit dem Heck zum Lieferanteneingang und heraus steigen Gallo, ein junger Gehilfe und Bond, der im Laderaum gesessen hat. Alle drei tragen Lieferantenuniformen, auf denen der Name von Gallos Geschäft eingestickt ist. Sie laden Kisten mit Spirituosen aus und stapeln sie in einem kleinen Raum gleich hinter dem Lieferanteneingang, unbeachtet vom Wachmann in seinem Häuschen und zwei weiteren, die halbherzig den Parkplatz patrouillieren. Während der Arbeit bewegt sich Bond tiefer in das Gebäude, und am Ende steigen nur Gallo und sein Gehilfe zurück in den Laster und fahren davon. Bond bewegt sich katzenhaft und ungesehen an Lagerräumen und Küche vorbei, wobei er die Lieferantenunform auszieht, und einen sommerlichen Anzug enthüllt.
So gelangt Bond in den grossen Festsaal des Yachtclubs, der sich durch die geöffnete Glasfront hinaus auf die Terrasse mit Pool und Meerblick erstreckt. Eine einzige Einstellung folgt Bond, wie er einmal rundherum geht, seinen Blick über alles wandern lässt und sich zuletzt nahtlos in den Strom von Gästen einfügt, der vom Haupteingang her in den Saal schwappt. So gelangt er an die Bar, und eine freundlich lächelnde Bardame heisst ihn herzlich willkommen: «Bitte geniessen Sie heute Abend all unsere Annehmlichkeiten! Melden Sie Ihre Musikwünsche über die offizielle App oder wagen Sie eine Runde Nervenkitzel an einem unserer Spieltische». Bonds Blick folgt ihrem Wink zu einem nahen, nierenförmigen Tisch. «Baccara! Na, das habe ich aber ewig nicht mehr gespielt». Er bestellt bei der Bardame einen Rum Collins, und sagt, als dieser serviert wird: «Nun möchte ich unseren grosszügigen Gastgeber gerne mal kennenlernen».
Schnitt auf den Spieltisch. Malin Skarre agiert als Bankhalter, neben ihm sitzt Octavia Wilde in einem betörenden, feuerroten Kleid. Skarre verabschiedet gerade einen angegrauten Herrn – der offenbar eine Menge Geld verloren hat und sich rasch zurückzieht – und verkündet den nächsten Einsatz. «Banco», tönt es von Bond, der nonchalant auf den freigewordenen Platz gleitet. Skarre mustert ihn mit rasiermesserscharfem Blick, daneben versucht Wilde, sich nichts anmerken zu lassen, aber auch sie lässt Bond nicht aus den Augen. Schliesslich zieht Skarre die Karten aus dem Schlitten. «Ich erkenne eine Spielernatur, wenn ich eine sehe, Mister…» – «Bond. James Bond». Hinter Skarres Schulter ist Wilde offensichtlich überrascht, hatte sie doch den Namen David Somerset erwartet. «Mister Bond», wiederholt Skarre. «Woran ich mich nicht erinnere, ist Ihren Namen auf der Gästeliste gesehen zu haben». Bond wirft einen Blick auf seine Karten – eine wertlose Königin, eine enttäuschende Drei. «Sie wissen bestimmt, wie das so ist, Mr. Skarre. Man findet seinen Weg. Karte». Skarre deckt sieben Punkte auf und gibt Bond eine offene dritte Karte, einen König. «Sept à la banc», verkündet der Croupier. «Et le trois». Einige von Bonds Chips wandern zu Skarres wesentlich grösserem Stapel. Bond sagt ungerührt: «Suivi». Er erhält zwei Zweien und bestellt wieder eine dritte Karte – eine weitere nutzlose Königin. Skarre wirkt offen amüsiert, immerhin weiss er nun, wie schlecht Bonds Hand sein muss und präsentiert seine sechs Punkte. «Six à la banc», tönt es vom Croupier und erneut schrumpft Bonds Chipstapel. «Vielleicht hat sich mein Gespür für Spielernaturen getäuscht, Mr. Bond», höhnt Skarre. Bond zuckt ungerührt mit den Schultern. «Der einzige Weg, das herauszufinden, ist eine Fortsetzung des Spiels. Und als Spielernatur müssten Sie eigentlich wissen, dass es ein kluger Schachzug wäre, den Einsatz an diesem Punkt zu verdoppeln». Ihre stählernen Blicke kreuzen sich über dem Spieltisch, dann gibt Skarre nach, korrigiert den gesetzten Chipstapel entsprechend nach oben und gibt Bond ausgerechnet zwei Asse, also zwei Punkte. Bond ordert die dritte Karte. Skarre hat zwei Bildkarten und deckt als dritte Karte für Bond eine Sieben auf. Er selbst kriegt als dritte Karte eine Acht und wähnt sich siegessicher. Bond muss bereits einige Punkte gehabt haben, und nun über neun Punkten liegen. Und selbst wenn er auch zwei Bildkarten hätte, läge Skarre mit Acht zu Sieben vorne. Aber nie im Leben hatte Bond auf den ersten beiden Karten zwei Punkte! Doch genau diese Zahl deckt Bond nun auf und Skarre wirkt wie vom Blitz getroffen, während ein Raunen um den Tisch geht. «Das ist kein grosser Verlust!», platzt es aus Skarre, als müsste er sich rechtfertigen. Dann fängt er sich wieder und lächelt. «Ich gratuliere, Mr. Bond. Sie hatten eben das grösste Glück Ihres Lebens. Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen. Meine Liebe, würden Sie so gut sein, die Bank zu übernehmen?»
Bond und Skarre entfernen sich gemeinsam vom Tisch. «Sie sagten, man finde so seinen Weg, Mr. Bond. Sagen Sie also, wie haben Sie den Weg hierher gefunden?» Bond entgegnet: «Natürlich bin ich für die Präsentation Ihrer Dogma-App vor Ort, als Reporter für den Engineer, die technologische Fachzeitschrift. Zu gerne würde ich von Ihnen möglicherweise schon im Voraus einige Informationen hören, was uns am Kongress erwartet. Vielleicht auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen? Unsere Leser interessiert brennend, was die Algorithmen hinter Dogma ausmacht, und was für Sie die grösste Herausforderung war, um die verschiedenen Smart-Produkte aus unterschiedlichsten Bereichen des Alltags alle unter einen Hut zu bringen. Wie wäre es also mit einem kleinen Interview? Morgen Nachmittag um drei?» Bisher sind die beiden locker durch den Festsaal geschlendert, aber jetzt hält Skarre inne. «Mr. Bond, nicht dass ich von einem Journalisten etwas anderes erwartet hätte, aber Sie verfügen über eine unglaubliche Selbstsicherheit, sich hier einzuschleichen, mich auf diese Art abzufangen und dann so selbstverständlich ein völlig exklusives Interview ausserhalb meiner offiziellen Pressekonferenz zu verlangen. Manch einer würde Ihr Vorgehen geradezu dreist nennen». Bond lächelt bescheiden. «Sehen Sie, durch dieses dreiste Vorgehen habe ich so lange in meinem Beruf überlebt». Octavia Wilde taucht neben Skarre auf, offensichtlich hat sie die Bank beim Baccara wieder abgegeben. «Malin, dort drüben ist eine Dame, die dich sprechen möchte. Ich habe den Eindruck, dass es nicht schaden würde, sie anzuhören». Skarre wendet den Blick nicht von Bond ab und sagt: «Wie meine Pressesprecherin hier, Miss Wilde, Ihnen bei einem einfachen Anruf hätte mitteilen können, steht ein so kurzfristiges Exklusivinterview ausser Frage. Guten Abend, Mr. Bond. Amüsieren Sie sich gut… Auf meine Kosten». Dann verschwindet er in der Menge und Wildes Lächeln weicht innert einer Sekunde einem halb besorgten, halb verärgerten Gesichtsausdruck. «David! Was tust du hier? Block wird dich erkennen. Du musst verschwinden, du bringst uns beide noch in Schwierigkeiten!» Auf einmal wirkt sie fast verletzt. «Wenn David überhaupt dein richtiger Name ist. Oder ist es James Bond?» Bond sagt: «Octavia, ich habe dir gesagt, dass ich die nötigen Kontakte habe, um Skarre das Handwerk zu legen, was auch immer er im Schilde führt. Das war ein Versprechen, und daran werde ich mich halten». Sie schüttelt energisch den Kopf. «Nicht hier! Triff mich morgen um zehn am Strand vor dem Pelicano Beach Club. Da können wir ungestört reden. Und jetzt geh, ich sehe Mr. Block, dort drüben bei Malin». Bond folgt ihrem Blick und sieht Block neben Skarre stehen, der sich gerade mit Ruby unterhält. Ruby hat sich herausgeputzt und sieht umwerfend aus, aber Bond scheint das gar nicht zu beeindrucken. Wilde bemerkt, dass er beim Anblick dieser Konstellation skeptisch die Stirn krauszieht. «Kennst du diese Frau?», fragt sie. «Flüchtig», sagt Bond. «Morgen um zehn also». Dann wendet er sich ab und marschiert durch die offene Glasfront, am Pool vorbei und über den Strand in Richtung der Strasse, die vom Yachthafen fortführt. Am Strassenrand steht der Lieferwagen und Bond klopft an. Gallo kurbelt die Scheibe runter und Bond sagt: «Für heute haben wir Feierabend. Aber ich brauche morgen vor zehn Uhr eine Badehose».
Das Taxi fährt sie an der Küstenstrasse entlang nach Westen ins Stadtzentrum. Als sie an einem 40 Meter hohen, bunt bemalten Obelisken vorbeikommen, bedeutet Bond dem Fahrer, rechts am Crowne Plaza Hotel zu halten. Ein beschwingter Hotelpage begrüsst Bond, als dieser aus dem Taxi steigt. Bond erkundigt sich nach freien Zimmern. «Si, Señor!», strahlt der Page und fragt, mit einem fröhlichen Blick zu Ruby, die noch im Auto sitzt, ob es denn ein Zimmer oder zwei sein dürfen. «Diese Entscheidung liegt selbstverständlich bei der Dame», meint Bond höflich. Doch besagte Dame entgegnet mit bedauerndem Gesichtsausdruck: «Tut mir leid, Mr. Bond, aber ich glaube nicht, dass unsere Methoden besonders gut zusammenpassen». Und auf ihr Zeichen hin gibt der Taxifahrer Gummi und reiht sich wieder in den Verkehr ein. Wie das Taxi auf der Küstenstrasse verschwindet, blicken ihm Bond und der Page einige Augenblicke lang leicht verblüfft hinterher. Dann sagt Bond, als sei gar nichts passiert: «Ein Zimmer wird reichen» und der Page, der sofort wieder sein strahlendes Gesicht aufsetzt, weist ihm den Weg zur Lobby.
Anderswo in der Stadt steigen Marcos Torres und einer seiner Adjutanten aus einem Mietwagen. Beide tragen, was sich Soldaten unter Zivilkleidung vorstellen: Olivgrüne T-Shirts, Outdoor-Hosen, Stiefel. Torres hat den Koffer bei sich, den ihm ein Techniker in Las Palmas überreicht hat. Sie befinden sich in einem weitläufigen, etwas verwahrlosten Industriegebiet von Santo Domingo und halten zielstrebig auf ein unauffälliges Lagerhaus zu. Der Parkplatz ist von Unkraut überwuchert, brüchige Mauern und eine verwahrloste Autowaschanlage bieten fast rundum Sichtschutz. Aus einer Tür tritt Mr. Block, der kein Jackett trägt, aber trotzdem stark schwitzt. «Meine Herren, ich muss Sie um Ihre Waffen bitten», sagt er und streckt fordernd die Hand aus. Torres und der Adjutant wechseln missmutige Blicke und überreichen ihm dann widerstrebend ihre Pistolen. Block legt sie vorsichtig beiseite und öffnet dann per Knopfdruck ein Rolltor, aus dem Malin Skarre persönlich erscheint. Im Gegensatz zu Block wirkt er ganz frisch. «Ich hörte, Sie haben eine Sonderlieferung für mich?», sagt er. Torres streckt ihm den Koffer hin, aber Block geht dazwischen, nimmt den Koffer entgegen und zeigt Skarre kurz den Inhalt, der einem kompliziert verkabelten Stapel Festplatten ähnelt. Skarre nickt und Block verschwindet mit dem Koffer nach drinnen. Torres sagt: «Jedes wichtige Einzelteil wird genau nach Ihren Vorgaben zerlegt und entsorgt». Skarre antwortet: «Das ist gut zu wissen, aber um das Kronjuwel möchte ich mich doch am liebsten selbst kümmern. Man kann nie vorsichtig genug sein, nicht wahr?». Block erscheint wieder aus dem Lagerhaus, ohne Koffer. Alle vier stehen sich in Zweiergruppen gegenüber, eine Pause entsteht. Dann sagt Skarre: «Mir ist auch zu Ohren gekommen, dass sie gestern einige Probleme hatten?». Torres wählt seine Worte vorsichtig: «Zwei Spione oder Saboteure haben rumgeschnüffelt, ein Mann und eine Frau. Sie haben womöglich Einblick in das Unternehmen gewonnen. Wir konnten sie vertreiben». Er wirkt trotzig. «Vertreiben?», spottet Skarre. «Sie meinen, sie sind Ihnen entkommen. Obwohl Sie einen klaren Auftrag hatten und zahlenmässig weit überlegen waren». Block beobachtet amüsiert das Treiben und wie Skarre zu wachsen und Torres zu schrumpfen scheint. «Es gab eine Schiesserei. Einige meiner Männer wurden getötet, mehrere Fahrzeuge zerstört», sagt Torres verteidigend. «Wie viele Tote?», fragt Skarre. Torres antwortet: «Zehn». Skarre: «Sind Sie sich sicher?» Torres: «Natürlich bin ich mir sicher!» Skarre fragt: «Zehn Ihrer Männer wurden getötet, keiner mehr, keiner weniger?» Torres ruft trotzig: «Ja!» Skarre macht eine leichte Handbewegung, Block zieht eine Pistole und schiesst Torres’ Adjutanten über den Haufen. Noch während der Schussknall verhallt zieht sich Skarre mit einem verächtlichen Blick wieder ins Lagerhaus zurück. Block tritt an Torres heran, die rauchende Pistole immer noch in der Hand. «Sprechen wir über Ihre Gehaltsforderungen, die Sie am Telefon gestellt haben», sagt er. «Ich habe Männer und Hardware verloren», sagt Torres und funkelt zornig. «Wenn wir weiterhin für Sie arbeiten sollen, müssen wir entsprechend entschädigt werden». Block verschränkt die Arme. «Wir sind davon ausgegangen, dass Sie für solche Situationen ausgebildet sind. Ihr Job war es, in Argentinien für strengste Sicherheit zu sorgen. Wenn Sie die einzigen Eindringlinge entkommen lassen und dabei noch Personal verlieren, dann sind Sie nicht besonders gut in Ihrem Job, nicht wahr? Sie haben versagt, so einfach ist das». Torres wird allmählich richtig wütend, aber er hat keine Pistole mehr und Block schon. Trotzdem lässt er sich nicht unterkriegen und sagt: «Dennoch haben Sie mich hierherbestellt, und ich habe grosse Risiken auf mich genommen, um Waffen, Munition und den Rest meiner Männer ins Land zu schmuggeln. Also wollen Sie doch unsere Dienste? Entscheiden Sie sich einfach!» Block steckt die Waffe weg und wirft ihm ein dickes Bündel Geldscheine vor die Füsse. «Es ist bereits entschieden. Lassen Sie Ihre Männer die Posten beziehen. Wir verstärken vorläufig unsere Sicherheitsmassnahmen und erledigen die beiden Spione, falls sie auch hier herumschnüffeln. Aber merken Sie sich zwei Dinge: Erstens, Sie sind mir unterstellt. Zweitens, Sie sind nützlich, wenn Sie Erfolg haben, aber entbehrlich, wenn Sie weiterhin bei Ihrer beachtlichen Sterbensrate bleiben». Mit diesen Worten wirft er dem toten Adjutanten einen fast mitleidigen Blick zu, lässt Torres stehen und kehrt ins Lagerhaus zurück.
Wieder anderswo in der Stadt schlendert Bond die Kaimauer entlang und lässt seinen Blick über die Leute wandern: Ein Vater und sein Sohn beim Angeln, eine Obstverkäuferin, ein Mechaniker, der sich über ein Boot beugt. Bonds Blick hält am Ende der Mauer, wo ein EINHEIMISCHER (Francis Cruz) in einem kleinen Boot vor sich hindöst. Er steuert darauf zu und stösst das Boot leicht mit dem Fuss an, um den Mann zu wecken. «Ich würde gerne Ihr Boot mit Ihnen teilen». Der Einheimische öffnet langsam die Augen und antwortet mit den Codeworten, die er vor langer Zeit auswendig gelernt hat: «Sitzen wir nicht sowieso alle schon im selben Boot?» Bond lächelt. «James Bond, Universal Exports. Sie leiten also unsere hiesige Aussenstelle». Der Einheimische brummt verschlafen. «Miguel Gallo. Ich leite ein Spirituosengeschäft in der Zona Colonial. Meine Arbeit für Universal Exports ist eher eine Art Bereitschaftsdienst». Bond nimmt seine Sonnenbrille ab. «Sie haben hier nicht viel zu tun?» Miguel Gallo schüttelt leicht den Kopf. «Nicht mit unseren Leuten». Bond hakt nach: «Mit anderen Leuten?» Gallo denkt nach. «Vor einiger Zeit kam ein Amerikaner vorbei, aus Texas, glaube ich. Er wollte meine Aufzeichnungen des Schiffsverkehrs zwischen Hispaniola und Kuba. Er sagte, dass wir doch verwandt seien. Hat übrigens nach CIA gestunken». Bond fragt neugierig. «Sind Sie darauf eingegangen?» Gallo macht Anstalten wieder einzunicken und murmelt: «Ich hab ihm gesagt, dass ich für diese Aufzeichnungen in Pfund, und nicht in Dollar bezahlt werde. Und dass wir sicher nicht verwandt sind». Bond streckt ihm eine Hand hin. «Sind wir beide verwandt?» Gallo öffnet wieder die Augen und antwortet nach kurzer Überlegung: «Ich denke, wir könnten entfernte Cousins sein». Er ergreift die Hand und lässt sich von Bond aus dem Boot ziehen.
Nach einem Schnitt setzen Bond und Miguel Gallo sich unter einer bunten Markise an einen Tisch vor einem Spezialitäten- und Spirituosengeschäft mit Offenausschank. Gallo präsentiert stolz eine Flasche Mamajuana (ein dominikanischer Likör aus Rum, Honig und Gewürzen) seiner Eigenmarke und schenkt zwei kleine Gläser ein. Eine rundliche Frau serviert Tapas. «Also, Mr. Bond von Universal Exports», sagt Gallo. «Wie kann ich Ihnen behilflich sein, um mir mein Londoner Taschengeld auch endlich zu verdienen?» Bond wartet sicherheitshalber einen Augenblick, bis die rundliche Frau wieder im Geschäft verschwunden ist. «Ich versuche, an Malin Skarre ranzukommen». Gallo kratzt sich am Kinn. «Skarre? Was hat er Ihnen denn getan?» Bond antwortet: «Er verhält sich nur etwas merkwürdig». Gallo lacht. «Noch merkwürdiger, als der Rest dieser Tech-Millionäre?» Bond zuckt mit den Schultern. «Merkwürdig genug, um höchst misstrauisch zu sein. Kennen Sie ihn gut?» Gallo leert seinen Mamajuana in einem Zug. «Skarre hat in den letzten Jahren eine Menge Geld in diesem Land investiert», antwortet er. «Ihm gehört der grösste Teil der Goldmine in Pueblo Viejo. Gerüchten zufolge hat er Beamte im Wirtschaftsministerium besprochen und sich billige Arbeitskräfte aus Haiti geholt. Aber soweit ich weiss, ist nichts bewiesen. Offiziell kann ich nichts Schlechtes über ihn sagen. Persönlich schon gar nicht». Bond nimmt einen Schluck und setzt sein Glas ab. «Was meinen Sie mit persönlich?» Gallo lacht erneut. «Er ist mein bester Kunde! Hier in der Stadt gehören ihm ein Yachtclub und das Kongresszentrum am Flughafen. Dort finden Veranstaltungen statt. Für Veranstaltungen braucht man Getränke». Er schenkt sich selber grosszügig nach. «Sie wissen sicher, dass er in wenigen Tagen eine grosse Präsentation seiner neuen App angesetzt hat. Und im Yachtclub findet heute Abend eine exklusive Party statt, um die Gäste aus der High Society schon mal ein bisschen warmzuhalten». Bond beugt sich interessiert vor. «Können Sie mich da irgendwie einschleusen? Heute Abend, meine ich». Gallo wiegt den Kopf. «Auf die Gästeliste habe ich keinen Einfluss», sagt er und grinst dann verschmitzt. «Aber ich kann Sie bis zum Lieferanteneingang bringen».
Nun ist es Abend und ein klappriger Kleinlaster fährt auf den Club Náutico de Santo Domingo zu, ein elegantes, weisses, halbmondförmiges Gebäude mit grossem Pool, das zwischen Palmen an einem Yachthafen in der Bucht von Boca Chica liegt. Am Eingang bildet sich schon eine Schlange von partytauglich gekleideten Leuten. Aber der Laster fährt an den Eingang zum Parkplatz, wo sich der Fahrer, Miguel Gallo, gegenüber dem in einem Häuschen sitzenden Wachmann zu erkennen gibt. Der Wachmann winkt den Laster durch die Sicherheitsschranke, er hält mit dem Heck zum Lieferanteneingang und heraus steigen Gallo, ein junger Gehilfe und Bond, der im Laderaum gesessen hat. Alle drei tragen Lieferantenuniformen, auf denen der Name von Gallos Geschäft eingestickt ist. Sie laden Kisten mit Spirituosen aus und stapeln sie in einem kleinen Raum gleich hinter dem Lieferanteneingang, unbeachtet vom Wachmann in seinem Häuschen und zwei weiteren, die halbherzig den Parkplatz patrouillieren. Während der Arbeit bewegt sich Bond tiefer in das Gebäude, und am Ende steigen nur Gallo und sein Gehilfe zurück in den Laster und fahren davon. Bond bewegt sich katzenhaft und ungesehen an Lagerräumen und Küche vorbei, wobei er die Lieferantenunform auszieht, und einen sommerlichen Anzug enthüllt.
So gelangt Bond in den grossen Festsaal des Yachtclubs, der sich durch die geöffnete Glasfront hinaus auf die Terrasse mit Pool und Meerblick erstreckt. Eine einzige Einstellung folgt Bond, wie er einmal rundherum geht, seinen Blick über alles wandern lässt und sich zuletzt nahtlos in den Strom von Gästen einfügt, der vom Haupteingang her in den Saal schwappt. So gelangt er an die Bar, und eine freundlich lächelnde Bardame heisst ihn herzlich willkommen: «Bitte geniessen Sie heute Abend all unsere Annehmlichkeiten! Melden Sie Ihre Musikwünsche über die offizielle App oder wagen Sie eine Runde Nervenkitzel an einem unserer Spieltische». Bonds Blick folgt ihrem Wink zu einem nahen, nierenförmigen Tisch. «Baccara! Na, das habe ich aber ewig nicht mehr gespielt». Er bestellt bei der Bardame einen Rum Collins, und sagt, als dieser serviert wird: «Nun möchte ich unseren grosszügigen Gastgeber gerne mal kennenlernen».
Schnitt auf den Spieltisch. Malin Skarre agiert als Bankhalter, neben ihm sitzt Octavia Wilde in einem betörenden, feuerroten Kleid. Skarre verabschiedet gerade einen angegrauten Herrn – der offenbar eine Menge Geld verloren hat und sich rasch zurückzieht – und verkündet den nächsten Einsatz. «Banco», tönt es von Bond, der nonchalant auf den freigewordenen Platz gleitet. Skarre mustert ihn mit rasiermesserscharfem Blick, daneben versucht Wilde, sich nichts anmerken zu lassen, aber auch sie lässt Bond nicht aus den Augen. Schliesslich zieht Skarre die Karten aus dem Schlitten. «Ich erkenne eine Spielernatur, wenn ich eine sehe, Mister…» – «Bond. James Bond». Hinter Skarres Schulter ist Wilde offensichtlich überrascht, hatte sie doch den Namen David Somerset erwartet. «Mister Bond», wiederholt Skarre. «Woran ich mich nicht erinnere, ist Ihren Namen auf der Gästeliste gesehen zu haben». Bond wirft einen Blick auf seine Karten – eine wertlose Königin, eine enttäuschende Drei. «Sie wissen bestimmt, wie das so ist, Mr. Skarre. Man findet seinen Weg. Karte». Skarre deckt sieben Punkte auf und gibt Bond eine offene dritte Karte, einen König. «Sept à la banc», verkündet der Croupier. «Et le trois». Einige von Bonds Chips wandern zu Skarres wesentlich grösserem Stapel. Bond sagt ungerührt: «Suivi». Er erhält zwei Zweien und bestellt wieder eine dritte Karte – eine weitere nutzlose Königin. Skarre wirkt offen amüsiert, immerhin weiss er nun, wie schlecht Bonds Hand sein muss und präsentiert seine sechs Punkte. «Six à la banc», tönt es vom Croupier und erneut schrumpft Bonds Chipstapel. «Vielleicht hat sich mein Gespür für Spielernaturen getäuscht, Mr. Bond», höhnt Skarre. Bond zuckt ungerührt mit den Schultern. «Der einzige Weg, das herauszufinden, ist eine Fortsetzung des Spiels. Und als Spielernatur müssten Sie eigentlich wissen, dass es ein kluger Schachzug wäre, den Einsatz an diesem Punkt zu verdoppeln». Ihre stählernen Blicke kreuzen sich über dem Spieltisch, dann gibt Skarre nach, korrigiert den gesetzten Chipstapel entsprechend nach oben und gibt Bond ausgerechnet zwei Asse, also zwei Punkte. Bond ordert die dritte Karte. Skarre hat zwei Bildkarten und deckt als dritte Karte für Bond eine Sieben auf. Er selbst kriegt als dritte Karte eine Acht und wähnt sich siegessicher. Bond muss bereits einige Punkte gehabt haben, und nun über neun Punkten liegen. Und selbst wenn er auch zwei Bildkarten hätte, läge Skarre mit Acht zu Sieben vorne. Aber nie im Leben hatte Bond auf den ersten beiden Karten zwei Punkte! Doch genau diese Zahl deckt Bond nun auf und Skarre wirkt wie vom Blitz getroffen, während ein Raunen um den Tisch geht. «Das ist kein grosser Verlust!», platzt es aus Skarre, als müsste er sich rechtfertigen. Dann fängt er sich wieder und lächelt. «Ich gratuliere, Mr. Bond. Sie hatten eben das grösste Glück Ihres Lebens. Lassen Sie uns ein paar Schritte gehen. Meine Liebe, würden Sie so gut sein, die Bank zu übernehmen?»
Bond und Skarre entfernen sich gemeinsam vom Tisch. «Sie sagten, man finde so seinen Weg, Mr. Bond. Sagen Sie also, wie haben Sie den Weg hierher gefunden?» Bond entgegnet: «Natürlich bin ich für die Präsentation Ihrer Dogma-App vor Ort, als Reporter für den Engineer, die technologische Fachzeitschrift. Zu gerne würde ich von Ihnen möglicherweise schon im Voraus einige Informationen hören, was uns am Kongress erwartet. Vielleicht auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen? Unsere Leser interessiert brennend, was die Algorithmen hinter Dogma ausmacht, und was für Sie die grösste Herausforderung war, um die verschiedenen Smart-Produkte aus unterschiedlichsten Bereichen des Alltags alle unter einen Hut zu bringen. Wie wäre es also mit einem kleinen Interview? Morgen Nachmittag um drei?» Bisher sind die beiden locker durch den Festsaal geschlendert, aber jetzt hält Skarre inne. «Mr. Bond, nicht dass ich von einem Journalisten etwas anderes erwartet hätte, aber Sie verfügen über eine unglaubliche Selbstsicherheit, sich hier einzuschleichen, mich auf diese Art abzufangen und dann so selbstverständlich ein völlig exklusives Interview ausserhalb meiner offiziellen Pressekonferenz zu verlangen. Manch einer würde Ihr Vorgehen geradezu dreist nennen». Bond lächelt bescheiden. «Sehen Sie, durch dieses dreiste Vorgehen habe ich so lange in meinem Beruf überlebt». Octavia Wilde taucht neben Skarre auf, offensichtlich hat sie die Bank beim Baccara wieder abgegeben. «Malin, dort drüben ist eine Dame, die dich sprechen möchte. Ich habe den Eindruck, dass es nicht schaden würde, sie anzuhören». Skarre wendet den Blick nicht von Bond ab und sagt: «Wie meine Pressesprecherin hier, Miss Wilde, Ihnen bei einem einfachen Anruf hätte mitteilen können, steht ein so kurzfristiges Exklusivinterview ausser Frage. Guten Abend, Mr. Bond. Amüsieren Sie sich gut… Auf meine Kosten». Dann verschwindet er in der Menge und Wildes Lächeln weicht innert einer Sekunde einem halb besorgten, halb verärgerten Gesichtsausdruck. «David! Was tust du hier? Block wird dich erkennen. Du musst verschwinden, du bringst uns beide noch in Schwierigkeiten!» Auf einmal wirkt sie fast verletzt. «Wenn David überhaupt dein richtiger Name ist. Oder ist es James Bond?» Bond sagt: «Octavia, ich habe dir gesagt, dass ich die nötigen Kontakte habe, um Skarre das Handwerk zu legen, was auch immer er im Schilde führt. Das war ein Versprechen, und daran werde ich mich halten». Sie schüttelt energisch den Kopf. «Nicht hier! Triff mich morgen um zehn am Strand vor dem Pelicano Beach Club. Da können wir ungestört reden. Und jetzt geh, ich sehe Mr. Block, dort drüben bei Malin». Bond folgt ihrem Blick und sieht Block neben Skarre stehen, der sich gerade mit Ruby unterhält. Ruby hat sich herausgeputzt und sieht umwerfend aus, aber Bond scheint das gar nicht zu beeindrucken. Wilde bemerkt, dass er beim Anblick dieser Konstellation skeptisch die Stirn krauszieht. «Kennst du diese Frau?», fragt sie. «Flüchtig», sagt Bond. «Morgen um zehn also». Dann wendet er sich ab und marschiert durch die offene Glasfront, am Pool vorbei und über den Strand in Richtung der Strasse, die vom Yachthafen fortführt. Am Strassenrand steht der Lieferwagen und Bond klopft an. Gallo kurbelt die Scheibe runter und Bond sagt: «Für heute haben wir Feierabend. Aber ich brauche morgen vor zehn Uhr eine Badehose».
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Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
35Das klingt teilweise echt unterhaltsam, aber auch etwas lang.
Ich dachte ihr wolltet für den nächsten Film wieder eine simplere 2h-Mission, doch gefühlt ermittelt Bond schon 3h herum.
Und was soll eigentlich die Bedrohung und der Plan des Schurken werden?
Wirklich erkennbar wird das bisher noch nicht.
Aber ich schätze euer kreatives Bemühen und es hat durchaus Unterhaltungspotential.
Ich dachte ihr wolltet für den nächsten Film wieder eine simplere 2h-Mission, doch gefühlt ermittelt Bond schon 3h herum.
Und was soll eigentlich die Bedrohung und der Plan des Schurken werden?
Wirklich erkennbar wird das bisher noch nicht.
Aber ich schätze euer kreatives Bemühen und es hat durchaus Unterhaltungspotential.
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
36Ich will einen "simpleren" Bondfilm wenn das heisst, dass er sich nicht als aufgeblasenes Drama statt als Abenteuerfilm aufplustern will. Die Mission und die Ermittlungen dürfen gerne etwas vertrackter und komplexer sein. Ich verehre TLD, Hille verehrt FRWL und wir lieben beide OP. Ausserdem glaube ich nicht, dass unser bisheriges Geschreibsel auf der Leinwand viel mehr als eine Stunde einnehmen würde und dramaturgisch befinden wir uns etwa in der Hälfte.00Spion hat geschrieben: 28. Mai 2024 15:13 Das klingt teilweise echt unterhaltsam, aber auch etwas lang.
Ich dachte ihr wolltet für den nächsten Film wieder eine simplere 2h-Mission, doch gefühlt ermittelt Bond schon 3h herum.
Und was soll eigentlich die Bedrohung und der Plan des Schurken werden?
Wirklich erkennbar wird das bisher noch nicht.
Aber ich schätze euer kreatives Bemühen und es hat durchaus Unterhaltungspotential.
Was Identität und Plan des Schurken angeht wirst du einfach Geduld haben und dranbleiben müssen.
Aber schön, wenn es dir Spass macht, danke.
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Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
37Vermutlich erkennt man daran, dass wir - und vor allem noch mal besonders ich - große Fans der Moore-Ära sind, denn gerade TSWLM, MR, OP, AVTAK etc. bestehen alle daraus, dass Bond einen Großteil der Handlung ermittelt und meistens erst im letzten Drittel konkret klar wird, welches Bedrohungsszenario existiert. Was genau Drax eigentlich will, erfährt Bond erst fünf Minuten, bevor es ins All geht. Was Orlov und Khan genau ausgetüftelt haben, wird erst klar, bevor die Zugaction intensiv wird. Der Plan von Max Zorin ist sogar erst durchschaut, als Bond und Sutton bereits dessen HQ infiltriert haben. In einem von Erics liebsten Bond-Filmen, nämlich in TLD, wird der genaue Plan der Schurken sogar erst klar, wenn man sich hinterher die Zusammenfassung des Plots bei Wikipedia durchliest.00Spion hat geschrieben: 28. Mai 2024 15:13 Ich dachte ihr wolltet für den nächsten Film wieder eine simplere 2h-Mission, doch gefühlt ermittelt Bond schon 3h herum.
Und was soll eigentlich die Bedrohung und der Plan des Schurken werden?
Wirklich erkennbar wird das bisher noch nicht.
Aber so wie ich das sehe, würden unsere Schilderungen bisher in Nettozeit eine Stunde Film ausmachen, also wären wir etwa auf der Hälfte eine simplen zwei Stunden Films, denn viel länger, das sehe ich absolut so, sollte ein Bond-Abenteuer nicht gehen.
https://filmduelle.de/
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Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
38GRANDIOS! Ach Leute, das ist super. Ich will mehr!Casino Hille hat geschrieben: 13. April 2024 18:24 Bond fällt nur zwei Stockwerke, dann wird er vom Seil (das am anderen Ende immer noch mit dem Flaggenmechanismus verbunden ist) in einer schicken 45 Grad Kurve um eine Ecke des Gebäudes geschleudert. Durch die Zugkraft nach unten wird gleichzeitig der Union Jack wieder nach oben gezogen und weht majestätisch im Wind. Passend dazu ertönt laut das Bond-Theme.
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
39Grandios meine lieben Kollegen. Habe die komplette Story quasi in einem Rutsch über die letzten Tage konsumiert. Ab Argentinien konnte ich nicht mehr davon ablassen. Ich sehe vor dem inneren Auge immer Moore bei euren Beschreibungen. Der Film würde 100% mit der Moonrakerinszenierung funktionieren!
Wann kommt die Konfrontation/ der pre-Showdown?
Wann kommt die Konfrontation/ der pre-Showdown?
❤️☮️🧘🏻♂️
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
40Hust*
Liebe Mods, was kann ich für eich tun, damit es hier bald weitergeht?
Eine Belohnung in #Marburg25 (Jubiläum!)?
Liebe Mods, was kann ich für eich tun, damit es hier bald weitergeht?
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Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
41Grins Fan Made Bond Deluxe.
Aber das wichtigste für einen Bond ist doch sowiso mit welcher Dame er im Bett landet, nach der Mission. gerade bei den Moors Bonds, wurde das immer schön Lustig dargestellt.
Aber das wichtigste für einen Bond ist doch sowiso mit welcher Dame er im Bett landet, nach der Mission. gerade bei den Moors Bonds, wurde das immer schön Lustig dargestellt.
Darf ich Vorstellen.
EynSenn, EynBondvonSenn.
Wiede Welt, ik kommen, nimm di in Ach.
Ein Leben ohne Bond Fan zu sein ist möglich, aber sinnlos.
EynSenn, EynBondvonSenn.
Wiede Welt, ik kommen, nimm di in Ach.
Ein Leben ohne Bond Fan zu sein ist möglich, aber sinnlos.
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
42Am nächsten Vormittag schreitet Bond also in Badehose am idyllischen Boca Chica Beach entlang, vorbei an Palmen und Strohschirmen, und lässt den Blick über die Badegäste und schliesslich über das flache, türkis glitzernde Wasser gleiten. Da entdeckt er ein gutes Stück vom Strand entfernt eine Gestalt im Meer. Er wirft Hemd und Strandtuch zu Boden und macht sich auf den Weg. Natürlich ist es Octavia, die da draussen planscht, beziehungsweise sich auf dem Rücken treiben lässt, und überrascht aufschaut, als Bond buchstäblich neben ihr auftaucht. «Dav… Oder ist es jetzt James? Du hast mich aber schnell gefunden! Ich wollte gerade an den Strand zurück, um auf dich zu warten». Bond nimmt sie im Wasser treibend in den Arm. «Deine umwerfende Figur erkenne ich doch schon von Weitem». In ernsthafterem Ton fügt er hinzu: «Und mein Name ist tatsächlich James. Tut mir leid, dass ich dich täuschen musste, Liebling. Aber hier wird irgendein gefährliches Spiel gespielt, da ist es sicherer, auch mal unter falschem Namen aufzutreten. Nur befürchte ich, dass wir über diesen Punkt des Spiels längst hinaus sind». Statt etwas zu entgegen, küsst Octavia ihn erst einmal. Erst dann sagt sie: «Du begibst dich hier in grosse Gefahr. Ich gebe zu, ich hielt dich für einen leichtsinnigen Narren, aber langsam wird mir klar, wie mutig du bist. Ich glaube wirklich, dass du mich da rausholen kannst. Du hast mir wieder Hoffnung gegeben, dass diese schreckliche Zeit endlich ein Ende nehmen wird». Bond antwortet: «Du hast mein Wort. Aber ich brauche deine Hilfe, ich muss alles erfahren, was du weisst».
Ein Stück weiter westlich döst Mr. Block unter einer Palme auf einem Liegestuhl. Er trägt eine Badehose und ein Hemd, auf dem Kokosnüsse und Papageien abgebildet sind, auf einem Tischchen neben ihm liegt sein Smartphone neben einem farbenfrohen Drink mit Schirmchen. Als das Smartphone zu summen anfängt, schlägt Block verdriesslich die Augen auf, meldet sich, hört einige Sekunden zu und sagt dann: «Verstanden», hängt auf und schwingt sich aus dem Liegestuhl. Einen Schnitt später durchquert er den Festsaal des Yachtclubs, der nun leer ist, bis auf einige Reinigungskräfte, die gerade die Spuren der gestrigen Party wegräumen. Nach einem weiteren Schritt befindet sich Block in seinem Zimmer mit Meerblick im ersten Stock. Er stellt sich an ein Fernglas, das auf einem Stativ montiert ist, und sucht den Strand östlich vom Yachtclub ab, bis er Bond und Octavia findet, die aus dem Wasser kommen. Bond sammelt gerade seine Sachen ein, um sich zu Octavia zu gesellen, die es sich mit ihrer Strandtasche und einem grossen Liegetuch im Schatten einer Palme bequem gemacht hat. Block verlässt seine Position am Fernglas, nimmt an einem Schreibtisch Platz und setzt sich grosse Kopfhörer auf. Vor ihm steht eine Art Funkstation, aus den Kopfhörern dringt ein lautes Rauschen, vermischt mit Störgeräuschen. Block dreht an allerhand Knöpfen und Rädchen, bis er Octavias Stimme hört: «Er lässt mich im Dunkeln, ich weiss nur, dass er Kontakte zu gefährlichen Leuten hat, und hinter seiner Fassade selber ein gefährlicher Mann ist».
Die Kamera schneidet wieder zu Bond und Octavia im Palmenschatten, 007 fragt: «Du weisst also nichts über entführte Wissenschaftler und versteckte Satelliten? Über einen Plan, den er möglicherweise ausheckt?» – «Davon hat er mir nie was erzählt. Ich habe hier und da etwas in diese Richtung aufgeschnappt, aber nicht genug, um einen Zusammenhang zu erkennen». Sie beugt sich näher zu Bond. «Er hat mich nach Österreich geschickt, um diesem Baron eine Menge Geld zu bringen. Die Sache hat von Anfang an nach Verbrechen gestunken, aber das kannte ich ja bereits und ich getraute mich nicht, zur Polizei zu gehen. Dieser Baron hat uns eine grössere Gruppe von Leuten vermittelt, die in Argentinien und Kanada irgendetwas für Malin erledigen sollten. Das sind Söldner, James. Auftragskiller! Aber ein paar von ihnen sind bei dieser Sache gestorben». Bond nickt. «Das ist mir bekannt». Octavia sagt: «Aber der Rest von ihnen ist gestern hier eingetroffen, mit Waffen und einem Helikopter. Ich habe gehört, wie er sich mit Mr. Block darüber unterhalten hat». – «Mr. Block», echot Bond. «Was hat es eigentlich auf sich mit dieser knorrigen Bulldogge?» (ein kurzer Schnitt zum lauschenden Block zeigt selbigen selbstgefällig grinsen). Octavia zuckt mit den Schultern. «Block ist Malins Mann fürs Grobe und für die Sicherheit, seit ich ihn kenne. Er kommt aus New York und war in der Army». – «Seals? Rangers? Delta Force?», erkundigt sich Bond. Octavia schüttelt den Kopf. «Mechaniker bei der Panzertruppe. Und er war im Army World Class Athlete Program». Bond ist erstaunt. «Spitzensportler? Der? Als was denn, Rennfahrer beim Segway-Formel-1?» – «Torhüter der US-Wasserballmannschaft, vierter Platz bei den Olympischen Spielen. Aber ist das jetzt wirklich wichtig, James?» Sie schenkt ihm einen flehenden Blick. «Malin wird nichts in seiner Wohnung oder seinem Büro im Yachtclub haben, was ich finden könnte. Und auch nicht im Kongresszentrum. Aber er hat ein Lagerhaus nördlich der Plaza de la Bandera, in dem sich ein Teil der IT-Infrastruktur für Dogma befindet. Dahin nimmt er mich nie mit». Bond fasst einen Entschluss. «Dann werde ich mich da mal umsehen». Er schwingt sich von seinem Strandtuch und stösst dabei Octavias Tasche um (ein Schnitt zum Yachtclub zeigt Mr. Block mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck zusammenfahren, als ein lautes Störgeräusch aus seinen Kopfhörern kommt). «Sei vorsichtig, James!», warnt Octavia. «Wenn diese Söldner nicht im Lagerhaus sind, werden sie früher oder später dort aufkreuzen!» Sie fährt mit den Fingern über einige neue Blessuren an ihrem Hals, auf denen durch das Salzwasser das Make-up verwischt ist. «Mit Malin und seinen Leuten ist nicht zu spassen». Bond schlüpft in sein Hemd. «Ich weiss», sagt er. «Und dafür werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen».
Gallo fährt Bond ins Gewerbegebiet und dirigiert ihn eine Treppe hoch, die zu einer Art Zwischenboden in einem zur Hälfte fertiggestellten Gebäude führt. Von dort zeigt er über ein unbebautes, mit schäbigen Bussen und Lastern zugeparktes Grundstück auf ein Lagerhaus. «Das muss es sein». Bond zückt sein Fernglas und sucht die unauffällige, mit Unkraut überwucherte Einfahrt ab. «Auf jeden Fall gibt es Kameras auf der Vorderseite, und wenn ich mir diese Mauer so ansehe, vermutlich keinen guten Zugang auf der Rückseite. Ein Rolltor, einige Türen, ein etwas weiter links gelegener Eingang, der vielleicht im toten Winkel der Kameras liegt. Schwierig, einen Plan aufzustellen, ohne zu wissen wie viele Männer da stecken und welche Vorsichtsmassnahmen der gute Mr. Skarre sonst noch getroffen hat». Gallo, der kein Fernglas hat und die zusammengekniffenen Augen mit der Hand abschirmt, deutet auf die Einfahrt. «Wenn man vom Teufel spricht, ist er das nicht?» Bond schaut durchs Fernglas. «Sie haben recht». Skarre tritt mit Ruby ins Gespräch vertieft aus dem Lagerhaus, im Schlepptau Mr. Block, der sein Papageienhemd wieder gegen Nadelstreifen ausgetauscht hat. «Und da ist meine kleine Freundin». Gallo kneift wieder die Augen zusammen. «Die Kanadierin?», fragt er. Bond bejaht. Ruby schüttelt derweil Skarres Hand und steigt in ihren Wagen, rollt ans Ende der Einfahrt und hält kurz an, um in beide Richtungen zu schauen. Bonds Fernglas wandert ebenfalls nach links und rechts – rechts von der Ausfahrt steht ein geparktes Auto. Dan passieren mehrere Dinge kurz hintereinander: Ruby drückt aufs Gas, wendet und biegt statt am geparkten Auto vorbei mit aufheulendem Motor in Gegenrichtung ab. Marcos Torres springt aus dem geparkten Auto und gestikuliert über den Vorhof hinweg zu Skarre. Mr. Block schlägt auf das Dach eines dritten Autos, das sofort Gas gibt und die Verfolgung von Ruby aufnimmt. Miguel Gallo dreht sich irritiert zu Bond um, doch der ist nirgendwo mehr zu sehen, bis eine Sekunde später am Fuss der Treppe der Motor von Gallos Auto aufheult und auch Bond die Verfolgung aufnimmt.
Ruby, ihre Verfolger in Gestalt einiger von Torres’ Männern und Bond als Nachhut manövrieren sich durch den dichten und lärmigen Feierabendverkehr der grössten karibischen Metropole, wobei die Perspektive immer wieder wechselt. Zuerst geht es durch den riesigen Kreisverkehr rund um die Plaza de la Bandera, dann nach Osten. Ruby biegt immer wieder in letzter Sekunde an Kreuzungen ab, um die Verfolger abzuschütteln. Einmal gerät sie an einer blockierten Ampel ins Stocken und die Söldner schliessen direkt neben ihr auf, doch Ruby fährt über den Mittelstreifen und schlängelt sich unter lautem Gehupe der entgegenkommenden Autos durch den Verkehr. Bond legt die Walther CCP auf dem Beifahrersitz bereit und versucht, aufzuholen, doch dabei kommen ihm immer wieder Lieferwagen mit riesigen Mengen Obst oder Mopeds, auf denen teilweise zwei Einheimische und eine Ziege sitzen, in die Quere. Ruby sucht im Rückspiegel nach den Verfolgern, kann sie nirgends entdecken und biegt flink in einen kleinen Parkplatz ein, wo sie ihr Auto stehenlässt. Bond ist derweil gefangen in einem besonders hartnäckigen Verkehrsstrom, der ihn zurückwirft. Er kann sich loseisen und sucht die Strasse nach den beiden anderen Autos ab. Da sieht er beide auf dem Parkplatz zurückgelassen und steigt ebenfalls aus. Alle vier von Rubys Reifen sind zerstochen.
Ruby durchquert zu Fuss ein kleines Wäldchen und findet sich beim Faro a Colón wieder, dem Mausoleum für Christoph Kolumbus, einem riesigen, t-förmigen Bauwerk, das treppenartig erhöht inmitten einer weitläufigen Rasenflache aufragt. Mittlerweile steht die Sonne tief über dem Horizont und es sind kaum mehr Leute auf dem Areal unterwegs, und die wenigen, die noch zu sehen sind, scheinen eher zu gehen. Ruby überquert zügig den Rasen und wirft dabei nervöse Blicke zurück. Als sie die Treppenstufen zum Haupteingang hochsteigt, erblickt sie die drei Männer, die über den Rasen schreiten und dabei im Sonnenuntergang lange Schatten werfen wie Gestalten aus einem Albtraum. Sie verschwindet im Inneren. Bond beobachtet aus einiger Entfernung, wie die drei Männer sich aufteilen, um die Struktur von allen drei Eingängen einzukreisen. Er entsichert die Walther.
Das Faro a Colón hat Eingänge an den oberen drei Enden seiner t-Form, drei lange, schmale, hohe und nach oben hin offene Gänge die sich im Raum des angeblichen Grabes von Christoph Kolumbus, einer erhabenen, weissen Säulenkonstruktion kreuzen. Die drei südamerikanischen Söldner treffen mit gezogenen Pistolen am Grab aufeinander, offensichtlich ohne ihre Beute gefunden zu haben. Einer gibt ein Zeichen und sie rotieren je einen Gang weiter, um wieder in die entgegengesetzte Richtung zu patrouillieren. Die Kamera folgt einem der drei, zeigt ihn von vorne und wandert rückwärts, so dass hinter der Ecke an der Öffnung des Ganges Bond zu sehen ist, bevor der Söldner ihn sieht. Als der Mann die Ecke erreicht rammt Bond ihm aus seiner Deckung heraus den Ellbogen ins Sonnengeflecht und lässt einen rechten Haken gegen die Schläfe folgen, der den Kopf des Schurken gegen die weisse Marmorwand klatschen lässt. Anderswo horcht der zweite Mann auf, kehrt um und überprüft diesen Korridor. Am Ausgang findet er seinen bewusstlosen oder toten Kollegen, aber keine Spur von Bond. Vor ihm fallen die breiten Stufen der Struktur zum Rasen hin ab, mittlerweile ist es fast dunkel. Der Mann wendet sich nach rechts, und bewegt sich mit gezückter Pistole aussen am Rand der Struktur entlang. Dabei schwenkt die Kamera hinter ihm nach unten und zeigt Bond, flach unter der nächsten Stufe liegend und seinen Schalldämpfer auf die Waffe schraubend. Er schiesst dem zweiten Mann liegend in den Hinterkopf. Der dritte Mann ist derweil wieder am Grabmal angelangt. Er hört den gedämpften Schuss und dreht sich mehrmals um, wachsam und die Pistole im Anschlag. Nur Stille. Er ruft leise zwei spanische Namen. Keine Reaktion. Dann lässt ihn ein vergleichsweise lautes Geräusch herumwirbeln. Ruby ist die Seitenwand des Korridors gut drei Meter weit hochgeklettert. Die Wand ist von Türen zu verschiedenen Ausstellungsräumen gesäumt und darüber mit einem Kreuzmuster verziert, wodurch sie Halt gefunden hat, aber jetzt ist ihr Fuss abgerutscht und hat ein kleines Stück mitgerissen, was sie hat auffliegen lassen. Durch den fehlenden Halt folgt Ruby sogleich und stürzt hilflos auf den Boden. Der dritte Mann reisst seine Pistole hoch, da macht es KLATSCH und er geht zu Boden. Hinter ihm kommt Bond ins Bild, wobei gleichzeitig mit dem gedämpften Schuss auch der Leuchtturm des Monuments eingeschaltet wird und sein Licht kilometerweit in den nun schwarzen Himmel wirft. Bond hält kurz inne und macht eine entschuldigende Geste in Richtung des Grabmals.
«Ihre eigenen Methoden scheinen noch nicht ganz zu funktionieren. Sie können froh sein, dass ich auf alles schiesse, was sich bewegt», meint Bond vergnügt, während sie über die Rasenfläche zum Parkplatz zurückgehen. «Ach, seien Sie doch still», antwortet Ruby, doch es hört sich nicht böse an. «Ich bin weiter gekommen als Sie, nicht wahr? Ich war heute in Skarres Lagerhaus. Und ich gehe noch heute Nacht zurück dorthin». Bond hält zum wiederholten Mal an, weil Ruby hinter ihm her humpelt. «Sie sind doch verletzt, ich schau mir das besser mal an». Inzwischen haben sie den kleinen Parkplatz am Rand des Parks erreicht. «Ich habe mir nur etwas den Fuss verdreht, keine grosse Sache. Und ich gehe ja nicht zu Fuss dahin». In diesem Moment sieht sie ihre vier platten Reifen. «Diese Mistkerle!» Bond hält höflich seine eigene Autotür auf. Die letzte Skepsis fällt von Rubys Gesicht und einen Schnitt später sitzen sie beide im Auto und schlagen die Türen zu. «Jetzt ziehen Sie die Schuhe aus und zeigen Sie mal her», fordert Bond. «Ach, und ich dachte Sie sind einer von den Typen, denen ihr Auto heilig ist», sagt sie mit ironischem Ton. «Männer von der Sorte drehen normalerweise durch, wenn ich die Schuhe ausziehe». Bond erklärt: «Normalerweise hätten Sie Recht, aber das ist immerhin ein Notfall. Ausserdem sitzen wir nicht im Bentley». Sie legt den nackten, leicht geschwollenen Fuss auf seinen Schoss. 007 gibt den medizinischen Fachmann. «Tut es weh, wenn ich hier drücke?» – «Nicht wirklich» – «Tut es weh, wenn ich ihn so drehe?» – «Ein bisschen». Sie kommen sich immer näher. «Nichts Schlimmes. Ich denke, ein einfaches Schmerzmittel sollte genügen», sagt Bond. Sie kommen sich noch näher. «Haben Sie denn eins dabei?», fragt Ruby. «Nein, aber in meinem Hotelzimmer. In der Minibar». – «Dann sollten wir dahin. Einbrechen können wir morgen». Endlich beginnt ein leidenschaftlicher Kuss, der die Grenzen der Altersfreigabe auslotet.
Irgendein Komponist, der die Essenz von John Barrys Schaffen versteht, lässt die Szene musikalisch elegant zum Crowne Plaza Hotel übergehen, wo das Auto nun vorfährt. Als die beiden aussteigen, werden sie vom gleichen strahlenden Pagen begrüsst wie am Vortag. «Wie wundervoll, dass Sie sich doch noch umentschieden haben, Señorita!», sagt er und scheint sich ehrlich darüber zu freuen, während Bond ihm einen Schein zusteckt und sich mit Ruby eilig zum Eingang weiterbewegt.
Ein Stück weiter westlich döst Mr. Block unter einer Palme auf einem Liegestuhl. Er trägt eine Badehose und ein Hemd, auf dem Kokosnüsse und Papageien abgebildet sind, auf einem Tischchen neben ihm liegt sein Smartphone neben einem farbenfrohen Drink mit Schirmchen. Als das Smartphone zu summen anfängt, schlägt Block verdriesslich die Augen auf, meldet sich, hört einige Sekunden zu und sagt dann: «Verstanden», hängt auf und schwingt sich aus dem Liegestuhl. Einen Schnitt später durchquert er den Festsaal des Yachtclubs, der nun leer ist, bis auf einige Reinigungskräfte, die gerade die Spuren der gestrigen Party wegräumen. Nach einem weiteren Schritt befindet sich Block in seinem Zimmer mit Meerblick im ersten Stock. Er stellt sich an ein Fernglas, das auf einem Stativ montiert ist, und sucht den Strand östlich vom Yachtclub ab, bis er Bond und Octavia findet, die aus dem Wasser kommen. Bond sammelt gerade seine Sachen ein, um sich zu Octavia zu gesellen, die es sich mit ihrer Strandtasche und einem grossen Liegetuch im Schatten einer Palme bequem gemacht hat. Block verlässt seine Position am Fernglas, nimmt an einem Schreibtisch Platz und setzt sich grosse Kopfhörer auf. Vor ihm steht eine Art Funkstation, aus den Kopfhörern dringt ein lautes Rauschen, vermischt mit Störgeräuschen. Block dreht an allerhand Knöpfen und Rädchen, bis er Octavias Stimme hört: «Er lässt mich im Dunkeln, ich weiss nur, dass er Kontakte zu gefährlichen Leuten hat, und hinter seiner Fassade selber ein gefährlicher Mann ist».
Die Kamera schneidet wieder zu Bond und Octavia im Palmenschatten, 007 fragt: «Du weisst also nichts über entführte Wissenschaftler und versteckte Satelliten? Über einen Plan, den er möglicherweise ausheckt?» – «Davon hat er mir nie was erzählt. Ich habe hier und da etwas in diese Richtung aufgeschnappt, aber nicht genug, um einen Zusammenhang zu erkennen». Sie beugt sich näher zu Bond. «Er hat mich nach Österreich geschickt, um diesem Baron eine Menge Geld zu bringen. Die Sache hat von Anfang an nach Verbrechen gestunken, aber das kannte ich ja bereits und ich getraute mich nicht, zur Polizei zu gehen. Dieser Baron hat uns eine grössere Gruppe von Leuten vermittelt, die in Argentinien und Kanada irgendetwas für Malin erledigen sollten. Das sind Söldner, James. Auftragskiller! Aber ein paar von ihnen sind bei dieser Sache gestorben». Bond nickt. «Das ist mir bekannt». Octavia sagt: «Aber der Rest von ihnen ist gestern hier eingetroffen, mit Waffen und einem Helikopter. Ich habe gehört, wie er sich mit Mr. Block darüber unterhalten hat». – «Mr. Block», echot Bond. «Was hat es eigentlich auf sich mit dieser knorrigen Bulldogge?» (ein kurzer Schnitt zum lauschenden Block zeigt selbigen selbstgefällig grinsen). Octavia zuckt mit den Schultern. «Block ist Malins Mann fürs Grobe und für die Sicherheit, seit ich ihn kenne. Er kommt aus New York und war in der Army». – «Seals? Rangers? Delta Force?», erkundigt sich Bond. Octavia schüttelt den Kopf. «Mechaniker bei der Panzertruppe. Und er war im Army World Class Athlete Program». Bond ist erstaunt. «Spitzensportler? Der? Als was denn, Rennfahrer beim Segway-Formel-1?» – «Torhüter der US-Wasserballmannschaft, vierter Platz bei den Olympischen Spielen. Aber ist das jetzt wirklich wichtig, James?» Sie schenkt ihm einen flehenden Blick. «Malin wird nichts in seiner Wohnung oder seinem Büro im Yachtclub haben, was ich finden könnte. Und auch nicht im Kongresszentrum. Aber er hat ein Lagerhaus nördlich der Plaza de la Bandera, in dem sich ein Teil der IT-Infrastruktur für Dogma befindet. Dahin nimmt er mich nie mit». Bond fasst einen Entschluss. «Dann werde ich mich da mal umsehen». Er schwingt sich von seinem Strandtuch und stösst dabei Octavias Tasche um (ein Schnitt zum Yachtclub zeigt Mr. Block mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck zusammenfahren, als ein lautes Störgeräusch aus seinen Kopfhörern kommt). «Sei vorsichtig, James!», warnt Octavia. «Wenn diese Söldner nicht im Lagerhaus sind, werden sie früher oder später dort aufkreuzen!» Sie fährt mit den Fingern über einige neue Blessuren an ihrem Hals, auf denen durch das Salzwasser das Make-up verwischt ist. «Mit Malin und seinen Leuten ist nicht zu spassen». Bond schlüpft in sein Hemd. «Ich weiss», sagt er. «Und dafür werde ich ihn zur Rechenschaft ziehen».
Gallo fährt Bond ins Gewerbegebiet und dirigiert ihn eine Treppe hoch, die zu einer Art Zwischenboden in einem zur Hälfte fertiggestellten Gebäude führt. Von dort zeigt er über ein unbebautes, mit schäbigen Bussen und Lastern zugeparktes Grundstück auf ein Lagerhaus. «Das muss es sein». Bond zückt sein Fernglas und sucht die unauffällige, mit Unkraut überwucherte Einfahrt ab. «Auf jeden Fall gibt es Kameras auf der Vorderseite, und wenn ich mir diese Mauer so ansehe, vermutlich keinen guten Zugang auf der Rückseite. Ein Rolltor, einige Türen, ein etwas weiter links gelegener Eingang, der vielleicht im toten Winkel der Kameras liegt. Schwierig, einen Plan aufzustellen, ohne zu wissen wie viele Männer da stecken und welche Vorsichtsmassnahmen der gute Mr. Skarre sonst noch getroffen hat». Gallo, der kein Fernglas hat und die zusammengekniffenen Augen mit der Hand abschirmt, deutet auf die Einfahrt. «Wenn man vom Teufel spricht, ist er das nicht?» Bond schaut durchs Fernglas. «Sie haben recht». Skarre tritt mit Ruby ins Gespräch vertieft aus dem Lagerhaus, im Schlepptau Mr. Block, der sein Papageienhemd wieder gegen Nadelstreifen ausgetauscht hat. «Und da ist meine kleine Freundin». Gallo kneift wieder die Augen zusammen. «Die Kanadierin?», fragt er. Bond bejaht. Ruby schüttelt derweil Skarres Hand und steigt in ihren Wagen, rollt ans Ende der Einfahrt und hält kurz an, um in beide Richtungen zu schauen. Bonds Fernglas wandert ebenfalls nach links und rechts – rechts von der Ausfahrt steht ein geparktes Auto. Dan passieren mehrere Dinge kurz hintereinander: Ruby drückt aufs Gas, wendet und biegt statt am geparkten Auto vorbei mit aufheulendem Motor in Gegenrichtung ab. Marcos Torres springt aus dem geparkten Auto und gestikuliert über den Vorhof hinweg zu Skarre. Mr. Block schlägt auf das Dach eines dritten Autos, das sofort Gas gibt und die Verfolgung von Ruby aufnimmt. Miguel Gallo dreht sich irritiert zu Bond um, doch der ist nirgendwo mehr zu sehen, bis eine Sekunde später am Fuss der Treppe der Motor von Gallos Auto aufheult und auch Bond die Verfolgung aufnimmt.
Ruby, ihre Verfolger in Gestalt einiger von Torres’ Männern und Bond als Nachhut manövrieren sich durch den dichten und lärmigen Feierabendverkehr der grössten karibischen Metropole, wobei die Perspektive immer wieder wechselt. Zuerst geht es durch den riesigen Kreisverkehr rund um die Plaza de la Bandera, dann nach Osten. Ruby biegt immer wieder in letzter Sekunde an Kreuzungen ab, um die Verfolger abzuschütteln. Einmal gerät sie an einer blockierten Ampel ins Stocken und die Söldner schliessen direkt neben ihr auf, doch Ruby fährt über den Mittelstreifen und schlängelt sich unter lautem Gehupe der entgegenkommenden Autos durch den Verkehr. Bond legt die Walther CCP auf dem Beifahrersitz bereit und versucht, aufzuholen, doch dabei kommen ihm immer wieder Lieferwagen mit riesigen Mengen Obst oder Mopeds, auf denen teilweise zwei Einheimische und eine Ziege sitzen, in die Quere. Ruby sucht im Rückspiegel nach den Verfolgern, kann sie nirgends entdecken und biegt flink in einen kleinen Parkplatz ein, wo sie ihr Auto stehenlässt. Bond ist derweil gefangen in einem besonders hartnäckigen Verkehrsstrom, der ihn zurückwirft. Er kann sich loseisen und sucht die Strasse nach den beiden anderen Autos ab. Da sieht er beide auf dem Parkplatz zurückgelassen und steigt ebenfalls aus. Alle vier von Rubys Reifen sind zerstochen.
Ruby durchquert zu Fuss ein kleines Wäldchen und findet sich beim Faro a Colón wieder, dem Mausoleum für Christoph Kolumbus, einem riesigen, t-förmigen Bauwerk, das treppenartig erhöht inmitten einer weitläufigen Rasenflache aufragt. Mittlerweile steht die Sonne tief über dem Horizont und es sind kaum mehr Leute auf dem Areal unterwegs, und die wenigen, die noch zu sehen sind, scheinen eher zu gehen. Ruby überquert zügig den Rasen und wirft dabei nervöse Blicke zurück. Als sie die Treppenstufen zum Haupteingang hochsteigt, erblickt sie die drei Männer, die über den Rasen schreiten und dabei im Sonnenuntergang lange Schatten werfen wie Gestalten aus einem Albtraum. Sie verschwindet im Inneren. Bond beobachtet aus einiger Entfernung, wie die drei Männer sich aufteilen, um die Struktur von allen drei Eingängen einzukreisen. Er entsichert die Walther.
Das Faro a Colón hat Eingänge an den oberen drei Enden seiner t-Form, drei lange, schmale, hohe und nach oben hin offene Gänge die sich im Raum des angeblichen Grabes von Christoph Kolumbus, einer erhabenen, weissen Säulenkonstruktion kreuzen. Die drei südamerikanischen Söldner treffen mit gezogenen Pistolen am Grab aufeinander, offensichtlich ohne ihre Beute gefunden zu haben. Einer gibt ein Zeichen und sie rotieren je einen Gang weiter, um wieder in die entgegengesetzte Richtung zu patrouillieren. Die Kamera folgt einem der drei, zeigt ihn von vorne und wandert rückwärts, so dass hinter der Ecke an der Öffnung des Ganges Bond zu sehen ist, bevor der Söldner ihn sieht. Als der Mann die Ecke erreicht rammt Bond ihm aus seiner Deckung heraus den Ellbogen ins Sonnengeflecht und lässt einen rechten Haken gegen die Schläfe folgen, der den Kopf des Schurken gegen die weisse Marmorwand klatschen lässt. Anderswo horcht der zweite Mann auf, kehrt um und überprüft diesen Korridor. Am Ausgang findet er seinen bewusstlosen oder toten Kollegen, aber keine Spur von Bond. Vor ihm fallen die breiten Stufen der Struktur zum Rasen hin ab, mittlerweile ist es fast dunkel. Der Mann wendet sich nach rechts, und bewegt sich mit gezückter Pistole aussen am Rand der Struktur entlang. Dabei schwenkt die Kamera hinter ihm nach unten und zeigt Bond, flach unter der nächsten Stufe liegend und seinen Schalldämpfer auf die Waffe schraubend. Er schiesst dem zweiten Mann liegend in den Hinterkopf. Der dritte Mann ist derweil wieder am Grabmal angelangt. Er hört den gedämpften Schuss und dreht sich mehrmals um, wachsam und die Pistole im Anschlag. Nur Stille. Er ruft leise zwei spanische Namen. Keine Reaktion. Dann lässt ihn ein vergleichsweise lautes Geräusch herumwirbeln. Ruby ist die Seitenwand des Korridors gut drei Meter weit hochgeklettert. Die Wand ist von Türen zu verschiedenen Ausstellungsräumen gesäumt und darüber mit einem Kreuzmuster verziert, wodurch sie Halt gefunden hat, aber jetzt ist ihr Fuss abgerutscht und hat ein kleines Stück mitgerissen, was sie hat auffliegen lassen. Durch den fehlenden Halt folgt Ruby sogleich und stürzt hilflos auf den Boden. Der dritte Mann reisst seine Pistole hoch, da macht es KLATSCH und er geht zu Boden. Hinter ihm kommt Bond ins Bild, wobei gleichzeitig mit dem gedämpften Schuss auch der Leuchtturm des Monuments eingeschaltet wird und sein Licht kilometerweit in den nun schwarzen Himmel wirft. Bond hält kurz inne und macht eine entschuldigende Geste in Richtung des Grabmals.
«Ihre eigenen Methoden scheinen noch nicht ganz zu funktionieren. Sie können froh sein, dass ich auf alles schiesse, was sich bewegt», meint Bond vergnügt, während sie über die Rasenfläche zum Parkplatz zurückgehen. «Ach, seien Sie doch still», antwortet Ruby, doch es hört sich nicht böse an. «Ich bin weiter gekommen als Sie, nicht wahr? Ich war heute in Skarres Lagerhaus. Und ich gehe noch heute Nacht zurück dorthin». Bond hält zum wiederholten Mal an, weil Ruby hinter ihm her humpelt. «Sie sind doch verletzt, ich schau mir das besser mal an». Inzwischen haben sie den kleinen Parkplatz am Rand des Parks erreicht. «Ich habe mir nur etwas den Fuss verdreht, keine grosse Sache. Und ich gehe ja nicht zu Fuss dahin». In diesem Moment sieht sie ihre vier platten Reifen. «Diese Mistkerle!» Bond hält höflich seine eigene Autotür auf. Die letzte Skepsis fällt von Rubys Gesicht und einen Schnitt später sitzen sie beide im Auto und schlagen die Türen zu. «Jetzt ziehen Sie die Schuhe aus und zeigen Sie mal her», fordert Bond. «Ach, und ich dachte Sie sind einer von den Typen, denen ihr Auto heilig ist», sagt sie mit ironischem Ton. «Männer von der Sorte drehen normalerweise durch, wenn ich die Schuhe ausziehe». Bond erklärt: «Normalerweise hätten Sie Recht, aber das ist immerhin ein Notfall. Ausserdem sitzen wir nicht im Bentley». Sie legt den nackten, leicht geschwollenen Fuss auf seinen Schoss. 007 gibt den medizinischen Fachmann. «Tut es weh, wenn ich hier drücke?» – «Nicht wirklich» – «Tut es weh, wenn ich ihn so drehe?» – «Ein bisschen». Sie kommen sich immer näher. «Nichts Schlimmes. Ich denke, ein einfaches Schmerzmittel sollte genügen», sagt Bond. Sie kommen sich noch näher. «Haben Sie denn eins dabei?», fragt Ruby. «Nein, aber in meinem Hotelzimmer. In der Minibar». – «Dann sollten wir dahin. Einbrechen können wir morgen». Endlich beginnt ein leidenschaftlicher Kuss, der die Grenzen der Altersfreigabe auslotet.
Irgendein Komponist, der die Essenz von John Barrys Schaffen versteht, lässt die Szene musikalisch elegant zum Crowne Plaza Hotel übergehen, wo das Auto nun vorfährt. Als die beiden aussteigen, werden sie vom gleichen strahlenden Pagen begrüsst wie am Vortag. «Wie wundervoll, dass Sie sich doch noch umentschieden haben, Señorita!», sagt er und scheint sich ehrlich darüber zu freuen, während Bond ihm einen Schein zusteckt und sich mit Ruby eilig zum Eingang weiterbewegt.
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
43Schön schön. Klassisch, unaufgeregt. Gefäkkt mir. Die Dialoge im und am Wasser erscheinen mir etwas kitschig, aber die Beschreibung der verfolgungsjagd mit dem Ende am Faro a Colon ist ganz großes Kino. Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Alles in totaler Stille ohne irgendwelche neriv unterlegte Musik bis zum Höhepunkt, nehme ich an?
"Hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft!" - "Wir sind kein Countryclub, 007!"
Re: Bond 26 XXL - Mods zeigen, wie es geht
44Die nächste Szene ist eine Parallelmontage. Wir sehen erneut Skarres verlotterte Serverfarm im Industriegebiet. Ein Wachmann grüsst Mr. Block, als dieser aus dem Rolltor kommt. Mr. Block grüsst nicht zurück und fährt davon. Der Wachmann verdreht seine Augen in Richtung des Kollegen, der in einem Häuschen bei der Einfahrt sitzt. Ein dritter patrouilliert lustlos an der brüchigen Aussenmauer entlang, entdeckt eine Eidechse und versucht, sie zu fangen. Obwohl es noch früh am Tag ist, herrscht offensichtlich glühende Hitze. Baulärm von den umliegenden Industriebetrieben dominiert die Geräuschkulisse.
Im Hinterzimmer des Spirituosengeschäfts schmieden Bond, Ruby, und Miguel Gallo ihren Einbruchsplan. Auf dem Tisch liegen Pistolen, Werkzeuge, sowie Fotos und eine Kartenskizze vom Areal. Ruby erklärt: «Skarre hat mir die Serverräume für Dogma gezeigt. Sie verlaufen über die ganze Breite, aber nicht weit in die Tiefe. Dahinter ist nur der Aufenthaltsraum, von dem aus man in den hinteren Teil gelangt. So viel habe ich zumindest aufgeschnappt». Bond sagt: «Die einzige erkennbare Tür, die vom Vorplatz und von den Kameras aus nicht zu sehen sein dürfte, ist die hinter der linken Ecke». Gallo zeigt auf die ausgedruckten Satellitenbilder. «Aber das ist auch die Seite, auf der die Mauer unüberwindbar aussieht. Auf der rechten Seite dagegen habt ihr den Schrottplatz, da solltet ihr über die Schuttmulden klettern können». Der erste Wachmann zerdrückt seine leere Coladose und schmeisst sie achtlos über die Mauer in besagte Schuttmulde. Stattdessen trifft sie Ruby, die mit Bond im Schatten der Mauer kauert, am Kopf. «Autsch!» Bond hält ihr den Mund zu. Der Wachmann runzelt kurz die Stirn, zuckt dann mit den Schultern und kramt nach einer Zigarette.
«Dann müsst ihr immer noch auf die andere Seite», warnt Gallo. Bond sucht die Bilder ab. «Entlang der Mauer sind wir immer noch von den Kameras sicher. Dann können wir hintenrum. Zwischen der Rückwand und der Mauer ist eine Lücke, etwa einen Meter breit». Ruby wirft ein: «Trotzdem sind wir von der Einfahrt aus völlig sichtbar, da können wir auch gleich von der Strasse aus vorfahren. Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver». Bond nickt. «Daran habe ich auch schon gedacht».
Von ihrem Versteck auf dem Schrottplatz sehen sie Gallo in seinem klapprigen Lieferwagen vorbei- und bei Skarres Gelände vorfahren. Dort hupt er erstmal laut, weil der Wachmann die Schranke nicht öffnen will. Als der Kerl aus seinem Häuschen kommt kurbelt Gallo die Scheibe runter, wedelt mit Lieferpapieren, gestikuliert und beschwert sich. Die Situation zieht auch die Aufmerksamkeit der anderen beiden Wachen auf sich. Bond und Ruby klettern auf die Schuttmulde und spähen über die Mauer. «Stacheldraht?», fragt Gallo im Planungsraum. Bond klappert mit einem Bolzenschneider. «Wir schneiden ein Stück raus, dicht beim Gebäude, wo es weniger auffällt». Und genau das tut er vor Ort und beobachtet dabei, wie eine der drei Wachen wieder das Interesse an dem Lieferanten zu verlieren scheint.
Im Planungsraum sagt Gallo: «Ich kann die nicht ewig ablenken, wisst ihr». Bond grinst verschmitzt. «Dann legen Sie eben noch einen drauf». Beim Lagerhaus winkt Gallo beschwichtigend ab und macht Anstalten, wieder wegzufahren. Gallo im Planungsraum begegnet Bonds listigem Grinsen mit einem hilflosen Blick. «Nein. Bitte nicht». 007: «Ich fürchte, wir haben keine Wahl». Gallo beim Lagerhaus legt den falschen Gang ein, rammt und vernichtet die Schranke, fährt dann ruckartig wieder ein Stück rückwärts, wobei sich die Hintertüren seines Lieferwagens öffnen und kistenweise Spirituosen auf die schmale Strasse purzeln, teilweise zerschellen und allgemein einen Heidenlärm machen. Die drei Wachleute zieht es zu der immer grösser werdenden Traube aus hupenden Autos, protestierenden Arbeitern und Beute sammelnden Passanten. Bond und Ruby klettern über die Mauern, weichen den Kameras aus, indem sie das Gebäude umrunden und knacken ungestört das Schloss der Seitentür. Als sie in das Gebäude gleiten, endet die zeitlich versetzte Montage mit einem letzten Blick in die Planung, bei der Gallo relativ unglücklich dreinschaut und Bond glücklich in die Runde verkündet: «Dieser Plan kann unmöglich schiefgehen».
Das Innere des Lagerhauses ist ein Labyrinth aus Kabeln und Elektronik, Aktenschränken und verlassenen Arbeitsplätzen. Im Hintergrund hört man noch den gedämpften Tumult. Ruby führt Bond in einen unaufgeräumten Aufenthaltsraum. Bond nimmt sofort fachmännisch das Regal in Augenschein und zieht an mehreren Büchern. «In seinem Hauptquartier in London hat Skarre seinen Safe mit Les Liaisons dangereuses von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos gesichert. Ich wette, es gibt hier einen ähnlichen Mechanismus. Es ist auf jeden Fall schon mal nicht Voyage du jeune Anacharsis en Grèce und auch nicht Jacques le fataliste et son maître. Der Autor ergibt kein Muster, weil es sein einziges Werk ist. Ich schlage vor, du hältst Ausschau nach Rousseau und Voltaire, während ich mich allgemeiner nach Briefromanen und Verbindungen zum Siebenjährigen Krieg umschaue». Ruby, die bisher keine Anstalten gemacht hat, zu helfen, und Bonds Treiben eher belustigt beobachtet hat, sagt: «Schau mal hier» und drückt bei der Kaffeemaschine zweimal auf Espresso, wodurch sich eine versteckte Tür öffnet. «Vergiss nicht, während du die Klassiker studiert hast, habe ich mich hier schon mal umgeschaut». Bond, immer noch vor dem Bücherregal kniend, verdreht leicht die Augen und folgt ihr durch die Geheimtür.
Dahinter liegt ein versteckter Büroraum, in der Mitte ein Arbeitsplatz mit mehreren grossflächigen Computerbildschirmen. Alles ist mit zahlreichen Servern verkabelt, und auch mit der grossen Festplatte, die Torres Skarre zuvor mitgebracht hat. Die beiden aktivieren den Computer. Auf den Bildschirmen erscheint in grosser Schrift LUPUS 1 MEMORY STORAGE 1.0 und eine Passworteingabe. Ruby hebt defensiv die Hände. «Davon verstehe ich nichts, ich bin beim IT-Kurs zweimal durchgefallen». Bond betrachtet nachdenklich das Textfeld. «Ich könnte mich täuschen, und wir haben wohl nur einen Versuch. Aber ich sehe einen potentiellen Zusammenhang. Wenn ich richtig liege, sind wir auf einer brandheissen Spur». Dann beugt er sich vor und tippt PUEBLO LIBRE ein.
Auf den Bildschirmen passiert eine ganze Menge. Wir sehen eine Landkarte und die Computerkamera zoomt wiederholt rein und raus und bewegt sich zwischen verschiedenen Standorten. Dabei poppen wiederholt Inhalte auf. Einige davon sind Audios, die automatisch untertitelt werden. Der Computer markiert Stichworte in den Untertiteln, wie Orts- und Personennamen, und friert sie ein. Clips aus Überwachungs- und Satellitenkameras pausieren zu entscheidenden Standbildern, zoomen rein, verwandeln Pixelbrei in hochauflösende Fotos, identifizieren Gesichter und spucken Namen und Daten aus. All dies manifestiert sich in Ortsmarkierungen auf der Karte. Der Computer generiert Muster, zeichnet Routen von Personen und weist auf mögliche Fluchtwege hin. Ein Hubschrauberlandeplatz wird als wahrscheinlichster Fluchtpunkt für einen Kerl markiert, dazu öffnet sich ein Textdokument mit potentiellen Gegenmassnahmen und Fallen, die dort gestellt werden können. Als Nächstes öffnet sich eine Liste von Personen mit Fotos, Namen, und anderen Daten. Die Hälfte davon trägt einen grossen DECEASED-Stempel. Der Computer markiert die Personen als Politiker, Journalisten, Aktivisten, Militärs und weitere Kategorien. Er zeichnet Verbindungslinien, zwischen wem welche Art von Kontakt oder Zusammenhang besteht. Der Computer zoomt auf einen jungen Mann, der als Blogger ausgewiesen wird, und zeigt einen Blogartikel, der von einem Massaker handelt, das eine Miliz unter Zivilisten angerichtet hat und das einen demokratischen Entscheid umstürzen sollte. Gleich darauf erscheint ein Zeitungsartikel zwei Wochen später, der die mit Blei durchsiebte Leiche des Bloggers in einer Seitengasse zeigt. Der Computer springt schneller von Person zu Person. Zusammen mit dem DECEASED-Stempel sehen wir Bilder von erschossenen Leichen und verwackelte Videoaufnahmen von Gefangenen mit Jutebeuteln über dem Kopf. Ohne DECEASED-Stempel werden immer wieder mögliche Gegenmassnahmen, letzte Aufenthaltsorte und Anklageschriften eingeblendet.
Während Bond all dies beobachtet, kommentiert er: «Siehst du, Malin Skarre hat für die autoritäre Militärjunta in Pueblo Libre einen Spionagesatelliten entwickelt, der weit fortgeschrittener ist, als alles, was man gewöhnlich in solchen Ländern findet. Er ist nicht nur in der Lage, eigene Daten zu sammeln, sondern kombiniert auch Daten aus allen möglichen anderen Quellen. Er wertet alles aus, findet in Sekundenschnelle Muster und Zusammenhänge zwischen Informationen aus verschiedensten Datenquellen und spuckt Wissen aus, das militärisch und geopolitisch sofort angewendet werden kann, und für den Anwender sehr nützlich ist. So war es den Milizen möglich, der Regierung immer einen Schritt voraus zu sein. Sie konnten die Macht an sich reissen und ihre Militärdiktatur installieren. Nicht nur das, auch nach dem Staatsstreich hat es der Satellit ermöglicht, die Opposition weiter zu bekämpfen, die eigene Propaganda zu steuern und nicht zuletzt ausländische Agenten auszuschalten, die gegen die Diktatur in Pueblo Libre operierten. Darunter übrigens drei Leute von der CIA und einen guten Kollegen aus meiner eigenen Abteilung». Ruby, die ebenfalls gespannt die Prozesse auf den Bildschirmen verfolgt, ergänzt: «Und zwei kanadische Leute, zur Vollständigkeit. Aber ich bin mir gewohnt, dass wir vergessen gehen». Bond fährt fort: «Skarre hat eine Menge Geld verdient, und für den Aufbau seiner Geschäfte investiert. Aber Technologischer Fortschritt ist nicht immer alles. Das Blatt hat sich gewendet, die Leute hatten genug. General Jiménez wurde der Prozess gemacht und die ersten demokratischen Wahlen seit Jahren gingen reibungslos über die Bühne. Skarre weiss, dass die neue Regierung im Auftrag der UNO alles daransetzt, sämtliche Kriegsverbrechen aufzuarbeiten und alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Und das sind mehr Kriegsverbrechen, als in den letzten Jahren im ganzen Rest Südamerikas stattgefunden haben». Ruby schaltet sich wieder ein: «Nicht nur das. Ich verstehe ja nicht viel von der Materie, aber nach allem, was ich hier sehe, kann ich es mir gut vorstellen, dass seine neusten Erfindungen, allen voran die Dogma-App, auf der gleichen Technologie, den gleichen Algorithmen basiert, wie dieser Spionagesatellit». Bond nickt. «Er will seine Spuren verwischen. Er kann es sich keinesfalls leisten, dass seine Machenschaften von damals früher oder später aufgedeckt werden. Also muss er den Satelliten vernichten. Kein Satellit, keine Beweise. Und wir haben gesehen, wie weit er bereit ist, zu gehen. Er hat eine ganze Söldnerarmee gekauft und einen Mann von der Weltraumbehörde entführt, um den Satelliten landen und bis auf das kleinste Einzelteil vernichten zu können. Wir können von Glück reden, dass er den zentralen Datenspeicher vorläufig verschont hat. Vielleicht, um sein Werk ein letztes Mal zu betrachten».
Die Bildschirme werden schwarz, als Bond die Kabel des Satelliten-Komponenten zieht. Er drückt Ruby die Festplatte in die Hände. «Damit werden wir Skarre und sein ganzes schmutziges Imperium zu Fall bringen. Aber erst muss ich mich um etwas kümmern, was ich schon lange hätte tun sollen». Ruby zieht fragend die Augenbrauen hoch, also erklärt Bond weiter: «Octavia. Skarres PR-Agentin. Ich habe versprochen, ihr zu helfen. Sie ist diesem Verbrecher schon viel zu lange ausgeliefert. Ich muss sie in Sicherheit bringen, bevor wir Skarre angreifen. Sonst gerät sie womöglich noch tiefer in Gefahr». Rubys Gesicht versteift sich und die Temperatur im Raum scheint eisig zu werden. «Verstehe. Octacia. Deine heiss und innig geliebte Informantin, nicht wahr? In Gottes Namen, sie arbeitet für Skarre! Wir können auf diese Leute jetzt keine Rücksicht nehmen. Selber schuld, wenn sie sich mit diesem Monster einlässt!» -- «Sei nicht albern. Sie ist auch nur ein Opfer. Und wir haben jetzt keine Zeit, zu streiten». Ruby verdreht die Augen und stösst einen zornigen Seufzer aus. «Also gut, dann lauf zu deiner Octavia. Aber hör auf deine eigenen Worte und bleib nicht zu lange. Auch wenn es dir sicher schwerfällt». Bond instruiert: «Bring du die Beweise in Sicherheit und hol mir meinen Koffer aus dem Hotel. Vergiss dein Gepäck. Aber ich brauche meinen Koffer mit dem Parfüm, dem Rasierapparat, dem Föhn und dem Kamm. Das ist ganz wichtig. Vergiss auf keinen Fall den Kamm!» Ruby verdreht noch einmal die Augen, aber Bond ist bereits auf dem Weg zur Tür. «Wir treffen uns in einer Stunde bei Gallo».
Im Hinterzimmer des Spirituosengeschäfts schmieden Bond, Ruby, und Miguel Gallo ihren Einbruchsplan. Auf dem Tisch liegen Pistolen, Werkzeuge, sowie Fotos und eine Kartenskizze vom Areal. Ruby erklärt: «Skarre hat mir die Serverräume für Dogma gezeigt. Sie verlaufen über die ganze Breite, aber nicht weit in die Tiefe. Dahinter ist nur der Aufenthaltsraum, von dem aus man in den hinteren Teil gelangt. So viel habe ich zumindest aufgeschnappt». Bond sagt: «Die einzige erkennbare Tür, die vom Vorplatz und von den Kameras aus nicht zu sehen sein dürfte, ist die hinter der linken Ecke». Gallo zeigt auf die ausgedruckten Satellitenbilder. «Aber das ist auch die Seite, auf der die Mauer unüberwindbar aussieht. Auf der rechten Seite dagegen habt ihr den Schrottplatz, da solltet ihr über die Schuttmulden klettern können». Der erste Wachmann zerdrückt seine leere Coladose und schmeisst sie achtlos über die Mauer in besagte Schuttmulde. Stattdessen trifft sie Ruby, die mit Bond im Schatten der Mauer kauert, am Kopf. «Autsch!» Bond hält ihr den Mund zu. Der Wachmann runzelt kurz die Stirn, zuckt dann mit den Schultern und kramt nach einer Zigarette.
«Dann müsst ihr immer noch auf die andere Seite», warnt Gallo. Bond sucht die Bilder ab. «Entlang der Mauer sind wir immer noch von den Kameras sicher. Dann können wir hintenrum. Zwischen der Rückwand und der Mauer ist eine Lücke, etwa einen Meter breit». Ruby wirft ein: «Trotzdem sind wir von der Einfahrt aus völlig sichtbar, da können wir auch gleich von der Strasse aus vorfahren. Wir brauchen ein Ablenkungsmanöver». Bond nickt. «Daran habe ich auch schon gedacht».
Von ihrem Versteck auf dem Schrottplatz sehen sie Gallo in seinem klapprigen Lieferwagen vorbei- und bei Skarres Gelände vorfahren. Dort hupt er erstmal laut, weil der Wachmann die Schranke nicht öffnen will. Als der Kerl aus seinem Häuschen kommt kurbelt Gallo die Scheibe runter, wedelt mit Lieferpapieren, gestikuliert und beschwert sich. Die Situation zieht auch die Aufmerksamkeit der anderen beiden Wachen auf sich. Bond und Ruby klettern auf die Schuttmulde und spähen über die Mauer. «Stacheldraht?», fragt Gallo im Planungsraum. Bond klappert mit einem Bolzenschneider. «Wir schneiden ein Stück raus, dicht beim Gebäude, wo es weniger auffällt». Und genau das tut er vor Ort und beobachtet dabei, wie eine der drei Wachen wieder das Interesse an dem Lieferanten zu verlieren scheint.
Im Planungsraum sagt Gallo: «Ich kann die nicht ewig ablenken, wisst ihr». Bond grinst verschmitzt. «Dann legen Sie eben noch einen drauf». Beim Lagerhaus winkt Gallo beschwichtigend ab und macht Anstalten, wieder wegzufahren. Gallo im Planungsraum begegnet Bonds listigem Grinsen mit einem hilflosen Blick. «Nein. Bitte nicht». 007: «Ich fürchte, wir haben keine Wahl». Gallo beim Lagerhaus legt den falschen Gang ein, rammt und vernichtet die Schranke, fährt dann ruckartig wieder ein Stück rückwärts, wobei sich die Hintertüren seines Lieferwagens öffnen und kistenweise Spirituosen auf die schmale Strasse purzeln, teilweise zerschellen und allgemein einen Heidenlärm machen. Die drei Wachleute zieht es zu der immer grösser werdenden Traube aus hupenden Autos, protestierenden Arbeitern und Beute sammelnden Passanten. Bond und Ruby klettern über die Mauern, weichen den Kameras aus, indem sie das Gebäude umrunden und knacken ungestört das Schloss der Seitentür. Als sie in das Gebäude gleiten, endet die zeitlich versetzte Montage mit einem letzten Blick in die Planung, bei der Gallo relativ unglücklich dreinschaut und Bond glücklich in die Runde verkündet: «Dieser Plan kann unmöglich schiefgehen».
Das Innere des Lagerhauses ist ein Labyrinth aus Kabeln und Elektronik, Aktenschränken und verlassenen Arbeitsplätzen. Im Hintergrund hört man noch den gedämpften Tumult. Ruby führt Bond in einen unaufgeräumten Aufenthaltsraum. Bond nimmt sofort fachmännisch das Regal in Augenschein und zieht an mehreren Büchern. «In seinem Hauptquartier in London hat Skarre seinen Safe mit Les Liaisons dangereuses von Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos gesichert. Ich wette, es gibt hier einen ähnlichen Mechanismus. Es ist auf jeden Fall schon mal nicht Voyage du jeune Anacharsis en Grèce und auch nicht Jacques le fataliste et son maître. Der Autor ergibt kein Muster, weil es sein einziges Werk ist. Ich schlage vor, du hältst Ausschau nach Rousseau und Voltaire, während ich mich allgemeiner nach Briefromanen und Verbindungen zum Siebenjährigen Krieg umschaue». Ruby, die bisher keine Anstalten gemacht hat, zu helfen, und Bonds Treiben eher belustigt beobachtet hat, sagt: «Schau mal hier» und drückt bei der Kaffeemaschine zweimal auf Espresso, wodurch sich eine versteckte Tür öffnet. «Vergiss nicht, während du die Klassiker studiert hast, habe ich mich hier schon mal umgeschaut». Bond, immer noch vor dem Bücherregal kniend, verdreht leicht die Augen und folgt ihr durch die Geheimtür.
Dahinter liegt ein versteckter Büroraum, in der Mitte ein Arbeitsplatz mit mehreren grossflächigen Computerbildschirmen. Alles ist mit zahlreichen Servern verkabelt, und auch mit der grossen Festplatte, die Torres Skarre zuvor mitgebracht hat. Die beiden aktivieren den Computer. Auf den Bildschirmen erscheint in grosser Schrift LUPUS 1 MEMORY STORAGE 1.0 und eine Passworteingabe. Ruby hebt defensiv die Hände. «Davon verstehe ich nichts, ich bin beim IT-Kurs zweimal durchgefallen». Bond betrachtet nachdenklich das Textfeld. «Ich könnte mich täuschen, und wir haben wohl nur einen Versuch. Aber ich sehe einen potentiellen Zusammenhang. Wenn ich richtig liege, sind wir auf einer brandheissen Spur». Dann beugt er sich vor und tippt PUEBLO LIBRE ein.
Auf den Bildschirmen passiert eine ganze Menge. Wir sehen eine Landkarte und die Computerkamera zoomt wiederholt rein und raus und bewegt sich zwischen verschiedenen Standorten. Dabei poppen wiederholt Inhalte auf. Einige davon sind Audios, die automatisch untertitelt werden. Der Computer markiert Stichworte in den Untertiteln, wie Orts- und Personennamen, und friert sie ein. Clips aus Überwachungs- und Satellitenkameras pausieren zu entscheidenden Standbildern, zoomen rein, verwandeln Pixelbrei in hochauflösende Fotos, identifizieren Gesichter und spucken Namen und Daten aus. All dies manifestiert sich in Ortsmarkierungen auf der Karte. Der Computer generiert Muster, zeichnet Routen von Personen und weist auf mögliche Fluchtwege hin. Ein Hubschrauberlandeplatz wird als wahrscheinlichster Fluchtpunkt für einen Kerl markiert, dazu öffnet sich ein Textdokument mit potentiellen Gegenmassnahmen und Fallen, die dort gestellt werden können. Als Nächstes öffnet sich eine Liste von Personen mit Fotos, Namen, und anderen Daten. Die Hälfte davon trägt einen grossen DECEASED-Stempel. Der Computer markiert die Personen als Politiker, Journalisten, Aktivisten, Militärs und weitere Kategorien. Er zeichnet Verbindungslinien, zwischen wem welche Art von Kontakt oder Zusammenhang besteht. Der Computer zoomt auf einen jungen Mann, der als Blogger ausgewiesen wird, und zeigt einen Blogartikel, der von einem Massaker handelt, das eine Miliz unter Zivilisten angerichtet hat und das einen demokratischen Entscheid umstürzen sollte. Gleich darauf erscheint ein Zeitungsartikel zwei Wochen später, der die mit Blei durchsiebte Leiche des Bloggers in einer Seitengasse zeigt. Der Computer springt schneller von Person zu Person. Zusammen mit dem DECEASED-Stempel sehen wir Bilder von erschossenen Leichen und verwackelte Videoaufnahmen von Gefangenen mit Jutebeuteln über dem Kopf. Ohne DECEASED-Stempel werden immer wieder mögliche Gegenmassnahmen, letzte Aufenthaltsorte und Anklageschriften eingeblendet.
Während Bond all dies beobachtet, kommentiert er: «Siehst du, Malin Skarre hat für die autoritäre Militärjunta in Pueblo Libre einen Spionagesatelliten entwickelt, der weit fortgeschrittener ist, als alles, was man gewöhnlich in solchen Ländern findet. Er ist nicht nur in der Lage, eigene Daten zu sammeln, sondern kombiniert auch Daten aus allen möglichen anderen Quellen. Er wertet alles aus, findet in Sekundenschnelle Muster und Zusammenhänge zwischen Informationen aus verschiedensten Datenquellen und spuckt Wissen aus, das militärisch und geopolitisch sofort angewendet werden kann, und für den Anwender sehr nützlich ist. So war es den Milizen möglich, der Regierung immer einen Schritt voraus zu sein. Sie konnten die Macht an sich reissen und ihre Militärdiktatur installieren. Nicht nur das, auch nach dem Staatsstreich hat es der Satellit ermöglicht, die Opposition weiter zu bekämpfen, die eigene Propaganda zu steuern und nicht zuletzt ausländische Agenten auszuschalten, die gegen die Diktatur in Pueblo Libre operierten. Darunter übrigens drei Leute von der CIA und einen guten Kollegen aus meiner eigenen Abteilung». Ruby, die ebenfalls gespannt die Prozesse auf den Bildschirmen verfolgt, ergänzt: «Und zwei kanadische Leute, zur Vollständigkeit. Aber ich bin mir gewohnt, dass wir vergessen gehen». Bond fährt fort: «Skarre hat eine Menge Geld verdient, und für den Aufbau seiner Geschäfte investiert. Aber Technologischer Fortschritt ist nicht immer alles. Das Blatt hat sich gewendet, die Leute hatten genug. General Jiménez wurde der Prozess gemacht und die ersten demokratischen Wahlen seit Jahren gingen reibungslos über die Bühne. Skarre weiss, dass die neue Regierung im Auftrag der UNO alles daransetzt, sämtliche Kriegsverbrechen aufzuarbeiten und alle Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Und das sind mehr Kriegsverbrechen, als in den letzten Jahren im ganzen Rest Südamerikas stattgefunden haben». Ruby schaltet sich wieder ein: «Nicht nur das. Ich verstehe ja nicht viel von der Materie, aber nach allem, was ich hier sehe, kann ich es mir gut vorstellen, dass seine neusten Erfindungen, allen voran die Dogma-App, auf der gleichen Technologie, den gleichen Algorithmen basiert, wie dieser Spionagesatellit». Bond nickt. «Er will seine Spuren verwischen. Er kann es sich keinesfalls leisten, dass seine Machenschaften von damals früher oder später aufgedeckt werden. Also muss er den Satelliten vernichten. Kein Satellit, keine Beweise. Und wir haben gesehen, wie weit er bereit ist, zu gehen. Er hat eine ganze Söldnerarmee gekauft und einen Mann von der Weltraumbehörde entführt, um den Satelliten landen und bis auf das kleinste Einzelteil vernichten zu können. Wir können von Glück reden, dass er den zentralen Datenspeicher vorläufig verschont hat. Vielleicht, um sein Werk ein letztes Mal zu betrachten».
Die Bildschirme werden schwarz, als Bond die Kabel des Satelliten-Komponenten zieht. Er drückt Ruby die Festplatte in die Hände. «Damit werden wir Skarre und sein ganzes schmutziges Imperium zu Fall bringen. Aber erst muss ich mich um etwas kümmern, was ich schon lange hätte tun sollen». Ruby zieht fragend die Augenbrauen hoch, also erklärt Bond weiter: «Octavia. Skarres PR-Agentin. Ich habe versprochen, ihr zu helfen. Sie ist diesem Verbrecher schon viel zu lange ausgeliefert. Ich muss sie in Sicherheit bringen, bevor wir Skarre angreifen. Sonst gerät sie womöglich noch tiefer in Gefahr». Rubys Gesicht versteift sich und die Temperatur im Raum scheint eisig zu werden. «Verstehe. Octacia. Deine heiss und innig geliebte Informantin, nicht wahr? In Gottes Namen, sie arbeitet für Skarre! Wir können auf diese Leute jetzt keine Rücksicht nehmen. Selber schuld, wenn sie sich mit diesem Monster einlässt!» -- «Sei nicht albern. Sie ist auch nur ein Opfer. Und wir haben jetzt keine Zeit, zu streiten». Ruby verdreht die Augen und stösst einen zornigen Seufzer aus. «Also gut, dann lauf zu deiner Octavia. Aber hör auf deine eigenen Worte und bleib nicht zu lange. Auch wenn es dir sicher schwerfällt». Bond instruiert: «Bring du die Beweise in Sicherheit und hol mir meinen Koffer aus dem Hotel. Vergiss dein Gepäck. Aber ich brauche meinen Koffer mit dem Parfüm, dem Rasierapparat, dem Föhn und dem Kamm. Das ist ganz wichtig. Vergiss auf keinen Fall den Kamm!» Ruby verdreht noch einmal die Augen, aber Bond ist bereits auf dem Weg zur Tür. «Wir treffen uns in einer Stunde bei Gallo».
We'll always have Marburg
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.