Interessantes Gedankenspiel, dem es sich lohnt mal nachzugehen:
Academy Awards 1993 Best Director Nominees:
Clint Eastwood – Unforgiven
Neil Jordan – The Crying Game
James Ivory – Howards End
Robert Altman – The Player
Martin Brest – Scent of a Woman
>> aus meiner Sicht ist Clint hier tatsächlich zu Unrecht ausgezeichnet worden, da ich Ivorys Inszenierung sehr deutlich vorne sehe. Auch Altman würde ich vermutlich vorziehen, Brest und Jordan eher nicht.
Academy Awards 2005 Best Director Nominees:
Clint Eastwood – Million Dollar Baby
Martin Scorsese – The Aviator
Taylor Hackford – Ray
Alexander Payne – Sideways
Mike Leigh – Vera Drake
>> und wieder würde ich Maibaums These zustimmen, da Payne hier für mich der eindeutige Sieger ist. Gegenüber Hackford und Marty sehe ich den ollen Clint aber klar im Vorteil, Vera Drake habe ich nie gesehen.
Dennoch finde ich, hat Clint mindestens einen Regie-Oscar verdient und zwar:
Academy Awards 1996 Best Director Nominees:
Mel Gibson – Braveheart
Chris Noonan – Babe
Tim Robbins – Dead Man Walking
Mike Figgis – Leaving Las Vegas
Michael Radford – Il Postino: The Postman
Wie? Er war doch gar nicht nominiert in dem Jahr!? Und genau das ist der Fehler! Seine Inszenierung für Bridges of Madison County ist jedem der nominierten - und so schwer es mir als beinhartem Mel-Fan fällt zu sagen - auch Gibson Regie für Braveheart derart haushoch überlegen, dass er hier für mich fraglos der eigentliche Oscargewinner ist.
Und wenn wir schon dabei sind, dann können wir gleich eine weitere von Clints Regie-Sternstunden prüfen:
Academy Awards 1977 Best Director Nominees:
John G. Avildsen – Rocky
Alan J. Pakula – All the President's Men
Ingmar Bergman – Face to Face
Sidney Lumet – Network
Lina Wertmüller – Seven Beauties
Uff, das ist jetzt sehr schwer. Dass Clint für Josey Wales hier nicht nominiert war, das ist sicherlich eine Frechheit (vor allem angesichts Pakulas hochwirksamem Narkotikum). Aber Avildsen würde ich im Zweifel hier tatsächlich den Vorzug geben, auch wenn es ein knappes Rennen ist.
Und dann wäre wohl auch noch ein Blick auf seine anderen Regie-Nominierung sinnvoll:
Academy Awards 2004 Best Director Nominees:
Peter Jackson – The Lord of the Rings: The Return of the King
Fernando Meirelles – City of God
Sofia Coppola – Lost in Translation
Peter Weir – Master and Commander: The Far Side of the World
Clint Eastwood – Mystic River
Jackson, klar, der ist natürlich über jeden Zweifel erhaben . Aber davon ab hätte hier natürlich ganz klar Peter Weir gewinnen müssen, also nix mit Clint als moralischem Sieger und so.
Academy Awards 2007 Best Director Nominees:
Martin Scorsese – The Departed
Alejandro González Iñárritu – Babel
Clint Eastwood – Letters from Iwo Jima
Stephen Frears – The Queen
Paul Greengrass – United 93
Herrje, das ist aber keine besonders tolle Auswahl. Da ist ja gar nix wirklich herausragendes dabei. Im Zweifel würde ich den Oscar dann Frears geben, aber die Konkurrenz ist wirklich schwach in dem Jahr. Da Iwo Jima für mich auch nicht unbedingt zu den Höhepunkten in Clints Regie-Vita zählt geht der entgangene Oscar hier also auch irgendwie in Ordnung. Wobei es natürlich ein Witz ist, dass Mel Gibson hier für Apocalypto nicht mal nominiert war. Denn er hätte in dem Feld mit Leichtigkeit gewinnen müssen.
>> Von daher: Maibaum hat recht, die beiden Oscars stehen Clint tatsächlich nicht zu. Aber dafür hätte er den für die Brücken fraglos verdient.