Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Agent 009 hat geschrieben: 28. August 2024 17:06 Das hält dich von der Sichtung ab? Wenn es dich anspricht, schau es. :)

Ich bin froh, dass ich mich nicht mehr wirklich von Kritiken beeinflussen lasse. Ich würde Horizon gerne im Kino sehen. Muss nur schauen wann.
Ach, ich gucke so wenig im Kino heutzutage, dass mir Kritiker eh egal sind. Waren sie schon immer. Da ich aber normalerweise keine Western schaue, hatte ich irgendwie gehofft, dass Kritiken mir hier das Leben einfacher machen in dem sie mir ein Meisterwerk für die Ewigkeit versprechen würden ;)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Casino Hille hat geschrieben: 28. August 2024 19:26 Ein Meisterwerk für die Ewigkeit ist es nicht. Aber ein bemerkenswert starker Film. Bzw. 25 Prozent eines bemerkenswert starken Films.
Da du den Film ja anscheinend schon gesehen hast: ich habe in mehreren Kritiken gelesen, dass der Film (Teil 1) sehr viele, vergleichsweise gleichberechtigte Subplots hat (was u.a. auch zu Lasten von Costners Screentime geht) und auch dadurch eher wie ein Auftakt zu weiteren Filmen als wie ein weitgehend in sich abgeschlossener Film wirkt. Kannst du das in irgendeiner Form bestätigen? Weil der Eindruck drängte sich mir auch durch den Trailer auf und ich fände es schade, wenn Teil 1wirklich nur als Exposition dienen würde ohne selber wirklich inhaltlich und figürlich Eindruck zu hinterlassen. Wie siehst du Horizon 1 im Vergleich zu Costners vorherigen Regie-Arbeiten? Und macht sich das kleinere 1.85:1-Format irgendwie negativ bemerkbar? Das war etwas, was mir beim Trailer sofort ins Auge fiel und was ich angesichts Costners Vorwerk und dem auf Epos ausgelegten Konzept auch nicht wirklich nachvollziehen konnte.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2024 12:26
Casino Hille hat geschrieben: 28. August 2024 19:26 Ein Meisterwerk für die Ewigkeit ist es nicht. Aber ein bemerkenswert starker Film. Bzw. 25 Prozent eines bemerkenswert starken Films.
Da du den Film ja anscheinend schon gesehen hast: ich habe in mehreren Kritiken gelesen, dass der Film (Teil 1) sehr viele, vergleichsweise gleichberechtigte Subplots hat (was u.a. auch zu Lasten von Costners Screentime geht) und auch dadurch eher wie ein Auftakt zu weiteren Filmen als wie ein weitgehend in sich abgeschlossener Film wirkt. Kannst du das in irgendeiner Form bestätigen?
Hab den Film Freitag gesehen.
Er hat mir sehr gefallen. Zeitlos, ohne altbacken zu wirken.
Und wie Hille schreibt: wirklich bemerkenswert, dass so ein Filmprojekt heute überhaupt umgesetzt wird (wenn auch nur mithilfe von Costners Privatgeld).

Es gibt vier Handlungstränge, die sich immer wieder abwechseln, wobei der Siena Miller-Plot (gefühlt) die meiste Screentime hat.
Alle Plots hängen aber miteinander zusammen - auch wenn die Charaktere in diesem Film (noch) nicht aufeinandertreffen.

Freue mich schon auf Teil 2.

Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2024 12:26
Casino Hille hat geschrieben: 28. August 2024 19:26 Ein Meisterwerk für die Ewigkeit ist es nicht. Aber ein bemerkenswert starker Film. Bzw. 25 Prozent eines bemerkenswert starken Films.
Da du den Film ja anscheinend schon gesehen hast: ich habe in mehreren Kritiken gelesen, dass der Film (Teil 1) sehr viele, vergleichsweise gleichberechtigte Subplots hat (was u.a. auch zu Lasten von Costners Screentime geht) und auch dadurch eher wie ein Auftakt zu weiteren Filmen als wie ein weitgehend in sich abgeschlossener Film wirkt. Kannst du das in irgendeiner Form bestätigen? Weil der Eindruck drängte sich mir auch durch den Trailer auf und ich fände es schade, wenn Teil 1wirklich nur als Exposition dienen würde ohne selber wirklich inhaltlich und figürlich Eindruck zu hinterlassen.
Ja, ich fand "Horizon" wirklich sehr stark. Es fühlt sich an, als würde man einen (alten, klassischen) Roman lesen. Tatsächlich kam mir das Filmeschauen hier auf eine Art literarisch vor. Es gibt mehrere Handlungsbögen (ein gespaltener Indianer-Stamm, ein Siedler-Track, Costner und eine Edelhure, eine Familie die auf die Armee trifft, brutale Indianer-Schlächter, eine Frau mit geheimnisvoller Vergangenheit, zwei kriminelle Brüder etc.), die angefangen werden, sich teilweise berühren, aber wirklich abgeschlossen ist nach drei Stunden keiner von ihnen. Denn man muss schon sagen: Wenn man "Horizon" mit dem Lesen eines komplexen Romans vergleicht, dann sind es spürbar "nur" die ersten 200 Seiten eines 800 Seiten langen Romans.

Man könnte das so nennen wie du und sagen, man bekommt eine dreistündige Exposition zu sehen. Das ist im Kern nicht falsch. Dass der Inhalt aber keinen eigenen Eindruck hinterlassen kann, würde ich so nicht sagen. Costner packt mehrere schwere Themenkomplexe an und die Handlungsbögen sind in Teilen Spiegelbilder voneinander, befruchten sich auf tieferer Ebene gegenseitig. Es ist ein großes Epos, aber es stimmt: Man wird alle vier Filme brauchen, um die vollständige Vision zu sehen. Ein passender Vergleich könnte der erste "Dune" von Denis Villeneuve sein, der auch ganz eindeutig ohne eine richtige Konklusion verbleibt und zwar einen logischen Endpunkt wählt (im Falle von "Horizon" sind es mehrere Endpunkte), aber dennoch ganz klar noch ohne richtigen Abschluss bleibt.

Mir hat es dennoch wahnsinnig gut gefallen. Costner kann einfach Bilder bauen und ausstellen. Es gibt in den ersten dreißig Minuten eigentlich nur eine sehr lange Sequenz, deren Spannungsaufbau wirklich sagenhaft gekonnt verdichtet ausfällt. Später tanzt man logischerweise auf vielen Hochzeiten zugleich, aber mich haben ALLE Handlungsbögen interessiert, ich konnte an ein Dutzend Charaktere andocken und war wirklich traurig, nach drei Stunden "schon" aus der Welt herausgerissen zu werden. Ich hätte da auch noch weiter zuschauen können. Man kann sagen: "Horizon" hätte als Serie besser funktioniert. Tatsächlich meinte meine Freundin, es wirkt eher, als habe man sozusagen die ersten drei Episoden einer Staffel gesehen und warte jetzt etwas länger auf die Auflösung der vielen Cliffhanger.
Spoiler
Der Film endet sogar mit einer recht langen Montage, die ein Trailer für den nächsten Part ist und andeutet, welche Konflikte kollidieren werden.
Aber ich werde definitiv im November bei Teil 2 im Kino sitzen und freue mich sehr, zu erfahren, wie es mit den Figuren weitergeht.
AnatolGogol hat geschrieben: 29. August 2024 12:26 Wie siehst du Horizon 1 im Vergleich zu Costners vorherigen Regie-Arbeiten? Und macht sich das kleinere 1.85:1-Format irgendwie negativ bemerkbar? Das war etwas, was mir beim Trailer sofort ins Auge fiel und was ich angesichts Costners Vorwerk und dem auf Epos ausgelegten Konzept auch nicht wirklich nachvollziehen konnte.
Ja, das kleinere Format fällt auf und es gibt dem Film eine andere Gestaltung. Es ist visuell ein intimerer Film, verglichen mit Costners anderen Werken. Für mich hat das gepasst und zum "literarischen Feeling" gepasst. Es ist ein Epos, aber mehr hinsichtlich Größe und Komplexität der Handlung und des Figurenensembles. Die Inszenierung ist näher dran an den Figuren und gewählter weise weniger pompös. Der sonstige Vergleich zu Costners Filmen ist schwierig, weil "Horizon" eben auch nach dramaturgischen Maßstäben anders zu bewerten ist. Ich finde ihn deutlich intimer und ruhiger als einen "Der mit dem Wolf tanzt" und in der Stimmung vielfältiger als "Open Range" - falls dir das schon hilft.
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Danke für deine ausführliche Antwort! Bei den ersten Ankündigungen von Horizon hatte ich mich unglaublich darauf gefreut, da ich das Regie-Werk von Costner sehr schätze (Postman etwas weniger, für mich aber immer noch deutlich besser als sein Ruf gemeinhin). Je mehr Infos/Trailer/Reviews ich mitbekommen habe, desto mehr habe ich aber leider das Gefühl, dass Costner dieses Mal nicht so wirklich meinen Geschmack treffen wird (etwas, was ich leider auch in seinem schauspielerischen Werk seit rund einem Jahrzehnt beobachte, nachdem er zuvor zweieinhalb Jahrzehnte mit erstaunlicher Sicherheit Filme gedreht hatte, die nahezeu allesamt meinen persönlichen Geschmack bedienten).

Für mich klingt das ganze Konzept nach einer Serie, die man halt im Kino zeigen will. Und erfahrungsgemäß tue ich mich schwer mit Filmen, die einzig darauf abzielen Vorarbeit für weitere Filme zu leisten. Vielleicht bin ich hier ggü. Horizon etwas zu voreilig, aber es sind in Summe einfach zu viele Dinge, die mir nicht so recht zu meinen geschmacklichen Präferenzen passen wollen:

- Expositionscharakter von Teil 1
- konzeptioneller Seriencharakter
- viele gleichberechtigte Erzählstränge und Figuren (etwas, was man auch eher aus dem Serienfach kennt)
- Costner "nur" einer von vielen
- kleineres, weniger eindrucksvolles Bildformat
- recht modern und digital anmutende Bildfotografie (jedenfalls auf Basis des Trailers).

Und dann noch die wie ich finde unglaubliche Entscheidung des deutschen Verleihs Frank Glaubrecht aufgrund seines Alters und der Dauer des Horizon-Projekts nicht als Costners deutsche Synchronstimme zu besetzen (nach dem Motto: der macht es eh nicht mehr lange). Dein Vergleich mit Villeneuves Dune macht mir da dann auch nicht wirklich mehr Mut. :) Von daher muss der Film warten, bis man ihn irgendwann daheim schauen kann. Wird aber zumindest insofern sehr interessant, inwieweit meine Vorab-Unkerei sich bestätigt oder eben auch nicht. Denn letzteres kam ja glücklicherweise in der Vergangenheit durchaus - auch hier im Forum dokumentiert - öfter vor. :)
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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AnatolGogol hat geschrieben: 2. September 2024 07:31 Für mich klingt das ganze Konzept nach einer Serie, die man halt im Kino zeigen will. Und erfahrungsgemäß tue ich mich schwer mit Filmen, die einzig darauf abzielen Vorarbeit für weitere Filme zu leisten.
Also ich will dich sicher nicht vom Gegenteil überzeugen und es kann sehr gut sein, dass der Film dir geschmacklich nicht so zusagt. Aber ich finde, man kann "Horizon" nicht so wirklich vorwerfen, "Vorarbeit für weitere Filme zu leisten", weil er in seinen drei Stunden wirklich einiges erzählt. Natürlich ist die Geschichte (bzw. sind die Geschichten) nach diesem Teil noch nicht abgeschlossen, aber es gibt sehr viele Figurendramen im ersten Part, in denen sehr wohl schon eine klare charakterliche Entwicklung stattgefunden hat - trotz des fehlenden Abschlusses.

"Eine Serie, die man im Kino zeigen will" ist Costners neues Mega-Epos natürlich aber trotzdem irgendwie. Der Vorwurf lässt sich nicht so richtig abschütteln und bei aller Bewunderung, die ich dafür habe, dass der Kevin dieses absurde Riesenprojekt unbedingt in die Kinos bringen wollte (er spricht sogar trotz des Flops von Part 1 schon davon, nächstes Jahr Teil 3 und 4 trotzdem drehen zu wollen), kann man sich schon fragen, warum das Gesamtteil nicht eher als Serie bei HBO oder Showtime gelandet ist. Für meinen Teil hat der erste "Horizon" aber auch als filmische Erfahrung für sich funktioniert und ich habe die Grundqualität sehr vieler Szenen wirklich genossen und freue mich auf mehr.
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Der Hauptgrund für den Flop des Films ist sicher, dass Teil 2 so schnell nach Teil 1 folgen wird und auch die weiteren Teile schon angekündigt sind. Da kann man dann schon mal warten und sich am Ende alles zusammen ansehen.

Zumal im Gegensatz zu Bond oder Superheldenfilmen die Spoilergefahr eher gering ist.
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Samedi hat geschrieben: 2. September 2024 15:33 Der Hauptgrund für den Flop des Films ist sicher, dass Teil 2 so schnell nach Teil 1 folgen wird und auch die weiteren Teile schon angekündigt sind.
Oder dass die jungen Leute weder mit dem Western-Genre noch mit Costner etwas anfangen können und die Älteren zu behäbig geworden sind, ihren Hintern ins Kino zu schwingen.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Ja, Samedis These ist in etwa so logisch, wie das "Horizon" deshalb floppt, weil in Zeiten der Affenpocken gerade niemand Interesse an Filmen mit vielen Tieren (Pferden) im Bild hat. Costners Epos ist ein Flop mit Ansage, und überrascht niemanden. Er hält an seiner Vision aber trotzdem fest und pfeift aufs Box-Office, so als sei das sein eigenes "Heaven's Gate". Ist irgendwie cool.
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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ollistone hat geschrieben: 2. September 2024 16:38
Samedi hat geschrieben: 2. September 2024 15:33 Der Hauptgrund für den Flop des Films ist sicher, dass Teil 2 so schnell nach Teil 1 folgen wird und auch die weiteren Teile schon angekündigt sind.
Oder dass die jungen Leute weder mit dem Western-Genre noch mit Costner etwas anfangen können und die Älteren zu behäbig geworden sind, ihren Hintern ins Kino zu schwingen.
Naja, aber mir ging es ja gerade um den Grund dafür, warum die potentiell am Film interessierten "zu behäbig sind, ihren Hintern ins Kino zu schwingen".

Wenn man "Horizon" erstmal als großen Epos wie seinerzeit "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Das war der Wilde Westen" angekündigt hätte, dann wär am BO bestimmt mehr drin gewesen.

Stattdessen verheddert man sich mit den Fortsetzungen und streicht dann auch noch gefrustet den US-Release von Teil 2. Wen will man mit so einer PR schon noch ins Kino locken?
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Re: Mega Flops - Das Blockbuster Kino geht den Bach runter

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Samedi hat geschrieben: 2. September 2024 18:14 Stattdessen verheddert man sich mit den Fortsetzungen und streicht dann auch noch gefrustet den US-Release von Teil 2.
Das normale Publikum hat das alles doch gar nicht mitbekommen. Die haben bestenfalls einen Trailer gesehen und gedacht: "Cool, ein Western!" oder eben: "Och nö, ein Western!" Als wenn die irgendwas von drei Fortsetzungen wissen oder vom gestrichenen US-Kinostart des nächsten Teils.
Samedi hat geschrieben: 2. September 2024 18:14 Wenn man "Horizon" erstmal als großen Epos wie seinerzeit "Der mit dem Wolf tanzt" oder "Das war der Wilde Westen" angekündigt hätte, dann wär am BO bestimmt mehr drin gewesen.
Auch die These dürfte sich nicht wirklich halten lassen. Es hat ja seinen Grund, warum kaum Western gedreht werden und sogar noch weniger von ihnen kommerziell allzu ergiebig sind. Es gibt da draußen einfach keine große Publikumsschicht, die auf einen neuen "Der mit dem Wolf tanzt" wartet. Ist einfach so. Costner hat nach dem großen Erfolg von "Yellowstone" vielleicht gedacht, es wäre anders, aber er hat sich verzockt.
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