Welches ist der beste Film von Federico Fellini?

Lichter des Varieté (Keine Stimmen)
Die bittere Liebe (Keine Stimmen)
Die Müßiggänger (Keine Stimmen)
La Strada – Das Lied der Straße
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (33%)
Die Schwindler (Keine Stimmen)
Die Nächte der Cabiria (Keine Stimmen)
Das süße Leben (Keine Stimmen)
Achteinhalb
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (67%)
Julia und die Geister (Keine Stimmen)
Block-notes di un regista (Keine Stimmen)
Fellinis Satyricon (Keine Stimmen)
Die Clowns (I clowns) (Keine Stimmen)
Fellinis Roma (Roma) (Keine Stimmen)
Amarcord (Keine Stimmen)
Fellinis Casanova (Il casanova di Federico Fellini) (Keine Stimmen)
Orchesterprobe (Prova d’orchestra) (Keine Stimmen)
Fellinis Stadt der Frauen (La città delle donne) (Keine Stimmen)
Fellinis Schiff der Träume (E la nave va) (Keine Stimmen)
Ginger und Fred (Ginger e Fred) (Keine Stimmen)
Fellinis Intervista (Intervista) (Keine Stimmen)
Die Stimme des Mondes (La voce della luna) (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3

Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

1
Er ist Italiens wohl berühmteste Filmemacher, große Regie-Meister wie Martin Scorsese, David Lynch, Quentin Tarantino und Terry Gilliam schwören auf ihn: Federico Fellini prägte mit seinem Stil das Kino nachhaltig, zählt zu den größten Autorenfilmern des Mediums. Seine Werke gingen um die Welt – nur er selbst wollte seine Heimat einfach nicht verlassen. Den Weg in die USA ging er nie, seine Kunst schuf er in Rom und Umgebung. Eine seiner ersten Drehbucharbeiten brachte ihm 1945/1946 gleich eine Oscar-Nominierung ein: Er schreib an "Rom, offene Stadt" mit, einem Klassiker des italienischen Neorealismus von Roberto Rossellini. Von dort an war er euphorisiert, gab seinen Beruf als Journalist und Radiodramaturg auf. Er hatte im Medium Film die große Liebe gefunden. Schon 1950 sitzt er erstmals auf dem Regiestuhl: Gemeinsam mit Alberto Lattuada dreht er "Lichter des Varieté", in ihm ziehen Schauspieler von Kleinstadt zu Kleinstadt. Das Varieté und der Zirkus spielten seit seiner Kindheit eine große Rolle für Fellini, erste Begegnungen hatten ihn nachhaltig beeindruckt.

Aufgewachsen war Fellini im kleinen Küstenort Rimini, ging dort in eine katholische Schule. Filmkritiker Tullio Kezich schrieb später über die Herkunft des Meisters: "Er war ein x-beliebiges Kind, das hübsch zeichnen konnte, in einer x-beliebigen Kleinstadt in einem bodenständigen Italien, das zwischen Faschismus und Katholizismus eingezwängt war." Als Fellini 1952 mit "Die bittere Liebe" seinen ersten Film in alleiniger Regie abliefert, ist dieser ein Kind seiner Zeit. Die bittere Komödie ist ein Musterexemplar für das neorealistische Kino, welches damals in Italien dominierte. Charaktere aus der Arbeiterklasse und ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche stehen im Vordergrund einer Ästhetik, die hart, realistisch und direkt zu verstehen ist. Doch anders als die meisten anderen Regisseure dieser Epoche entwickelt Fellini sich weiter: Schon sein "La Strada" beginnt, den neorealistischen Stil ins Abstrakte und Phantastische zu überhöhen. Für ihn gewinnt er den ersten von vier Oscars in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film". Weitere Meisterwerke folgen: Mit "Die Nächte der Cabiria" und "La dolce vita" zementiert er seinen Status als bester Regisseur der ausklingenden 1950er.

Eine Schaffenskrise hält ihn 1962 von der Verwirklichung eines weiteren Films ab. Spontan macht er diese Krise selbst zum Inhalt seines nächsten Projekts: "8½" ist sein Magnus Opum, ein teils autobiografischer, teils surrealistischer Experimentalfilm über einen Regisseur in der kreativen Zwickmühle. Ohne Konventionen einzuhalten sprengt "8½" alle Regeln und Gesetze des Mediums, mischt ohne jede Erklärung Realität, Traumebenen, Rückblenden und Fantasien, und wird nicht zuletzt deshalb noch heute als einer der besten Filme aller Zeiten eingeschätzt. Für den Film so prägend wie für Fellinis restliches Lebenswerk: Komponist Nino Rota, der bis zu seinem Tod 1979 alle Filme von Fellini mit vielfach bejubelten Melodien ausstattete. Später begab sich Fellini noch auf die Spuren von "Casanova" oder setzte in "Amarcord" seiner Heimatstadt Remini ein filmisches Denkmal. Als er 1993 stirbt, trauert eine ganze Nation um ihren größten Künstler, im Wissen, dass er nun nie wieder im Cinecittà, dem legendären römischen Filmstudio, zaubern wird. Während er selbst als "Genie", "Visionär" oder "Il Maestro" bezeichnet wurde, sah er sich als etwas anderes, zitiert wird er wie folgt: "Ich bin ein Lügner, aber ein ehrlicher."

Die Filmografie des Federico Fellini:

1950: Lichter des Varieté (Luci del varietà)
1952: Die bittere Liebe, auch: Der weiße Scheich (Lo sceicco bianco)
1953: Die Müßiggänger (I vitelloni)
1954: La Strada – Das Lied der Straße (La strada)
1955: Die Schwindler (Il bidone)
1957: Die Nächte der Cabiria (Le notti di Cabiria)
1960: Das süße Leben (La dolce vita)
1963: Achteinhalb (8½)
1965: Julia und die Geister (Giulietta degli spiriti)
1969: Block-notes di un regista
1969: Fellinis Satyricon
1970: Die Clowns (I clowns)
1972: Fellinis Roma (Roma)
1973: Amarcord
1976: Fellinis Casanova (Il casanova di Federico Fellini)
1979: Orchesterprobe (Prova d’orchestra)
1980: Fellinis Stadt der Frauen (La città delle donne)
1983: Fellinis Schiff der Träume (E la nave va)
1986: Ginger und Fred (Ginger e Fred)
1987: Fellinis Intervista (Intervista)
1990: Die Stimme des Mondes (La voce della luna)
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

2
Den Titel Die bittere Liebe für Der weiße Scheich habe ich noch nie gehört. Hmm, und davon abgesehen habe ich den auch noch nie gesehen ...

1950: Lichter des Varieté (Luci del varietà) -
1952: Der weiße Scheich (Lo sceicco bianco) -
1953: Die Müßiggänger (I vitelloni) 8/10
1954: La Strada – Das Lied der Straße (La strada) 9
1955: Die Schwindler (Il bidone) 8
1957: Die Nächte der Cabiria (Le notti di Cabiria) 9
1960: Das süße Leben (La dolce vita) 8,5
1963: Achteinhalb (8½) 12
1965: Julia und die Geister (Giulietta degli spiriti) 10
1969: Fellinis Satyricon 9
1970: Die Clowns (I clowns) 7
1972: Fellinis Roma (Roma) 7
1973: Amarcord 10
1976: Fellinis Casanova (Il casanova di Federico Fellini) 7
1979: Orchesterprobe (Prova d’orchestra) 7
1980: Fellinis Stadt der Frauen (La città delle donne) 7
1983: Fellinis Schiff der Träume (E la nave va) 9
1986: Ginger und Fred (Ginger e Fred) 7
1987: Fellinis Intervista (Intervista) 7
1990: Die Stimme des Mondes (La voce della luna) 6

Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

3
Ich kenne bisher nur Otto e Mezzo / Achteinhalb. Die erste Sichtung ist ewig her, die zweite vor etwa einem Jahr hat gefallen, viel mehr aber nicht. Eigentlich müsste ich den schon wieder sichten für ein genaueres Urteil. La Dolce Vita interessiert mich noch.

Amarcord läuft aktuell in der Filmreihe mit der das Kino Rex seine Lockdown-Wiedereröffnung feiert (alles Filme die selber auch Kino zum Thema haben). Ihr werdet mich jetzt bestimmt bedingungslos da reinschicken wollen...
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

5
Maibaum, da du der "Achteinhalb"-Experte zu sein scheinst, darf ich dich vielleicht mit einer Frage löchern, die dir vermutlich dumm vorkommen wird:
Spoiler
Kennen sich Guido und Claudia schon vor Beginn des Films oder nicht? Cardinale taucht ja regelmäßig in Szenen des Films auf, und die habe ich so interpretiert, dass Guido die "perfekte" Frau vor sich sieht, die Frau, die er für seinen Film haben will. Später taucht Cardinale das erste Mal "real" auf, aber ich habe nicht ganz aus dem folgenden Dialog heraus verstanden, ob Guido die Claudia schon vorher kannte (und deshalb immer von ihr "geträumt" hat) oder ob er sie dort zum ersten Mal trifft und sie sozusagen nur "zufällig" so aussieht wie die Frau aus seinen Visionen. Der Film spielt ja beständig mit Realität, Traum, Fantasie etc., aber er scheint dabei der psychoanalytischen Auffassung zu folgen, nach der man in Träumen nur das imaginieren kann, was man aus der erlebten Realität borgt. Das würde dafür sprechen, dass Guido die Schauspielerin Claudia bereits kennen muss.

Ich hatte leider mehrfach das Problem, die Damen (optisch) durcheinander bekommen zu haben, was mir das Verständnis von "Achteinhalb" enorm erschwert hat. Bei weiteren Sichtungen versuche ich, mir da zu behelfen.
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

6
Casino Hille hat geschrieben: 24. April 2021 00:39
Spoiler
Ich hatte leider mehrfach das Problem, die Damen (optisch) durcheinander bekommen zu haben, was mir das Verständnis von "Achteinhalb" enorm erschwert hat. Bei weiteren Sichtungen versuche ich, mir da zu behelfen.
Das Problem kenne ich, ich hatte letztes Mal auch Mühe, Sandra Milo und Claudia Cardinale auseinanderzuhalten. Wie das genau mit der Filmhandlung war kann ich zwar schon wieder nicht mehr sagen, aber gut möglich dass ich da in entscheidenden Szenen etwas durcheinander gebracht habe.

Und ja, die Cardinale spielt eine Hauptrolle in einem meiner Lieblingsfilme also sollte das nicht passieren, aber die Milo sieht ihr schon etwas ähnlich, und wenn sie dann noch einen Schleier aufhat und wenn man sich mit dem Film und den Darstellern nicht so gut auskennt, und überhaupt...

So ganz durchschaut habe ich den Film also wohl auch nicht.
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

7
Für mich ist und bleibt La Strada Fellinis großes Meisterwerk. Hatte die Gelegenheit ihn vor 2 Jahren im Rahmen einer Retrospektive des Wiener Filmmuseum zu sehen, es handelte sich um die (inzwischen ziemlich verschlissene) Originalkopie.
Ein wunderbarer, auf eine erbarmungslos unsentimentale Weise herzzerreißender Film, dessen Ende mich schluchzend in meinem Kinositz zurückließ.
Trotzdem interessiere ich mich eher für Rossellinis, Pasolinis und Bertoluccis Filme.

Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

8
Casino Hille hat geschrieben: 24. April 2021 00:39 Maibaum, da du der "Achteinhalb"-Experte zu sein scheinst, darf ich dich vielleicht mit einer Frage löchern, die dir vermutlich dumm vorkommen wird:
Spoiler
Kennen sich Guido und Claudia schon vor Beginn des Films oder nicht? Cardinale taucht ja regelmäßig in Szenen des Films auf, und die habe ich so interpretiert, dass Guido die "perfekte" Frau vor sich sieht, die Frau, die er für seinen Film haben will. Später taucht Cardinale das erste Mal "real" auf, aber ich habe nicht ganz aus dem folgenden Dialog heraus verstanden, ob Guido die Claudia schon vorher kannte (und deshalb immer von ihr "geträumt" hat) oder ob er sie dort zum ersten Mal trifft und sie sozusagen nur "zufällig" so aussieht wie die Frau aus seinen Visionen. Der Film spielt ja beständig mit Realität, Traum, Fantasie etc., aber er scheint dabei der psychoanalytischen Auffassung zu folgen, nach der man in Träumen nur das imaginieren kann, was man aus der erlebten Realität borgt. Das würde dafür sprechen, dass Guido die Schauspielerin Claudia bereits kennen muss.

Ich hatte leider mehrfach das Problem, die Damen (optisch) durcheinander bekommen zu haben, was mir das Verständnis von "Achteinhalb" enorm erschwert hat. Bei weiteren Sichtungen versuche ich, mir da zu behelfen.
Keine Idee warum die Frage mir dumm vorkommen sollte, selbst wenn du tatsächlich da was falsch verstanden hättest.

Soweit ich mich aber erinnere ist das tatsächlich nicht ganz klar, ob die sich vorher schon kannten. Ich denke eher nicht, aber daß sie dann gleich danach zusammen in die Nacht fahren könnte wiederum dafür sprechen.

Daß Guido schon am Anfang Visionen von ihr hat kann man schon damit erklären, daß sie eine bekannte Schauspielerin ist, und er sie ja schon besetzt hat, auch wenn er noch gar nicht wirklich weiß was er drehen will.
Jedenfalls müsste Guido ihr Aussehen zumindest von Fotos kennen, und diese kurzen Visionen sind dann ja auch die ersten "Ideen" bzw Bilder, für den neuen Film. Das will er sicher im Film haben, auch wenn wahrscheinlich noch nicht wirklich klar ist wofür.

Interessant ist es auch diese kurzen Momente mit der Schlußszene von La dolce vita zu vergleichen

Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

9
GoldenProjectile hat geschrieben: 24. April 2021 01:26
Casino Hille hat geschrieben: 24. April 2021 00:39
Spoiler
Ich hatte leider mehrfach das Problem, die Damen (optisch) durcheinander bekommen zu haben, was mir das Verständnis von "Achteinhalb" enorm erschwert hat. Bei weiteren Sichtungen versuche ich, mir da zu behelfen.
Das Problem kenne ich, ich hatte letztes Mal auch Mühe, Sandra Milo und Claudia Cardinale auseinanderzuhalten. Wie das genau mit der Filmhandlung war kann ich zwar schon wieder nicht mehr sagen, aber gut möglich dass ich da in entscheidenden Szenen etwas durcheinander gebracht habe.
Interessant, denn die scheinen mir doch sehr, sehr unterschiedlich. und wie du schon sagtest die CC solltest du eigentlich jederzeit erkennen ...

Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

10
Maibaum hat geschrieben: 4. Mai 2021 20:59 Interessant, denn die scheinen mir doch sehr, sehr unterschiedlich. und wie du schon sagtest die CC solltest du eigentlich jederzeit erkennen ...
Ich finde die Verwechslung nicht so abwegig, schau mal hier.

https://www.mollybrown.it/wp-content/up ... ramilo.jpg
https://m.imdb.com/name/nm0001012/media ... 021414912/

Und für dass es wiederum dein Lieblingsfilm ist scheinst du bzgl. OeM ja auch nicht alles genaustens auf dem Schirm zu haben. Ich aber noch viel weniger, ich habe ihn vor etwa einem Jahr gesehen und kann da offenbar schon gar nicht mehr mitreden.
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

12
Maibaum hat geschrieben: 4. Mai 2021 20:56 Keine Idee warum die Frage mir dumm vorkommen sollte, selbst wenn du tatsächlich da was falsch verstanden hättest
Ich war mir nicht sicher, ob diese Sachverhalte zur Cardinale-Figur eigentlich etwas sehr Offensichtliches sind, und ich wirklich einfach etwas Essentielles verpasst habe. Es freut mich aber, wenn dies tatsächlich nicht so eindeutig ist, wie ich dachte, und ich somit durchaus eine "richtige" Frage formuliert habe. "Achteinhalb" arbeitet meines Gefühls nach viel mit Uneindeutigkeiten, mit subliminalen Ideen, sodass auch bei einer mehrfachen Sichtung vermutlich nicht alles klar sein wird.
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Re: Federico Fellini – "Il Maestro" aus dem Reich der Träume

13
Haben wir hier Fans oder zumindest Kenner von Fellinis "Roma"?

Ich habe den heute (für mich erstmals) im Metropolis-Kino in Hamburg geschaut und es ist ein Film, auf den eine Floskel zutrifft, die sonst in Rezensionen gerne auftritt, nämlich die, es handle sich um ein "Stadtporträt". Im Falle von "Roma" ist das so präzise, wie es nur sein kann. Der Film verzichtet gänzlich auf das Erzählen einer Geschichte und bietet eigentlich nur verschiedene episodenhafte "Impressionen" der Stadt Rom. Von einer Anfangspassage abgesehen, die Fellinis Jugend und Ankunft in Rom zeigt, also stark autobiografisch zu verstehen ist, folgen danach wirklich nur noch wenig zusammenhängende, teils sogar chronologisch zersplitterte Sequenzen, die unterschiedliche Eindrücke liefern. Dazu zählt ein langes Kapitel in einem Varieté-Theater, mehrere ausführliche Puff-Szenen (die vor allem zeigen, wie die Huren sich ihren potenziellen Kunden gegenüber vorstellen), eine kirchliche Modenschau (mit Priestern, die wie Leuchtreklamen angezogen sind oder auf drolligen Rollschuhen fahren), der Bau eines U-Bahn-Tunnels, Fellini selbst (also er selbst als er selbst) beim Dreh einer Szene auf einer vielbefahrenen Straße und sehr viele Momente, in denen die Kamera einfach durch die Straßen fährt und Leute beim Essen und Plaudern und Singen zeigt.

Das hat teilweise - um mal einen wilden und bestimmt kaum kontroversen Vergleich aufzumachen - etwas von Monty Python's "Der Sinn des Lebens", der ebenfalls nur so lose Episoden miteinander vermengt, deren Zusammenhalt sich durch wenig bis nichts (allenfalls über Gimmicks) begründet. Im Falle von Fellini ist dieses "Gimmick" eben Rom und seine Wahrnehmung der Stadt zurzeit des Faschismus und zur Zeit der Entstehung des Films. Das war als Erfahrung durchaus interessant, ich muss aber auch zugeben, dass es bei mir insgesamt kaum gezündet hat. Unter anderem wird das damit zusammenhängen, dass viele Witze und Anspielungen (wie ich im Nachgang ergoogeln konnte) sich teils sehr konkret auf italienische "Insider" beziehen, die man als Außenstehender kaum nachvollziehen kann. Teilweise glaube ich aber auch, einfach keinen direkten Zugang zu den Bildern und ihrer angepeilten Wirkung gehabt zu haben. Einiges der Komik habe ich eher als erstaunlich albernen Slapstick empfunden, und 1-2 Passagen (vor allem der Tunnelgraber-Teil) zogen sich wirklich wie Kaugummi, um dann einen Punkt zu machen, der für mich eher belanglos war.

"Roma" ist interessant als ungewöhnliche filmische Anordnung. Ich würde den Film sogar fast so begreifen, dass er gewissermaßen durch seine schnipselartige Fragmentierung wie eine Art "kollektive Erinnerung" aufgebaut ist, vermengt mit Fellinis persönlichen Erfahrungen, aber eben auch allgemeineren Zügen, die man vor allem in Italien mit Rom verbindet. Ich bereue es nicht, ihn mal gesehen zu haben - muss es aber jetzt auch nicht allzu bald wiederholen. :wink:
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