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Die Phase meiner ersten Bond-Filmpremieren und Wiederaufführungen älterer Werksbeiträge auf der großen Leinwand (1979 – 1985)
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Nach einer Fernsehausstrahlung von YOU ONLY LIVE TWICE in der Britischen BBC an Ostern 1979 habe ich anschließend rund drei Jahre benötigt, um das schließlich existente Dutzend an Serienbeiträgen in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich über diesen Zeitraum verteilt im Kino zu sehen. Premieren-Bonds waren MOONRAKER - STRENG GEHEIM und IN TÖDLICHER MISSION; der Rest entsprechende Wiederaufführungen. Dabei ergab sich, dass die Bond-Filme mit Sean Connery sich kontinuierlich mit den Roger Moore-Werken und Lazenby-Einstands-Bond abgewechselt haben. Nach meiner Premiere des „Weltraum“-Spektakels am 1. September ’79 folgte über ein halbes Jahr später dann DIAMANTENFIEBER. Im einem fast monatlichen Rhythmus sah ich als nächstes dann IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT, gefolgt von JAMES BOND 007 JAGT DR. NO und DER SPION, DER MICH LIEBTE. Im Herbst kamen dann LIEBESGRÜßE AUS MOSKAU und LEBEN UND STERBEN LASSEN hinzu; im Winter GOLDFINGER. 1981 folgte dann im Sommer die Premiere von IN TÖDLICHER MISSION, bevor dann zu Ende des Jahres ich erstmalig FEUERBALL zu sehen bekam. Der letzte ausstehende Kandidat ergab sich schließlich in den Osterferien 1982, so dass ich mit DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT schließlich den Abschluss fand.
Zu Beginn des Kennenlernens der Filmreihe war gefühlt jeder Beitrag großes Kino für mich während in der anschliessenden Sozialisierung mein Kritikbewusstsein immer mehr zunahm und auch ein Teil neuerer Werke mich dann eher enttäuschten bevor auch wieder Mal ein Ausreißer nach oben erfolgte. Sowohl bei den Connery- als auch bei den Moore-Bond-Filmen gab es für mich sensationelle Werke aber auch entsprechende Rohrkrepierer.
In der Zeit von 1980 bis 1985 hatte ich das Glück diese Zelluloidstreifen immer mal wieder auf der Leinwand bewundern zu dürfen, so dass ich jeden der offiziellen Bond-Filme mindestens drei Mal im Kino gesehen habe. Die alten Filme waren alle ab 12 Jahren freigegeben und entsprechend geschnitten, wobei LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU der einzige Filme war, der beim Kampf im Zugabteil eine individuelle „Schnitt-Betreuung“ erfahren hatte: Mal fehlte der Messerstich in Grants Unterarm, ein ein anderes Mal wurde der S.P.E.C.T.R.E-Handlanger von seiner eigenen Drahtschlinge nicht erwürgt, so dass sich im Endeffekt als Resultat im Kopf – zusammen gepuzzelt – der vollständige Zweikampf zwar ergab, welchen ich aber halt nie am Stück zu sehen bekommen hatte.
1982 hatte das Jugendmagazin BRAVO zum Sommer hin eine Kinogutschein-Aktion ins Leben gerufen, so dass vermehrt ein Teil der alten 007-Streifen auch in zahlreichen Kleinstadtkinos auf dem Lande in der Bundesrepublik Deutschland liefen. Selbst CASINO ROYALE ’67 kam irgendwann mal in einem Programmkino in Kamen, in dem zuvor DER PATE und DER PATE – Teil II gelaufen waren. Da ich nicht im Einzugsbereich einer jener größeren Städte gewohnt habe, die die Serienbeiträge in Dauerschleife gezeigt haben, erlebte ich die Filmreihe chronologisch nur ein einziges Mal im Sommer ’84 in Dortmund, nachdem die erste Fernsehpremiere auf Deutschen Boden stattgefunden hatte. Da es mich immer maßlos gewurmt hatte, dass die Soundtracks zu den Filmen nicht vollständig erhältlich waren, hatte ich es mir zu Angewohnheit gemacht, den Ton der Filme im Kino irgendwann auf Kassettenrecorder aufzunehmen um in den Genuss der gesamten Musik zu kommen.
Eine letzte Wiederaufführung erlebte ich im Frühsommer ’85 nach einer Radtour durch Frankreich, nachdem ich mit einem Freund unter anderem die Schlösser Vaux-le-Vicomte und Chantilly besichtigt hatte, die in zwei Roger Moore-Bonds als Behausung des Hauptschurken gedient hatten. Entsprechend praktisch war es, dass MOONRAKER dann im Original-Ton mit französischen Untertiteln in einem Pariser Kino an den Champs-Élysées gezeigt wurde, der dann ein perfektes Ende zu dem Drehortbesuch darstellte. Obwohl ich den Streifen von der deutschen Tonspur in- und auswendig kannte, war es für mich erst einmal ungewohnt die Originalstimme von Drax-Darsteller Michael Lonsdale zu hören, der einfach nicht so schön tief war wie Heinz Petruo im Deutschen.
Die Bandbreite aller Filme im Originalton kennen zu lernen sollte erst sieben Jahre später ein Thema für mich werden. Besonders gerne erinnere ich mich gerade dieser Tage an die ganzen Deutschlandpremieren der offiziellen Bond-Filme in den Achtzigern, die zu den ungeraden Jahre zwischen Anfang bis Mitte August immer stattfanden.
TV-Premieren / Die Video-Phase (1984 – 1992)
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Einer meiner Freunde vertrat die Ansicht, dass, wenn die Bond-Filme erst einmal im Fernsehen gezeigt und irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes als Massenware verramscht würden, einen Teil ihres Nimbus sowie dass ein Großteil an Zuschauern den enormen Respekt vor den Beiträgen verlieren würde, da nun auch Menschen diese Filme zu sehen bekämen, die nicht extra dafür Geld zahlten, sondern diesen „Machwerken“ schon im Vorfeld kritisch gegenüber ständen und sich entsprechend in ihrem Urteil (nur) bestätigt fühlen würden, womit er nicht ganz Unrecht behalten sollte.
Als LIEBESGRÜßE AUS MOSKAU zu Pfingsten ’84 als erster Bond-Film in der ARD gezeigt wurde, stellten wir beide rund zwanzig uns unbekannte Filmeinstellungen fest, die uns zeigten, wie umfangreich das Werk für die Leinwandfassung ab 12 für’s Kino gekürzt worden war. Meine Oma mütterlicherseits konnte sich damals nun auch endlich einen Eindruck von einem der Hobbys ihres Enkels machen und empfand das Ganze nur als Riesenschweinkram. Sie war halt eine andere Generation mit anderen moralischen Werten und Vorstellungen.
Mit den Premieren im bundesdeutschen Fernsehen, die ab ’84 kontinuierlich zwei Bond-Filme pro Jahr brachten, brachen die Wiederaufführungen der 35 mm-Kopien im mir bekannten Umfeld kinotechnisch so gut wie weg, so dass für die nächsten zehn bis 15 Jahre für mich Land auf Land ab in dieser Beziehung vollständig Ebbe war. 1999 habe ich mal erlebt, dass anläßlich der Premiere von DIE WELT IST NICHT GENUG in Ahaus zusätzlich LEBEN UND STERBEN LASSEN und GOLDFINGER als Tripple-Feature für einen Abend angeboten wurde, was ich als frisch gebackener Familienvater damals aber nicht in Anspruch genommen habe.
Vom soziologischen Standpunkt war es dahingehend besonders interessant, diese Filme dann auch mit Menschen im Fernsehen zu sehen und diese zu beobachten, die die Werke halt noch nicht kannten. So bleibt mir die deutsche Fernsehpremiere von LEBEN UND STERBEN LASSEN besonders in Erinnerung als ich diese mit jenem Freund zusammen im Kreise seiner Eltern und seiner Schwester ansah. Während kaum einer der Unmengen an laxen Sprüche bei ihnen verfing, ging die „Krokodilbrücke“ voll auf. Erst kam mal ein Stöhnen, als Bond sich auf der ausgesetzten Insel befand und seine Uhr aktivierte, in der Hoffnung ein an Land liegendes Boot anzulocken. Nach der Devise, typisch Bond-Film: ein spezielles Gimmick rettet wieder den Helden. Wie öde … bis in der Szene die Leine am Boot zurrte und das Kanu nicht weiterschwamm. Schlagartig senkrechtes Aufsitzen im Sessel! Die Auflösung – dann immerhin der Lacher.
Obwohl man die Bond-Filme endlich ungeschnitten zu sehen bekam, stimmten von nun an jedoch die Bildqualität und das Format bei den Video- und Filmveröffentlichungen nicht mehr. Die Farben waren teilweise zu abgedunkelt, Feinheiten verschwanden, so dass man glauben könnte, Kerim Bey und Bond trügen in einigen Szenen in LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU exakt den gleichen Anzug. Die ersten drei Bond-Filme, die mit Panavisionskameras gedreht worden waren, wurden als vollständiges 35mm Negativ nun in Vollbild gezeigt, wodurch mehr Bildinformationen vorlagen, als bei den Filmen im Kino oder später auf Laserdisc, DVD und blu-ray, die „matted“ waren. Das Format wechselt(e) je nach Anbieter (Warner Bros / Criterion / MGM) zwischen 1:1.66, 1:1,75 und 1:1.85. Die nachfolgenden Breitwandfilme (bis auf die Werksbeiträge 8 und 9) im Format 1:2.35 wurden dagegen „verstümmelt“ im falschen Bildmodus von 1:1.85 sowohl im TV als auch Video für lange Zeit präsentiert – als das gängige Format für Fernseher (noch) bei 4:3 lag.
Ein älterer Bruder eines anderen Freundes besaß schon früh einen VHS-Videorekorder, so dass wir einen Teil an Erstveröffentlichungen bei den Bond-Filmen mittels Standbilds vom Bildschirm abfotografierten um das Spektrum an Bildmaterial enorm zu erweitern, da es damals außer Aushangbildern und Berichten in gängigen Zeitschriften – im Gegensatz zu heute – nur wenig gab.
Meinen ersten Videorekorder habe ich nach meiner Zeit bei der Bundeswehr Mitte 1987 angeschafft. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mir eine Überspielung von der HAUCH DES TODES ansehen wollte und der Ton nicht lief. Nach dem Motto „Macht ja nichts, du hast den Ton ja noch von der Kinovorführung“, packte ich also den Kassettenrekorder dazu, um das Band laufen zu lassen um schließlich feststellen zu müssen, dass ich gezwungen war, alle paar Minuten vorzuspulen, weil das Tempo der Synchronisation nicht mit dem Bild auf dem Fernseher übereinstimmte. Damals war das Wissen um die Tempi 24 zu 25 Bilder pro Sekunde, die später den Unterschied zwischen Kino- und Videolaufgeschwindigkeit sowie zwischen PAL und NTSC-Norm darstellten, kaum jemanden geläufig.
Auch merkwürdig: Der Ton auf der englischsprachigen Kaufkassette von ON HER MAJESTY’S SECRET SERVICE, welche im Gegensatz zur deutschen Fassung rund 12 Minuten länger ging. Ich nahm zwar wahr, dass George Lazenby zwischendurch stimmlich unterschiedlich klang, wäre aber im Leben nicht darauf gekommen, dass der Sir Hilary Bray-Darsteller George Baker einen Teil der Szenen des Film nachsynchronisiert hatte. Solche Informationen wurden alle erst Jahre später „Standardwissen“ für Bond-Nerds. 1992 machte mein Grundig-Rekorder dann Probleme und das Videogerät musste wegen eines Pfennigersatzartikels zur Reparatur, welche fast ein halbes Jahr in Anspruch nahm. Als ich das Gerät dann wieder hatte und nachdem ich drei Filme darauf abgelaufen lassen hatte und das gleiche Problem dann erneut auftrat, war ich es (so) leid und ging zu einem anderen System über.
Kaufkassetten hatte ich bis auf den Lazenby-Film im Original damals keine erstanden, die Filme von Video zu Video größtenteils kopiert und die Bond-Filme einzeln nach Gusto angesehen habe, wobei in der Regel mindestens ein einjähriger Jahresabstand bei den meisten Beiträgen griff. Beliebt war es natürlich, bestimmte Actionszenen auf Band vorzuspielen und sich diese eher mal anzusehen als das vollständige Werk.
Die Laserdisc-Phase (1992 – 1997)
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Die Filme waren auf Deutsch alle gerade frisch auf Laserdisc fertig gemacht worden, entsprachen außer einer besseren Bildauflösung in PAL aber genau noch dem Bockmist, den das Fernsehen und die Videoveröffentlichungen auszeichneten: falsches Bildformat und miserable Farben. Sensationell dabei die Veröffentlichung von LIZENZ ZUM TÖTEN: Das Bildformat war als einziges erstaunlicherweise in 1:2.35, aber der Film war schnitttechnisch dermaßen gefleddert worden, dass neben vielen brutalen Momenten auch zahlreiche normale Segmente fehlten, so dass einem schlecht wurde, den Film sich überhaupt anzuschauen.
Kurz darauf erfuhr ich, dass sich dies bei den NTSC US-Laserdiscs ganz anders verhalten würde, wobei ein Teil an Bond-Filmen hinsichtlich der Veröffentlichung noch ausstand. NTSC wurde damals spaßeshalber in dieser deutschen Fan-Szene mit dem Begriff „Never the same color“ übersetzt, welches die Grundvoraussetzung darstellte, die Filme (ein)sehen zu können; sprich es bedeutete in Europa einen Fernseher zu erstehen, der sowohl PAL- als auch NTSC- tauglich war. Hier kam SONY ins Spiel, die als einziger Anbieter damals solche Geräte anboten und mit einer 72er Bildröhre, die zu den absoluten Schwergewichten ihrer Zeit zählte, konnte ich mich sehr schnell glücklicher Besitzer eines solchen Geräts nennen.
LIVE AND LET DIE war der erste Bond-Film, den ich auf US Laserdisc erstand. Die Farben waren toll, das Bildformat stimmte und als Bonus war sogar die Musik von George Martin auf einem separaten Monokanal abrufbar. Da war es mir dann herzlich egal, dass man bei den Filmen die CLV-Seite wie eine Schallplatte - nach einer Stunde – wenden musste. Spätere CAV-Fassungen, die extra Standbild geeicht waren, kamen sogar nur auf 25 Minuten Laufzeit. In der folgenden Zeit sollte ich dann feststellen, dass NEVER SAY NEVER AGAIN und A VIEW TO A KILL erweiterte Szenen präsentierten, die im Deutschen bei den Kinoauswertungen herausgenommen worden waren und auch auf Video, bzw. im Fernsehen (was heute auf DVD und blu-ray schon lange nachgereicht ist) fehlten.
Es war eine Zeit, in der die Laserdisc ein Liebhabermedium ausschließlich für Filmfreaks war, wo noch keiner ahnen konnte, dass mit der späteren DVD dann auch das Massenpublikum mitgenommen werden würde. Es war eine Entwicklungsphase, wo in Sachen Ton die Ausgabe von Surround zu AC-3 Ton (= Dolby Digital) und DTS überging, THX zu einem besonderen Gütesiegel für das Bild wurde und die ersten Making ofs und Zubehörmaterial entstanden. Wer kennt heute schon groß das japanische Ende von FATAL ATTRACTION (1987), wo Alex sich selbst umbringt und Dan erst einmal von der Polizei abgeführt wird, bevor die Ehefrau im Haus eine Kassette findet, in der die Nebenbuhlerin ihren Suizid ankündigt. Neu war auch die Umstellung alten Mono-Tons auf ein umfangreicheres Klangbild, in dem Geräusche neu aufgenommen und mit der Musik zusammen für die 5.1 Kanäle abgemischt wurden. Alfred Hitchcocks Film VERTIGO war der erste Film auf US Laserdisc, der eine neue Geräusche-Vertonung in Surround erhielt. Heute ist der DTS-Master-Sound Norm bei blu-rays sowie Dolby Atmos oder Digital X bei immer mehr 4k-Filmen, solange das Ursprungsmaterial in Surround vorlag.
THUNDERBALL war später bei den 007-Streifen in einer besonderen Liebhaberedition und -Box auf Laserdisc, der erste Bond-Film, der von Mono auf Surround aufgepimt wurde. GOLDFINGER und dieser Bond-Film enthielten dann als erste 007-Werke auch jene Making-ofs, die bei den Special-Ausgaben auf DVD und auf blu-ray heute jedem als Standard vertraut sind. Man kann sich kaum vorstellen, dass GOLDENEYE in Sachen AC-3- bzw. DTS-Ton auf noch zwei separaten Laserdiscs aufgebracht wurde, der Receiver ein zusätzlich eigenes Gerät sein musste und nicht wie heutzutage, wo nur ein einzelnes Ausgabegerät verschiedene Tonverfahren wie aktuell Dolby Atmos oder Digital X abspielen kann.
In dieser Phase lernte ich im Freundeskreis auch jemanden neu kennen, der ein riesiges Röhrengerät sein Eigen nannte, wie es in Großraumflugzeugen damals teils Standard war, mit Hilfe dessen man das Bild eines Film auf eine Leinwand werfen konnte. Für rund 10.000 DM konnte er so auf einer 2,5 Meter großen Leinwand sein eigenes kleines Kinovergnügen im Ansatz zelebrieren und ich durfte als Gast auch immer wieder in den Genuss eines Bond-Films in englischer Sprache kommen, was natürlich toll war und worüber ich mich dankbar und glücklich schätzen durfte.
Mit den US-Laserdiscs sollte ich für viele Jahre, die Bond-Filme nur im Originalton besitzen. Da die deutschen DVDs damals zeitlich auch um einiges später veröffentlicht worden sind besaß ich daher auch hier die US-Fassungen. Einen Großteil der Filme habe ich je nach Gustus ohne irgendeine Reihenfolge oder Darstellerfavoriten im Jahresrhythmus konsumiert, wobei ich mit THUNDERBALL auf dem "kleinen" Fernsehbildschirm meine Probleme hatte, da mir der Film auf dem Röhrenbildfernseher immer zu dunkel und zu klein vorkam, wodurch meine Augen stark ermüdeten. Bei THE SPY WHO LOVED ME kam dagegen das Bond 77-Theme bei der Skiverfolgungsjagd besonders geil über die Lautsprecher des Fernsehers, da die Tiefen gut wieder gegeben wurde, was beim Soundtrack nie der Fall war.
Die DVD-Phase (1997 – 2005)
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Anläßlich einer Fahrt mit dem Bus zur britischen Premiere von TOMORROW NEVER DIES im Dezember `97 nach London von Essen aus, kann ich mich noch gut daran erinnern, dass in einem ortsansässigen Special Interest-Shop japanische DVDs zu den ersten drei Bond-Filmen und GOLDENEYE auslagen. Ich war rund ein halbes Jahr verspätet aufgrund einer Fehlinformation erst kurz zuvor auf den DVD-Zug aufgesprungen, als dies in Deutschland ansonsten überhaupt noch kein Thema war. Zwischenzeitlich hatte ich mir auch meinen ersten Receiver zugelegt, so dass ich erstmalig über digitalen Rundum-Ton verfügte. Die alte Laserdisc von GOLDENEYE knallte zwar jedes Mal raus, wenn der Ton zu laut eingestellt war bei der Szene wenn das Kleinflugzeug im Pre-Title gefolgt von einem äußerst tiefen Brummton über den Berggipfel flog. Bezog ich meine Laserdiscs noch in Specialshops, auf Filmsammlerbörsen oder als Sammelbestellung in den USA vor Ort sollte sich dies bei den DVDs und mit dem Aufkommen von Amazon traditionell ändern. Informationen zu den Filmen waren ab TOMORROW NEVER DIES verstärkt über das Internet abrufbar. Ob neue Filmplakate, Trailer, Titelmusiken oder Informationen zu anstehenden Bond-Filmen: In erster Linie waren sie von nun ab zuvorderst über das Netz für mich einsehbar. Diesbezüglich änderte sich auch der Austausch hinsichtlich der Filme mit anderen und ich kam mit der Forenkultur in Berührung um mit vielen neuen Teilnehmer zum Thema Bond mich ausführlich, regelmäßig und intensiv austauschen zu können. Mit dem Start von GOLDENEYE hatte sich auch der Informationsstand hinsichtlich der Filme gravierend verändert, da ab diesem Zeitpunkt die Sekundärliteratur in Sachen Bond zunahm und auch immer mehr Special Interest-Themen behandelt wurden – wie Druckschriften ausschliesslich zu Filmplakaten oder der Filmmusik etwa.
Ein spezieller Großbildfernseher im 4:3 Format mit einer Bildschirmdiagonale von 112 cm hielt Einzug und sollte für mehre Jahre das Standardabspielgerät für die Filme auf DVD werden. Die erste 128-minütige Fassung zu IM GEHEIMDIENST IHRER MAJESTÄT sollte man besser behalten, da die nachfolgende Special Edition als auch die spätere blu-ray hinsichtlich der deutschen Synchronisation eine einzige Katastrophe geworden sind, die erst in einer hausgemachten Fan-Edition durch die Alsterfilm GmbH in Personalunion von Holger Kreymeyer und Mario Perez anlässlich des 50 Jubiläums des Films bei seiner Vorstellung durch Danny Morgenstern in Braunschweig beseitigt wurde, sowie die zwei Filme umfassende Extendfassung zu STIRB AN EINEM ANDEREN TAG, die ausführlich den Film mit zahlreichen Zusatzbeiträgen und Informationen versah.
Da ich ab THE LIVING DAYLIGHTS die Bond-Filme im Original bevorzuge und bei den ersteren Werken nur bei GOLDFINGER und DIAMANTENFIEBER sowie zahlreichen Moore-Bonds auf deutschen Ton nicht verzichten mag, waren die Ausstrahlungen im Fernsehen für mich kaum Thema, so dass ich erst mit meinem Sohn zusammen einige Beiträge im Fernsehen angesehen habe, nachdem er alt genug war und ich die entsprechende Fassungen nicht auf Deutsch vorliegen hatte.
Die blu-ray-Beamer-Phase (2005 – 2022)
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Nach einem Besuch beim Forumskollegen Rog in Wien im Sommer 2005, hatte meine Frau die Wirkung eines Beamers kurz richtig kennengelernt, so dass wir nach einem Umzug in einen neuen Ort schließlich im Herbst auch Besitzer eines solchen Abspielgerätes wurden.
Für die nächsten 18 Jahre sollte dieses Medium mir besonders dazu dienen, die Filme auf einer rund 3, 5 Meter breiten Wand anzustrahlen, wobei ich meine Favoriten im Jahrestakt abfeierte, einige Werke im Zweijahresrhythmus mitnahm, aber auch Werke für lange Zeit außen vorließ.
Das Zubehörmaterial bei den Spezial-Editionen ändert sich von der Brosnan- zur Craig-Ära gravierend. Während bei dem irischen Bond-Darsteller förmlich fast jede Szene bis ins Detail analysiert und erklärt wird, wodurch seine Werksbeiträge auch an Reiz verlieren, umgeht man beim sechsten Interpreten der Reihe vor allem das Erläutern und Zeigen jeglicher Digitaleffekte in der Hoffnung, dass das Massenpublikum nicht überall erkennt, wo diese zum Einsatz gekommen sind und dadurch die Illusion und die Faszination seiner Filme besser gewahrt bleiben.
Die 4k-Phase (seit 2022)
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Vor rund anderthalb Jahr hat eine schlimme Autoimmunerkrankung mein Leben stark verändert und bis heute eingeschränkt, da die Krankheit nur behandelbar ist und nicht geheilt werden kann.
Nach einem dreiwöchigen Aufenthalt in einem Krankenhaus habe ich mir im Frühherbst 2022 einen 4-K Fernseher gegönnt mit dem ich viel Freunde habe. Bei den Bonds sind zwar erst einmal nur die Craig-Bonds auf 4k veröffentlicht worden, wobei empfohlen wird von QUANTUM OF SOLACE die Finger zu lassen, da die Bildqualität schlechter als auf der blu-ray ausfällt. – Technik und ihre Tücken! Natürlich geht es bei dem 4k-Thema nicht ausschließlich um Bond-Filme, obwohl die derzeitigen blu-rays von ursprünglichen 4 K Mastern abgenommen worden sind und schon entsprechend auf dem Bildschirm wirken. Ein Teil alter analoger Filme kommt gerade auch durch die im Film integrierte Körnung einem Filmerlebnis auf der Leinwand immer näher und der unkomprimierte Ton im Original erreicht ein übriges, um ein rundum tolles Erlebnis in Sachen Klang und Bildauswertung zu produzieren, vorausgesetzt die Hersteller haben sich entsprechend ins Zeug gelegt.
Oft bin ich zwar zu müde mir einen Film am Stück anzusehen, genieße aber nun auch jene Beiträge, mit denen ich früher weniger etwas anfangen konnte. Mein Zeitempfinden ist enorm gestört, so dass Dinge, die eigentlich wenige Tage zurückliegen als viel weiter rückdatiert von mir wahrgenommen werden. Das hat den schrägen Vorteil, dass ich einen Film auch mal viel früher erneut wiederholen kann.
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