1973
von craigistheman
Agent
Ab Silvas Ausbruch geht es drastisch bergab mit SF. Am meisten stört mich neben dem idiotischen wie auch vorhersehbaren Joker-Twist, er habe alles bereits geplant, die Tatsache, dass der Film sich nicht einmal die Mühe macht, einfachste kausale Zusammenhänge in irgendeiner Weise logisch mit Silvas Flucht zu verbinden. Am gröbsten ist in dieser Hinsicht wohl der einstürzende Tube-Zug. Auch als M von Silvas Flucht erfährt, entschließt sie sich gegen einen Abbruch der Anhörung, was ca 5 Menschen das Leben kostet. Es ist so selten dumm.
SP wird oft der Vorwurf gemacht, der Plot sei faul und schlampig zusammenkonstruiert, allen voran der letzte Akt, wohin gegen SF oftmals als stärkster oder zweitstärkster Beitrag der Craig-Ära gilt. Indes sind quasi alle Schwächen die SP aufweist bereits in SF vorhanden, nur gerät der Film durch seinen Abwechslungsreichtum, seinen Fluss und die tollen Performances von Dench und Bardem weniger ins Stocken, der Suspension of Disbelief-Effekt setzt hier viel eher ein.
M als ausgesprochen maskulin konotierte Frauenfigur einmal ausgenommen, finden wir in beiden Mendes-Filmen himmelschreinde Schwächen in der Ausgestaltung der weiblichen Parts, vom Frauenbild möchte ich gar nicht erst anfangen. Eve darf sich von einer ambitionierten Feldagentin zur Schreibkraft Moneypenny zurückentwickeln, Séverine wird als ehemalige Sexarbeiterin vom bereits informierten Bond mal so nebenbei unter der Dusche überrascht, um zehn Minuten später mit flottem Spruch den Löffel abzugeben - ich bin mir nicht ganz sicher, ob Mendes Frauen "mag", bereits sein Durchbruchsfilm American Beauty wirft die eine oder andere Frage auf, da wir es hier durchgehend mit weiblichen Stereotypen der übelsten Sorte zu tun haben - eine Karen, eine Lolita, eine Nerd... Nicht, dass mich das daran hindert, meinen Spaß an SF zu finden, und überhaupt muss ein Actionfilm keine gesellschaftskritische Abhandlung zum Feminismus es ist mir dennoch wichtig darauf hinzuweisen.
Das für mich wohl störendste an SF ist der Soundtrack. Ein paar Stellen sind wirklich gelungen, doch gerade in den Actionszenen oder den Szenen "zwischendrin" wechselt Thomas Newman in den Wirtschaftssimulator-Modus und produziert ein unsäglich nerviges, wie generisches fern östlich angehauchtes Klimbim. Nur einziges Mal greift er der Titelsong aktiv auf, meines Erachtens eine geradezu sträfliche Verschwendung, aber da teilen sich die Meinungen. Die "episierte" Version des Bondthemes, das fortan alle Craig-Filme begleiten sollte, steht am ehesten für Newmans musikalischen Fingerabdruck, doch empfinde ich es persönlich als etwas zu hochtrabend und vor allem redundant. Ich hätte sehr gerne gehört, was David Arnold wohl aus dem Score gemacht hätte - die ohnehin sehr viel passendere Besetzung für den Posten.
Mit am schlimmsten finde ich diese episch anmutende Stelle, in der M das Tennyson-Gedicht in Parallelmontage mit dem heroisch herbeirennenden Bond aufsagt. Für viele ist das ein großer Moment des Filmes, für mich eine eher peinliche Angelegenheit. Der darauffolgende Shootout im Gerichtssaal macht dann wieder Laune, markiert aber leider den Beginn TKKG-artiger MI6-Aktionen, die zu Mission Impossible passen, ich bei Bond aber nicht sehen will. Gut - so inaktiv auf den Bildschirm starrend wie in NTTD muss der MI6-Stab auch nicht sein, am besten man zeigt ihn einfach gar nicht.