Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Falling Into Place (2023) – Aylin Tezel - Port-Au-Prince
Deutscher Kinostart: 07.12.2023
gesehen am 11.12.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 15:30 Uhr


Wenn einer der Filmstarts des aktuellen Wochenendes es direkt auf meine Liste geschafft hat, dann ist es Aylin Tezels „Falling Into Place“. Gerade weil mich Tezel zuletzt vor allem in „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ begeistern konnte und auch noch weitere filmische und serielle Einträge ihrer Filmographie ihren Eindruck bei mir hinterlassen konnten war ich gespannt, was es mit ihrem Debütfilm, bei dem sie neben Regie und Hauptrolle auch das Drehbuch geschrieben hat, auf sich hat – ein interessantes Liebesdrama.

Die in London lebende und frisch getrennte deutsche Künstlerin Kira reist für wenige Tage auf die Isle of Skye. Bei ihrem abendlichen Streifzug durch die Bars trifft sie zufälligerweise auf den gleichaltrigen Ian, mit dem sie eine intensive Zeit verbringt und eine Bindung aufbaut – bis beide der Alltag und die Probleme ihres Lebens einholen wird.

Aylin Tezels Film hat eine besondere Stärke, die er jedoch nicht vollends ausnutzen kann. Vor allem wenn wir ganz nahe bei dem Duo aus Tezel und dem von Chris Fulton gespielten Ian sind und an ihrer faszinierenden, bezaubernden Annäherung teilhaben können. Sobald es jedoch zurück in den Alltag und in die alltäglichen Probleme für beide geht, verliert sich der Film ein wenig und dreht sich ein wenig zu stark um sich selbst. Vor allem wenn wir es mit zu banalen Themen zu tun haben, die den Film in seinem Kern etwas ausbremsen, es sei denn sie haben nichts mit der charakterlichen Entwicklung beider Charaktere, sowohl auf Seiten Kiras als auch auf Seiten Ians zu tun, denn die Verarbeitung des Unverarbeiteten und die Erkenntnis der Konsequenzen aus der gemeinsamen intensiven Zeit darf durchaus Zeit einnehmen. Thematisch orientiert sich der Film vor allem an dem Kennenlernen, Liebe und Beziehung von vor allem der Generation Y, mit der auch ich mich identifizieren kann. Selbst wenn die Symbolik des Films durchaus auch seicht und plakativ nicht frei von Klischees gesehen werden kann.

„Falling Into Place“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Eileen (2023) – William Oldroyd – Universal
Deutscher Kinostart: 14.12.2023
gesehen am 15.12.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 18:45 Uhr


Ebenfalls in der Kategorie „relativ kurzfristig“ ist „Eileen“ von William Oldroyd auf meiner Bildfläche erschienen. Der stimmige Trailer zum Film mit Thomasin McKenzie und Anne Hathaway in den Hauptrollen konnte mein Interesse wecken, so dass ich ihn mir auch gerne im Kino angesehen habe.

Die junge Eileen Dunlop lebt in einer kleinen Stadt und arbeitet als Sekretärin in einer psychologischen Haftanstalt für männliche Jugendliche, während sie sich zuhause um den alkoholkranken Vater kümmert und sich auch ab und an Tagträumen hingibt. Bis der Leiter ihrer Abteilung aufhört und die faszinierende Dr. Rebecca St. John als Nachfolgerin die Position übernimmt. Rebecca übt auf Eileen eine gewisse Faszination aus, die eventuell für sie der Ausweg aus ihrem tristen Alltag sein könnte.

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ottessa Moshfegh hat William Oldroyd einen sehr stimmigen, in den 60er-Jahren gelagerten Thriller inszeniert, bei dem vor allem das dunkle und triste, in teils kühlen grau-blauen Tönen als auch eher in wärmeren, roten Tönen das atmosphärisch stimmige dominiert. Ebenso in der Ausstattung, den Kostümen als auch dem Make-Up und dem Hair-Design ergibt das visuelle im Film einen sehr runden Eindruck. Thomasin McKenzie übt in ihrer titelgebenden Hauptrolle eine sehr dezente Faszination und Sogwirkung aus und ihre Rolle ist natürlich der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Films mit all ihrer Geschichte, den Konflikten und den ganz besonderen Eigenarten wie zum Beispiel die Tagträume, denen sich Eileen hingibt, die durchaus an mancher Stelle für die Zeit, in der der Film spielt pervers sein mögen und zum anderen auch den ein oder anderen Schockmoment bereit halten. Gerade hierin liegt für mich ein gewisses analytisches Potential bei einem Replay des Films, da die Charakterentwicklung von Eileen vom „Mauerblümchen“ zur „Femme Fatale“ sehr interessant ist und auch der Einfluss ihres Umfelds sowie des neu gewonnen Umfelds in Form von Anne Hathaways „Dr. Rebecca St. John“ zu dieser Art „Coming-Of-Age“ und „Coming-Out“ beitragen. Der notwendigerweise eingebaute Crime-Aspekt und die kurze Laufzeit von 98 Minuten nehmen dem Film aber etwas von seinem Potential, weil damit nicht immer alles glaubwürdig herausgearbeitet und auch teils sehr plötzlich zu einem Ende geführt und nicht alles abschließend beantwortet wirkt.

„Eileen“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: All Eure Gesichter (2023) – Jeanne Herry – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 14.12.2023
gesehen am 16.12.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 20:45 Uhr


In meiner Wahrnehmung gibt es vor allem bei Gewaltverbrechen ein starkes Spannungsfeld zwischen strafrechtlicher Verurteilung der Täter auf der einen Seite und natürlich der Wiedergutmachung und der Genugtuung für die Opfer auf der anderen Seite. Ein Instrument für die Lösung dieses Spannungsfelds ist „Restorative Justice“, hierzulande als „Täter-Opfer-Ausgleich“ bekannt, bei dem sich mithilfe der Moderation von Mediatoren Opfer von Gewaltverbrechen mit Tätern von Gewaltverbrechen an einen Tisch setzen. Die französische Regisseurin Jeanne Herry hat nun mit „All Eure Gesichter“ ein Drama inszeniert, dass uns einen Einblick in die Formen von „Restorative Justice“ liefert und den ich mir sehr gerne natürlich auch angesehen habe.

Einige Opfer von Gewaltverbrechen, Chloe, Gregorie, Sabine und Nawelle haben den Mut gefasst, an einem Programm für „Restorative Justice“ teilzunehmen. Während Gregoire, Sabine und Nawelle Opfer von gewaltsamen Raub geworden sind und hier auf Täter trifft, die diese Form der Verbrechen vorgenommen haben, hat sich Chloe dazu entschlossen, die persönliche Gesichte mit dem sexuellen Missbrauch durch ihren Bruder in ihrer Kindheit und Jugend damit aufzuarbeiten.

„All Eure Gesichter“ ist ein sehr nüchtern und zurückhaltend, fast dokumentarisch inszenierter Film geworden, der es durch diese „leise“ Inszenierung schafft, seine Kraft zu entwickeln, wenn wir als Zuschauer den erschütternden Geschichten zuhören und sich damit selbst wenn eine Person einfach nur über etwas spricht, ein Kopfkino entwickelt, um die erschütternde Geschichte zu untermauern. Der Film zeigt uns hier anhand einer Gruppensituation und einer konkreten 1:1-Situation beispielhaft, wie diese von Mediatoren moderierten Treffen ablaufen und welche Erkenntnisse und Verarbeitungen der Erlebnisse sowohl für die Täter als auch die Opfer durch diese Form des Konfliktmanagements und dieser Kommunikation möglich sind und auch welch emotionale und psychische Herausforderung das für alle Beteiligten ist. Klar sind knapp 2 Stunden bereits eine lange Laufzeit, aber ich hätte dem Film, der durchaus auch für den Zuschauer emotional herausfordernd ist und an die Nieren geht, gerne länger zugesehen, weil hier definitiv noch mehr Raum gewesen wäre, dem schon sehr komplexen und vielschichtigen Thema noch mehr Tiefe geben und auch noch kritischer und differenzierter betrachten zu können.

„All Eure Gesichter“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Wie Wilde Tiere (2023) – Rodrigo Sorogoyen - Studiocanal
Deutscher Kinostart: 07.12.2023
gesehen am 17.12.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 6, Platz 9 – 14:00 Uhr


Bevor sich für mich keine Möglichkeit mehr ergeben hätte Rodrigo Sorogoyens „Wie Wilde Tiere“ zu sehen, habe ich ihn heute in der letzten möglichen Vorstellung noch gesehen. Der spanisch-französische Thriller hat auch relativ kurzfristig mein Interesse wecken können, nachdem ich gute Kritiken überflogen und den Trailer gesehen habe. Und der Film ist auf jeden Fall ein spätes Highlight des Kinojahres und durchaus ein kleiner Geheimtipp.

Das ältere französische Paar Antoine und Olga sind in ein kleines spanisches Dorf in Galizien gezogen, um gleichermaßen sich mit Landwirtschaft zu finanzieren und auch alte verfallene Häuser zu restaurieren, damit die Attraktivität des Dorfs gesteigert wird. Doch sie werden von den meisten Bewohnern des Dorfs mit Argwohn betrachtet, die dort mit Verfall des Dorfes und der Armut in einem gut dotierten Bauvorhaben eines Windparks so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer sehen, wären da nicht Antoine und Olga, die gegen den Bau des Windparks gestimmt haben. Hier entstehen vor allem zwischen Antoine und den beiden Nachbarsbrüdern Xan und Lorenzo Spannungen.

„Wie Wilde Tiere“, der im Original „As Bestas“ und international „The Beasts“ lautet ist genau das – ein Biest von einem Film. Dieser spanisch-französische Thriller ist ambivalent, komplex, vielschichtig und liefert durch die Betrachtung mehrerer Perspektiven auch ein mehr als komplexes Schema aus Gut und Böse und auch Sympathien und Antipathien gegenüber dem von gleichermaßen Denis Menochet und Marina Fois gespielten Antoine und Olga als auch den Dorfbewohnern, bei denen am stärksten Luis Zahera und Diego Anido im Brüdergespann Xan und Lorenzo hervorstechen und grandios aufspielen. Inszenatorisch ist der Film auch in seinem Spannungsaufbau ein sehr unangenehmer und unterschwelliger Slow-Burner, der sehr fies daherkommt, weil er auch mal sehr lange mit seiner Kamera eine Einstellung hält, damit uns lange, sehr vielschichtige Dialoge geliefert werden können, die gleichermaßen die Handlung, die Spannung und die Charakterzeichnung vorantreiben. Musik gibt es nur selten und wenn diese punktuell eingesetzt wird und in ihrer Wucht ansteigt, nur um der Spannung und der Gewalt noch mehr Kraft und Ausdruck zu verleihen, die bereits in den Spannungsfeldern Stadt/Land, Bildungsbürger/Arbeiterklasse sowie Reichtum/Armut liegt und auch vor allem durch die Perspektivwechsel aufzeigt, wie sich Männer und wie sich Frauen mit diesen entstehenden Konflikten auseinandersetzen. Es ist natürlich noch wuchtiger mit dem Hintergrund, dass sich die hier gebotene Geschichte an reellen Ereignissen orientiert hat. Aus symbolischer Sicht jedoch ist eine Zirkelschluss zu der zu Beginn angesprochenen Symbolik eines Rituals mit dem Niederringen eines Pferdes nicht vollständig im Film zu Ende gedacht worden.

„Wie Wilde Tiere“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: 791 KM (2023) – Tobi Baumann – Filmwelt
Deutscher Kinostart: 14.12.2023
gesehen am 19.12.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 20:00 Uhr


Als letzten Kinostart am aktuellen Wochenende habe ich mir „791 KM“ vorgenommen. Nein, dafür musste ich diese Strecke nicht zu Fuß zurücklegen und auch das Kino ist wenn überhaupt nur 1,5 km von mir entfernt, es handelt sich hier um einen klassischen, typischen Roadmovie aus Deutschland, bei dem exakt diese Strecke zurückgelegt werden darf. Zum Glück ist der Film nur etwas über 100 Minuten lang und deckt nicht die gesamte Fahrtdauer ab.

Eigentlich waren das Pärchen Tiana und Philipp sowie die ältere Frau Marianne und die junge Susi am Bahnhof in München und auf dem Weg mit dem Zug nach Hamburg, weil für Tiana und Marianne dort am nächsten Tag wichtige Termine anstehen. Wäre da nicht ein Sturm, der für eine Sperrung der Strecke und Ausfall der Verbindung sorgt. Mit Gutscheinen im Gepäck steigen sie in das Taxi von Josef, der nur widerwillig bereit ist, mit der zusammengewürfelten Gruppe an Fahrgästen die lange Strecke auf sich zu nehmen. Noch ahnt das Quintett nicht, welche Folgen diese gemeinsame Fahrt für sie haben wird.

„791 KM“ ist wirklich wie bereits erwähnt ein typischer, klassischer, deutscher Roadmovie, der mit einer interessanten Ausgangslage und seinem nächtlichen Setting durchaus Potential haben kann, sich von der Masse an deutschen Roadmovies abzuheben. Mit seinem kleinen Ensemble aus Iris Berben, Joachim Kròl, Nilam Farooq, Lena Urzendowsky und Ben Münchow bringt Tobi Baumann charakterlich auch ein charakterlich vielseitiges Ensemble zusammen, dass ebenfalls Potential haben kann. Zumindest gehen einige der gebotetenen Elemente im Film ein wenig ans Herz und auch ein paar Elemente sind durchaus spannend und unterhaltsam. Jedoch ist der Film teils sehr chaotisch, thematisch überfrachtet und tonal inkonstent und inkonsequenz, so dass das angesprochene Potential nicht ausgenutzt wird und sich manche Passagen und Etappen der Fahrt von München nach Hamburg länger anfühlen als eigentlich gedacht.

„791 KM“ – My First Look – 6/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Special - Disharmonie
iHaveCNit: The Oak Room (2020) – Cody Calahan
Deutscher Kinostart bzw. einmalige Sondervorstellung: 20.12.2023
gesehen am 20.12.2023 in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 21:00 Uhr

Im Rahmen der Vorstellungsreihe „(Dis)Harmonie – Die Reihe für den abseitigen Film“ der Arthouse-Kinos Frankfurt gab es in der diesjährigen Ausgabe des Weihnachtsspecials eine einmalige Aufführung des kanadischen, winterlichen Thrillers „The Oak Room“ von Cody Calahan, der durch sein minimalistisches Setting und einem verschachtelten Storytelling in bester Quentin Tarantino-Manier wie zum Beispiel in „The Hateful Eight“ besticht und durchaus spannende Unterhaltung bietet. Abgerundet wurde dieses Special mit einer Weihnachtsverlosung und freien Glühwein sowie Lebkuchen.
„The Oak Room“ - My First Look – Ohne Wertung für 2023 beziehungsweise 7/10 Punkte allgemein.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Perfect Days (2023) – Wim Wenders – DCM
Deutscher Kinostart: 22.12.2023
gesehen am 13.12.2023 in der Spotlight-Sneak OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 22.12.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 20:15 Uhr


Öffentliche Toiletten können durchaus von interessanten Designs geprägt sein, wenn sie jetzt nicht unbedingt mit dem verranzten und teils klinisch stets optisch ähnlichen Designs von Sanifair und Serways auf Bahnhöfen und Raststätten rüberkommen. Während meines Urlaubs in diesem Jahr auf der Hochseeinsel Helgoland waren zum Beispiel die öffentlichen Toiletten auf Insel und Nebeninsel von einem Detail geprägt – einer gefliesten Bordüre in den Farben der Flagge Helgolands Grün, Rot und Weiß. Dennoch gibt es eine Personengruppe, der zu wenig Beachtung geschenkt wird und das sind die Personen, die sich der Pflege und der Reinigung dieser Toiletten widmen. Der deutsche Regisseur hatte eigentlich eine Filmprojekt über kurze Dokumentationen über ein paar öffentliche Toiletten in Shibuya, Tokio, Japan geplant, aber sich dann aufgrund der gegebenen Zeit und des Budgets entschieden, daraus einen kompletten Spielfilm zu drehen, für den Wim Wenders sogar die seltene Ehre Japans erhielt, als Beitrag für die kommenden Oscars ausgewählt zu werden, womit sich „Perfect Days“ in eine Reihe mit Filmen wie zuletzt „Drive My Car“ und „Plan 75“ gesellen kann. Und „Perfect Days“ ist ein kleines Arthouse-Highlight zum Ende des Jahres.

Hirayama ist ein einfacher, schweigsamer Mann, der geregelt seinem Alltag und auch seines Berufs nachgeht. So ist er im Bezirk Shibuya der japanischen Metropole Tokio unterwegs und reinigt die öffentlichen Toiletten des Bezirks. Aber auch alte Musikkassetten mit Klassikern der 70er und 80er, sowie abgegriffene Literatur als auch Schattenspiele der Bäume sowie das Pflegen von kleinen Setzlingen und ein paar andere Kleinigkeiten üben eine Faszination im ruhigen, meditativen Leben von Hirayama aus. Doch auch er hat eine Vergangenheit und Persönlichkeit, die sich durch viele kleine Momente und Begegnungen in den Tagen, die wir ihn begleiten, offenbaren wird.

„Perfect Days“ ist ein schönes, meditatives, ruhiges Wohlfühldrama geworden, bei dem vor allem der von Koji Yakusho gespielte Hirayama eine großartige Performance liefert und sich die Sympathien spielend leicht erarbeitet. Damit hat er sich auch den Preis beim Cannes Film Festival 2023 zurecht erarbeiten können. Mit fein nuanciertem Witz und Humor aber auch einem feinen, respektvollen Ton für tragische Momente konnte mich „Perfect Days“ unterhalten und berühren – und auch auf komische Art und Weise begeistern, wie kreativ doch das Design von öffentlichen Toiletten sein kann. Nicht zu vergessen die Liebeserklärung an die Stadt, die einfachen Leute und auch die Personen, die sich um die Reinigung und Pflege der Anlagen kümmern. Dahingehend erinnert mich der Film auch an das französische Sozialdrama „Wie im echten Leben“ bzw. „Ouistreham“ mit Juliette Binoche in der Hauptrolle, auch wenn wir hier nur erleben wie sich eine Schriftstellerin im Rahmen von Recherchezwecken als Reinigungskraft anstellen lässt um die harte Arbeit und die Menschen dahinter kennen zu lernen und zu würdigen. Wohldosiert wie die passende Menge an Reinigungsmittel bekommen wir über kleine Details, Momente und auch ganze elementare Handlungsstränge auch viel über den Charakter, das Wesen und auch die Vergangenheit des schweigsamen Hirayamas vermittelt. Das geht auch teilweise zu Herzen, berührt und unterhält, auch wenn die Konflikte hier ein wenig zu sauber wirken.

„Perfect Days“ - My Second Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: The Queen Mary (2023) – Gary Shore – Splendid Film
Deutscher Kinostart: 28.12.2023
gesehen am 28.12.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 8 – Reihe 13, Platz 18 – 20:25 Uhr


Bevor das Jahr zum Ende kommt, gibt es durchaus auch am letzten Starttag des Jahres noch interessante Filme, die ich mir ansehen wollte. Einer davon war aufgrund seines interessanten Settings und der Stimmung im Trailer Gary Shores „The Queen Mary“ und so war ich gespannt, was dieser Film für mich zu bieten hat.

Der mysteriöse Luxusdampfer „The Queen Mary“ liegt nun als Touristenattraktion an einem Hafen. Anne Calder ist Fotografin und ihr Mann ist einer der Mitarbeiter im Schiffsmusuem. Während Anne neue Ideen für eine Modernisierung des Musuems pitcht, vertreibt sich der gemeinsame Sohn Lukas bei einer begleiteten Führung die Zeit. Doch während dieser Führung verläuft sich der Sohn und trifft auf etwas Mysteriöses, das eng mit der grausamen Seite der Geschichte des Dampfers und einer Mordserie im Jahre 1938 zu tun hat.

Mit über 2 Stunden versucht „The Queen Mary“ 2 Zeitebenen sowie die Geschichte eines Luxusdampfers mit grausamer Vergangenheit zu erzählen und miteinander zu verweben. Mit einem durchaus stimmigen Setting, bei dem das Set- und auch das Kostümdesign vor allem in den Sequenzen aus dem Jahre 1938 großartig sind, ist der Film durchaus atmosphärisch und einige Schock-, Horror- und Gewaltelemente können sich auch sehen lassen. Jedoch ist der Film stellenweise extrem dunkel ausgeleuchtet, die Kamerafahrten sind auch teils sehr unübersichtlich und verschwommen und irgendwie haben sich die Filmemacher bei der Struktur und dem gesamten Aufbau sowie des Handlungsverlaufs absolut verhoben, weil sehr viel sehr sprunghaft, hektisch und lückenhaft zum Abschluss gebracht werden möchte, obwohl der Film hier unfertig und löchrig wirkt. Das führte bei mir zu einem sehr wirren, konfusen Gefühl, ich war irgendwann genervt, gelangweilt, ermüdet und auch den Appetit auf mein Popcorn habe ich irgendwann im Laufe des Films einfach verloren. Und das finde ich für mich, der eigentlich versucht mit sehr viel Respekt und Vernunft auch den eher schlechteren Filmen zu begegnen noch gruseliger als diesen Film.

„The Queen Mary“ – My First Look – 4/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Black Friday For Future (2023) – Éric Toledano und Olivier Nakache – Weltkino
Deutscher Kinostart: 28.12.2023
gesehen am 29.12.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 20:30 Uhr


Mein Kinojahr befindet sich auf der Zielgeraden. Ich befinde mich 3 Tickets von exakt 260 Tickets für Kinobesuche, die ich für 2023 werte, entfernt. T-3 ist nun die französische Komödie „Black Friday For Future“ die durch das durch „Ziemlich Beste Freunde“ bekannte Duo aus Éric Toledano und Olivier Nakache inszeniert worden ist.

Albert arbeitet am Flughafen in der Frachtabfertigung, ist hochverschuldet und lebt quasi aus dem Koffer obdachlos im Wartebereich des Flughafens. Mit einigen kleinen Aktionen versucht er sich finanziell über Wasser zu halten. Als er einen beim Black Friday erstandenen, neuen TV verscherbeln möchte, trifft er auf den ebenfalls hoch verschuldeten Bruno. Bei einem gemeinsamen Treffen bei der Schuldnerberatung werden sie durch Zufall auf eine Gruppe Aktivisten aufmerksam, die in der Nähe Treffen abhalten. Angetrieben von Freibier und einer möglichen Arbeit in die eigenen Taschen schließen sie sich der Gruppe unter der Führung der Aktivistin Cactus an.

Eigentlich hätte „Black Friday For Future“ wenn er es denn gewollt hätte ein Film werden können, der mit einer gewissen Tiefe Konsumkritik, Überschuldung und auch aktivistische Themen hätten verhandelt werden können, doch diesen Anspruch hat der Film hier nicht. Er nutzt diese Themen in gewisser Art und Weise als Aufhänger für eine massentaugliche, auf Hochglanz getrimmte und unterhaltsame Wohlfühlkomödie mit nur feinem gesellschaftskritischen Anstrich, die auf jeden Fall unterhält, witzig ist und auch durch einige aktivistische Aktionen auch einiges an Action und Spannung zu bieten hat. Dabei scheint auch eine kleine oberflächliche Romanze durch. Das Hauptdarstellertrio aus Noémie Merlant, Pio Marmai und Jonathan Cohen macht Spaß und auch der ehemalige Bondgegner-Darsteller Mathieu Amalric hat im Film ein paar witzige Szenen spendiert bekommen. Nach einem eher weniger guten Film mit „The Queen Mary“ bin ich hier mit einem wesentlich besseren und zufriedeneren Gefühl aus dem Film gekommen.

„Black Friday For Future“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Würde es sich nicht auch empfehlen, die kleine Diskussion an der Stelle in den Nolan-Thread zu überführen, wo genau das stimmiger und passender wäre ?

iHaveCNit: Lola (2023) – Andrew Legge – Neue Visionen Filmverleih
Deutscher Kinostart: 28.12.2023
gesehen am 30.12.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 4, Platz 7 – 18:45 Uhr


Ticket 259 für 2023 ist nun auch der letzte reguläre für 2023 wertbare Film, womit bis auf eine morgen stattfindende Silvesterpreview für 2024 auch damit mein Film- und Kinojahr 2023 abgeschlossen werden kann. Die Ehre in diesem Jahr geht damit an die irische, von Andrew Legge inszenierte Produktion „Lola“, der auch mit seinen knapp 80 Minuten zu den kürzesten Filmen des Jahres zählt und durchaus eine der interessantesten Filmideen des Jahres mitbringt.

Die Schwestern Thomasin und Martha Hanbury, die sich selbst nur Thom und Mars nennen lieben im London Anfang der 40er und zu Zeiten des zweiten Weltkriegs die Kultur. Thomasin liebt neben Kultur auch die Wissenschaft und hat eine Maschine namens Lola entwickelt, die Funkwellen aus der Zukunft empfangen kann. Beide Schwestern genießen somit nicht nur die Musik aus der Zukunft, mit dem Hintergrundwissen werden beide auch finanziell durch Wetten sehr erfolgreich. Doch auch die britische Regierung wird auf ihre Erfindung aufmerksam, so dass Lola für britische Vorteile im zweiten Weltkrieg genutzt werden kann. Doch was passiert, wenn so etwas wie eine Romanze von Martha und die Obsession Thomasins zwischen die Schwestern kommt und was passiert, wenn sich der Lauf der Geschichte anders ändert als erwartet und sogar Fehlinformationen empfangen werden ?

„Lola“ ist nicht nur mit 79 Minuten sehr kurz, er ist auch auch inszenatorisch sehr interessant und experimentell. In Schwarz/Weiß mit einem leicht abgerundeten 4:3-Format und auch teils historisch reellen Aufnahmen wirkt er in seinem körnigen Look auch wie ein teildokumentarischer Found-Footage-Film, der als Antikriegsthriller und auch Zeitreisen-Science-Fiction-Film funktioniert, in dem er sich teilweise klassischen Konventionen beugt, aber genau dann am stark und interessant ist, wenn er aus diesen Konventionen ausbricht und ein wenig Punk ist. Hier kann selbstverständlich auch das von Emma Appleton und Stefanie Martini gespielte Duo aus Thom und Mars im Rahmen ihrer gegebenen Möglichkeiten funktionieren und auch das gesamte Design des Films schafft eine stimmige Atmosphäre.

„Lola“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

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Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Pakt der Wölfe (2001) – Christophe Gans – Studiocanal
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 02.01.2024
gesehen am 02.01.2024
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 20:00 Uhr

Gehen ein Tierexperte und Forscher sowie ein Indianer mit Martial-Arts-Erfahrung und Heilkünsten in eine französische Provinz zu Zeiten der Französischen Revolution um eine Mordserie durch ein wolfsähnliche Bestie aufzuklären – Genau das ist die Ausgangslage für Christophe Gans interessante, faszinierende und kontrastreiche Mischung aus historischem Kostümfilm, Martial-Arts-Action, Murder-Mystery und Verschwörungsthriller mit dem Namen „Pakt der Wölfe“, indem mit großer Besetzung von zum Beispiel Samuel LeBihan, Vincent Cassel, Mark Dacascos, Emilie Dequenne, Jeremie Renier und Monica Bellucci aufgefahren wird und den ich zum ersten Mal nun in der Wiederaufführungsreihe „Best of Cinema“ im Januar 2024 kennen lernen konnte.
„Pakt der Wölfe“ - My First Look – 8/10 Punkte
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

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iHaveCNit: Priscilla (2024) – Sofia Coppola – Mubi
Deutscher Kinostart: 04.01.2024
gesehen am 31.12.2023 in der Silvesterpreview
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere- Reihe 6, Platz 7 – 20:30 Uhr
gesehen am 06.01.2024
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio - Reihe 3, Platz 1 – 18:00 Uhr


Beginnen möchte ich meine Gedanken zu „Priscilla“ von Sofia Coppola mit dem Thema „Persönliche Befangenheit“, bei dem mir ganze zwei Fakten einfallen, für die ich durchaus ein wenig ausholen müsste, mich aber auf knappe Details fokussieren möchte. Also welche zwei Fakten sind gemeint ? Es geht hier um meinen Bezug zu „Priscilla“ und auch den Bezug der Regisseurin Sofia Coppola zum Film. Ich bin wie Priscilla Ann Presley, geborene Priscilla Ann Beaulieu ein Kind des 24. Mai. Sofia Coppolas Cousin ist ein gewisser Nicolas Kim Coppola, der unter dem Namen Nicolas Cage besser bekannt ist und eine Zeit lang mit der Tochter von Priscilla Presley, Lisa Marie Presley, liiert war. Doch genug von diesen sehr zufälligen Fakten und Verknüpfungen. Für diejenigen, denen in Baz Luhrmanns Epos „Elvis“ zu wenig auf das Kennenlernen und den Beziehungsalltag von Elvis Presley und Priscilla Ann Beaulieu eingegangen worden ist, für diejenigen könnte sich ein Besuch von „Priscilla“ lohnen, der auf dem Buch „Elvis and Me“ von Priscilla Presley und Sandra Harmon basiert.

Während ihr Vater in Wiesbaden stationiert ist, fristet die junge Priscilla Ann Beaulieu ein doch recht langweiliges Leben in Bad Nauheim, das von Lernen geprägt ist. Doch zufälligerweise ist im selben Zeitraum auch der bereits bekannte Musikstar und Schauspieler Elvis Presley dort stationiert, für den natürlich auch Priscilla eine gewisse Faszination hegt und es wie ein Traum zu sein scheint, dass die Beiden sich kennenlernen und sogar eine Beziehung zwischen den Beiden entsteht, aus deren Konsequenz Priscilla Jahre später noch als Minderjährige zu ihm nach Memphis in sein Anwesen „Graceland“ zieht – ohne zu ahnen, welche Herausforderungen auf sie damit warten.

Ein klassisches Motiv von Sofia Coppolas Filmen scheint glaube ich daran zu liegen, von Frauen in einer Situation zu erzählen, die einer Gefangenschaft ähneln und an deren Ende so etwas wie eine Befreiung die Konklussion der Geschichte ist. Dieses Motiv variiert Coppola nun am Beispiel von Priscilla Ann Beaulieu, die hier im Film von Cailee Spaeny gespielt wird und ihrer Beziehung zu dem von Jacob Elordi gespielten Elvis Presley, bei denen ganz wertfrei eine ganz interessante Chemie beobachtet werden kann und vor allem der Größenunterschied von Beiden an manchen Stellen etwas befremdlich wirken kann. Natürlich geben sich Beide entsprechend Mühe, ihren Charaktern etwas Leben einzuhauchen, obwohl das Gegebene manchmal nicht wirklich viel mit sich bringen vermag. Gerade im Hinblick auf Cailee Spaenys Priscilla ist sehr viel ungenutztes Potential liegen geblieben, weil der Film mir nicht die Fragen beantworten wer Priscilla als Mensch, als Charakter ist und was sie ausmacht, womit Cailee Spaeny hier quasi nur die Hülle für eine Hülle darstellen könnte. Die strikte, biographische Struktur, die hier Szenen einer Beziehung und Ehe aneinanderreiht sorgt in seinen 113 Minuten für Einiges an repetitiver Redundanz. Priscillas Hülle wird auch rein durch ihre Beziehung zu Elvis Presley definiert, der für Priscilla im Film so etwas wie ein Schwarm, ein guter Freund, ein durchaus verletztlicher, verspielter Vertrauter ist – aber auch in seiner Charakterisierung so etwas wie ein toxischer, narzistischer, kontrollsüchtiger, manipulativer „Fuckboy“ ist, an dem sich die junge Jungfrau die Zähne ausbeißt. Und ob diese „Tour De Force“ in diesem Gefängnis namens „Graceland“, bei dem auch die Rolle der Medien und der Gesellschaft eine Rolle spielen mit der letztendlichen Konklussion einer Befreiung als offenbar beabsichtige Darstellung von Female Empowerment beziehungsweise der weiblichen Befreiung und Selbstermächtigung so dienlich ist, möchte ich an dieser Stelle in Frage stellen. Dennoch muss man dem Film seine makellose Optik und Ausstattung beziehungsweise Hülle zugestehen.

„Priscilla“ – My Second Look – 6/10 Punkte
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

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iHaveCNit: Role Play (2024) – Thomas Vincent – Studiocanal
Deutscher Kinostart: 04.01.2024
gesehen am 07.01.2024
Cinestar Metropolis Frankfurt am Main – Kino 4 – Reihe G, Platz 7 – 18:00 Uhr


Auch wenn ich relativ wenig erwartet habe, als ich den Trailer zu „Role Play“ gesehen und mir den Film auf die Liste gesetzt habe, habe ich ihn dennoch nun im Kino angesehen und war durchaus auf eine gewisse Art und Weise unterhalten.

Emma und Dave führen mit ihren beiden Kindern ein gutbürgerliches Leben in New Jersey. Doch mit dem Liebesleben der Beiden läuft es nicht so und durch den etwas stressigen Berufsalltag von Emma vergisst zu zufällig den Hochzeitstag, so dass Beide beschließen zur Wiedergutmachung ein romantisches und erotisches Rollenspiel in einem New Yorker Hotel durchzuziehen. Noch ahnen sie nicht, dass es dort zu einem Zwischenfall kommen wird und noch ahnt Dave nicht, dass seine Frau eigentlich ein Doppelleben als Auftragskillerin führt und mit diesem Zwischenfall im Hotel in den Fokus ihrer Auftraggeber geraten wird.

„Role Play“ ist eine typische Action-Komödie, bei der alles passieren wird, was passieren kann. Es mag zwar etwas chaotisch und wenig logisch sowie bruchstückhaft sein, was einem hier im Film präsentiert wird, aber es macht zumindestens etwas Spaß. Wenn man ein wenig mehr Vertrauen in die Action gehabt hätte, wäre das, was wie hier geboten bekommen hätten durchaus besser geworden, weil hier natürlich klassische, typische Schnitte die Übersichtlichkeit stören und einem nur vorgeben, dass da etwas passiert. Richtig unterhaltsam wird es dann aber, wenn vor allem Kaley Cuoco und David Oyelowo gemeinsam zu sehen sind und mit den ganzen Situationen und Herausforderungen konfrontiert werden und damit umgehen müssen.

„Role Play“ - My First Look – 6/10 Punkte
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Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

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iHaveCNit: Next Goal Wins (2024) – Taika Waititi – Fox Searchlight Pictures
Deutscher Kinostart: 04.01.2024
gesehen am 08.01.2024
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:00 Uhr


Fußball ist nicht nur Spiel und Sport, sondern auch ein Ort der Kulturen, Legenden und Geschichten. Geschichten über Glück, Erfolg und Misserfolg. Tragischerweise kam am heutigen Tag die Meldung, dass eine Legende des Fußballs, dessen Geschichte eine des ganz großen Erfolgs gewesen ist, am gestrigen Tag verstorben ist – Franz Beckenbauer – Zu den ganz großen und im Fußball sehr seltenen Erfolgen zählt es auch, gleichermaßen sowohl auf dem Fußballfeld spielend als auch am Rand trainierend Fußballweltmeister zu werden. Das wäre vielleicht auch ein Traum des Niederländers Thomas Rongen gewesen. Basierend auf dessen Geschichte und einer Dokumentation hat Regisseur Taika Waititi nun eine relativ entspannte Sportkomödie inszeniert.

Der niederländische Fußballtrainer Thomas Rongen ist in Ungnade gefallen. Zur beruflichen Rehabilitation liegt seine einzige Chance in Amerikanisch-Samoa, denn dort soll er die erfolg- und torlose Fußballnationalmannschaft auf die Qualifikationsrunde für die WM 2014 vorbereiten und ahnt noch nicht, welche Herausforderung genau das für ihn darstellen wird.

Unglaublich wahre Geschichten, vor allem im sportlichen Bereich, bei denen eine von Misserfolg geprägte Gruppe in bester Underdog-Manier für einen wenn auch kleinen Erfolg trainiert wird und sowohl die Gruppe als auch der Trainer mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert werden und über sich hinaus und zusammenwachsen sind wie für das Kino gemacht. Einer der letzten Filme dahingehend, der mich richtig positiv umgehauen hat was Basketballer- und Alkoholikerdrama „Out of Play“ mit Ben Affleck und das wohl prominenteste und legendärste Beispiel dieser Sorte ist die Geschichte um die jamaikanische Bobmannschaft in „Cool Runnings“. Nun steht natürlich die Frage im Raum, handelt es sich bei Waititis Film um „Cool Kickings“ oder eher „Next Movie Wins“ ? Für mich liegt die Antwort irgendwo dazwischen. Der Film, der gemessen an seiner Laufzeit die Spielzeit eines klassischen Fußballspiels von 90 Minuten ohne Nachspielzeit mit Halbzeitpause beträgt bietet auf jeden Fall eine interessante Mischung an. Diese Mischung aus Fußball- und Culture-Clash-Komödie mit ihrer klassischen Underdog-Geschichte und der Geschichte über Glück, Erfolg, Misserfolg hat durchaus in einigen Momenten etwas Humor und auch etwas Herz, spielt aber seine Möglichkeiten dahingehend nicht vollends aus. Auch wenn der Film nicht immer zielsicher ins Tor getroffen hat, so hat der Film auf jeden Fall seinen gewissen Spaß gemacht. Genau wie bei jemanden, für den Fußball auf jeden Fall im Leben einen eigentlich sehr geringen bis überhaupt keinen Stellenwert besitzt, der sich dann aber doch für einen wenn auch unbedeutenden Erfolg seiner Nationalmannschaft freuen kann.

„Next Goal Wins“ - My First Look – 6/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: iHaveCNit – Der HCN-Review-Sammelthread

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HCN007 hat geschrieben: 9. Januar 2024 00:43 Unglaublich wahre Geschichten, vor allem im sportlichen Bereich, bei denen eine von Misserfolg geprägte Gruppe in bester Underdog-Manier für einen wenn auch kleinen Erfolg trainiert wird und sowohl die Gruppe als auch der Trainer mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert werden und über sich hinaus und zusammenwachsen sind wie für das Kino gemacht. Einer der letzten Filme dahingehend, der mich richtig positiv umgehauen hat was Basketballer- und Alkoholikerdrama „Out of Play“ mit Ben Affleck und das wohl prominenteste und legendärste Beispiel dieser Sorte ist die Geschichte um die jamaikanische Bobmannschaft in „Cool Runnings“. Nun steht natürlich die Frage im Raum, handelt es sich bei Waititis Film um „Cool Kickings“ oder eher „Next Movie Wins“ ?
Waititi macht sich aber über genau solche Filme ja lustig und bedient ihr Schema nicht einfach 1:1. Mir hat das Freude gemacht.
https://filmduelle.de/

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