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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

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Bond zu Q: : "Wie ich sehe, ist es ihnen gelungen, den Lotus wieder zusammenzuflicken." Sowas in etwa sagt er in der Q-Szene.

Wobei ich mich allerdings frage, ob das erst gemeint oder eher ein Scherz von Bond war. Fakt ist, dass es sich nicht um das selbe Modell handelt, wobei man das noch damit rechtfertigen könnte, dass es sich nach filminterner Logik doch um den selben Wagen handelt. Ich glaube, dass das in einem der Craig-Filme so ist, dass nah filminterner Logik dies ein anderer Wagen ist als tatsächlich, weil dieses Modell noch gar nicht erschienen war. Der Aston Martin aus Spectre?

Zu der Szene zum Lotus: Früher habe Bond beim Wort genommen, heute eher weniger. Zum einen dürfte es schon aus finanzielle Gründen für den MI6 sinnvoller sein, einen neuen Wagen zu kaufen und gegebenenfalls mit Gadgets auszustatten statt diesen Schrotthaufen wieder zusammenzusetzen. Falls das überhaupt möglich ist. Im realen Leben würde das wohl niemand machen. Zum anderen: Warum hat der Wagen eine andere Farben, wenn es sich physisch um den selben handelt. Und warum verfügt er (offenbar) über keine Gadgets mehr?

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

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Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass in einer Barry-Version des Soundtracks in der PTS eine Instrumental-Version von 'We have all the time in the world' gelaufen wäre. So wie die musikalischen Anspielung an CR in der NTTD-PTS (ist diese eigentlich eine bewusste Anspielung an FYEO oder reiner Zufall? Er steht in beiden am Grab von Vesper, beziehungsweise Tracy. Und er trifft in der PTS von beiden auf Blofeld, der jeweils irgendwie in den Tod von Tracy, beziehungsweise Vesper involviert war. Also ich komme gerade immer mehr zu der Erkenntnis, das man sich bei der NTTD-PTS bewusst an FYEO orientiert hat, das war mir bisher gar nicht so bewusst.)

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

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Bondfan007 hat geschrieben: 16. Oktober 2023 08:25 Zu der Szene zum Lotus: Früher habe Bond beim Wort genommen, heute eher weniger.
Ich fasse das auch eher als Scherz auf, schon aus den von dir genannten Gründen. Bond äußert immer wieder einige amüsante Sprüche und zeigt, dass er Q's Arbeit nicht wertschätzt. Ein Spruch in Richtung "War ja gar nicht schlimm, der Wagen ist doch wieder heil" (obwol von dem Original-Wagen in Wirklichkeit absolut nichts mehr vorhanden ist) passt dazu.

In SP sehe ih das etwas anders, hier wirkt die Szene auf mich so, dass Q den Wagen restauriert, so wie die Karosserie der Werkstatt steht. Zumal eine Restauration bei so einem historischen Wagen deutlich sinnvoller sein dürfte als bei einem wenige Jahre, Monate oder vielleicht auch nur Wochen alten Wagen (es handelt sich ja nicht um den Wagen aus TSWLM, wie ich kürzlich hier im Forum gelernt habe).

Allerdings sagt Q in SP, vom alten Wagen sei "gerade mal das Lenkrad" vorhanden geblieben. Da bleibt eigentlich nicht mehr viel zum Restaurieren übrig. Aber vielleicht war das auch nur ein kleiner Spaß von ihm. Wobei: Q scherzt doch nie über seine Arbeit, oder? Aber diesen Spruch hat der Whishaw-Bond noch nicht gebracht, glaube ich.
Bondfan007 hat geschrieben: 16. Oktober 2023 08:25 Ich glaube, dass das in einem der Craig-Filme so ist, dass nah filminterner Logik dies ein anderer Wagen ist als tatsächlich, weil dieses Modell noch gar nicht erschienen war. Der Aston Martin aus Spectre?
Das müsste der Ason Martin aus CR sein. Der Aston Martin DBS, den wir zu sehen bekommen, gab es beim Dreh noch nicht und deshalb hat man einen DB9 umgebaut. Der DB10 aus SP wurde extra für den Film gebaut und ist gar nicht auf dem Markt verfügbar.

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1355
Ich habe heute mit ein paar geschätzten Mitforisten den FYEO in den Player geschmissen und mal ehrlich: Das letzte Drittel ist wirklich bestürzend schwach. Die Kletterpartie auf den Berg hoch ist ja ganz anständig und hat seine Spannungsmomente, aber drum herum haut da für mich wirklich wenig hin. Warum nimmt Bond Melina mit zum Ort des Geschehens, wenn er ihr ihre Rache eh nicht zugestehen will? Warum tut der Film da so, als sei es relevant, ob Melina Kristatos nun ermordet oder nicht, wenn sie doch bis dahin sowieso schon zwei Leute getötet hat und ihr die Rache schlicht zusteht? Warum hat der Film im Finale keine tolle Action, sondern nur so ein luschiges Geschubse zwischen ein paar Herren? Das ist wirklich schade. Das Kloster ist so eine tolle Kulisse für kreative Action und trotzdem ein geerdeterer Ort als die Liparus oder die Raumstation, und dennoch macht man da quasi gar nichts draus. Wenn man unbedingt so eine Infiltrationssequenz haben wollte, warum bringt man die nicht früher?

Als Bond und Columbo das Lager von Kristatos im Hafen überfallen, würde eine spannende Infiltrationsszene besser passen, als die recht langweilig gefilmte Ballerei. Dafür könnte es dann im Finale schön wuchtig werden. Es ist mir wirklich ein absolutes Rätsel, was man sich bei dem Finale gedacht hat. Sicherlich muss nicht jeder Bond-Film super spektakulär enden (LALD ist im Finale auch recht dezent), aber wenn man so eine tolle Kulisse hat und so wenig damit anfängt, ist das für mich schon schade und in der Form in der Reihe eigentlich nur mit SP vergleichbar, der im Grande Finale auch nur eine Stadtrundfahrt auf der Themse zu bieten hat.

Generell ist die Action in FYEO im Vergleich zu den restlichen Filmen der Goldenen Ära von 62 bis 89 eher schwach auf der Brust. Die PTS sieht teilweise ziemlich doof aus (und bietet den blödesten Mordanschlag der Prä-Austin-Powers-Ära). Die Entenjagd ist okay, aber schöpft das (humoristische) Potenzial kaum aus und die Disco-Musik von Bill Conti lässt es eher noch humoriger und harmloser wirken (M:I 7 hatte letztes Jahr das Upgrade zu FYEO zu bieten). Die Materialschlacht bei Kristatos' Lager ist die schwächste Massenballerei der Reihe, das Finale hat keinen Bock auf Spektakel. Bleibt nur die Skijagd, die sich dafür aber auch richtig gewaschen hat. Das ist eine bärenstarke Actionszene, sie toppt locker den Vorgänger aus OHMSS und spätestens, wenn Skifahrer und Motorradjäger durch einen Bobkanal jagen, bin ich immer tief beeindruckt von der Lebensverachtung des Stuntpersonals.

Natürlich funktioniert auch einiges: Moore ist Moore, Julian Glover ist als extrem sadistischer Bösewicht eine helle Freude, die Mittelmeer-Locations werden sehr schön eingefangen, Locque ist eine sau coole Schurkenfigur (Michael Gothard zu besetzen war ein Geniestreich). Die persönliche Vendetta der Melina-Figur gefällt mir (auch wenn das moralisierende "Rache ist böse"-Ende ziemlich aufdringlich ausfällt), die Unterwasserszenen sind phänomenal (gut getrickst). Der ganze Subplot um Bibi ist amüsant und bringt Bond figürlich mal in eine andere Position. Außerdem hat FYEO mit Columbo und Luigi zwei von Bonds besten Verbündeten an Bord. Columbo ist als "Gangster mit Herz" irgendwie ein laufendes Mafiafilmklischee, aber Topol spielt ihn mit immensem Charisma und John Moreno hat als Ferrara eine richtig tolle Chemie mit Roger Moore, sodass mir sein Ableben immer ziemlich leid tut. Sein Tod ist ein Verlust für den Film - und so sollte es trotz seiner recht kleinen Rolle auch sein.

Ein paar der besten Witze der Moore-Ära hat FYEO auch noch zu bieten. Kostprobe?

- "Geben Sie mir ein Dutzend Lilien. ... Schicken Sie sie bitte zur Beerdigung."
- "Ziehen Sie sich was an, Bibi. Dann kauf ich Ihnen ein Eis - zur Abkühlung."
- Bond: "Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt." / Q: "Das ist noch milde ausgedrückt, 007."
- "Ich liebe es durch's Land zu fahren." :mrgreen:
- "Das nenne ich Entspannung. Sie haben's nicht und ich hab's auch nicht." - Generell, die Auflösung des ATAC-Konflikts ist pfiffig.

Alles in allem ein netter Bond-Film, aber von denen aus der goldenen Ära unter denen, die ich am wenigsten favorisiere.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1356
Casino Hille hat geschrieben: 2. September 2024 23:49 Generell ist die Action in FYEO im Vergleich zu den restlichen Filmen der Goldenen Ära von 62 bis 89 eher schwach auf der Brust. Die PTS sieht teilweise ziemlich doof aus (und bietet den blödesten Mordanschlag der Prä-Austin-Powers-Ära). Die Entenjagd ist okay, aber schöpft das (humoristische) Potenzial kaum aus und die Disco-Musik von Bill Conti lässt es eher noch humoriger und harmloser wirken (M:I 7 hatte letztes Jahr das Upgrade zu FYEO zu bieten). Die Materialschlacht bei Kristatos' Lager ist die schwächste Massenballerei der Reihe, das Finale hat keinen Bock auf Spektakel. Bleibt nur die Skijagd, die sich dafür aber auch richtig gewaschen hat. Das ist eine bärenstarke Actionszene, sie toppt locker den Vorgänger aus OHMSS und spätestens, wenn Skifahrer und Motorradjäger durch einen Bobkanal jagen, bin ich immer tief beeindruckt von der Lebensverachtung des Stuntpersonals.
Autsch. Quantitativ und auch in anderen Dingen kann ich das sogar nachvollziehen, bedingt sogar teilen. Aber die Skijagd (die ja auch nicht einfach "nur" eine Actionszene, sondern dramaturgisch geschickt in verschiedene Teile mit Variationen gegliedert ist, denn die beginnt mit Krieglers Scharfschützenauftritt im Wald) ist so gut, dass ich FYEO allein deswegen zu den besten Actionfilmen der Reihe zähle. Im Gegensatz zu YOLT, DAF, MR oder AVTAK hat der Film keine wirklich schwache Actionszene und die Skijagd ist besser als alle Actionszenen in denen ausser ein paar in MR. Ausserdem schmeisse ich da gleich noch GF mit rein, der rein unter Action-Gesichtspunkten für mich schon immer mit am schwachbrüstigsten war (der hat seine Stärken dafür woanders). Die PTS kommt noch am nächsten an eine schwache Actionszene und ist bekanntlich auch kein Favorit von mir, aber hier ist es vor allem der blöde Blofeld-Auftritt, der sie runterzieht. Rein nach Action wird hier genauso viel Gutes (die Kletterstunts am Heli) wie Schlechtes (die einfallslos zusammengeschnittene Gesamtstruktur der Action) geboten. An der Ente und dem Lagerhaus habe ich wenig auszusetzen, ausser dass sie nicht an die Skiszenen rankommen. Das Finale mehr auf einen einzigen, langsamen Stunt und eine sehr, sehr kleine Action-Konfrontation auszulegen ist für mich absolut legitim und kaum weniger Spektakel als etwa die Finale Grandes von DN, LALD und TMWTGG.

Aber ja, die Skijagd ist grandios. Nur - und jetzt kommts - die aus OHMSS toppt sie bei mir nicht, sie ist höchstens genauso gut. :mrgreen:

Mir hat FYEO heute beim tausendsten Mal wieder sehr gut gefallen. Der hat einfach irgendwie so einen herrlich rustikalen, heimeligen, hemdsärmeligen Abenteuercharme - durch Story, Locations, Licht, Kamera, Ausstattung und alles - ohne billig oder bieder zu wirken. Mehr beeindruckt denn je haben mich heute die Unterwasserszenen, das ist tricktechnisch und atmosphärisch grosse Klasse.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1357
Ich kann die Kritik am Finale nachvollziehen, teile sie aber nicht. Das eher auf Spannung und ich nenne es mal intellektuelle Konfrontation ausgelegte letzte Viertel mag ungewöhnlich sein für einen Bondfilm, aber gerade das macht es für mich auch so reizvoll. Die Vermutung liegt auch nahe, dass genau das die konzeptionelle Absicht war bei einem Film, der sich so bewusst von den direkten Vorgängern abgrenzt und sich eher in der Tradition der frühen Filme versteht. Es mag aufgrund der hier zurückgefahrenen Action auch in gewisser Weise etwas antiklimaktisch wirken, dennoch funktioniert es wie ich finde ganz wunderbar aufgrund des hochgehaltenen Spannungsniveaus. Ich habe das letzte Viertel jedenfalls schon immer sehr genossen aufgrund seiner Andersartigkeit und weiss noch gut, wie geflasht ich bei der Erstsichtung war - gerade weil ich so ein Finale nun überhaupt nicht erwartet hatte. Dennoch kann ich die Kritik an einem gewissen verschenkten Potenzial nachvollziehen, da der unvermeidbar in diesem Zusammenhang zu erwähnende Sky Riders von 1976 den Klosterberg tatsächlich wesentlich effektiver und eindrucksvoller als Setting nutzt (aber bei denen war ja schliesslich auch Colt Seavers für die Stunts verantwortlich :mrgreen: ). Dennoch: das typische 007-Massenfinale, was man in Sky Riders ja geboten bekommt, möchte ich trotzdem nicht in FYEO sehen, da es mir bei diesem in meinen Augen doch recht andersartigen einfach nicht richtig erscheinen würde.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1358
Wenig überraschend bin ich fast wieder vollständig anderer Meinung als Hille :)
Auch wenn ich aus anderen Gründen keiner riesiger Fan von FYEO bin, die Action halte ich mitunter für die Beste der Serie, vor allem weil sie tadellos inszeniert ist und (ich glaube nie) auf billige Rückprojektionen setzt.
Die Autoverfolgung ist für mich wohl die beste in der Serie bis dahin, die ganze Skisprung/Ski/Bob Sequenz ist einmalig bis heute. Die PTS ist immer noch gut inszeniert, und die kleinen Einlagen wie die angreifenden Motorräder, die Strand Buggies, oder die Verfolgung von Locque immerhin spannend. Die ganze Unterwasserszene vergesse ich immer, ist aber ebenfalls prächtig umgesetzt und spannend.

und dann ist da der Showdown:
Klar ist der bewusst völlig anders als das was die Bondfilme zuvor gemacht haben. Umso spannender finde ich das Ganze. Klettern gab es bis dahin nicht bei Bond, die Bergkloster sind eine der fantastischsten Locations in Europa.

Allerdings halte ich Glover für den schwächten aller Bond Bösewichte - und vor allem er trägt dazu bei, dass der Film trotz seiner Action und Spannung nie spannend wirkt sondern viel zu entspannt. Auch den Columbo Subplot mochte ich nie, weil er zu sehr ablenkt und das Ganze zu bodenständig wirken lässt
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1359
FYEO ist und bleibt mein liebster Moore-Bond. Ich kann mich an ein Interview mit Oliver Kalkofe erinnern, in dem er einmal sinngemäß sagte: FYEO zeigt, was für ein toller Bond in Moore eigentlich steckte, wenn man ihn nicht immer hauptsächlich klamaukig in Szene gesetzt hätte. Dem stimme ich zu. Moore war nie mein Lieblingsdarsteller, aber in FYEO gefällt er mir und zeigt, dass er durchaus auch anders kann (was nicht heißt, dass ich generell etwas gegen die ein oder andere klaumaukige Szene habe, wenn es denn im Rahmen bleibt und nicht zu albern wird). Moore selbst hatte ja bekanntlich Bedenken ob der Härte in der Szene, in der Bond Locque durch einen gezielten Tritt in den Abgrund befördert. Ich finde, es passt.
Und die Action - ich weiß nicht, wo bei diesem Film das Problem diesbezüglich liegen soll. Alleine die Szene, in der Bond auf Skiern durch die Bobbahn rast, ließ mir vor langer Zeit bei der Erstsichtung die Kinnlade runterklappen. Und damals verstand man es auch noch, Locations schön und stimmungsvoll in Szene zu setzen und auf den Zuschauer wirken zu lassen, anstatt wie in der heutigen Zeit bloß durchzuhetzen.
Und auch das Ende gefällt. Seltsam, da beschweren sich einerseits Leute über CGI- und Actionoverkills in anderen Bonds, dann, wenn es mal etwas mehr auf Suspence ausgelegt ist, ist es auch wieder nicht recht. Alleine der Spruch Bonds gegen Ende: "Das ist echte Entspannung. Sie habens nicht und ich habs auch nicht."
FYEO ist für mich persönlich der beste Bond aus der Moore-Ära.
Liegt vielleicht auch daran, dass ich schon immer eher der Fan der bodenständigeren Bonds war (trotzdem kann ich mich auch bei Sichtung ausgefallener Bondabenteuer durchaus amüsieren, DAF einmal außen vor gelassen, der ist mir einfach zu dämlich).
Es herrscht ja unter Bondfans nahezu einheitlich der Konsens, dass TSWLM Moores bester Bond sei. Konnte ich nie so ganz nachvollziehen. Ich ziehe FYEO bei weitem vor.
You have this nasty habit of surviving

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1360
Das Ende von FYEO ist in der Tat sehr unspektakulär, vom Action-Gehalt her. Eines der wenigen, bei dem an Ende nichts in due Luft fliegt. (ausser im wortwörtlichen Sinne der Hubschrauber). Das stört mich aber nicht, ich fiebere da echt mit bei Bonds Klettetpartie, wo sein Leben wortwörtlich am seidenen Faden hängt.

Zu dem Spruch mit der Entspannungspolitik: Eigentlich ist es doch egal, ob Bond den Briten das ATAC zurückbringt. Hauptsache die Russen bekommen es nicht in die Finger. Bond hätte das ATAC auch schon bei der Bergung zerstören Können, es würde keinen Unterschied machen gegenüber einer erfolgreichen Bergung.
Zuletzt geändert von Henrik am 3. September 2024 15:42, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

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Agent 1770 hat geschrieben: 3. September 2024 11:38 Und auch das Ende gefällt. Seltsam, da beschweren sich einerseits Leute über CGI- und Actionoverkills in anderen Bonds, dann, wenn es mal etwas mehr auf Suspence ausgelegt ist, ist es auch wieder nicht recht. Alleine der Spruch Bonds gegen Ende: "Das ist echte Entspannung. Sie habens nicht und ich habs auch nicht."
Seltsam. Hab ich den Spruch nicht in meinem Beitrag sogar explizit als Highlight genannt? :)

Zum Rest des Satzes: Es gibt ja denke ich noch einen Mittelweg zwischen "CGI- und Actionoverkill" und "luschigem Herumgeschubse". Die meisten Bonds kriegen das ja auch hin ...
AnatolGogol hat geschrieben: 3. September 2024 07:28 Es mag aufgrund der hier zurückgefahrenen Action auch in gewisser Weise etwas antiklimaktisch wirken, dennoch funktioniert es wie ich finde ganz wunderbar aufgrund des hochgehaltenen Spannungsniveaus. Ich habe das letzte Viertel jedenfalls schon immer sehr genossen aufgrund seiner Andersartigkeit und weiss noch gut, wie geflasht ich bei der Erstsichtung war - gerade weil ich so ein Finale nun überhaupt nicht erwartet hatte. Dennoch kann ich die Kritik an einem gewissen verschenkten Potenzial nachvollziehen, da der unvermeidbar in diesem Zusammenhang zu erwähnende Sky Riders von 1976 den Klosterberg tatsächlich wesentlich effektiver und eindrucksvoller als Setting nutzt (aber bei denen war ja schliesslich auch Colt Seavers für die Stunts verantwortlich :mrgreen: ).
Mein Problem wird wohl tatsächlich sein, dass ich dieses Finale (sobald Moore den Berg hochgeklettert ist) nur wenig spannend finde. Anders als in TSWLM oder OP mit Beißer und Gobinda ist es FYEO meines Erachtens - um mal ein Beispiel zu nennen - nicht gelungen, Kriegler als einen wirklich bedrohlichen oder unüberwindbaren Henchman zu konstruieren, der mich auf seine finale Konfrontation mit Bond hinfiebern lässt. Genauso stoßen Bond und Columbo auf dem Kloster eigentlich auf keinerlei Hindernisse. Kaum sind sie auf dem Berg, ist der Rest ein Spaziergang im Park - von zwei oder drei Fausthieben abgesehen.

Da kommt dann für mich auch durch, dass für die Figuren eigentlich wenig auf dem Spiel steht. Die Fehde zwischen Columbo und Kristatos interessiert mich nicht, weil ich davon nur in irgendwelchen Dialogen gehört habe, aber nie was zu sehen bekam (es ist auch meines Erachtens ein Fehler, dass die beiden im Finale keine richtig echte gemeinsame Szene erhalten). Melinas Rache wird ab einem gewissen Punkt im Film gar nicht mehr thematisiert, bis ihr das 10 Sekunden vor Schluss wieder einfällt (und dann darf sie noch nicht mal ...), zumal auch sie im Finale nie wirklich auf Kristatos trifft. Da lässt FYEO viel Potenzial liegen. Der direkte Nachfolger OP macht das wesentlich besser, und lässt die von Kamal Khan betrogene Octopussy nochmal ganz aktiv am Geschehen teilhaben. Sie ist es sogar, die den Kamal konfrontieren darf. FYEO hingegen hat einiges aufgebaut, aber hetzt dann auf dem Kloster schnellstmöglich zu einem Schluss ohne große Schauwerte.

Den anderen Ansatz kann ich durchaus akzeptieren und ein Bond-Film kann natürlich auch mal anders enden. Aber wenn man auf ein Spektakel verzichtet, dann möchte ich im Gegenzug etwas anderes Interessante(re)s geboten bekommen. Und da ist FYEO vor allem in figürlicher Hinsicht dann für mich doch sehr dünn aufgestellt.
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. September 2024 00:32 Das Finale mehr auf einen einzigen, langsamen Stunt und eine sehr, sehr kleine Action-Konfrontation auszulegen ist für mich absolut legitim und kaum weniger Spektakel als etwa die Finale Grandes von DN, LALD und TMWTGG.
Aber DN und TMWTGG zündeln im Finale wenigstens nochmal ordentlich und jagen einiges an Material in die Luft, sind also auch mehr Spektakel-fokussiert und erarbeiten sich spannende Einzelszenen. LALD ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass so ein Showdown für mich auch sehr gut funktionieren kann. Da bekommen Bond und Kananga nochmal ein schönes Aufeinandertreffen, da wird mit der Voodoo-Zeremonie oberhalb der Basis nochmal auf den Anfang des Films Bezug genommen und als Bonus gibt es im Zug ein launiges Wiedersehen mit Tee Hee (und sogar noch obendrauf den Baron Samedi, durch den das mystische Element des Plots ein letztes Mal in Zweifel gestellt wird). Wunderbar gelöst. Aber was macht FYEO mit dem Konflikt zweier Gangster, mit dem lange aufgebauten Rachemotiv etc.? Die beiden Erzfeinde schubsen sich gegenseitig auf der Treppe und das Bond-Girl diskutiert mit 007 herum, ob sie Großmaester Pycelle jetzt erschießen darf oder nicht ...
danielcc hat geschrieben: 3. September 2024 11:12 Allerdings halte ich Glover für den schwächten aller Bond Bösewichte - und vor allem er trägt dazu bei, dass der Film trotz seiner Action und Spannung nie spannend wirkt sondern viel zu entspannt.
Glover macht das schon sehr gut. Ich mag es, wie extrem sadistisch er seine Figur anlegt. Wahrscheinlich ist Kristatos auf eine Art der "böseste" aller Bond-Gegner, da es ihm tatsächlich ein großes Vergnügen zu sein scheint, andere zu quälen und ihnen Schmerzen zuzufügen. Die Szene, in der er Bond und Melina (direkt vor dem Kielholen) erstmals als Widersacher konfrontiert, ist richtig stark gespielt. Er hat da so eine Art menschenverachtende Gleichgültigkeit im Blick, die mich packt. Schade nur, dass er halt relativ wenig zu tun bekommt, zumal er aufgrund des Twists lange noch nur der nette Onkel Ari sein darf - obwohl man auch da in seinem Spiel schon das wahre Wesen der Figur erkennen kann.

Kristatos ist durch seine nüchterne Soziopathie wohl auch einer der realistischsten Gegner Bonds.
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1362
Letteres sehe ich nicht so. Ich finde, dass er den 'Guten' durchaus überheugend rüberbringt und sein "wahres Wesen" nicht erkennen kann. Das Gespräch mit Bond beim Eislaufen ist gut gespielt und lässt ihn, wie du es gesagt hast, als den "netten Onkel Ari" wirken, ohne dass ich (ohne Vorwissen) erkennen könnte, wer er eigentlich ist. Seite "Enttarnung" wirkt deshalb auf mich wirklich überraschend , auf einmel wirkt er richtig böse - das genaue Gegenteil von dem, wie wir ihn kannten (hier denke ich insbesondere an die Szene beim Eislaufen).

Was mir immer wieder auffällt, ist, wie sehr Kristatos gegenüber Bond betont, dass Loque 'Columbos rechte Hand ist'. Beim ersten Gesprächj über Loque geht das noch in Ordnung, aber wenn er das zweite mal mit Bond über ihn zu sprechen kommt, finde ich das etwas zu deutlich und aufgesetzt, wie er Bond das unter die Nase bindet. Das geht schon in Richtung der vor einiger Zeit mal angesprochenen Szenen über "Schiffbruch erleiden" (TND), "Phantom über ihre Schulter" (TB) usw.

Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

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Du sagst einerseits, dass nicht genug auf dem Spiel steht (völlige Zustimmung!) aber andererseits gefällt dir Glover sehr gut. Ich behaupte, Rolle und Darsteller sind zwei Seiten einer Medaille des Übels. Eine richtig starker Darsteller hätte hier mehr rausholen können.

Noch mal zum Finale: Die Kletter Stunts finde ich überragend. Das ist so das 1% von Stunts wo ich WIRKLICH nicht weiß welcher (Verzeihung) Idiot von Stuntman sowas wirklich macht und sich 20m fallen lässt. Für mich ist die Kletterei bis heute immer wieder super spannend.
Ich gebe dir aber auch Recht, dass sobald Bond oben ist, wird es langweilig weil nicht mehr viel zu tun ist. Da passt es schon wieder ins Downsizing Konzept des Films, dass Bond das ATAC einfach vom Berg schmeißt und alle entspannt zurück nach Hause gehen :-)
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Re: Filmbesprechung: "For Your Eyes Only (FYEO)"

1364
Henrik hat geschrieben: 3. September 2024 15:53 Das Gespräch mit Bond beim Eislaufen ist gut gespielt und lässt ihn, wie du es gesagt hast, als den "netten Onkel Ari" wirken, ohne dass ich (ohne Vorwissen) erkennen könnte, wer er eigentlich ist.
Aber gerade in der Szene lässt Glover im Umgang mit Bibi und ihrer Trainerin (vor allem in Blicken, die er beiden zuwirft) schon durchaus aufblitzen, was für ein unangenehmer Zeitgenosse "Onkel Ari" eigentlich ist. Glover ist in solchen Rollen sehr gut. Es dürfte auch kein Zufall sein, dass der bekennende Bond-Megafan Steven Spielberg ihn acht Jahre später in einem sehr ähnlichen Part für "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" besetzt hat - übrigens ist Glover auch da perfekt besetzt.
danielcc hat geschrieben: 3. September 2024 15:56 Du sagst einerseits, dass nicht genug auf dem Spiel steht (völlige Zustimmung!) aber andererseits gefällt dir Glover sehr gut. Ich behaupte, Rolle und Darsteller sind zwei Seiten einer Medaille des Übels. Eine richtig starker Darsteller hätte hier mehr rausholen können.
Die beiden Sachen hängen ja nicht direkt zusammen. Mir geht es nicht um die eher uninteressante Bedrohung rund um das ATAC, sondern um den persönlichen Einsatz der Figuren. Melina will Rache nehmen, aber der Film thematisiert das ab dem Mittelpunkt fast gar nicht mehr und - vielleicht liegt es an der Darstellerin - im Aufbau des Showdowns habe ich kaum den Eindruck, dass sie gerade kurz davor steht, den Mörder ihrer Eltern zu töten oder das sie das auch nur ansatzweise anfasst. Columbo hat derweil ein paar Mal darüber geredet, wie verfeindet Kristatos und er doch angeblich seien, aber da wir die beiden nie richtig als Feinde gesehen haben und sie den ganzen Showdown nicht ein einziges Wort miteinander wechseln, bleibt das für mich auch eher hohl.

Man hätte da so vieles draus machen können, aber das der Film mehrere Fehden unter den Figuren aufbaut und am Ende keine davon ansatzweise dramaturgisch ausbaut, finde ich recht schwach. Warum nicht Melina im Finale die ganze Infiltration versauen lassen, weil ihr Rachedurst sie "nicht länger nach Plan" handeln lässt? Warum nicht Columbo in Gefangenschaft geraten lassen, sodass wir die beiden Erzfeinde mal wirklich im Schlagabtausch sehen und ihre Feindschaft tatsächlich erleben, statt nur davon zu hören? Da wäre so viel möglich gewesen, aber der Film nutzt seine Möglichkeiten quasi gar nicht. Sobald Bond den Gipfel des Bergs erreicht hat, hetzt man schnell zum Ende, so als wollten jetzt alle langsam in den Feierabend.

Das sind genau die Sachen, die auch - genauso zurecht - an SP und dem dritten Akt dort kritisiert werden, als dem Film bis auf ein bisschen Gerenne durch eine Ruine und die kurze Themsenrundfahrt ebenfalls nicht mehr einfällt, was er jetzt machen soll.
danielcc hat geschrieben: 3. September 2024 15:56 Die Kletter Stunts finde ich überragend. Das ist so das 1% von Stunts wo ich WIRKLICH nicht weiß welcher (Verzeihung) Idiot von Stuntman sowas wirklich macht und sich 20m fallen lässt. Für mich ist die Kletterei bis heute immer wieder super spannend.
Da stimme ich dir zu. Hatte ich aber in meinem Ausgangsbeitrag dieser Diskussion auch genauso geschrieben: Die Kletterei selbst ist spannend und ordentlich gemacht, nur alles drum herum funktioniert für mich gar nicht.
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