ok, hier der 2. Versuch...
Mit dem Teufel im Bunde - Die Exorzisten-Filme
Exorzist II – Der Ketzer (1977) – John Boorman
Ging William Friedkins Original als erschreckendster Film in die Filmgeschichte ein, so erwarb sich John Boormans vier Jahre später entstandener Folge-Film den zweifelhaften Ruf der „schlechtesten Fortsetzung“ aller Zeiten. Eine Einschätzung, die meiner Ansicht nach aber an einer gänzlich falschen Erwartungshaltung fußt. Denn Boorman zeigt sich im Ketzer zu keinem Zeitpunkt daran interessiert Friedkins Erstling in irgendeiner Weise fortzusetzen.
Gut, so ganz stimmt das natürlich nicht, da Der Ketzer inhaltlich die Ereignisse der Vorgängers aufgreift und eine nun zum Teenager herangewachsene Regan nach wie vor mit dem Trauma ihrer Besessenheit kämpfen lässt. Auch der Exorzist himself, Pater Merrin, darf wiederum mitmischen – wenn auch nur in Form von Flashbacks. Damit enden die zum Original reichenden Wurzeln des Ketzers aber auch weitgehend, denn Boorman macht genau das, was man bei den allerallermeisten Sequels vermeidet wie der Teufel das Weihwasser: sich vom Vorfilm zu emanzipieren und sein ganz eigens Ding durchzuziehen.
So zeigt sich Boorman kaum daran interessiert sein Publikum zu erschrecken und mit (Ur-)Ängsten in Berührung zu bringen. Stattdessen setzt er auf Themen wie Unterbewusstsein, Visionen und Träume. Und so ist es auch nicht überraschend, dass sein Film oftmals in Analogie zu den behandelten Themen gängige filmische Konventionen sprengt. Ja, der Film hat durchaus eine kohärente Dramaturgie und Figurenentwicklung, schlägt aber nicht selten auch Pfade ein, die man so nicht erwarten würde. Der Film wirkt oft wie ein Fiebertraum, was filmisch unterstützt wird durch ein sich der Realität bewusst verweigerndes Setdesign. So sind es vor allem die in Afrika spielenden Szenen, die mit ihren artifiziellen Hintergründen für einen surrealen Eindruck sorgen.
Mit dem Plot um den „Synchronizer“, einem Hypnose-Gerät, durch welches eine Person ins Unterbewusstsein einer anderen vordringen kann, bewegt sich Der Ketzer dann endgültig im Bereich des Fantastischen (nicht, dass man in einem Exorzisten-Film davon überrascht wäre, aber in der Boorman-Variante ist das dann doch nochmal eine ganz andere Spielart dessen...). Höhepunkt der so gewährten Reisen ins Unterbewusste ist dann fraglos der legendäre Heuschrecken-Flug, bei welchem Boorman den Zuschauer filmisch auf dem Rücken einer Heuschrecke quer durch Afrika fliegen lässt. Weitere grossartige Momente, die aus dem „Synchronizer“-Plot resultieren, sind Regans abrupt beendeter Traum auf dem Dach eines Hochhauses oder Pater Lamonts visionäre Begegnung mit Kokumo. Erst im finalen Akt, wenn sich die Handlung zurück an den Ort des Erstlings begibt, bewegt sich Der Ketzer in etwas gängigeren Genrekonventionen – aber das auch nur sehr bedingt. Denn auch in dem effektgeladenen Kampf Gut gegen Böse bleibt sich der Film in seiner etwas sperrigen und unbequemen Art treu.
Mit Linda Blair, Max Von Sydow und Kitty Winn spielen immerhin drei Schauspieler des Originals auch im Ketzer mit und sorgen so für eine - zumindest darstellerische - Verbindung zum Vorfilm. Blairs Rolle steht mehr noch als im Original im Zentrum und die herangewachsene Actrice macht ihre Sache durchaus gut, wenngleich ihr Auftritt rollenbedingt weit weniger erinnerungswürdig ist (das kleine, vom Teufel besessene Mädchen ist diesbezüglich einfach nicht zu schlagen). Die eigentliche Hauptrolle spielt jedoch Old Richard Burton und was soll man sagen: Burton ist Burton und auch wenn Der Ketzer nicht als Sternstunde in seine Vita Einzug gehalten hat, so ist seine zwischen Routine und Brillanz hin-und-her pendelnde Performance immer noch schauspielerisch über jeden Zweifel erhaben (nicht umsonst bekam er im gleichen Jahr für Sidney Lumets Pferdeoper Equus seine siebte Oscarnominierung). Ebenfalls über jeden Zweifel erhaben ist Ennio Morricones atmosphärisch-schwermütig-schmissiger Soundtrack, der kaum weiter weg sein könnte von der musikalischen Untermalung des Originals – und auch genau deshalb voll ins Schwarze trifft.
John Boorman hatte das Angebot den Original-Exorzisten zu verfilmen aus Desinteresse am Stoff abgelehnt. Warum, das kann man seinem Ketzer (den er nach dem Erfolg des Erstlings und der Zusage von Warner Bros., bei dem Film weitgehend freie Hand zu bekommen, doch noch akzeptierte) in jeder Sekunde sehen. Boorman zeigt sich an ganz anderen Themen interessiert als Friedkin und bespielt vor allem zu keinem Zeitpunkt wirklich das Horror-Genre. Ist Der Ketzer also am Ende vielleicht doch „die schlechteste Fortsetzung aller Zeiten“? Wenn man an ein Sequel die Erwartung stellt, eine stilistisch wie inhaltlich weitgehend lineare Fortführung des Originals zu sein, dann mag diese Einschätzung durchaus ihre Berechtigung haben. Gesteht man einer Fortsetzung aber auch das Recht zu, ganz eigene und neue Pfade zu beschreiten, dann hat Boormans Folgefilm zumindest jede Menge Potenzial auf ganz individuelle Weise zu begeistern und faszinieren. Nein, der Film ist sicherlich nicht frei von Fehlern, aber er ist in seiner schwer zu fassenden Art - sofern einem der Zugang gelingt - eine echte filmische Bereicherung zum Thema Der Exorzist.
Wertung: 8 / 10
Re: Mit dem Teufel im Bunde - Runde II
47Herr General, stressen Sie sich doch nicht so! Ich habe den ersten Teil noch gar nicht unterbekommen, weil mich die Arbeit mit Menschen wie Whitney Houston, Edgar Allen Poe und ähnlichem zuballert. Wenn es qualitativ so weitergeht wie in diesen Fällen, werde ich wohl alsbald erstmal selbst einen Exorzisten brauchen, ehe ich endlich die Horrorfilme goutieren kann!AnatolGogol hat geschrieben: 22. Dezember 2022 20:05 so ein Mist, hatte meine Ketzer-Review schon fertig und beim Abschicken ist die gesamte Review gehimmelt worden...grrrrrr....
Ich greife mal vorweg: Ich finde auch, dass der vielgescholtene zweite Exorzist ein massiv unterschätzter Film ist, der sich neben anderen wenig geliebten Horror-Fortsetzungen wie "Der weiße Hai 2" oder "Psycho 2" bestens einreiht (obwohl die beiden im Vergleich doch nochmal eine Ecke besser sind). In jedem Fall ist Boormans Film eine der interessantesten Fortsetzungen überhaupt, weil sie vieles vom Vorgänger wirklich so arg gegen den Strich bürstet und dennoch als Sequel zu Friedkins Film irgendwie einen Sinn hat. Freut mich, wie sehr die Leidenschaft aus deinem – wenn auch notgedrungen gleich zweimal geschriebenen – Review rauszulesen ist. Ich hoffe, ich komme da die nächsten Wochen zeitig hinterher, um entweder eigene Reviews zu schreiben oder immerhin nochmal dezidiert auf deine eingehen zu können!AnatolGogol hat geschrieben: 22. Dezember 2022 20:47 Ist Der Ketzer also am Ende vielleicht doch „die schlechteste Fortsetzung aller Zeiten“? Wenn man an ein Sequel die Erwartung stellt, eine stilistisch wie inhaltlich weitgehend lineare Fortführung des Originals zu sein, dann mag diese Einschätzung durchaus ihre Berechtigung haben. Gesteht man einer Fortsetzung aber auch das Recht zu, ganz eigene und neue Pfade zu beschreiten, dann hat Boormans Folgefilm zumindest jede Menge Potenzial auf ganz individuelle Weise zu begeistern und faszinieren.
https://filmduelle.de/
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Re: Mit dem Teufel im Bunde - Runde II
48Wie kann es denn bei einem so aussergewöhnlichen Film wie dem Ketzer Stress sein!? Im Gegensatz zu dir bin ich für den Rest des Jahres von der Last der werktätigen Arbeit entbunden und habe so endlich auch die Zeit und Muße mich meinem liebsten Hobby zu widmen. Von daher kein Problem, wenn es bei dir noch etwas dauert, ich freue mich auch auf einen späteren Meinungsaustausch zu diesen wirklich aussergewöhnlichen Filmen.Casino Hille hat geschrieben: 23. Dezember 2022 11:33 Herr General, stressen Sie sich doch nicht so! Ich habe den ersten Teil noch gar nicht unterbekommen, weil mich die Arbeit mit Menschen wie Whitney Houston, Edgar Allen Poe und ähnlichem zuballert. Wenn es qualitativ so weitergeht wie in diesen Fällen, werde ich wohl alsbald erstmal selbst einen Exorzisten brauchen, ehe ich endlich die Horrorfilme goutieren kann!
Ja, gerade in Bezug auf die Andersartigkeit zum Original nimmt Der Ketzer schon eine Ausnahmestellung ein. Mir fällt da eigentlich nur noch Highlander 2 ein, der sich ähnlich stark dem Original verweigert - allerdings mit einem wie ich finde qualitativ desaströsen Ergebnis. Ich habe bei den oft gnadenlosen Kritiken zu Boormans Teil 2 oft den Eindruck, dass hier mehr darüber geurteilt wird, was der Film nicht ist (nämlich eine konventionelle Fortsetzung), als über das, was er ist. Klar kann man sich diverse Teile rauspicken und ins Lächerliche ziehen (Friedkins Anekdote über die Sneak Preview* ist ja auch köstlich - wenngleich er da natürlich alles andere als fair und objektiv ist), aber das könnte man mit bösem Willen genau so beim Original (und nicht umsonst wurden gerade die Schlüsselszenen auch oft genug in Parodien durch den Kakao gezogen). Der Punkt ist in meinen Augen, dass aus dem Kontext gerissen vieles im Boorman-Film absonderlich und lächerlich wirken kann, der Film aber eben einen ganz eigenen Kontext hat, auf den man sich auch einlassen bzw. einen Zugang dazu finden muss. Das Verächtlichmachen des Films als handwerkliche Katastrophe greift in meinen Augen - ungeachtet davon, ob er einem gefällt oder nicht - genau so viel zu kurz wie z.B. bei Verhoevens Showgirls. Gerade bei den in ihren Werken gemeinhin eher bzw. auch den Intellekt ansprechenden Boorman und Verhoeven sollte man bei aller subjektiven Kritik doch auch berücksichtigen, dass unter der scheinbar absurden Oberfläche doch etwas mehr lauern könnte, als man vordergründig wahrnimmt.Casino Hille hat geschrieben: 23. Dezember 2022 11:33 Ich greife mal vorweg: Ich finde auch, dass der vielgescholtene zweite Exorzist ein massiv unterschätzter Film ist, der sich neben anderen wenig geliebten Horror-Fortsetzungen wie "Der weiße Hai 2" oder "Psycho 2" bestens einreiht (obwohl die beiden im Vergleich doch nochmal eine Ecke besser sind). In jedem Fall ist Boormans Film eine der interessantesten Fortsetzungen überhaupt, weil sie vieles vom Vorgänger wirklich so arg gegen den Strich bürstet und dennoch als Sequel zu Friedkins Film irgendwie einen Sinn hat.
Ja, der Film hat mich in den letzten Jahren so richtig gepackt und fasziniert mich in seiner Einzigartigkeit. Was genau, das ist gar nicht so einfach in Worte zu fassen. Es ist mehr ein "Fühlen" als ein rationales Wahrnehmen, in jedem Fall erzeugt Der Ketzer bei mir eine ganz eigen- wie einzigartige Wirkung.Casino Hille hat geschrieben: 23. Dezember 2022 11:33 Freut mich, wie sehr die Leidenschaft aus deinem – wenn auch notgedrungen gleich zweimal geschriebenen – Review rauszulesen ist.
*)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Mit dem Teufel im Bunde - Runde II
49Das sieht ja mal cool aus (trotz Richard Burton ). Ich mochte auch schon Boormans leicht schräge Excalibur-Verfilmung, und das hier sieht ähnlich schräg, aber noch schräger aus. Schräg.
We'll always have Marburg
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Re: Der Horrorfilm Megathread
50Ich mag Friedkins Film ja nicht so sonderlich, und finde Boormans visionäre Fortsetzung deutlich besser, trotz einiger Schwächen.
Vielleicht gab es ja wegen dem doch etwas lächerlichen Ende all die negativen Kritiken, weil ein schlechtes Ende ist immer viel prägender als ein schlechter Anfang. Das Ende sah irgendwie sehr albern aus, auch wenn es an sich nicht unpassend ist.
Boormans Reputation hatte ja schon mit Zardoz gelitten. Da hat mal jemand so hübsch geschrieben: "Boorman hatte einen guten Ruf zu verlieren, mit Zardoz hat er ihn verloren."
Egal, ich fand Boorman immer sehr interessant.
6/10 für Friedkins Hexenmist (Titel der Mad Parodie)
8/10 für Boormans heiligen Scheiß.
Vielleicht gab es ja wegen dem doch etwas lächerlichen Ende all die negativen Kritiken, weil ein schlechtes Ende ist immer viel prägender als ein schlechter Anfang. Das Ende sah irgendwie sehr albern aus, auch wenn es an sich nicht unpassend ist.
Boormans Reputation hatte ja schon mit Zardoz gelitten. Da hat mal jemand so hübsch geschrieben: "Boorman hatte einen guten Ruf zu verlieren, mit Zardoz hat er ihn verloren."
Egal, ich fand Boorman immer sehr interessant.
6/10 für Friedkins Hexenmist (Titel der Mad Parodie)
8/10 für Boormans heiligen Scheiß.
Zuletzt geändert von Maibaum am 20. Januar 2023 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
Du sollst nicht kopieren deines Nächsten Film
51Der Exorzist: Bekenntnis
Es gibt wenige Filme, auf die sich quasi "alle" einigen können. "Der Exorzist" ist so ein Film. 1973 gelang Regisseur William Friedkin mit seinem verstörenden Familiendrama, das sich immer mehr zum übernatürlichen Horror-Inferno wandelte, ein absolutes Meisterwerk, ihm gelang einer der ganz wenigen perfekten Filme auf dieser Welt. Geschichten über den Film sind beinahe so legendär wie "Der Exorzist" selbst. Nach zahlreichen Unfällen am Set ließ die Produktion damals selbst einen Priester kommen, um die Drehkulissen zu segnen. Als es Friedkins Meilenstein in die Kinos schaffte, sollen sich Zuschauer reihenweise übergeben haben, sodass mehrfach Ärzte benötigt wurden. Film-Hits wie "Conjuring", "Das Omen" oder "Erlöse uns von dem Bösen" haben sich oft derselben Mittel wie "Der Exorzist" bedient, aber seine Klasse nie erreichen können.
Die insgesamt vier Fortsetzungen, die 1977, 1990, 2004 und 2005 erschienen, gelten dann eher qualitativ als gruselig. Insbesondere "Exorzist II – Der Ketzer" wird als einer der miesesten Filme aller Zeiten eingeschätzt. Jetzt versucht man sich mit "Der Exorzist: Bekenntnis" erneut an der Marke. Produzent Jason Blum hat 400 Millionen Dollar für die Rechte gezahlt, Regie führt David Gordon Green. Der erlaubt sich denselben Trick wie schon bei seiner "Halloween"-Trilogie: Er blendet alle bisherigen Fortsetzungen aus und schließt direkt an das Original an. Genau wie bei "Halloween" kehrt sogar ein Star von damals zurück. Und trotzdem: Der Grusel von einst lässt sich leider nicht wieder blicken. Im Gegenteil: Bei "Der Exorzist: Bekenntnis" handelt es sich um eine der erbärmlichsten Fortsetzungen der jüngeren Kinogeschichte.
So einfach wie teuflisch effektiv war die Geschichte des Originals aufgebaut: Nach einem Umzug von Hollywood nach Los Angeles benimmt sich die 12-jährige Regan MacNeil (Linda Blair) zunehmend immer frecher und vulgärer. Ihre Mama, die Schauspielerin Chris (Ellen Burstyn), hält das am Anfang für erste Anzeichen der Pubertät. Doch dann eskaliert ihr Kind mehr und mehr. Selbst Psychiater und andere Ärzte bleiben ratlos. Am Ende sind es zwei Priester, Pater Karras (Jason Miller) und Pater Merrin (Max von Sydow), die durch einen Exorzismus das Problem lösen, und den teuflischen Dämon Pazuzu aus Regan austreiben.
Die Fortsetzung versucht jetzt fünfzig Jahre später, daran anzuknüpfen: Im Mittelpunkt steht der Fotograf Victor Fieldings (Leslie Odom Jr., Musical-Star aus "Hamilton"). Seit seine Frau beim Erdbeben in Haiti ums Leben kam, kümmert er sich mit übertriebener Sorgfalt alleine um seine 12-jährige Tochter Angela (Lidya Jewett). Als das Töchterchen dann doch mal nach der Schule ihre Freundin Katherine (Olivia Marcum) besuchen darf, geht das direkt schief: Beide Mädchen sind spurlos verschwunden. Erst nach drei Tagen intensiver polizeilicher Suche werden sie im Wald gefunden – können sich aber an nix erinnern. Als beide Mädchen sich auffallend merkwürdig benehmen, schaltet Fieldings erst Ärzte ein, dann einen katholischen Priester (E.J. Bonilla) und eine Voodoo-Schamanin (Okwui Okpokwasili). Was wirklich los ist, wird Fieldings erst klar, als Bestsellerautorin Chris MacNeil (erneut: Ellen Burstyn) ihm erzählt, dass sie vor 50 Jahren etwas ganz ähnliches erlebt hat …
"Der Exorzist: Bekenntnis" ist als Film so schamlos und dumm konzipiert, dass man sich die Überlegungen der Macher lebhaft vorstellen kann: "Na, wenn das Original mit einem besessenen Mädchen schon der Horror war, dann nehmen wir dieses Mal eben gleich zwei besessene Mädchen." Viel mehr gedankliche Eigenleistung lässt David Gordon Green nicht erkennen: Sein Exorzismus-Budenzauber mit den immer gleichen Klischees (zerspringende Fenster, eingeritzte Haut, drehende Köpfe, Kruzifixe) ist so platt von anderen Genre-Vertretern kopiert, dass es nie unheimlich wird. Im Gegenteil: Die erste Stunde des Films ist bestürzend langweilig. Während Friedkin sich in seinem Film damals viel Zeit nahm, die Figuren einzuführen, Atmosphäre und Spannung aufzubauen, serviert Green zu Beginn ein banales, einschläferndes Familiendrama, und stolpert dann nach zahlreichen ereignislosen Szenen im Eiltempo durch den Horrorabschnitt.
Ab dann wird "Bekenntnis" nur noch richtig peinlich. Grotesk fallen die Auftritte von Rückkehrerin Ellen Burstyn aus, die allen Ernstes nicht mehr zu tun bekommt, als alle paar Minuten von ihren Szenen im Original zu erzählen: Wer liebt es nicht, wenn schlechte Filme einen ständig daran erinnern, dass man gerade auch etwas Besseres gucken könnte? Als dann klar ist, dass hier ein einfacher Exorzismus nicht reicht, sondern ein superduper Exorzismus-Spezial nötig wird, werden zahlreiche Glaubensbotschafter im ganzen Land aktiviert. Wenn die dann selbstsicher in der Gangart eines Films von Quentin Tarantino cool auf die Kamera zugehen, fehlt wirklich nur noch die "Avengers"-Leitmusik im Hintergrund.
Man kann bei so viel Stillosigkeit nicht anders, als wieder auf das Original zurückzukommen. Dieses traf zu seiner Zeit einen Nerv: Das bürgerliche Amerika sah sich gerade mit der nonkonformen Hippie-Drogenkultur konfrontiert. Kulte um Sektenmörder wie Charles Manson und seine jungen Anhänger schockierten das Land. Der Generationenkonflikt klaffte quer durch die Vereinigten Staaten, und inmitten dieser verhärteten Fronten stieß der zehnfach oscarnominierte Kinohit wie eine Urgewalt. Friedkins Film lässt sich sogar mit Goethes "Faust" vergleichen: Der Glaube, alle weltlichen Ereignisse logisch und wissenschaftlich erklären zu können, führt direkt in den Untergang und kommt einen Pakt mit dem Teufel gleich. Nur wer die Irrationalität des Lebens und die eigenen Verfehlungen akzeptiert, kann sich ihren tiefsten Abgründen stellen. Erst der materialistische Glauben an Wohlstand als Weg zum Glück im Bildungsbürgertum ermöglichte es Pazuzu, sich der unschuldigen Regan zu bemächtigen, und die herrschende Ordnung zu stören.
"Bekenntnis" setzt dem nicht mehr als eine platte Glaubensmetapher entgegen. Manchmal, so vermittelt es der Film, passiert einem eben unerwartet schlimmes Zeug, aber wenn man genug an Gott oder an das Gute oder was-auch-immer glaubt, dann wird es schon irgendwie wieder werden. Wäre "Der Exorzist: Bekenntnis" einfach nur eine reaktionäre Anklage an eine gottlose Jugend, so hätte man wenigstens den Eindruck, der Film würde immerhin irgendetwas erzählen wollen. Die Wahrheit ist aber profaner: Hollywood ist schon ewig nichts mehr heilig. Wenn man ein gedankenloses Exorzismus-Skript dadurch besser verkaufen kann, indem man es dem Publikum als Fortsetzung zu "Der Exorzist" unterjubelt, dann tut man das eben. Selbst der so verhasste "Exorzist II – Der Ketzer" hatte mit seiner abgedrehten Hypnose-Handlung wenigstens versucht, etwas gänzlich Anderes zu erzählen und damit irgendwo seine Daseinsberechtigung. "Bekenntnis" ist hingegen ein kaltes, seelenloses kommerzielles Produkt, einzig abgestimmt auf möglichst schnelle Profitmaximierung. Kein Film, sondern im heutigen Neusprech bloßer "Content".
Es wäre vielleicht irgendwie möglich, "Der Exorzist: Bekenntnis" wenigstens als stumpfes Trash-Spektakel zu genießen. So bediente sich der nur einige Monate zuvor erschienene "The Pope's Exorcist" mit Russell Crowe in diesem Jahr ebenfalls großzügig bei Friedkins Arbeit, war aber so bewusst übersteuert und mit Augenzwinkern inszeniert, dass der kurzweilige Tanz der Teufel mächtig Laune machte. Doch David Gorden Green stellt mit seinem Film einen direkten Bezug zum Meisterwerk von 1973 her und muss sich dann auch an diesem messen lassen. Daher bleibt der Befund: Es ist schlicht eine Frechheit, einen so lustlos abgekurbelten Horror-Resterampen-Ramsch als ernste Fortsetzung von "Der Exorzist" zu verkaufen.
Es gibt einzig einen positiven Effekt, den diese unnötige Fortsetzung für die Nachwelt haben wird: Ellen Burstyn gestand in einem Interview mit The Hollywood Reporter, dass sie sich nur deshalb für den neuen Film einspannen ließ, weil man ihr ein sehr großzügiges Gehalt zahlte – und ihr so ermöglichte, ein Stipendienprogramm für Schauspieler ins Leben zu rufen und zu finanzieren.
Berichten zufolge planen Jason Blum und David Gordon Green gleich eine ganze "Exorzist"-Trilogie. Sollten die nächsten beiden Filme wirklich noch erscheinen, wäre das vermutlich der beste Beweis dafür, dass der Teufel tatsächlich existiert.
Original-Link: https://www.tvspielfilm.de/news/filme/d ... ticle.html
Es gibt wenige Filme, auf die sich quasi "alle" einigen können. "Der Exorzist" ist so ein Film. 1973 gelang Regisseur William Friedkin mit seinem verstörenden Familiendrama, das sich immer mehr zum übernatürlichen Horror-Inferno wandelte, ein absolutes Meisterwerk, ihm gelang einer der ganz wenigen perfekten Filme auf dieser Welt. Geschichten über den Film sind beinahe so legendär wie "Der Exorzist" selbst. Nach zahlreichen Unfällen am Set ließ die Produktion damals selbst einen Priester kommen, um die Drehkulissen zu segnen. Als es Friedkins Meilenstein in die Kinos schaffte, sollen sich Zuschauer reihenweise übergeben haben, sodass mehrfach Ärzte benötigt wurden. Film-Hits wie "Conjuring", "Das Omen" oder "Erlöse uns von dem Bösen" haben sich oft derselben Mittel wie "Der Exorzist" bedient, aber seine Klasse nie erreichen können.
Die insgesamt vier Fortsetzungen, die 1977, 1990, 2004 und 2005 erschienen, gelten dann eher qualitativ als gruselig. Insbesondere "Exorzist II – Der Ketzer" wird als einer der miesesten Filme aller Zeiten eingeschätzt. Jetzt versucht man sich mit "Der Exorzist: Bekenntnis" erneut an der Marke. Produzent Jason Blum hat 400 Millionen Dollar für die Rechte gezahlt, Regie führt David Gordon Green. Der erlaubt sich denselben Trick wie schon bei seiner "Halloween"-Trilogie: Er blendet alle bisherigen Fortsetzungen aus und schließt direkt an das Original an. Genau wie bei "Halloween" kehrt sogar ein Star von damals zurück. Und trotzdem: Der Grusel von einst lässt sich leider nicht wieder blicken. Im Gegenteil: Bei "Der Exorzist: Bekenntnis" handelt es sich um eine der erbärmlichsten Fortsetzungen der jüngeren Kinogeschichte.
So einfach wie teuflisch effektiv war die Geschichte des Originals aufgebaut: Nach einem Umzug von Hollywood nach Los Angeles benimmt sich die 12-jährige Regan MacNeil (Linda Blair) zunehmend immer frecher und vulgärer. Ihre Mama, die Schauspielerin Chris (Ellen Burstyn), hält das am Anfang für erste Anzeichen der Pubertät. Doch dann eskaliert ihr Kind mehr und mehr. Selbst Psychiater und andere Ärzte bleiben ratlos. Am Ende sind es zwei Priester, Pater Karras (Jason Miller) und Pater Merrin (Max von Sydow), die durch einen Exorzismus das Problem lösen, und den teuflischen Dämon Pazuzu aus Regan austreiben.
Die Fortsetzung versucht jetzt fünfzig Jahre später, daran anzuknüpfen: Im Mittelpunkt steht der Fotograf Victor Fieldings (Leslie Odom Jr., Musical-Star aus "Hamilton"). Seit seine Frau beim Erdbeben in Haiti ums Leben kam, kümmert er sich mit übertriebener Sorgfalt alleine um seine 12-jährige Tochter Angela (Lidya Jewett). Als das Töchterchen dann doch mal nach der Schule ihre Freundin Katherine (Olivia Marcum) besuchen darf, geht das direkt schief: Beide Mädchen sind spurlos verschwunden. Erst nach drei Tagen intensiver polizeilicher Suche werden sie im Wald gefunden – können sich aber an nix erinnern. Als beide Mädchen sich auffallend merkwürdig benehmen, schaltet Fieldings erst Ärzte ein, dann einen katholischen Priester (E.J. Bonilla) und eine Voodoo-Schamanin (Okwui Okpokwasili). Was wirklich los ist, wird Fieldings erst klar, als Bestsellerautorin Chris MacNeil (erneut: Ellen Burstyn) ihm erzählt, dass sie vor 50 Jahren etwas ganz ähnliches erlebt hat …
"Der Exorzist: Bekenntnis" ist als Film so schamlos und dumm konzipiert, dass man sich die Überlegungen der Macher lebhaft vorstellen kann: "Na, wenn das Original mit einem besessenen Mädchen schon der Horror war, dann nehmen wir dieses Mal eben gleich zwei besessene Mädchen." Viel mehr gedankliche Eigenleistung lässt David Gordon Green nicht erkennen: Sein Exorzismus-Budenzauber mit den immer gleichen Klischees (zerspringende Fenster, eingeritzte Haut, drehende Köpfe, Kruzifixe) ist so platt von anderen Genre-Vertretern kopiert, dass es nie unheimlich wird. Im Gegenteil: Die erste Stunde des Films ist bestürzend langweilig. Während Friedkin sich in seinem Film damals viel Zeit nahm, die Figuren einzuführen, Atmosphäre und Spannung aufzubauen, serviert Green zu Beginn ein banales, einschläferndes Familiendrama, und stolpert dann nach zahlreichen ereignislosen Szenen im Eiltempo durch den Horrorabschnitt.
Ab dann wird "Bekenntnis" nur noch richtig peinlich. Grotesk fallen die Auftritte von Rückkehrerin Ellen Burstyn aus, die allen Ernstes nicht mehr zu tun bekommt, als alle paar Minuten von ihren Szenen im Original zu erzählen: Wer liebt es nicht, wenn schlechte Filme einen ständig daran erinnern, dass man gerade auch etwas Besseres gucken könnte? Als dann klar ist, dass hier ein einfacher Exorzismus nicht reicht, sondern ein superduper Exorzismus-Spezial nötig wird, werden zahlreiche Glaubensbotschafter im ganzen Land aktiviert. Wenn die dann selbstsicher in der Gangart eines Films von Quentin Tarantino cool auf die Kamera zugehen, fehlt wirklich nur noch die "Avengers"-Leitmusik im Hintergrund.
Man kann bei so viel Stillosigkeit nicht anders, als wieder auf das Original zurückzukommen. Dieses traf zu seiner Zeit einen Nerv: Das bürgerliche Amerika sah sich gerade mit der nonkonformen Hippie-Drogenkultur konfrontiert. Kulte um Sektenmörder wie Charles Manson und seine jungen Anhänger schockierten das Land. Der Generationenkonflikt klaffte quer durch die Vereinigten Staaten, und inmitten dieser verhärteten Fronten stieß der zehnfach oscarnominierte Kinohit wie eine Urgewalt. Friedkins Film lässt sich sogar mit Goethes "Faust" vergleichen: Der Glaube, alle weltlichen Ereignisse logisch und wissenschaftlich erklären zu können, führt direkt in den Untergang und kommt einen Pakt mit dem Teufel gleich. Nur wer die Irrationalität des Lebens und die eigenen Verfehlungen akzeptiert, kann sich ihren tiefsten Abgründen stellen. Erst der materialistische Glauben an Wohlstand als Weg zum Glück im Bildungsbürgertum ermöglichte es Pazuzu, sich der unschuldigen Regan zu bemächtigen, und die herrschende Ordnung zu stören.
"Bekenntnis" setzt dem nicht mehr als eine platte Glaubensmetapher entgegen. Manchmal, so vermittelt es der Film, passiert einem eben unerwartet schlimmes Zeug, aber wenn man genug an Gott oder an das Gute oder was-auch-immer glaubt, dann wird es schon irgendwie wieder werden. Wäre "Der Exorzist: Bekenntnis" einfach nur eine reaktionäre Anklage an eine gottlose Jugend, so hätte man wenigstens den Eindruck, der Film würde immerhin irgendetwas erzählen wollen. Die Wahrheit ist aber profaner: Hollywood ist schon ewig nichts mehr heilig. Wenn man ein gedankenloses Exorzismus-Skript dadurch besser verkaufen kann, indem man es dem Publikum als Fortsetzung zu "Der Exorzist" unterjubelt, dann tut man das eben. Selbst der so verhasste "Exorzist II – Der Ketzer" hatte mit seiner abgedrehten Hypnose-Handlung wenigstens versucht, etwas gänzlich Anderes zu erzählen und damit irgendwo seine Daseinsberechtigung. "Bekenntnis" ist hingegen ein kaltes, seelenloses kommerzielles Produkt, einzig abgestimmt auf möglichst schnelle Profitmaximierung. Kein Film, sondern im heutigen Neusprech bloßer "Content".
Es wäre vielleicht irgendwie möglich, "Der Exorzist: Bekenntnis" wenigstens als stumpfes Trash-Spektakel zu genießen. So bediente sich der nur einige Monate zuvor erschienene "The Pope's Exorcist" mit Russell Crowe in diesem Jahr ebenfalls großzügig bei Friedkins Arbeit, war aber so bewusst übersteuert und mit Augenzwinkern inszeniert, dass der kurzweilige Tanz der Teufel mächtig Laune machte. Doch David Gorden Green stellt mit seinem Film einen direkten Bezug zum Meisterwerk von 1973 her und muss sich dann auch an diesem messen lassen. Daher bleibt der Befund: Es ist schlicht eine Frechheit, einen so lustlos abgekurbelten Horror-Resterampen-Ramsch als ernste Fortsetzung von "Der Exorzist" zu verkaufen.
Es gibt einzig einen positiven Effekt, den diese unnötige Fortsetzung für die Nachwelt haben wird: Ellen Burstyn gestand in einem Interview mit The Hollywood Reporter, dass sie sich nur deshalb für den neuen Film einspannen ließ, weil man ihr ein sehr großzügiges Gehalt zahlte – und ihr so ermöglichte, ein Stipendienprogramm für Schauspieler ins Leben zu rufen und zu finanzieren.
Berichten zufolge planen Jason Blum und David Gordon Green gleich eine ganze "Exorzist"-Trilogie. Sollten die nächsten beiden Filme wirklich noch erscheinen, wäre das vermutlich der beste Beweis dafür, dass der Teufel tatsächlich existiert.
Original-Link: https://www.tvspielfilm.de/news/filme/d ... ticle.html
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Re: Der Horrorfilm Megathread
52Wenn ich Deine Kritik so lese, dann wäre es doch gescheiter anstatt in den großen Saal, wo das "Exorzismus" Sequel runtergeleiert wird, in den kleinen daneben die "Nun 2" anzuschauen. Handlung auch dumm, aber wenigstens gibt es dort verdammt gute Schockeffekte, Suspense und Jumpscares.
Seine Zeit kam, immer wenn er Pillen nahm
Re: Du sollst nicht kopieren deines Nächsten Film
53Danke für die ausführliche Warnung (leider werde ich als beinharter Fan der Filmserie dennoch wider besseren Wissens in den sauren Apfel beissen müssen...), so wirklich überraschend kommt das leider nicht. Ich fand Greens Halloween-Wiederbelebung ja schon extrem einfallslos und bieder, deinen Schilderungen zufolge ist sein Exorzisten-Ding dann aber nochmal eine ganz andere qualitative Untiefe. Sehr schade, da es meiner Ansicht nach zuvor jedem Exorzisten-Sequel gelungen ist Thema und Serie einen eigenen Blickwinkel abzugewinnen (selbst Harlins by-the-Numbers-Filmchen taugt immerhin als interessantes Negativ zu Schraders deutlich gelungenerem Positiv), aber in der heutigen Filmlandschaft ist anscheinend nicht einmal mehr das zu erwarten. Was beim Exorzisten leider angesichts des riesigen kommerziellen Erfolgs immer vergessen wird ist, dass es sich im Kern um einen typischen Vertreter des New Hollywood handelt. Friedkin mag (ähnlich wie Coppola in den ersten beiden Paten) sehr bewusst gleichzeitig auch die richtigen kommerziellen Knöpfe gedrückt haben, aber Der Exorzist ist in meinen Augen anspruchsvolles, charakterorientiertes Kino und erst danach ein effektvoller Horrorfilm. Taugt jemand wie David Gordon Green zur Fortführung eines Werks aus der Ära des New Hollywood? Das ist zumindest diskutabel und wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich in seinem Oeuvre nichts, das darauf hindeutet, er könne in einer stilistischen (oder gar qualitativen) Liga mitspielen mit Leuten wie Coppola, Bogdanovich, Scorsese, Altman, Ashby, Cimino oder eben Friedkin. Und so bekommt man dann halt genau das, was man bestellt bzw. was die handelnden Leute zu liefern im Stande sind.Casino Hille hat geschrieben: 5. Oktober 2023 17:33 Der Exorzist: Bekenntnis
Berichten zufolge planen Jason Blum und David Gordon Green gleich eine ganze "Exorzist"-Trilogie. Sollten die nächsten beiden Filme wirklich noch erscheinen, wäre das vermutlich der beste Beweis dafür, dass der Teufel tatsächlich existiert.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Horrorfilm Megathread
54Ich kann selten den "Hass", und den bekommen die Filme oft, an Halloween 2018 und Kills verstehen. Ends ist da was anderes
Wir sind ja zum Teil hier mit Halloween aufgewachsen, haben die ruhigen, eher atmosphärischen Filme wie das Original gesehen, die 80s Slasher wie 4 und 5 und auch die 90er Style Slasher wie H20. Selbst das derbe Remake von Zombie hat seine Fans.
Aber wieso der 2018er so wenig Liebe abbekommt, verstehe ich einfach gar nicht. Er ist gut inszeniert und hat einen tollen Spannungsaufbau, Soundtrack und gory Szenen, die aber nicht so extrem dominieren. Auch die Figuren sind nicht besser oder schlechter als früher geschrieben. Kills ist dann doch eher ein derber klassischer Slasher. Aber ich sehe das Problem auch nicht. Es war klar, dass es nach all den Filmen niemals wieder einen Film wie das Original geben wird, weil auch Michael sich als Popkultur-Horrorikone etabliert hat und sich die Sehgewohnheiten einfach verändert haben. Keine Ahnung, manchmal denke ich einfach, dass Leute dir komplett falschen Erwartungen an solche Filme haben.
Wir sind ja zum Teil hier mit Halloween aufgewachsen, haben die ruhigen, eher atmosphärischen Filme wie das Original gesehen, die 80s Slasher wie 4 und 5 und auch die 90er Style Slasher wie H20. Selbst das derbe Remake von Zombie hat seine Fans.
Aber wieso der 2018er so wenig Liebe abbekommt, verstehe ich einfach gar nicht. Er ist gut inszeniert und hat einen tollen Spannungsaufbau, Soundtrack und gory Szenen, die aber nicht so extrem dominieren. Auch die Figuren sind nicht besser oder schlechter als früher geschrieben. Kills ist dann doch eher ein derber klassischer Slasher. Aber ich sehe das Problem auch nicht. Es war klar, dass es nach all den Filmen niemals wieder einen Film wie das Original geben wird, weil auch Michael sich als Popkultur-Horrorikone etabliert hat und sich die Sehgewohnheiten einfach verändert haben. Keine Ahnung, manchmal denke ich einfach, dass Leute dir komplett falschen Erwartungen an solche Filme haben.
Re: Der Horrorfilm Megathread
55Bei mir ist da sicher kein "Hass", noch nicht einmal in Anführungszeichen. Ich habe keine besondere Beziehung zur Halloween-Serie und sehe die ganzen Sequels daher auch viel entspannter und nüchterner als bei diversen anderen, von mir in hohen Ehren (oder sowas ähnliches) gehaltenen Filmserien. Ich hatte damals im Jahresrückblick folgendes zu Greens erstem Sequel geschrieben:
Daher würde ich dir auch in einem Punkt widersprechen wollen, nämlich dass der Film gut inszeniert sei. Wenn er dies wäre (meinem Empfinden nach), dann hätte mich der Film auch an irgendeinem Punkt für sich gewinnen können. Aber gerade das einfallslose Wiederkäuen des Originals, welchem auch die Inszenierung nichts wesentlich hinzuzufügen hatte, wusste dies zu verhindern. Hatte ich falsche Erwartungen? Nun, zumindest erwarte ich von einem Sequel, dass er nicht lediglich das Original weitgehend sklavisch wiederholt in schlechter. Und genau diesen Kardinalfehler macht meiner Meinung nach Greens erstes Halloween-Sequel. Aber ganz ehrlich: "Hass" ist anders, Halloween (von Green) ist mir einfach nur völlig egal.AnatolGogol hat geschrieben: 2. Januar 2020 09:06 Halloween (David Gordon Green)
Hier ist Nomen tatsächlich Omen, denn obwohl nominell eine Fortführung von Carpenters 40 Jahre altem Original entpuppt sich der schlicht Halloween betitelte Neuling über weite Strecken als Quasi-Remake. Viele Elemente und Szenen der Urversion werden ziemlich genau nachstellt, wodurch sich kaum Spannung oder gar Überraschung entwickeln kann. Erst im letzten Drittel genehmigt sich Halloween ein paar eigene Ideen, ohne jedoch dem Genre neue Impulse verleihen zu können. So bleibt der erneute Neuaufguss biederer Durchschnitt und letztlich kaum bis gar nicht besser als die diversen vorangegangenen Sequels.
5,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"
Re: Der Horrorfilm Megathread
56Der Hass war jetzt auch nicht direkt auf dich bezogen, sondern eher auf die Masse. Zumindest nehme ich das, trotz Erfolg der Filme, so wahr.
Ich verstehe deine Kritikpunkte, ja. Finde es aber schwierig, so einen klassischen Slasher neu zu definieren. Wenn man es zu sehr wagt, kommt sowas wie Ends dabei raus und das will am Ende auch keiner.
Scream erfindet das Rad zB auch nicht neu, hat aber das Glück, dass die Twists und Charaktere immer zünden und die Filme super inszeniert sind, sodass die Reihe im Gegensatz zu jedem anderen Franchise des Genres keinen Totalausfall hat
Ich verstehe deine Kritikpunkte, ja. Finde es aber schwierig, so einen klassischen Slasher neu zu definieren. Wenn man es zu sehr wagt, kommt sowas wie Ends dabei raus und das will am Ende auch keiner.
Scream erfindet das Rad zB auch nicht neu, hat aber das Glück, dass die Twists und Charaktere immer zünden und die Filme super inszeniert sind, sodass die Reihe im Gegensatz zu jedem anderen Franchise des Genres keinen Totalausfall hat
Kino als Medium der Konfrontation – Die Filme des William Friedkin
57Ich fand Greens "Halloween"-Filme alle ganz in Ordnung. Anatol hat recht, wenn er sagt, dass sie inszenatorisch sehr einfallslos sind, da sie nicht einmal alten Wein in neuen Schläuchen präsentieren, sondern nur alten Wein in alten Schläuchen. Bei "Ends" wurde ihm selbst dann sogar das zu doof, weshalb er noch ein paar andere Carpenter-Sachen mit in den Mix geschleudert hat, aber Einfallsreichtum sieht anders aus. Als Slasher sind sie aber alle für mich okay gewesen und tatsächlich im "Halloween"-Maßstab noch über dem Seriendurchschnitt.
Der neue "Exorzist" ist da ein ganz anderes Biest, ich bin wirklich wahnsinnig wütend aus dem Kinosaal gekommen. Das ist auf allen Ebenen ein Totalausfall: Einfallslos inszeniert, gelangweilt dramaturgisch runtergenudelt, grottig gespielt, von Klischees durchtränkt. Meinetwegen sollen sie in Hollywood 2-3-mal pro Jahr ihre Exorzismus-Gurken drehen, aber dann sollen sie sich nicht den Titel von Friedkins Film dafür auf die Fahnen schreiben. Auf "Sharknado" steht auch nicht "Der weiße Hai 5" drauf. Eigentlich, ginge es mit rechten Dingen zu, müsste so ein Film für die "kreativen" Macher im Hintergrund ein Karrierekiller sein.
Btw: Friedkin hat jetzt seinen eigenen Thread, ich hab den mal aus alten Beiträgen zusammengeklaubt und einen Einleitungstext an den Anfang gepackt. Viel Freude hier!
Der neue "Exorzist" ist da ein ganz anderes Biest, ich bin wirklich wahnsinnig wütend aus dem Kinosaal gekommen. Das ist auf allen Ebenen ein Totalausfall: Einfallslos inszeniert, gelangweilt dramaturgisch runtergenudelt, grottig gespielt, von Klischees durchtränkt. Meinetwegen sollen sie in Hollywood 2-3-mal pro Jahr ihre Exorzismus-Gurken drehen, aber dann sollen sie sich nicht den Titel von Friedkins Film dafür auf die Fahnen schreiben. Auf "Sharknado" steht auch nicht "Der weiße Hai 5" drauf. Eigentlich, ginge es mit rechten Dingen zu, müsste so ein Film für die "kreativen" Macher im Hintergrund ein Karrierekiller sein.
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Let the sheep out, kid.
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Re: Der Horrorfilm Megathread
58Herr General, dazu eine Frage: Schaust du die Kinofassung auf Deutsch und auf Blu-ray? Ich finde das Ergebnis absolut grausig, weil die meiste Zeit die Hintergrundgeräusche die Dialoge extrem übertönen.AnatolGogol hat geschrieben: 19. Dezember 2022 08:55Ich habe die Kinofassung geschaut, die ich auch ganz klar bevorzuge. Habe den sogenannten "DC" (der eigentlich ja eher ein Writer's Cut ist, da Friedkin hier mit zeitlichem Verzug allen Wünschen von Blatty nachgekommen ist) nur ein Mal zum VÖ-Zeitpunkt gesehen und war von allen Veränderungen wenig angetan.Casino Hille hat geschrieben: 18. Dezember 2022 22:53 Eine flotte Frage schon jetzt: Hast du die Director's Cut Version oder die Kinofassung geschaut?
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Re: Der Horrorfilm Megathread
59Ja, auf deutsch. Und ja, jedes Mal wenn ich den Film beginne, juckt es mich in den Fingern auf O-Ton zu gehen, da die Audio-Qualität sehr bescheiden ist. Das gibt sich im Laufe des Filmes aber etwas - zumindest bis zu einem bestimmten Grad. Toll wird die Quali aber leider nie. Was schade ist, da die (von Bernhard Wicki verantwortete) deutsche Kinosynchro exzellent ist (was auch der Grund ist, warum ich trotz der qualitativen Audio-Defizite ihr immer noch die Treue halte).Casino Hille hat geschrieben: 9. Oktober 2023 21:25 Herr General, dazu eine Frage: Schaust du die Kinofassung auf Deutsch und auf Blu-ray? Ich finde das Ergebnis absolut grausig, weil die meiste Zeit die Hintergrundgeräusche die Dialoge extrem übertönen.
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Re: Kino als Medium der Konfrontation – Die Filme des William Friedkin
60Vielleicht besteht ja die Hoffnung, dass diese unschöne Tonspur bei einer zukünftigen Veröffentlichung gefixt wird.
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