Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Burning Days (2023) – Emin Alper – AG Verleih
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 20.09.2023 in der Spotlight-Sneak in OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Es war mal wieder Zeit mich komplett von einer Sneak überraschen zu lassen mit sowohl einem Film, den ich nicht auf meiner Liste hatte als auch nur diese Gelegenheit sich für mich geboten hat, den Film erleben zu können. Und wieder einmal ist es ein Film aus der Türkei – einem Land, dass mich in diesem Jahr bereits auch mit „Brothers Keeper“ auf interessante Art und Weise fesseln konnte und nun das Gleiche auch mit „Burning Days“ von Emin Alper geschafft hat.

Der junge idealistische Staatsanwalt Emre Gündüz tritt seine neue Stelle in einer türkischen Provinz an. Mit seiner idealistischen Einstellung ist er schnell den dort alt eingesessenen Anwälten, Polizisten und auch Politikern ein Dorn im Auge, die vor Korruption und Machtmissbrauch nicht zurückschrecken. Noch ahnt er nicht, dass ein durchzechter Abend, den er mit Freunden des Bürgermeisters verbracht hat und an den er sich nur schwer zurückerinnern kann, schwere Folgen haben könnte.

„Burning Days“ hat mich bei seinem Beginn vor allem an Denis Villeneuves Sicario erinnern können. Die schwüle Hitze, das Audiovisuelle durch die Bilder und die Musik – aber auch das in gewissen Ansätzen vorhandene immersive Gefühl, ähnlich wie der Hauptprotagonist unvorbereitet und unvoreingenommen in ein korruptes, von Machtmissbrauch durchsetztes System einzutauchen und damit allgemein konfrontiert zu werden. Den Part von Emily Blunts Kate Mercer erfüllt hier Selahattin Pasali in der Rolle des Emre Gündüz, der eine schauspielerisch sehr gute Leistung abliefert. Der politisch angehauchte Thriller ist intensiv, hat einen Hauch von Gesellschaftskritik zu bieten und vor allem eine unangenehme Spannung, die sich aus stark gespielten Dialogszenen ergibt und auch auch eine Form der allgemeinen Bedrohung und Gefahr erzeugt. Die unangenehme Spannung wird auch noch weiter unterstützt dadurch, dass sich die Geschehnisse für uns als Zuschauer immersiv auch nur sehr ungewiss und vage halten und der Film auch durch ein paar Ideen und Ansätze etwas symbolisch in seiner Konklussion gewertet werden kann.

„Burning Days“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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iHaveCNit: Jawan (2023) – Atlee Kumar
Deutscher Kinostart: 07.09.2023
gesehen am 24.09.2023 in Originalversion mit englischen Untertiteln und Pause
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 15 – 20:00 Uhr


Selbst wenn Bollywood und das indische Kino ein riesiger Filmmarkt sind, schwappen nur eine überschaubare Menge an Produktionen nach Deutschland und auch an mir sind Filmproduktionen aus Bollywood komplett bisher vorbeigezogen. Nach dem großen Hype um „RRR“, den ich aufgrund seines hauptsächlichen Release auf Netflix noch nicht geschaut habe und sich meine hauptsächliche Filmauswertung eher aufs Kino fokussiert, hat sich aktuell „Jawan“ mit dem indischen Superstar Shah Rukh Khan empfohlen, der sich durchaus einen guten Platz in meinem Jahresranking erarbeiten und eine interessante Kino-Erfahrung bieten konnte.

Ein geheimnisvoller Mann und ein Team aus sechs Frauen kidnappen einen Zug in Mumbai mit dem Ziel einer Entschädigung für Landwirte, die unter den schlechten Arbeitsbedingungen im Land leiden. Doch das ist nur der Beginn eines groß angelegten Rachefeldzuges des geheimnisvollen Manns und dem Team aus Frauen, der ihn ins Visier der Ermittlungsbehörden, der Politik und auch eines skrupellosen, mächtigen Geschäftsmanns bringt.

„Jawan“ ist viel – sehr viel – und Vieles auf Einmal ! In seinen knapp 3 Stunden, die dann auch noch gekonnt mit einer Pause und einem interessanten Cliffhanger unterbrochen werden, bekommen wir nicht nur einen furios inszenierten Action-Thriller geboten, sondern noch wesentlich mehr als das. In seinem Gesamtbild bietet der Film darüber hinaus eine mitreißend witzige Liebesgeschichte, ein ergreifendes Familiendrama, dass genau wie viele kleine Nebenhandlungen in das thematische Lager von Rachefeldzügen münden wird, eine klassiche Robin-Hood-Story sowie eine interessante und prägnante Systemkritik an der indischen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, bei dem der Film durchaus auch mal schon fast wie Propaganda anmuten mag und sich direkt an den Zuschauer richtet. Der Film bietet neben einem großartigen Shah Rukh Khan auch einen tollen ergänzenden Cast mit vielen toll geschriebenen und gespielten Frauenfiguren, bei denen vor allem Nayanthara und Deepika Pakundone hervorzuheben sind. Vielleicht mag es früher in Bollywood so gewesen sein, aber sowohl die Action als auch die Tanzszenen fühlen sich hier im Film sehr rund integriert und auch trotz ihrer furiosen Inszenierung sehr geerdet und natürlich an. Das, was alle hier abliefern ist großartig und auf jeden Fall einen Blick wert.

„Jawan“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Genghis Khan (1965) - Henry Levin

Ich bin durch Zufall über dieses mir bislang gänzlich unbekannte Monumentalabenteuer aus der Blüte des Genres gestossen und das war tatsächlich ein schöner Spass. Die erste Überraschung war dabei, dass die Mongolei hier ausschaut wie die Jagdgründe der Apachen. Kein Wunder, wurde der Film doch in den Winnetou-erprobten Schauplätzen in Kroatien gedreht und das ist dann schon witzig, wenn in schöner Regelmäßigkeit die Mongolen am Nugget Tsil, am Silbersee, im Geierschen Berglager oder beim Apachen-Pueblo ihre Abenteuer bestreiten. Die zweite Überraschung war die Besetzung. Die ist zum einen ziemlich prominent und zum anderen ziemlich skurril. Die entzückende und leider viel zu frühe verstorbene Francoise Dorleac und Ben-Hur-Baddie Stephen Boyd sind dabei noch weitgehend typgerecht besetzt und auch Omar Sharif in der Titelrolle ist jetzt auch keine völlig überraschende Besetzung (wer als Berber, Deutscher, Russe oder Grieche durchgeht kann fraglos auch Mongole! :) ). Lustiger wird es schon bei Telly Savalas als mongolischem Hauptmann. Ganz kurios wird es dann aber, wenn Eli Wallach als persischer Shah, James Mason als chinesischer Edelmann oder Robert Morley als Kaiser von China munter aufspielen! Vor allem Mason gibt dabei als Klischee-Chinese eine derart absonderliche Performance, die man von diesem - völlig zurecht - als schauspielerisches Schwergewicht in die Filmgeschichte eingegangenen Edelmimen nie und nimmer erwarten würde. Da wird wirklich jedes Klischee bedient vom Dauergrinsen über das ge-ellte R hin zum immer gebückten Auftreten und sanft-philosophischen Gefasel. Ja, das ist kurios und erheiternd, aber tut dem Abenteuerspass dennoch keinen Abbruch (bzw. erhöht ihn eigentlich sogar noch). Denn die Story um den (weitgehend frei zusammengesponnenen) Aufstieg und die damit verbundenen Abenteuer und Kriegeleien des mongolischen Herrschers sind sehr kurzweilig und schön aufwändig in Szene gesetzt. Von dahel gebe ich gelne eine übeldulchschnittliche Beweltung:
7,5 / 10

"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Wild wie das Meer (2023) – Heloise Pelloquet – Atlas Film
Deutscher Kinostart: 21.09.2023
gesehen am 26.09.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 18:45 Uhr


Trotz einer Filmauswahl des aktuellen Wochenende im Kino, die eher entbehrlich und damit „expendable“ ist, kann man im Arthouse-Bereich auf den französischen Bereich gleich doppelt zählen. Nach dem bereits von mir gesichteten „Die einfachen Dinge“ von Eric Besnard ist es gerade „Wild wie das Meer“ von Heloise Pelloquet, der mir am meisten gefallen hat.

Mit ihrem Mann Antoine betreibt Chiara auf einer Insel vor der Atlantikküste Frankreichs Fischerei. Gemeinsam nehmen die beiden den jungen, aus gutem Hause stammenden Maxense als Auszubildenden bei sich auf. Auch wenn Chiara anfangs noch etwas genervt von dem jungen Maxense ist, scheint sie durch die charmante und selbstbewusste Art immer stärker von ihm angezogen zu werden und durch die gemeinsame Affäre ihr eigenes Leben infrage zu stellen.

Mit 95 Minuten ist „Wild wie das Meer“ ein kleiner, kompakter Film geworden, der sich voll und ganz auf vor allem das großartige Duo aus Cecile de France und Felix Lefebvre fokussiert. Wir sind in dem Film vor allem Beobachter, die sich von dem Zusammenspiel wie Wellen treiben lassen. Klar gibt es durchaus Momente und zwischenmenschliche Beziehungen, die eher oberflächlich auf dem Meer des Films treiben, aber der Film fühlt sich bis auf wenige Elemente sehr geerdet, bodenständig, ehrlich und erwachsen an, was auch für die leidenschaftlichen Szenen zwischen Chiara und Maxense gilt.

„Wild wie das Meer“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10807
iHaveCNit: Wochenendrebellen (2023) – Marc Rothemund – Leonine
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 29.09.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 15 – 19:40 Uhr


Da ich mir noch etwas Zeit lassen kann, meine Zeilen für den an diesem Wochenende großartigen „The Creator“ zu verfassen, bin ich da einfach mal Rebell und starte direkt mit dem nächsten Film, der mich an diesem Wochenende interessiert hat und zu den besseren deutschen Filmen des Jahres gehört, weil mich die auf wahren Tatsachen basierende Geschichte auch auf persönlicher Ebene berühren konnte.

Der berufliche stark eingespannte Gastronomiemanager Mirco hat so langsam die Belastung seiner Frau Fatime mit dem neugeborenen Baby und vor allem dem großen Sohn, dem Asperger-Autisten Jason aus den Augen verloren. Als Jason erneut in der Schule durch Provokationen auffällig wird und ein Schulwechsel auf eine Förderschule droht, wird Jason durch eine Situation in der Schule davon inspiriert seinen Lieblingsverein zu suchen. Im Gegenzug zu ruhigem Verhalten in der Schule bittet er seinen Vater mit ihm durch die Stadien Deutschlands zu Spielen zu reisen, um seinen Lieblingsverein zu finden.

„Wochenendrebellen“ hat mich jetzt nicht unbedingt wegen der Fußballthematik interessiert, da ich auch persönlich weder Fan eines bestimmten Vereins bin noch Fußball aktiv verfolge. Für mich war es viel eher die Geschichte über einen Vater und seinen Sohn, die mich persönlich interessiert. Nicht zuletzt, weil ich auch privat Bruder eines Autisten bin und mich daher in die Belastung der Familie und ein wenig empathisch in die Gedankenwelt des von Cecilio Andresen großartig gespielten Jason reinfühlen kann und einige Situationen auch wieder erkannt habe. Regisseur Marc Rothemund schafft es auch, die Geschichte durch einige inszenatorische Elemente leicht immersiv die Welt von Jason erlebbar zu machen. Dazu kommt für mich noch, dass der Film mich gleichermaßen unterhalten und berühren konnte, macht diesen Film für mich zu einem tollen Film, den ich auch immer wieder gerne in Zukunft schauen und mit anderen Personen teilen möchte.

„Wochenendrebellen“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: The Creator (2023) – Gareth Edwards – 20th Century Studios
Deutscher Kinostart: 28.09.2023
gesehen am 28.09.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 26 – 20:15 Uhr
gesehen am 02.10.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 20:15 Uhr


Normalerweise wäre im Kinojahr 2023 für mich an der Spitze des Jahresrankings ein Triple-Threat-Match angesagt gewesen, bei dem sich sowohl der neuste Teil der Mission-Impossible-Reihe, Nolans „Oppenheimer“ und Denis Villeneuves zweiter Teil von Dune einen großartigen Kampf geliefert hätten. Doch dann kam der wichtige Streik der SAG-AFTRA und eine Verschiebung ins Jahr 2024 für Denis Villeneuves „Dune Part Two“ dazwischen, womit der Slot für das Science-Fiction-Erlebnis des Jahres frei geworden ist. Da hat mich der Juli besonders überrascht, denn vor „Dead Reckoning Part One“ kam der Trailer zu Gareth Edwards neuem Film „The Creator“, der knapp 7 Jahre auf seinen letzten Film „Rogue One – A Star Wars Story“ folgt. „The Creator“ hat direkt mein Interesse geweckt und dieses Interesse war auch absolut berechtigt, weil „The Creator“ vieles anzubieten hat, dass sich in den letzten Jahren immer wieder in meinen Toplisten wiederfinden konnte.

Durch die Fortschritte der Menschheit im Bereich von Robotik und KI kam es in Los Angeles zu einem explosiven Zwischenfall, der nicht nur zu einer traumatischen Vernichtung von tausenden Menschen, sondern auch zur Verfolgung und Vernichtung der KI geführt hat, von der noch einige Kolonien in Neu-Asien Zuflucht suchen. In Neu-Asien soll sich auch Nirmata, der Schöpfer der KI befinden. Der Söldner Joshua Taylor sollte eigentlich vor 5 Jahren in Neu-Asien undercover Nirmata ausfindig machen, bis ihn ein tragischer und persönlicher Zwischenfall traumatisiert hat und er nun sich eigentlich aus dem militärischen Dienst zurückziehen wollte, bis er erneut kontaktiert wird, Nirmata und eine neue gefährliche Waffe ausfindig zu machen ohne zu ahnen, wie eng diese Suche mit dem eigenen Trauma verbunden ist.

In der Phase, bevor „The Creator“ letztendlich in die Kinos gekommen ist, habe ich durchaus Stimmen vernommen, die „The Creator“ durch den Einfluss diverser filmischer Ideen und Vorbilder viel von seiner eigenen filmischen Identität und Originalität absprechen und der Film sich auch als Potpurri aus vielen filmischen Versatzstücken bezeichnen lassen kann. Vielleicht ist es aber auch mittlerweile Teil der Film- und Kinobranche geworden, dass Studios nur dann eine gewisse Menge an finanziellen Möglichkeiten freigeben, wenn man sich bei der Vorstellung der Idee auf bekannte und erfolgreiche Filme und Namen stützt. Gerade 2023 hat ja auch gezeigt mit vor allem „Barbie“ und „Der Super Mario Bros Film“ dass aus bekannten Marken Milliardenerfolge möglich sind und dass selbst bei der Finanzierung von einem Midbudget-Blockbuster wie „The Creator“, der letzten Endes mit 80 Millionen Dollar von Studios nicht mehr das große Risiko eingegangen werden möchte. Am Ende finde ich aus rein qualitativer Sicht war es das Risiko für „The Creator“ auf jeden Fall wert, weil er zeigt, dass modernes Blockbuster-Kino keine exorbitant hohen, dreistelligen Budgets braucht um großartiges auf die Leinwand zu bannen. Womit ich hier zunächst auf die handwerklichen Vorzüge des Films eingehen möchte. Der vor allem in Neu-Asien spielende Teil des Films wurde ja nahezu vollständig on Location gedreht und im Nachhinein wurden auf effektive und minimalistische Art und Weise visuelle Effekte in den Film integriert. Gepaart mit einem durchaus körnigeren Bild, dass auch mal gerne nah an den Darstellern ist aber auch großartige Totale liefert und durch einen hauptsächlichen Einsatz von natürlicher Beleuchtung erzeugt „The Creator“ unfassbar schöne Bilder und auch eine greifbare, spürbare Haptik und ein Gefühl, dass das, was man auf der Leinwand sieht, echt ist – selbst wenn es das dann auch mal nicht ist. Das Design der Sets, der Kostüme und auch dem Make-Up ist großartig und für mich auch sehr gut gelungen. Musikalisch war ich überrascht, dass einer meiner ganz großen Lieblinge, Hans Zimmer, beteiligt war. Gerade durch das Setting in Neu-Asien waren feine Elemente aus „The Last Samurai“ hörbar, aber im Wesentlichen war Zimmers Score hier doch sehr eigenständig und natürlich großartig. Das filmische Thema von KI und Robotik hat sich für mich auch sehr plausibel und greifbar angefühlt, weil eine solche Entwicklung mittlerweile nach aktuellem Stand der Technik und Entwicklung durchaus möglich scheint und die im Film noch als Science-Fiction gelabelte Thematik durchaus realistisch sein kann in der Zeit, in der er spielt. Es ist auch interessant, wie gegenläufig sich im Film ein Teil der Menschen und auch die KI selbst entwickelt. Während die Menschen sich immer stärker wie programmierte Roboter verhalten, sind in den Kolonien der KI immer stärker menschliche Emotionen und Gefühle spürbar. Im gesellschaftlichen Sinn spüre ich in dem Film die Botschaft „Koexistenz statt Konkurrenz“, die sich im Film auf das Verhältnis der Menschen zur KI ausmachen lässt, aber auch heutzutage allgemeingültig auf das Verhältnis zu unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen durch Migration oder auch geschlechtlicher Identität und Sexualität anwenden lässt, womit der Film auch einen aktuell gültigen, gesellschaftlichen Subtext abbilden kann. Doch auch neben der gesamtgesellschaftlichen Botschaft des Films ist er im Kleinen durchaus ein sehr intimes, gefühlvolles Drama über Traumaverarbeitung, Liebe und Familie, bei dem vor allem die debütierende Madeleine Yuna Voyles in der Rolle der bereits im Trailer als Kind offenbarte KI-Waffe überzeugt und John David Washington eine weitere Hauptrolle bekommt, um sich so langsam auch seine eigene Identität zu schaffen und sich damit aus dem Schatten seines Vaters Denzel Washington zu bewegen. „The Creator“ ist ein filmisches Erlebnis, dass sich auf der großen Leinwand definitiv lohnt und mit Blick auf das Jahr 2023 der Science-Fiction-Film des Jahres ist.

„The Creator“ – My Second Look – 10/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

10809
Also ich finde, dass der Film auf emotionaler Ebene nicht sonderlich gut funktioniert. Mir waren die "guten" KI auf gut bayerisch ziemlich wurscht. Dafür gibt es ein paar wirklich wunderschöne Bilder und einige kernige Actionsequenzen. Angesichts des niedrigen Budgets von etwa 80 Millionen sehr bemerkenswert. Edwards kann Atmosphäre und kann auch optisch überraschen, wie schon in Monsters und Godzilla. Auf der Fugurenebene is das allerdings Business as usual, was nichts Schlechtes sein muss, aber wenn man mehr will (was hier schwer zu vermuten ist), dann eben doch. Jedenfalls hat mich das Ende von T2 deutlich mehr gepackt. Dennoch ein sehenswerter Film, den ich empfehlen würde, ganz sicher für Science Fiction Fans.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Zuletzt gesehener Film

10810
Wurde hier mal was zu Ex Machina gesagt? Habe mir den jetzt mal angeschaut. Ist für mich aber ein typischer Fall von "viel verschenktes Potenzial". OK, das Setting ist nett in dieser abgeschotteten, ultra-modernen Villa, die Vikander ist in der Tat zum Verlieben. Ansonsten ging mir die Entwicklung im Film zu schnell und wenig wird erklärt. Der Nerd ist von Anfang an verliebt in die Androidin, außerdem ist der gesamte Turing Test im Grunde völlig gescheitert, da sie ja ständig sehr deutlich klar macht, dass sie kein Mensch ist. Die Dialoge zwischen IT Nerd und der Androidin sind auch alle recht seicht. So richtig viel Gehirnarbeit steckt da nicht im Drehbuch.

Das Ende fand ich ganz witzig und brutal.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Zuletzt gesehener Film

10811
vodkamartini hat geschrieben: 3. Oktober 2023 15:36 Also ich finde, dass der Film auf emotionaler Ebene nicht sonderlich gut funktioniert.
Gravierender fand ich das Ende. Da kommt der natürlich Flow und Rhythmus des Films gefühlt schon zu einem Abschluss, und dann wird in die letzten 10 bis 15 Minuten noch einmal auf hektische Art und Weise ganz viel Action und Handlung reingestopft. Das hat den Film für mich tatsächlich eine ganze Ecke runtergezogen. Vorher war das ein immersiver, visuell eindrucksvoller und gut gemachter Sci-Fi-Thriller, der sich mit seiner Welt und seiner Geschichte eine eigene Note bewahren konnte, auch wenn natürlich immer mal wieder ein bisschen Terminator, Blade Runner oder Apocalypse Now durchschimmert. Aber dann ganz Schluss noch so eine Feuerwehrübung reinzuquetschen, Au weia.
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10812
danielcc hat geschrieben: 3. Oktober 2023 18:02 Wurde hier mal was zu Ex Machina gesagt? Habe mir den jetzt mal angeschaut. Ist für mich aber ein typischer Fall von "viel verschenktes Potenzial". OK, das Setting ist nett in dieser abgeschotteten, ultra-modernen Villa, die Vikander ist in der Tat zum Verlieben. Ansonsten ging mir die Entwicklung im Film zu schnell und wenig wird erklärt. Der Nerd ist von Anfang an verliebt in die Androidin, außerdem ist der gesamte Turing Test im Grunde völlig gescheitert, da sie ja ständig sehr deutlich klar macht, dass sie kein Mensch ist. Die Dialoge zwischen IT Nerd und der Androidin sind auch alle recht seicht. So richtig viel Gehirnarbeit steckt da nicht im Drehbuch.

Das Ende fand ich ganz witzig und brutal.
Ja, den sehe ich ähnlich. Ich fand die Dialoge auch zu seicht für das Thema, und Alex Garland setzt auf einen Haufen Klischees, zum Beispiel wird natürlich der selige Oppenheimer bemüht. Spannend fand ich die Grundprämisse zwar schon, weil hier die Sci-Fi-KI-Debatte als erotisches Verfügrungsspiel umgedeutet wird, aber dafür blieb mir der Film dann insgesamt zu brav. Alicia Vikander ist aber großartig in der Rolle und zurecht ein Star geworden und ja, das Ende ist amüsant und vernünftig aufgebaut.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Zuletzt gesehener Film

10813
Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Harry und Sally (1989) – Rob Reiner – Central Film / Capelight Pictures
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 03.10.2023
gesehen am 03.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 12 – 20:00 Uhr

Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im Oktober 2023 Rob Reiners mit messerscharfen Dialogen angereicherte Rom-Com „Harry und Sally“ auf dem Kalender, in dem sich Meg Ryan und Billy Crystal mit messerscharfen Dialogen mit der Frage auseinandersetzen ob Männer und Frauen auch einfach nur Freunde sein können, ohne zu ahnen, welche Auswirkungen das auf die gemeinsame Verbindung der Beiden hat. Brillant, wie der Film, der weit mehr ist als die legendäre Szene mit Meg Ryans Fake-Orgasmus im Diner, zeitlos Geschlechterdynamiken ausdiskutiert und auf den Punkt bringt.
„Harry und Sally“ – My Second Look – Ohne Wertung für 2023 – Allgemein 10/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

10814
iHaveCNit: Freelance (2023) – Pierre Morel – Splendid Film
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 05.10.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 7 – Reihe 13, Platz 15 – 20:15 Uhr


Wem die gewisse Portion Action-Trash im Kino mit dem vierten Teil der Expendable-Reihe noch nicht genug gewesen ist, der findet in Pierre Morels „Freelance“ mit John Cena und Alison Brie in den Hauptrollen noch einen ergänzenden Nachschlag.

Beruflich und auch privat läuft es für den Anwalt mit vergangener Militärerfahrung Mason Pettits etwas unentschlossen und unzufriedenstellend. Nachdem er sich durch einen traumatischen Einsatz, bei dem er nicht nur Kameraden verloren, sondern auch den Rücken verletzt, aus dem Militärdienst zurückgezogen hat und wieder als Anwalt arbeitet, klopft auf einmal ein ehemaliger Kamerad an der Tür, der mittlerweile eine private Sicherheitsfirma führt und für eine Journalistin, die für ein Interview mit einem Staatsoberhaupt in einer südamerikanischen Region einen Bodyguard anheuern muss. Mason Pettits übernimmt den Job und begleitet Claire Wellington zu einem Interview mit Venegas. Doch schon kurz nach der Ankunft gerät das Trio in einen groß angelegten Putsch, womit das Trio untertauchen und den Putsch verhindern muss.

„Freelance“ ist eine durchaus unterhaltsame Action-Komödie. Und das liegt nicht immer an den Gags, die im Film gezündet werden. Es ist unterhaltsam, wie unfreiwillig trashig der Film teilweise wirkt und bei nicht mal genauem Hinsehen Fahrlässigkeiten im Bereich von Action und Effekten zu erkennen sind. Von Dummypuppen über ketchupartige Fontänen beim Kunstblut und auch klar erkennbare digitale Effekte und sichtbare Stuntleute wenn es ums Reiten geht. Darüberhinaus ist die doch recht vorhersehbare Handlung des Films immer auch unfreiwillig komisch und witzig, wenn Dinge passieren, die eigentlich nicht recht zusammenpassen wollen. Ab und An blitzt natürlich das Comedy-Talent von John Cena und Alison Brie durch, doch der Film nimmt diesem doch sehr interessanten Duo etwas das Gas vom Pedal und die Möglichkeiten sowie das Potential, das hier drin gewesen wäre.

„Freelance“ – My First Look – 5/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

10815
iHaveCNit: Das Tier im Dschungel (2023) – Patric Chiha – Grandfilm
Deutscher Kinostart: 05.10.2023
gesehen am 06.10.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe A, Platz 7 – 22:00 Uhr

Gestern habe ich meine Filmplanung ganz spontan umgeworfen, weil für mich in der Planung für die Starts des 05.10.2023 überraschend ein französischer Film ins Auge gesprungen ist, der mich dann mit entsprechenden Kritikerstimmen und seinem Trailer überzeugen konnte, so dass ich Lust hatte, mir Patric Chihas „Das Tier im Dschungel“, der auf einer Kurzgeschichte von Henry James basiert, im Kino anzusehen. Eine gute Entscheidung.

Die Eröffnungsnacht eines Nachtclubs im Frankreich des Jahres 1979. Hier trifft die junge May auf John, der ihr bereits Jahre zuvor auf einem Dorffest begegnet war und ihr dort von einem ganz besonderen Geheimnis erzählt hat. Fasziniert von dieser Begegnung und dem Geheimnis wird sich ihr Leben in den kommenden Jahren immer wieder in diesem Nachtclub treffen, bis das Geheimnis von John eintritt – ein lebensveränderndes Ereignis.

„Das Tier im Dschungel“ ist ein Film, der sich über einen Zeitraum von 25 Jahren erstreckt und hauptsächlich in einem französischen Nachtclub abspielt. Dieser kleine Mikrokosmos des Settings sorgt natürlich mit seiner audiovisuellen Gestaltung von den Lichtern, der Musik, den Kameraufnahmen und -Fahrten für einen großartigen und faszinierenden Sog und wir bekommen eine interessante musikalische Entwicklung elektronischer Tanzmusik geboten, die auch unterstützender Teil von Handlung und Emotionen wird. Dieser „Safe Space“ eines Clubs für das großartig spielende Duo aus Anais Demoustier und Tom Mercier hier in den Rollen von May und John, ist gleichermaßen Eskapismus als auch ein Ort, an dem Beide auf das Ungewisse und Besondere der Zukunft warten und dort auch viele gesellschaftliche Veränderungen von 1979 bis 2004 wahrnehmen, womit der Film auch einen gesellschaftlich historischen Abriss bietet, wenn die Wahl Mitterands, der Ausbruch von AIDS, der Mauerfall und auch der Anschlag auf das World Trade Center im TV des Clubs zu sehen ist. Genauso unerbittlich wie sich die Gesellschaft historisch verändert, bleibt natürlich auch das Privatleben und Umfeld von John und May in Bewegung mit zum Teil endgültigen und bitteren Konsequenzen, die im Rauschzustand des nächtlichen Clublebens und dem Warten auf das große Ereignis nur dumpf vorbeiziehen und sich nur dann mit voller Härte einbrennen, wenn es einen irgendwann selbst treffen könnte. Dieses Warten und das Drehen des Films um sich selbst, könnte ihn etwas repetitiv und unzufriedenstellend in seiner Konklussion wirken lassen, aber das passt zum gesamten Konzept des Films und lässt ihn daher noch wie ein harter, nachhallender Rausch im Gedächtnis.

„Das Tier im Dschungel“ - My First Look – 9/10 Punkte.
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