Welcher Film von Christopher Nolan ist der Beste?

Following (1998) (Keine Stimmen)
Memento (2000)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (24%)
Insomnia (2002)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Batman Begins (2005)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Prestige (2006)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (12%)
The Dark Knight (2008)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 4 (16%)
Inception (2010)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
The Dark Knight Rises (2012)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Interstellar (2014)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Dunkirk (2017)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (4%)
Tenet (2020)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (8%)
Oppenheimer (2023)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (12%)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 25

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1757
Versteh ich voll. Das meinte ich mit zu steiler Lehne. Ich weiß, dass ich mich bei uns im großen Saal sowohl in Reihe 6, als auch in Reihe 4 setzen kann. Reihe 5 sollte ich dagegen vermeiden, weil da genau das das Problem ist. Aber das liegt ja nicht an den Sitzen, sondern an der Ausrichtung/Einstellung der Lehnen.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1758
danielcc hat geschrieben: 6. August 2023 14:05 Cinemaxx ist top hier, sofern sie auch bei dir alle Sitze ausgerüstet haben (diese Leder Recliner Sitze mit kleinem Tisch!).
Mein Besuch war auch eher spontan und ich wusste natürlich dass der Kinosaal sehr voll war (bis eben auf die vorderen Reihen).
Bei uns ist es genau umgekehrt. Und jetzt?
Cinemaxx inzwischen eher ranzig, Cinestar top. Auch mit der besseren Technik ausgestattet. Aber das liegt ganz einfach dar, dass man dort vor 5 Jahren komplett renoviert hat. So etwas liegt immer am Alter der Häuser und nicht an der Kette.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1759
Ihr habt alle interessante Probleme bei Kinobesuchen. Ich gehe jedes Jahr über 100 mal ins Kino, teils weit über 100 mal, und habe mit den Sitzen und diesem Drumherum selten zu tun. Aber gut, wenn man immer Reihe 1 sitzt, ist einem auch herzlich egal, was die Deppen auf den Rängen weit hinter einem treiben.
https://filmduelle.de/

Let the sheep out, kid.

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1760
vodkamartini hat geschrieben: 6. August 2023 21:24
danielcc hat geschrieben: 6. August 2023 14:05 Cinemaxx ist top hier, sofern sie auch bei dir alle Sitze ausgerüstet haben (diese Leder Recliner Sitze mit kleinem Tisch!).
Mein Besuch war auch eher spontan und ich wusste natürlich dass der Kinosaal sehr voll war (bis eben auf die vorderen Reihen).
Bei uns ist es genau umgekehrt. Und jetzt?
Cinemaxx inzwischen eher ranzig, Cinestar top. Auch mit der besseren Technik ausgestattet. Aber das liegt ganz einfach dar, dass man dort vor 5 Jahren komplett renoviert hat. So etwas liegt immer am Alter der Häuser und nicht an der Kette.
ich bewerte ja nicht eine ganze Kette. Habe nur meine Erfahrungen geschildert.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1761
So, endlich gesehen.

Alles in allem war das schon wieder sehr gut, was der Nolan da abgeliefert hat - ich würde ihn jetzt nicht als seinen allerbesten Film ansehen, aber der war auf so vielen Ebenen wieder bis ins kleinste Detail überragend, dass die gute Rezeption schon seinen Grund hat. Die wenigen teils sehr negativen Bewertungen hier kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht, was ihr erwartet oder erwartet habt von einem Nolan Film...

2 kleine Kritikpunkte: wieder einmal die Zeit, wahrscheinlich hätte man es auch in 15 Minuten weniger geschafft und teilweise musste ich mich schon stark konzentrieren in der IMAX OV bei der lauten Soundkulisse manche Dialoge zu verstehen.

Grundsätzlich kann man aber der Story gut folgen, finde ich, trotz der verschachtelten Erzählweise und ohne Oppenheimers Biographie im Vorhinein studiert haben zu müssen. Murphy war fantastisch (Hilles Kritik kann ich absolut nicht nachvollziehen), Robert Downey Jr., den ich erst nach ein paar Sequenzen wirklich wahrgenommen habe, absolut brilliant (diese 2 Oscarnominierungen sind klar!), so wie auch alle anderen Nebenrollen absolut überzeugen, vor allem Oldman als Truman genial! Kamera, Sound, Technik - wow!
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1762
Gernot hat geschrieben: 8. August 2023 21:14 Ich weiß nicht, was ihr erwartet oder erwartet habt von einem Nolan Film...
Ein gutes Drehbuch, spannende Figuren, schöne Bilder, ordentliches Storytelling ... alles, was ich immer erwarte.

Von einem Film, der "Oppenheimer" heißt, erwarte ich aber natürlich vor allem, der titelgebenden historischen Person näher zu kommen, sie kennenzulernen. Als ich aus dem Kino kam, wusste ich allerdings weniger über Oppenheimer den Menschen als vorher. Irgendwie blieb mir der drei Stunden lang komplett fremd. Okay, er mag Atome und hatte immer lustige bunte Visionen von Teilchen, aber viel mehr habe ich nicht erfahren. Er blieb für mich eine Chiffre, ein Geheimnis, ganz anders als zum Beispiel Lewis Strauss, der tatsächlich wie ein Mensch mit Motiven und nachvollziehbaren Überzeugungen auf mich wirkte.

Letztlich gefällt "Oppenheimer" den meisten und das ist auch ganz wunderbar. Für mich ist es der ultimative Jammerlappen-Film, über einen Typen, der eine Bombe gebaut hat (wohl auch aus eigennützigen Motiven) und dann ganz überrascht und traurig war, als diese Bombe "unerwartet" auch benutzt wurde. Es hilft auch wenig, dass Nolan den historischen Oppenheimer noch zu gut wegkommen lässt, was immer wieder falsch gemacht wird. Im Film zeigt er ihn ab dem Erfolg des Trinity-Tests bereits besorgt und mit Schuld beladen, in Wahrheit wurde er der tragische traurige Mann, den wir kennen, erst deutlich später (zumindest weist vieles daraufhin). Der Film stellt es ja auch fälschlich so dar, als habe sich Oppenheimer beim Treffen mit Henry Stimson zurückgehalten, als es darum ging, die Ziele für die Bombenabwürfe auszusuchen. Tatsächlich hat er ebenfalls seine Empfehlungen abgegeben und rege mit den anderen diskutiert.

Genauso wirkt es im Film gar so, als sei Oppenheimer ein Leben lang gegen die Wasserstoffbombe gewesen (oder zumindest so vehement, dass man sich kaum vorstellen kann, er habe seine Meinung nochmal geändert), aber auch das war deutlich differenzierter und nuanciert. Nolan zeigt Oppenheimer als den Mann, als den die Geschichte ihn gerne hätte, als reuevollen, tief tragischen Wissenschaftler, der seine fatale Erfindung zutiefst bereute (siehe die fiktive Schlussszene), aber dieses Bild entspricht nicht dem historischen Oppenheimer, sondern ist eine Konstruktion, maßgeblich geprägt durch das Theaterstück "In der Sache J. Robert Oppenheimer" des deutschen Autoren Heinar Kipphardt, das den heutigen (historisch zweifelhaften) Blick auf Oppenheimer bestimmte.

Und dann habe ich mich erwischt, wie ich mehrfach, als der Film Mitleid mit diesem jammernden Oppenheimer erzeugen wollte, gedacht habe: Waren die eigentlichen Hauptopfer der Atombombe nicht einige tausende Japaner - und nicht dieser seltsame steife Wissenschaftler?
Gernot hat geschrieben: 8. August 2023 21:14 Kamera, Sound, Technik - wow!
Ja, das seh ich wie du. Handwerklich ein exzellenter Film, aber hinsichtlich Storytelling, Figurenzeichnung, Dramaturgie etc. für mich der schwächste Nolan. Dafür ist da einfach so vieles nur hektisches Stückwerk, dafür werden so viele interessante Aspekte der biografischen Ereignisse bestenfalls angeschnitten. Los Alamos als eine extra für Wissenschaftler und ihre Familien errichtete Wüstenstadt ist so eine fesselnde Begebenheit, aber Nolan zeigt davon nix, sondern bringt es nur in wenigen Dialogzeilen unter. Jean Tatlock als Persönlichkeit (gerade durch ihre Auswirkungen auf Oppenheimer) ist so faszinierend und das Sachbuch, auf dem Nolans Film basiert, arbeitet sie so messerscharf heraus, im Film darf die tolle Florence Pugh aber nur zweimal ihre Brüste ins Bild halten, für mehr hat es nicht gereicht ...
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1764
Du muss ich Hille in allem Recht geben. Vor allem erwarte ich erstmal eine spannende Handlung, in der es um irgendwas geht. Der große Treiber des Films ist ja am Ende des Tages eine Erneuerung seiner Sicherheitsfreigabe. Really???? Was hat es damit denn überhaupt auf sich?
Historische Korrektheit ist mir eigentlich bei Filmen ziemlich unwichtig. Dennoch präsentiert der Film recht einseitig Oppenheimer ("Oppy") als netten aber naiven Theoretiker der zum Jammerlappen mutiert.

Der Film hat all die Probleme die fast jedes Biopic hat nur dass Nolan es durch noch mehr Gimmicks aufpeppt. Klar alles kompetent inszeniert aber am Ende des Tages völlig lahm und beliebig und uninteressant.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1765
Casino Hille hat geschrieben: 8. August 2023 21:45
Gernot hat geschrieben: 8. August 2023 21:14 Ich weiß nicht, was ihr erwartet oder erwartet habt von einem Nolan Film...
Ein gutes Drehbuch, spannende Figuren, schöne Bilder, ordentliches Storytelling ... alles, was ich immer erwarte.
Also alles, was der Film auch bietet! ;)

Dem Nolan seine Drehbuch- oder Storytellingfähigkeiten abzuschreiben, ist schon etwas gewagt, würde ich behaupten.

Hätte man die ganze Geschichte nicht auch anders zeigen können - zB. den Fokus weniger auf Strauss legen? Sicherlich. Nolan hat sich aber dafür entschieden, deswegen zeigt er die Anhörungen und auch immer wieder das Gespräch mit Einstein am See, weil Strauss ja offenbar alles versucht hat, Oppenheimer in Misskredit zu bringen und es ja eine zeitlang auch schaffte und somit eine wichtige Rolle in dessen Biographie einnimmt (was ich vorher nicht wusste).

Ansonsten glaube ich auch, dass Nolan die Person Oppenheimer bewusst so gezeigt hat und Murphy ihn perfekt verkörpert hat - nach allem was wir über den Physiker heute wissen. Der war eben eher kühl, berechnend, rational etc.
Bond... JamesBond.de

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1766
danielcc hat geschrieben: 9. August 2023 08:07 Klar alles kompetent inszeniert aber am Ende des Tages völlig lahm und beliebig und uninteressant.
Diese Sicht kann ich durchaus nachvollziehen. Auch wenn mir der Film total gefällt, empfinde ich ihn nicht als massentauglich. Und wer sich nicht für amerikanische Politik interessiert, der wird den Film weder mögen, noch verstehen können.
#London2024

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1767
Gernot hat geschrieben: 9. August 2023 09:40 Dem Nolan seine Drehbuch- oder Storytellingfähigkeiten abzuschreiben, ist schon etwas gewagt, würde ich behaupten.
Nicht wirklich. Wenn Nolan konsequent für eine Sache kritisiert wird, und das schon recht lange, dann für seine Dialoge, und das ist schlimmer geworden, seit sein Bruder Jonathan Nolan (in meinen Augen der bessere Autor, siehe "Westworld" und vor allem "Person of Interest") nicht mehr aktiv an den Drehbüchern mitwirkt. Ich habe ja, bevor ich "Oppenheimer" gesehen habe und dann Interviews mit vielen aus der Crew hatte, mir alle Nolan-Filme noch einmal angesehen, recht kurz hintereinander, und ab "The Dark Knight Rises" (an dem Jonathan Nolan nur noch eingeschränkt beteiligt war) merke ich im Storytelling und in den Dialogen einen deutlichen qualitativen Verlust für Nolans Filmografie. Man kann das bestimmt auch ganz lässig anders sehen, aber ich halte das nicht wirklich für eine gewagte Meinung. – Bzw.: Was ist schon gewagt daran, Dinge einfach ein bisschen anders einzuschätzen? Eigentlich nichts.
Gernot hat geschrieben: 9. August 2023 09:40 Hätte man die ganze Geschichte nicht auch anders zeigen können - zB. den Fokus weniger auf Strauss legen? Sicherlich. Nolan hat sich aber dafür entschieden, deswegen zeigt er die Anhörungen und auch immer wieder das Gespräch mit Einstein am See, weil Strauss ja offenbar alles versucht hat, Oppenheimer in Misskredit zu bringen und es ja eine zeitlang auch schaffte und somit eine wichtige Rolle in dessen Biographie einnimmt (was ich vorher nicht wusste).
Strauss ist eigentlich nur für zwei Sachen bekannt: Er war unverschämt reich und er hat Oppenheimer (zumindest für eine Zeit) ruiniert. Ehrlich gesagt fand ich es daher mehr als befremdlich, dass Nolan die wahren Intentionen Strauss' tatsächlich lange nebulös hält und dann sogar in Form eines Plottwists erst im letzten Drittel offenbart. Warum er das tut, ist mir schleierhaft, denn wer sich vorab schon mal in Ansätzen mit der historischen Geschichte Oppenheimers auseinandergesetzt hat, bekommt hier zweieinhalb Stunden unnötigerweise ein dickes Fragezeichen in den Kopf gesetzt. Es ist ja selbst in Unkenntnis der wahren Geschichte ein alberner Twist, da die Gegenüberstellung der zwei Figuren durch Nolans Struktur bereits eine Pro- und Antagoniten-Position voraussetzt.

Das Gespräch mit Einstein am See (für mich die beste Szene des Films, zumindest am Anfang, Tom Conti ist herausragend in der kurzen Rolle) ist übrigens gänzlich fiktiv und hat es so nicht gegeben. Oppenheimer ist mit Tellers Berechnungen nie zu Einstein gegangen und das Strauss seinen Kontrahenten vernichten wollte, weil er dachte, dieser hätte ihn bei Einstein unbeliebt gemacht, ist eine reine Drehbucherfindung. Hätte es die gebraucht? Für mich nicht. Der Film legt ja all die anderen Motive dar, weshalb Strauss in der Realität auch gegen Oppenheimer agierte, da braucht es keine künstliche Zuspitzung, die ich zudem auch nicht so richtig glaubhaft finde. Oder soll ich Nolan jetzt ernsthaft glauben, dass nach diesem verhängnisvollen Treffen am See Strauss und Einstein nie wieder ein Wort gewechselt haben? Nur dann wäre seine Fehlannahme ja überhaupt ansatzweise nachvollziehbar. Das Missverständnis kann in dem Moment entstehen, aber doch keine zehn Jahre aufrechterhalten werden.
Gernot hat geschrieben: 9. August 2023 09:40 Ansonsten glaube ich auch, dass Nolan die Person Oppenheimer bewusst so gezeigt hat und Murphy ihn perfekt verkörpert hat
Klar ist das bewusst, es wird nur eben auch bewusst nicht immer dem Menschen gerecht, der Oppenheimer eigentlich war und ist mehr an die fiktiven späteren Darstellungen Oppenheimers angelehnt, als an den "echten" Oppenheimer. Das kann ein Problem sein, muss es jedoch nicht. Mich störte, dass Nolan mir in drei Stunden diesen Menschen nicht näher bringen kann. Der Mann hat 1965 öffentlich im Fernsehen bittere Tränen geweint, in dem Zusammenhang fiel auch sein berühmtes "Now I am become death, the destroyer of worlds." Wo ist dieser Mann in Nolans Film? Nach drei Stunden Kino blieb bei mir nur den Eindruck, dass der Kerl ein ziemlicher Waschlappen war. Murphy hat das sicher gut verkörpert, aber er spielt eben einen toten, leblosen Charakter, und kann da auch kaum mehr mit machen.

Nolans Schwäche war immer die Bindung an seine Figuren. Viele empfinden seine Filme als kalt und berechnend, und er sucht sich mit "Prestige", "Memento", "Tenet" und "Dunkirk" ja auch regelmäßig Stoffe aus, die eher Konzeptfilme sind, bei denen die Figurenbindung nicht allzu intensiv ausfallen muss. Das ist ein kluger Schachzug von ihm. Und es ist auch der Grund, warum er "Oppenheimer" so übertrieben kompliziert erzählt. Bei Nolan ist das Konstrukt immer größer als das Konstruierte.
Samedi hat geschrieben: 9. August 2023 09:43 wer sich nicht für amerikanische Politik interessiert, der wird den Film weder mögen, noch verstehen können.
Einerseits stimmt das, da das exzessive Namedropping (siehe McCarthy und Co.) ohne Vorkenntnisse nur schwer nachzuvollziehen ist. Andererseits kann ich deine Ansicht nicht bestätigen. Ich habe mich vor dem Kinobesuch sehr genau über Oppenheimer belesen und u.a. die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Biographie durchgebüffelt, auf der Nolans Film beruht, und hatte gerade auch deshalb meine Probleme mit den Verkürzungen und Vereinfachungen, die Nolan vornimmt. Jean Tatlock ist bei ihm nur eine (nackte) Randnotiz, ihre Brüste sind wichtiger als ihre Überzeugungen (ja – Nolan hatte immer ein großes Problem mit Frauenfiguren (und bekam regelmäßig auf den Deckel dafür), aber nie zuvor war es so verheerend). Los Alamos als errichtete Wüstenstadt, die neben Laboratorien auch Bars, Tanzräume etc. enthielt, findet nur in Dialogen, aber nicht in Bildern statt. Die vielen teils verheerenden Fehlschläge, die es im Zuge des Atombombenbaus gab, spart Nolan fast alle aus, weil ihn die Explosion der Bombe mehr interessiert als der Weg dahin – usw.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1768
Naja, klar hätte man alles auch noch ausführlicher schildern können als ohnehin schon. Aber da hätte es dann wohl einer Serie bedurft. Und vielleicht hat Nolan ja dafür sogar den Nährboden gelegt. Denn was auch immer man über den Film denken mag: Oppenheimer (und das ganze Thema um ihn herum) ist jetzt auf jeden Fall bekannter als vorher.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1769
Hille, das liest sich für mich eher so, als hattest du einfach ganz andere Erwartungen, nachdem du dich ja offensichtlich schon im Vorhinein so intensiv mit dem Thema beschäftigt hattest.

Etwas ähnlich wie bei den Tolkien-Freaks, die sich dann über jede kleine Abweichung in Jacksons Filmen mokieren und dessen Trilogie daher auch einfach nicht genießen können.

Von wem bekam Nolan denn immer einen auf den Deckel für seine "problemhaften" Frauendarstellungen?! Irgendwer kritisiert immer irgendwen wegen irgendwas, das wird dem Herrn Nolan hoffentlich völlig egal sein. Und ihm irgendwas zu unterstellen, finde ich auch auch sehr übertrieben... Arbeitet er nicht sogar immer mit seiner Frau zusammen an seinen Filmen?
Bond... JamesBond.de

Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan

1770
Gernot hat geschrieben: 9. August 2023 10:39 Hille, das liest sich für mich eher so, als hattest du einfach ganz andere Erwartungen, nachdem du dich ja offensichtlich schon im Vorhinein so intensiv mit dem Thema beschäftigt hattest.
Nein, nicht wirklich. Für mich ist der Film leer, er hat kaum Menschlichkeit, kaum Spannung, keinen narrativen Fokus, hetzt durch haufenweise halbminütige Szenen, deren Bedeutung und Gewicht kaum verständlich oder fühlbar werden. Was ich oben aufführe, sind mehrere Beispiele, wie dieser Film solche Probleme hätte vermeiden können. Mit meiner Erwartungshaltung hat das wenig zu tun. Ich habe einen Film gesehen, der mich gelangweilt hat und überlege mir, wie er hätte sein können, um mich weniger zu langweilen. Der Tolkien-Vergleich ist ziemlich unfair. Hast du bei Bonds Tod in NTTD nicht auch nach alternativen Möglichkeiten gesucht, wie man das hätte besser erzählen und machen können? Ich mache bei "Oppenheimer" nichts anderes.

Mal abgesehen davon ist der Tolkien-Vergleich auch deshalb ziemlich "schräg", weil es absolut legitim ist, Filme an ihrem Ausgangsmaterial zu messen. Man muss nicht, man darf aber. Wenn Tolkien-Anhänger der Überzeugung sind, dass Jackson den Kern dieser Bücher nicht gut adaptiert, dann ist das berechtigte Kritik. Da sehe ich keine Probleme und dann von "Freaks" zu reden ist für mich etwas daneben. Und wenn Nolan ein Biopic über Oppenheimer macht, dass auf einem Pulitzer-Preis-prämierten Sachbuch beruht, muss er sich auch daran messen lassen.
Gernot hat geschrieben: 9. August 2023 10:39 Von wem bekam Nolan denn immer einen auf den Deckel für seine "problemhaften" Frauendarstellungen?!
Zieht sich durch zahlreiche Filmkritiken, einfach googeln.
Ein guter Anfangspunkt:
https://collider.com/tenet-christopher- ... haracters/

Nolan wurde schon häufiger dafür kritisiert, immer wieder auf den Typus der toten Frau zurückzugreifen, die nur dazu da ist, um zu sterben und den männlichen Protagonisten zu motivieren. Du findest das in "Memento", in "The Dark Knight", zweimal in "Prestige", als Dreh- und Angelpunkt in "Inception" – und jetzt zumindest teilweise auch in "Oppenheimer" (da allerdings natürlich durch den tatsächlichen Tod von Jean Tatlock besser begründet). Man muss das nicht als Problem wahrnehmen, und da der breiten Masse seine Filme gut gefallen, bleibt die Kritik an diesem Stereotyp immer eine Minderheitenmeinung (die auch wesentlich der feministischen Filmkritik der letzten 15 Jahre entsprungen ist), man kann aber. Da mir "Prestige" und "Inception" gut gefallen, sitze ich selbst nicht mal unbedingt in dem Boot. Wenn Nolan in "Oppenheimer" aber eine Frauenrolle nur auftreten lässt, um sie mehrfach sehr ausbeuterisch nackt zu zeigen, und er ansonsten rein gar nichts mit diesem Charakter anzufangen weiß, dann ist das ein Problem für mich. Du hast es vielleicht anders empfunden, es sei dir gegönnt.
https://filmduelle.de/

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