Ja, wir sind hier etwas abgedriftet, dabei wird der alte Tom eh schon seit vielen Wochen ausgiebig diskutiert.
Das BO des neuen Nolan ist jedenfalls nicht so schlecht, zumal er in den USA ja auch R-rated ist. Sein 100 Mio USD Budget hat er mit einem geschätzten Start von ~190 Mio USD gleich verdoppelt! Gerade gesehen dass Barbie sogar ein Budget von 145 Mio USD hat, aber es läuft auch extrem gut.
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1652Barbie hatte ein höheres Budget als Oppenheimer? Irre, für was ging das denn drauf?
#London2024
"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1653iHaveCNit: Oppenheimer (2023) – Christopher Nolan – Universal
Deutscher Kinostart: 20.07.2023
gesehen am 20.07.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 19:45 Uhr
gesehen am 21.07.2023 in Samsung ONYX LED
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 6 – Reihe 13, Platz 25 – 20:40 Uhr
Kommen wir nun zu meinem zweiten Teil des Phänomens „Barbenheimer“ - Christopher Nolans „Oppenheimer“. Ich glaube, ich brauche nicht wirklich zu erwähnen, dass dieser Film mit zu meinen meist erwarteten Kinostarts im Jahr 2023 gehört – gerade weil ich Filme von Christopher Nolan liebe und diese für mich auch immer eine sichere Bank sind. In „Oppenheimer“ orientiert sich Nolan an einer Autobiographie von Kai Bird und Martin J. Sherwin „American Prometheus“ über den „Vater der Atombombe“ Julius Robert Oppenheimer. Entstanden ist ein Film, der bei mir eingeschlagen ist – wie eine Atombombe.
Während des zweiten Weltkrieges beginnt für die vereinigten Staaten ein Wettlauf gegen die Zeit und einen unsicheren Fortschritt der Deutschen in der Entwicklung von atomaren Sprengkörpern. Für die wissenschaftliche Leitung wird der Physiker Julius Robert Oppenheimer beauftragt, der in der abgeschiedenen Wüste in Los Alamos mit einem Team der fähigsten Wissenschaftler an dem Bau der Atombombe tüftelt. Doch wie geht man damit um, dass man gerade etwas entwickelt, dass nicht nur den Krieg, sondern auch die Welt beenden könnte ? Und wie geht man mit dieser Verantwortung danach um ?
Nach „Dunkirk“ ist dies nun der zweite Film von Christopher Nolan, der sich mit der Aufarbeitung geschichtlicher Themen beschäftigt. Bei der Aufarbeitung geschichtlicher Themen ist es natürlich ein Aspekt, aus welcher Perspektive diese Geschichte erzählt wird und wieviel Zudichtung, Umdichtung und Wahrheit dahintersteckt. Da ich persönlich die zugrunde liegende Autobiographie nicht gelesen habe, fällt es miran dieser Stelle natürlich schwer, genau diese Perspektive zu reflektieren, womit ich nur das gebotene Werk von Nolan isoliert betrachten kann und möchte. Mit 3 Stunden ist „Oppenheimer“ das bisher längste Werk von Nolan und ein aus meiner Perspektive betrachtet großartiger Film geworden. Nolan ist ja bekannt dafür, jedem Film ein narratives Konzept zu geben und viele Ebenen miteinander zu verknüpfen. „Oppenheimer“ ist hier schon eher für Nolan-Verhältnisse einfach gestrickt. Neben zwei farblich voneinander getrennten Ebenen, die die Titel Spaltung und Fusion tragen lässt sich der Film in seinen 3 Stunden klar in 3 Akte einteilen, Bei denen im ersten Akt zwischen beiden Ebenen hin und her gesprungen wird, ehe im 2. Akt die erste Ebene dominiert und ab Akt 3 es zur dominierenden zweiten Ebene kommt und beide Ebenen miteinander verknüpft werden. Diese Struktur führt Nolan ein wenig an seine Anfänge zurück, als er in Following als auch Memento immer zwischen einzelnen Elementen und Ebenen hin und her gesprungen ist und sich am Ende das große Ganze ergeben hat. Gerade diese Struktur hat für „Oppenheimer“ auch in meinen Augen Sinn ergeben, weil sich somit ein komplexer Faden ergibt, den man wie eine Zündspüle für sich aufwickeln und ausrollen kann. Weil sich damit eine immer wieder steigende, explosive Kettenreaktion ergibt, die sich bis zur nächsten großen Explosion aufbaut und dann die Schockwelle und Folgen der Explosion nachwirken lässt. Gepaart mit teils assoziativ eingeschnittenen Bildern, die visuell in den visionären Geist eines Oppenheimers eintauchen lassen, ist dieser Film eine über die 3 Stunden eine interessante Charakterstudie über den schwer greifbaren Oppenheimer, für den Cillian Murphy hier die bestmögliche Besetzung gewesen ist. Der Film ist in seinen 3 Stunden auch eine biographische Aufarbeitung des Lebens von Oppenheimer vor seinem Engagement beim Manhattan-Projekt, eine Aufarbeitung wichtiger Stationen während des Projekts und auch eine Aufarbeitung dessen, was danach folgte und welche Auswirkungen frühere kommunistische Verstrickungen Oppenheimers, sein innerer Zwiespalt und sein wissenschaftlicher Verstand hatten, gerade wenn es um politische Machtkämpfe und gekränkte Egos geht – bei dem Robert Downey Jr. unfassbar glänzen darf in der Rolle des Lewis Strauss. Zu Beginn des Films wird die Prometheus-Sage zitiert und der Film greift diese so auf, dass eben Oppenheimer der Prometheus ist, der mit der Atombombe den Menschen das Feuer brachte und dafür von den Göttern (US-Behörden) bestraft und gegeißelt worden ist. In dem Ensemble des Films, das unfassbar starbesetzt wirkt, selbst bis in die kleinste Nebenrolle, die nur wenige Momente im Film zu sehen ist, ist für mich vor allem noch Emily Blunt als auch Matt Damon erwähnenswert. Die Liste kann sich mit Namen wie Florence Pugh, Josh Hartnett, Casey Affleck, Rami Malek, Benny Safdie, Gary Oldman, Jason Clarke, Dane DeHaan, Alden Ehrenreich, Tony Goldwyn, Kenneth Branagh, James Darcy, David Dastmalchian, David Krumholtz, Matthias Schweighöfer und vielen mehr einfach sehen lassen. Handwerklich gesehen ist der Film in allen seinen Bereichen, Kamera, Musik, Sound, Schnitt, Set-Design, Kostüm-Design, visuelle Effekte und auch beim Make-Up und Haar-Design einfach über jeden Zweifel erhaben. Die Bilder von Hoyte van Hoytema sind grandios, die Musik von Ludwig Göransson legt sich wie ein brachialer, opernhafter Teppich dominierend über die Bilder und auch die geführten, messerscharfen Dialoge. Die Effekt-, Sound- und Schnitt-Arbeit lässt es in den passenden Momenten perfekt knallen. „Oppenheimer“ ist neben einer Charakterstudie und einer autobiographischen Aufarbeitung auch so etwas wie ein reelles Horrordrama, dass besonders in den letzten Minuten, gerade wenn es um den Inhalt eines Gespräches zwischen Oppenheimer und Einstein geht ein erschreckendes Mahnmal an uns Menschen, dass die perfekte Erklärung für den Zwiespalt und die Angst im Kopf von Oppenheimer liefert und im übertragenen Sinne sein im Film auch mehrfach getroffenes Vishnu-Zitat „Now i am become death, the destroyer of worlds“ wiederspiegelt. In diesem rauschhaften Erlebnis des Films kam es auch dazu, dass ich nach der ersten Sichtung so sehr den Drang dazu verspürt habe, ihn zur Reflexion noch einmal zu sehen und mich spontan nahezu 24 Stunden später wieder in einer nahezu ausverkauften Vorstellung einzufinden – nicht nur aus Gründen der Reflexion heraus, sondern auch, weil ich ihn so gut finde, dass ich ihn gerne noch einmal sehen wollte. Denn Nolan hat mich mal wieder absolut nicht enttäuscht. Oppenheimer ist bei mir eingeschlagen wie eine Atombombe.
„Oppenheimer“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
Deutscher Kinostart: 20.07.2023
gesehen am 20.07.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 19:45 Uhr
gesehen am 21.07.2023 in Samsung ONYX LED
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 6 – Reihe 13, Platz 25 – 20:40 Uhr
Kommen wir nun zu meinem zweiten Teil des Phänomens „Barbenheimer“ - Christopher Nolans „Oppenheimer“. Ich glaube, ich brauche nicht wirklich zu erwähnen, dass dieser Film mit zu meinen meist erwarteten Kinostarts im Jahr 2023 gehört – gerade weil ich Filme von Christopher Nolan liebe und diese für mich auch immer eine sichere Bank sind. In „Oppenheimer“ orientiert sich Nolan an einer Autobiographie von Kai Bird und Martin J. Sherwin „American Prometheus“ über den „Vater der Atombombe“ Julius Robert Oppenheimer. Entstanden ist ein Film, der bei mir eingeschlagen ist – wie eine Atombombe.
Während des zweiten Weltkrieges beginnt für die vereinigten Staaten ein Wettlauf gegen die Zeit und einen unsicheren Fortschritt der Deutschen in der Entwicklung von atomaren Sprengkörpern. Für die wissenschaftliche Leitung wird der Physiker Julius Robert Oppenheimer beauftragt, der in der abgeschiedenen Wüste in Los Alamos mit einem Team der fähigsten Wissenschaftler an dem Bau der Atombombe tüftelt. Doch wie geht man damit um, dass man gerade etwas entwickelt, dass nicht nur den Krieg, sondern auch die Welt beenden könnte ? Und wie geht man mit dieser Verantwortung danach um ?
Nach „Dunkirk“ ist dies nun der zweite Film von Christopher Nolan, der sich mit der Aufarbeitung geschichtlicher Themen beschäftigt. Bei der Aufarbeitung geschichtlicher Themen ist es natürlich ein Aspekt, aus welcher Perspektive diese Geschichte erzählt wird und wieviel Zudichtung, Umdichtung und Wahrheit dahintersteckt. Da ich persönlich die zugrunde liegende Autobiographie nicht gelesen habe, fällt es miran dieser Stelle natürlich schwer, genau diese Perspektive zu reflektieren, womit ich nur das gebotene Werk von Nolan isoliert betrachten kann und möchte. Mit 3 Stunden ist „Oppenheimer“ das bisher längste Werk von Nolan und ein aus meiner Perspektive betrachtet großartiger Film geworden. Nolan ist ja bekannt dafür, jedem Film ein narratives Konzept zu geben und viele Ebenen miteinander zu verknüpfen. „Oppenheimer“ ist hier schon eher für Nolan-Verhältnisse einfach gestrickt. Neben zwei farblich voneinander getrennten Ebenen, die die Titel Spaltung und Fusion tragen lässt sich der Film in seinen 3 Stunden klar in 3 Akte einteilen, Bei denen im ersten Akt zwischen beiden Ebenen hin und her gesprungen wird, ehe im 2. Akt die erste Ebene dominiert und ab Akt 3 es zur dominierenden zweiten Ebene kommt und beide Ebenen miteinander verknüpft werden. Diese Struktur führt Nolan ein wenig an seine Anfänge zurück, als er in Following als auch Memento immer zwischen einzelnen Elementen und Ebenen hin und her gesprungen ist und sich am Ende das große Ganze ergeben hat. Gerade diese Struktur hat für „Oppenheimer“ auch in meinen Augen Sinn ergeben, weil sich somit ein komplexer Faden ergibt, den man wie eine Zündspüle für sich aufwickeln und ausrollen kann. Weil sich damit eine immer wieder steigende, explosive Kettenreaktion ergibt, die sich bis zur nächsten großen Explosion aufbaut und dann die Schockwelle und Folgen der Explosion nachwirken lässt. Gepaart mit teils assoziativ eingeschnittenen Bildern, die visuell in den visionären Geist eines Oppenheimers eintauchen lassen, ist dieser Film eine über die 3 Stunden eine interessante Charakterstudie über den schwer greifbaren Oppenheimer, für den Cillian Murphy hier die bestmögliche Besetzung gewesen ist. Der Film ist in seinen 3 Stunden auch eine biographische Aufarbeitung des Lebens von Oppenheimer vor seinem Engagement beim Manhattan-Projekt, eine Aufarbeitung wichtiger Stationen während des Projekts und auch eine Aufarbeitung dessen, was danach folgte und welche Auswirkungen frühere kommunistische Verstrickungen Oppenheimers, sein innerer Zwiespalt und sein wissenschaftlicher Verstand hatten, gerade wenn es um politische Machtkämpfe und gekränkte Egos geht – bei dem Robert Downey Jr. unfassbar glänzen darf in der Rolle des Lewis Strauss. Zu Beginn des Films wird die Prometheus-Sage zitiert und der Film greift diese so auf, dass eben Oppenheimer der Prometheus ist, der mit der Atombombe den Menschen das Feuer brachte und dafür von den Göttern (US-Behörden) bestraft und gegeißelt worden ist. In dem Ensemble des Films, das unfassbar starbesetzt wirkt, selbst bis in die kleinste Nebenrolle, die nur wenige Momente im Film zu sehen ist, ist für mich vor allem noch Emily Blunt als auch Matt Damon erwähnenswert. Die Liste kann sich mit Namen wie Florence Pugh, Josh Hartnett, Casey Affleck, Rami Malek, Benny Safdie, Gary Oldman, Jason Clarke, Dane DeHaan, Alden Ehrenreich, Tony Goldwyn, Kenneth Branagh, James Darcy, David Dastmalchian, David Krumholtz, Matthias Schweighöfer und vielen mehr einfach sehen lassen. Handwerklich gesehen ist der Film in allen seinen Bereichen, Kamera, Musik, Sound, Schnitt, Set-Design, Kostüm-Design, visuelle Effekte und auch beim Make-Up und Haar-Design einfach über jeden Zweifel erhaben. Die Bilder von Hoyte van Hoytema sind grandios, die Musik von Ludwig Göransson legt sich wie ein brachialer, opernhafter Teppich dominierend über die Bilder und auch die geführten, messerscharfen Dialoge. Die Effekt-, Sound- und Schnitt-Arbeit lässt es in den passenden Momenten perfekt knallen. „Oppenheimer“ ist neben einer Charakterstudie und einer autobiographischen Aufarbeitung auch so etwas wie ein reelles Horrordrama, dass besonders in den letzten Minuten, gerade wenn es um den Inhalt eines Gespräches zwischen Oppenheimer und Einstein geht ein erschreckendes Mahnmal an uns Menschen, dass die perfekte Erklärung für den Zwiespalt und die Angst im Kopf von Oppenheimer liefert und im übertragenen Sinne sein im Film auch mehrfach getroffenes Vishnu-Zitat „Now i am become death, the destroyer of worlds“ wiederspiegelt. In diesem rauschhaften Erlebnis des Films kam es auch dazu, dass ich nach der ersten Sichtung so sehr den Drang dazu verspürt habe, ihn zur Reflexion noch einmal zu sehen und mich spontan nahezu 24 Stunden später wieder in einer nahezu ausverkauften Vorstellung einzufinden – nicht nur aus Gründen der Reflexion heraus, sondern auch, weil ich ihn so gut finde, dass ich ihn gerne noch einmal sehen wollte. Denn Nolan hat mich mal wieder absolut nicht enttäuscht. Oppenheimer ist bei mir eingeschlagen wie eine Atombombe.
„Oppenheimer“ - My Second Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1654Für Margot Robbie und Ryan Gosling natürlichSamedi hat geschrieben: 22. Juli 2023 00:07 Barbie hatte ein höheres Budget als Oppenheimer? Irre, für was ging das denn drauf?
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1655Habt ihr euch 10 Sekunden aus den Trailern angesehen? Alleine das extrem beeindruckende Setdesign von Barbieland dürfte die merkwürdige Frage nach dem Budget hinreichend beantworten.
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
Let the sheep out, kid.
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1656Genau das und wer weiß, wieviel auch an Lizenzgebühren für die ganzen im Film integrierten lizenzierten Mattel- und Barbieprodukte fällig waren und welchen Einfluss diese Gebühren auf die Produktionskosten hatten. Das sollte an dieser Stelle nicht unterschätzt werden.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1657Der Film war doch gar nicht teuer. Für unter 100 Mio kann man keinen Blockbuster mehr machen. Allein die beiden Hauptdarsteller bekommen bestimmt zusammen 40 Mio.
"It's been a long time - and finally, here we are"
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1658Auf mich wirkt Oppenheimer auf jeden Fall um einiges beeindruckender. Und über zu wenig Stars kann man da auch nicht klagen.
#London2024
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1659Nicht besser als der schwache Dunkirk. Beindruckend war da für mich rein gar nichts, enttäuschend.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1660Implodierende Kaskaden - Christopher Nolan erzählt Geschichte
Es gibt eine einzige Szene in diesem Film, die für pure Kinomagie steht. Regisseur Christopher Nolan zeigt dort die Zündung der ersten Atombombe der Geschichte, den sogenannten „Trinity Test“ im US-Bundesstatt New Mexico. J. Robert Oppenheimer - Titelheld von Nolans neuestem Blockbuster - und sein Team aus Wissenschaftlern und Militärs beobachten dabei aus sicherer Entfernung das Ergebnis ihrer dreijährigen Arbeit. Kein Laut, weder Dialog, noch Score noch der zu erwartende ohrenbetäubende Krach einer explodierenden Atombombe ist zu hören. In absoluter Stille sehen wir fast schon majestätisch schöne Bilder von Feuer, Rauch und entfesselter Energie. Ein ebenso atemberaubender wie irritierender Moment, der zum Nachdenken zwingt und die enorme Tragweite der Situation erfahrbar macht. Großes Kino. Für etwa zwei Minuten. Des Problem ist nur, es gibt noch 178 weitere ...
https://www.ofdb.de/film/370318,905118, ... er/review/
Es gibt eine einzige Szene in diesem Film, die für pure Kinomagie steht. Regisseur Christopher Nolan zeigt dort die Zündung der ersten Atombombe der Geschichte, den sogenannten „Trinity Test“ im US-Bundesstatt New Mexico. J. Robert Oppenheimer - Titelheld von Nolans neuestem Blockbuster - und sein Team aus Wissenschaftlern und Militärs beobachten dabei aus sicherer Entfernung das Ergebnis ihrer dreijährigen Arbeit. Kein Laut, weder Dialog, noch Score noch der zu erwartende ohrenbetäubende Krach einer explodierenden Atombombe ist zu hören. In absoluter Stille sehen wir fast schon majestätisch schöne Bilder von Feuer, Rauch und entfesselter Energie. Ein ebenso atemberaubender wie irritierender Moment, der zum Nachdenken zwingt und die enorme Tragweite der Situation erfahrbar macht. Großes Kino. Für etwa zwei Minuten. Des Problem ist nur, es gibt noch 178 weitere ...
https://www.ofdb.de/film/370318,905118, ... er/review/
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1661Vodka, ein toller Text, dem ich quasi bis ins letzte Detail zustimme. Ich suche nachher nochmal meinen Text von der Arbeit raus, der nach der Preview in London entstanden ist, aber erst dieses Wochenende online gehen durfte – weil ich zumindest eine Sache unbedingt erwähnen wollte, die bis zum Kinostart einem strikten Embargo unterlag … Warum auch immer bei einem biografischen Spielfilm bestimmte inhaltliche Verrenkungen ernsthaft unter ein Embargo gestellt werden müssen, verstehen wohl nur der liebe Gott und Nolan (für einige da draußen habe ich jetzt mutmaßlich nur eine Person genannt).
Ich nehme den Kinostart mal zum Anlass, um die Nolan-Umfrage in diesem Thread zu updaten. Bisherige Ergebnisse:
Following (1998) – 0% – Keine Stimmen
Keine Stimmen
- Memento (2000) – 20% – 7 Stimmen
- Insomnia (2002) – 3% – 1 Stimme
- Batman Begins (2005) – 3% – 1 Stimme
- Prestige (2006) – 9% – 3 Stimmen
- The Dark Knight (2008) – 31% – 11 Stimmen
- Inception (2010) – 6% – 2 Stimmen
- The Dark Knight Rises (2012) – 3% – 1 Stimme
- Interstellar (2014) – 9% – 3 Stimmen
- Dunkirk (2017) – 6% – 2 Stimmen
- Tenet (2020) – 11% – 4 Stimmen
Ich nehme den Kinostart mal zum Anlass, um die Nolan-Umfrage in diesem Thread zu updaten. Bisherige Ergebnisse:
Following (1998) – 0% – Keine Stimmen
Keine Stimmen
- Memento (2000) – 20% – 7 Stimmen
- Insomnia (2002) – 3% – 1 Stimme
- Batman Begins (2005) – 3% – 1 Stimme
- Prestige (2006) – 9% – 3 Stimmen
- The Dark Knight (2008) – 31% – 11 Stimmen
- Inception (2010) – 6% – 2 Stimmen
- The Dark Knight Rises (2012) – 3% – 1 Stimme
- Interstellar (2014) – 9% – 3 Stimmen
- Dunkirk (2017) – 6% – 2 Stimmen
- Tenet (2020) – 11% – 4 Stimmen
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1662Ohne den Film gesehen zu haben: Die Rezension ist ein Genussvodkamartini hat geschrieben: 23. Juli 2023 23:59 Implodierende Kaskaden - Christopher Nolan erzählt Geschichte
Es gibt eine einzige Szene in diesem Film, die für pure Kinomagie steht. Regisseur Christopher Nolan zeigt dort die Zündung der ersten Atombombe der Geschichte, den sogenannten „Trinity Test“ im US-Bundesstatt New Mexico. J. Robert Oppenheimer - Titelheld von Nolans neuestem Blockbuster - und sein Team aus Wissenschaftlern und Militärs beobachten dabei aus sicherer Entfernung das Ergebnis ihrer dreijährigen Arbeit. Kein Laut, weder Dialog, noch Score noch der zu erwartende ohrenbetäubende Krach einer explodierenden Atombombe ist zu hören. In absoluter Stille sehen wir fast schon majestätisch schöne Bilder von Feuer, Rauch und entfesselter Energie. Ein ebenso atemberaubender wie irritierender Moment, der zum Nachdenken zwingt und die enorme Tragweite der Situation erfahrbar macht. Großes Kino. Für etwa zwei Minuten. Des Problem ist nur, es gibt noch 178 weitere ...
https://www.ofdb.de/film/370318,905118, ... er/review/
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How I Learned to Start Worrying and Hate the Bomb
1663Oppenheimer (Christopher Nolan, 2023)
Mit einer Texteinblendung beginnt Star-Regisseur Christopher Nolan ("The Dark Knight", "Inception", "Interstellar") seinen neuesten Film. Doch obwohl dieser "Oppenheimer" heißt und auch von jenem Physiker handelt, klärt der Text nicht über Oppenheimer auf, sondern über Prometheus. Prometheus war ein Titan der griechischen Mythologie, der dem Göttervater Zeus das Feuer aus dem Olymp stahl und es den Menschen schenkte. Dafür wurde er von den Göttern bestraft und gefoltert, erklärt der "Oppenheimer"-Film. Sofort ist klar: Die Geschichte dieses Mannes, dessen Spitzname "Vater der Atombombe" lautet, wird kein heroischer Film über einen Wissenschaftler, dessen Erfindung den Zweiten Weltkrieg beendete und die Welt veränderte. Es wird ein düsterer Film, eine echte Tragödie – über den Gott der Quantenphysik.
Zu Beginn seines Lebens deutet für J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) nur wenig daraufhin, dass er einst das menschliche Prometheus-Äquivalent werden wird. Als Student der damals noch jungen Quantenphysik pilgert er durch Europa und lernt einige der Koryphäen der Physik kennen, darunter den dänischen Niels Bohr (Kenneth Branagh) und den deutschen Werner Heisenberg (Matthias Schweighöfer). Wieder in den USA wird er selbst zum Lehrer an einer Universität, freundet sich mit dem gleichgesinnten Ernest Lawrence (Josh Hartnett) an und etabliert die Quantenphysik in Amerika – bis ihn am 1. September 1939 dieselbe Nachricht in seinen Grundfesten erschüttert wie auch den Rest der Welt: Adolf Hitler ist mit Nazi-Deutschland in Polen einmarschiert.
Als die Nazis in Dänemark einfallen, verbreiten sich Gerüchte: Angeblich arbeiten Heisenberg und Bohr für Hitler am Bau eines nuklearen Sprengkörpers. Damit wären die Deutschen nicht mehr aufzuhalten. Da wird Oppenheimer vom US-Militär in Gestalt von Leslie Groves (Matt Damon) aufgesucht. Er bietet dem Wissenschaftler einen Job an: Oppenheimer soll mit den besten Physikern der USA ebenfalls an einer Atombombe bauen, einer Bombe, die "alle Kriege beenden" soll. In der Wüste von Los Alamos entsteht eine ganze Kleinstadt: Damit die vielen Genies, darunter Richard Feynman (Jack Quaid), Kenneth Bainbridge (Josh Peck), Edward Teller (Benny Safdie) und Enrico Fermi (Danny Deferrari), anreisen und über Monate am sogenannten Manhattan-Projekt mitwirken, wird die Stadt so gebaut, dass sie alle ihre Frauen und Kinder mitbringen können. Auch Oppenheimer bringt seine Gattin Kitty (Emily Blunt) mit in die Wüste, wo nach langer Arbeit der Bau der Bombe wirklich gelingt und beim legendären Trinity-Test erfolgreich gezündet wird.
Was danach geschah, ist Geschichte: Noch vor dem erfolgreichen Trinity-Test verliert Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg, Hitler erschießt sich im Führerbunker. Aber die Japaner kämpfen weiter. US-Präsident Harry S. Truman (Gary Oldman) zwingt sie in die Knie, in dem er je eine Atombombe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki abwerfen lässt. Es sind zivile Ziele. In den Folgemonaten und Jahren wird Oppenheimer von schweren Schuldgefühlen geplagt und tritt zunehmend als politischer Gegner auf, als die USA an einer noch verheerenderen Bombe, der Wasserstoffbombe, forschen.
Das Leben des J. Robert Oppenheimer ist groß, so groß, dass Christopher Nolan für seinen Film eine Länge von 181 Minuten benötigt und dennoch nur so durch die Szenen hetzt. In seinem biografischen Epos sind gar mehr Schnitte als in vielen neumodischen Actionfilmen zu finden. Oppenheimers Zeit in Europa, sein Leben als Lehrer in Berkeley, seine Rekrutierung durch Groves, seine Planung des Manhattan-Projekts, der Bau der Bombe, die vielen (auch moralischen) Diskussionen unter den Physikern – durch all diese Ereignisse hastet Nolan mit einem überfordernden Tempo, in dem nie die Zeit bleibt, zu reflektieren und diesen Mann kennenzulernen. Nolan hakt die biografischen Stationen des Physikers detailgetreu und mit höchster Akribie ab, doch dieser Person näher auf den Zahn zu fühlen, dem man da immerhin drei Stunden zuschauen soll, will nicht gelingen.
Zumal Nolan es bei Oppenheimer als Physiker nicht belässt. Auch dessen Privatleben soll abgehandelt werden. Sein Bruder Frank (Dylan Arnold) war Mitglied der kommunistischen Partei, und obwohl Oppenheimer nie selbst überzeugter Kommunist war, so hatte er kommunistische Freunde wie Haakon Chevalier (Jefferson Hall) und ein Parteimitglied namens Jean Tatlock (Florence Pugh) als Geliebte. All das also quetscht Nolan in einem irren Erzähltempo in seinen Film – und wer nicht bereits kräftig viel Mitwissen über diese wahre Geschichte mitbringt, wird gewaltige Probleme bekommen, dem Film vollends zu folgen. "Oppenheimer" erzählt ein großes Leben, übernimmt sich aber in den Details. Was vor allem Oppenheimers Liebesleben im Film zu suchen hat, bleibt unklar. Florence Pugh ist nur in drei kurzen Szenen zu sehen und darf dabei wenig mehr tun, als sich oben ohne zu zeigen. Emily Blunt wird als besorgte, dem Alkohol zugetane Hausfrau verschenkt. Oppenheimers zwei Kinder sind so gut wie nie zu sehen. Ob ihre Namen überhaupt fallen, geht unter.
Und obwohl all das nicht kompliziert genug wäre, setzt Christopher Nolan noch eines drauf, denn "Oppenheimer" ist nicht chronologisch erzählt. Der Film hat gleich zwei Klammern: Die eine zeigt Oppenheimer im Jahr 1954, wie er sich in einem geheimen und inoffiziellen Hinterzimmer-Verfahren gegen die Entziehung seiner Sicherheitsfreigabe wehren muss, und dabei vom unerbittlichen Politiker Roger Robb (Jason Clarke) ins Kreuzverhör genommen wird. Dort versucht man, ihn als Kommunisten zu brandmarken, wirft ihm die politischen Ambitionen seines Bruders und seiner Ex-Geliebten vor. Einige Jahre später, in einer Handlung, die nur in Schwarz-Weiß gefilmt wird, bewirbt sich der Selfmade-Millionär Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) vor dem US-Senat als Handelsminister im Kabinett von US-Präsident Dwight D. Eisenhower. Dabei geht es in einer öffentlichen Anhörung auch um Oppenheimer, denn Strauss war bei der politischen Diskussion um den Bau einer Wasserstoffbombe Oppenheimers schärfster Gegner.
Verworrener hätte Christopher Nolan seinen Film kaum aufbauen können. So gerät der Kinobesuch zum anstrengenden Parforceritt, es wirkt gar, als würde man sich ein Hörbuch über Oppenheimer versehentlich im Shuffle-Modus anhören. Nolan schaltet zwar alle Register, um den trockenen Stoff zum visuellen Erlebnis zu machen: Er filmt in großen, bedeutungsgeladenen Bildern, unterlegt nahezu die kompletten drei Stunden mit einem wummernden, die Ohren betäubenden Soundtrack von Ludwig Göransson ("The Mandalorian"), zeigt Oppenheimers Obsession mit Quantenphysik und Atomen in abstrakten epischen Partikel-Visionen, doch der Eindruck bleibt. "Oppenheimer" ist ein aufdringlicher, überfordernder Film, der unbedingt ein Event sein möchte, aber unter all seinem Getöse und seiner absichtlich komplizierten Form erschreckend hohl wirkt.
Dennoch muss man diesen Film im Kino gesehen haben, man könnte gar schreiben: Wenn man diesen Film überhaupt sehen muss, dann auf der größtmöglichen Leinwand. Denn trotz aller dramaturgischen Schwächen, trotz vieler der wenig überzeugenden Ideen und der wichtigtuerischen Gestaltung blitzt in einer Sequenz das Genie des Mannes auf, der mit "The Dark Knight" oder "Inception" zwei moderne Klassiker der Filmgeschichte schuf. Nach etwa zwei Stunden nämlich nähert sich "Oppenheimer" dem Trinity-Test und wie Nolan in einer gar zwanzigminütigen Montage sich dieser ersten Atombombenexplosion der Menschheit annähert, wie er dieses weltverändernde Ereignis aufbaut, zuspitzt und letztlich eine der lautesten Explosionen, die je in einem Film zu sehen und hören war, zündet – das ist ganz große Kinomagie und sollte jeder Filmfan mindestens einmal erlebt haben.
In dieser bildgewaltigen, erhabenen Sequenz findet Nolans Film eine Größe und Würde, die seinem Werk sonst abgeht – trotz einer hochkarätigen Besetzung, bei der Weltstarts teils Auftritte von unter zwei Minuten zugestanden bekommen. Selbst Hauptdarsteller Cillian Murphy kann nie wirklich auftrumpfen, zu wenig Futter bekommt er vom Drehbuch, um die Zerrissenheit, die schweren Selbstzweifel und die Ohnmacht gegenüber der eigenen Schöpfung zu verkörpern. Das legendäre TV-Interview von 1965, in dem ein weinender Oppenheimer vor Livekameras die Worte "Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten" spricht, zeigt Nolan nicht. Stattdessen liest Oppenheimer im Film diese Worte beim Sex mit seiner Geliebten vor. Sensationell spielt nur einer: Robert Downey Jr.! Dem "Iron Man"-Star in "Oppenheimer" zuzugucken, ist ein Gedicht. In der Rolle des intriganten Lewis Strauss geht er so auf, wie nie zuvor in seiner Karriere – und ihm dürfte 2023 jeder Schauspielpreis sicher sein. Auch für ihn lohnt sich der Kinobesuch.
Es ist schade, dass Christopher Nolan aus diesem brillanten Stoff selten je mehr rausholen kann als die Wiedergabe eines Wikipedia-Artikels, dass er den Zugang zum Menschen, der immerhin seinen Filmtitel schmückt, nicht findet. "Oppenheimer" hätte ein ganz großer Film werden können – das zeigt eine kurze, gänzlich fiktive Szene, die Nolan mehrfach wieder aufgreift, immer aus Sicht einer anderen Figur. 1947 nämlich trifft sich Oppenheimer an einem kleinen See mit seinem großen Idol Albert Einstein – worüber genau sie sprachen, enthüllt der Film erst ganz am Schluss. Es ist eine ganz kleine Szene in dem sonst so großen Film.
Albert Einstein wird vom 81-jährigen Schotten Tom Conti verkörpert – und sowohl Nolan als auch Conti zeigen Einstein ganz anders, als man es erwarten würde. Er ist hier nicht der überragende Physik-Genius, als das er so oft gezeigt wird, sondern ein kleiner, alter, bescheidener Mann, der das Wissen des ganzen Universums in seinem Kopf sortieren kann, dem bei starkem Wind aber auch schnell der Hut wegfliegt. In diesem kurzen Moment, als Einstein ganz beiläufig seinem davon wehenden Hut nachschaut, liegt der Film, der "Oppenheimer" hätte werden können. Ein Film, nicht über die Götter der Quantenphysik, sondern über die Menschen hinter der Wissenschaft.
Original-Link: https://www.tvspielfilm.de/news/filme/o ... ticle.html
Mit einer Texteinblendung beginnt Star-Regisseur Christopher Nolan ("The Dark Knight", "Inception", "Interstellar") seinen neuesten Film. Doch obwohl dieser "Oppenheimer" heißt und auch von jenem Physiker handelt, klärt der Text nicht über Oppenheimer auf, sondern über Prometheus. Prometheus war ein Titan der griechischen Mythologie, der dem Göttervater Zeus das Feuer aus dem Olymp stahl und es den Menschen schenkte. Dafür wurde er von den Göttern bestraft und gefoltert, erklärt der "Oppenheimer"-Film. Sofort ist klar: Die Geschichte dieses Mannes, dessen Spitzname "Vater der Atombombe" lautet, wird kein heroischer Film über einen Wissenschaftler, dessen Erfindung den Zweiten Weltkrieg beendete und die Welt veränderte. Es wird ein düsterer Film, eine echte Tragödie – über den Gott der Quantenphysik.
Zu Beginn seines Lebens deutet für J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) nur wenig daraufhin, dass er einst das menschliche Prometheus-Äquivalent werden wird. Als Student der damals noch jungen Quantenphysik pilgert er durch Europa und lernt einige der Koryphäen der Physik kennen, darunter den dänischen Niels Bohr (Kenneth Branagh) und den deutschen Werner Heisenberg (Matthias Schweighöfer). Wieder in den USA wird er selbst zum Lehrer an einer Universität, freundet sich mit dem gleichgesinnten Ernest Lawrence (Josh Hartnett) an und etabliert die Quantenphysik in Amerika – bis ihn am 1. September 1939 dieselbe Nachricht in seinen Grundfesten erschüttert wie auch den Rest der Welt: Adolf Hitler ist mit Nazi-Deutschland in Polen einmarschiert.
Als die Nazis in Dänemark einfallen, verbreiten sich Gerüchte: Angeblich arbeiten Heisenberg und Bohr für Hitler am Bau eines nuklearen Sprengkörpers. Damit wären die Deutschen nicht mehr aufzuhalten. Da wird Oppenheimer vom US-Militär in Gestalt von Leslie Groves (Matt Damon) aufgesucht. Er bietet dem Wissenschaftler einen Job an: Oppenheimer soll mit den besten Physikern der USA ebenfalls an einer Atombombe bauen, einer Bombe, die "alle Kriege beenden" soll. In der Wüste von Los Alamos entsteht eine ganze Kleinstadt: Damit die vielen Genies, darunter Richard Feynman (Jack Quaid), Kenneth Bainbridge (Josh Peck), Edward Teller (Benny Safdie) und Enrico Fermi (Danny Deferrari), anreisen und über Monate am sogenannten Manhattan-Projekt mitwirken, wird die Stadt so gebaut, dass sie alle ihre Frauen und Kinder mitbringen können. Auch Oppenheimer bringt seine Gattin Kitty (Emily Blunt) mit in die Wüste, wo nach langer Arbeit der Bau der Bombe wirklich gelingt und beim legendären Trinity-Test erfolgreich gezündet wird.
Was danach geschah, ist Geschichte: Noch vor dem erfolgreichen Trinity-Test verliert Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg, Hitler erschießt sich im Führerbunker. Aber die Japaner kämpfen weiter. US-Präsident Harry S. Truman (Gary Oldman) zwingt sie in die Knie, in dem er je eine Atombombe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki abwerfen lässt. Es sind zivile Ziele. In den Folgemonaten und Jahren wird Oppenheimer von schweren Schuldgefühlen geplagt und tritt zunehmend als politischer Gegner auf, als die USA an einer noch verheerenderen Bombe, der Wasserstoffbombe, forschen.
Das Leben des J. Robert Oppenheimer ist groß, so groß, dass Christopher Nolan für seinen Film eine Länge von 181 Minuten benötigt und dennoch nur so durch die Szenen hetzt. In seinem biografischen Epos sind gar mehr Schnitte als in vielen neumodischen Actionfilmen zu finden. Oppenheimers Zeit in Europa, sein Leben als Lehrer in Berkeley, seine Rekrutierung durch Groves, seine Planung des Manhattan-Projekts, der Bau der Bombe, die vielen (auch moralischen) Diskussionen unter den Physikern – durch all diese Ereignisse hastet Nolan mit einem überfordernden Tempo, in dem nie die Zeit bleibt, zu reflektieren und diesen Mann kennenzulernen. Nolan hakt die biografischen Stationen des Physikers detailgetreu und mit höchster Akribie ab, doch dieser Person näher auf den Zahn zu fühlen, dem man da immerhin drei Stunden zuschauen soll, will nicht gelingen.
Zumal Nolan es bei Oppenheimer als Physiker nicht belässt. Auch dessen Privatleben soll abgehandelt werden. Sein Bruder Frank (Dylan Arnold) war Mitglied der kommunistischen Partei, und obwohl Oppenheimer nie selbst überzeugter Kommunist war, so hatte er kommunistische Freunde wie Haakon Chevalier (Jefferson Hall) und ein Parteimitglied namens Jean Tatlock (Florence Pugh) als Geliebte. All das also quetscht Nolan in einem irren Erzähltempo in seinen Film – und wer nicht bereits kräftig viel Mitwissen über diese wahre Geschichte mitbringt, wird gewaltige Probleme bekommen, dem Film vollends zu folgen. "Oppenheimer" erzählt ein großes Leben, übernimmt sich aber in den Details. Was vor allem Oppenheimers Liebesleben im Film zu suchen hat, bleibt unklar. Florence Pugh ist nur in drei kurzen Szenen zu sehen und darf dabei wenig mehr tun, als sich oben ohne zu zeigen. Emily Blunt wird als besorgte, dem Alkohol zugetane Hausfrau verschenkt. Oppenheimers zwei Kinder sind so gut wie nie zu sehen. Ob ihre Namen überhaupt fallen, geht unter.
Und obwohl all das nicht kompliziert genug wäre, setzt Christopher Nolan noch eines drauf, denn "Oppenheimer" ist nicht chronologisch erzählt. Der Film hat gleich zwei Klammern: Die eine zeigt Oppenheimer im Jahr 1954, wie er sich in einem geheimen und inoffiziellen Hinterzimmer-Verfahren gegen die Entziehung seiner Sicherheitsfreigabe wehren muss, und dabei vom unerbittlichen Politiker Roger Robb (Jason Clarke) ins Kreuzverhör genommen wird. Dort versucht man, ihn als Kommunisten zu brandmarken, wirft ihm die politischen Ambitionen seines Bruders und seiner Ex-Geliebten vor. Einige Jahre später, in einer Handlung, die nur in Schwarz-Weiß gefilmt wird, bewirbt sich der Selfmade-Millionär Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) vor dem US-Senat als Handelsminister im Kabinett von US-Präsident Dwight D. Eisenhower. Dabei geht es in einer öffentlichen Anhörung auch um Oppenheimer, denn Strauss war bei der politischen Diskussion um den Bau einer Wasserstoffbombe Oppenheimers schärfster Gegner.
Verworrener hätte Christopher Nolan seinen Film kaum aufbauen können. So gerät der Kinobesuch zum anstrengenden Parforceritt, es wirkt gar, als würde man sich ein Hörbuch über Oppenheimer versehentlich im Shuffle-Modus anhören. Nolan schaltet zwar alle Register, um den trockenen Stoff zum visuellen Erlebnis zu machen: Er filmt in großen, bedeutungsgeladenen Bildern, unterlegt nahezu die kompletten drei Stunden mit einem wummernden, die Ohren betäubenden Soundtrack von Ludwig Göransson ("The Mandalorian"), zeigt Oppenheimers Obsession mit Quantenphysik und Atomen in abstrakten epischen Partikel-Visionen, doch der Eindruck bleibt. "Oppenheimer" ist ein aufdringlicher, überfordernder Film, der unbedingt ein Event sein möchte, aber unter all seinem Getöse und seiner absichtlich komplizierten Form erschreckend hohl wirkt.
Dennoch muss man diesen Film im Kino gesehen haben, man könnte gar schreiben: Wenn man diesen Film überhaupt sehen muss, dann auf der größtmöglichen Leinwand. Denn trotz aller dramaturgischen Schwächen, trotz vieler der wenig überzeugenden Ideen und der wichtigtuerischen Gestaltung blitzt in einer Sequenz das Genie des Mannes auf, der mit "The Dark Knight" oder "Inception" zwei moderne Klassiker der Filmgeschichte schuf. Nach etwa zwei Stunden nämlich nähert sich "Oppenheimer" dem Trinity-Test und wie Nolan in einer gar zwanzigminütigen Montage sich dieser ersten Atombombenexplosion der Menschheit annähert, wie er dieses weltverändernde Ereignis aufbaut, zuspitzt und letztlich eine der lautesten Explosionen, die je in einem Film zu sehen und hören war, zündet – das ist ganz große Kinomagie und sollte jeder Filmfan mindestens einmal erlebt haben.
In dieser bildgewaltigen, erhabenen Sequenz findet Nolans Film eine Größe und Würde, die seinem Werk sonst abgeht – trotz einer hochkarätigen Besetzung, bei der Weltstarts teils Auftritte von unter zwei Minuten zugestanden bekommen. Selbst Hauptdarsteller Cillian Murphy kann nie wirklich auftrumpfen, zu wenig Futter bekommt er vom Drehbuch, um die Zerrissenheit, die schweren Selbstzweifel und die Ohnmacht gegenüber der eigenen Schöpfung zu verkörpern. Das legendäre TV-Interview von 1965, in dem ein weinender Oppenheimer vor Livekameras die Worte "Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten" spricht, zeigt Nolan nicht. Stattdessen liest Oppenheimer im Film diese Worte beim Sex mit seiner Geliebten vor. Sensationell spielt nur einer: Robert Downey Jr.! Dem "Iron Man"-Star in "Oppenheimer" zuzugucken, ist ein Gedicht. In der Rolle des intriganten Lewis Strauss geht er so auf, wie nie zuvor in seiner Karriere – und ihm dürfte 2023 jeder Schauspielpreis sicher sein. Auch für ihn lohnt sich der Kinobesuch.
Es ist schade, dass Christopher Nolan aus diesem brillanten Stoff selten je mehr rausholen kann als die Wiedergabe eines Wikipedia-Artikels, dass er den Zugang zum Menschen, der immerhin seinen Filmtitel schmückt, nicht findet. "Oppenheimer" hätte ein ganz großer Film werden können – das zeigt eine kurze, gänzlich fiktive Szene, die Nolan mehrfach wieder aufgreift, immer aus Sicht einer anderen Figur. 1947 nämlich trifft sich Oppenheimer an einem kleinen See mit seinem großen Idol Albert Einstein – worüber genau sie sprachen, enthüllt der Film erst ganz am Schluss. Es ist eine ganz kleine Szene in dem sonst so großen Film.
Albert Einstein wird vom 81-jährigen Schotten Tom Conti verkörpert – und sowohl Nolan als auch Conti zeigen Einstein ganz anders, als man es erwarten würde. Er ist hier nicht der überragende Physik-Genius, als das er so oft gezeigt wird, sondern ein kleiner, alter, bescheidener Mann, der das Wissen des ganzen Universums in seinem Kopf sortieren kann, dem bei starkem Wind aber auch schnell der Hut wegfliegt. In diesem kurzen Moment, als Einstein ganz beiläufig seinem davon wehenden Hut nachschaut, liegt der Film, der "Oppenheimer" hätte werden können. Ein Film, nicht über die Götter der Quantenphysik, sondern über die Menschen hinter der Wissenschaft.
Original-Link: https://www.tvspielfilm.de/news/filme/o ... ticle.html
https://filmduelle.de/
Let the sheep out, kid.
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1664Ich kann auch viele von Hilles und vodkas Kritikpunkten teilen, sehe den Film vielleicht aber noch ein kleines bisschen positiver. Zumindest langweilig oder ermüdend wurde es trotz geballter Laufzeit von drei Stunden kaum, dafür aber durchaus anstrengend. Vor allem in der ersten Hälfte ist der hektische Rhythmus in Kombination mit dem chronologischen Kuddelmuddel oftmals nervig, die gleiche monotone Hektik zieht sich da einfach von jeder chronologisch durcheinandergewürfelten Szene in die nächste, ohne Höhepunkte, Variationen oder Tempowechsel, dafür aber immerhin mit einer Armada dröhnender Streicher, die alles zukleistern. Es gab auch Momente, in denen dieser "freifliessende" Erzählfluss besser funktioniert hat, aber insgesamt ist der Schinken halt auch einfach eine Stunde zu lang.
Gravierend (neben der Sintflut an dick aufgetragenen Nolan-Manierismen) fand ich vor allem zweierlei: Erstens, dass der Film trotz Überlänge und Cillian Murphy kaum zum Menschen Oppenheimer vordringt. Irgendwann sagt sogar irgendwer über irgendwen "He knows more about physics than about human emotion", wonach ich fast lachen musste weil Nolan sich damit so treffend selber beschreibt. Zweitens fand ich die späteren Anhörungen, ganz besonders die Schwarz-Weissen, als zweiten Handlungsstrang und erzählerische Klammer weder inhaltlich besonders aufregend noch dramaturgisch gut ins restliche Geschehen eingewebt und die "Enthüllung" wer und was dahintersteckt wenig interessant. Ganz absurd auch wenn der Lyutsifer, der zuvor zwei Mal für je vier Sekunden zu sehen war ohne zu sprechen, da plötzlich reinmarschiert um kurz als entscheidende Figur zu intervenieren. Zumindest agiert Robert Downey ganz gut, und bricht einige Male überraschend aus seinem typischen Schauspiel aus.
Das liest sich jetzt bestimmt viel vernichtender als es gemeint ist, dabei fand ich den Schinken weitgehend sogar einigermassen okay. Aber ein besonders guter Freund von Nolan werde ich in absehbarer Zeit nicht mehr. Und warum sich manche ausgerechnet den für Bond wünschen wo es doch praktisch null Berührungspunkte gibt... Ach, lassen wir das.
Gravierend (neben der Sintflut an dick aufgetragenen Nolan-Manierismen) fand ich vor allem zweierlei: Erstens, dass der Film trotz Überlänge und Cillian Murphy kaum zum Menschen Oppenheimer vordringt. Irgendwann sagt sogar irgendwer über irgendwen "He knows more about physics than about human emotion", wonach ich fast lachen musste weil Nolan sich damit so treffend selber beschreibt. Zweitens fand ich die späteren Anhörungen, ganz besonders die Schwarz-Weissen, als zweiten Handlungsstrang und erzählerische Klammer weder inhaltlich besonders aufregend noch dramaturgisch gut ins restliche Geschehen eingewebt und die "Enthüllung" wer und was dahintersteckt wenig interessant. Ganz absurd auch wenn der Lyutsifer, der zuvor zwei Mal für je vier Sekunden zu sehen war ohne zu sprechen, da plötzlich reinmarschiert um kurz als entscheidende Figur zu intervenieren. Zumindest agiert Robert Downey ganz gut, und bricht einige Male überraschend aus seinem typischen Schauspiel aus.
Das liest sich jetzt bestimmt viel vernichtender als es gemeint ist, dabei fand ich den Schinken weitgehend sogar einigermassen okay. Aber ein besonders guter Freund von Nolan werde ich in absehbarer Zeit nicht mehr. Und warum sich manche ausgerechnet den für Bond wünschen wo es doch praktisch null Berührungspunkte gibt... Ach, lassen wir das.
We'll always have Marburg
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Re: Grasp for resonant symbols – Die Filme des Christopher Nolan
1665Interessant, dass wir hier drei sehr kritische Meinungen haben. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass der Film überall gefeiert wird, was mich angesichts der Erzählstruktur und der nicht allzu bekannten Person schon wundert. Nolan ist aktuell einfach eine Marke und irgendwie hat es das Marketing geschafft, dass man den Film sehen muss. Der eigentlich lachhafte Barbenheimer-Slogan scheint voll zu zünden. Ich werde bei meiner Review immer nur gefragt, was, der ist so schlecht? Nach dem Motto, kann doch gar nicht sein.
Dabei hatte ich im Kino nicht das Gefühl, dass die Leute begeistert raus gingen, aber auch nicht enttäuscht. Ganz merkwürdig. Und wenn man sich die Prognosen ansieht, wird der Erfolg weiter gehen, also eine negative Mundpropaganda ist nirgends zu spüren. Bin da ehrlich gesagt ziemlich baff, denn ich bin mir sehr sicher, dass der Film ohne das Nolan-Siegel gnadenlos abschmieren würde.
Dabei hatte ich im Kino nicht das Gefühl, dass die Leute begeistert raus gingen, aber auch nicht enttäuscht. Ganz merkwürdig. Und wenn man sich die Prognosen ansieht, wird der Erfolg weiter gehen, also eine negative Mundpropaganda ist nirgends zu spüren. Bin da ehrlich gesagt ziemlich baff, denn ich bin mir sehr sicher, dass der Film ohne das Nolan-Siegel gnadenlos abschmieren würde.
http://www.vodkasreviews.de
https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/
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