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von craigistheman
Agent
Also CGI-Fakelook - das wird auf M:I bezogen der Sache natürlich nicht gerecht und ist grober Unfug. Was in Fallout zu beobachten war, ebenso auch in NTTD und Tenet wohlgemerkt, ist ein Verfahren bei dem bewusst Frames entfernt werden um die Bewegungsabläufe in Kämpfen, die in Plansequenzen gedreht werden, dynamischer und brutaler wirken zu lassen. Kann man mögen, ich halte es für eine Modeerscheinung - ganz wie die Schnittgewitter der 2000er.
Ich persönlich kann sehr wohl den Unterschied zwischen einem Stunt und einer CGI-Sequenz erkennen. Das Wissen darum, dass Cruise in den meisten Fällen selbst involviert ist, wertet das ganze für mich auf. Es ist das Krönchen obendrauf. Ohne ihn wäre es dennoch nicht unspektakulärer. Fallout strotzte nur so von netten Einfällen, gelungenen Choreografien in den Kämpfen und spannungsgeladenen Abläufen innerhalb der Actionszenen. Bis auf wenige Ausnahmen wie dem Brückensprung, der Bike-Sequenz und dem Kampf im Treppenhaus bietet NTTD lediglich routinierte Action von der Stange - nichts ist wirklich aufregend oder mal so richtig gefährlich, da der FIlm zu sehr bemüht ist, das Publikum emotional an völlig uninteressante, unterentwickelte Figuren zu binden.
Hille merkte es an - auch M:I ist durchaus pathetisch, dennoch ist die Gewichtung eine ganz andere. Im Fokus steht das Spektakel, die völlig austauschbaren Plots sind - teils sehr gelungen - um die Actionszenen herumgeschrieben. Ich denke diese Formel funktioniert bei Bond nicht uneingeschränkt - man ist ein Maß an Eleganz und Geist gewohnt, das es bei M:I so nie wirklich gab. Eleganz bedeutet hier Protz, Geist meist plumpe Späße und Oneliner, und der strahlende Hawaiitoast-essende Teamgeist darf nerven (wobei sich SF, SP und NTTD hier sehr viel abschauen).
Dennoch hinterlässt das M:I-Franchise trotz all dieser bekannten Schwächen, über die ich jederzeit bereit bin hinwegzusehen, da die Politik hinter den Filmen eine ganz andere ist, einen sehr viel konstanteren Eindruck. Machen wir uns nichts vor - in Sachen Stuntarbeit, Action und Pacing haben die M:I-Filme seit Ghost Protocol die Nase vorn, und zwar auf das gesamte Actiongenre bezogen.
Das muss Bond auch nicht, da es genug andere Aspekte gibt, die ich bei Bond als relevanter erachte, zumal die Gesamtmischung aus den bekannten Zutaten einfach zünden sollte. Nichts desto trotz sollte meines Erachtens der Wow-Faktor wieder Einzug finden, ob das durch Küchentisch-Psachologie zu bewältigen ist, wage ich zu bezweifeln. Bond muss eine identifizierbare Projektionsfläche bleiben, das stimmt. Aber die Figur muss zur Idealisierung auffordern - ich hab doch keine Lust, mich mit Bonds gescheitertem Familienleben auseinander zu setzen, oder ihm beim Nägelschneiden zuzuschauen.