Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Adiós Buenos Aires (2023) – German Kral – Alpenrepublik Filmverleih
Deutscher Kinostart: 11.05.2023
gesehen am 03.05.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Filmisch internationale Ausflüge sind für mich immer sehr spannend und erheiternd. Und da komme ich auch mal gerne in der Welt und der Zeit herum. Ein Land, dessen Filme noch nicht auf meiner filmischen Landkarte aufgetaucht sind ist Argentinien. Und da hat sich der vom deutsch-argentinischen Regisseur German Kral inszenierte Film „Adiós Buenos Aires“ angeboten, den ich schon etwas vor dem Starttermin in einer Sneak sehen konnte.

Wir haben 2001. In Argentinien verschärft sich die Wirtschaftskrise zunehmend, so dass viele zu neuen Ufern aufbrechen möchten. Einer davon ist der Schuhverkäufer und in einem Tango-Orchester Bandoneon spielende Julio Färber, der in diesen Zeiten kurz vor dem Auswandern nach Deutschland steht. Doch eine schicksalhafte Begegnung lässt ihn an diesen Plänen zweifeln.

„Adiós Buenos Aires“ ist auf den ersten Blick mit 93 Minuten und seinen Themen durchaus etwas zu ambitioniert geraten. Denn in seiner Laufzeit beiläufig sowohl die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage Argentiniens inmitten der Krise 2001 darzustellen (auch mit Archivmaterial zu unterfüttern), dazu das Lebensgefühl der Argentinier zu dieser Zeit zu porträtieren und auch noch den musikalischen Einfluss des Tangos einzubinden wirkt der Film für seine Laufzeit zu überladen, allem den notwendigen Tiefgang und Raum zu geben, so dass das Ganze hier nur auf einer gediegenen, entspannten Oberfläche bleibt. Nicht zu vergessen, dass es hier viele unterschiedliche Handlungsstränge und Geschichten gibt, die nebeneinander zu einem Ende geführt werden sollen. Sei es die simple Geschichte des von Diego Cremonesi gespielten Julios wenn es um die Pläne des Auswanderns geht, die sich entwickelnde Liebesgeschichte mit der von Marina Bellati gespielten Taxifahrerin Mariela und auch die Geschichte um die Freundschaft des Tango-Orchesters. Der Film gleitet auch manchmal bei romantischen und philosophischen Elementen etwas ins Kitschige ab, aber das nehme ich dem Film nicht übel. Mir hat dieser kleine Einblick nach Argentinien gut gefallen und mich konnte das alles gut unterhalten, auch wenn natürlich in Anbetracht der gesamten Geschichten wesentlich mehr Potential drin gewesen wäre, so etwas wie ein argentinisches Epos und Period Piece zu erschaffen. So bleibt es ein unterhaltsamer, gediegener Unterhaltungsfilm.

„Adiós Buenos Aires“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Die Gewerkschafterin (2023) – Jean-Paul Salomé – Weltkino
Deutscher Kinostart: 27.04.2023
gesehen am 06.05.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Lumiere – Reihe 5, Platz 12 – 17:45 Uhr


2020 konnte mich Jean-Paul Salomés „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle schon ein wenig unterhalten und fesseln. Sein neuer Film hat nun auch wieder Isabelle Huppert in der Hauptrolle und dort geht es dieses Mal um eine auf reellen Tatsachen basierende Geschichte, dieses Mal mit einem durchaus brisanteren Thema.

Maureen Kearney ist Gewerkschafterin bei Areva. Inmitten eines Führungswechsels innerhalb von Areva werden ihr brisante Informationen zugespielt, mit denen sie die Führung bei Areva extrem belasten könnte. Ihre energische Suche nach der Wahrheit führt zu Drohungen und letztendlich dazu, dass sie gefesselt und scheinbar vergewaltigt im Keller ihres Hauses aufgefunden wird. Während der Ermittlungen verstrickt sie sich jedoch in Widersprüche, so dass sie nicht nur gegen die Machenschaften bei Areva, sondern auch um die Wahrheit, ihr Recht und die Genugtuung im Falle ihrer Vergewaltigung kämpfen muss.

Der Film bietet natürlich ein sehr interessantes Thema, dass er auch auf eine gewisse Eindringlichkeit vermittelt und das durchaus Aufmerksamkeit durch eine filmische Aufbereitung verdient hat. Mit einer sehr kühlen, distanzierten und auch mal versteinernd wirkenden Isabelle Huppert in der Hauptrolle macht der Film auch sehr viel richtig, auch wenn sie dann auch mal in feinen Nuancen ihre Gefühle offenbart und eine sehr vielschichtige und ambivalente Rolle spielt. Für Fans von ihr ist der Film definitiv eine Empfehlung wert. Hatte ich eine kühle Distanz erwähnt ? Durch eben diese kühle Distanz schafft es der Film jedoch nicht ganz zu fesseln und auch eine emotionale Bindung zum Thema und Maureen Kearneys Kampf um Gerechtigkeit aufzubauen. Darüberhinaus wirkt der Film in seiner Mischung aus Verschwörungs- und Businessthriller und Vergewaltigungsdrama ein wenig unentschlossen und auf der ein oder anderen Ebene vielleicht etwas unzufrieden stellend.

„Die Gewerkschafterin“ - My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Mediterranean Fever (2023) – Maha Haj – Pallas Film
Deutscher Kinostart: 04.05.2023
gesehen am 09.05.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Kleine Harmonie – Reihe 3, Platz 9 – 20:45 Uhr


Durch ein paar „glückliche“ Zufälle scheint meine Oscar-Nachlese was vor allem den Bereich an eingereichten Beiträgen für die Kategorie des „Besten Internationalen Films“ angeht, noch nicht ganz vorbei zu sein. So bekomme ich durchaus noch den ein oder anderen interessanten Beitrag zu sehen, der mich filmisch in Länder und Regionen führt, aus denen ich noch keinen Film bisher gesehen habe. Dieses Mal ist es Palästina und ein Film der Regisseurin Maha Haj, die sich durchaus wichtigen Männerthemen in ihrem Film widmet.

Waleed ist eigentlich ein glücklich verheirateter Familienvater und Schriftsteller. Wäre da nicht seine Depression, die ihm nicht nur eine Schreibblockade beschert, sondern auch in vielen weiteren Lebensbereichen einschränkt – auch darin Hilfe konstruktiv anzunehmen. Bis eines Tages mit Jalal ein neuer Nachbar einzieht und sich nach holprigem Start eine Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt, durch die Waleed scheinbar aufblüht und entdeckt, dass Jalal auch das ein oder andere Päckchen zu tragen hat. Bis eine Bitte von Waleed an Jalal die Freundschaft der beiden Männer auf die Probe stellen wird.

Mir hat der Film sehr gut gefallen. Wie bereits einige andere Filme in diesem Jahr widmet sich der Film unter anderem dem Thema Männerfreundschaften, aber auch dem doch sehr wichtigen und unterschätztem Thema männlicher Depressionen und hier liefert der Film in der Charakterisierung beider Männer, die großartig von Amer Hlehel und Ashraf Farah gespielt werden, unterschiedliche Ausprägungen, damit einhergehende Einschränkungen und auch entsprechende Bewältigungsmechanismen, die durchaus auch unterschiedlich ausgeprägt sein können. Dem Thema nähert sich der Film eben durch die Männerfreundschaft an, den Schilderungen beider Alltage und im Sinne einer Tragikomödie mit feinem, trockenen und schwarzem Humor, der einen als Zuschauer auch mal emotional herausfordern kann.

„Mediterranean Fever“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Sisu (2023) – Jalmari Helander – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 11.05.2023
gesehen am 15.05.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 2 – Reihe 16, Platz 20 – 21:00 Uhr


Bei der Sichtung des Programmheftes des letzten Fantasy Filmfests konnte ich mir aus einem Film namens „Sisu“ noch keinen Reim machen, bis ich dann einmal vor „Evil Dead Rise“ den Trailer dazu sehen konnte. Danach verstand ich die Frage nicht mehr, ob ich Interesse an „Sisu“ habe. Und was für eine Lust ich darauf hatte, die dann auch letzen Endes absolut mehr als berechtigt war.
Denn „Sisu“ ist schon jetzt ein großes Action-Highlight des Jahres.

Es ist 1944. Der zweite Weltkrieg nähert sich dem Ende zu. Für die deutschen Truppen im Norden Finnlands ist der Rückzug angesagt aber nicht ohne noch ordentlich plündernde und brandschatzende Streifzüge und damit verbrannte Erde auf ihrem Rückzug zu hinterlassen. In dieser Zeit trifft der Goldschürfer Aatami Korppi auf eine sehr reiche Goldader, dass er bei der nächsten Bank gegen bares Geld eintauschen möchte. Mit Pferd und Hund kreuzt er jedoch auf dem Weg zur Bank eine Gruppe deutscher Soldaten, die sich denken mit dem alten Mann kurzen Prozess machen zu können – ohne zu ahnen, dass hinter dem alten Mann eine mystische, kampferprobte Legende steckt.

Ein Begriff, der mir bei der Sichtung des Trailers und auch dem Film in den Sinn gekommen ist, war „finnish brutality“. Der Begriff, der eigentlich ein militärisches Sport-Event mit Ausdauer-Tests und unterschiedlichsten Schießübungen in Finnland beschreibt, trifft auch wie die Faust aufs Auge auf „Sisu“. „Sisu“ selbst ist ein Begriff wie im Film geschildert, für den es keine genaue Beschreibung und Übersetzung gibt. Am ehesten ist es eine Form von Beharrlichkeit, Willenskraft, Mut und Entschlossenheit auch bei nahezu widrigsten Umständen. Und aus diesem Begriff erschafft der Film mit dem kampferprobten Goldschürfer Aatami Korppi einen stillen, stoischen, leicht mystisch überzeichneten Helden, den wir hier begleiten dürfen auf einer Reise, die mit 90 Minuten kurz, kompakt und kompromisslos ist. Visuell ist der Film bis auf wenige, eher nicht so gute visuelle Effekte einfach großartig inszeniert und auch audiell sehr gut umgesetzt. Von der Kamera über den Sound bishin zum Design der Kostüme, den Sets, Haare und Make-Up schafft der Film eine absolut stimmige Atmosphäre. Der Grad der Brutalität ist extrem – extrem gut und auch sehr kreativ und schafft es nie zum absoluten Selbstzweck zu verkommen, sondern Teil des beharrlichen Kampfes des Goldschürfers gegen die zahlenmäßig überlegenen und damit naiv überheblichen deutschen Truppen. Der Film ist in einige Kapitel unterteilt und damit klar und gradlinig bis zum Ende strukturiert. Mit seinen textlichen Einblendungen kommt der Film dann auch wie ein absolut erstklassig inszenierter finnischer Grindhouse-Western rüber, an dem auch Tarantino- und John-Wick-Fans beziehungsweise Action-Fans im Allgemeinen ihren Spaß haben dürften.

„Sisu“ – My First Look – 9/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Wir hatten "privat" ja schon drüber gesprochen. :wink: Da sind oberflächliche Elemente drin, die einen an Tarantino erinnern können. Aber das Teil wird u.a. ernsthaft von einigen professionellen Kritikern als neuer "Inglourious Basterds" ausgewiesen und das ist richtig großer Unsinn. Die Art und Weise, wie Tarantinos Filme funktionieren und konstruiert sind, was ihn als Filmemacher definiert, davon ist bei "Sisu" nichts zu sehen.
https://filmduelle.de/

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Re: Zuletzt gesehener Film

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Da sind wir uns einig, Tarantino ist ein Autorenfilmer, das ist Helander für mich nicht. Jedenfalls kann ich da nur wenig erkennen. Tarantino hat sein eigenes Genre erschaffen, auch das sehe ich bei Hellender nicht. Und nur weil er teilweise ähnlichen Vorbildern nacheifert, ist er noch lange kein Epigone. Allerdings steckt auch in SIsu mehr drin, als man auf den ersten Blick vermutet. Allerdings verhandelt Inglourious Basterds ganz andere Themen.
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Zuletzt gesehener Film

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vodkamartini hat geschrieben: 16. Mai 2023 20:42 Allerdings verhandelt Inglourious Basterds ganz andere Themen.
Nicht nur das: Tarantinos Kino ist ein anderes. Und viele tun sich ja gerne schwer damit, da konkret zu werden, aber um mal ein für mich essentielles Beispiel zu geben: Tarantinos Art, Spannung aufzubauen, ist sehr spezifisch für ihn. Er liebt seine langen, wirklich wahnsinnig langen (Dialog-)Szenen, in denen er mit jeder Minute mehr Spannung und Anspannung aufbaut und verweigert ungewöhnlich lange das Erreichen des Klimax. In "Pulp Fiction" gibt es da zahlreiche Momente, genauso in "The Hateful Eight", "Django Unchained" oder eben explizit in "Inglourious Basterds". Die ersten zwanzig Minuten in seiner Alternate History Nazi-Schlachtplatte sind eine lange Szene, ein langer Dialog, in dem es einen Kniff nach dem anderen geht, um für mehr Spannung zu sorgen. Tarantino scheint als Autor so zu funktionieren, dass er eine Szene nicht enden lassen will (oder kann?), bis es für ihn nichts mehr aus ihrer Situation herauszuholen gibt. Er dreht die Szene immer nochmal einen Schritt weiter, es gibt immer noch eine Zuspitzung oben drauf, bis die Suspense wirklich nirgendwo mehr kann, und erst dann, im allerletzten Moment, darf sie sich entladen. Vereinfacht gesagt: So wie Steven Spielberg Actionszenen baut, baut Quentin Tarantino Dialogszenen.

Für mich ist das vielleicht der wichtigste Kern seiner Arbeit, mehr noch als das postmoderne Zitieren zahlreicher Vorbilder (was mittlerweile mehr postpostmodernes Selbstzitat geworden ist), mehr noch als sein eigenwilliges Einsetzen von Musik, mehr noch als seine Gewalt oder all das, was man sonst als seine Trademarks ausmacht. Wenn wir von Tarantinos Kino reden, von seiner Art, Filme zu erzählen, dann ist das für mich die erste Referenz – und das kann ich in "Sisu" wirklich gar nicht entdecken. "Sisu" ist ein mythischer und mystischer Gewalttrip, eine Gore- und Splatter-Atombombe, die aber ihren Gewalt nicht als Selbstzweck ansieht, sondern als Entladung einer mystisch-mythischen Erzählung, die durchaus auch politische Lesarten zulässt. Im Kern ist dieser Film sehr nah dran an Sergio Corbuccis "Django" oder vielleicht sogar noch mehr an der zweiten Hälfte von Sylvester Stallones "John Rambo" (also am vierten Film der Reihe). Und wenn ich noch einen dritten Vergleich anführen soll, dann kann man auch Parallelen in Gestaltung und Tonfall zu Nicolas Wending Refns "Walhalla Rising" finden, wenngleich der noch deutlich sperriger ausfällt. :) Und trotz dieser möglichen Referenzen möchte ich betonen, dass "Sisu" zugleich sein ganz eigenes Ding ist und auch so angesehen werden sollte.

Wenn ich da gerade überall diese Vergleiche zu "John Wick" (Hä?), zu "Inglourious Basterds" (Hää?) oder gar zu "Mad Max: Fury Road" (Häää?) lese oder viele Kritiken den Film fast entschuldigend gut finden, mit Floskeln à la "Wer auf deftige Gewalt mit wenig Tiefsinn und Anspruch steht, ist hier richtig", dann komme ich nicht umhin zu denken, dass ein Teil der Rezensenten da schlicht versagen, sich dem Film vernünftig anzunähern.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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iHaveCNit: Saint Seiya – Die Krieger des Zodiac (2023) – Tomasz Baginski – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 16.05.2023
gesehen am 16.05.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 17 – 20:00 Uhr


Ab und an lasse auch ich mich im Kino überraschen. Vor einem Monat habe ich vor dem Anime „Suzume“ einen Trailer zu „Saint Seiya – Die Krieger des Zodiac“ gesehen, bei dem mich vor allem Sean Bean und Famke Janssen als Teil des Ensembles überrascht haben. Hier war ich dann einfach mal gespannt was mich im Kino erwarten sollte. Ein zumindest interessanter Start eines geplanten filmischen Universums, das auf einer Manga-Serie basiert, die ich jedoch nicht kenne.

Der junge Seiya verdingt sich mit Kämpfen in Untergrundclubs, während er nach seiner verschollenen und entführten großen Schwester sucht. Bis er auf einmal mystische Kräfte freisetzt und sich damit zur Zielscheibe in einem mystischen Krieg macht, der ihn jedoch auf die Fährte seiner Schwester führen kann.

„Saint Seiya – Die Krieger des Zodiac“ soll scheinbar der Start eines neuen filmischen Universums sein. Jedoch stelle ich mir hier die Frage, ob ein doch recht limitierter Veröffentlichungszeitraum auf Sondervorstellungen nur an einem Tag nicht durchaus die Möglichkeit nimmt, den Film etwas breiter zu starten und damit mehr Zuschauer zu animieren. Meine Vorstellung selbst war nur sehr rudimentär ausgelastet und wenn ich mir so die finanzielle Seite ansehe, scheint der Film mit seinem geplanten Universum eher wieder einer der Fälle zu sein, bei dem ein vielleicht zu großspurig und ambitioniertes Projekt scheitern wird. Und das finde ich gemessen an der doch recht interessanten Geschichte, die zu einem doch recht interessanten Mix aus Mystic Fantasy und Martial Arts Action kombiniert wird eher schade. Das Design, die Effekte, Kostüme und das schon etwas rudimentär angedeutete World-Building konnte sich auf jeden Fall sehen lassen, wie auch die inszenierte Action des Films. Es kommt durchaus Unterhaltsamkeit und Spannung auf, die dem Film gut tut und auch für ein paar gut integrierte emotionale Konfliktthemen ist hier noch Zeit. Dennoch muss auch ich hier sagen, dass der Film ein paar Probleme was das Tempo und teilweise oberflächliche Dialoge hat. Nicht zu vergessen, dass der Film Hintertüren und offenen Fragen zurücklässt mit Versprechen, die am Ende nicht eingelöst werden könnten.

„Saint Seiya – Die Krieger des Zodiac“ – My First Look – 6/10 Punkte
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Casino Hille hat geschrieben: 17. Mai 2023 01:00
vodkamartini hat geschrieben: 16. Mai 2023 20:42 Allerdings verhandelt Inglourious Basterds ganz andere Themen.
Nicht nur das: Tarantinos Kino ist ein anderes. Und viele tun sich ja gerne schwer damit, da konkret zu werden, aber um mal ein für mich essentielles Beispiel zu geben: Tarantinos Art, Spannung aufzubauen, ist sehr spezifisch für ihn. Er liebt seine langen, wirklich wahnsinnig langen (Dialog-)Szenen, in denen er mit jeder Minute mehr Spannung und Anspannung aufbaut und verweigert ungewöhnlich lange das Erreichen des Klimax. In "Pulp Fiction" gibt es da zahlreiche Momente, genauso in "The Hateful Eight", "Django Unchained" oder eben explizit in "Inglourious Basterds". Die ersten zwanzig Minuten in seiner Alternate History Nazi-Schlachtplatte sind eine lange Szene, ein langer Dialog, in dem es einen Kniff nach dem anderen geht, um für mehr Spannung zu sorgen. Tarantino scheint als Autor so zu funktionieren, dass er eine Szene nicht enden lassen will (oder kann?), bis es für ihn nichts mehr aus ihrer Situation herauszuholen gibt. Er dreht die Szene immer nochmal einen Schritt weiter, es gibt immer noch eine Zuspitzung oben drauf, bis die Suspense wirklich nirgendwo mehr kann, und erst dann, im allerletzten Moment, darf sie sich entladen. Vereinfacht gesagt: So wie Steven Spielberg Actionszenen baut, baut Quentin Tarantino Dialogszenen.

Für mich ist das vielleicht der wichtigste Kern seiner Arbeit, mehr noch als das postmoderne Zitieren zahlreicher Vorbilder (was mittlerweile mehr postpostmodernes Selbstzitat geworden ist), mehr noch als sein eigenwilliges Einsetzen von Musik, mehr noch als seine Gewalt oder all das, was man sonst als seine Trademarks ausmacht. Wenn wir von Tarantinos Kino reden, von seiner Art, Filme zu erzählen, dann ist das für mich die erste Referenz – und das kann ich in "Sisu" wirklich gar nicht entdecken. "Sisu" ist ein mythischer und mystischer Gewalttrip, eine Gore- und Splatter-Atombombe, die aber ihren Gewalt nicht als Selbstzweck ansieht, sondern als Entladung einer mystisch-mythischen Erzählung, die durchaus auch politische Lesarten zulässt. Im Kern ist dieser Film sehr nah dran an Sergio Corbuccis "Django" oder vielleicht sogar noch mehr an der zweiten Hälfte von Sylvester Stallones "John Rambo" (also am vierten Film der Reihe). Und wenn ich noch einen dritten Vergleich anführen soll, dann kann man auch Parallelen in Gestaltung und Tonfall zu Nicolas Wending Refns "Walhalla Rising" finden, wenngleich der noch deutlich sperriger ausfällt. :) Und trotz dieser möglichen Referenzen möchte ich betonen, dass "Sisu" zugleich sein ganz eigenes Ding ist und auch so angesehen werden sollte.

Wenn ich da gerade überall diese Vergleiche zu "John Wick" (Hä?), zu "Inglourious Basterds" (Hää?) oder gar zu "Mad Max: Fury Road" (Häää?) lese oder viele Kritiken den Film fast entschuldigend gut finden, mit Floskeln à la "Wer auf deftige Gewalt mit wenig Tiefsinn und Anspruch steht, ist hier richtig", dann komme ich nicht umhin zu denken, dass ein Teil der Rezensenten da schlicht versagen, sich dem Film vernünftig anzunähern.
Inglorious Basterds ist ein ganz anderer Film und gerade der wird ja immer wieder in den Kritikern Hern gezogen. Das ist das typisch oberflächliche Geschreibsel. Man sieht Nazis, derbe Gewalt und Italo-Western-Bezüge und sofort springt man drauf. Meist haben sich die Schreiber nie richtig mit Tarantino beschäftigt, sonst würden sie diese Parallele nicht ziehen. Dass aber Helander tw ähnlichen Vorbildern huldigt und bestimmt auch Tarantinos Kino etwas abgewinnen kann, da würde ich durchaus mitgehen. Generell sind die Ausführungen über die Dialoge natürlich ein sehr treffendes Argument, aber ich sehe da auch im Umgang mit Humor ganz andere Herangehensweisen (nachzulesen hier ;) : ).
Den Vergleich mit Refn (Walhalla Rising( hatten wir schon besprochen, das passt schon eher, wenn auch hier das Endprodukt andere Wege einschlägt und andere Gewichtungen vornimmt.
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Zuletzt gesehener Film

57
iHaveCNit: Valeria Is Getting Married (2023) – Michal Vinik – W-Film
Deutscher Kinostart: 25.05.2023
gesehen am 17.05.2023 in OmU Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr


Manchmal werde auch ich in meiner gern besuchten Sneak-Reihe der Arthouse-Kinos Frankfurt von Filmen überrascht, die auch ich nicht auf dem Schirm habe und auch gerade weil es trotz eines Angebotes vieler Kinos und Leinwände in meinem doch recht gut mit Kinos ausgestatteten Raumes Rhein-Main doch noch dazu kommt, dass der ein oder andere Film in meiner Region nicht im regulären Programm veröffentlicht wird. Und das trifft auf die israelisch-ukrainische Produktion „Valeria Is Getting Married“ der Regisseurin Michal Vinik zu, den ich gestern Abend in der Sneak in der einzigen Vorstellung in meiner Region sehen und erleben konnte – und natürlich auch positiv überrascht war, warum dieser Film nicht auf meinem Radar gewesen ist.

Etwas angespannt sitzt die junge Ukrainerin Valeria in der Wohnung von ihrer Schwester Christina und deren Ehemann Michael kurz nach ihrer Anreise nach Israel. In Anwesenheit von Christina und Michael wird sie in Kürze Eitan kennenlernen, mit dem sie vorab nur kurz virtuellen Kontakt hatte. Christina wurde vor einiger Zeit über eine arrangierte Ehe an Michael vermittelt und nun soll für Valeria der gleiche Weg mit Eitan eingefädelt werden. Doch nach kurzer Zeit schließt sich Valeria im Bad ein und weigert sich sowohl rauszukommen als auch den Weg mit Eitan zu gehen, was nun für Spannungen zwischen allen Beteiligten führt.

Bis auf wenige Ausnahmen zu Beginn des Films spielt „Valeria Is Getting Married“ den Großteil seiner knappen 75 Minuten in einer Wohnung und auch um das Wohnhaus herum und wirkt hier wie ein kompaktes Kammerspiel, das sich auch bis auf wenige Ausnahmen auf ein Ensemble von 4 Charakteren fokussiert. Es ist beachtlich, welche Themen auf die kurze, kompakte und knappe Laufzeit von 75 Minuten Teil dieses Kammerspiels sind und welche Spannungsfelder sich hier daraus ergeben. Es treffen hier kulturell bedingte Geschlechterrollen und daraus ergebende Machtpositionen aufeinander mit unterschiedlichen Vorstellungen. Aus männlicher Perspektive bekommen wir hier ohne entsprechende Vorurteile und toxischer Männlichkeit zu sehen wie sich patriarchale Machtstrukturen aus dem männlichen Bedürfnis nach Liebe, auch wenn sie käuflich erworben wird, ergeben und dass es nur eine feine Linie zwischen Schutz und Sicherheit sowie einer „Gefangenschaft“ gibt. Ganz stark wird der Film dann vor allem im Zusammenspiel der zwei Schwestern Valeria und Christina, gespielt von Dasha Tvoronovich und Lena Fraifeld. Das Spannungsfeld, dass vor allem Christina umgibt ist die perfekte Projektionsfläche des Themas aus betroffener, weiblicher Sicht. Sie hat den Weg der arrangierten Ehe bereits hinter sich und führt ein relativ glückliches, sicheres Leben mit ihrem Mann Michael und ist sich dem Druck und der Verantwortung hinter dem bewusst, was ihrer Schwester bevorsteht und muss sich im Rahmen dieser kurzen, spannungsgeladenen Zeit dennoch mit den Schattenseiten arrangierter Ehen und ihrem Schicksal auseinandersetzen. Der Film nutzt hier inszenatorisch sehr einfache Mittel, symbolisch sowohl „Schutz“, „Sicherheit“, „Gefangenschaft“ als auch „Freiheit“ einzubinden und auch durch kleine Metaphern das Wesen beider Schwestern zu charakterisieren. Gerne hätte der Film auch länger sein können, damit er seinen Themen wesentlich mehr Raum zur Entfaltung gibt. Dennoch hat mir der filmische Ausflug nach Israel sehr gefallen.

„Valeria Is Getting Married“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

58
iHaveCNit: Living (2023) – Oliver Hermanus – Sony Pictures
Deutscher Kinostart: 18.05.2023
gesehen am 21.05.2023
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Studio – Reihe 3, Platz 1 – 16:15 Uhr


Meine sogenannte Oscar-Nachlese ist noch nicht an ihrem Ende angekommen. Natürlich wollte ich mir mit Blick auf die Kategorie „Best Actor in a Leading Role“ auch noch ansehen, wofür der gute Bill Nighy nominiert worden ist. Oliver Hermanus „Living – Einmal wirklich leben“ ist eine Neuverfilmung eines Films der japanischen Legende Akira Kurosawa, den ich leider im Vorlauf nicht gesehen habe und kenne, womit ich leider nicht vorbereitet bin, aber auch nicht unvoreingenommen sehen kann, was die Geschichte zu bieten hat.

Der ältere Mr. Williams arbeitet in den 50er-Jahren als Teamleiter des Bauamts in London. Sein Alltag besteht aus einer gewissen Routine und Stoizismus, die scheinbar jegliche Freude am Leben vermissen lässt. Bis ihn eine Diagnose dazu zwingt, sein Leben wieder schätzen zu lernen, einfach zu leben und auch ein Vermächtnis zu hinterlassen.

Das Drama ist vorweg gesagt natürlich großartig ausgestattet und bebildert und liefert auch durch sein Bildformat und das Design seines Vorspanns die perfekte 50er-Jahre-Atmosphäre, so dass es einen stimmig in diese Zeit zurückversetzt. Von den Kostümen über die Sets wirkt das alles großartig, so dass man das feine Drama genießen kann, dass gleichermaßen sehr bodenständig, lebensnah, menschlich als auch etwas philosophisch anmutet und hier mit Bill Nighy in der Hauptrolle perfekt besetzt worden ist, der den Film neben einem tollen unterstützenden Ensemble an seiner Seite quasi selbst im Alleingang tragen kann und auch genau der Grund ist, sich diesen Film anzusehen. Jedoch hat der Film es nicht ganz geschafft mich emotional zu binden, selbst wenn er vielleicht auch das ein oder andere inszenatorische Mittel gegen Ende zuviel nutzt, um genau diese Wirkung erzielen zu wollen, wobei er das eigentlich nicht nötig hat.

„Living“ - My First Look – 8/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

59
iHaveCNit: Und dann kam Dad (2023) – Laura Terruso – Leonine
Deutscher Kinostart: 25.05.2023
gesehen am 25.05.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 15 – 20:15 Uhr


Für Freunde von entspannten, kompakten Komödien läuft dieses Wochenende „Und dann kam Dad“, der von Laura Terruso inszeniert wurde und bei dem Hauptdarsteller und Stand-Up-Comedian Sebastian Maniscalco mit für das Drehbuch verantwortlich war. Natürlich habe ich ihn mir auch angesehen und damit einen entspannten, unterhaltsamen und amüsanten Kino-Abend gesichert.

Sebastians Vorfahren kamen von Sizilien nach Amerika. Sein eigenwilliger Vater Salvo hat ihn alleine auf sehr eigenwillige Art großgezogen. Sebastian möchte seiner Freundin Ellie einen Heiratsantrag machen und hat sich dafür das gemeinsame Wochenende mit ihrer wohlhabenden Familie am Independence Day ausgesucht. Mit dabei ist jedoch sein Vater Salvo, der durchaus seine ganz eigene Sicht auf die Familie von Sebastians Freundin Ellie hat.

Sebastian Maniscalco spielt sich hier quasi selbst beziehungsweise einen Charakter, der 1:1 seinen eigenen Namen trägt. Das mg vielleicht etwas uninspiriert sein, passt aber dennoch sehr gut, weil ich es doch sehr authentisch finde, da ich mir vorstellen kann, dass Maniscalco als Stand-Up-Comedian mit einer ähnlichen Herkunftsgeschichte ein feines Gespür für Klischees und den Humor mitbringt und auf eigene Erfahrungen und auch Inhalte seiner Stand-Up-Programme zurückgreifen kann, damit er bei dieser Komödie ein gutes Potential entfaltet. Gerade auch mit der Besetzung von Robert De Niro als seinen Vater ergibt das ein großartig unterhaltsames Vater-Sohn-Gespann, das den Film nahezu im Alleingang tragen kann, so dass das Ganze um die Beiden herum sowohl von dem was passiert als auch die Charaktere, die wir präsentiert bekommen etwas oberflächliche Stichwortgeber für die nächsten Gags und absurden Situationen für die Kollision von sowohl kulturellen als auch klassistischen Unterschieden sind. Dennoch bleibt ein guter Eindruck bei mir zurück und an einer Stelle konnte mich der Film auch emotional bekommen.

„Und dann kam Dad“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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Re: Zuletzt gesehener Film

60
iHaveCNit: Renfield (2023) – Chris McKay – Universal
Deutscher Kinostart: 25.05.2023
gesehen am 26.05.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 12 – Reihe 16, Platz 14 – 17:25 Uhr


Im Repertoire theatralisch morbider und überdrehter Charaktere passt eine Rolle auch bereits optisch perfekt in die Filmographie eines Nicolas Cage und nun hat er endlich die Gelegenheit dazu, sich auch als „Graf Dracula“ zu verewigen – selbst wenn er nur hier eher als Nebenrolle in einem Film über seinen Lakai „Renfield“ auftritt, aber dennoch omnipräsent ist. In einer etwas morbiden und derben, auf jeden Fall sehr unterhaltsamen Action-Komödie.

Robert Montague Renfield war einst Experte für Immobilien und Finanzen. Nach seinem Besuch vor Ewigkeiten bei einem gewissen Graf Dracula wurde er nach einigen schicksalhaften Ereignissen Draculas Lakai, der ihn in Phasen der Kraftlosigkeit mit neuem Blut zu Leben verhilft, dafür bekommt er jedoch nur Insekten zu fressen, die ihm zumindest etwas Kraft geben. Doch diese Kraft hilft im nicht, aus dieser doch recht toxischen Co-Abhängigkeit mit der doch recht narzistischen Persönlichkeit eines Graf Dracula zu fliehen. Bis er im New Orleans der heutigen Zeit durch eine Selbsthilfegruppe inspiriert Ereignisse in Gang setzt, in denen FBI, die Polizei und ein Drogenimperium einer Matriarchin auch ihre Rolle spielen und vielleicht der Ausweg sein könnten.

Mit knackigen 90 Minuten ist „Renfield“ wie bereits geschrieben eine unterhaltsame, witzige Action-Komödie geworden, die auch im Bereich von Action und Gewalt teils sehr morbide und derbe rüberkommt, wenn es um entsprechende Effekte und Kreativität geht. So entsättigt der von Nicholas Hoult gespielte Renfield und der von Nicolas Cage auf gewohnte Art und Weise gespielte Graf Dracula sind, so übersättigt ist die gesamte, doch recht bunte Farbpalette des Films. Inmitten des Films nimmt die Auseinandersetzung mit dem Thema von toxischen Co-Abhängigkeiten und Beziehungen nur einen etwas oberflächlichen Anteil und Raum ein, so dass hier durchaus wesentlich mehr Potential drin gewesen wäre – wenn es um die Darstellung geht und auch um die Wege aus diesen Abhängigkeiten. Der Film bietet natürlich eine gute Mischung aus vielen bekannten Elementen und Klischees wenn es Graf Dracula und Vampir-Filme im Allgemeinen geht. In kurzen Ansätzen wird auch inszenatorisch ein wenig durch die Zeit gereist und damit kreative, nostalgische Einfälle geboten. Da finde ich es dann doch recht konventionell und schade, dass der Film sich dann doch einem implementierten Crime-Plot widmet, der dem Ganzen den Raum und Potential nimmt, aber dennoch in Ordnung ist, wenn man hiermit eine unterhaltsame Action-Komödie bekommt.

„Renfield“ – My First Look – 7/10 Punkte.
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