Welcher Film von James Cameron gefällt Dir am Besten?

Piranha 2 – Fliegende Killer (Keine Stimmen)
Terminator
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Aliens – Die Rückkehr
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Abyss – Abgrund des Todes
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Terminator 2 – Tag der Abrechnung
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
True Lies – Wahre Lügen
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Titanic
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Avatar – Aufbruch nach Pandora (Keine Stimmen)
Avatar – The Way of Water (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

436
Casino Hille hat geschrieben: 27. März 2023 17:57 Allerdings tut er das erst sehr lange, nachdem sich unsere Helden in der Wüste ausgeruht haben und DANN entscheiden, Familie Dyson anzugreifen
Aber wir wissen ja nicht, wie lange sie sich ausruhen. Ich habe das immer so empfunden, dass sie im Laufe des Tages ankommen und am späten Nachmittag weiterfahren Richtung Dyson. Das alles spielt ja irgendwo im Großraum L.A., so dass da auch keine längeren Fahrzeiten dazwischen liegen dürften. Dass der T-1000 vier Tage lang Däumchen drehte, glaube ich nicht.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

437
Special – Best of Cinema
iHaveCNit: Terminator 2 – Tag der Abrechnung (1991) – James Cameron – Studiocanal
Deutscher Kinostart/Wiederaufführung: 04.04.2023
gesehen am 04.04.2023
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 5 – Reihe 13, Platz 12 – 20:00 Uhr

Im Rahmen der „Best of Cinema“- Reihe stand im April 2023 auch eine Wiederaufführung von James Camerons Sci-Fi-Action-Meisterwerk „Terminator 2 – Tag der Abrechnung in der Kinofassung auf dem Plan. Es gibt ein paar Filme, bei denen es für jeden einmal im Leben Pflicht sein sollte, die Gelegenheit wahrzunehmen sollte der Film mal im Kino deines Vertrauens aufgeführt werden. Und genau das trifft auch auf „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ zu. Für mich auch interessant, erstmals die Kinofassung zu sehen, denn ich habe mich bislang immer für die längeren Fassungen entschieden. Auch wenn man weiß was kommt, weiß was passiert – einfach Gänsehaut !
„Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ – Multiple Look – 10/10 Punkte.
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

438
Die Kinofassung ist mit großem Abstand die beste Version von "Termintor 2", in allen anderen Schnittfassungen hat Cameron den Film mit einem Haufen Kram gefüllt, den kein Mensch braucht und der weder zur Geschichte noch zum Rhythmus des Films irgendwas sinnvolles beiträgt. Ganz schlimm sind die schrägen Michael-Biehn-Einschübe und noch allerlei anderes Zeug, das ursprünglich völlig zurecht den Boden des Schneideraums kennenlernte.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

439
So ist es! Man merkt in diesem Fall gerade an dem was fehlt, wie gut der Originalfilm ist! Jede weggelassene Szene zerstört ein kleines bischen was von der Perfektion des Films. Da wird der Terminator unnötig veralbert (wie später in T3), da gibt es unnötige Fehler im T1000 (ohne die der Film perfekt auskommt), und Rückblenden und Träume die einfach das Tempo zerstören.

Das ist so ein perfektes Beispiel dafür, wie unsinnig zumeist dieser Fan-Wunsch nach "mehr" ist.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

440
danielcc hat geschrieben: 5. April 2023 18:18 Das ist so ein perfektes Beispiel dafür, wie unsinnig zumeist dieser Fan-Wunsch nach "mehr" ist.
Nur dass es im Falle von Cameron ja jeweils er selbst war, der meinte seine Filme noch "verbessern" zu müssen. Es ist ja nicht nur T2, auch Aliens und vor allem Abyss leiden z.T. massiv unter Camerons Verlängerungen. Während mir bei T2 nicht bekannt ist, ob die verlängerte Fassung Camerons ursprünglicher Vision entspricht, so waren es bei Aliens und Abyss ja Studiovorgaben, die ihn zu einer Kürzung seiner FIlme zwangen und kurioserweise so zu deutlich besseren Resultaten führten. Auch das sagt letztlich etwas über den Filmemacher Cameron aus, der zwar in meinen Augen ein begnadeter Visionär ist, der diesem höchsten Standard als Regisseur aber nicht immer gerecht wurde (und das gemäß meiner Argumentation sogar bei fast bzw. eindeutig perfekten Filmen wie Aliens und Abyss).
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Bei "Abyss" und "Terminator 2" bin ich sofort dabei, da war jede Verlängerung eine Verschlimmbesserung. Aber die "Aliens"-Langfasssung hat wie ich finde einige sehr schöne Erweiterungen, die dem Film auch gut tun. Gerade die kurze Szene um Ripleys verstorbene Tochter (im Oma-Alter) und die fette Szene mit den automatisch feuernden Kanonen auf dem Gang sind doch super.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Casino Hille hat geschrieben: 6. April 2023 11:07 Bei "Abyss" und "Terminator 2" bin ich sofort dabei, da war jede Verlängerung eine Verschlimmbesserung. Aber die "Aliens"-Langfasssung hat wie ich finde einige sehr schöne Erweiterungen, die dem Film auch gut tun. Gerade die kurze Szene um Ripleys verstorbene Tochter (im Oma-Alter) und die fette Szene mit den automatisch feuernden Kanonen auf dem Gang sind doch super.
Die Tochter-Szene finde ich eher redundant, da auch ohne diese der Film und Ripleys Problem mit der verschlafenen Zeit problemlos funktioniert. Ja, das ist dann noch eine Kerbe mehr in der Mutter-Thematik, aber so wirklich braucht es das für mich nicht.

Die Szene mit der Auto-Kanone ist für sich durchaus gelungen, hält den FIlm wie ich finde aber auch ein Stückweit auf. Was ich meine: eigentlich gute Szene, aber der FIlm funktioniert für mich dennoch besser ohne sie, weil die Kinofassung da einfach straffer und zielgerichteter ist.

Dennoch: die Aliens-Langfassung ziehe ich den Langfassungen von T2 und Abyss klar vor, der Unterschied zur Kinofassung ist hier für mich nicht so gravierend wie bei den beiden anderen Filmen (wo die Langfassungen für mich nicht mal eine echte Alternative zum Schauen darstellen, da sie so klar unter den Kinofassungen bleiben).
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

443
Wie sagt der Ami? "Fair enough."

Ich mag die Tochterszene, weil sie den Aspekt "Elternschaft" schon sehr früh in den Film bringt und als Thema sozusagen einläutet. Ob man es braucht, nun, schwer zu sagen, aber ich empfinde es schon als Gewinn. Zudem mag ich das Alien-Universum, gerade auch das erweiterte Alien-Universum (also die Comics und Bücher aus der Welt), und Ripleys Tochter spielt in denen teilweise durchaus eine Rolle, daher ist die spezielle Szene irgendwo auch integraler Bestandteil der Alien-Welt für mich. :)

Aber wir sind uns bei T2 und Abyss einig, hier sind die längeren Fassungen Quatsch. Bei T2 waren einige der Szenen gelinde gesagt furchtbar für mich, als ich sie mir mal angesehen habe. Diese bekloppten Michael-Biehn-Gastauftritte sind selbst losgelöst vom Film als solches komplett daneben, da ist es eher ein Rätsel, warum Cameron die je gedreht hat.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

444
Ich habe am Wochende jetzt Camerons neustes blaues Wunder sehen können und da ich just vor einer Woche auch seinen ersten Avatar aufgefrischt habe dachte ich mir, ich schreibe mal ein paar Zeilen dazu.

Vorweg: meine Art Film ist das nicht, mir ist das einfach viel zu künstlich, als dass es mir gelingen könnte mich hier völlig in die von Cameron erzeugten Fantasiewelten fallen zu lassen. Und letzteres ist vermutlich essentiell, um die Filme wirklich wertschätzen zu können. Die technische Barriere ist für mich hier einfach zu groß, da ich eine durchgängige digitale Sterilität und Künstlichkeit wahrnehme. Es ist, also ob ich einem Videospiel zuschauen würde - und das nicht nur in visueller Hinsicht, doch dazu gleich noch mehr. Dennoch ein kurzes Wort zur Effektqualität: die ist sicherlich beeindruckend in ihrer vielfältigen Umsetzung fremder Welten und Lebensformen, gleichwohl ist das relative Alter der digitalen Effekte in Teil 1 bereits nach weniger als 15 Jahren deutlich wahrnehmbar (etwas, was er dann zB auch mit Titanic gemein hat). Das ist insofern bemerkenswert, da Camerons Filme vor Titanic sich diesbezüglich eigentlich gut bis sehr gut gehalten haben, wobei hier aber natürlich der Anteil digitaler Helfershelferchen auch deutlich geringer war - ich lasse das einfach mal so stehen.

Die Tatsache, dass die visuelle Umsetzung des blauen Spektakels mich weitgehend ohne Begeisterung zurück lässt ist natürlich eine schwere Bürde für einen von vorneherein derart auf Schauwerte setzenden Film. Dennoch denke ich, dass ich hier durchaus einen gewissen Spass mit den Filmen hätte haben können, wenn sie nicht auch noch eine weitere meiner Grunderwartungen, die ich an Filme habe, nicht recht erfüllen würden. Ich spreche von einer zumindest soliden dramaturgischen und figürlichen Grundlage, auf der sich ein Film entwickeln kann. Und in beidem enttäuschen mich die Avatar-Filme. Sowohl Teil 1 als auch Teil 2 teilen sich dabei die gleichen Probleme, allerdings macht sich die im Sequel aus mehreren Gründen wesentlich deutlicher bemerkbar.

Die aus diversen bekannten inhaltlichen Versatzstücken zusammengebaute Grundstory von Teil 1 (mit viel tanzendem Wolf) finde ich dabei wesentlich unproblematischer als die weitgehend blass und konturlos bleibenden zentralen Figuren. Das ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass hinter den digitalen Avataren so ziemlich jedes Schauspiel verschwindet. Es mag beeindruckend sein, was man da heute alles bei der Umsetzung digitaler Figuren erreicht hat, aber es ist immer noch meilenweit von der eindrucksvollen darstellerischen Leinwand des menschlichen Gesichts entfernt. Entsprechend ist es dann eigentlich auch nicht verwunderlich, dass Antagonist Stephen Lang den grössten darstellerischen Eindruck auf mich hinterliess, da er ja den unschlagbaren Vorteil hatte, den ganzen Film über real agieren zu dürfen. Jedenfalls in Teil 1, denn hier kommen wir schon zu einem der Punkte, warum Teil 2 für mich noch wesentlich mehr unter den gleichen Problemen leidet, nämlich die ausschliessliche figürliche Fokussierung auf digitale Charaktere. So muss der charismatische reale Lang-Schurke aus Teil 1 im Sequel dann einem konturlosen digitalen Lang-Avatar weichen. Hinzu kommt, dass sich gerade Teil 2 sehr viel Zeit für seine digitalen Figuren nimmt, es ihm aber in meinen Augen nie wirklich gelingt, sie dem Zuschauer nachhaltig nahe zu bringen. Am deutlichsten wird dies für mich im Tod einer der Hauptfiguren, bei dem ich keinerlei emotionale Beteiligung hatte. Cameron war zwar nie ein Meister emotionaler Inszenierung, es gelang ihm früher aber immer wieder gezielte emotionale Höhepunkte in seine Filme zu integrieren (zB Lindsays Tod in The Abyss oder Jacks Ende in Titanic). Da hatte er aber auch formidable Schauspieler, die ihn hier unterstützten. Der bewusste Verzicht darauf ist in meinen Augen in Kombination mit der ebenfalls bewussten komplett digitalen visuellen Gestaltung eine allzu große Bürde für eine erfolgreiche filmische Emotionsvermittlung.

Und das bringt mich dann auch schon zu meinem dritten und letzten Kernkritikpunkt, nämlich dass es Cameron nicht gelingt die durchaus üppige Laufzeit für mich überzeugend zu befüllen. Auch hier ist Teil 2 die eindeutige Steigerung von Teil 1. Aber auch hier gilt, dass es nichts ist, was man bei Cameron nicht früher auch schon so oder so ähnlich gesehen hat. Meiner Einschätzung nach ist jeder von Camerons Filmen in den jeweils kürzeren Fassungen seinen längerlaufenden Pendents klar überlegen. Das mache ich zum einen an einem besseren dramaturgischen Rhythmus fest und zum anderen an der Tatsache, dass Camerons Filme mit zunehmender Laufzeit ausfransen und sich teilweise in Redundanz verlieren. Und ganz ehrlich: mittlerweile drängt sich mir mir hier schon der Verdacht auf, dass der von mir bis in die frühen 90er so kultisch verehrte Regisseur in Wahrheit nie so gut war, wie ich ihn gesehen habe bzw. die Qualität seiner von mir so geschätzten Filme Terminator, Aliens und The Abyss nicht zuletzt durch die Tatsache zustande kam, dass er sich externen Einschränkungen fügen musste und gerade nicht seine Idealvorstellungen umsetzen konnte. Das wären bei Aliens und The Abyss die vom Studio auferlegten Kürzungen zugunsten einer kürzeren Laufzeit und beim ersten Terminator die Beschränkungen (aufs Wesentliche) durch das knapp bemessene Budget. Beginnend mit T2 änderte sich dies, da er spätestens durch den enormen Erfolg des Cyborg-Sequels in der Lage war seine Filme gemäß seinen Idealvorstellungen um- und durchzusetzen. Und nochmal ganz ehrlich: ich bewundere Cameron für seine Kühnheit, mit der er extrem-budgetierte und technisch ambitionierte Filme wie Titanic und Avatar gegen alle Widerstände umgesetzt hat. Den Erfolg wie auch den Status als erfolgreichster Filmemacher aller Zeiten hat er sich nicht zuletzt durch diese Kühnheit auch redlich verdient. Als Filmemacher sehe ich ihn aber leider mittlerweile aus den genannten Gründen sehr kritisch und ende meinen Text mit der nüchternen Feststellung, dass seine Art Filme zu drehen mich einfach nicht mehr erreicht.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Spannender Text, Anatol, dessen inhaltliche Überzeugungen ich in Summe sehr anders sehe, aber trotz meiner abweichenden Meinung kann ich festhalten, dass du deine Sichtweise absolut glänzend argumentiert hast. Bei einigen Dingen sind wir auch sehr nahe beieinander, bewerten oder gewichten diese nur jeweils anders. Die Künstlichkeit ist denke ich wirklich der größte Stolperstein, den man "überwinden" muss, um sich auf diese Epen einlassen zu können. Pandora ist von Cameron als digitale Spielweise erschaffen worden, als eine Art "weiße Leinwand", in der er die Grenzen des derzeit technischen Möglichen ausloten kann. Sein Kino hat eigentlich schon immer so funktioniert, schon vor "Terminator", bei seiner "Piranha"-Fortsetzung. Camerons Kino ist ein Kino des Spektakels, er ist in erster Linie Showman und erst in zweiter Linie Geschichtenerzähler. Für ihn ist der Plot, die Geschichte, das "Handelnde" und "sich Ereignende" eine filmische Erweiterung des Spektakelwerts oder anders formuliert: Das Spektakel, die Attraktionen sind die Essenz seiner Filme, und die Geschichten ein notwendiger Rahmen, um das Spektakel mit Leben zu füllen. Bei "Avatar" und Sequel ist das nicht anders. Wenn also das Spektakel nicht funktioniert, weil da eine eigene innere Sperre gegenüber der nahezu ausschließlich digitalen Bilderwelt vorherrscht (was ich absolut nachvollziehen kann), dann ist da wenig zu holen.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Casino Hille hat geschrieben: 5. Dezember 2023 14:32 Wenn also das Spektakel nicht funktioniert, weil da eine eigene innere Sperre gegenüber der nahezu ausschließlich digitalen Bilderwelt vorherrscht (was ich absolut nachvollziehen kann), dann ist da wenig zu holen.
Ich weiss nicht, ob das wirklich der Kern meiner Enttäuschung ist. Sicherlich spielen meine Probleme mit der digitalen Darreichung da mit rein, aber die deutlich größere Enttäuschung waren für mich hier eindeutig Handlung und Figuren. Und ich glaube, dass ich hier Camerons Oeuvre dann doch etwas anders sehe als du, nämlich insofern, dass ich hier deutliche qualitative Unterschiede hinsichtlich Dramaturgie und Figurenzeichnung sehe und damit einhergehend vor allem auch wie diese Einfluss auf die Qualität von Action und Spektakel haben. Wenn ich mir die Mütter-Idee als durchgängiges Handlungselement plus der figürlichen Entwicklung von Ripley in Aliens oder die wie ich finde gut und schlüssig entwickelte Beziehung zwischen Lindsey und Bud in Abyss anschaue, dann ist das für mich eine deutlich andere Qualität als das, was ich in dieser Hinsicht in den Avatarfilmen sehe. Klar, auch bei Jims älteren Filmen steht die Action und das Spektakel im Mittelpunkt der jeweiligen Filme, aber dies entwickelt sich wie ich finde schlüssig aus der Figuren und Kernhandlungs-Konstellation, wodurch diese für mich auch eine ganz andere Wertigkeit bekommen (also Action und Spektakel).

Bei den Avatars mag das formal auch so sein, aber mich überzeugt das qualitativ deutlich weniger, da ich die Figuren und Handlung als recht oberflächlich empfinde. Ich habe gestern in der Musikprobe mit unserem Sänger gewitzelt, wie oft der Satz "unsere Kinder sind in Gefahr" oder "unsere Kinder sind gefangen" in Teil 2 fiel. Dieses wiederkehrende Motiv ist wie ich finde eine allzu einfache Art die Handlung voranzutreiben und den Zuschauer emotional zu involvieren und letztlich irgendwo auch ein Ausdruck der von mir angeführten dramaturgischen Redundanz. Ähnliches sehe ich auch bei den Figuren, als Beispiel vielleicht nur folgende Beobachtung: beim finalen Kampf zwischen den Avataren von Worthington und Lang hatte ich wirklich Probleme zu unterscheiden, wer da jetzt wer ist von den blauen Männchen. Klar, der Lang-Avatar war der mit Hose :D , aber mal ohne Flachs: das war auch wirklich so ziemlich das einzige Unterscheidungsmerkmal. Das war wie ich finde symptomatisch für die figürliche Oberflächlichkeit der zentralen Charaktere. Ripley, die Brickmans oder Sarah und Kyle sind sicherlich auch kein figürliches Oscarmaterial, aber wie ich finde deutlich ausgereifter und glaubhafter gezeichnet. Das gilt insbesondere übrigens auch für die zentralen Figuren im von Cameron mitgeschriebenen Strange Days - wobei ich da den diesbezüglichen Anteil von Bigelow nicht einzuschätzen vermag. Von daher bleibe ich dabei, dass ich T2 als den grossen Wendepunkt im Oeuvre von Cameron ansehe, insbesondere eben auch hinsichtlich der Qualität von Figuren und Story.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Ich sehe es nicht ganz so negativ. Im Zweifel würde ich auch Terminator, Aliens, The Abyss und Terminator 2 allen anderen Jims vorziehen, aber auch True Lies, Avatar und Titanic sind auf ihre Art gute Filme. Was den Filmen ab T2 tatsächlich abgeht, ist diese finstere, dreckige Note sowie die kompromisslose Härte. Wobei das streng genommen auch nur für Terminator und Aliens gilt.

Ich bin und war auch nie ein Fan von Animationsfilmen, sie lassen mich meist kalt. Ich finde auch, dass nichts ein "echtes" Gesicht und einen lebenden Darsteller ersetzen kann. Auch einer der Gründe warum ich The Irishman von Scorsese nicht mag, obgleich der insgesamt eine üble Schlaftablette ist.

Die blauen Avatare berühren mich ebenfalls kaum und tatsächlich ist auch für mich Langs Charakter die interessanteste, griffigste und lebensechteste Figur.

Und sicherlich ist der eigentliche Plot nicht sonderlich gewitzt oder gar anspruchsvoll, zudem die fesselnde Spannung von Aliens oder auch The Abyss fehlt. Die Avatar-Filme leben von ihrer fantastischen Optik und Tricktechnik und zeigen die entsprechenden aktuellen Möglichkeiten auf allerhöchstem Niveau. Dass dahinter nur eine handelsübliche Indianer äh Ureinwohner-Geschichte steckt kann man kritisieren, mich hat es nicht fundamental gestört. Da stossen mir die dogmatisch und missionarisch vorgetragenen Ökobotschaften schon saurer auf, aber das ist persönliche Disposition.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

448
Camerons Kino ist ein Kino des Spektakels. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber so sind seine Filme aufgebaut. Obwohl sie alle im Kern ein anthropozentrisches Weltbild in ihr Zentrum rücken und gewissermaßen propagieren, ist Cameron in erster Linie ein Techniker, ein Schausteller, ein Zirkusdirektor, der in seiner Manege die großen Bilder sucht, die großen Effekte, das ganz große Spektakel. Die Geschichte ist ein Mittel zum Zweck, denn Spektakel als solches hat keinen Wert, wenn es nicht mit Bedeutung aufgeladen wird (dann macht man Filme wie Zack Snyder). Cameron nutzt die Methoden des filmischen Geschichtenerzählens, um den Bildern eine Bedeutung zu geben, aber sein Ziel sind die Bilder. Wir können uns darüber streiten, wie gut ihm herkömmliches Storytelling in welchem Film gelingt, aber für mich ist das die Funktionsweise Cameron'scher Filme. "Avatar 1" und "True Lies" würde ich daher wohl zu seinen schwächsten Werken zählen, weil es ihm da kaum gelingt, Geschichte und 'Erlebniswelt' ineinander greifen zu lassen. Der erste "Avatar" hatte Passagen, in denen er für mich nicht wirklich über den Status einer glorifizierten Tech-Demo hinauskommt, in denen die Beziehung aus Technologie und Erzählung sich nicht ausgewogen darstellt.

"Avatar 2" ist jetzt kein Beispiel für großartige Erzählkunst, aber in so vielen Bereichen seinem Vorgänger überlegen, dass mir im Kino die Spucke wegblieb. Ich würde den locker in Camerons Top 3 zählen. Das letzte Drittel ist eines der (wenigen) besten Beispiele der letzten 15 Jahre für charaktergetriebenes Actionkino. Ehrlich gesagt sehe ich das erzählerisch locker auf einem Niveau mit "Aliens". Wie Cameron da zig Motive und Figuren vereint und sich das alles in Bildern entlädt (was der entscheidende Punkt ist), ist für mich mustergültig. Und ja, Stephen Lang ist da ein Highlight, und seine Cameron'sche Version der "Ach, armer Yorick"-Rede hat mich ordentlich grinsen lassen. Aber der Film hat so vieles zu bieten, er ist vor allem eben eine echte Erlebniswelt, wie man sie nur im Kino bekommt. Es ist ein Kino der Attraktionen, und darauf muss man sich einlassen können. Ich bin mir sicher: Wer über den Eindruck digitalen Bildern zuzuschauen nicht hinauskommt, kann diesen Film nicht erfühlen. Das meinte ich im letzten Beitrag, Anatol. Ich glaube nicht, dass man "Avatar 2" richtig erlebt hat, wenn man das Spektakel als solches nicht nachempfindet.

Der von mir sehr geschätzte David Ehrlich schrieb über den Weg des Wasser, es sei "die entrückteste, beeindruckendste Rückkehr zum Kino der Attraktionen, seit Godard in "Goodbye to Language" mit der 3D-Doppelbelichtung experimentierte", und ich denke, da ist für mich einiges dran.

Ein großer Erzähler ist Cameron für mich nie gewesen, aber ein sehr großer "Bauer von Bildern und Szenen", und da ist "The Way of Water" in großen Teilen sein Magnum Opus. Was mich überrascht hat, da ich den Vorgänger (der eben immer auch ein wenig die Schlumpf-Version vom arabischen Lawrence blieb) deutlich / massiv niedriger wertschätze.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

449
Kann ich alles nachvollziehen und vielleicht steckt in meiner persönlichen Beziehung zu Camerons Jim dann auch der von mir im ersten Beitrag bereits angeklungene Denkfehler drin. Nämlich, dass ich Cameron in seiner ersten Karrierephase für etwas geschätzt habe, dass er eigentlich so nie wirklich im Sinn hatte. Denn es ist bei weitem nicht nur die Action und das Spektakel, was mich an seinen Filmen 2-4 bis heute so begeistert. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber Storytelling und Figurenzeichnung sind für mich vermutlich so ziemlich die wichtigsten Dinge, die von einem Film erwarte. Und diesbezüglich können mich seine Filme 2-4 eben dann tatsächlich deutlich mehr begeistern, als alles danach. Bei Titanic funktioniert das zB in der ersten Hälfte auch noch ganz gut, bevor in Hälfte 2 dann eigentlich nur noch ein handlungs- und charakterarmes Spektakel dominiert. Wenn ich hier zB zum Vergleich meinen heiss und innig geliebten Abyss heranziehe, dann stelle ich fest, dass dieser durchgängig figürlich und handlungstechnisch durchwoben ist, zumindest in der Kinofassung. Denn auch in Camerons ureigener Langfassung ist das letzte Drittel diesbezüglich sehr überschaubar gehalten. Es ist wohl tatsächlich so, dass ich den frühen Cameron für Dinge geschätzt habe, die er nur bedingt zu verantworten hatte und die "reinen" Cameronschen Filme, also eben die, bei denen das Spektakel über allem steht, nicht so recht kompatibel mit meinen Erwartungen sind. Das geht bereits mit T2 los, mehr noch mit True Lies und bei allem danach sowieso.
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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

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Bin da ganz bei Anatol sehe es aber noch viel dramatischer.
neben all den von Anatol angesprochenen Problemen finde ich gibt es noch ein viel größeres Problem, welches nämlich das Gegenteil von dem ist, was Hille in den Filmen sehen will. Ich finde nämlich, die Pandora Welt ist auf erbärmliche Weise unkreativ.
Nix Spektakel, nix Kreativität, nichts was mir den Atem raubt. Das ist Fantasy/Video Game Dutzendware.
Noch schlimmer: Alles was er als Außerirdisch zeigt, ist erschreckend nahe an Dingen aus der irdischen Realität. Ich meine, warum kreiere ich eine völlig fremde Welt für 300 Mio, wenn sie am Ende aus fotorealistischem Wasser besteht, in dem sich leicht veränderte Wale bewegen? Wälder die aussehen wie der Amazonas-Urwald mit ein paar phosphorizireenden Pflanzen und Nashorn-Dinos?

Ganz ehrlich: Mir ist das alles in jeder Hinsicht zu wenig. Zu wenig Story, zu wenig Charakter, zu wenig Einfälle, zu wenig Fantasy,...

Teil 1 hat mich eigentlich dort überzeugt, wo man mit und durch die Hauptfigur eine neue Welt erkundet hat. Etwa der Moment, wo er das erste mal vom Felsen aus fliegt. Das ist in 3D dann wirklich so ein Moment wo du sagst "wow!". Aber das nutz sich dann auch ab und ist vor allem zu wenig für 6 Stunden
Zuletzt geändert von danielcc am 7. Dezember 2023 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
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