Oscar-Film-Aufhol-Aktion die Erste:
Triangle of Sadness - Im Unterschied zu meiner kürzlichen Feststellung
ollistone hat geschrieben:
Ich habe am Wochenende zwei Filme nachgeholt, die bei der Kritik nicht so gut wegkamen, die ich allerdings gar nicht mal so schlecht fand, worüber ich Meckerfritze selbst ein wenig überrascht bin.
fühle ich mich wieder zurück in meiner gewohnten Rolle - so toll fand ich den nämlich nicht. Nicht so toll, wie man angesichts einer Goldenen Palme und einer Oscar-Nominierung als bester Film erwarten dürfte, und mindestens 20 Minuten zu lang obendrein. Dass ich Östlunds "Höhere Gewalt" deutlich pointierter und psychologisch raffinierter fand - geschenkt.
Triangle ist so ein Film, der nicht schlecht beginnt, durchaus zu unterhalten versteht, bis sich irgendwann die Erkenntnis durchsetzt, dass das leider doch nicht der große Wurf ist.
Kapitel 1, die Szenen einer Beziehung zwischen zwei Models / Influencern, fand ich noch am interessantesten, die Kreuzfahrt (Kapitel 2) sorgte für einige gute Lacher und interessantes Personal, wobei ich schon irritierend fand, dass Östlund seine beiden Hauptdarsteller mehr oder weniger im Stich lässt und sich anderen Figuren zuwendet. Das Klassenkampf-Rededuell am Bordmikrofon fand ich nervtötend und die Kotz- und Scheißeorgie einfach ekelhaft. (Das habe ich noch nie gemocht, ich will auf der Leinwand einfach niemanden kotzen sehen, Punkt.) Warum die Berben mit an Bord war, muss man vielleicht die deutsche Filmförderung fragen, Harrelson konnte als besoffener Kapitän durchaus punkten. Der finale Akt (Achtung: Satire!) war mir viel zu plump in seiner Umkehr der Klassenverhältnisse. Nicht alles, wo Satire drauf steht, ist auch entsprechend klug gemacht, subtil geht anders.
Den inhaltlichen Bruch zwischen Kapitel 2 und 3 kann man verzeihen. (Warum greifen im Mitelmeer afrikanische Piraten an, was genau passiert da an Bord, warum sind bis auf sechs Überlebende alle tot - darüber erfahren wir nichts, müssen wir vielleicht auch nicht). Was uns aber Östlund eigentlich am Ende erzählen will, ist mir nicht ganz klar. Schön sein ist oberflächlich, reich sein pervers? Mag sein, hatte man aber schon geahnt. "Der globale Süden", repräsentiert durch eine philippinische Putzfrau, mag arm sein, kann aber immerhin Fische fangen. na bitte. Nö, das war mir erzählerisch nicht stimmig genug und inhaltlich zu plakativ.
Triangle wirkt auf mich wie ein Film, der Potential zu mehr gehabt hätte, aber irgendwie ohne Kompass bei Windstille dahintreibt, was manchmal wirklich witzig ist, aber dann doch zu wenig. Handwerklich gefielen mir übrigens die langen, ruhigen Einstellungen, die Östlund wählte.
"Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen."