Welches sind eure zwei Lieblingsfilme von Sam Peckinpah?

The Deadly Companions (Keine Stimmen)
Ride the High Country (Keine Stimmen)
Major Dundee (Keine Stimmen)
The Wild Bunch
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (38%)
The Ballad of Cable Hogue (Keine Stimmen)
Straw Dogs (Keine Stimmen)
Junior Bonner (Keine Stimmen)
The Getaway (Ein Mann Explodiert) (Keine Stimmen)
Pat Garrett & Billy the Kid
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
Bring me the Head of Alfredo Garcia
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (25%)
The Killer Elite (Keine Stimmen)
Cross of Iron
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (13%)
Convoy (Keine Stimmen)
The Osterman Weekend (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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So, nun auch ein etwas kürzeres Fazit zu Steiner, mehr ist zeitlich leider nicht drin. Ich hatte ihn lange nicht gesehen, war aus der Erinnerung jedenfalls nicht begeistert, woran sich nicht viel geändert hat.

- insgesamt ein guter, aber sicher kein herausragender Kriegsfilm (den Begriff "Antikriegsfilm" lehne ich ab), der dem Krieg erkennbar kritisch begegnet;
- James Coburn ist zu alt für die Rolle (mindestens optisch), macht aber seine Sache sehr gut und ist der Fixpunkt des Films;
- das ist auch nötig, denn Steiner hat eine etwas lose Dramaturgie, wirkt in vielen Teilen episodenhaft;

- gestört haben mich zwei Dinge: man hat vor allem in den Unterstand- Bunkerszenen immer das Gefühl, man befände sich auf einer Theaterbühne; darüber hinaus wirken die Kriegsszenen aufgrund Peckimpahs deutlich erkennbaren Stils zwar kraftvoll, aber nicht sonderlich realistisch (ich bin auch kein großer Freund von Zeitlupen in Kriegsfilmen (dieses Stilmittel passt für mich in diesem Genre nur selten und schon gar nicht in der Häufigkeit, wie hier eingesetzt), das hat z.B. Spielberg in James Ryan (den ich ansonsten als schwächer einstufen würde) deutlich besser hin bekommen; anders ausgedrückt, die Action ist hier zu ästhetisch;

- eher wenig konnte ich mit der Figur von James Mason anfangen, der schwadroniert im russischen Bunker anno 1943 von der Stunde Null und vom Wiederaufbau eines (demokratischen) Deutschlands (erinnert mich an einen ähnlichen Anachronismus in einigen bundesdeutschen Kriegsfilmen der 50er Jahre); hier ist ganz deutlich die Enstehungzeit erkennbar, historisch wirkt das mindestens gekünstelt und vor allem wenig glaubwürdig; wieder drängt sich der Eindruck des theaterhaften auf;

- stark sind - wie oft bei Peckinpah - die Duelle der Protagonisten, hier Steiner/Coburn vs Stranski/Schell; beide Figuren sind auch ambivalent genug, um interessant zu bleiben;
- sehr gut gelungen ist auch die Umsetzung der radikalen psychologischen Auswirkungen des Krieges auf die Soldaten, nicht nur am Beispiel Steiners;

Insgesamt also ein eher guter Kriegsfilm, der aber inzwischen deutlich an seine Entstehungszeit und an seinen Regisseur erinnert, womit er als historisches Zeugnis zwar interessant ist (und bleibt), aber seiner porträtierten Zeit nicht nahe genug kommt.
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Also das Thearterhafte bei den Szenen im Unterstand ist mir nie aufgefallen. Meinst du das in Bezug auf die Ausstattung? Sieht für mich glaubwürdig nach nem Unterstand aus, könnte da wirklich nix bemängeln.

Bezüglich der Mason-Figur: wie bereits geschrieben sehe ich diese in Kombination mit den Figuren von Coburn und Schell nicht zuletzt auch als Gegenpole oder wenn man so will als Stellverteter unterschiedlicher Soldatentypen. Entsprechend sind diese dann auch eher extrem dargestellt in ihren Eigenschaften und Ansichten. Nicht, dass es dies so nicht auch fraglos in real gegeben hätte, aber es ist sicherlich auch eine bewusste figürliche Verdichtung, um die Unterschiede klarer herauszuarbeiten. Die von Masons Brandt geäusserten Ansichten mögen im Sommer 1943 (noch) nicht unbedingt mehrheitsfähig im Offizierskorps der deutschen Wehrmacht gewesen sein, aber gegeben hat es die seinerzeit ja (wobei es eher etwas unwahrscheinlich wirkt, dass er seine Ansichten derart offen äussert, gerade gegenüber dem ihm zu dem Zeitpunkt ja noch weitgehend unbekannten Stransky). Von daher habe ich aus den genannten Gründen da auch nicht wirklich was auszusetzen.

Bzgl. Coburns Alter: die Frage ist in solchen Fällen ja immer, ob es dem Film schadet. Das diesbezügliche Paradebeispiel ist vermutlich John Wayne und James Stewart in Liberty Valance, in welchem sie beide rund 30 Jahre zu alt sind, der Film aber trotzdem problemlos funktioniert bzw. sogar vom reifen Charisma der beiden profitiert. Bei Coburn sehe ich das ganz ähnlich: er mag nüchtern betrachtet zu alt für die Rolle sein, es wirkt sich meiner Ansicht nach aber nie negativ aus. Zumal sein verwittertes Äusseres sogar ganz gut die Ausgebranntheit der Soldaten nach Jahrelangem Fronteinsatz unterstreicht. Zudem ist der Film ja auch ansonsten eher mit mittelalten Darstellern besetzt, wodurch Coburns Alter nie so wirklich heraussticht wie z.B. in Sam Fullers Meisterwerk The Big Red One, in welchem Lee Marvin im Kontrast zu Luke Skywalker & Co. tatsächlich wie ein Opa wirkt - was dem Film trotzdem ebenfalls überhaupt nicht schadet, sondern im Gegenteil eine echte Stärke ist (und konzeptionell gewollt ist). Von daher auch hier alles ok für mich. :)
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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So, hab jetzt seit Ewigkeiten mal wieder Convoy gesehen. Als Kind mochte ich den gar nicht, weil furchtbar langweilig. Inzwischen sehe ich ihn aber positiver. Als Roadmovie gar nicht mal so gelungen, jedenfalls stellt sich das wohlige Sehnsuchtsgefühl das ich häufig hei solchen Filmen empfinde (zuletzt wieder bei Paris Texas) nicht ein. Als Abenteuerfilm, der noch einmal die gute alte Zeit feiert, beziehungsweise "Helden", die nicht mehr in die Neue passen, hat er aber durchaus Qualitäten. Überhaupt ist er vor allem als Zeitgeistporträt oder von mir aus auch als Stimmungsbild der 70er Jahre interessant. Ich kann mir vorstellen, dass er bei jemand der in dem Jahrzehnt seine Jugend oder junge Erwachsenenzeit durchlebt hat, noch einmal deutlich intensiver wirkt. Bei mir klappt das nicht, wie eigentlich bei allen 70er Filmen sehe ich das eher distanziert, jedenfalls nie emotional.

Thematisch ist das trotz aller Oberflächlichkeiten ein typischer Peckinpah (auch handwerklich), wenn auch insgesamt leichter gewichtet als bei vielen anderen Filmen. Allerdings sind die Trucker als Chiffre für die letzten Cowboys zumindest aus meiner Sicht nicht die beste Wahl. Aber diese Parallele hat ja nicht nur Peckinpah bemüht. Darstellerisch werden hier auch keine großen Glanzpunkte gesetzt, Kristofferson ist zu wenig charismatisch und McGraw sieht wie immer vornehmlich gut aus (wobei die grausige Frisur hier einiges "zerstört" ;)), mehr nicht. Verlass ist aber mal wieder auf Ernest Borgnine (Sheriff) und Burt Young (Trucker-Freund), die aus ihren schablonenhaften Figuren eine Menge raus holen.

Fazit: Gesellschaftskritische Themen werden mehr angerissen, im Mittelteil hängt der Film etwas durch und das positive Ende kann auch nicht so ganz befriedigen. Insgesamt mehr eine entspannte Fingerübung, aber nichts definitiv Empfehlens- oder Erinnerungswertes. Vielleicht so knappe 6/10.
http://www.vodkasreviews.de

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Re: Passion & Poetry - Die Filme von Sam Peckinpah

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Und mal wieder eine neue Ausgrabung, und es ist ein TV Western von 1966/67 namens That Lady Is My Wife, die man hier anschauen oder auch runterladen kann: https://rarefilmm.com/2023/02/the-lady-is-my-wife-1967/

Die Bildqualität ist mies, sieht nach einer 4. Generation VHS Aufnahme aus, aber ich konnte genügend erkennen. Ich dachte immer aufgrund des Titels, es sei "nur" ein Melodrama, aber es ist ein "richtiger" Western, wenn auch sicher eher Drama als Action Film, jedoch mit ein paar bizarren Ideen wie vor allem einem Billardspiel zu Pferd. Es gibt auch eine Zeitlupenszene (keine Gewalt diesmal) und eine total überraschende Schießerei, die so schnell geschnitten ist, daß alle QoS Hasser weinen werden. Ich wüsste jetzt gerade keinen anderen Film aus der damaligen Zeit der eine solche rapide geschnittene Schießerei enthält. Aber auch inhaltlich hat der 46 min Film einiges zu bieten, inszenatorisch sowieso.