Eloquence of Cinema – Die Filme des Orson Welles

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"Der Intellektuelle ist der Todfeind aller Darstellenden Künste", warnte er einst, und verkündete zudem: "Die Idee, einen Film zu inszenieren, ist eine Erfindung der Kritiker - die ganze Eloquenz des Kinos wird im Schneideraum erreicht." Nun: Er muss es wissen! Orson Welles gilt als einer der einflussreichsten Regisseure des Kinos. Er war ein Multitalent, als Regisseur, Autor, Schauspieler gleichermaßen begabt, außerdem galt er als enfant terrible. Sein offizielles Ouevre wirkt im Direktvergleich zu Zeitgenossen wie John Ford, Howard Hawks oder Robert Aldrich eher überschaubar, ist aber durchsetzt von Klassikern und anerkannten Meisterwerken der Filmgeschichte. Bevor er jedoch das Kino aufmischte, revolutionierte er zuerst die Welt des Theaters. Dort begann er Anfang der 1930er seine Schauspielkarriere und mauserte sich schnell zum Regisseur für Shakespeare-Adaption. Seine Version von "Julius Caesar" war für ihre Zeit bemerkenswert: Welles erneuerte den Text und verwob dutzende damalige zeitgenössische Themen in den Stoff (darunter die Weltwirtschaftskrise) und bezog sogar das Publikum direkt in die Inszenierung mit ein. Noch bahnbrechender war nur seine Theaterinszenierung von "Macbeth", die als "Voodoo-Macbeth" in die Geschichte einging: Er änderte kein Wort des Originaltextes, ließ das gesamte Stück aber durch ausschließlich Schwarze Schauspieler aufführen, die in "Voodoo"-Kostümen der haitianischen Kultur gekleidet waren. Dem sensationellen Erfolg des Voodoo-Macbeths wegen gründeten er und sein Freund John Houseman schließlich in New York City die Theatergruppe "Mercury Theatre".

Im Zusammenhang damit entstand seine erste "Filmproduktion", bei der es jedoch 75 Jahre dauerte, ehe sie veröffentlicht wurde. Welles inszenierte 1938 für die Bühne das Stück "Too Much Johnson" und wollte es mit Filmelementen kombinieren. Drei Kurzfilme entstanden, die jeweils zu Beginn jedes Akts als Prologe gezeigt werden sollten. Das Stück kam letztlich auf die Bühne – jedoch ohne die Filmsegmente (in denen u.a. Joseph Cotten mitspielte). Der Grund: Paramount Pictures besaß damals die Filmrechte an dem Stück, sodass die Segmente nicht gespielt werden durften. Lange galten diese Kamera-Inszenierungen von Welles als verschollen, erst 208 entdeckte man eine Kopie des Films in einem italienischen Lagerhaus. Nach aufwendiger Restaurierung des Materials wurde es im Oktober 2013 schließlich beim Pordenone Silent Film Festival uraufgeführt. Im selben Jahr kam es noch zu einem anderen, heute sagenumwobenen Zwischenfall: Welles adaptierte den H.G. Wells Roman "Der Krieg der Welten" in Form einer fiktiven Reportage als Hörspiel, gesendet wurde dies beim Radiosender CBS am Abend vor Halloween. Statt wie im Roman in England siedelte Welles die Geschichte in New Jersey an. Legenden zu folge sollen damals Radiohörer das Hörspiel nicht als solches erkannt haben, sodass es zu einer Massenpanik kam, da die Zuhörer von einer tatsächlichen Invasion durch Außerirdische ausgingen. Heute gilt als umstritten, welche Auswirkungen das Hörspiel tatsächlich hatte und ob viele Berichte über Angststörungen bei Hörern bis hin zu Suizidversuchen nicht bloße Erfindungen der Boulevardpresse waren.

Die Produktionsfirma RKO Pictures schließlich lockte Welles nach Hollywood und stellte ihm eine "Carte Blanche" aus: Er konnte einen Film seiner Wahl drehen, komplett unabhängig von äußeren Einflüssen. Sein Plan sah vor, den Roman "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad zu adaptieren, doch als sich dort enorme Schwierigkeiten türmten, suchte er sich eine andere Vorlage: Das Leben des Medienzaren William Randolph Hearst. Ein Orson Welles macht dabei keine halben Sachen: Vom Drehbuch über die Regie bis zur Produktionsleitung nahm er an allen kreativen Schritten des Films teil, spielte sogar vor der Kamera die Hauptrolle. Sein Film sollte 1941 erst kommerziell nur wenig Beachtung finden, gilt heute jedoch aber als einer der besten und bedeutendsten Filme aller Zeiten: "Citizen Kane". Vieles ist über diesen Film geschrieben worden, klar ist: Bis heute beweist dieses Meisterwerk von Welles eine erstaunliche Frische und Gegenwärtigkeit. Er vermengte dutzende Stilmittel miteinander, die in dieser Kombination damals noch eine echte Neuerung waren, und holte sich seine Einflüsse von überall. Unverkennbar sind viele Einstellungen aus dem deutschen Expressionismus heraus beeinflusst, Welles selbst gab zudem "Ringo" von John Ford als Quelle der Inspiration an (er soll ihn vierzig Mal geguckt haben während der "Citizen Kane"-Dreharbeiten". Auch Elemente seiner Theaterzeit rettete er ins filmische Korsett, so finden Überblendungen in "Citizen Kane" nach dem Prinzip einer Bühnenshow statt: Ein Teil des Bildes wird nicht mehr beleuchtet, während ein anderer angestrahlt wird, um die Augen des Publikums zu führen. François Truffaut lässt sich so zitieren: "Alles, was im Kino nach 1940 Bedeutung hat, ist von Citizen Kane beeinflusst." Und schon 1941 erkannte ein Kritiker der New York Times: "Tatsächlich kommt er dicht daran, der sensationellste Film zu sein, der je in Hollywood produziert wurde." Welles durfte sich gemeinsam mit Herman J. Mankiewicz schließlich den Oscar für das "Beste Originaldrehbuch" abholen, in acht weiteren Kategorien gewann der Film trotz Nominierung nicht. Seine Oscar-Dankesrede wurde damals während der Verleihung mit Buhrufen begleitet. Man munkelt, es habe eine Einflussnahme von William Randolph Hearst gegeben, der sich durch "Citizen Kane" geschmäht fühlte.

Es folgten weitere Filme, die heute bei Cineasten für leuchtende Augen sorgten – obgleich keiner von ihnen kommerziell die Kassen so recht klingeln ließ. "Der Glanz des Hauses Amberson" gilt heute noch als Meisterstück, dabei nahm man den Film im Entstehungsprozess Welles aus der Hand, entfernte über 50 Minuten, forderte neue Filmmusik an. "Als sei sie von einem Rasenmäher geschnitten worden", kommentierte der Maestro das, was von seinem Endprodukt übrig blieb. Mit ähnlichen Problemen musste sich Orson Welles immer wieder rumschlagen. Als er 1947 seinen Film noir "Die Lady von Shanghai" fertigstellte, war Produzent Harry Cohn dermaßen entsetzt über das Endprodukt, dass er demjenigen 1.000 Dollar bot, der ihm die wirre und unverständliche Handlung erklären könne. Welles selbst ließ sich von Cohn so sehr verunsichern, dass viele Szenen neu gefilmt und umgeschrieben wurden. Am Ende schnitt man ein 150 Minuten Werk auf 87 Minuten runter. Zweimal nahm sich Welles danach Shakespeare auf der Leinwand an, vielleicht auch im Glauben, hier würde man ihm wenigstens nicht in den Text reinreden. Sein "Macbeth" gilt als eine der bizarrsten Adaptionen des britischen Dichters, wenn in schrägen Pappmaschee-Kulissen die kostümierten Darsteller asketisch auftretend die Verse vor sich her murmeln. Seine folgende "Othello"-Verfilmung geriet wieder außer Kontrolle. Die Dreharbeiten dauerten gar drei Jahre, der Produzent meldete mitten im Entstehungsprozess Insolvenz an, und selbst Welles konnte mit seinem eigenen Geld das Projekt nur schwerlich über Wasser halten. Aus über drei Stunden Filmmaterial schnitt Welles schließlich einen 91-Minüter. Aber so entsteht ja die Eloquenz des Kinos …

Man könnte noch viel über ihn erzählen. Dass er etwa 1949 als Harry Lime im brillanten Noir "Der dritte Mann" von Carol Reed zu einem der berühmtesten und prägnantesten Schurken der Filmgeschichte wurde. Dass er 1958 mit "Im Zeichen des Bösen" einen Roman adaptierte, den er eigenen Angaben nach nie las und dabei jenen Film drehte, von dem man heute gerne sagt, er habe die Schwarze Serie, den "klassischen" Film noir zu Grabe getragen – übrigens war es auch der Film, der ihn aus Hollywood vertrieb, als ihm dort wieder die Bevormundung durch Studiobosse ereilte. Später in Europa nahm er sich nach Shakespeare noch Franz Kafka an ("Der Prozess", 1962) und mehrere seiner späten Werke erst viele Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurden. Seinen letzten Film, mit dem in den 80er Jahren sein Comeback plante ("The Other Side of the World") konnte er aufgrund seines Todes 1985 nie fertigstellen, erst 2017/18 kam es dank Netflix zu einer fertigen Schnittfassung und Veröffentlichung. Verrückt auch bloß, den Film zu nennen, in dem er seinen letzten Auftritt hatte: "Transformers – Der Kampf um Cybertron", eine Zeichentrickverfilmung der gleichnamigen Hasbro-Actionfiguren, in dem Orson Welles dem gottähnlichen Roboter-Alien Unicron seine markante Stimme lieh. Die Veröffentlichung des FIlms erlebte er nicht mehr mit.

Visionär, innovativ, unberechenbar, nie kompromissbereit – vieles ist Orson Welles gewesen. Vor allem aber eines jener Genies, ohne die das Kino definitiv um einer ihrer markantesten Stimmen ärmer wäre. Eine Stimme, die es u.a. in den James-Bond-Kosmos schaffte, wenn auch nur in der Spoof-Komödie "Casino Royale" von 1967 (er spielte dort den Le Chiffre), dafür aber dem Star-Wars-Universum verwehrt bleib. Obwohl man zwar ursprünglich darüber nachdachte, ihn für diese rein sprachliche Rolle zu wählen, entschied man sich letztlich für ein damals weniger bekanntes Organ – und so wurde nicht er, sondern James Earl Jones zur ikonischen Stimme hinter Darth Vader.
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Bei solchen Fragen macht es immer Sinn erst Mal die OFDB zu konsultieren:

https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=374926

Allerdings, einen DC im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Die längere Fassung von 1998 enthält auch Szenen die nicht von Welles stammen, die ein Dutzendregisseur noch nachgedreht hat, und die mir sofort ins Auge fielen, weil sie so offensichtlich anders waren als der extravagante Welles Stil.

Hmm, für die Unterschiede zwischen der Preview- und der 98er Fassung müsste ich selber noch mal irgendwo nachlesen, aber Tante Wiki fragen hilft auch oft weiter:
https://en.wikipedia.org/wiki/Touch_of_ ... storations

Wieauchimmer, eigentlich in allen Fassungen ein 10/10er ...

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Maibaum hat geschrieben: 27. Dezember 2022 22:58 Bei solchen Fragen macht es immer Sinn erst Mal die OFDB zu konsultieren:
Ich vertraue halt eher auf die MFDB...

Könnte ja sein dass nur die Kinofassung der Real Deal ist. Oder dass der Film erst im sogenannten DC formvollendet daherkommt. Und selbst wenn das keine allzu grosse Rolle spielt, wäre ich froh um eine Empfehlung (auch eine rein instinktive).

Wie es aussieht gibt es die beiden längeren Fassungen sogar noch in je zwei unterschiedlichen Bildformaten (1.37 und 1.85) was es auch nicht leichter macht, ohje.
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Ja, stimmt, aber der Film ist mit Sicherheit von der Bildgestaltung her auf 1,85:1 angelegt worden, denn damals war das eines der Standard Kinoformate, und es wäre verrückt gewesen das auf 1,37:1 auszulegen, dann dann würden im Kino eventuell die Köpfe der Charaktere nicht zu sehen sein.
in 1,37:1 habe ich ihn ja früher im TV gesehen, aber das würde ich jetzt nicht mehr machen.

Jedenfalls macht es sicher am meisten Sinn die rekonstruierte Fassung zu schauen, da diese aus dem vorhandenen Filmmaterial die Fassung erstellt hat die Welles Vorstellungen am Nächsten kommt. Denn die basiert auf sehr ausführlichen schriftlichen Erläuterungen von Welles wie man den Film schneiden sollte

Und dann kann man bei unterschiedlichen Fassungen auch immer mal schauen ob es unter Schnittberichte.com dazu etwas gibt, und siehe da, wenn du die Langfassung gewatcht hast, dann kannst du dir hier einen detaillierten Überblick über die Unterschiede zur Kinofassung verschaffen:

https://www.schnittberichte.com/schnitt ... hp?ID=2507

Da ist dann auch eine Übersicht dabei wie die verschiedenen Fassungen entstanden sein könnten, aber nur könnten, denn bei so vielen involvierten Personen gibt es auch ungefähr ebenso viele "Wahrheiten" über den komplizierten Entstehungsprozess des Meisterwerks.

Wobei ich noch empfehlen möchte, die brillante Eröffnungsszene des Films solltest du unbedingt auch in einer der anderen Fassungen schauen, da die Langfassung dafür auf die tolle jazzig pulsierende Musik verzichtet, und das ist wie Pat Garrett ohne den Knockin on Heavens Door Gesang oder die 2001 Weltraumszenen ohne den Donauwalzer oder den Apo Now Hubschrauberangriff ohne den Walkürenritt, das geht nicht, das tut weh ...

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Maibaum hat geschrieben: 28. Dezember 2022 10:06 Ja, stimmt, aber der Film ist mit Sicherheit von der Bildgestaltung her auf 1,85:1 angelegt worden, denn damals war das eines der Standard Kinoformate, und es wäre verrückt gewesen das auf 1,37:1 auszulegen, dann dann würden im Kino eventuell die Köpfe der Charaktere nicht zu sehen sein.
in 1,37:1 habe ich ihn ja früher im TV gesehen, aber das würde ich jetzt nicht mehr machen.
Ich bin kein TOE-Experte, aber bist du dir da sicher? Für mich sieht das in 1,85 doch sehr eingezoomt aus:

https://caps-a-holic.com/c.php?go=1&a=0 ... 87&i=6&l=0

1,37:1 war zu der Zeit zwar eigentlich bereits abgelöst, aber Welles ist als Filmemacher ja mit dem Format gross geworden und vielleicht hat er TOE bewusst oder unbewusst doch auf 1,37:1 ausgelegt?

A propos TOE: ich habe gestern quasi als inoffizielle Samarathon-Runde Sierra Charriba geschaut und da gibt es ja eine witzige Anspielung auf TOE wenn Jimmy Coburn zu dem verwundeten Chuck Heston meint, er solle sich in der mexikanischen Stadt lieber nicht in der Öffentlichkeit zeigen, da er kaum als Mexikaner durchgeht. :lol:
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Na ja, sicher ist da gar nichts, aber gerade in den USA war 1953 nach Einführung von 2,35:1 das klassische 1,37:1 innerhalb von wenigen Monaten verschwunden, und da wurden schon einige Filme im falschen Format ins Kino gebracht, und bei dem Western Escape from Fort Bravo etwa sieht das 1,85:1 meiner DVD für mich falsch aus, und bei Shane gibt es glaube ich immer noch Diskussionen welches das korrekte Format ist.
Dagegen sah ToE für mich in 1,85:1 nicht falsch aus, soweit ich mich daran erinnere.

Jedenfalls in 1958 musste man damit rechnen, daß fast alle Kinos den dann falsch zeigen, auch wenn 1,37:1 drauf steht.

Jedoch hat man dann ja bei diesem Blu Ray Set die Möglichkeit auszuprobieren, was einem mehr zusagt.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Maibaum hat geschrieben: 28. Dezember 2022 10:06 Wobei ich noch empfehlen möchte, die brillante Eröffnungsszene des Films solltest du unbedingt auch in einer der anderen Fassungen schauen, da die Langfassung dafür auf die tolle jazzig pulsierende Musik verzichtet, und das ist wie Pat Garrett ohne den Knockin on Heavens Door Gesang oder die 2001 Weltraumszenen ohne den Donauwalzer oder den Apo Now Hubschrauberangriff ohne den Walkürenritt, das geht nicht, das tut weh ...
Auweia, dabei hatte ich doch angefangen, zur Langfassung in 1.85 zu tendieren aber deine Vergleiche hören sich gar nicht gut an...
AnatolGogol hat geschrieben: 28. Dezember 2022 11:57 A propos TOE: ich habe gestern quasi als inoffizielle Samarathon-Runde Sierra Charriba geschaut und da gibt es ja eine witzige Anspielung auf TOE wenn Jimmy Coburn zu dem verwundeten Chuck Heston meint, er solle sich in der mexikanischen Stadt lieber nicht in der Öffentlichkeit zeigen, da er kaum als Mexikaner durchgeht. :lol:
Chierra Sariba alias Der Mäjer hätte ich hier sogar vorrätig, aber ob ich den noch einschieben kann um an der inoffiziellen Samarathon-Runde (inoffizieller als es NSNA je sein wird) teilzunehmen ist fraglich, meine filmische Wochenplanung ist ziemlich voll... Hast du noch andere inoffizielle Runden geplant oder schon ausgeführt?

Ich kann mich übrigens nie daran satthören, wenn der eine Kumpel jedes Mal, wenn ToE erwähnt wird sagt: Der Film war schon gut, aber Charlton Heston habe ich den Mex nicht abgekauft! :mrgreen:
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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GoldenProjectile hat geschrieben: 29. Dezember 2022 00:12 Chierra Sariba alias Der Mäjer hätte ich hier sogar vorrätig, aber ob ich den noch einschieben kann um an der inoffiziellen Samarathon-Runde (inoffizieller als es NSNA je sein wird) teilzunehmen ist fraglich, meine filmische Wochenplanung ist ziemlich voll... Hast du noch andere inoffizielle Runden geplant oder schon ausgeführt?
ausgeführt noch nicht, geplant ist zumindest noch ein Samarathon-Exkurs (Spannung, Spannung), der aber mit Peck nur indirekt zu tun hat, aber trotzdem perfekt als "companion piece" zu einer der folgenden Runden passt :wink:
Wobei Junior Bonner hätte ich schon auch mal wieder Lust drauf..
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Casino Hille hat geschrieben: 29. Dezember 2022 03:03 Die 1998er Fassung ist in jeder Hinsicht die beste Version dieses unsterblichen Meisterwerks, das in jeder vernünftigen Top 20 auftauchen sollte. :wink: Zum Glück ist die Musik aus den früheren Fassungen, die Welles so nie haben wollte, dort entfernt worden.
Was Welles wollte oder nicht wollte, daß war bei Welles doch nie so ganz sicher ...

Aber die Szene ist doch absolut stark mit der Musik, und soweit ich mich erinnere ist sie auch nur für die geniale Anfangsszene ausgetauscht worden, oder? Der Score ist doch sonst der Gleiche geblieben denke ich, jedenfalls ist mir da sonst nichts aufgefallen.

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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GoldenProjectile hat geschrieben: 29. Dezember 2022 00:12
Maibaum hat geschrieben: 28. Dezember 2022 10:06 Wobei ich noch empfehlen möchte, die brillante Eröffnungsszene des Films solltest du unbedingt auch in einer der anderen Fassungen schauen, da die Langfassung dafür auf die tolle jazzig pulsierende Musik verzichtet, und das ist wie Pat Garrett ohne den Knockin on Heavens Door Gesang oder die 2001 Weltraumszenen ohne den Donauwalzer oder den Apo Now Hubschrauberangriff ohne den Walkürenritt, das geht nicht, das tut weh ...
Auweia, dabei hatte ich doch angefangen, zur Langfassung in 1.85 zu tendieren aber deine Vergleiche hören sich gar nicht gut an...

Gilt aber nur für die erste Szene, und na ja, du kannst dir ja selber eine Meinung bilden, und das ist sowieso eine Szene zum 1000mal Anschauen.

Das mit dem Dialogbezug aus MD zu ToE ist mir bislang nie aufgefallen, aber jetzt werde ich da bei jeder MD Sichtung dran denken ...

Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Maibaum hat geschrieben: 29. Dezember 2022 15:41
Casino Hille hat geschrieben: 29. Dezember 2022 03:03 Die 1998er Fassung ist in jeder Hinsicht die beste Version dieses unsterblichen Meisterwerks, das in jeder vernünftigen Top 20 auftauchen sollte. :wink: Zum Glück ist die Musik aus den früheren Fassungen, die Welles so nie haben wollte, dort entfernt worden.
Aber die Szene ist doch absolut stark mit der Musik, und soweit ich mich erinnere ist sie auch nur für die geniale Anfangsszene ausgetauscht worden, oder? Der Score ist doch sonst der Gleiche geblieben denke ich, jedenfalls ist mir da sonst nichts aufgefallen.
Ja, aber die 98er Version der Szene ist VIEL stärker. Finde ich. Ist sicher Geschmackssache. Aber im 98er hast du dann eben nur tatsächlich Geräusche von der Straße, und auch nur Musik aus vorbeifahrenden Autos etc. und das ist ganz übermenschlich, wie überhaupt die ganze Szene (und auch der restliche Film), ein klarer 12/10er.

Ich denke, den 98er sollte man kennen, er ist die definitive Version, aber auch die anderen Fassungen sind sehr gut (nur für mich nicht mehr nötig, seit ich den 98er kenne – ähnlich wie mit dem FC bei Apo Now).
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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GoldenProjectile hat geschrieben: 27. Dezember 2022 22:28 Die BD von Touch of Evil enthält drei Filmfassungen. Wer kann mich aufklären?
Weil an Silvester traditionsgemäss immer ein mir bisher unbekannter Klassiker gesichtet wird und weil Barry Lyndon länger dauert als ein einzelnes Kalenderjahr habe ich mich gestern vom dicken Orson betatschen lassen (Langfassung in 1.85).

Die Fotografie, der Kontrast von schwarz-weiss und hell-dunkel, die Kamerapositionen und die Choreographie der Bilder sind wirklich grösstenteils brillant und sorgen für einen sehr stimungsvollen, grimmigen Noir-Thriller. Der motivisch für mich aber nicht wirklich über seine reine Handlungsebene hinausgeht, anders als z.B. Chinatown oder auch Motherless Brooklyn, die ihre reine Krimihandlung als Trittbrett für eine weitere Dimension über die Charaktere und die Handlungswelt benutzen, und das ist etwas, was ich beim Touch nicht wahrnehmen konnte und mich im Anschluss auch tatsächlich gefragt habe, ob ich etwas übersehen hatte. Aber das Ende
Spoiler
Quinlan fälscht Beweise, aber nur bei Schuldigen und dies bestätigt sich auch sogleich am Beispiel Sanchez
ging da irgendwie nicht drüber hinaus. Trotzdem ein gelungener Noir.

Ansonsten war Hestons Auftritt als schnurrbärtiger Mexikaner wesentlich schmerzfreier und auch tatsächlich authentischer als befürchtet. Viel mehr irritiert hat mich tatsächlich der dicke Orson, der seit Third Man vierzig Jahre und hundert Kilo zugelegt hat. Im höheren Alter war der echte Welles doch auch nicht so aufgebläht und hässlich. Und Welles ist zwar auch schon bei Citizen Kane mit hervorragendem Make-up in ganz andere Altersstufen geschlüpft, aber im Touch sieht man oft jede einzelne, hässliche Talgpore in seinem Gesicht, das wirkt erschütternd echt. Dafür war Janet Leigh immer eine der weniger attraktiven Hitchcock-Blondinen für mich, kommt hier aber gleich viel sexier rüber.

Für mich aktuell so im Bereich 8 Punkte.
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Re: Welchen Film habt ihr zuletzt gekauft ?

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Welles hat sich tatsächlich deutlich dicker und unansehnlicher gemacht als er war.

Truffaut hat die Handlung als den Triumph des Mittelmaßes über das Genie interpretiert, und sieht dabei den Polizisten Quinlan als tragische Figur, der die Fälle intuitiv erfasst, und für deren Lösung auch bereit ist Beweise zu fälschen, auch wenn er konkret gar nichts weiß. Scheint der Film zunächst die übliche Handlung zu haben, in der ein integrer Polizist gegen einen übermächtigen korrupten Gegner vorgeht, so dreht der Film das am Ende, in dem er Quinlans Intuition Recht gibt, während Vargas seine eigene Integrität aufgegeben hat, in dem er seine eigenen Ideale verrät um Quinlan zu überführen.

Übrigens auch ein Punkt bei Major Dundee, daß dieser seine eigenen Regeln übertritt, und dann abstürzt.