Ich nehme an, du hast die OV gesehen von Glass Onion, oder? Hat jemand Erfahrung mit der DF? Wie ist Craig da dieses Mal?Casino Hille hat geschrieben: 27. November 2022 12:41Das ist allerdings eine mittelschwere Untertreibung. "Knives Out" war sicherlich nicht ganz so genial konstruiert wie es einige der Agatha-Christie-Krimis sind (insbesondere "Tod auf dem Nil" dürfte hinsichtlich der Auflösung des Falls für mich die Königsklasse sein), aber das war ein kluger Film, der durch seinen herrlich durchdachten Genre-Twist pfiffig rüberkam. Genial an "Knives Out" war ja eben, dass wir es nicht mit einem Whodunnit zu tun hatten, sondern nach circa 30 Minuten erfuhren, wie sich die Mordnacht im Detail abgespielt hat - und von da an wurde "Knives Out" von Agatha Christie zu Alfred Hitchcock, plötzlich fieberten wir nicht mit dem ermittelnden Detektiv mit, sondern mit der vermeintlichen Mörderin, die alles gab, um ihre Spuren zu verwischen. Dass dann in den letzten 20 Minuten der (eher etwas dusselige) Ermittler plötzlich doch noch zum Erklärbärmonolog à la Poirot ansetzte, um uns einen Täter zu präsentieren (und damit wieder ins Whodunnit-Gefilde zu wechseln), war ein für mich toller Moment im Kinosaal, den ich genossen habe. Und auch wenn der Fall und seine Auflösung letztlich sicherlich extrem kompliziert und verschachtelt waren, wurde es doch in sich schlüssig und gekonnt erzählt. So geht das!HCN007 hat geschrieben: 26. November 2022 14:39 iHaveCNit: Glass Onion – A Knives Out Mystery (2022) – Rian Johnson – Netflix
Auch wenn der Plot nicht ganz so clever wie der des Vorgängers ist, hat die gläserne Zwiebel durchaus die ein oder andere interessante Wendung und Entwicklung zu bieten.
"Glass Onion" war für mich nur ein einziges Ärgernis. Der Film wirkt gar wie eine Parodie auf all das, was in "Knives Out" noch wunderbar organisch wirkte und präsentiert wurde. Der Cast an Charakteren bekommt dieses Mal gar nichts zu tun und die Hälfte von ihnen sind so furchtbar eindimensional gezeichnet, dass kein Zweifel daran besteht: Sie sind einzig im Film, um die Verdächtigenzahl in die Höhe zu treiben. Dann versucht Johnson in der Mitte des Films einen ähnlichen Twist wie damals nach dem ersten Akt von "Knives Out", nur das er dafür dieses Mal einerseits das Pacing opfert (weil der Film quasi noch einmal von vorne anfängt) und andererseits (ich versuche es, halbwegs spoilerfrei zu halten) dermaßen viele Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten aneinanderreihen kann, dass ich mich als Krimi-Zuschauer betrogen fühlte. Mehrfach belügt Johnson sein Publikum einfach zugunsten eines banalen Twists (an einer Stelle so schludrig und doof, dass ich es ihm übelnehmen muss), und die letztliche Auflösung des Falls ergibt überhaupt keinen Sinn. Die eine Person, die einfach nicht der oder die Mörder/in sein kann, weil dann der gesamte Plot in sich zusammenfallen würde, stellt sich als der oder die Täter/in heraus - und wie Johnson dann all die Logiklücken und offensichtlichen Dummheiten rechtfertigt, ist - entschuldigt die Härte meiner Wortwahl - faules und selbstverliebtes Storytelling. "Glass Onion" ist nämlich kein Krimi und auch nicht - obwohl er sehr lustig ist und extrem gute Pointen setzt - eine Komödie, sondern eigentlich eine Satire, ein Message-Film, der in den letzten 20 Minuten seine Botschaft so aggressiv mit dem Holzhammer auf das zahlende Kinopublikum einprügeln will, dass ihm auch egal ist, ob er dafür jede Integrität seiner Handlung mit in Stücke schlägt.
Hab ich mich gut unterhalten gefühlt? Teilweise schon. Viele Dialogwitze sind tatsächlich zum brüllen. Daniel Craig ist hier nochmal viel besser als in "Knives Out" und ehrlich gesagt vielleicht so gut wie noch nie. Janelle Monáe spielt ihren Part wunderbar (auch wenn sie mit Ana de Armas aus dem Vorgänger nicht konkurrieren kann, weil der Film ihr weniger Platz einräumt) und sowohl Dave Bautista als auch Kate Hudson und Jessica Henwick machen Spaß. Zumal vieles in "Glass Onion" dann eben doch klug ausgearbeitet ist, aber ironischerweise vor allem die kleinen Details, die cleveren späten Rückbezüge auf Dialoge zu Anfang etc., während der eigentliche Plot, das tatsächliche Drehbuch, eine Katastrophe darstellt - die ich in ihrer Absurdität verzeihen könnte, käme sie am Ende nicht mit dieser ultra belehrenden Botschaft aus der Hölle um die Ecke.
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